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Freitag, 29. Juli 2005
Wochenausblick
Ausgerechnet in Rosa strahlt das Dach gegenüber in meinen neuen Raum ab. Rosa. Also echt.
Die Wände, die Spiegel, die Kristalle, alles hat diesen Schimmer, als ob ein gigantischer Kaugummi von rosa Licht explodiert wäre. Und es dauert sicher noch 10 Jahre, bis das Dach gegenüber so halbwegs vermoost ist.
Also muss nächste Woche ein Vorhang her. Rosa geht gar nicht, bei dem Zweck des Raumes. Da soll ja keiner Rilke lesen.
Die Wände, die Spiegel, die Kristalle, alles hat diesen Schimmer, als ob ein gigantischer Kaugummi von rosa Licht explodiert wäre. Und es dauert sicher noch 10 Jahre, bis das Dach gegenüber so halbwegs vermoost ist.
Also muss nächste Woche ein Vorhang her. Rosa geht gar nicht, bei dem Zweck des Raumes. Da soll ja keiner Rilke lesen.
donalphons, 20:50h
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Wie übersetzt man ein "Herz"?
Ich persönlich gehöre ja zu den Leuten, die nicht an diese seltsame Einteilung an junge, hippe, internetaffine, mobile Mehrsprachler mit viel Zukunft und dumme, alte, netzlosesesshafte Dielaktsprecher ohne Chancen glauben. Das heisst, ich glaube schon, dass es diese Gruppen gibt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Frage ihrer Zukunft nur von ihren am Strassenrand zum PR-Puff verhungernden Gossenjournalisten zwischen SPON über Brand1 zu Junge Karriere so gesehen wird. In der Not malt man sich bekanntlich die schönsten Phantasien aus, kurz vor dem Verdursten kommt die Fata Morgana gleich doppelt so gut.
Vor ein paar Tagen nun brachte jemand aus dem - heute würde man sagen - Old-Boys-Network meines Vaters ein paar Opernkarten vorbei, die es eigentlich nicht gab, und wollte wissen, ob ich mich denn mit Notebooks auskennen würde, es sollte gut und zuverlässig sein und zumindest ein paar Jahre halten. Wir sprachen auch über so Dinge wie WLAN und ob er von verschiedenen Orten aus arbeiten wollte. Nein, meinte er, er braucht ihn nur im Arbeitszimmer. Ob dann nicht vielleicht ein Desktop die bessere Alternative wäre? Nein, meinte er, so einen Kasten kann man nicht wegräumen, er will nicht, dass so ein Ding einfach rumsteht. Er ist einer von denen, die ein paar Tausend in der goldenen Geldklammer mit sich rumtragen. Und einer von denen, bei denen keiner eine abfällige Bemerkung darüber machen würde. Man will ja nicht emigrieren müssen.
So ist das hier. Und wenn dann man ein Film kommt, in die kleine Stadt, die formal eine kleine Grossstadt ist, und der Filmname hat in der Mitte ein Herz, was nach meinem Wissen für Love steht - dann sieht die Schrift über dem Kino so aus:
Formal richtig, nach Weltmassstäben faktisch falsch, aber was geht die Provinz die grosse weite Welt da draussen an, solange die paar Weltmarktführer der Region dort so viel Geld einsacken, dass sich sogar die Malerinnung eine eigene Galerie leisten kann, in der dann die Malermeistersgattinnen ihre Bilder ausstellen. Und an die Honoratioren verkaufen. Verkaufen ist das, was heute bisweilen unter "kooperieren" läuft, wobei beim verkaufen mutmasslich mehr Geld den Besitzer wechselt.
Ohne Internet, natürlich. Bei einem provinziellen Sekt badischer Produktion.
Vor ein paar Tagen nun brachte jemand aus dem - heute würde man sagen - Old-Boys-Network meines Vaters ein paar Opernkarten vorbei, die es eigentlich nicht gab, und wollte wissen, ob ich mich denn mit Notebooks auskennen würde, es sollte gut und zuverlässig sein und zumindest ein paar Jahre halten. Wir sprachen auch über so Dinge wie WLAN und ob er von verschiedenen Orten aus arbeiten wollte. Nein, meinte er, er braucht ihn nur im Arbeitszimmer. Ob dann nicht vielleicht ein Desktop die bessere Alternative wäre? Nein, meinte er, so einen Kasten kann man nicht wegräumen, er will nicht, dass so ein Ding einfach rumsteht. Er ist einer von denen, die ein paar Tausend in der goldenen Geldklammer mit sich rumtragen. Und einer von denen, bei denen keiner eine abfällige Bemerkung darüber machen würde. Man will ja nicht emigrieren müssen.
So ist das hier. Und wenn dann man ein Film kommt, in die kleine Stadt, die formal eine kleine Grossstadt ist, und der Filmname hat in der Mitte ein Herz, was nach meinem Wissen für Love steht - dann sieht die Schrift über dem Kino so aus:
Formal richtig, nach Weltmassstäben faktisch falsch, aber was geht die Provinz die grosse weite Welt da draussen an, solange die paar Weltmarktführer der Region dort so viel Geld einsacken, dass sich sogar die Malerinnung eine eigene Galerie leisten kann, in der dann die Malermeistersgattinnen ihre Bilder ausstellen. Und an die Honoratioren verkaufen. Verkaufen ist das, was heute bisweilen unter "kooperieren" läuft, wobei beim verkaufen mutmasslich mehr Geld den Besitzer wechselt.
Ohne Internet, natürlich. Bei einem provinziellen Sekt badischer Produktion.
donalphons, 19:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 28. Juli 2005
Don´t fuck in the Blogosphere
+++Vorsicht - dieser Text ist nicht für ironieresistente Volldeppen und funktionale Analphabeten geeignet+++
So, you´re in it for the sex - Du denkst, da draussen sind viele Tausend Blogger, die den ganzen Abend vor der Kiste sitzen und niemanden haben, also potenzielle Geschlechtspartner für Dich sind... die Blogosphäre als gigantisches Singlemarkt, und die Blogtexte verraten in etwa, was einen da horizontal mal erwarten wird... von Flickr zum Ficker, billiger und williger als Partneragenturen, ganz ohne 0190er-Nummern... denkst Du. Lass die Finger davon, weil:
1. davor kommt noch eine Menge Mailerei, bei der Du beim ersten klaren Wort schnell als Stalker abgeheftet und eventuell auch gleich gebloggt wirst.
2. Danach kommt ein erstes Real Life Date, das aller Erfahrung nach garantiert nicht im Bett endet. Wüstlinge und Nymphomane ficken am Abend, und wer fickt, bloggt nicht. Und falls jemand beim Geschlechtsverkehr doch bloggen sollte ("Kondom? Pille? Gleitmittel? Subnote? WLAN aktiv? Ok, lass es uns tun Schatzi!") - Finger weg, das kann nicht gut werden.
3. Statt dessen musst Du verbal in Echtzeit beweisen, dass Du tatsächlich so toll, reich, sexy, intelligent, wortgewandt und bedworthy bist, wie Du das in den letzten zwei Monaten für den anderen in Deinem Blog zurecht gelogen hast, mit viel Zeit und Übernahme der besten Geschichten aus Deinem Freundeskreis und dem mit Ärzteromanen reich bestückten Bücherregal sowie den alten GZSZ-, Magnum-, Miami Vice und SATC-Folgen. Du musst Dir keine Vorwürfe machen, die andere Seite war sicher genauso ehrlich.
4. Nehmen wir mal an, Du schaffst es dennoch - oder die andere Seite ist tatsächlich verzweifelt und einsam genug, sich trotz Deiner Lügen darauf einzulassen - sag ehrlich: Ist es nicht etwas seltsam, mit einer Person zu schlafen, die ihr Privatleben im Internet jedem Deppen erzählt, obendrein zumindest Grundbegriffe in HTML beherrscht und ein CMS bedienen kann, also irgendwo in der Psyche einen inneren Geek hat, der mit seiner schleimigen Pizza im Insitutskeller Pornos runterlädt - und mit sowas willst Du ins Bett? OK, wenn Du meinst - sag nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt.
5. Denn was bei Punkt 3. im angezogenen Zustand an einer Bar noch vergleichsweise leicht zu bewältigen ist, ist horizontal und nackt weitaus schwieriger. Du weisst verdammt viel über den anderen, den Namen der Katze und den bevorzugtenKurzschwa RSS-Reader, aber in Bezug auf die bevorzugten Sexpraktiken stehst Du so ahnungslos da wie vor dem Tag, an dem Dein Papa die Sache mit den Bienen, äh, also. Da muss jetzt was kommen, Du musst den über Monaten aufgebauten Erwartungen tatsächlich körperlich entsprechen. Hey, viel Spass dabei - hoffentlich hast Du ein gutes Deodorant.
6. Guten Morgen! Na, wie war´s? Gar nicht so schlimm, ah ja, aber auch nicht der Brüller. So ist es meistens, denk Dir nichts, Dein Partner hat es wahrscheinlich auch nicht besser. Is ja nur Internet, da steht viel drin, was nicht gehalten wird, Blogs sind auch nur just another bloody lie. Was hast Du erwartet? Blogger (abzüglich Vollgeeks und Myblog-BNP-Trägerinnen, also ca. 80% der deutschen Blogosphäre) sind durchschnittliche Leute, da ist auch der Sex nicht der Brüller, und desha - was? Was sagst Du? Du hast da einen Geek oder ein BNP-Schatzi an Deiner Seite? Äh... also, ich, ich, äh wollte im Grunde genommen, äh zu Punkt
7. kommen. Hey, was soll´s, es ist vollbracht, der Spass war gestern Nacht, und heute kommen die echten Probleme. Weil, ganz gleich ob bauchnabelgepierct wie ein Schweizer Käse, Rückwärtsaufsager von C+-+? oder normaler Zufallspartner auf klassischem Trostfick-Niveau: Jetzt ist der Moment da, wo Du so gebloggt werden kannst, wie der andere es will. Du bist literarisches Freiwild, Baby. Und erinnerst Du Dich noch an die zickigen, unverschämten Anspielungen über Vorläufer, bei denen Du dachtest: Wow, da geht ja voll was ab? Tja, jetzt kannste mal erleben, wie sowas passiert. Und Du wirst 1000 Gründe finden, das misszuverstehen, Du wirst es mit anderen Texten vergleichen und das Gefühl haben schlecht wegzukommen, Du wirst zwischen den Zeilen lesen und nie wirklich wissen, was gemeint ist.
8. Nein? Doch nicht? Kein Ton, nichts? Und das auch volle acht Tage danach? Nun, dann kann es ja wohl für die andere Seite kein allzu prägendes Erlebnis gewesen sein, da kann ich Deinen Zweifeln nur Recht geben. Aber vielleicht immer noch besser, als wenn ein nicht genehmer Text erschienen wäre, nach dem Motto: "Gestern mal wieder froh gewesen, dass ich Schnupfen hatte und die Kontaktlinsen draussen waren". He - hörst Du überhaupt zu? Hallo?
9. Nein. Die Eifersucht nagt an Dir. jeder Mist wird gebloggt, tausend Leute kommen vor, Du nicht. Du fängst also tatsächlich an, im Blog der anderen Seite zu kommentieren, Anspielungen zu machen, Geständnisse zu erpressen, Du spielst ein Spiel mit der Öffentlichkeit... und da, auf Deinem Blog rüffelt Dein Geschlechtspartner eine alte Bekanntschaft, da ging wohl was in eine falsche Kehle, Klettentum, Besitzgier, Beschützerinstinkte sind die Triebfedern... das fällt etwas auf, meine Freunde. alle tuscheln sowieso schon rum, ob ihr beide nicht was am laufen habt... und morgen steht das dann bei den Schrottquellenverbreitern, und bei Heerscharen von unbestiegenen Semmelasseln laufen die Telefone heiss, und wenn es Bestand haben sollte zwischen Euch, dann schreibt wenigstens keine Links a la "mein Schnuckiputz" und "mein Mausischnecklein" in Eure Blogroll weil
10. das auf Dauer sowieso nicht gutgeht, und dann muss das alles wieder gelöscht werden, alle wissen es, jeder kriegt es mit, und ausgerechnet in der geschwätzigsten Mediensphäre seit der Höhlenmalerei seid ihr damit Thema Nummer 1. Freundinnen und Freunde werden Euch mit Mails überschütten, wieso es denn nicht mehr klappt, warum es schief ging, ob da vielleicht noch wer Drittes oder Viertes mit im Spiel war, und sie werden es nicht bloggen, nur am Telefon weitererzählen und rummailen, und natürlich aufsexen, so wie Ihr damals Eure eigene Geschichte bei Punkt 1.
Oder aber es geht gut, Ihr macht ein Hochzeitsblog und eine Geschenkliste als Download, ein Flitterwochenblog und ein Schwangerschaftsblog, und... hm...
wisst Ihr was? FICKT EINFACH NICHT IN DER BLOGOSPHÄRE, VERDAMMT!
So, you´re in it for the sex - Du denkst, da draussen sind viele Tausend Blogger, die den ganzen Abend vor der Kiste sitzen und niemanden haben, also potenzielle Geschlechtspartner für Dich sind... die Blogosphäre als gigantisches Singlemarkt, und die Blogtexte verraten in etwa, was einen da horizontal mal erwarten wird... von Flickr zum Ficker, billiger und williger als Partneragenturen, ganz ohne 0190er-Nummern... denkst Du. Lass die Finger davon, weil:
1. davor kommt noch eine Menge Mailerei, bei der Du beim ersten klaren Wort schnell als Stalker abgeheftet und eventuell auch gleich gebloggt wirst.
2. Danach kommt ein erstes Real Life Date, das aller Erfahrung nach garantiert nicht im Bett endet. Wüstlinge und Nymphomane ficken am Abend, und wer fickt, bloggt nicht. Und falls jemand beim Geschlechtsverkehr doch bloggen sollte ("Kondom? Pille? Gleitmittel? Subnote? WLAN aktiv? Ok, lass es uns tun Schatzi!") - Finger weg, das kann nicht gut werden.
3. Statt dessen musst Du verbal in Echtzeit beweisen, dass Du tatsächlich so toll, reich, sexy, intelligent, wortgewandt und bedworthy bist, wie Du das in den letzten zwei Monaten für den anderen in Deinem Blog zurecht gelogen hast, mit viel Zeit und Übernahme der besten Geschichten aus Deinem Freundeskreis und dem mit Ärzteromanen reich bestückten Bücherregal sowie den alten GZSZ-, Magnum-, Miami Vice und SATC-Folgen. Du musst Dir keine Vorwürfe machen, die andere Seite war sicher genauso ehrlich.
4. Nehmen wir mal an, Du schaffst es dennoch - oder die andere Seite ist tatsächlich verzweifelt und einsam genug, sich trotz Deiner Lügen darauf einzulassen - sag ehrlich: Ist es nicht etwas seltsam, mit einer Person zu schlafen, die ihr Privatleben im Internet jedem Deppen erzählt, obendrein zumindest Grundbegriffe in HTML beherrscht und ein CMS bedienen kann, also irgendwo in der Psyche einen inneren Geek hat, der mit seiner schleimigen Pizza im Insitutskeller Pornos runterlädt - und mit sowas willst Du ins Bett? OK, wenn Du meinst - sag nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt.
5. Denn was bei Punkt 3. im angezogenen Zustand an einer Bar noch vergleichsweise leicht zu bewältigen ist, ist horizontal und nackt weitaus schwieriger. Du weisst verdammt viel über den anderen, den Namen der Katze und den bevorzugten
6. Guten Morgen! Na, wie war´s? Gar nicht so schlimm, ah ja, aber auch nicht der Brüller. So ist es meistens, denk Dir nichts, Dein Partner hat es wahrscheinlich auch nicht besser. Is ja nur Internet, da steht viel drin, was nicht gehalten wird, Blogs sind auch nur just another bloody lie. Was hast Du erwartet? Blogger (abzüglich Vollgeeks und Myblog-BNP-Trägerinnen, also ca. 80% der deutschen Blogosphäre) sind durchschnittliche Leute, da ist auch der Sex nicht der Brüller, und desha - was? Was sagst Du? Du hast da einen Geek oder ein BNP-Schatzi an Deiner Seite? Äh... also, ich, ich, äh wollte im Grunde genommen, äh zu Punkt
7. kommen. Hey, was soll´s, es ist vollbracht, der Spass war gestern Nacht, und heute kommen die echten Probleme. Weil, ganz gleich ob bauchnabelgepierct wie ein Schweizer Käse, Rückwärtsaufsager von C+-+? oder normaler Zufallspartner auf klassischem Trostfick-Niveau: Jetzt ist der Moment da, wo Du so gebloggt werden kannst, wie der andere es will. Du bist literarisches Freiwild, Baby. Und erinnerst Du Dich noch an die zickigen, unverschämten Anspielungen über Vorläufer, bei denen Du dachtest: Wow, da geht ja voll was ab? Tja, jetzt kannste mal erleben, wie sowas passiert. Und Du wirst 1000 Gründe finden, das misszuverstehen, Du wirst es mit anderen Texten vergleichen und das Gefühl haben schlecht wegzukommen, Du wirst zwischen den Zeilen lesen und nie wirklich wissen, was gemeint ist.
8. Nein? Doch nicht? Kein Ton, nichts? Und das auch volle acht Tage danach? Nun, dann kann es ja wohl für die andere Seite kein allzu prägendes Erlebnis gewesen sein, da kann ich Deinen Zweifeln nur Recht geben. Aber vielleicht immer noch besser, als wenn ein nicht genehmer Text erschienen wäre, nach dem Motto: "Gestern mal wieder froh gewesen, dass ich Schnupfen hatte und die Kontaktlinsen draussen waren". He - hörst Du überhaupt zu? Hallo?
9. Nein. Die Eifersucht nagt an Dir. jeder Mist wird gebloggt, tausend Leute kommen vor, Du nicht. Du fängst also tatsächlich an, im Blog der anderen Seite zu kommentieren, Anspielungen zu machen, Geständnisse zu erpressen, Du spielst ein Spiel mit der Öffentlichkeit... und da, auf Deinem Blog rüffelt Dein Geschlechtspartner eine alte Bekanntschaft, da ging wohl was in eine falsche Kehle, Klettentum, Besitzgier, Beschützerinstinkte sind die Triebfedern... das fällt etwas auf, meine Freunde. alle tuscheln sowieso schon rum, ob ihr beide nicht was am laufen habt... und morgen steht das dann bei den Schrottquellenverbreitern, und bei Heerscharen von unbestiegenen Semmelasseln laufen die Telefone heiss, und wenn es Bestand haben sollte zwischen Euch, dann schreibt wenigstens keine Links a la "mein Schnuckiputz" und "mein Mausischnecklein" in Eure Blogroll weil
10. das auf Dauer sowieso nicht gutgeht, und dann muss das alles wieder gelöscht werden, alle wissen es, jeder kriegt es mit, und ausgerechnet in der geschwätzigsten Mediensphäre seit der Höhlenmalerei seid ihr damit Thema Nummer 1. Freundinnen und Freunde werden Euch mit Mails überschütten, wieso es denn nicht mehr klappt, warum es schief ging, ob da vielleicht noch wer Drittes oder Viertes mit im Spiel war, und sie werden es nicht bloggen, nur am Telefon weitererzählen und rummailen, und natürlich aufsexen, so wie Ihr damals Eure eigene Geschichte bei Punkt 1.
Oder aber es geht gut, Ihr macht ein Hochzeitsblog und eine Geschenkliste als Download, ein Flitterwochenblog und ein Schwangerschaftsblog, und... hm...
wisst Ihr was? FICKT EINFACH NICHT IN DER BLOGOSPHÄRE, VERDAMMT!
donalphons, 18:20h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 27. Juli 2005
Forderung
So, nach dem VW-Skandal soll also die betriebliche Mitbestimmung der Gewerkschaften gekippt werden? Dann fordere ich jetzt nach dem Infineon-, dem Commerzbank- und dem BMW-Skandal die Abschaffung des Managements und der Aufsichtsräte.
donalphons, 17:11h
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Real Life 26.07.2005 - in 80 Jahren,
oder vielleicht auch 100 oder 150 Jahren, wird jemand Rauhfaser an den Wänden wollen, ein schlichtes Zimmer für seinen billigen Schrott vom weltweiten Möbelmonopolisten Ikea, das Starterpaket 3, das mit den Plastikschaummöbeln, noch kein luxuriöser Pressspan, aber immerhin auch keine Pappe, soviel Qualität muss sein. Er konnte es sich leisten, weil er den sonstigen Krempel in dem Raum im Internet versteigert hat, und jetzt müssen endlich gerade Wände und eine Decke, so eben wie eine Siliciumscheibe her.
Er wird ein Stemmeisen nehmen, es in die Kante der alten, hässlichen Stuckleisten setzen, und dann kräftig drücken. Das Material wird sich erst biegen, knacksen, auf ein paar Zentimetern brechen und ihm ins Gesicht splittern. Wenn er sich dann fluchend die Gipsfragmente aus den Augen gepullt hat, erwartet ihn eine Überraschung: Dort, wo er angesetzt hat, ist nur wenig gebrochen. Im Gips eingelassen sind dicke Glasfaserstränge, die den Stuck halten, auch wenn er an einer Stelle bricht. Wütend wird er nochmal ansetzen - und diesmal bricht nur ein winziges Stück ab, und dahinter sieht er eine 70 mm lange Schraube, mit der der Stuck in die Wand gesetzt wurde. Der Schraubenkopf war eingegipst, und von aussen fast nicht sichtbar.
Jetzt wird er sich im Raum umschauen und entdeckern, dass da noch viele solche Stellen sind, hinter denen sich Schrauben andeuten. Alle 20 Zentimeter bohrt sich so ein Ding in die Decke, innen und aussen, er wird sich entsetzt denken: Das sind ja über 100! - und es stimmt, es sind 156, du hast sie alle gezählt und reingeschraubt. Er wird sich überlegen, wie lange er da wohl hinschrauben muss - im Vertrauen, 20 Stunden Minimum, über Kopf und bei der Hitze nicht wirklich spassig - er wird an die Blasen an den Händen denken - oh ja, Akkuschrauber gehen da nicht, Blasen gibt es selbst mit gutem Werkzeug - und sich dann sagen, dass es ökonomischer ist, den alten Krempel dran zu lassen.
Womit er recht hat. Ägypter und Mesopotamier verfluchten im Tode all diejenigen, die ihr Andenken schädigten - gebracht hat es wenig. Du hast die Flüche gelesen und weißt, dass sie nicht wirken. Aber 156 70 mm lange Schrauben in der Decke und Glasfaserseile im Stuck, die man nur mit wirklich guten Zangen schneiden kann, das wirkt. Du bist dann schon lange tot und es könnte Dir eigentlich egal sein, aber so tot, dass Dir die lausigen Ikea-Hunnen und ihre Zerstörungsorgien gleichgültig sind, so tot wirst du nie sein.
Fluchen tust du trotzdem, hier und jetzt schon mal: Möge den Stuckrausbrechern der Staub das Augenlicht auslöschen und die Heraklit-Rückstände an der Schraube zu Blutvergiftung führen - Heraktlit in den Adern ist alles andere als gesundheitsfördernd.
Er wird ein Stemmeisen nehmen, es in die Kante der alten, hässlichen Stuckleisten setzen, und dann kräftig drücken. Das Material wird sich erst biegen, knacksen, auf ein paar Zentimetern brechen und ihm ins Gesicht splittern. Wenn er sich dann fluchend die Gipsfragmente aus den Augen gepullt hat, erwartet ihn eine Überraschung: Dort, wo er angesetzt hat, ist nur wenig gebrochen. Im Gips eingelassen sind dicke Glasfaserstränge, die den Stuck halten, auch wenn er an einer Stelle bricht. Wütend wird er nochmal ansetzen - und diesmal bricht nur ein winziges Stück ab, und dahinter sieht er eine 70 mm lange Schraube, mit der der Stuck in die Wand gesetzt wurde. Der Schraubenkopf war eingegipst, und von aussen fast nicht sichtbar.
Jetzt wird er sich im Raum umschauen und entdeckern, dass da noch viele solche Stellen sind, hinter denen sich Schrauben andeuten. Alle 20 Zentimeter bohrt sich so ein Ding in die Decke, innen und aussen, er wird sich entsetzt denken: Das sind ja über 100! - und es stimmt, es sind 156, du hast sie alle gezählt und reingeschraubt. Er wird sich überlegen, wie lange er da wohl hinschrauben muss - im Vertrauen, 20 Stunden Minimum, über Kopf und bei der Hitze nicht wirklich spassig - er wird an die Blasen an den Händen denken - oh ja, Akkuschrauber gehen da nicht, Blasen gibt es selbst mit gutem Werkzeug - und sich dann sagen, dass es ökonomischer ist, den alten Krempel dran zu lassen.
Womit er recht hat. Ägypter und Mesopotamier verfluchten im Tode all diejenigen, die ihr Andenken schädigten - gebracht hat es wenig. Du hast die Flüche gelesen und weißt, dass sie nicht wirken. Aber 156 70 mm lange Schrauben in der Decke und Glasfaserseile im Stuck, die man nur mit wirklich guten Zangen schneiden kann, das wirkt. Du bist dann schon lange tot und es könnte Dir eigentlich egal sein, aber so tot, dass Dir die lausigen Ikea-Hunnen und ihre Zerstörungsorgien gleichgültig sind, so tot wirst du nie sein.
Fluchen tust du trotzdem, hier und jetzt schon mal: Möge den Stuckrausbrechern der Staub das Augenlicht auslöschen und die Heraklit-Rückstände an der Schraube zu Blutvergiftung führen - Heraktlit in den Adern ist alles andere als gesundheitsfördernd.
donalphons, 16:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 26. Juli 2005
Architektenhaus
Wenn Fenster die Augen einen Hauses sind, dann will ich diesem Neubau in Viertel meiner Eltern nicht begegnen, wenn es dunkel ist:
Keine Frage, Schiessscharten werden wieder modern - falls mal die hungigen Hartz-IV-Horden anrücken sollten, eine gute Entscheidung. Passenderweise verfügen auch Elitessenheime über solche brutalen Schlitze. Harte Zeiten erfordern harte Massnahmen.
Trotzdem, links unten sind ein paar bunte Windräder. Kein Hartz für Kinder.
Keine Frage, Schiessscharten werden wieder modern - falls mal die hungigen Hartz-IV-Horden anrücken sollten, eine gute Entscheidung. Passenderweise verfügen auch Elitessenheime über solche brutalen Schlitze. Harte Zeiten erfordern harte Massnahmen.
Trotzdem, links unten sind ein paar bunte Windräder. Kein Hartz für Kinder.
donalphons, 17:16h
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Ich schlafe nicht in der Dusche
In der Gründungsurkunde des Kollegs, das heute mein Wohnort in der Provinz ist, wurde klar gesagt, was es werden sollte: Ein Palast zu Ehren der - angeblichen - Jungfrau Maria. 397 Jahre später war fast die Hälfte von diesem Palast wieder verschwunden, abgerissen, zugunsten eine Wohnheims zerstört, aber der Rest, der im Besitz meines Clans ist, war aus Sicht des Denkmalschutzes vorzüglich erhalten. Aus Sicht eines normalen Betrachters heisst das, dass immer nur das Nötigste getan wurde - so hat man die Wandfresken nicht runtergeschlagen, sondern bei Nichtgefallen einfach Tapete draufgeklatscht. 397 Jahre nach der Errichtung war es dennoch an der Zeit, dieses Haus, in dem ich die ersten 5 Jahre meines Lebens verbracht hatte, gründlich und behutsam zu renovieren.
Also machte der gesamte Clan eine Begehung und überlegte, was man denn aus diesem Monstrum mit seinen 40 Räumen machen könnte, ob man die Räume verändern könnte und dergleichen mehr. Ganz oben angekommen, sahen meine Eltern die ehemaligen Dienstbotenkammerl, die in den 60er Jahren als geheimer Treffpunkt der provinziellen Schwulenszene zwischengenutzt worden waren und seit den späten 70er Jahren in Erinnerung früherer Abenteuer vor sich hin rotteten. Schräge Wände, krummer Boden, niedrige Decken, das kann man kaum vermieten, sagten sie, das lohne sich nicht. Prima, sagte ich, dann nehme ich das.
Das Leben meiner Eltern ist arm an Niederlagen, aber dieser Sommermorgen vor 8 Jahren markierte ihr komplettes erzieherisches Versagen. Ihr Koloss in der Vorstadt hatte nur deshalb so gigantische Dimensionen angenommen, um später auch mal ein eigenes Kind mit Familie unterbringen zu können. Ausserdem hatten sie uns nie etwas anderes als Verachtung für Altbauten gelehrt; wer es sich leisten kann, baut selbst und hat es nicht nötig, abgelebte Häuser von anderen zu beziehen. Ein "Architektenhaus", das musste es sein, nach den eigenen Wünschen entworfen und gestaltet, kein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte, die im Viertel meiner Eltern als "Hundehütten" bezeichnet werden. Der Stadtpalast war in ihren Augen noch schlimmer: Ein einziger, bis zur Strahlenkranzmadonna 18 Meter hoher geldschluckender Alptraum, und nachdem sie alles für mich getan hatten, mir eine wunderbare Einliegerwohnung im besten Teil der Stadt geboten hatten - wollte ich hoch in die alten Dienstbotenkammer der "oidn Kalupn", wie meine Frau Mama dieses Paradebeispiel jesuitischer Baukunst der Spätrenaissance bezeichnete.
Unterstützt wurde mein Anliegen von meiner Grossmutter und meiner Grosstante, die noch aus einer Zeit stammten, als der Stadthausbesitz das einzige sozial bedeutsame Kriterium war. Der Blick, die Lage, das Licht, die Atmosphäre, die gealterten Dielen - das alles haben meine Eltern nicht gesehen, für die war es nur ein runtergekommenes Loch. Plötzlich dachten sie, sie könnten es ja doch anderweitig vermieten, sie zierten sich, und erst, als die Handwerker bestätigten, dass alle nötigen Einbauten wie Heizung und Dusche kein Problem sind, gaben sie den Widerstand auf. Ich begann, den Dachboden und die Holzschuppen nach brauchbarem Inventar zu durchsuchen, baute einen 50er-Jahre-Herd zum Küchenschrank um, legte die alten Dachbalken frei, und sah, dass meine Grosstante recht hatte, als sie sagte: In so einem alten Haus wird Dir nie langweilig.
Wie recht sie hat, sah ich dann gestern Nacht, als ich etwas erschöpft von der Arbeit und den Fettucini mit Pfifferlingen auf dem Bett lag: Plötzlich machte es Peng, etwas klirrte zu Boden, und verlor sich scheppernd im Raum. Ohne ersichtlichen Grund, ohne dass ich hingestossen wäre oder auch nur das Licht gebrannt hätte, war eine der Kristallschalen des Kronleuchters zerbrochen.
Der Kronleuchter - der erste meines Lebens übrigens - ist alt, diese Schalen sind nicht mehr zu bekommen, und obwohl ich aus Berlin ein Dutzend Kronleuchter mitgebracht habe, ist das genau der richtige für den Raum. Die richtige Grösse, der richtige Glasbehang, die richtige Kerzenzahl. Und nach 8 Jahren des treuen Dienstes nun so was. Es steigert die Spannung beträchtlich, wenn man nach einer Viertel Stunde Kriechen und Suchen damit beginnen kann, die Scherben wieder zusammen zu kleben und dabei feststellt, dass noch zwei Trümmer irgendwo liegen müssen - wie auf einem Minenfeld tappst man sich auf dem Teppich voran, immer mit der Angst, dass sich gleich scharfes Kristall in das Knie bohrt.
Während neue Häuser im Laufe von 60 Jahren einfach so kaputt gehen, weil das Holz im Dachstuhl nichts taugt und das Plastik in der Küche ausreisst, weil das Parkett nichts aushält und sich die Mauern senken, haben die Häuser vor 1900 ganz andere Probleme. Wenn die Donau steigt, fürchten meine Eltern Wasser im Keller und Schimmel. Hier bei mir werden die Wände feucht, der Putz wird weich und wenn er abfällt, kommt dahinter die Seccomalerei des Kernbaus aus dem 15. Jahrhundert zum Vorschein, die schon die Gesellschaft Jesu einfach überpinselt hat, Pfuscher, elende. Nach 20 Jahren sind auch die teuersten Stahlfedern kaputter, als es die Sackleinengurte von Biedermeiermöbeln je sein werden - und falls die in der Spannung doch mal nachlassen, kann man sie wieder festnageln. Bei meiner Mutter bricht eine Küchenschublade heraus, bei mir bricht ein Stück des Kronleuchters ab. Beide Häuser haben Risse - bei ihnen sind sie ein Zeichen des Verfalls, bei mir ein Zeichen des Alters. Bei ihnen bröselt der Putz, bei mir die Stuckdecke. Ich muss mir keine Sorgen deshalb machen, die Mauern sind hier oben noch 40 Zentimeter dick, aus massiven Ziegeln und Jurabruchsteinen, bei meinen Eltern sind es gerade mal 25 Zentimeter, da ist das Gebrösel so etwas wie ein Menetekelupharsin.
Mit einem alten Haus hat man die schöneren Probleme und die besseren Geschichten. Ein altes Haus ist bei weitem nicht so berechenbar wie ein neues Gebäude, es ist zickig, es hat seine Allüren und grossen Dramen, es ist eine grand Dame im Vergleich zu einer billigen, kaugummikauenden Vorstadtschlampe, und es sorgt schon dafür, dass es einem nie langweilig wird. Weil man das aber früher wusste, sind alte Häuser so angelegt, dass man das meiste selbst machen kann. Und so klebe ich gerade die Kristallschale meines Kronleuchters, während Frau Mama durch die Möbelgeschäfte irrt und verzweifelt nach einem kleinen, fatalen Ersatzteil aus Plastik für eine Küche sucht, das es nicht gibt.
Es geschehen Dinge in diesem Haus, die man sich nicht erklären kann. Aber es ist nicht böse, es will manchmal nur spielen, und es gibt hier keinen Grund, in der Dusche zu schlafen.
Also machte der gesamte Clan eine Begehung und überlegte, was man denn aus diesem Monstrum mit seinen 40 Räumen machen könnte, ob man die Räume verändern könnte und dergleichen mehr. Ganz oben angekommen, sahen meine Eltern die ehemaligen Dienstbotenkammerl, die in den 60er Jahren als geheimer Treffpunkt der provinziellen Schwulenszene zwischengenutzt worden waren und seit den späten 70er Jahren in Erinnerung früherer Abenteuer vor sich hin rotteten. Schräge Wände, krummer Boden, niedrige Decken, das kann man kaum vermieten, sagten sie, das lohne sich nicht. Prima, sagte ich, dann nehme ich das.
Das Leben meiner Eltern ist arm an Niederlagen, aber dieser Sommermorgen vor 8 Jahren markierte ihr komplettes erzieherisches Versagen. Ihr Koloss in der Vorstadt hatte nur deshalb so gigantische Dimensionen angenommen, um später auch mal ein eigenes Kind mit Familie unterbringen zu können. Ausserdem hatten sie uns nie etwas anderes als Verachtung für Altbauten gelehrt; wer es sich leisten kann, baut selbst und hat es nicht nötig, abgelebte Häuser von anderen zu beziehen. Ein "Architektenhaus", das musste es sein, nach den eigenen Wünschen entworfen und gestaltet, kein Reihenhaus oder eine Doppelhaushälfte, die im Viertel meiner Eltern als "Hundehütten" bezeichnet werden. Der Stadtpalast war in ihren Augen noch schlimmer: Ein einziger, bis zur Strahlenkranzmadonna 18 Meter hoher geldschluckender Alptraum, und nachdem sie alles für mich getan hatten, mir eine wunderbare Einliegerwohnung im besten Teil der Stadt geboten hatten - wollte ich hoch in die alten Dienstbotenkammer der "oidn Kalupn", wie meine Frau Mama dieses Paradebeispiel jesuitischer Baukunst der Spätrenaissance bezeichnete.
Unterstützt wurde mein Anliegen von meiner Grossmutter und meiner Grosstante, die noch aus einer Zeit stammten, als der Stadthausbesitz das einzige sozial bedeutsame Kriterium war. Der Blick, die Lage, das Licht, die Atmosphäre, die gealterten Dielen - das alles haben meine Eltern nicht gesehen, für die war es nur ein runtergekommenes Loch. Plötzlich dachten sie, sie könnten es ja doch anderweitig vermieten, sie zierten sich, und erst, als die Handwerker bestätigten, dass alle nötigen Einbauten wie Heizung und Dusche kein Problem sind, gaben sie den Widerstand auf. Ich begann, den Dachboden und die Holzschuppen nach brauchbarem Inventar zu durchsuchen, baute einen 50er-Jahre-Herd zum Küchenschrank um, legte die alten Dachbalken frei, und sah, dass meine Grosstante recht hatte, als sie sagte: In so einem alten Haus wird Dir nie langweilig.
Wie recht sie hat, sah ich dann gestern Nacht, als ich etwas erschöpft von der Arbeit und den Fettucini mit Pfifferlingen auf dem Bett lag: Plötzlich machte es Peng, etwas klirrte zu Boden, und verlor sich scheppernd im Raum. Ohne ersichtlichen Grund, ohne dass ich hingestossen wäre oder auch nur das Licht gebrannt hätte, war eine der Kristallschalen des Kronleuchters zerbrochen.
Der Kronleuchter - der erste meines Lebens übrigens - ist alt, diese Schalen sind nicht mehr zu bekommen, und obwohl ich aus Berlin ein Dutzend Kronleuchter mitgebracht habe, ist das genau der richtige für den Raum. Die richtige Grösse, der richtige Glasbehang, die richtige Kerzenzahl. Und nach 8 Jahren des treuen Dienstes nun so was. Es steigert die Spannung beträchtlich, wenn man nach einer Viertel Stunde Kriechen und Suchen damit beginnen kann, die Scherben wieder zusammen zu kleben und dabei feststellt, dass noch zwei Trümmer irgendwo liegen müssen - wie auf einem Minenfeld tappst man sich auf dem Teppich voran, immer mit der Angst, dass sich gleich scharfes Kristall in das Knie bohrt.
Während neue Häuser im Laufe von 60 Jahren einfach so kaputt gehen, weil das Holz im Dachstuhl nichts taugt und das Plastik in der Küche ausreisst, weil das Parkett nichts aushält und sich die Mauern senken, haben die Häuser vor 1900 ganz andere Probleme. Wenn die Donau steigt, fürchten meine Eltern Wasser im Keller und Schimmel. Hier bei mir werden die Wände feucht, der Putz wird weich und wenn er abfällt, kommt dahinter die Seccomalerei des Kernbaus aus dem 15. Jahrhundert zum Vorschein, die schon die Gesellschaft Jesu einfach überpinselt hat, Pfuscher, elende. Nach 20 Jahren sind auch die teuersten Stahlfedern kaputter, als es die Sackleinengurte von Biedermeiermöbeln je sein werden - und falls die in der Spannung doch mal nachlassen, kann man sie wieder festnageln. Bei meiner Mutter bricht eine Küchenschublade heraus, bei mir bricht ein Stück des Kronleuchters ab. Beide Häuser haben Risse - bei ihnen sind sie ein Zeichen des Verfalls, bei mir ein Zeichen des Alters. Bei ihnen bröselt der Putz, bei mir die Stuckdecke. Ich muss mir keine Sorgen deshalb machen, die Mauern sind hier oben noch 40 Zentimeter dick, aus massiven Ziegeln und Jurabruchsteinen, bei meinen Eltern sind es gerade mal 25 Zentimeter, da ist das Gebrösel so etwas wie ein Menetekelupharsin.
Mit einem alten Haus hat man die schöneren Probleme und die besseren Geschichten. Ein altes Haus ist bei weitem nicht so berechenbar wie ein neues Gebäude, es ist zickig, es hat seine Allüren und grossen Dramen, es ist eine grand Dame im Vergleich zu einer billigen, kaugummikauenden Vorstadtschlampe, und es sorgt schon dafür, dass es einem nie langweilig wird. Weil man das aber früher wusste, sind alte Häuser so angelegt, dass man das meiste selbst machen kann. Und so klebe ich gerade die Kristallschale meines Kronleuchters, während Frau Mama durch die Möbelgeschäfte irrt und verzweifelt nach einem kleinen, fatalen Ersatzteil aus Plastik für eine Küche sucht, das es nicht gibt.
Es geschehen Dinge in diesem Haus, die man sich nicht erklären kann. Aber es ist nicht böse, es will manchmal nur spielen, und es gibt hier keinen Grund, in der Dusche zu schlafen.
donalphons, 16:17h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 25. Juli 2005
Urheberrechtsanmeldung
Ich habe soeben den Begriff Orkfick" geprägt, nachdem ich schon das Textferkel erschaffen habe.
donalphons, 22:15h
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Stille Tage in der Bibliothek
Frau Modeste hat Ratschläge zum Bibliotheksbeischlafen gegeben, nebst einigen Warnungen, welche literarischen Vorlieben einer erfüllten Abendgestaltung hinderlich sein könnten. Manches kann man auch bei Umkehrung der Geschlechter ohne Bedenken unterschreiben - so etwa die Feststellung, dass Menschen ohne grosse Bibliothek, sagen wir mal 700 Bände bei einer Zwanzigjährigen, sicher nicht die geistige und sittliche Reife haben, uns mehr als die schlechte Adaption von La Boum Teil 2 zu gewähren. Irgendwo zwischen Musikvideo und Blümchensex gelandet, würde man sich wünschen, doch besser eine belesen Frau bestiegengehrt zu haben. Aber auch da ist Vorsicht geboten.
Man muss meist erst gar nicht ans Bücherregal treten, um die schlimmsten Varianten der Belesenen kennenzulernen. Übler als jeder Harry P. unter 100 Management-Büchern, geschmackloser als das Uschi-Prinzip und Barbara Cartland und zugleich durchgeknallter als Lucia di Lammermoor ist ein Typ Frau, der einen erst gar nicht so weit kommen lässt. Weil es nämlich nur ein einziges literarisches Werk gibt, das der Beachtung wert ist: Ihr eigenes (ich darf an dieser Stelle darauf verweisen, dass meine eigenen Bücher in einem Regal versteckt sind, das man kaum sieht, wenn man nicht gerade auf meinem Bett liegt - und wer dort liegt, hat hoffentlich Besseres mit mir zu tun als über meine Werke zu reden).
Wobei ich damit nicht normale Autoren mit normalen Verlagen meine. Ich meine zuerst diejenigen Damen, die den Bestseller schon geschrieben haben und nun einen Verlag suchen. Man gerät recht leicht an diesen Typus, besonders auf Buchmessen und Lesungen, zumal wenn man schon einen Verlag hat. Der Entree in die Wohnung dieser Geschöpfe ist leicht zu bewerkstelligen, doch dann kommt der Haken; lange Debatten, Vorlesen aus dem Manuskript, bange Fragen, der Wunsch nach Bestätigung und am besten der sofortige Anruf beim Verleger, dass man die Entdeckung schlechthin gemacht habe.
Sodann diejenigen Frauen, die schon einen Verlag haben - einen bestimmten Verlag namens BOD, Book on Demand. Das sind gewissermassen die gefrusteten Vertreterinnen der ersten Gattung in einer zweiten Entwicklungsstufe in Richtung Unausstehlich, bei denen die Dreistigkeit und Arroganz die Einsicht, dass die Verleger vielleicht doch recht haben, wenn sie es nicht wollen, bei weitem überflügelt. Die vorherige Depression har sich gewandelt zum Hass auf die literarische Welt, wenn nur 5 Stück an die Freunde verkauft wurden und weder Spiegel noch FAZ das epochemachende Werk "Mein Leben als unbeschlafene Semmelassel" besprechen wollen. Natürlich bleibt auch die Einladung nach Klagenfurt aus, und dann muss die Bestätigung der eigenen literarischen Genialität woanders her kommen. Wie erbärmlich diese Autorinnen nicht immer, aber doch sehr oft sind, kann man auf den Buchmessen beobachten: Der BOD-Stand ist immer umlagert von seltsam aussehenden Freaks, die Bücher aus den Ständern zerren, begeistert blättern und irgendwo hinstellen, wo man sie besonders gut sehen könnte, wenn man denn Interesse hätte. Noch nicht mal der Bachmann-Wettbewerb und seine vertrockneten Juroren wollen diese Leute - weshalb man immer die Finger davon lassen sollte. Wenn Schriftstellerinnen, dann bitte die Originale - die meisten sind wirklich nett, wenn sie es nicht mit einem Konkurrenten zu tun bekommen.
Glubschaugen kann man sich auch sparen bei den Leserinnen von Judith Herrmann und ähnlichem Mädchenplunder, das seine Awareness vor allem den uneingestandenen päderastischen Neigungten gewisser Fäuletonisten verdankt. Es sei denn, man will problemficken mit einer Frau, die am Ende nach Rotz, Tränen und einer Packung Fluppen schmeckt.
Was manches Fräulein dazu bringt, sich mit den Werken von Tanja Kinkel zu desavouieren, ist mir nicht bekannt, auch nicht, was sie zum Kauf von Frau Bradley bewogen haben mag - Hauptsache, man schaltet auf Rückwärtsgang. Das erspart einem eine Nacht in Duftöl mit mitternächtlichem Mondelfentanz oder ähnlichem Esoschmarrn, bei dem man sich irgendwann wünscht, einen ganz normalen Orkfick mit Schreien und Röcheln haben. Es gibt viel von dem Zeug, ich kenne es nicht, nur die Leserinnen, und empfehle deshalb den Rückzug.
Gleiches gilt für die blassblauen Fräuleins, bei denen R. M. Rilke, Wagners Wesendonkschmachtereien oder C. F. Meyer auf dem Schreibtisch einen Stammplatz haben. Ihr Vater ist sicher Chef einer Deutschen Bank in einer kleinen Stadt, und ihre Mutter hat ihr ein Himmelbett in Rosa gekauft und sie wohlweisslich von allem abgeschottet, was mit Sex zu tun hat, um sie so für den Sohn des Möbelhausbesitzers aufzusparen. Irgendwie mag sie entfleucht sein, aber das Böse ihrer Abstammung ist in ihr, und so wird sie es am Ende nicht so weit kommen lassen, weswegen man sich dann um drei Uhr Nachts nochmal auf die Suche nach einem Restfick machen kann.
Goethes Werther, aber auch der grüne Heinrich und überhaupt das ganze toitsche 19. Jahrhundert sind immer schlechte Vorzeichen - Ausnahmen wie Börne und Heine signalisieren dagegen einen aufgeschlossenen Geist und unkomplizierte Sinnlichkeit auf kurzen Distanzen. Frankreich ist da besser gesegnet - Gefahr droht allenfalls von Leserinnen von Flaubert; Merimee, Maupassant und Balzac dagegen weisen auf viel Verständnis für männliche Bedürfnisse hin, Baudelaire verspricht delikate Verwirrungen. Besser noch ist das 18. Jahrhundert, Voltaire, Lauzun, Mirabeau, die philosophische Therese, all das sind Verheissungen nicht nur im Bücherschrank.
Und sollte man eine Frau finden, die Tucholskys Gripsholm, die Contessa Maria von Palazzeschi und Les bijoux indiscrets von Diderot besitzt, vielleicht auch noch die Stadt der Frauen von Pizan, die Kurtisanengespräche von Aretino und einen Photoband von Lee Miller - zugreifen, meine Herren und eventuell auch entsprechend interessierte Damen , zugreifen.
Man muss meist erst gar nicht ans Bücherregal treten, um die schlimmsten Varianten der Belesenen kennenzulernen. Übler als jeder Harry P. unter 100 Management-Büchern, geschmackloser als das Uschi-Prinzip und Barbara Cartland und zugleich durchgeknallter als Lucia di Lammermoor ist ein Typ Frau, der einen erst gar nicht so weit kommen lässt. Weil es nämlich nur ein einziges literarisches Werk gibt, das der Beachtung wert ist: Ihr eigenes (ich darf an dieser Stelle darauf verweisen, dass meine eigenen Bücher in einem Regal versteckt sind, das man kaum sieht, wenn man nicht gerade auf meinem Bett liegt - und wer dort liegt, hat hoffentlich Besseres mit mir zu tun als über meine Werke zu reden).
Wobei ich damit nicht normale Autoren mit normalen Verlagen meine. Ich meine zuerst diejenigen Damen, die den Bestseller schon geschrieben haben und nun einen Verlag suchen. Man gerät recht leicht an diesen Typus, besonders auf Buchmessen und Lesungen, zumal wenn man schon einen Verlag hat. Der Entree in die Wohnung dieser Geschöpfe ist leicht zu bewerkstelligen, doch dann kommt der Haken; lange Debatten, Vorlesen aus dem Manuskript, bange Fragen, der Wunsch nach Bestätigung und am besten der sofortige Anruf beim Verleger, dass man die Entdeckung schlechthin gemacht habe.
Sodann diejenigen Frauen, die schon einen Verlag haben - einen bestimmten Verlag namens BOD, Book on Demand. Das sind gewissermassen die gefrusteten Vertreterinnen der ersten Gattung in einer zweiten Entwicklungsstufe in Richtung Unausstehlich, bei denen die Dreistigkeit und Arroganz die Einsicht, dass die Verleger vielleicht doch recht haben, wenn sie es nicht wollen, bei weitem überflügelt. Die vorherige Depression har sich gewandelt zum Hass auf die literarische Welt, wenn nur 5 Stück an die Freunde verkauft wurden und weder Spiegel noch FAZ das epochemachende Werk "Mein Leben als unbeschlafene Semmelassel" besprechen wollen. Natürlich bleibt auch die Einladung nach Klagenfurt aus, und dann muss die Bestätigung der eigenen literarischen Genialität woanders her kommen. Wie erbärmlich diese Autorinnen nicht immer, aber doch sehr oft sind, kann man auf den Buchmessen beobachten: Der BOD-Stand ist immer umlagert von seltsam aussehenden Freaks, die Bücher aus den Ständern zerren, begeistert blättern und irgendwo hinstellen, wo man sie besonders gut sehen könnte, wenn man denn Interesse hätte. Noch nicht mal der Bachmann-Wettbewerb und seine vertrockneten Juroren wollen diese Leute - weshalb man immer die Finger davon lassen sollte. Wenn Schriftstellerinnen, dann bitte die Originale - die meisten sind wirklich nett, wenn sie es nicht mit einem Konkurrenten zu tun bekommen.
Glubschaugen kann man sich auch sparen bei den Leserinnen von Judith Herrmann und ähnlichem Mädchenplunder, das seine Awareness vor allem den uneingestandenen päderastischen Neigungten gewisser Fäuletonisten verdankt. Es sei denn, man will problemficken mit einer Frau, die am Ende nach Rotz, Tränen und einer Packung Fluppen schmeckt.
Was manches Fräulein dazu bringt, sich mit den Werken von Tanja Kinkel zu desavouieren, ist mir nicht bekannt, auch nicht, was sie zum Kauf von Frau Bradley bewogen haben mag - Hauptsache, man schaltet auf Rückwärtsgang. Das erspart einem eine Nacht in Duftöl mit mitternächtlichem Mondelfentanz oder ähnlichem Esoschmarrn, bei dem man sich irgendwann wünscht, einen ganz normalen Orkfick mit Schreien und Röcheln haben. Es gibt viel von dem Zeug, ich kenne es nicht, nur die Leserinnen, und empfehle deshalb den Rückzug.
Gleiches gilt für die blassblauen Fräuleins, bei denen R. M. Rilke, Wagners Wesendonkschmachtereien oder C. F. Meyer auf dem Schreibtisch einen Stammplatz haben. Ihr Vater ist sicher Chef einer Deutschen Bank in einer kleinen Stadt, und ihre Mutter hat ihr ein Himmelbett in Rosa gekauft und sie wohlweisslich von allem abgeschottet, was mit Sex zu tun hat, um sie so für den Sohn des Möbelhausbesitzers aufzusparen. Irgendwie mag sie entfleucht sein, aber das Böse ihrer Abstammung ist in ihr, und so wird sie es am Ende nicht so weit kommen lassen, weswegen man sich dann um drei Uhr Nachts nochmal auf die Suche nach einem Restfick machen kann.
Goethes Werther, aber auch der grüne Heinrich und überhaupt das ganze toitsche 19. Jahrhundert sind immer schlechte Vorzeichen - Ausnahmen wie Börne und Heine signalisieren dagegen einen aufgeschlossenen Geist und unkomplizierte Sinnlichkeit auf kurzen Distanzen. Frankreich ist da besser gesegnet - Gefahr droht allenfalls von Leserinnen von Flaubert; Merimee, Maupassant und Balzac dagegen weisen auf viel Verständnis für männliche Bedürfnisse hin, Baudelaire verspricht delikate Verwirrungen. Besser noch ist das 18. Jahrhundert, Voltaire, Lauzun, Mirabeau, die philosophische Therese, all das sind Verheissungen nicht nur im Bücherschrank.
Und sollte man eine Frau finden, die Tucholskys Gripsholm, die Contessa Maria von Palazzeschi und Les bijoux indiscrets von Diderot besitzt, vielleicht auch noch die Stadt der Frauen von Pizan, die Kurtisanengespräche von Aretino und einen Photoband von Lee Miller - zugreifen, meine Herren und eventuell auch entsprechend interessierte Damen , zugreifen.
donalphons, 20:17h
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Noch besser
Ein verbindliches Standesrecht für Journalisten schlägt das Finblog vor - wie wäre es mit einem Standrecht, anzuwenden auch auf die PR? Es würde keine zwei Wochen dauern, bis das Bildblog keine Arbeit mehr hätte, und ein ekelhaftes Berufsbild würde verschwinden.
donalphons, 03:02h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 25. Juli 2005
Scheiss des Jahres 2020
Meines Erachtens werden sich Business oder PR Blogs jenseits kleinster Nischen niemals bewähren, geschweige denn durchsetzen. Eine Ausnahme, eine dieser kleinen Nischen wird vom MEX-Blog ganz gut repräsentiert, dessen Hauptautor Robert Basic dadurch weitaus mehr Publicity bekommt und bekannter ist, als vergleichbare Jungunternehmer. Ich bin trotz seiner guten Argumente oft radikal anderer Meinung als Robert, was sein Blog für mich natürlich besonders lesenswert macht.
Gestern nun habe ich das hier bei ihm gefunden - die Beschreibung, wie und warum nichts aus einer Beteiligung eines Thinktanks namens Z-Punkt beim MEX-Blog wurde. Ich bin nicht wirklich überrascht - Z-Punkt ist am Partnerprogramm der Website change-X beteiligt, und Change-X wiederum wurde dadurch bekannt, dass sie schon mal versucht haben, eine Abstimmung zu einem hochdotierten Preis ... nun, lest selber. Ich kann mich keiner allzu guten Meinung über Change-X und der damit verbandelten Zukunfts/Marktforscher/Change Management-Szene rühmen, für mich ist schon die ideologische Ausrichtung der Firma auf eine Revolution der Arbeitswelt ein Greuel, Wippermann und Horx lassen grüssen.
Das alles bleibt Robert Basic jetzt erspart, was ihn nicht traurig stimmen sollte. Schliesslich möchte ich sein Blog weiterhin ernst nehmen, und da ist es mir ganz recht, wenn jemand aus den aktuellen Problemen der IT-Welt heraus nachdenkt, wie es besser werden könnte, als dass er Zukunftsvisionen a la Z-Punkt entwickelt, deren Menschenbild jenseits von Business Plänen und Hirnen der Marketing-Anja-Tanjas kaum exitieren dürften. So stellt sich der "Thinktank" das weibliche Kleiderkaufen des Jahres 2020 vor:
“Wir betreten ein gewöhnliches Mode-Kaufhaus. Wir sehen eine junge Frau, die zielstrebig das Eingangsportal passiert und ganz offensichtlich in Eile ist. Routiniert nimmt sie im Vorbeigehen eines der bereitliegenden Handgeräte, das sie auffordert, ihm ihre Wünsche mitzuteilen und ihre persönliche Chip-Karte mit ihren Maßen und Stilvorlieben einzuführen (Einführen? Freudscher Verschreiber oder was? d. Red). Ohne Umschweife weist ihr ein beweglicher Pfeil im Display den Weg zu dem Kleiderständer mit den pinkfarbenen T-Shirts in Größe 38, wo bereits ein Funk-Etikett mit einem Blinkzeichen auf sich aufmerksam macht. Gezahlt wird beim Durchschreiten der elektronischen Schranke, die automatisch alle mit Funk-Chips ausgestatteten Artikel in der Einkaufstüte erfasst und den Betrag vom freigegebenen Kreditkartenkonto der Käuferin einzieht. All das ist in fünf Minuten erledigt. Da bleibt noch Zeit für einen Drink im “Ambiente” um die Ecke.”
Ich bin mir ziemlich sicher, dass kein Autor dieser Studie jemals mit einer Frau Kleider einkaufen war. Keine Frau sagt "Ich will eine pinkfarbene Bluse Grösse 38 mit weissen Knöpfen für maximal 50 Euro". Allein schon Pink und Grösse 38 - jede Frau würde sagem, sie braucht 36, um sich dann über die klein ausfallenden italienischen Grössen zu beschweren. Nehmen wir mal den Fall einer sich für äussert dezent und unluxuriös haltenden, 23-jährigen Ethnologiestudentin mit schlichtem Geschmack und bar jeder Zickigkeit, im Gedächtnis mitstenografiert ab dem Moment, wo der angehende Schriftsteller einen Parkplatz in Münchens Innenstadt gefunden hat:
Ich brauche übrigens noch ein Paar Turnschuhe, können wir schnell in die Sendlinger Strasse? Dauert nur drei Minuten, ich weiss schon, was ich brauche, schwarz und schlicht, nur zum Joggen. Was soll das heissen, auch so anziehen ... ach Don, ich mag diese roten Tunschuhe hier tagsüber, wenn es nach Dir gehen würde, würde ich nur in Pumps rumrennen wie Deine kleine Schwester... So, gleich sind wir da, ähhh, Moment... Guck mal da, Don, was sagst Du zu dem Kleid im Schaufenster? Gut, oder? Aber ob der Stoff gut ist? Egal, komm, gehen wir weiter, ich brauche das absolut nicht, ich will Turnschuhe, aber... also, meine Mutter kommt nächste Woche nach München, zum shoppen, vielleicht könnte ich doch einen klitzekleinen Blick da rein werfen, ich kaufe sowieso nichts, ich brauch nichts, so, da ist es ja - Ne, ne, der Stoff ist nicht schön, so kratzig, gut, gehen wir wieder, vielleicht noch einen kleinen Umweg zu den Tops, da brauche ich auch keins, aber gucken können wir schnell mal.
||: Was? Was ist das? Hmm... meinst Du, ich könnte das schnell probieren? Dauert nur eine Sekunde, ja? Ich will es nicht haben, nur mal schaun ob mir sowas überhaupt steht. Und Du guck nicht so rum und mach andere Frauen nervös, such lieber noch was was mir sonst noch passen könnte. Don, hörst Du mich? Es soll zur Jeans genauso passen wie zum Rock, dem mit den Sonnenblumen, schon klar, oder? Und bitte nicht zu ausgefallen, das passt nicht zu mir. Aber bitte auch keine Oma-Klamotten. Don, Don schau mal das hier, eh, nein, das ist nichts, das sieht total billig aus, das geht ja gar nicht - pah! Lieber was mit Qualität - was hast Du denn da? Hm, nein, das gefällt mir gar nicht, obwohl ich probiere es mal :||
(Da capo)
(Da capo)
(Da capo con stretta, finalmente:)
Ihhh, nein, das passt gar nicht, schau doch mal, ich habe einfach nicht die Figur dafür (leise) ich hasse meine scheissgrossen Brüste... Und Du bist Dir wirklich sicher, dass das den meisten Männern nichts ausmacht, Don? Wirklich nicht? Hmm.. Was kostet da eigentlich? 100 Euro? Spinnen die? Ist mir doch egal ob die das hören, 100 Euro, nein, und das, obwohl es schon reduziert ist. Und was ist das? Donna Karan? Iiiih, BWLler-Klamotten, das kannst Du Deinen Elitessen aufschwatzen, aber nicht mir... ich weiss auch, dass ich schöne Schultern habe in dem Ding, aber Donna Karan geht überhaupt nicht, ich bin doch noch nicht 40. So, jetzt probiere ich das da noch, Du hängst diese DK-Ding bitte gleich wieder zurück.
Und? Was sagst Du? Ja, es spannt oben und unten ist es lapprig, aber es kostet auch nur 30 Euro. Das kann ich mir gerade noch leisten. Ja, das Donna Karan Teil sah sehr viel besser aus, aber das würde ich aus Prinzip nie kaufen, wer bin ich denn, schau mich doch an, ich bin eine ganz normale, schlichte Studentin und keins von Deinen Luxusweibchen in Deinem Roman, und deshalb... obwohl, kannst Du es noch mal bringen, nur wenn ich vielleicht bei H&M etwas ähnliches sehe, weil wir sowieso gleich dahin gehen, was? Turnschuhe kaufen? Soll ich gesagt haben? Wann? Ach so, ja. Himmel schon drei, jetzt verpasse ich doch glatt die Übung und nur weil Du mich so verwirrst, na egal, und das Donna Karan Dingsda jetzt, naja, die Farbe ist wirklich toll. Ich weiss dass es Dir gefällt, Du alter Schlüsselbein-Fetischist, aber ich kann mir sowas nicht leisten, und wo sollte ich das auch anzie... - Don? Don? Wo gehst Du hin, warte doch, nein, das kannst Du nicht machen, hör mal, was soll denn mein Freund sagen, ich will es doch gar nicht, nein, packen Sie es bitte nicht ein, der meint es nicht ernst - Don? Du meinst das nicht ernst, bitte lass es... Ach Don, weisst Du was? Du bist absolut unmöglich. Ich will es nicht, ich werde es nie tragen. Du kannst es ja anziehen, ach Menno - ja. Ja. Ach hör doch auf, es ist gar nicht logisch, was wissen denn Männer von Logik, es ist noch nicht mal nett, Du degradierst mich zur Barbie-Puppe. So ein schöner Tag, und dann sowas. Ja, gut, ich nehme es. Aber nur unter Protest. Und mach das nicht nochmal, ja?
So, jetzt will ich in ein Cafe, ich bin total fertig von dieser Auswählerei, ach so, die Turnschuhe... das machen wir ein ander mal, wobei... hm, Don? Was meinst Du, Don, wenn wir schon mal da sind, dann könnten wir doch mal nur eine Sekunde doch in den Schuhladen da rein, ja, die haben keine Sneaker, das weiss ich auch, nicht deshalb, sondern weil man zu diesem Top eigentlich doch nicht die roten Turnschuhe anziehen kann, vielleicht brauche ich doch ein paar helle Schuhe, ja, meinetwegen, Pumps, wenn Du unbedingt so nennen willst, ich würde das ja sowieso nur anziehen, wenn ich mit Dir unterwegs bin, weil Günther, der mit mir vorgestern dieses blaue Kleid kaufen war... Ja, ich treffe mich auch mit Günther, egal ob Du ihn magst... Nein, ich habe natürlich selbst bezahlt, Günther hat mir nur geliehen, und überhaupt, ach, mit Männern kann man einfach nicht einkaufen gehen, oder so. Und jetzt gehen wir da rein, was ist das, Bally? Ist nicht ganz billig, oder? Hm, wenn wir etwas finden, ich hab meine EC-Karte nicht dabei, könntest Du vielleicht...
(Indische Miniatur auf Elfenbein, Mitte 19. Jahrhundert - some things never change)
So kaufen Frauen ein. Schon immer. Und das wird sich nie ändern. Und wenn sie dann in einem Cafe sind, entdecken sie auf der Speisekarte erst mal das Mousse, dann wollen sie noch einen Salat für die Fitness, und dann haben sie Hunger und wollen in ein Restaurant. Und wenn sie dann Magenverstimmung haben, legen sie sich vor die Glotze und rufen an, dass sie SATC-DVDs und Tabletten und einen Martini brauchen. Wenn wir die nicht bestellten Pralinen vergessen, sind sie beleidigt. Auch noch 2020.
Deshalb ist die gesamte Vorstellung von Z-Punkt von Anfang an zu Scheitern verurteilt - und Robert kann froh sein. Nicht nur, weil ich dann nicht über solchen Bullshit in seinem Blog herfalle. Sondern auch, weil Frauen wie die obige auch 2020 noch sein Leben versüssen werden.
Gestern nun habe ich das hier bei ihm gefunden - die Beschreibung, wie und warum nichts aus einer Beteiligung eines Thinktanks namens Z-Punkt beim MEX-Blog wurde. Ich bin nicht wirklich überrascht - Z-Punkt ist am Partnerprogramm der Website change-X beteiligt, und Change-X wiederum wurde dadurch bekannt, dass sie schon mal versucht haben, eine Abstimmung zu einem hochdotierten Preis ... nun, lest selber. Ich kann mich keiner allzu guten Meinung über Change-X und der damit verbandelten Zukunfts/Marktforscher/Change Management-Szene rühmen, für mich ist schon die ideologische Ausrichtung der Firma auf eine Revolution der Arbeitswelt ein Greuel, Wippermann und Horx lassen grüssen.
Das alles bleibt Robert Basic jetzt erspart, was ihn nicht traurig stimmen sollte. Schliesslich möchte ich sein Blog weiterhin ernst nehmen, und da ist es mir ganz recht, wenn jemand aus den aktuellen Problemen der IT-Welt heraus nachdenkt, wie es besser werden könnte, als dass er Zukunftsvisionen a la Z-Punkt entwickelt, deren Menschenbild jenseits von Business Plänen und Hirnen der Marketing-Anja-Tanjas kaum exitieren dürften. So stellt sich der "Thinktank" das weibliche Kleiderkaufen des Jahres 2020 vor:
“Wir betreten ein gewöhnliches Mode-Kaufhaus. Wir sehen eine junge Frau, die zielstrebig das Eingangsportal passiert und ganz offensichtlich in Eile ist. Routiniert nimmt sie im Vorbeigehen eines der bereitliegenden Handgeräte, das sie auffordert, ihm ihre Wünsche mitzuteilen und ihre persönliche Chip-Karte mit ihren Maßen und Stilvorlieben einzuführen (Einführen? Freudscher Verschreiber oder was? d. Red). Ohne Umschweife weist ihr ein beweglicher Pfeil im Display den Weg zu dem Kleiderständer mit den pinkfarbenen T-Shirts in Größe 38, wo bereits ein Funk-Etikett mit einem Blinkzeichen auf sich aufmerksam macht. Gezahlt wird beim Durchschreiten der elektronischen Schranke, die automatisch alle mit Funk-Chips ausgestatteten Artikel in der Einkaufstüte erfasst und den Betrag vom freigegebenen Kreditkartenkonto der Käuferin einzieht. All das ist in fünf Minuten erledigt. Da bleibt noch Zeit für einen Drink im “Ambiente” um die Ecke.”
Ich bin mir ziemlich sicher, dass kein Autor dieser Studie jemals mit einer Frau Kleider einkaufen war. Keine Frau sagt "Ich will eine pinkfarbene Bluse Grösse 38 mit weissen Knöpfen für maximal 50 Euro". Allein schon Pink und Grösse 38 - jede Frau würde sagem, sie braucht 36, um sich dann über die klein ausfallenden italienischen Grössen zu beschweren. Nehmen wir mal den Fall einer sich für äussert dezent und unluxuriös haltenden, 23-jährigen Ethnologiestudentin mit schlichtem Geschmack und bar jeder Zickigkeit, im Gedächtnis mitstenografiert ab dem Moment, wo der angehende Schriftsteller einen Parkplatz in Münchens Innenstadt gefunden hat:
Ich brauche übrigens noch ein Paar Turnschuhe, können wir schnell in die Sendlinger Strasse? Dauert nur drei Minuten, ich weiss schon, was ich brauche, schwarz und schlicht, nur zum Joggen. Was soll das heissen, auch so anziehen ... ach Don, ich mag diese roten Tunschuhe hier tagsüber, wenn es nach Dir gehen würde, würde ich nur in Pumps rumrennen wie Deine kleine Schwester... So, gleich sind wir da, ähhh, Moment... Guck mal da, Don, was sagst Du zu dem Kleid im Schaufenster? Gut, oder? Aber ob der Stoff gut ist? Egal, komm, gehen wir weiter, ich brauche das absolut nicht, ich will Turnschuhe, aber... also, meine Mutter kommt nächste Woche nach München, zum shoppen, vielleicht könnte ich doch einen klitzekleinen Blick da rein werfen, ich kaufe sowieso nichts, ich brauch nichts, so, da ist es ja - Ne, ne, der Stoff ist nicht schön, so kratzig, gut, gehen wir wieder, vielleicht noch einen kleinen Umweg zu den Tops, da brauche ich auch keins, aber gucken können wir schnell mal.
||: Was? Was ist das? Hmm... meinst Du, ich könnte das schnell probieren? Dauert nur eine Sekunde, ja? Ich will es nicht haben, nur mal schaun ob mir sowas überhaupt steht. Und Du guck nicht so rum und mach andere Frauen nervös, such lieber noch was was mir sonst noch passen könnte. Don, hörst Du mich? Es soll zur Jeans genauso passen wie zum Rock, dem mit den Sonnenblumen, schon klar, oder? Und bitte nicht zu ausgefallen, das passt nicht zu mir. Aber bitte auch keine Oma-Klamotten. Don, Don schau mal das hier, eh, nein, das ist nichts, das sieht total billig aus, das geht ja gar nicht - pah! Lieber was mit Qualität - was hast Du denn da? Hm, nein, das gefällt mir gar nicht, obwohl ich probiere es mal :||
(Da capo)
(Da capo)
(Da capo con stretta, finalmente:)
Ihhh, nein, das passt gar nicht, schau doch mal, ich habe einfach nicht die Figur dafür (leise) ich hasse meine scheissgrossen Brüste... Und Du bist Dir wirklich sicher, dass das den meisten Männern nichts ausmacht, Don? Wirklich nicht? Hmm.. Was kostet da eigentlich? 100 Euro? Spinnen die? Ist mir doch egal ob die das hören, 100 Euro, nein, und das, obwohl es schon reduziert ist. Und was ist das? Donna Karan? Iiiih, BWLler-Klamotten, das kannst Du Deinen Elitessen aufschwatzen, aber nicht mir... ich weiss auch, dass ich schöne Schultern habe in dem Ding, aber Donna Karan geht überhaupt nicht, ich bin doch noch nicht 40. So, jetzt probiere ich das da noch, Du hängst diese DK-Ding bitte gleich wieder zurück.
Und? Was sagst Du? Ja, es spannt oben und unten ist es lapprig, aber es kostet auch nur 30 Euro. Das kann ich mir gerade noch leisten. Ja, das Donna Karan Teil sah sehr viel besser aus, aber das würde ich aus Prinzip nie kaufen, wer bin ich denn, schau mich doch an, ich bin eine ganz normale, schlichte Studentin und keins von Deinen Luxusweibchen in Deinem Roman, und deshalb... obwohl, kannst Du es noch mal bringen, nur wenn ich vielleicht bei H&M etwas ähnliches sehe, weil wir sowieso gleich dahin gehen, was? Turnschuhe kaufen? Soll ich gesagt haben? Wann? Ach so, ja. Himmel schon drei, jetzt verpasse ich doch glatt die Übung und nur weil Du mich so verwirrst, na egal, und das Donna Karan Dingsda jetzt, naja, die Farbe ist wirklich toll. Ich weiss dass es Dir gefällt, Du alter Schlüsselbein-Fetischist, aber ich kann mir sowas nicht leisten, und wo sollte ich das auch anzie... - Don? Don? Wo gehst Du hin, warte doch, nein, das kannst Du nicht machen, hör mal, was soll denn mein Freund sagen, ich will es doch gar nicht, nein, packen Sie es bitte nicht ein, der meint es nicht ernst - Don? Du meinst das nicht ernst, bitte lass es... Ach Don, weisst Du was? Du bist absolut unmöglich. Ich will es nicht, ich werde es nie tragen. Du kannst es ja anziehen, ach Menno - ja. Ja. Ach hör doch auf, es ist gar nicht logisch, was wissen denn Männer von Logik, es ist noch nicht mal nett, Du degradierst mich zur Barbie-Puppe. So ein schöner Tag, und dann sowas. Ja, gut, ich nehme es. Aber nur unter Protest. Und mach das nicht nochmal, ja?
So, jetzt will ich in ein Cafe, ich bin total fertig von dieser Auswählerei, ach so, die Turnschuhe... das machen wir ein ander mal, wobei... hm, Don? Was meinst Du, Don, wenn wir schon mal da sind, dann könnten wir doch mal nur eine Sekunde doch in den Schuhladen da rein, ja, die haben keine Sneaker, das weiss ich auch, nicht deshalb, sondern weil man zu diesem Top eigentlich doch nicht die roten Turnschuhe anziehen kann, vielleicht brauche ich doch ein paar helle Schuhe, ja, meinetwegen, Pumps, wenn Du unbedingt so nennen willst, ich würde das ja sowieso nur anziehen, wenn ich mit Dir unterwegs bin, weil Günther, der mit mir vorgestern dieses blaue Kleid kaufen war... Ja, ich treffe mich auch mit Günther, egal ob Du ihn magst... Nein, ich habe natürlich selbst bezahlt, Günther hat mir nur geliehen, und überhaupt, ach, mit Männern kann man einfach nicht einkaufen gehen, oder so. Und jetzt gehen wir da rein, was ist das, Bally? Ist nicht ganz billig, oder? Hm, wenn wir etwas finden, ich hab meine EC-Karte nicht dabei, könntest Du vielleicht...
(Indische Miniatur auf Elfenbein, Mitte 19. Jahrhundert - some things never change)
So kaufen Frauen ein. Schon immer. Und das wird sich nie ändern. Und wenn sie dann in einem Cafe sind, entdecken sie auf der Speisekarte erst mal das Mousse, dann wollen sie noch einen Salat für die Fitness, und dann haben sie Hunger und wollen in ein Restaurant. Und wenn sie dann Magenverstimmung haben, legen sie sich vor die Glotze und rufen an, dass sie SATC-DVDs und Tabletten und einen Martini brauchen. Wenn wir die nicht bestellten Pralinen vergessen, sind sie beleidigt. Auch noch 2020.
Deshalb ist die gesamte Vorstellung von Z-Punkt von Anfang an zu Scheitern verurteilt - und Robert kann froh sein. Nicht nur, weil ich dann nicht über solchen Bullshit in seinem Blog herfalle. Sondern auch, weil Frauen wie die obige auch 2020 noch sein Leben versüssen werden.
donalphons, 01:55h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 24. Juli 2005
Akklimatisation an die Area,
an die berühmte, einzigartige, traumhaft schöne, von Investoren wie Beratern und Gründern gleichermassen bevorzugte Munich Area, ein Grossraum der Superlativen und der Motor der deutschen Konjunktur - man mag es kaum glauben, aber solche Sprüche hört man auch im Jahr 5 nach dem Ende der New Economy immer noch. Wenn man dauernd drin ist in dieser Szene, gewöhnt man sich daran - das alles ist so verinnerlicht wie der Hass der palästinensischen Flüchtlinge auf Israel, on Demand abrufbar, 24/7, always on.
Es ist so wie mit der dampfenden Badewanne im Winter - man schickt erst einmal den grossen Zeh vor, um dann, wie ein Storch stehend und wie Espenlaub schwankend zu überlegen, ob man sich das antun soll. Nicht ganz umsonst habe ich nach dem Ende meiner Berliner Zeit die Tage vor allem in der Provinz zugebracht, aber langsam werden die Tage kürzer, und spätestens im Winter wird die Area wieder mein Zuhause. Vielleicht ist das alles doch nicht mehr ganz so wie damals, also ausprobiert - und ab ins Joe Penas.
Das Joe Penas ist ein weithin bekannter Texmexikaner, noch aus den grossen Zeiten des Parkcafes Anfang der 90er Jahre. Begonnen hatte das alles mit dem Hooters an der Rosenheimer Strasse, das bald wieder dicht machte, und dann zog die Crowd um ins Joe Penas mit seinem grauenvoll schlecht imitierten Texasstil, mitten ins Gärtnerplatzviertel. Irgendwie hat es der Laden geschafft, zu überleben und ganze Generationen von Dienstleistungsjobanfängern aus dem Umkreis anzuziehen.
Und nein, geändert hat sich gar nichts. Angefangen von den Mädchenkolonnen, die schon mal einmarschieren, während der Typ keinen Parkplatz findet, über die Telefonate, die Themen, die Geschichten. Es ist wie eine Zeitschleife, immer noch die Tequilaexzesse, die Versuche, es etwas auf Dirty Dancing und Latinoenthemmung zu machen, da kann das Sausalitos immer noch was lernen. Man kann 5 Stunden zuhören und alles sofort wieder vergessen, Inhalt und Bedeutung kleiner gleich Null, Dünkel und die totale Abwesenheit von Reflektion, und dann fragen auch noch die unvermeidlichen Pro7-Vertriebler, ob sie sich dazusetzen können und machen aus dem Tisch ihren verlängerten Conference Table. Ihre Mädchen zicken rum und pullen später die Erbsen aus den Enchilladas, während sie über Haartönungen sprechen. Und darüber, dass nach der Wahl alles besser wird.
Angeekelt von dem Gefühl, mit fünf CSUlern am Tisch zu sitzen, breche ich mit meiner Bekannten den Versuch ab. Und suche nach ein paar Insolvenzen aus der Munich Area.
Es ist so wie mit der dampfenden Badewanne im Winter - man schickt erst einmal den grossen Zeh vor, um dann, wie ein Storch stehend und wie Espenlaub schwankend zu überlegen, ob man sich das antun soll. Nicht ganz umsonst habe ich nach dem Ende meiner Berliner Zeit die Tage vor allem in der Provinz zugebracht, aber langsam werden die Tage kürzer, und spätestens im Winter wird die Area wieder mein Zuhause. Vielleicht ist das alles doch nicht mehr ganz so wie damals, also ausprobiert - und ab ins Joe Penas.
Das Joe Penas ist ein weithin bekannter Texmexikaner, noch aus den grossen Zeiten des Parkcafes Anfang der 90er Jahre. Begonnen hatte das alles mit dem Hooters an der Rosenheimer Strasse, das bald wieder dicht machte, und dann zog die Crowd um ins Joe Penas mit seinem grauenvoll schlecht imitierten Texasstil, mitten ins Gärtnerplatzviertel. Irgendwie hat es der Laden geschafft, zu überleben und ganze Generationen von Dienstleistungsjobanfängern aus dem Umkreis anzuziehen.
Und nein, geändert hat sich gar nichts. Angefangen von den Mädchenkolonnen, die schon mal einmarschieren, während der Typ keinen Parkplatz findet, über die Telefonate, die Themen, die Geschichten. Es ist wie eine Zeitschleife, immer noch die Tequilaexzesse, die Versuche, es etwas auf Dirty Dancing und Latinoenthemmung zu machen, da kann das Sausalitos immer noch was lernen. Man kann 5 Stunden zuhören und alles sofort wieder vergessen, Inhalt und Bedeutung kleiner gleich Null, Dünkel und die totale Abwesenheit von Reflektion, und dann fragen auch noch die unvermeidlichen Pro7-Vertriebler, ob sie sich dazusetzen können und machen aus dem Tisch ihren verlängerten Conference Table. Ihre Mädchen zicken rum und pullen später die Erbsen aus den Enchilladas, während sie über Haartönungen sprechen. Und darüber, dass nach der Wahl alles besser wird.
Angeekelt von dem Gefühl, mit fünf CSUlern am Tisch zu sitzen, breche ich mit meiner Bekannten den Versuch ab. Und suche nach ein paar Insolvenzen aus der Munich Area.
donalphons, 01:27h
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Fensterln
Einer meiner Hausweinstöcke beim Fensterln bei der Elitessa Officinalis Domestica.
Typisch Italiener... Dieses Jahr mit enorm vielen blauen Trauben. So ist das hier im Süden, im italienischen Vorhof, wo sich die Italiener auf Italiener über die Strasse was auf Italienisch zurufen. In acht Wochen ist dann Erntezeit.
Früher, im Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert gab es an vielen Häusern der Stadt Weistöcke; die beiden bei uns sind die letzten Exemplare in der Altstadt, was dazu führt, dass das Haus sowohl unter Denkmalschutz steht, als auch als Naturdenkmal geführt wird. Wenn ich nicht Antialkoholiker wäre, würde ich vielleicht sogar mal versuchen, meinen eigenen Hauswein zu keltern - Name hätte ich schon: Valle de Danuvia Elitessenblut.
Typisch Italiener... Dieses Jahr mit enorm vielen blauen Trauben. So ist das hier im Süden, im italienischen Vorhof, wo sich die Italiener auf Italiener über die Strasse was auf Italienisch zurufen. In acht Wochen ist dann Erntezeit.
Früher, im Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert gab es an vielen Häusern der Stadt Weistöcke; die beiden bei uns sind die letzten Exemplare in der Altstadt, was dazu führt, dass das Haus sowohl unter Denkmalschutz steht, als auch als Naturdenkmal geführt wird. Wenn ich nicht Antialkoholiker wäre, würde ich vielleicht sogar mal versuchen, meinen eigenen Hauswein zu keltern - Name hätte ich schon: Valle de Danuvia Elitessenblut.
donalphons, 19:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 23. Juli 2005
Real Life 22.07.05 - Wenn ich nicht hier bin
bin ich auf dem Sonnendeck - und da an der Schleifmaschine. Du bist unendlich weit weg vom Netz und von allem, was auch nur ansatzweise mit Internet zu tun hat. Die New Economy, die Next Economy, Social Tagging, Wikis, Personalisation, Cluetrain, Blogs, Trends, Zukunft,das alles ist so unfassbar fern, wenn die Schleifmaschine über das Holz gleitet. So gegen 1820 wurde die Tanne gepflanzt, gegen 1925 hat man sie gefällt und gesägt, 1929 dann in ein Lagerhaus verbaut, als 4 Zentimeter dickes Brett für schwere Lasten, 2005 hat man sie dann rausgerissen und auf den Bauschutt geworfen, und da hast du sie gefunden. Ein paar kleine Risse hat das Brett, es ist nicht mehr ganz gerade, aber wenn das nach 76 Jahren alles ist, dann hält es wohl noch ein paar Jahrhunderte, auch als Küchenregal über dem Herd.
Ist das alles, ist das alles, summst du vor dich hin, während das Kreischen der Maschine die Elitessen unten beim Lernen stört. Wenn man das alles zusammenrechnet - ein Tag Arbeit für dich, zusammen sicher 3 Stunden Lernausfall bei Deutschlands kommender Wirtschaftselite, der Strom, die Lasur, dann war es volkswirtschaftlicher Blödsinn, ein Schaden für die Wirtschaft, es wäre doch so einfach gewesen, in den Baumarkt zu fahren und ein Massenprodukt für 9,95 Euro zu kaufen - so würden sie denken, wenn sie denn wüssten, was genau du mit dem Brett da oben machst.
Aber da es die einzige Art von Brett ist, die du in deiner Wohnung willst und magere Elitessen in deiner Küche ohnehin nichts Fettreduziertes finden werden, werden sie nie verstehen, warum sie so gestört wurden, an diesem traumhaft schönen Nachmittag am Rande der einzigartigen Munich Area, mit all ihren tollen Zukunftsversprechern.
Ist das alles, ist das alles, summst du vor dich hin, während das Kreischen der Maschine die Elitessen unten beim Lernen stört. Wenn man das alles zusammenrechnet - ein Tag Arbeit für dich, zusammen sicher 3 Stunden Lernausfall bei Deutschlands kommender Wirtschaftselite, der Strom, die Lasur, dann war es volkswirtschaftlicher Blödsinn, ein Schaden für die Wirtschaft, es wäre doch so einfach gewesen, in den Baumarkt zu fahren und ein Massenprodukt für 9,95 Euro zu kaufen - so würden sie denken, wenn sie denn wüssten, was genau du mit dem Brett da oben machst.
Aber da es die einzige Art von Brett ist, die du in deiner Wohnung willst und magere Elitessen in deiner Küche ohnehin nichts Fettreduziertes finden werden, werden sie nie verstehen, warum sie so gestört wurden, an diesem traumhaft schönen Nachmittag am Rande der einzigartigen Munich Area, mit all ihren tollen Zukunftsversprechern.
donalphons, 01:58h
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DCT-Feinde zu verkaufen!
Zumindest teilweise: Alte DCTler werden sich ja noch an die etwas zickige Firma Falk esolutions AG erinnern, deren Ableben niemand von uns besonders überrascht oder gar betrübt hätte. Nun gibt es sie immer noch, trotz gewisser Probleme und - so hört man zumindest - suboptimal verlaufener Anwaltsangriffe gegen eine gewisse kleine, feine Website.
Falls nun jamand Lust haben sollte, Aktien der börslich nicht gehandelten Falk AG zu erwerben und vielleicht mal so hübsche Dinge zu tun wie Vorstandsbeschlüsse anfechten, die Zahlen zu erfragen oder sonstwie all die lustigen Dinge zu tun, mit denen Aktionäre so einen Vorstand auf Trab halten können - dann ist hier die Gelegenheit. Geeignet natürlich auch für aufstrebende Konkurrenten und alle, die nochmal das irre Gefühl von New Economy Shares in ihren Händen spüren wollen.
Falls nun jamand Lust haben sollte, Aktien der börslich nicht gehandelten Falk AG zu erwerben und vielleicht mal so hübsche Dinge zu tun wie Vorstandsbeschlüsse anfechten, die Zahlen zu erfragen oder sonstwie all die lustigen Dinge zu tun, mit denen Aktionäre so einen Vorstand auf Trab halten können - dann ist hier die Gelegenheit. Geeignet natürlich auch für aufstrebende Konkurrenten und alle, die nochmal das irre Gefühl von New Economy Shares in ihren Händen spüren wollen.
donalphons, 00:16h
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