: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 7. August 2005

KWler - ich hasse sie.

Ich habe beruflich auch so genug zu tun mit Studenten der Kommunikationswissenschaften. Ich glaube, in kaum einem Fach gibt es mehr vorlaute Arschlöcher, die sich schon auf dem CR-Posten sehen, mehr schrill klingende Professorentöchter und überhaupt MEHR UNFÄHIGE SUBJOURNALISTEN. Es ist kein Wunder, dass viel von dem Pack nach dem Studium nochmals absteigt, von der Schreiberei zur PR, also quasi vom Hirnschnupfen zur Ganzkörperpest mit stinkendem Aussatz und scheissekotzenlassenden Darmverschluss.

Einmal haben sie mich zu einer bundesweiten Tagung eigeladen. Bei derhat ein Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Publizistik bei seinem Vortrag dazu aufgerufen, doch eine Erklärung zu beschliessen, dass sie mehr Kohle, mehr Ausbilder und mehr Mittelbau wollen, weil eine sinnvolle Betreuung kaum mehr möglich ist - die Mädis und Bubis im Raum haben gequatscht, SMS geschrieben und mit sauteuren Sony-Digicams genkipst. Keine Erklärung, nicht mal den Versuch haben sie gemacht. Studiengebühren würden bei ihren Eltern auch nicht helfen, um die zu bewegen, allenfalls ein zweimonatiges Pflichtpraktikum Kloakenreinigung jedes Semester - dann würden die verzogenen Bratzen etwas tun.

Einige Leute machen Seminare als Hobby an den Unis, weil sie bei all dem grauenvollen Versagen nicht zuschauen können. Ich fange vielleicht auch bald wieder damit an, und wenn wieder so ein Knallkopf von der Deutschen Journalistenschule dabei ist, dann kriegt der ein Spezialprogramm - wenn man die nicht von der ersten Minute an knallhart rannimmt und vor allen anderen zurechtstutz, machen die einem das Seminar kaputt. Das ist das schöne am Radio: Man kann sie vor versammelter Mannschaft Texte einsprechen lassen, bis sie radiotauglich sind - und das kann bis zum nächsten Morgen dauern, denn radiotauglich sprechen ist eine Kunst.

Das ist nicht brutal oder fies, das ist einfach ein Stück notwendiger Erziehung für zukünftige "Meinungsmacher". Wenn man das nicht tut, werden sie übermütig und gehen mit all ihrem grosskotzigem Getue auch noch an die Öffentlichkeit. Das ist der Geist der Dieckmanns, der Wagners, der Steingarts und der Blumencrons, und den muss man in ihnen abtöten, so lange sie noch klein sind. Bei einem gewissen Matthias Ambhorst hat man darauf wohl verzichtet, weswegen er die - mutmasslich - Top100-Blogger von Blogstats, darunter dreimal mich, angeschrieben hat, an einer Umfrage teilzunehmen.

Worauf ich absolut keine Lust habe.

Weshalb er jetzt allen Ernstes eine "Erinnerung an die Bloggerbefragung" geschickt hat:

"Hallo Don Alphonso,

Immer einen auf kumpelhaft machen, obwohl er mich wahrscheinlich nur von einer Liste her kennt - erinnert an Spammer...

mit dieser Mail

gibt´s noch eine andere Mail?

möchte ich Sie an die Bloggerbefragung erinnern, zu der ich Sie vor einigen Tagen eingeladen habe.

eingeladen - aber klar doch. Einladen steht in meinem Wortschatz sicher nicht in Bezug zu einem Survey, aber ich komme nun mal nicht aus dem Spucknapf, in dem die Ursuppe der Marktforscher vor sich hinbrodelt.

Der Rücklauf

Für die 100 Spammails passt dann eher der Begriff "Auslauf"

war bisher sehr erfreulich: Fast die Hälfte der gut 100

Gib doch einfach zu, dass Du bei Blogstats geklaut hast - was übrigens ziemlich bescheuert ist, bei den Blogleichen und Linkfakes, Reichweitenermittlung geht darüber definitiv nicht.

eingeladenen

schon wieder einladen

Blogger hat bereits an der Befragung teilgenommen.

Schön blöd, aber Blogger sind wohl auch nicht klüger als normale Telefonmarketingkunden - wobei dann wieder die Hälfte irgendwas erzählt hat, was ich auch tue, wenn ich dem Pack nicht entgehe

Zum Hintergrund: Weblogs wurden im deutschsprachigen Raum bisher kaum wissenschaftlich untersucht.

Natürlich scheint das so - solange man nicht in der Lage ist, mal bei anderen Instituten nachzufragen

Mit Ihrer Teilnahme

sehr selbstsicher, was?

an der Bloggerbefragung unterstützen Sie mein kommunikationswissenschaftliches Forschungsprojekt an der Universität Dortmund.

Wie das schon klingt, Gott wie grosskotzig für ein Stück Schmalspurauswertung einer Umfrage. Aber es ist ja nichts Neues, dass Kommunikationswissenschaftler ähnlich gut reden, schreiben und formulieren können, wie BWL-Professoren an der Börse Milliarden scheffeln und Unternehmen lenken.

Ziel ist es, Daten zu Arbeitsweisen, Motivation und Einstellungen von Webloggern zu gewinnen.

Das wird ein KWler nie kapieren - nicht umsonst bloggen von denen so wenig. Mit Daten ist das jedenfalls nicht fassbar ("Der sog. "Spass" hat bei 97% der Blogger eine hohe Relevanz, während nur 15% PR als wichtige Motivation ihres Handelns angaben")

Diese Daten sollen nach Abschluss des Forschungsprojekts online gestellt werden. (Namen von Blogs und Bloggern haben keine Bedeutung für die Arbeit und werden nicht veröffentlicht. Die Studie ist nicht-kommerziell.)

Von mir ist kein Strich mehr online, als online sein soll.

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich 10 Minuten Zeit nehmen und den Fragebogen ausfüllen!

Da fehlt bei dieser Ansprache ein weiterer Konjunktiv - "Könnten". Mein Gott, und sowas dann in KW...

Wenn Sie an Details interessiert sind, nehmen Sie bitte Kontakt mit mir auf.

Danke, genug gelesen.

Um teilzunehmen, klicken Sie bitte auf den unten stehenden Link, der Ihr Passwort enthält.

Nennt man wohl Barrierefreiheit. Schon sehr kongruent, wenn man einerseits mit Passwort erkennbar ist, aber der Name keine Rolle spielt.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Zum Kotzen, diese erbärmliche Marktschreierei. Damit qualifiziert er sich für 9Live: Ruf an! Mach mit! So toll! So viele! Grossartig! Kostet nur! Ihr Interesse!

Es interessiert mich nicht, schon gar nicht, wenn ich mit solchen Versagern zu tun habe, die den 100 reichweitenstärksten Bloggerrn diese Einstiegsfrage präsentieren:

Haben Sie ein eigenes Blog (allein oder mit anderen)?

Da kann man einen Internetnutzer auch fragen, ob er schon mal im WWW war.

Krank ist auch die Liste der Informationsquellen, bei denen man alles in einer Reihenfolge angeben muss und nichts eigenes einfügen kann. Oder diese nette Überraschung. Und wenn dann ein KWler sowas schreibt "Jetzt ist Ihre Meinung zu Blogs und zu traditionellem Journalismus gefragt!" - mit Rufezeichen - kann ich nur sagen: Freundchen, ab ins Proseminar mit Dir. Oder vielleicht versuchst Du doch mal einen anderen Studiengang - KW ist momentan ohnehin nur die Garantie für 5 Jahre Berufseinsteigerpraktikum ohne Vergütung, es gibt auch ohne Dich immer noch zu viele davon.

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Freitag, 5. August 2005

Auch auf die Gefahr hin

dass es langweilig wird:



Winter, grau in grau wird noch lange genug sein.

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Das Biest

ist erledigt und kreidebleich. Nach 7 Kilo Spachtelmasse, 160 Schrauben unf vier Liter Farbe.



Der Rest ist nicht mehr so schlimm.

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Friede bespringert Pro7/Sat1 - na und?

1. Pro7/Sat1 war, ist und wird immer Hofberichterstatter von Schwarzgelb bleiben. Schon mal deren Reporterteams gesehen und miterlebt? Deren Bewusstsein ist so kritisch wien ein Haremseunuch. Vielleicht machen ein paar Dünndarmfreischwimmer jetzt den Mastdarmleistungsturner (sog. "bayerischer Zweikampf - mit allen Abwassern und Händen gewachen"), aber das hat sicher keinen Einfluss auf die Programmgestaltung. Und noch künstlicher können sich die DSF-Girls auch nicht räkeln.

2. Der profitable, aber rapide an Einfluss und Auflage verlierende Springer-Konzern holt sich eine enorm teure, aufgehübschte Braut, die ebenfalls auf dem absteigenden Ast ist.

3. Bild wird verstärkt über Pro7/Sat1 berichten - aber wer liest schon Bild, und sind die nicht ohnehin schon deckungsgleich mit den Unterschichtenglotzern?

4. Eine TV-Firma und einen Prinzkonzern zusammenführen - das ist bestimmt eine lustige Aufgabe, ähnlich wie aus einem Affen und einem Nilpferd einen Flugsaurier zu basteln. An dem Versuch sind schon einige eingegangen. Synergien? Praktisch keine.

Wer den Springer-Konzern in den letzten Jahren miterlebt hat, kennt dessen dumme Fressgier. Zu blöd, die Welt profitabel machen, aber dann ein paar Milliarden für dümpelnde Sender rausschmeissen. Ein Merger zwischen zwei Verlierern, mehr nicht. Wachstum, Zukunft: Null.

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Riesenschachtel der Pandora

Frau Mama (gestern bei der Stuckbesichtigung): Das müssen wir auch mal machen...
Don Alphonso: Ja, aber das wird sicher mal toll, wenn es fertig ist.
Frau Mama: Dann mach Du das. Willst Du es geschenkt haben?
Don Alphonso: Äh, klar, immer nur her damit...

Wenn ich sterbe, wäre bislang auf meinem Grabstein "Literat" gestanden. Ab jetzt kann dort auch stehen: "Hausbesitzer". Das war hier früher ein angesehener Beruf. Mein Ururgrossvater zum Beispiel war "Hausbesitzer und Privatier", und hatte damit ein tolles Leben und einen respektablen Grabstein. Zur Hälfte habe ich das jetzt geschafft. Und als ich es danach besichtigt und all die Probleme entdeckt habe, kam ich zum Schluss, dass es mit dem Sterben sicher nicht allzu lang dauert, bei dem Haufen Arbeit. Du lieber Himmel...

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Im Herzen des Schmutzes

Hackesche Höfe. Da war ich schon mal. Jetzt wieder. Ich auf Podium wegen Blogs bei diesem Event. Und die Bürgersteige werden wieder voller Müll sein.

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Freitag, 5. August 2005

Nicht zu empfehlen: Meine Wand hat ein Loch.

Ja. So ist das nun mal in Altbauten. Da gibt es Wände, die Löcher haben. Na und? Auch der Schweizer Käse hat Löcher, die Raumfähre und auch das Piercing-Girl. Das Loch habe ich übrigens selbst mal gemacht, im Irrglauben, ich könnte die Deckenbalken freilegen. Die Details würden hier nur langweilen, jedenfalls ging es aus einigen statischen Gründen nicht. Zurück blieb also besagtes Loch.

Kein Problem, schliesslich wird es ja später mit Stoff bespannt, dachte ich. Tatsächlich handelt es sich aber um ein Loch in 3D, sprich, es zieht sich von der Vertikalen in eine Schräge. Auch die Schräge sollte bespannt werden, aber, wie sich heute zeigte: Es geht auch nicht. Weil nämlich... (Heulkrampf) es geht jedenfalls nicht. Und deshalb:



Alles zwei Arbeitsschritte zurück. Eine Platte aufsetzen, zuschneiden und befestigen, Tapeten entfernen (geht das nie zu Ende...) und schon wieder verspachteln. Und diesmal gleich dreimal, weil das Loch sonst nicht zu füllen ist. Dabei war es damals gar nicht so leicht, so ein grosses Loch zu machen. Das nächste Mal lasse ich die Wände zu, fertig, basta.

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50ies-Postkartenbloggen

Liebe Freundinnen und Freunde,



hier in der Provinz lässt es sich leben! Vorne seht Ihr den Blick, der mich jeden Morgen - und speziell heute - beim Aufstehen erfreut. Gestern hat es ein klein wenig geregnet, aber heute lacht wieder die Sonne vom unendlichen Blau des Himmels. Ich war zwei Tage in München, das nur eine Stunde mit dem Automobil von hier ist, aber ich muss sagen, dass es mir hier in meiner Herberge hoch über der Stadt besser gefällt. Morgen früh werde ich den gewohnten Tagesablauf einhalten: Mit dem Fahrrad vorbei an den Häusern alter, längst durch Suizid verstorbener Kameraden durch den Auenwald zu einem kleinen See fahren, um zu baden und den Libellen zuzuschauen, und auf dem Heimweg Feldblumen pflücken. Dann werde ich auf der Terasse sitzen und jungen, hübschen Studentinnen auf dem Weg in die Universität zuschauen, ihnen eine gute Zukunft wünschen, die sie nicht haben werden, ein gutes Buch lesen und essen. Ach, das Essen hier in der Provinz ist herrlich, besonders in der Gaststätte Daniel, oder im Lokal des Hotels Rappensberger.

So sieht es also aus. Jetzt habe ich noch etwas über eine Woche hier, zwischendrin werde ich auch Nürnberg besuchen und in München Freunde treffen, bevor es dann wieder nach Berlin geht, zu einer Podiumsdiskussion bei der Böll-Stiftung. Ich hoffe, es geht Euch auch gut!

Es grüsst Euch ganz herzlich aus tiefster Provinz und Seele

Euer

(Riesenschnörkel) Don Alphonso Porcamadonna

P.S.: Lieber Marc, könntest Du bitte unter Eurem Ehebett nachschauen, ob da meine Gruen Curvex ist? Ich finde sie nicht mehr, seit dem Abend, als Du auf Geschäftsreise warst und ich Deinem Wunsche entsprechend Constanze mit Gesellschaftsspielen unterhalten habe. Küsse sie ganz inniglich von mir!

P.P.S.: Liebste Constanze, wenn sich Mark unter dem Ehebett zu schaffen macht und dann wieder seinen fetten, puterroten Kopf hervorstreckt: Der Eispickel hängt an der Garderobe.

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Mittwoch, 3. August 2005

Profi-Insidern

Firmengeheimnisse erfährt man am schnellsten, wenn man sich mit den Chefs oder den PR-Anjas auf einem der besseren Events trifft, ihnen was Indiskretes oder für den Einstieg schlicht Erlogenes ihrer Konkurrenz erzählt, und sie damit zum Sprudeln bekommt. Jede ihrer Fragen ist eine Antwort, jedes Spekulieren sagt sehr viel über ihre eigene Situation. Der Rest ist zielgenaues Vermuten und eventuell etwas Abgleich mit anderen Informationen. Das ist eigentlich alles, man braucht nur ein wenig Geschick, Gefühl für Menschen, ein paar Caipis und die passende Umgebung.

Schwierig wird es, wenn man nicht nur Informationen braucht. Wenn man wirklich versucht, das Unternehmen abzuschiessen. Dann bringen Informationen wenig, denn selbst im Worst Case wird die Quelle gefeuert und geschwiegen. Das versetzt einem Dotcom in der Regel nicht den kritischen Schlag, das es davon abhält - sagen wir mal - in Märkte einzudringen, in denen es nichts verloren hat. Da braucht man mehr. Am besten einen, zwei, drei umgedrehte Mitarbeiter. Das geht über Geld, aber auch über Druck, falls man etwas gegen sie in der Hand hat.

Manche sind einfach nur arme Schweine, die Scheisse gebaut haben, ohne sich dabei was zu denken. Manche sind gradraus sympathisch, gar nicht verbiestert, und begreifen schnell, dass sie beim anstehenden Einschlag des Torpedos wenig mehr sein werden als etwas weiche Biomasse. Viel steht nach solchen Detonationen nicht in den Medien, aber alle wissen es trotzdem; auch bei Firmenpleiten trifft man Katastrophentouristen, es sind viele, und Dotcomtod war in Sachen Häme nichts gegen manches VC-Treffen. Da werden Karrieren negativ beschieden, und meistens trifft es die kleinen und mittleren Versager. Wenn man sie nicht ein paar Stunden vor dem Einschlag warnt und einen Deal macht: Ich sage Dir was kommt, und Du garantierst mir, dass sie auf der Brücke gerade schlafen und alle Luken offen sind, wenn es knallt.



Das geschieht dann nicht mehr im Odeon, im Rincon oder im Noodles, oder wo immer man sich sonst getroffen hat. Das passiert in abgewirtschafteten Wohnlöchern fertiger Startupper, in Wohnheimen, wo aus Managing Directors wieder tablettensüchtige Studentinnen wurden, oder eben im Baader Café im Gärtnerplatzviertel.

Damals ging es um einen Haufen Contentklauer und ein paar Freunderln, die an das grosse Geld geglaubt haben, und um einen Haufen blöder Schafe, von denen ich hoffe, dass keiner von denen je in eine verantwortungsvolle Position kommt, und um mich selbst. Das alles war reich an menschlichen Enttäuschungen, aber irgendwann ist man immun und tut, was zu tun ist, und am Ende hat man alles zusammen. Unterlagen, Mitschnitte, Erklärungen, einen Gegner, der sich schon am Ziel seiner Träume wähnt, und eben den entscheidenden Mann in der gegnerischen Company.

Es war ohne finanzielle Interessen, es war nicht wirklich koscher, aber am Ende war es gut. Dotcoms werden auf Servietten in Kneipen erfunden, auf Kirschholztischen finanziert und von Eames-Chairs geleitet - aber ihr Sarg wird dann wieder an den kleinen Tischen in irgendwelchen Lokalen zugenagelt. Wie eben im Baader Café in der Baaderstrasse in München. Die Zeiten waren weder gut, noch gross, und es gab auch keine Helden. Aber bald, das weiss ich, wird wieder eine Zeit kommen, in der ich Leute ins Baader Café bestellen werde, MDs auf den Tisch lege und ein Papier, und sagen werde: Unterschreib das.

Das ist das Spiel, das nie in den Wirtschaftszeitungen steht.

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Mittwoch, 3. August 2005

Sehr zu empfehlen: Noch mal nachdenken

Ich habe einen Heidenrespekt vor Handwerkern. Ich hatte in einem Ferienjob das Vergnügen, 6 Wochen in einer als Handwerksbetrieb organisierten Abteilung eines Grosskonzerns zu arbeiten, der sich mit Rohrleitungen beschäftigte. Die Leute waren absolute Profis, wortkarg, ruhig und so selbstsicher, wie man wohl sein muss, wenn man tagein tagaus mit technischen Gasen und Flüssigkeiten umgeht, die hochtoxisch und explosiv sind. Ich kann immer noch Gewinde schneiden, schweissen und Rohre abdichten, ich weiss um die Qualität einer echten Hilti, die man jeden Tag im Werkzeuglager mit Erlaubnisschein abholen musste, aber das wichtigste, was ich bei denen gelernt habe, war das Nachdenken - und das ist etwas, was man bei einem Gymnasiasten aus besserer Familie in diesem Alter nicht zwingend erwarten kann. Das Nachdenken am Ende jedes Arbeitsschrittes, ob alles richtig war, was nicht so gut lief, und was man das nächste mal besser machen würde.

Der Stuck ist fertig montiert und verputzt. Morgen beginnt das Weissen, die Farbe steht schon bereit, aber das Ergebnis sieht jetzt schon ziemlich hübsch aus. Nichts gegen das, was man vor 100 Jahren an die Decken der Grossbürgerhäuser zauberte, aber angesichts eines ehemaligen Dienstbotenkämmerchens und späteren geheimen Schwulenspielwiese ganz akzeptabel:



Würde ich es nochmal machen? Nein, im Moment überwiegt einfach die Freude, dass es vorbei ist. Die Decke war krumm, es gab einige böse Überraschungen, man geht am Abend frustriert ins Bett, weil man an einem toten Punkt ist und keine Lösung hat. Stuck allein ist nicht das Problem - das Problem ist Stuck auf bröselndem Heraklit und schlechtem Putz mit viel alter Tapete drauf und einer Raumform, die schon erheblichen Zweifel an der Fähigkeit des Zimmermanns des Jahres 1886 (oder etwas später) aufkommen lässt.

Was dann? Das Schlimme ist: Alternativen gibt es auch nicht. Der Innenspiegel war allein schon wegen des Mauervorsprungs und dem fehlenden Abschlussteil an der Spitze ein Bruch, als Ersatz hätte man auch eine grosse Rosette nehmen können - aber dafür ist der Raum zu niedrig. Man hat einfach keine andere Wahl, und dann kommen die Katastrophen: Eine Raumecke hat einen Winkel von 94 Grad, die andere von 87, und die Eckelemente sind exakt im rechten Winkel. Vielleicht hätte es auch höherer Stuck an den Raumkanten getan - aber das geht auch nicht, weil die Wände teilweise schräg sind und die Übergänge schon jetzt ausgesprochen holprig wurden. Überhaupt die Übergänge: Ganz böse. Eine Wand krumm, eine Wand schief, Decke nicht gerade, kein rechter Winkel: Da ist ein sauberer Übergang ein Ding der Unmöglichkeit.
Aber: In Berlin habe ich ein paar Dutzend Palmetten aus Holz mitgenommen, ohne zu wissen, wofür ich die mal brauchen könnte. Spontankauf, weil sie so billig waren; Reste aus einer aufgelösten Schreinerei. Die werden in Gold und Weiss lackiert und kommen dann in die unschönen Ecken. (sorry wegen der dreckigen Fingernägel, wenn das meine Frau Mama wüsste...)



Was noch? Ich weiss nicht, ob ich die Decke nochmal von Fehlstelle zu Fehlstelle verspachteln würde. Das Verspachteln des Stucks war ein Kinderspiel, aber die Löcher in der Heraktlitdecke, die offenen Fasern und die viele hunderte elende Tapetenfitzelchen waren die Hölle. Vielleicht hätte ich die Decke nochmal komplett verputzen sollen, aber das geht dann nicht in die Tiefe, da bleiben Risse und Spannungen, und kaum zwei Jahre später geht das Ganze von Vorne los, und Gipskrümel der Decke im Tee sind nicht wirklich fashionable. Als das Heraklit an die Decke kam, war der Putz nur der Untergrund für die Tapete, das hat er gehalten, und niemand konnte in den frühen 60er Jahren ahnen, dass es mal jemand geben würde, der da Stuck haben will - das war die Zeit, wo jeder den Stuck runtergehauen hat. Als Folge bleiben noch ein paar hundert Grate vom Spachteln, die abgeschliffen werden müssen, bevor morgen die Farbe kommt. Es ist einfach so elend viel Arbeit, ohne dass es wirklich vorangeht.

Weichei, das einzig wirklich Elende ist das Gejammere - dafür kann ich Jahrzehnte an die Decke schauen und mich daran erfreuen. Ausserdem, wie mir ein alter, geizistgeiliger VC schon mal gesagt hat: Verdient haben Sie nichts, Herr Porcamadonna, aber Sie haben was gelernt.

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Porschgelöcherte Cretins

He, ihr Immobilienmakler, es ist ganz einfach: Spart euch die Anrufe. Ich will nichts hören, und schon gar nicht sehen. Am allerwenigsten mag ich gefakede Anrufe, bei denen eine Besichtigung mit einem Privatmenschen vereinbahrt wird, und unten dann so ein 911er-Porschloch steht, dem man seinen Kretinismus schon aus dem vierten Stock ansieht. Münchner Immobiliencretins - die abartigste Spezies, die man sich vorstellen kann.

Schon seit meinen frühesten Tagen in der Munich Area, Anfang der 90 Jahre, habe ich mit diesem Pack zu tun. Einmal habe ich einen von denen aus meiner bevorzugten Disco rausschmeissen lassen - leider war davor keine vielbefahrene Schnellstrasse. 20 Jahre haben sie sich fettgefressen an Wuchermieten, künstlicher Wohnraumverknappung und den assligen Tricks, um den Privatmarkt auszutrocknen. Müncher Immobilinmakler haben vor dem Abi Omas an der Haustür sinnlose Versicherungen aufgeschwatzt, um sich einen Golf GTI kaufen zu können. Müncher Immobilienmakler nährten über Dekaden die geschmacklosesten Einrichtungshäuser, Kleiderläden, und sehen auch in Brioni immer noch so versifft aus, wie sie innen drin sind. Ihr Freundinnen sind blond, magersüchtig, und werden ab der Altersgrenze von 30 Jahren entsorgt, wenn sie bis dahin kein späteres neureiches Drecksbalg geworfen haben. Dann gehen sie alle in Bayreuth in den Ring der Schieberjungen und halten den rassistischen Dreck für Kunst, und am nächsten Morgen...

Am nächsten Morgen fallen sie dann bei mir ein. Ein ordentliche, freie Wohnung in Traumlage beim Gärtnerplatz, und das ohne Makler, das darf es in ihren Augen nicht geben. Das muss unter ihre Fuchtel. Das kleine Problem: Mein Clan hatte schon mal das Vergnügen, mit dem Ergebnis, dass der Cretin die Wohnung für 15.000 Euro unter Wert verkaufen wollte - mutmasslich an einen Strohmann. Keine gute Idee, wenn es im Clan eine gute Anwältin gibt. Aber trotzdem geben sie nicht auf, und sagen, dass sie die Wohnung für einen Kunden anschauen wollen, um den Preis für übertrieben zu halten und den Rat zu geben, es doch sie machen zu lassen, sie würden das schon schaffen... Ihre Agentur sei renommiert, und sie sind keine verhungerten Schwachköpfe wie die, die in den letzten fünf Jahren doch ziemlich gelitten haben.

Denn seit dem Ende der New Economy bewegen sich die Preise nicht mehr, auch in München herrscht kein Wohnungsmangel mehr, ausser in den Toplagen Lehel, Gärtnerplatz, Südschwabing und Maxvorstadt - eben da, wo alle hin wollen, und wo sich die Makler drängeln. Immobilienmakler ist kein Traumberuf mehr, das Gefüge aus Angebot, nachfrage und überzogenen Preisen ist aus dem Lot geraten. Vorbei sind die Zeiten, wo die Treppenhäuser bei Besichtigungen voll und die Mieterinnen bereit waren, sich für Sex herzugeben. So war das in den Tagen um 2001, als eine Bekannte wegen diesen Cretins beinahe auf der Strasse gelandet wäre... Sowas vergisst man nicht, auch wenn die geschichte ein gutes ende hatte. Weil ich ihnen - höflich - sage, dass sie sich verpissen können, dass ich mit diesem Plebs nichts zu tun haben will, versuchen sie es auch anders. Kein Ton darüber, dass sie Cretins sind. Sie schleichen sich als Privatkunden ein.

Und so hält unten in zweiter Reihe ein älterer, geschmacklos-schwarzer 911er an, und heraus kommt der schleimige Idealtyp dieser Gattung, hartes Gesicht, solariumbraun, sportiv, hat sicher mal in der Schule den Brillenträgern ein Bein gestellt und den Leseratten die Bücher versteckt, dafür war er immer der erste, wenn es um die Auswahl der Fussballteams geht. Ein Kinn, wie geschaffen um darauf Vorschlaghämmer zu testen. Ein Macher. Der gleiche Typ, der vor 7 Jahren noch CEO eines Startups geworden wäre und vielleicht auch war, das Pack ist austauschbar, beide haben vom gleichen Hype um die Area gelebt. Klingelt, kommt hoch, versucht es mit einem ultrafesten Händedruck - keine gute Idee bei einem Gegenüber, der gerade ein paar hundert Schrauben in Holz gedreht hat - und fängt an, rumzukritteln. Dieses hier, das hier, die Preisvorstellung sei ja viel zu hoch, da ist noch was, Teppich geht überhaupt nicht mehr, eine einzige Zumutung sei das, das würde ich nie verkaufen können - das könne allenfalls ein Fachmann. Naja, er suche die Wohnung schon für sich privat, aber nebenbei arbeite er auch für eine Agentur, für ihn passt sie auch wegen der Lage nicht, und ich sollte mich doch an sie wenden - ausserdem, wenn sie mir erst mal einen Kunden beschafft hätten, könnten sie mir auch weitere vorzügliche Angebote rund um die Munich Area machen.

Ich sage ihm die nicht ganze Wahrheit: Dass wir nicht verkaufen müssen, dass es nur um eine Frontbegradigung im Asset Management des geht, dass das ganze für meine Eltern etwas zu viel wird, allein schon die 42 Zimmer des Stadtpalastes, und dann noch dies und jenes - und wenn es nicht klappt, behalten sie es eben als Basis für Opernbesuche und Shopping, und wir verkaufen die Villa auf Malle, die ist sowieso nicht mehr fashionable - und obendrein erfunden, aber das sage ich nicht laut dazu. Die Geschichte mit der Basis fürs Shopping ist dagegen nur geborgt von einem anderen Clan meiner Heimat, aber egal, ob geklaut oder erfunden: Es wirkt.

HändedrUCKhjaa, tschüss, eine verlorene Stunde für den Porschloch-Grattler und Spass für mich, hoffentlich hat eine Politesse den Wagen aufgeschrieben. Vielleicht reisst auch das Transportseil des Aufzugs. Vielleicht habe ich mit der soliden Bausubstanz auch unrecht, und ein Balkon bricht ab, wenn er drunter steht. Ich lese etwas Nabokov, während ich auf den nächsten schwäbischen Zahnarzt mit letztlich entscheidender Frau und Tochter warte.

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Montag, 1. August 2005

He Ihr!

Könnt Ihr auch keine schwarzen Schmeissfliegen mehr sehen? Wird es Euch auch zu viel, an allen Ecken und Enden, in den Fussgängerzonen, den Festzelten, an Plakaten und um 20 Uhr im Ersten? Na dann:



Hier ein paar rotgrüne Käfer. Extra für Euch.

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Merkel verliert soeben die Wahl.

Angela Merkel hat an diesem Wochenende die Wahl verloren. Eine reife Leistung: Innerhalb von zwei Wochen von der medial künstlich aufgepusteten Retterin des Landes zurück zu der verhärmten Streberin. Damit hat sie sich fast so schnell selbst abgeschossen wie der Stoiber vor drei Jahren.

Denn ab diesem Wochenende ist - abgesehen bei ihren besonders penetranten Wahlhelfern Spiegel (Online), Stern, Focus und dem Springer-Konzern - der Höhepunkt der Merkelmania überschritten. Von jetzt an geht es in den Medien für sie nur noch in eine Richtung, nach unten. Merkel ist für die Medien nicht mehr verkaufbar, schon gar nicht auf den Titelseiten. Sie selbst hat dafür gesorgt, dass man für sie einen alten Ärztesong umschreiben kann: Sie klaut, sie klebt, sie ist feige.

Sie klaut: Die 2% mehr Mehrwertsteuer waren der grosse Fehler, der den Medien klargemacht hat, dass da was schief läuft mit der neuen Supertruppe. Die kann es besser, die bringt es wieder in Schwung, die hat Visionen, die sorgt für Wachstum, war bislang das doch etwas unkritische Credo der meisten Medien. Mit diesem 2%-Wachstum hat sie die Johurnaille da getroffen, wo es ihr wirklich weh tut. 2% Einkommensverlust für jeden, und dann sind Medien auch noch ein Produkt, bei dem man am frühesten spart, wenn´s eng wird - Medien hassen sowas. Dazu kommt noch der Umstand, dass die meisten Leser damit schlichtweg nicht einverstanden sind. Prompt treten die Medien anlässlich dieses Raubzuges auf die Colaborationsbremse.

Sie klebt: Dafür kann sie nichts, das hat noch nicht mal was mit Politik zu tun. Jeder Mensch schwitzt, zumal, wenn es daran geht, stundenlang Hitlers liebsten Sounddretrack ertragen zu müssen. Aber dann kam das peinliche Gewürge des merkeltreuen Bayerischen Rundfunks um ein geschöntes Photo, das ohne die Fälschung nach einem halben Tag kein Thema mehr gewesen wäre. Der Schweissfleck und seine Wirkung in der Öffentlichkeit war für Merkels Medienmacher mehr als nur eine Affaire des BR. Es wurde deutlich, wie empfindlich die Rezipienten auf Fälschungen und Beschönigungen reagieren. Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass das Ende der Schönmalerei ohne Merkels Zutun unter der Gürtellinie kommt. Aber das Bild in Bayreuth ist eine ikonographische Katastrophe, das bleibt im Kopf, daran erinnert man sich - und daran, dass an Merkel ab jetzt der Ruch des Unehrlichen und des Unauthentischen anhängt. Schlimmer geht es nicht, auch wenn sie absolut nichts dafür kann (Wobei sie allerdings den rechten Arm zum Gruss erhoben hat, man sollte eigentlich in Deutschland wissen, dass das unangenehme Folgen haben kann). Die Fälscher, Schleimer und Beschöniger, egal ob in Wort oder Bild, werden ab jetzt weitaus vorsichtiger sein.

Sie ist feige: Und zu allem Überfluss gibt sie den Medien schon mal einen Vorgeschmack auf das, was sie unter ihrer Kanzlerschaft erwartet - ein Revival der byzantinisch-kohlschen Hofberichterstattung. Die Medien werden nur dann zugelassen, wenn es Merkel passt und keine Kritik und keine Debatte möglich ist. Allein schon die Verweigerung eines zweiten Duells mit dem Kanzler ist für die Medien eine Katastrophe, denn es wird keinen Rückkampf, keine Spekulationen, keine Debatten nach der ersten Schlacht geben. Merkel nimmt keine Rücksicht auf die Gepflogenheiten der neuen Mediendemokratie, die nach den bleiernen Kohl-Jahren unter Rot-Grün sich nahezu ungestört entwickeln konnte. Eine Kanzlerin, die kneift, die nur ihre Statements zu Protokoll gibt und ansonsten so telegen, spontan und witzig wie ein toter Fisch ist, versaut nicht nur den Wahlkampf, sondern auch die Folgejahre. Fast niemand, der den Kohl miterlebt hat, will dessen an Dekreten geschulten Umgang mit den Medien und die Bevorzugung weniger ausgewählter Kriechernaturen erneut erleben. Nach sieben Jahren relativer Offenheit verspricht Merkel wie ihr gesamtes Personal jetzt wieder Hinterstubenentscheidungen und Amtsvollzug ohne jede, naja, "Diskussionskultur", von der die Medien leben, und durch die sich die Medien den Entscheidern anheischig machen. Aussitzen, Probleme leugnen und einfach die Lippen zusammenkneifen - das passt auch nicht zum Bild von Merkel, das bislang so gerne bemüht wurde. Also kriegt sie den Stempel des Feiglings.

Teuer, nicht authentisch und feige: Merkel ist nicht medientauglich und wird zunehmend zum Betriebsrisiko - und deshalb wird die Johurnaille ab jetzt ausgewogener berichten, oder besser, den Lesern und dem eigenen Fettwanst zuliebe so gegensteuern, dass die CDU verliert und am Ende eine grosse Koalition herauskommt. Ohne Merkel an der Spitze, denn wenn die den sicher geglaubten Sieg verspielt hat, wird sie garantiert von ihrer eigenen 2. Reihe gemeuchelt. Und die Medien haben wieder ein geiles Thema.

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Sonntag, 31. Juli 2005

Sehr zu empfehlen - Pimp my Wohnung

Seit ein paar Wochen habe ich einen Beitrag in der Pipe, den kein Feuilleton je abdrucken würde, und das obwohl der Mensch hinter Don Alphonso das Kulturgeschreibe in so manchem grossen Blatt zu allseitiger Zufriedenheit beherrscht: Ein Beitrag, warum die MTV-Sendung "Pimp my Ride" in gesellschaftlich-ethischer Hinsicht das Beste ist, was der Musiksender zu bieten hat, und warum man dafür gern die Kuttner-Labertasche absetzen kann; es ist eine Enklave des alten Europa in der neuen Medienwelt, und in meinen Augen ein Hoffnungsträger für die Zukunft einer gewissen Wertbeständigkeit in unserer industriell-marketingverseuchten Konsumwelt.

Ohne dem an dieser Stelle vorgreifen zu wollen, hier schon mal ein Stück applied Pimpery, wie es im amobilen zentraleuropäischen Kontext aussehen kann:



Yo Baby, das da im Schaufenster ist ein echter 1750er vollbreiter Konsolspiegel mit WENIG Vergoldung, Mann, das ist nichts, wenn Du erst mal siehst was ich vor einer Woche genommen habe für so wenig Bucks ey, da kriegt noch nicht mal dein Pitbull einen Knochen für, aber bei mir ist fett Gold überall drauf und besser erhalten ist er auch. Yo, Baby, das da bei Muggenthaler ist vielleicht der Chevy unter den Spiegeln, aber meiner, der ist der gestretchte Eldorado, 24K-Blattgold überall, da würde auch Muggibaby mehr als die 1650 Mucken haben wollen, die da fett draufstehen. Und das volle Flowerpowerdesign hab ich an allen Stellen, der ist da krass 60ies auch nach 260 Jahren, das findest Du nicht mal bei Muggenthaler Mann, also gib auf und geh zurück in Dein Ikeaheim.

Baby, if´ya ain´t gut 1750ies in your deVille Mansion, ya ain´t got Shitz you know.

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Geldsäue im Schweinsgalopp

auf der VIP-Bühne unter der gestrengen Peitsche von Rittmeisterin Andrea Diener. Meine vorgestrige Open-Air-Oper bei Wolkenbruch und folgendem S-Klasse-Aufenthalt in einem Arzt-Mercedes mitsamt feuchter Elitesse war nicht halb so spassig.

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Stupide Tätigkeiten

Nachdenken kann man am Besten bei anspruchslosen Beschäftigungen: Spinoza schliff Brillengläser, Tucholsky fickte Frauen, und ich verputze eine Decke. Um die Antwort auf die Frage zu finden, warum Bloggen nicht nur ein Hype ist, sondern etwas,d as bleibt.

Zwischen Perlstab und Zwickel habe ich die Antwort gefunden - leider ist sie im Vortrag in 6 Wochen nicht verwendbar, deshalb hier: Bloggen wird erst an dem Tag aufhören, an dem die Leute aufhören, in der Dusche zu singen.

Und es wird wirtschaftlich und für die PR ähnlich gut verwertbar sein wie das Singen in der Dusche - das nur als Hinweis an die, die sich in der Hinsicht in der Dusche einen abwichsen wollen, mit einem würgenden Strick aus Hoffnungen um den Hals.

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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 30. Juli 2005

Real Life 27.07.2005 - from Dusk until Dawn

Alles passt. Der Himmel, die Wolken wie gehämmerte Silberplättchen, die frisch bezogenen Deck Chairs, wobei zwei einer zu viel sind, denn schliesslich bist du allein über der Stadt, splendid Isolation, während unten eine Elitesse einen Bürostuhl in ihr kleines Wohnloch schleppt.



So richtig vorzeigbar bist Du allerdings nicht, schliesslich haben vier Stunden Spachtelei ihre weissen Spuren auf deiner Haut hinterlassen, und auch die Bekleidung entspricht nicht den Standards, die du über Jahre für dich selbst gesetzt hast. Kurz, es ist nicht die Stunde, da du Besuch empfangen willst, aber es fragt dich ja auch keiner.

Auch nicht zwei Stunden später, als es schon ziemlich dunkel ist und plötzlich jemand die Treppe heraufkommt. Einfach so, ohne Anmeldung. Es ist die Elitesse mit den cremefarbenen Schuhen, sie hat hochgeschaut und das Licht gesehen, auf Klingeln und Anrufen hast du im Halbschlaf nicht reagiert, und weil unten offen war, wollte sie mal raufschauen, was du so machst - du machst schleunigst einen Tee für sie und dich selbst vorzeigbar.

Da liegt sie also auf dem - passenderweise - cremeweiss bespannten Deck Chair, und du musst nur ihre kleine, keck in die Nachtluft gestreckte Nase ansehen, um zu wissen, was los ist. Es geht ihr schlecht. Verdammt schlecht. Zwischenprüfungen. Und sie hat kein gutes Gefühl. Gar nicht. Und ob das dann mal mit der Karriere so wird, wie sie sich das vorgestellt hat, weiss sie auch nicht. Sie weiss eigentlich gar nichts mehr, ausser dass sie Angst hat, und ein Zigarettenproblem. Das übliche halt.

Du lenkst sie ab und erzählst vom Leben hier über der Stadt, dass es dir eigentlich ziemlich gut geht, wie langsam der Raum ensteht und wie das wohl später mal ist, wenn man dort im Herbst aufwacht und die Morgensonnealles mit Licht übergiesst. Und sie fragt dich, wieso du es eigentlich tust, du könntest doch auch einfach einen Handwerker nehmen, das sei gar nicht so teuer, und im Moment würden sich auf Ebay und sonstwo Handwerker auch versteigern, das wäre dann ganz billig.

Es wäre noch billiger, wenn du den Impuls, sie jetzt hochkant rauszuschmeissen, nicht unterdrücken würdest, aber du brauchst sie noch, denn du bist stolzer Besitzer zweier Karten für eine grandiose Händel-Inszenierung, verfügst aber leider nicht über die passende Begleitung, da die Idealbesetzung dafür abgesagt hat, und deshalb hast du sich entschlossen, sie aus diesem Anlass in die sog. bessere Gesellschaft der Provinz einzuführen. Du lächselst sie zart an, dankst ein wenig gerührt an ihre doch ganz sympathischen Selbstzzweifel und Ängste, und erzählst ihr die

Geschichte von dem CEO, welcher seine Firma über einen im Internet ausfindig gemachten Handwerker einrichten liess

In den mythischen Zeiten der New Economy, in einem eitlen Reich namens Munich Area, wo die Sonne immer zu scheinen schien und das Geld auf der Strasse lag, gab es einen jungen Mann, den du schon etwas länger gekannt hast. Der war eigentlich sehr nett, nur hatte ihn das Leben in diesem Reich etwas verdorben. Der Business Plan, das Incubating, der Kontakt zu Beraterbütteln und die Furcht vor Bankdieben, dann plötzlich die Geldschwemme eines Business Deo ex money machina, das alles hatte ihn etwas moralisch aufgelockert.

Und dann ging es daran, seine Firma einzurichten. Schnell sollte es gehen, flexibel sollte es sein, mobil und dennoch schön und wertvoll. Nur nicht teuer. Teuer mochte er gar nicht, denn schon nach den ersten drei Kongressen in Nizza, Tel Aviv und Hamburg hatten er und sein im Freundeskreis zusammengerafftes Management etwas zu viel Geld verbraten - man ahnt gar nicht, was so ein Limo-Service vom Flughafen so kostet.

Und deshalb liess er sich erst mal einen Kostenvoranschlag machen, dann noch einen, dann noch einen und wieder einen, den Billigsten fragte er dann, was es wohl billiger werden würde, wenn er ein paar Studenten auf Stundenbasis selbst beschaffen würde, und als das immer noch zu teuer war, kaufte er die Möbel einfach so und liess das alles von einem Typen holen, den er im Internet per Suchmaschine gefunden hatte. Der versprach ihm schnellste Arbeit in der Nacht, dass es nicht stören würde, ohne Zuschläge und auch bei der Rechnung, nun, da könne man ja was schreiben, was nicht so krass beim Finanzamt, und so.

Und so willigte der junge Mann ein, gab dem Möbelaufbauer und seinen Gehilfen den Zugang zu seiner Firma, und die schafften es tatsächlich in einer Nacht, dass alles da stand, wo es stehen sollte. Nicht zusammengebaut. Das ging extra, das habe man nicht ausgemacht. Der junge Mann tobte, gab ihnen nach einer beinahe-Prügelei mit kräftigen Möbelpackern die bislang verienbahrte Summe und schmiss sie raus. Dann kommandierte er seine Mitarbeiter zum Aufbauen ab. Das hätte ja mit dem Teufel zugehen müssen, wenn man das nicht zur Mittagspause... oder bis zum Nachmittag.. oder zumindest bis Abends... oder allerspätestens Mitternacht schaffen würde.

Als der Business Angel am nächsten Tag dann mal über die Eames-Trümmer auf dem Büroschlachtfeld vorbeischaute und über Möbelfragmente stolperte, die laut Prospekt eigentlich sehr teuere, schöne Luxusbüromöbel sein sollte, soll er sehr ungehalten gewesen sein. Zumindest berichtete dir das dein Bekannter, als ich ihn nach längerer Zeit mal wieder im Odeon getroffen hatte. Dazu hatte er nicht mehr so viel Zeit, mit dem wütenden Business Angel im Nacken. Der fand es abartig, seine Manager mit dem Inbusschlüssel schrauben zu sehen, bei selbst genehmigten Stundensätzen von 200 Euro aufwärts. So ist das mit den Handwerkern im Internet.

Dann redest du über was anderes und setzt ein paar Trümmer ihrer kaputten Psyche wieder zusammen; gerade so, dass sie beim Praktikum vorzeigbar ist, aber nicht so sehr, dass sie nicht noch ein paar Zweifel hätte. Zweifel können in ihrer Welt lebensrettend sein. Wenn du selbst früher Zweifel gehabt hättest, als du dort warst, wo es sie und andere Ahnungslose hinzieht, dann...



Später, sehr viel später, als die schon ein paar Stunden gegangen ist, geht die Sonne für dich alleine auf.

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Die Taube

Früher, vor drei Tagen, als das Wetter noch schön war und sich das Geflügel des Abends vom Nachmittagssex ausruhte:



Aus der Serie: Ich will auch so knipsen können wie das Sickgirl.

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