Real Life 22.07.05 - Wenn ich nicht hier bin

bin ich auf dem Sonnendeck - und da an der Schleifmaschine. Du bist unendlich weit weg vom Netz und von allem, was auch nur ansatzweise mit Internet zu tun hat. Die New Economy, die Next Economy, Social Tagging, Wikis, Personalisation, Cluetrain, Blogs, Trends, Zukunft,das alles ist so unfassbar fern, wenn die Schleifmaschine über das Holz gleitet. So gegen 1820 wurde die Tanne gepflanzt, gegen 1925 hat man sie gefällt und gesägt, 1929 dann in ein Lagerhaus verbaut, als 4 Zentimeter dickes Brett für schwere Lasten, 2005 hat man sie dann rausgerissen und auf den Bauschutt geworfen, und da hast du sie gefunden. Ein paar kleine Risse hat das Brett, es ist nicht mehr ganz gerade, aber wenn das nach 76 Jahren alles ist, dann hält es wohl noch ein paar Jahrhunderte, auch als Küchenregal über dem Herd.

Ist das alles, ist das alles, summst du vor dich hin, während das Kreischen der Maschine die Elitessen unten beim Lernen stört. Wenn man das alles zusammenrechnet - ein Tag Arbeit für dich, zusammen sicher 3 Stunden Lernausfall bei Deutschlands kommender Wirtschaftselite, der Strom, die Lasur, dann war es volkswirtschaftlicher Blödsinn, ein Schaden für die Wirtschaft, es wäre doch so einfach gewesen, in den Baumarkt zu fahren und ein Massenprodukt für 9,95 Euro zu kaufen - so würden sie denken, wenn sie denn wüssten, was genau du mit dem Brett da oben machst.



Aber da es die einzige Art von Brett ist, die du in deiner Wohnung willst und magere Elitessen in deiner Küche ohnehin nichts Fettreduziertes finden werden, werden sie nie verstehen, warum sie so gestört wurden, an diesem traumhaft schönen Nachmittag am Rande der einzigartigen Munich Area, mit all ihren tollen Zukunftsversprechern.

Samstag, 23. Juli 2005, 01:58, von donalphons | |comment

 
"Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck" ist schonmal ein großartiges Entrée für einen Blogeintrag - Was folgt kann nur gut sein! Da können auch "3 Stunden Lernausfall" nicht all zu sehr ins "Gewicht" fallen...

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Bohren und Sägen kam noch dazu, also 4 Stunden. Nicht dauernd, so dass man sich daran gewöhnen könnte, sondern 1 Minute schleifen, 3 Minuten Ruhe... die chinesische Wasserfolter ist ein Dreck dagegen. :-)

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das holz in ehren
don paß auf, ich glaube deine antiquitätensammlung wirkt so langsam überfrachtet, sprich zuviel gutes steht zu dicht nebeneinander.

ich weiß was ich sage, die sammelleidenschaft meiner eltern wird meinen bruder und mich erschlagen und verkaufen (siehe früheren beitrag) ist immer die schlechteste aller lösungen. ich mußte bei den ausgesprochen schönen leuchtern daran denken... also werden wir uns wohl spezialisieren müssen, er die gläser-ich die vasen. ich ahne es das weitersammeln angesagt ist.

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... ja es wirkt irgendwie so ein bisschen gothic. Wie es wohl auf der anderen Seite des Raumes aussieht? Da moechte ich lieber gar nicht drueber nachdenken. (Oder mich eines Besseren belehren lassen.)

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@ Funzen und überfrachten: In Bayern sagt man hier "Wer ko, der ko". In fakt habe ich 8 weitere Leuchter aus Berlin noch nicht mal ausgepackt. Schlimmstenfalls muss irgendwann ein neues Haus her, das ist immer die beste Lösung.

@ franz: Es darf gothic sein, das Haus beherbergte viele absurde Gestalten, Religionsfanatiker, Alchemisten, Geheimnündler, ein Völkermörder ist darin gestorben und es passt wunderbar zur Beschreibung des Hauses, in dem Frankenstein sein Monster erschafft. Die andere Seite ist komplett leer, abgesehen von einem Biedermeier-Lesesessel und einer Verkleidung aus rund 3000 Büchern.

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Besten Dank! Das ist eine sehr gute Information, dann bin ich beruhigt.

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Aufgrund des Bildausschnitts und der Kameraperspektive ist es schlecht zu beurteilen, sollte das Bild jedoch in etwa die normale Ansicht wiedergeben, dann würde ich den Spiegel etwas höher aufhängen. So paßt das nicht, es sieht zu gedrungen aus.

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Das hat schon seine Richtigkeit - das Bild ist von unten geknipst. Ziel war es, den Spiegel so zu haben, dass er das Licht des grossen Leuchters reflektiert und auf den Küchentisch abstrahlt.

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Hübsch schaut das aus - absichtslos und lässig, und man kann sich ein bißchen vorstellen, dass die vielen Kerzen Deine Küche in einen verwunschenes Kabinett mit flackernden Schatten verwandeln könnten. Eine Verheißung auf den sehr späten Abend.

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Gemütlich
Das schaut aus wie bei ein paar sehr guten Freunden von mir, die nebenbei der Gothic-Szene zumindest innerlich nahe stehen. Es ist gemütlich, gediegen und doch auch die Art Umgebung, bei der man, wenn man denn will, abends auch wohlig schauern kann.

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Alles ganz hell und freundlich bei mir oben. Das ist ja nur ein kleiner Ausschnitt, nicht das Ganze.

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