Mittwoch, 28. Juni 2006
Wie der Dieb in der Nacht

Denn nicht weit von hier ist das alte Stadthaus der Familie P., die nie zu schätzen wusste, was sie da haben. Das Haus wird jetzt verkauft, und deshalb haben sie es schon mal leergeräumt. Die wertvollen Stücke der alten Frau P. gingen schon vor Jahren an die Händler, der Rest ist solide, aber hässlich, sicher ein Fest für die anderen, die kommen werden. Aber unter all den Möbeln war noch ein Teppich, zu mühsam, den von der Last zu befreien, und als die Kirschmöbel wegkamen, waren Perser unverkäuflich, zumal in der enormen Grösse von 3,50 mal 2,70 Meter. Morgen früh kommen die Verwerter, aber heute bin ich - zufällig, vom Instinkt geleitet - daran vorbeigegangen, als der Enkel der alten Frau P. den Teppich gerade über den Asphalt zog. Schwer ist so ein grosser Teppich, fast wie eine Leiche, und er hätte diese Woche auch nicht überlebt, hätte ich das eingedrillte Gefühl, dass man so etwas nicht tut, überwunden und nachgefragt. Jetzt wartet er im Hausgang auf mich, ein erstklassiger Sarouk, und der junge Mann konnte gar nicht verstehen, wieso ich dieses alte, abgetretene Ding will, der ist von der Hochzeit seines Urgrossvater, hat die alte Frau P. immer erzählt, so 1900, 1910 muss es gewesen sein, aber bitte, wenn er mir gefällt, besser er findet einen Liebhaber, als wegschmeissen.
Man kann über diese Stadt manchmal heulen, über ihre Bewohner und ihre Blindheit, man kann aber auch einfach danke sagen und dann in der Nacht losziehen, und den Teppich, der so schwer und unförmig ist wie eine Leiche, durch die mondlose Finsternis in den Stadtpalast zerren.
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Deutsch als Deppenbegriff

Fehlt eigentlich nur noch der deutsche Himmel, und die deutsche Kotze eines deutschen Kulturhistorikers, meine Kotze, genauer gesagt.
Es gehört zu den verlogenen Ritualen jeder Obrigkeit, sich irgendwie eine Legitimation zusammen zu schustern. Griechische Städte wurden von Halbgöttern begründet, Rom entsprang geflohenen Trojanern, durchrasste Völkerwanderungswarlords des frühen Mittelalters sahen sich in der Tradition des Römischen Reiches, das sie gründlich ruiniert haben, das Papsttum und die Orthodoxie logen gewohnheitsmässig Primate zusammen, die Pickelhaube entstand aus einem groben Missverständnis mittelalterlicher Helme, und das 1000-jährige Reich stellte sich als III. auch brav hinten an, wenn es um die Legitimation ging.
Allen gemein ist der Trick für die ahistorischen Deppen, der in etwa so geht: Du dumme, mickrige Wurst, Dein Leben umfasst 70, 80 Jahre, aber ich, der Herrscher, der Staat, das Konstrukt, ich bin schon Zilliarden Jahre da, das war schon immer so, also halt das Maul und zu, was ich Dir sage, Du bist nur ein Fliegenschiss und ich bin ewig. Ich erlaube Dir, mir zu huldigen und mich toll zu finden, Gründe kriegste genug, vom Künstler über den Ballidioten bis zum Ballermanngesöff, und jetzt schrei "Es lebe Deutschland" als zentrale politische Willensäusserung, kein Protest, dann ist es prima.
Man muss eingestehen, dass die Kulturgeschichte lange den Arsch für dergleichen Ansprüche hingehalten hat. Diese elende Pseudowissenschaft, die ursprünglich untrennbar verbunden war mit der obrigkeitsstaatlichen Legitimationssuche, war durchaus flexibel - entstammt der Urgrund noch der devoten Kriecherei für lokale Diktatoren, und wechselte das erst in der Zeit zwischen 1813 und 1871 langsam in Richtung "Deutschland". Das war dann auch die Zeit, in der der unsägliche Begriff "altdeutsch" zur Umschreibung mittelalterliche Kultur aufkam, verbunden mit unausrottbaren Fehlurteilen über das Wesen der Kultur.
Denn tatsächlich gab es zur "altdeutschen" Zeit keinen deutschen Nationenbegriff, weder bei den je nach Laune handelbaren Bauern, noch in den freien Städten, noch bei den Kirchen und Klöstern, noch beim Adel. Alle hatten nur das eigene Wohl im Auge, die formale Zentralmacht war irgendwo weit weg, der Rechtsbegriff war der einer marodierenden Horde Hooligans, und das, bitteschön, bis ins späte 18. Jahrhundert. Nicht umsonst griff das Bürgertum nach der 48er Revolution auf einen ferne, mittelalterliche Deutschlandillusion zurück, man wollte sich den schönen Wahn nicht durch die eigene Erinnerung vermiesen lassen. Und auch heute noch, bei den Stadtführungen, wird genau dieses Bild beschworen - sich mit der tatsächlichen Nation Deutschland auseinandersetzen, wäre architektonisch weitaus weniger reizvoll, von der 1870er Kanonengiesserei über einen ehemaligen Exerzierplatz und die Standorte zweier KZ-Aussenlager mitten in der Stadt bishin zur nach dem Krieg verschandelten Altstadt: Das alles ist tatsächlich Deutschland, aber eben keine Tradition, die man gerne anschaut.
Geht man statt dessen diese Strasse mit ihrer barocken Bebauung heute hinunter, müsste man es als Kulturhistoriker anders erklären: Da ist das Wohnhaus des durch die Lande vagabundierenden und allerorts vertriebenen Forschers Faustus, dann kommen, in italinischer Manier errichtet, die Stadtpaläste zweier italinischer Orden, deren Provinzen bayrisch waren, geforscht und gelehrt haben hier Italiner, Franzosen, Tschechen, Schweizer und ja, auch Deutsche, gesprochen haben sie aber Latein, gewechselt sind sie nach Pavia, Paris oder Prag, so war das damals, keine Ortsbindung der Elite, die Veröffentlichung der hiesigen astronomischen Entdeckungen wurden hier katholisch untersagt, weshalb sie im protestantischen Augsburg erschienen, der "deutsche" Feldherr kam aus Belgien, dieses "deutsche" Rokoko gibt es nur in Bayern, Klenze hat seine Architektur direkt bei Ledoux franzöischer Revolutionsarchitektur abgeschaut, auch die Hallenkirche ist in Deutschland einzigartig, weil ihr Bauherr in Frankreich gelebt hat und explizit eine französische Kirche wollte, und der Gegenreformator war ein Kläffer an kurzer römischer Leine. Wenn man nur etwas genauer hinschaut, wenn man nur ein klein wenig Ahnung hat, wird "Deutsch" zu einer Chimäre, einem Konstrukt für Idioten, die belogen werden wollen, aber es ist weder ein Kriterium noch eine Eigenschaft, und auch nicht legitimiert.
Wirklich deutsch aus kulturgeschichtlicher Sicht, wie gesagt, ist der Exerzierplatz, die Kasernen, die Kanonenfabrik, die Aussenlager, der Stahlbeton. Das können die Deutschlandgröler gern für ihre Legitimation haben, mehr ist da nicht, manche von denen finden das ja auch gar nicht so schlecht, wenn sie mit ihren langen Fahnen und kurzen Hirnen marschieren.
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 27. Juni 2006
Die sehr blaue Stunde
Soll ich wieder fahren? Langweile ich dich? 9 Tage.
Ganz schön lang. Hör mal, B., zu deinem eigenen Besten: Das mit dem Fahren ist gar nicht dumm, sonst bleibst du hier noch kleben, das hier ist alles so unfassbar nett und lieblich und fett und zufrieden, die lullen dich ein und dann, zack...
Du musst reden. Wer hat denn die Torten augefahren, wer ist denn mit mir zum schwimmen gegangen, und bei wem sitzen wir jetzt?

Hm.
Ich kann auch von hier aus arbeiten, die nächsten Tage, es ist sowieso nicht viel zu wollen mit Pressearbeit, WM, Sommerloch, die Kunden sind alle in Urlaub, die zwei Dinger pro Woche kann ich per Telefon und Internet machen. Ich fahre schon wieder früh genug zurück, und ihm tut es auch gut, wenn er mal alleine ist. Bei all dem Stress. Ich kann Mama im Garten helfen, einkaufen, endlich mal wieder ordentlich essen, und es ist hier nicht so drückend heiss wie in der grossen Stadt. Jetzt will ich noch ein Stück Kuchen, und dann darfst du mich heimfahren.
Wenn es ganz dunkel ist, und alles blau verschwunden.
Genau. Ganz, ganz dunkel.
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Don Alphonsos famose Haushaltstipps
Ein alter Mörser kann hervorragend dazu genutzt werden, nach alter Väter Sitte Pestogewürze zu vermischen, oder auch Pfeffer zu zerkleinern. Mörser und Stössel haben dabei so etwas von urwüchsiger Kraft - Pfefferstreuer sind Masturbation, Pfeffermühlen sind Petting, aber Mörser sind Ficken. Der Erwerb eines Mörsers ist also dringend zu empfehlen.

Die Reinigung des Mörsers geht übrigens enorm sauber und penibel, ja geradezu antiseptisch vor sich, wenn man neben der Metallpolitur und einem groben Schwamm auch ein Buch zur Hand nimmt, in dem akribisch beschrieben wird, welche Gifte früher in solchen Mörsern gemischt wurden, und welche Folgen sie haben.
Das erste Pesto aus so einem Mörser setze man dann trotz aller Reinlichkeit jemandem vor, dessen Gesundheit einem nicht besonders am Herzen liegt. Neoconazi-Treffen etwa bieten sich für dergleichen an, gewisse Umfelder, Kirchentage, Fanmeilen oder auch Kickoffs für Bloggerpromotion.
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Passt

Man sollte immer einfach einkaufen, horten, irgendwann braucht man es. Und wenn man es nicht tut, ist es ein Fluch, der an einem klebt.
So wie die Schreibtischfrage. Bei Antik DuKanti im Prenzlauer Berg stand im Februar ein englischer Schreibtisch, so um 1850. Mit grossen Schüben, klappbaren Seitenteilen, massiv und praktisch, mit roter Lederoberfläche. Den habe ich nicht genommen, obwohl ich schon ahnte, dass ich ihn brauchen könnte. Drei Wochen später war er weg. Seitdem bin ich verflucht. Aus Regensburg kam der Anruf, dort wäre ein Marmorschreibtisch zu verkaufen. Die Anruferin,
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 26. Juni 2006
Brecht zitieren angesichts des Sturms
Schlimmer ist der Taifun
Doch am schlimmsten ist der Mensch.
Brecht, Mahagonny

Andrea schreibt
über das Wettlesen neuerer Literatur,
Blitze erscheinen
plötzlich so niedlich und zart hingehaucht
in den Himmel.
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Real Life 25.06.06 - Vanitas vincit papam
Meinst Du, sagt Iris, als ihr über den staubigen, mit kleinen, spitzen Steinen übersähten Weg der Leidenschaften entlang geht, meinst Du, die machen das absichtlich, dass sie den Ratzinger in das andere Programm reinquetschen? Man hätte doch einfach eine Matinee nur mit der Ratzingermusik machen können, für die Hardcore-Gläubigen, und eine nur mit Musik von Bach, für die anderen.
Prima, sagst du, und beide Seiten führen Buch über die jeweils anderen, die nicht kommen oder auf beide Veranstaltungen gehen. Die einen sind dann die evangelenhassenden Katholen, die anderen sind die katholenboykottierenden Evangelen, die überall kommen die willenlosen Schleimer und Neureichen, die sich bei allen andienen, und solche wie wir, die gar nicht kommen, sind entweder notorische Libertins wie ich oder ihre anderen entlaufenen Metzen wie Du, und über alle hat man etwas zu tratschen. Und wenn dann das Stadtjubiläum kommt, können wir es beim Festzug nach alter Väter Sitte mit Hellebarde, Saufeder, Dolch und Gift austragen. Was wurde nur aus den schönen Sonntagen im frühen Juni, als sie noch Vivaldi spielten und Mozart und Haydn - wozu jetzt ein Mischmasch aus Bach und den oidn Ratzn?
Du fluchst noch etwas gottes - aber nicht g`tteslästerliches - und jammerst Iris die Ohren voll, dass das alles gar nicht hätte sein müssen, hätte Deinesgleichen doch vor 1970 Jahren ordentlich gearbeitet und gleich die ganze Bande, und nicht nur den einen Spinner und so, und Iris schämt sich vielleicht ein klein wenig, weil sie, wie sie sagt, schon Wert darauf legt, rechtzeitig zur Matinee zu kommen. Trotz dem dort aufgeführten Typen, der sie, eine grundlos aus dem hl. Stand der Ehe davongelaufenen Dirne, die auch noch ihren unschuldigen Gatten zwei Drittel des gemeinsamen Hauses per Anwalt beraubte, vermutlich gleich zwischen Josephine Mutzenbacher und der masturbierenden Klimtmuse Emilie Flöge verorten und einen Platz im Jenseits reservieren würde - sicher eine spannende Umgebung, wäre sie nicht etwas heiss und schmerzvoll geraten. Dass du auf Mutzenbacher und Flöge kommst, muss wohl an dem Laster mit Wiener Kennzeichen liegen, der da in Stauben vor euch steht und -

wie weggewischt ist der oide Ratzn, vergessen ist alles, denn dort steht, weswegen du gekommen bist: Ein Spiegel, den man allerorten westlich von Deutschland hoch achtet und als Louis-Philippe-Spiegel bezeichnet: Abgerundete Ecken, aufgesetzte Schnitzereien oder Stuckaturen, das alles in Gold, und der Spiegel selbst ein Quecksilber-Original und natürlich über Kreuz geschliffen - genau das, was für die Garderobe noch fehlt.
Der ist aber - sehr, hm - golden, sagt Iris, als du geifernd davor stehst. Du verzichtest gnädig darauf, ihr die Unbildung um die bislang unangeknabberten Ohren zu hauen und singst dagegen vor dem Händler die berühmte, grösse Lügenarie des Don Alphonso:
"Ich würde ihn ja gern erwerben,
doch meine Gemahlin bringt mich um
und wer sollte ihn dann e- her-ben?
was die weitere Preisverhandlung dahingegend verlagert, dass der Händler, ein echter Wiener, die in Wirklichkeit gar nicht involvierte Iris auf eine Art bezirzt, die sie mindestens seit dem Heiratsantrag ihres Ex-Mannes nicht mehr erlebt hat, und sie gar nicht dazu kommt, die List aufzudecken, wenngleich sie, das sieht man ihr an, es nur zu gern tun würde.
Scheusslich, sagt sie dann, als ihr weiterzieht, um einige Scheine erleichtert, das Ding ist einfach nur hässlich, igitt, sowas von billig, wie aus dem Puff - Don? Don? Hör mal, Don, nein, komm, Du hast schon einen, wirklich, jetzt reicht es - aber da ward am nächsten Wiener Händler der Wortschwall schon übertönt von deiner zweiten grossen Lügenarie:
Meine Gattin, die wird mich erdrosseln
da hilft kein Necken und kein Busseln,
denn einen hab ich grade schon gekauft
nähm ich den, dann wird bös mit mir gerauft
wenn er mehr als, sagen wir mal, 80 Euro?
Don, nein, nicht, ruft Iris, wir haben keine Zeit, und ausserdem müssen wir in die Matinee... Küssdiehand Madame, sagt der Händler, ez schaugns amal, dea Schpigl is so heazig wana im Schlofzimma hengt, do issa fei hea, den hob I... er erzählt, und da Ratz dahoam muss ohne euch auskommen, denn es ist eine längere Geschichte und eine knallharte Preisverhandlung, in der Iris wieder nicht klarstellen kann, dass sie nicht deine Frau ist, die Ärmste. Viel zu spät dann, alle haben das Konzert schon lang verlassen, sitzt ihr bei dir in der neuen Wohnung, und Iris schaut über die Torte und den Venezianer die Neuerwerbungen schlecht gelaunt an.

Schau mal, erklärst du, diese Louis-Philippe-Spiegel werden bei uns mit falschen Augen betrachtet. Hierzulande wollen alle nur Biedermeierspiegel, schlicht, mit glattem Holzrahmen. Dabei war der Spiegel einer der teuersten Gegenstände im Raum, und weil man sich darin präsentierte, sollte er so prunkvoll wie möglich sein. Im Spiegel übernahm das Bürgertum das adlige Möbelstück par excellence, denn nach der französischen Revolution wollte man auch diese letzte Interieurbastion schleifen. Ein grosser Spiegel, das bedeutete Prunk und noch mehr, Selbstbewusstsein, man stellte die eigene Person in das Zentrum, das eigene Bild war einem etwas wert, und das wollte man nicht mit einem schnöden Holzrahmen dokumentieren, sondern spätestens ab 1830 mit einem dicken, aufwendigen Goldrahmen - deshalb heissen sie auch nach dem Herrscher der 1830er Revolution in Frankreich Louis-Philippe-Spiegel. Überall scheint man das zu wissen, nur in den Nörglerländern Deutschland und Österreich verneint man diesen objektgewordenen Willen zur Repräsentation. Wir wollen ja keinesfalls eitel sein, und uns im Goldrahmen anschauen.
Man müsste, meint Iris, die Dinger mal aufgehängt sehen - was dir die Gelegenheit gibt, sofort dem männlichen Spieltrieb nachzukommen. Reissen Jungen schon im Auto die Verpackung von Bausätzen auf, knallen Erwachsene sofort Dübel in die Wand, während die Frauen noch mit der Tasse auf dem Pralinenstuhl sitzen. Fertig, meldest du den Vollzug.

Iris betrachtet misstrauisch die kranken Stellen des Spiegels, die Verzierungen, den feinen Kreuzschliff, putzt etwas Wiener Dreck ab, du holst einen Lappen und polierst ein wenig am Gold rum. Nicht zu viel, es reicht, den Staub zu entfernen.
Hm, meint Iris. Du, Don, ich muss jetzt heim. Und sie ruft drei Stunden später nochmal an, um zu sagen, dass der Ratzinger ganz furchtbar gewesen sein muss, und sie den Spiegel eigentlich, hm, brauchen könnte. Oder auch beide. Den einen für das Bad, den anderen für das Schlafzimmer. Und nachdem sie dir beim Verhandeln so geholfen hat...
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Selbstbildnis

Das Leben ist schön.
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Sonntag, 25. Juni 2006
Wieder Sommer,

Und wenn ich mir die Schwalben anschaue, die an der Dachterasse vorbei hinauf in den Himmel schiessen, dann bleibt das auch so die nächsten Tage, hier oben.
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Sehr zu empfehlen - Dielenboden in der Küche

Linoleum rausreissen, den darunterliegenden Dielenboden putzen und an einigen Stellen neu einlassen, fertig. Kostet 15,95 Euro für das Holzwachs, 2,50 Euro für den Pinsel und 1,25 Euro für das Teppichmesser zum Rausschneiden. Und ein Kopfschütteln für die Idioten, die vor 25 Jahren diesen "praktischen" Linoleumboden haben verlegen lassen, der sich beim Rausreissen ziemlich unhygienisch anfühlt.
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Das Zeichen
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Samstag, 24. Juni 2006
Feuer

Oben, auf der Dachterasse, weht ein gnädiger Wind den gestank in eine andere Richtung, und dazu die Wolken. Morgen, oder spätestens übermorgen ist dann wieder Hochsommer, pfeifen die Schwalben vom Himmel.
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Remember the Alamo 1999
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Du bist immer so negativ,
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Donnerstag, 22. Juni 2006
Das gelbe Kleid
Dabei ist Gelb eine wirklich famose Farbe, wie jeder wissen dürfte, der eine Weile in Italien in Strassencafes gesessen hat. Dunklere Frauen werden durch Gelb nachgerade perfekt ergänzt, und wer erinnert sich nicht an die Jugendzeit, als Young MCs bei Bust a move diese Textzeile predigte:
"you spot a fine woman sittin' in your row.
She's dressed in yellow, she says hello,
come sit next to me ya fine fellow."
Und wir wären wohl auch aufgestanden und rübergerannt, denn das Mädchen, nun... es ist seltsam, da läuft beim Polstern und Beziehen die Missa solemnis C-Dur, KV 337, wir haben den festen Seidenstoff in der Hand, treiben die Nägel in das Holz, und was fällt uns in diesem Moment ein? Dieses Video. Und dieser Text.

Weil der Stuhl eben auch ein gelbes Kleid bekommt, das ganz wunderbar mit dem sattbraunen Holz eine Symbiose eingeht. Verständlich, aber dennoch etwas peinlich.
a propos young mc: es gab da auch eine textzeile, die lautete: "got no money and got no car, then you got no woman and there you are." - einem opel-pr-schreiber wurde gerade die karre abgeschleppt, und das wird teuer. ja, da geht die aufwandsentschädigung dahin...
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Donnerstag, 22. Juni 2006
Die Sau
Blöde Frage, sagte ich, Du bist eine fiese Sau, schau Dich nur mal an - ich knipste sie und zeigte ihr das Bild

und fies bist Du, weil Du Dich vor die Sonne schiebst.
Hehe, sagte die fiese Sau, und was mache ich?
Woher soll ich das wissen? Da gibt es viele Möglichkeiten. Da muss ich mich nur mal unter den Creti - n - äh und Pleti der Blogosphäre umschauen, da gäbe es so einige Verhaltensweisen. Ein wenig anstänkern wie der Opel-PR-Schreiber Felix Schwenzel vielleicht, der nur keinen seiner Leser dazu bekommt, bei mir zu marodieren, egal wie oft er was über mich schreibt. Naja, würde ich sowieso löschen. Oder die ganzen halbrechtsnationalen Idioten, die gerade ihren Nationalabspritzer in die Blogs klatschen. Oder Typen mit 5 Lesern täglich, die mir Mails schreiben, ich möchte doch bitte auf ihre Angriffe antworten. Oder gewisse sich als solche wähnenden Nachwuchsschreiber, die von Blognetzwerk zu Blognetzwerk trampen, ihre Werbeeinnahmen von brauner Brause beziehen und zu dumm sind zu begreifen, dass ich nicht zwingend alles über mich ins Netz stelle, wenn sie rumschnüffeln. He, Sau, ist es das vielleicht?
Hihi, sagte die Sau, nein, alles falsch. Ich werde jetzt abregnen, und zwar bis in die kurze Nacht hinein, und Du wirst kein Abendbild haben.
Leck mich, Du Sau, sagte ich. Du regnest, und ich werde Dich abbilden und Dein Verhalten mit dem von ein paar billig zu habenden Gestalten der deutschen Blogosphäre vergleichen. Sprachs, packte zusammen, ignorierte das Gejammer der Sau, sie so nun wirklich nicht behandelt werden wollte, ging rein, und egal wie die Sau draussen auch wütend tobte, blitzte, regnete und krachte, zahlte ich es ihr doppelt und dreifach heim.
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Noch 6 Leben

da klingelte das Telefon, und dran war meine katzenraubende Frau Mama. Es ist nämlich so, dass meine Eltern Nachbarn haben, die sich zum neuen, grossen Garten auch einen schwarzweissen Kater gekauft haben, Schnuffi genannt. Schnuffi erwies sich schnell als wenig kinderlieb, kehrte nach wenigen Tagen der nervenden Tochter des Hauses den Rücken und ging ein Haus weiter, wo es eine spannende Katze gab, sowie Bewohner, die zu nichts anderem geschaffen schienen als auch noch Nachts um vier die Türen zu öffnen, Essen hinzustellen und es mit stoischer Ruhe akzeptierten, wenn Schnuffi in Sekundenschnelle auf den Tisch sprang und den Schinken stahl. Hier also machte er es sich gemütlich, besuchte seltenst seine eigentlichen Besitzer und hatte ein Leben, dessen Beschreibung sich sehr exakt hier findet.
Bis er vor 10 Tagen urplötzlich verschwunden war. Das kann mehrere Ursachen haben; manchmal meinen manche, auf dem Weg zum See die Tempo-30-Zone iignorieren zu müssen, wie etwa die Kollegen mancher hier mitlesender Elitestudenten. Wie auch immer, Zettel wurden geklebt, Aushänge gemacht, Briefe eingeworfen, Tierasyle besucht (wobei eine andere Katze gleich ein neues Heim fand), aber Schnuffi blieb verschwunden. Bis heute Mittag.
Heute Mittag fiel einer anderen Nachbarin auf, dass etwas im Kamin miaute. Offensichtlich hatte Schnuffi gedacht, so ein grosses Loch, da ist sicher eine grosse Maus drin. Jetzt, so meine katzenraubende Mutter, ist er wieder da, frisst gerade unserer Katze das Essen weg, und wird nachher einem Vorgehen unterzogen, das aus einem grauschwarzen Kater wieder einen scharzweissen Kater machen soll. Schnuffi ist einmal auf unseren Springbrunnen gesprungen, als mein Vater das Wasser einschaltete, und reagierte danach, hm, heftig. Daher ahne ich, was mich jetzt gleich bei der Reinigung erwartet. Vielleicht habe ich ja auch 7 Leben, dann kann ich eines an seine Krallen drangeben. Wenn nicht, hey, es war eine schöne Zeit mit Euch, ich esse jetzt nochmal Tortellini, und Ihr anderen: Wenn ich es nicht überlebe, wird jemand anderes auf Eure Gräber pinkeln, also Fickt Euch, wie die Esel Eure Mütter gefickt haben, Ihr dreckigen Neoconazis.
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München meiden, zumindest im Hochsommer
Spektakulär sind die Menschen, die auch im Hochsommer nicht nach Schweiss stinken und täglich der Körperpflege huldigen, spektakulär sind die Strassencafes und der blaue Himmel, spektakulär sind immer noch die Preise, und sie werden so bleiben, weil es immer welche geben wird, die sie bezahlen. Spektakulär ist auch das Kulturangebot, das der Münchner in der Regel nicht wahrnimmt und den Touristen aus Fernost und Amerika überlässt. Wenn es um Lebensqualität mitten in der Grossstadt geht, ist dieses Schwabing, dieses saubere, teure, junge, feine Schwabing die Referenz in Deutschland, auch wenn so manches Alte Galerien und Cafes weicht, die es so auch in Tokio, Austin oder anderen Orten geben könnte, in denen man eher nicht sein will.

Nur an den Tagen, an denen die Temperaturen über 30 Grad gehen, schlägt dieses Schwabing zwischen seinem Sammelsurium von Gründerzeitfassaden und Neubauverbrechen um in einen brüllend heissen Moloch. In wenigen Minuten kippt die Wahrnehmung, es wird der Innenraum eines grellen Microwellenherdes, die Luft wird ein stickiger Brei, die Leute bewegen sich im Licht wie brennende Leichen im Feuersturm, und über Stunden gibt es nichts, was Linderung versprechen würde, die Hitze staut sich in den verbauten Strassenzügen und macht auch den Abend und die Nacht zur Qual. Besser ist es, nicht lang zu bleiben, einen Tee zu trinken mit einer schnellen Verabredung, viellicht im Puck oder im Tresznjewski, der alten Zeiten wegen, dann noch ein paar Bücher kaufen und zurück in die Provinz, hoch über die Stadt, wo immer etwas Wind ist und die Luft nicht so erbärmlich nach Ozon stinkt.
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Dienstag, 20. Juni 2006
Gold

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Vom Trennen der Schafe von den stinkenden Böcken
Wir betreten also ein beliebiges Antiquariat in München, am besten natürlich in der Maxvorstadt, sammeln schon draussen die ein oder andere Preziose zur Kunstgeschichte auf - Werke aus Riemenschneiders Blütezeit etwa oder Möbel den XVIII. Jahrhunderts am Ludwigsburger Hof - legen sie an der Kasse ab und schauen die feinen, kleines Bände der Bibliothek Suhrkamp durch - die, bei denen man sich nie entscheiden kann, ob man nun den Schutzumschlag entfernt oder dran lässt, beide Varianten sind beim Aufstellen sehr reizvoll.
So stehen wir und warten der Dinge, die da kommen. Draussen laufen Studentinnen vorbei, manche wirft einen Blick auf die Büchertafel, blättert mitunter - aber dann kommt eine, die anders ist, sie ignoriert die Auslagen, betritt zielstrebig den Laden, geht hinter zu den Kunstbänden, und ihr Hund, der ein Teil Mops und viele Teile anderes Getier ist, kennt sie offensichtlich so gut, dass er sich sofort hinlegt und einschläft. Es kann länger dauern.

Und es dauert länger. Sie hat viel Zeit, greift sehr konzentriert zu und weiss wohl, was hier frisch hinzugekommen ist, und was schon länger im Regal den Staubfänger gibt. Der Teilmops macht ab und zu ein schwarzes Auge auf, sieht, dass es gut ist, und schläft weiter. Wir überlegen uns, wie es wäre, sie kennenzulernen und, wenn wir nicht schon vergeben wären, mit ihr eine Beziehung einzugehen, der Hund würde am Fussende des Bettes schlafen und am Morgen würden wir vom Bäcker auch das ein oder andere Buch mitbringen, das wir auf einem Umweg in eben jenes Antiquariat erworben haben. Wir können uns sicher sein, dass sie es mögen wird, und wenn sie uns betrügt, nimmt sie einen mittellosen Künstler oder einen Jungliteraten nach der Lesung, aber kein besoffenes Trötenarschloch. Vielleicht lässt sie sich auch gegen unseren Wunsch irgendwo tätowieren, wo es im Abendkleid nicht auffällt, aber sie wird ihren feinen Teint nie mit irgendwelchen Fahnen beschmieren. Wir könnten, da in den nächsten Tagen Italien entvölkert sein wird, die Zeit nutzen und mit ihr und dem Hund, dem wir ein Hermestuch umbinden und eine Fliegerbille aufsetzen würden, nach Vincenza fahren, und dann weiter an die Riviera.
Wie es sich für moderne Prinzessinnen gehört, die die Aufgaben und Bedrängnisse der sog. Moderne mit Bravour absolvieren.
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Demut lernen

Wie das im Jahr 1600 andersrum ging, wie oft jemand laufen musste, um diese Menge 12 Meter über die Stadt zu tragen, der Aufwand, den es gekostet hat, das Material passend zu machen, das alles kann man sich heute nicht mehr vorstellen. 4 Kubikmeter allein für einen kleinen Raum. Aber auch die Bauweise, die nötig ist, um diese Lasten zu tragen. Über jeder Decke drücken buchstäblich Tonnen auf die Balken, die Last auf den grossen Räumen mag man sich gar nicht vorstellen. Trotzdem hat es 400 Jahre ohne Riss und Bruch gehalten. Man macht sich meistens keinen Gedanken darüber, was Bauen früher bedeutet hat. Man könnte so einen Bau heute kaum mehr bezahlen, selbst wenn man die Materialen noch so herstellen liesse, wie es damals üblich war. Damals, als ein Haus noch mehr war als ein Renditeobjekt. Dafür hat es aber auch 400 Jahre gehalten, und hält sicher noch mal 800 Jahre, und wenn man die Balken anfasst, deren Kernholz Ausgangs des Mittelalters, um 1500 irgendwo in den Jurahügeln wuchs, dann fühlt man sich eine Weile sehr, sehr unwichtig.
dass es auch andere, minderwertige häuser gab, ist mir durchaus bewusst
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