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Sonntag, 6. August 2006

Chaiselounge oder Sofa?

Viktorianisch oder Wiener Barock? Sandelholz oder Mahagoni? Geknöpfter, schwarzer Lederbezug oder weissgrüne Streifen? Die Chaiselounge ist 1,85, das Sofa nur 1,55 Meter lang. Erstere wäre ein sexspielgeeigneter Hingucker, der aber leider den Heizkörper nicht verdeckt, zweiteres dagegen ist sehr gemütlich, hat die richtige Grösse, ist nebenan leicht zu holen und praktisch neu bezogen. Die Chaiselounge dagegen steht 180 Kilometer entfernt von hier. Dafür ist das Sofa kein Notbett, würde aber andererseits zu einem bereits existierenden Stuhl und Tisch passen. Schwierig.

Oder beide?

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Sehr zu empfehlen - Die chinesische Bibliothek

Draussen regnet es seit Tagen, und ich fühle die Bücher draussen im Holzschuppen bereits schimmeln und faulen, 2200 Bände, eng gedrängt und gestapelt, und dazu Feuchtigkeit, das ist nicht gut. Eine Lösung muss her. Schnell. Und deshalb entsteht im Eingangsbereich der Wohnung gerade die chinesische Bibliothek, die so heisst, weil sie voller ererbter und erworbener Andenken an Fernasien sein wird, Kästchen, Bilder, Schnitzereien, Broncen.



An der rechten Wand, unter und neben dem Gaszähler, sind summa summarum 15,6 Meter Buchregal. Platz genug für rund 700 kleine Bände, dicht an dicht. Die Wände und die Decke müssen nur noch gestrichen werden, dann kann morgen die Rettung der Bücher beginnen. Die anderen 2300, die noch unten und im Abstellraum lagern, erhalten nächste Woche ihr neues Domizil. Und zur gewöhnung an die kommende Farblichkeit - dunkelrot, malvenfarben und altrose - gehe ich jetzt erst mal in eine Rokokokirche, das nimmt die Angst vor Bunt.

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Samstag, 5. August 2006

How to kill an asshole-bird

Manche A-rte-Blogger entdecken gerade aus persönlicher Betroffenheit, dass es auch verschiedene Arten des Unterschichtenbloggen gibt, gegen das man gar nicht so einfach mit altbewährten Methoden vorgehen kann, wie etwa mal eben die eigene Trollhorde loszuschicken.

Wenn ich einen Ratschlag geben darf: Screenshot machen, und ohne einen öffentlichen Ton sofort den Anwalt losschicken. Oder, wenn angesichts von Volksverhetzung und Aufruf zu Straftaten möglich, Strafverfolgungsbehörden einschalten. Allenfalls, wenn ein Impressum fehlt, den Hoster zwei Stunden vorher warnen, dass bei ihm gleich die Luft brennen wird. Ist nicht schön, wirkt aber nachweislich, und gegen das, was demnächst wohl kommen wird, ist das bei Arte-Blog bekannte Konfliktpotential gerade mal ein kleiner Diskurs über die Frage, ob Friedrich Guldas erste Aufnahmen wirklich so brilliant sind.

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Welche sinnlosen Luxuspreise

wünscht Ihr Euch für den 1000-Tage-Rebellmarkt-Award? Ihr wisst ja in etwa, was für Zeug bei mir so rumsteht...

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Mein Leben als Tüpfelhyäne

mit vielen weissen Punkten ist nicht ganz freiwillig. Es ist die Folge eines Personalproblems, denn gute Handwerker, die tropffrei streichen können, sind hierzulande begehrt. Es gibt zwar einen Etat und einen Kostenvoranschlag, aber das bringt überhaupt nichts, wenn andere Projekte vorgehen. Und streichen lässt man natürlich am besten, wenn man im Urlaub ist und nicht bei jedem Gang in die Farbeimer tritt. In der Folge fahren meine Handwerker Extraschichten, um irgendwann im September bei mir streichen zu können. Vor meinen sechs Räumen und Stuck ist aber noch eine andere Wohnung dran.



Und dann ist da noch ein anderes Problem: Echte Profis arbeiten sehr farbsparend. Das ist an und für sich prima, nur bei neuem Stuck eine Katastrophe. Denn der sieht mit dünner Farbe aus wie, nun, nagelneuer Stuck, und das muss nicht sein. Besser ist es, so etwas mit einem groben Pinsel dick zu bemalen, wenn es echt und alt aussehen soll, so wie der Stuck, den Generationen vor mir zwecks "Praktikabilität" haben herunterschlagen lassen.
ich habe eine hohe meinung vor meinen vorfahren, aber in diesem punkt und noch ein paar anderen bin ich immer wieder sprachlos.
Und das ist aufwendig, das ist mühsam und teuer, und deshalb habe ich gestern selbst angefangen mit der wohl ödesten Arbeit, die es gibt: Räume streichen. Nicht bewusst, ich bin da nur reingerutscht.



Und wie es so ist: Es läuft Glucks Orpheo, man kommt vom Stuck an die Decke, macht dieses Eckerl noch und jenes, muss doch die Plane ausrollen, dann noch eine Fensterlaibung und das andere noch fertig, der Porticus ist grad passend neben der Leiter, dann ist es 2 Uhr Nachts und die erste Decke ist schon halb gestrichen. War doch nicht so schlimm, sobald es an die Wände geht, kommen auch noch blaue, rote, gelbe und grüne Tüpfel zum für Hyänen nicht ganz stilechten Weiss dazu, dann passt alles. Glaube ich. Nach der halben Decke des drittgrössten Raumes. Sollte man nächste Woche ein irres, hyänenartiges Lachen über den Gassen der kleinen Stadt hören, aus einem aufgerissenen Fenster eines Stadtpalastes über einem Concerto Grosso von Arcangelo Corelli, dann bin ich gerade dabei, diese Auffassung an der Decke des grössten Raumes zu revidieren. Denn es ist eine sehr grosse Decke.

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Freitag, 4. August 2006

Die Welt durchmessen

Und wieder gibt es eine Geschichte zu erzählen, verbunden mit einigen Objekten. Nicht hier im Internet, wer sie hören will, muss vorbeikommen, vielleicht erzähle ich sie, wenn wir die Dinge artgerecht benutzen. Globalisierung beginnt mit dieser Gier nach Dingen und ihrer Geschichte, die ersten Europäer der Nachantike, die gezielt die bekannte Welt durchforschten, taten es auf der Suche nach Reliquien und heiltümern, meistens wurde einfach eine Lüge erfunden, oft wurde gestohlen und nur selten ein gerechter Preis bezahlt, und wie oft sich der Vorgang von Kauf, geschenk, Raub und Erbe wiederholte, weiss meist keiner mehr, nur die letzten Zipfel der Geschichte ragen aus dem Grau der nichtschriftlichen Vergangenheit, meistens auch weit entfernt und jenseits aller Messbarkeit.



Über manche Torheit der Geschichte kann man heute nur lächeln, manche Gelegenheiten verstreichen ungenutzt und am Ende eines Weges warten bleigraue Enttäuschung und goldglänzendes Glück oft eng umschlungen. Es ist ein Glück, ein eigenes Haus zu haben, denn keiner kann sich beschweren, wenn man zu früher Stunde nicht ganz leise die Beute nach oben schleppt, herumprobiert, umstellt und auf jeden Fall genug Arbeit für das Wochenende hat. Die anderen Reisen, die nicht der Suche dienen, beginnen noch früh genug, mag mir scheinen.

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Donnerstag, 3. August 2006

Der Bayer als ein solcher ist ein Tscheche

Es gibt historische Tatsachen, über die redet man hier nicht gern. Fakt ist, dass in der römischen Provinz Raetien, die das heutige Südbayern einschliesst, gegen Ende des Imperium Romanum Söldner aus Ost- und Elbgermanien angeworben wurden. Vulgo Preussen, die, wie Grabfunde belegen, mit Sack und Pack hier ankamen und sich häuslich niederliessen. Die Kastelle an der Nordgrenze zu Franken waren also fest in der Hand der schdingadn Fieschkepf, schlimmer als heute die Leopoldstrasse in München. Lange aber haben sie es nicht ausgehalten, das Imperium ging vor die Hunde, und im 5. Jahrhundert verschwindet dieses Substrat wieder.

Ohne dass die Geschichte schöner würde für die bayerische Einbildung. Denn danach folgt die Friedenhain-Pøeštovice-Gruppe, und wie der Doppelname schon sagt, erstreckt sie sich nicht nur über Bayern, sondern auch nach Tschechien und die Slowakei. Peinlicherweise belegt die Chronologie der Funde auch eine Wanderungsbewegung von Ost nach West - diese Leute also sind faktisch Tschechen. Man kann es nicht anders sagen. Es kommen zwar noch ein paar Alamannen (dreggade Schwobm würde man heute sagen) und aus dem Süden Langobarden (streitsüchtige Norditaliener, wer Splatter mag, wird die Historia Langobardorum des Paulus Diakonus lieben) hinzu, aber das macht es auch nicht wirklich besser. Allenfalls bayerischer.

Nachdem gleich darauf von diesen Leuten exakt auf dem westlichen, neuen Siedlungsgebiet das Herzogtum Bayern gegründet wird, nun, kommt man wohl nicht ganz umhin zuzugeben, dass die einzig wirklich relevante Füllung des Genpools hierzulande, also, hm, tschechisch ist. Ausgerechnet das Volk, das von seiner Staatsdikatutur und sudetendeutschen - eigentlich sudetenösterreichischen - Flüchtlingen in einen Konflikt mit dem östlichen Nachbarn getrieben wurde, hat den gleichen Ursprung. Aber sagt das mal einem normalen Bayern.

Das Problem als ein solches betrifft mich nicht, denn als Kulturhistoriker kommt man nicht weit, wenn man sich nicht schnell mit solchen Fakten abfindet. Überhaupt ist alles Nationalstaatgedöns, Rassenlehre und Volkstumgehabe total idiotisch, wenn es sich nicht gerade an handfesten Beweisen festmachen lässt - ein nach Gras duftender bayerischer Park ist nun mal was anderes als die stinkende Hundescheisswiese in Berlin, und die freundlichen Worte auf dem Wochenmarkt klingen anders als das notorische Gebrüll der Hamburger Fischmärkte, sei es nun off- oder online. Zudem bin ich Angehöriger einer transnationalen Sippschaft, die sich seit Jahrhunderten an Bayern klammert und hier charakterlich vollkommen assimiliert ist, aber kein Problem damit hat zuzugeben, dass sie nicht mit den Bajuwaren eingewandert ist. Sondern zum Teil erst vor etwa 300 Jahren eher unfreiwillig aus der Region Wien und schon etwas freiwilliger aus besagter Tschechei kam, später wanderten auch noch ein paar Teile aus dem Elsass ein.

Während also der Bayer als ein solcher mit einem unpassenden Gefühl der Überjegenheit Tschechien bereist, um dort billig zu tanken und Dinge zu tun, die sich nur mit elendiglichem Saubeidltum von dene Brunzkachen einer barocken Doppelmoral erklären lassen, fahre ich da heute hin, um, nun, eigentlich, um etwas zu holen, was noch auf der deutschen Seite ist, aber die Gelegenheit ist günstig, also gehe ich über die Grenze und schaue Richtung Pilzen, ob ich mich da auch so daheim fühle wie im Elsass.

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Mittwoch, 2. August 2006

Hisblogllah

Terroristenweb2.0: http ://www .ghaliboun.net/eindex.php

Mit Bildleistchen, Blogstyle, schlechten Photos, Contentklau, eigentlich fehlen nur Kommentare und Trackbacks: So bloggt man im Bekaatal. Software ist nichts. Inhalt ist alles. Glücklicherweise kaum erfolgreicher als viele andere Blogs. Nasrallah ist auch nur C-Klasse-Blogger.

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Missfallen

Für Quartalsantifaschisten mit Äusserungen a la: Is mia ja schon länga aufjefalln aba das jeht jetzt echt zu weit wa.

Liebe Jetztaucheinenaufentsetztmacher: Da gab es in den besagten Blogs schon einiges, was schlimmer war. Veröffentlichte Adressen mutmasslicher Gegner zum Beispiel. Wo wart Ihr denn da? Explizite Mordaufrufe, die auch weitgehend bekannt sein sollten, stand ja in einigen bekannten Blogs. Habt Ihr was gesagt? Myblogs von Leuten wie Kewil und CA, die teilweise noch härte Sachen bringen. So von wegen "Vogelscheuchen" und Übleres, Nuke´em und solche "Scherze", oder aktuell "stinken und hartzen" in Bezug auf Libanonflüchtlinge. Diskussionen über die Anwendung des Widerstandrechtes gegen Muslime in Deutschland. Oder de Winter bei der "Welt" mit seinen Kopfabschlagen-Witzen für Andersdenkende. Schon mal gehört? Ne? Massenhaft Bilder und Namen von Leuten, denen man Übles wünscht. Interviews mit verurteilten Straftätern, die mit ihren "Kunstaktionen" mit koranbedrucktem Klopapier angeben. Habt Ihr mal den Bloghostern Feuer unter dem Hintern gemacht und einen Haufen erfolgloser Mails geschickt, die diese Leute nicht jucken, weil sie sich nicht verantwortlich fühlen? Die zwar einzelne Dinge löschen, wenn es zu offensichtliche Rechtsbrüche sind, aber ansonsten die Kamarilla decken? Auch nicht? Schon mal eine halbe Nacht durchrecherchieren müssen, um einen deutschen Verantwortlichen von spammenden Nazis juristisch an der Gurgel packen zu können? Nicht? Die üblichen Orgs angeschrieben und die Idis vom Spiegel Online und N-tv, die besagtes Blog auch verlinkt haben? Nein? Na dann.

Nur mal so darauf hingewisesn: Die ganze Bande ist trotz ihrer recht harten und agressiven Trennung von ehemaligen Weggefährten aus dem rechtsliberalen Lager seit über einem halben Jahr weiterhin eine der reichweitenstärksten Bloggruppen. Mit ein paar Dutzend aktiven Mitarbeitern, mit massenhafter Verlinkung, gutem Google Ranking und leider gleichzeitig die stärkste explizit politische Gruppe der deutschen Blogs, weitgehend abgeschirmt vor Nachforschungen und persönlich kaum zu belangen, mit einem Forum-Backbone zum Absprechen von konzertierten Aktionen gegen andere. Drei von denen gibt es nicht mehr, weil manche seit ein paar Monaten aktiv dagegen arbeiten und die Räume dicht machen. Aber für jeden, der ausgeknipst wird, kommen 2, 3 Neue nach. Die verdammt unschön sind. Nett, dass Ihr das auch mal merkt. Und jetzt? Beitrag geschrieben, politisch korrekte Sau durchs Dorf getrieben, nächstes Thema?

Ihr Helden.

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Bloggertreffen "Weil ich kann 2006"

Wir kamen überein, dass Web2.0 nicht unser Ding ist, Frauen keine allzu dünnen Oberarme haben sollte, und die Vorstellung, die etwas unintelligente, aber rasend schöne Tochter des Konditorenmeisters, die dereinst das ganze Imperium mit fünf Filialen und vier Gaststätten übernehmen wird, als Gattin ein zufriedenes Leben in der Provinz garantieren würde.



Und ich habe mal wieder bemerkt, dass ich hier vor die Hunde gehen würde, gäbe es kein Internet und Leute, die mich besuchen kommen.

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Unsitte

Ist es eigentlich nicht fast unhöflich, einen Gast praktisch nur von einem Essen zum anderen zu führen? Sollte das alles sein? Torte, Speisen, und jetzt auch noch auf den Wochenmarkt und dann zum Frühstücken? Ist das alles?

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Dienstag, 1. August 2006

Neue offizielle Version über die Bombardierung Kanas

von hier:

It now appears that the military had no information on rockets launched from the site of the building, or the presence there of Hezbollah men at the time.

The Israeli Defense Forces had said after the deadly air-strike that many rockets had been launched from Qana. However, it changed its version on Monday.

The site was included in an IAF plan to strike at several buildings in proximity to a previous launching site. Similar strikes were practiced in the past. But there were no rocket launches from Qana on the day of the strike.


Das ist alles sehr sehr unschön, wenn man dann auch noch weiterliest und sich herausstellt, dass kurz vor dem Angriff keinerlei Warnungen abgeworfen wurden.

Hier wird es die nächsten Tage etwas ruhiger, ich habe sehr feinen Besuch und bin dann ab und zu in Tschechien und Österreich.

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Montag, 31. Juli 2006

Was man sagen kann

Ich mag meinen Medienjob. Es ist Print, es ist nicht so schnelllebig wie das Internet, ich habe Zeit, mir Gedanken zu machen, und die Rezipienten sind auch anders drauf. Ich habe es meistens mit sehr gebildeten, freundlichen Menschen zu tun, mit denen ich meistens schnell klarkomme, weil wir oft vergleichbare Erfahrungshorizonte haben, unter denen sich das Leben einer Minderheit abspielt. Es sind erstaunlich wenig Idioten darunter, im Vergleich zum offiziellen Berlin, dem Münchner Landtag oder dem Trollschleim, der manchmal in manchen Kommentaren klebt. Es ist ein schönes Thema, allein die Distanz ist ein gewisses Problem, bis dann die volkseigenen Arschlöcher einen daran erinnern, bitte schön objektiv zu bleiben. So wie gerade eben.

Kriegszeiten sind in meinem Medienjob Boomzeiten. Momentan wird allenthalben angefragt, ob ich nicht was machen könnte über den Libanonkrieg und die Haltung "der Deutschen" zu Israel. Das meiste kann ich ablehnen, aber nicht alles. Und so sitze ich jetzt an zwei Beiträgen über dieses Thema und weiss auch nicht. Es ist komplex, sehr komplex.

Dabei ist es vergleichsweise leicht, die Sachlage zu klären. Behauptungen, dass Israel Frieden will und auf Zivilisten Rücksicht zu nehmen versucht, sind blanker Unsinn. Frieden macht man nicht, indem man ankündigt, Zitat "Dörfer zu Sandkästen" zu machen. Ein Pilot, der mit 600 km/h angedonnert kommt, kann keine Rücksicht nehmen. Die Feuergeschwindigkeit einer Gattling Gun in einem Apache-Hubschrauber ist so hoch, dass man damit in Sekunden Regionen von der Grösse eines Fussballfeldes umpflügt - und genau zu diesem Zweck wurden die Dinger auch entwickelt. Eine Artilleriegranate ist genauso dumm wie eine Clusterbombe und unterscheidet nicht zwischen UNO, Hibollah, einem Kind und einem Baum. Alles, was sich in bewohnten Gegenden abspielt, nimmt zivile Opfer bewusst in Kauf, und irgendwelche Flugblätter, die jemanden zur Flucht auffordern, sind auch nicht wirklich ehrlich, wenn man die Fluchtrouten bombardiert, die Infrastruktur zerstört und dafür sorgt, dass weiter weg keine Hilfsgüter durchkommen. Israel führt einen massiven destroy all you can Krieg, "total war" nennt es die konservative Jerusalem Post.

Das Ergebnis sind Opferzahlen, die auch nach israelischer Militärmeinung ausgesprochen einseitig sind: Auf einen toten Hisbollah-Aktivisten kommen zwischen 3 und 20 tote Zivilisten. So war das nicht geplant. Wie viele von ersteren dann noch zu den Kleingruppen gehören, die als Raketenteams eine ernsthafte Bedrohung darstellen, ist nochmal eine andere Frage. Die Relationen sind absolut erbärmlich, hinter den Zahlen steckt so viel Dummheit und menschlich-politisch-militärisches Versagen, man möchte Kotzen angesichts dessen, was da verbrochen wird. Wenn es wenigstens irgend einen Sinn machen würde, aber realitisch gesehen hält Israel das nur noch zwei Wochen durch, und dann möchte ich mal sehen, wer im Libanon dafür ist, die Hisbollah zu entwaffnen.

Israel hat als angegriffenes Land mit allen militärischen Optionen und Möglichkeiten der Aussendarstellung so viel Scheisse gebaut, dass es weltweit längst als Agressor dasteht. Es ist ohne Aufklärung in einen Konflikt gegangen, um dann erst festzustellen, dass die Hisbollah inzwischen mehr als WKII-Katjuschas und Anti-Schiff-Raketen hat. Und seit dem Rückzug aus der "Security Zone" auch nicht gerade geschlafen hat. Kein Freund der USA in der arabischen Welt kann es sich derzeit leisten, die Hisbollah scharf anzugehen. Die UNO steht diesmal zwischen zwei Feinden, die sich einen Dreck um die Sicherheit der Leute scheren. Wie da noch was Gutes draus werden soll, ist mir auch mit viel Nachdenken nicht ersichtlich. Zumal die USA sich seit dem Amtsantritt von Bush als Makler aus dem Nahen Osten weitgehend verabschiedet haben - was Rice jetzt tut, hätte sie besser mal gemacht, bevor die Welt Bilder präsentiert bekommt, die auch bei allem Verständnis für die Bedrohung Israels nicht mehr zu akzeptieren sind. Dass die israelische Armee die Hisbollah im momentanen Konflikt nicht entwaffnen kann, hat sie nicht gerade erst, sondern eigentlich seit 1982 bis 2000 ununterbrochen bewiesen. Nur mit dem feinen Unterschied, dass es jetzt keine verbündeten christlichen Milizen mehr gibt, die vor Ort Paroli bieten konnten - die wurden nämlich von Ehud Barak beim Rückzug im Frühjahr 2000 ziemlich hängen gelassen.

So verkommt der "Krieg", das Bombardieren ohne langfristige Strategie und realitische Ziele zu einer PR-Veranstaltung für die Regierung Olmert, zuerst Machtdemonstration und jetzt Krisen-PR mit Schuldzuweisungen, weil sich libanesische Kinder "trotz Warnungen" an einem Ort aufhalten, wo man die Bomben hinschmeisst. Man kann Krieg führen, man kann gegen Terror vorgehen, aber diesmal sind die positiven Ergebnisse gleich Null und die negativen Folgen gewaltig - wenn der französische Präsident den Iran (!) als stabilisierenden Faktor der Region preist, kann man sich denken, was das für Israels internationale Position bedeutet. In Israel beginnt gerade die gegenseitige Schuldzuweisung zwischen Geheimdiensten, Armee und Politik, und nebenbei "passiert" es, dass ein jüdischer Mob einen arabischen Knessetabgeordneten niedersticht, der seine Schwester beschützen will.

Die guten Nachrichten sind begrenzt. Angeblich wollten die Palästinenser den entführten israelischen Soldaten freilassen - aber dann kam das Massaker vom Wochenende dazwischen, was eine der beteiligten Gruppen gleich auf die Idee brachte, Terror gegen Juden im Ausland zu fordern. Es ist alles so sinnlos, es bringt niemanden was ausser den Radikalen, die man eigentlich isolieren müsste und die jetzt als Helden und Verteidiger des Libanon dastehen. ja, ich weiss, das sind Schweine, die man wegbomben sollte, das sind die, die angefangen haben, aber leider ist es nun mal so ausgegangen, und allein hat das die Hisbollah nicht geschafft.

Was soll man also sagen über das, was da gerade geschieht. Politik wäre die Kunst gewesen, mit den realen Gegebenheiten umzugehen. Statt dessen wurde aus einer Geiselbefreiung das illusorische Ziel, die Hisbollah gleich ganz auszuschalten, und jetzt der verzweifelte Versuch einer nachträglichen Sinnstiftung durch einen internationalen, illusorischen Einsatz, der die Schiiten entwaffnen soll. Und solange bombt man eben weiter. Was die deutschen davon halten? Man gehe heute in eine beliebige Veranstaltung einer jüdischen Gemeinde. Dann sieht man es. So verlassen von den Deutschen waren die Gemeinden noch nicht mal zu Beginn des Irakkriegs. Auch kein schönes Verhalten. Sagt viel aus über die jüdisch-deutsche Normalität, überrascht auch nicht weiter, aber ich sehe ums Verrecken absolut nichts Gutes in der Scheisse, die da gerade abgeht, diesem Catch 22 des nahen Ostens. Nicht für Israel, nicht für die Juden, nicht für den Westen und auch nicht für den Kampf gegen den Terror.

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Beobachtungen eines Restaurators

Es gibt jetzt übrigens von dem bekannten Scheisshauspapier mit der grossen Schrift auch die "Volksfarbe".

Aber nicht mal das bringen diese Versager hin, statt braun ist es weiss geworden.

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Sonntag, 30. Juli 2006

Die Versuchung auf dem Weg zum Bäcker

Herkunft ist nichts, Sozialisierung ist alles. Hätte ich in München im Euro Industriepark gewohnt, wäre das hier vielleicht ein sehr erfolgreiches Blog über die Vorzüge der Prostitution. Wohnte ich an der Rosenheimer Strasse gegenüber der Mediaworks Munich, würde ich als Scharlatan und PR-Hure auf billigen Drogen vom kommenden 2.o schwärmen. Nur wohnte ich in der Maxvorstadt, und deshalb könnte ich auch über Antiquariate bloggen. Nachdem es gewünscht wurde, hier also ein kleiner Abriss über die Welt der Begierden, in der ich lebe.

Ich habe keinen Fernseher. Ich fand Bücher schon immer spannender, und die schönsten Stunden meiner Jugend verbrachte ich nach der Schule, drei Stunden vor dem Bett kniend und lesend. Meine Eltern fanden, dass ich vielleicht etwas zu viel las, aber zur Bibliomanie wuchs sich dieses Verhalten erst aus, als ich die Provinz verlassen hatte und im Zentrum der billigen Bücher wohnte, ich der besagten Vortadt zwischen Zentrum und Schwabing. Damals gab es noch mehr echtes Antiquariat und weniger "modernes Antiquariat", unter anderem auf halber Strecke zwischen meiner Wohnungstür und dem Bäcker. Dieses Antiquariat gibt es - wie viele andere - heute leider nicht mehr, es war eine phantastische Quelle für Auktionskataloge von Ader Picard und Sothebys, und man konnte sicher sein, dass nach jeder Ausstellungseröffnung in den Pinakotheken ein paar Journalisten den Katalog gleich nach dem Buffet dort zu Geld machten. Es war ein reizender Bücherkosmos mit Regalen bis zur Decke, geordnet nach Fachgebieten, und mit einem liebenswürdigen älteren Herren mit Spitzbart und Brille, der genau so aussah, wie ein Antiquariatsbesitzer aussehen muss.

Heute ist an dieser Stelle nur eine weitere Gelateria, aber wenn ich einen nicht allzu grossen Umweg gehe, ein Block um die Ecke, ist in der Theresienstrasse 38 ein Antiquariat, wie es sein soll: Mattheis & Oswald. Aufgemacht haben sie vor rund 10 Jahren, seitdem stehen draussen die Kisten, und ich komme so gut wie nie daran vorbei, ohne nicht etwas darin herumzuwühlen,



Denn so mies München in Sachen Antiquitäten im Vergleich zu Berlin ist, so wunderbar ist es in Sachen Büchern. In diesen Kisten finden sich die Reste der Schwabinger Boheme und Bürgerlichkeit, man muss nur drüberschauen und am Goldschnitt erkennen, was für Schätze es dort zu heben gilt. 2 Euro etwa kostete letzte Woche Dostojewskis "Erniedrigte und Beleidigte" in Halbleder; ein Buch, das ich angesichts dessen, was ich in den nächsten Wochen mit einigen Kreathuren des Blogbusiness vorhabe, einfach besitzen musste. Und dazu eine Übersicht über gotische Kirchenmalerei in Schwaben; Bücher, die ich mir im normalen Buchhandel vielleicht nie gekauft hätte, aber hier muss es sein, es geht nicht anders, ich kann nicht weiter, ohne nicht alles durchsucht zu haben.

Drinnen ist das Antiquariat auch eine Versuchung, es gibt viele Bücher über Buchkunde, was mir fast körperliche Schmerzen der Leidenschaft bringt, antiquarische Kostbarkeiten des 19. und , oft auch grössere Nachlässe, 20. Jahrhunderts, die nach altem Leder und Staub riechen, und weil es so klein ist, kann man beim Auspacken zuschauen. Manchmal stehen im Winter dann 2, 3 Süchtige um den Karton und reichen sich gegenseitig die Bücher, und jeder hofft, dass der andere nicht das ergattere, was er sich sehnlich erhofft. Die wahren Schnäppchen aber macht man draussen, auf dem Weg zum Bäcker, und die Dame an der Kasse lächelt einen an, weil sie die Zeichen der Krankheit kennt, die die Eingeweide derer zerfressen, die es als Schande betrachten würden, ohne Hinterlassung einer Bibliothek mit weniger als 10.000 Bänchen diese Welt zu verlassen.

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