: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 21. September 2007

Real Life 21.09.07 - Zuschlag für die Dachterasse

Und, kommst du?
Nein, denn eigentlich will ich das Bild gar nicht clanmässig erwerben und ausserdem hat mir die unfassbar schöne Frau zugunsten eines anderen abgesagt, Abendprogramm in München habe ich also auch nicht Ich hänge hier noch über den Unterlagen fest.
Aber ich brauche unbedingt jemanden, der mich davon abhält, zu teuer zu kaufen.
Setz dir selbst ein Limit, ausserdem, Boucher Nachfolger Schule ist sowieso nicht toll, und dann noch ein Jesukind, ich bitt dich, ich hab hier seine echten Crayondrucke, und das sind nicht irgendwelche Rotzblagen, sondern voll entwickelte Frauen, und zwar nackt, drall, willig, das ist Boucher, wie er sein soll.
Du hast Boucher Crayons? Wieso weiss ich nichts davon? Wieso hast du sie mir nicht gezeigt?
-
- - ?
Äh.
-
War nur ein Witz.
Ach so.
Ja. Also pass auf, du kannst mich ja anrufen, und dann höre ich kurz mit der Arbeit auf, und rede dir gut zu. OK?
Find ich jetzt nicht wirklich gut.
Sorry, ich muss wirklich die Akten wegkriegen. Ehrlich.



Und das mit den Crayons, das war wirklich nur ein Witz?
Ja. Ehrlich.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Empfehlung heute - Reich und berühmt

wird der, der sich bemüht
ein wenig mehr als damals Kid.
Sonst bleibt es Kieler Hafenshit.

... link (0 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 20. September 2007

Elitessen beim Einkaufen

Wer glaubt, ich würde mich in Klischees baden, wenn ich über die mir aufgezwungenen Nachbarn zum gegenseitigen Nachteil und ihre Einkaufs- und Ernährungsgewohnheiten auslasse - der lese das Eigenzeugnis hier. Und die Kommentare:
Oh nee… ich will doch meine Zeit nicht im Supermarkt verschwenden. Schnell rein, schnell durch (schnell alles finden!!!!!! [...]) und schnell wieder raus.
Aldi. Payback. Hetze. Und sich dann wundern, wenn sie mit 33 die erste Body Restauration brauchen, und mit 58 aus dem Lebensprozess den Exit via Herzkaschperl machen.

... link (55 Kommentare)   ... comment


Empfehlung heute - Würde ich

die Sprache so fein führen können wie Andreaffm, würde ich vielleicht nicht mehr zur Axt greifen.

Obwohl.



Ich mein, hier in Bayern hängt die Luft voller Äxte, das eine schliesst das andere nicht aus, oder?

... link (0 Kommentare)   ... comment


Unternehmergeschaft

Früher, bei Dotcomtod, gab es oft Entrepreneure, die mich anwinselten, ich solle bitteschön doch selber erst mal gründen, bevor ich andere mit Dreck bewerfe. Ich sah diese kläglichen Gestalten, lachte und sagte: Niemals!

Nun, die Zeiten ändern sich, und heute habe ich eine Gründung in die Wege geleitet. Ich mein, wenn ich mir hier schon nebenbei zu der Schreiberei noch den ganzen Ärger mit alten Mauern, undichten Rohren und ausfallendem WLAN antue, kann ich das genauso gut als Firma machen. Zumal man geradezu dazu gezwungen ist, wenn man Midijobs anbieten will.

So. Ich geh Zigarren kaufen, und schaue mir nachher mal die neue S-Klasse an. Und Ihr dürft Kommerzienrat zu mir sagen ;-)

... link (34 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 20. September 2007

Kürbistarte für einen Koch und zwei verhinderte Golferinnen

Gestern Abend waren Susi und Iris zu Gast, und weil ich in den letzten drei Wochen sowieso mein Glück am Herd gefunden habe, und beim Abholen der beiden an einem Berg mit Hokaidokürbissen vorbeikam - gab es die erste Kürbistarte des Jahres. Wenn schon Herbst, dann so!



Der Teig esteht aus 250 Gramm Mehl, einer odentlichen Prise Salz und Tymian, 100 ml Öl und 70 ml Wasser, durchkneten und mit Zugabe von Wasser oder Mehl schauen, dass er nicht mehr nässt oder trocken wird. Er muss ein wenig feucht sein, dann ist es richtig. Für 2 Stunden in den Kühlschrank damit!

Anschliessend ein Drittel von einem grossen Hokaidokürbis abschneiden, entkernen, schälen, würfeln und mit Wasser und Creme Fraiche 20 Minuten in einer Pfanne mit fein gehackten weissen Zwiebeln dünsten, bis die Stücke schön weich sind. 200 Gramm Egerlinge oder Champignons in Scheiben schneiden, 50 Gramm Grana Padano reiben, 30 Gramm Gorgonzola zerbrechen, ein paar Blätter Basilikum und Salbei schneiden und alles mit frisch grob gemörserten Pfeffer und Salz vermischen, und die Kürbispaste einmischen. Dann noch 2 Eier dazu (der bauernhof ist gleich hinter dem Golfplatz), kräftig umrühren, gerne auch mit den blossen Händen.

Zwischendrin Teig holen, 10 Minuten warm werden lassen, und im Verhältnis 60/40 teilen. Erst den kleineren Teil für den Deckel auf Backpapier rund ausrollen und beiseite tun, dann den grösseren Teil ausrollen, und zwar so gross, dass man ihn mitsamt Backpapier in die Backform setzen kann, und er an den Rändern ca. 5 cm hoch aufsteht. Füllung rein, Teigdeckel drauf und mit dem Teigrand verdrücken, ab in den auf 200 Grad vorgeheizten Ofen und ca. 40 Minuten backen.

Nach ca. 20 Minuten sevieren. Göttlich. Das nächste Mal mehr machen, denn obwohl die Gäste nach dem 5. Loch keine Lust mehr hatten, sind sie sehr hungrig.

... link (21 Kommentare)   ... comment


Die Printkrise an der Ecke

Wer ernsthaft plant, in den Journalismus zu gehen, oder dort zu bleiben; und wer denkt, dass die Printkrise vorübergehen wird - der sollte mal hier vorbeikommen. Schräg gegenüber hat ein neues Studentenwohnheim Raum für 54 zukünftige High Potentials geschaffen; die meisten kommen aus "besseren" Familien, die Erfahrung mit Tageszeitungen haben dürften. Das ist auch die Basis für die Idee diverser Printprodukte, genau diese Zielgruppe jetzt schon anzusprechen. Deshalb liegen jeden Tag im Hauseingang Erzeugnisse die wie FTD, das Handelsblatt, Frankfurter Rundschau und manchmal auch die FAS; viele laden hier praktisch mehrere Freiabos ab.



Und bleiben liegen.Am Abend landen sie dann in der Papiertonne. Das will der Nachwuchs nicht mal geschenkt haben. Es geht offensichtlich an ihren Bedürfnissen und Informationsmethoden komplett vorbei. Nur ein Gaststudent nimmt sich ab und zu ein Blatt, um die Sprache zu lernen. Ansonsten ist es reine Geldverschwendung.

Und wenn schon hoch gebildete BWLer (contradictio in adjectu, ich weiss) nicht das lesen, was eigentlich zu ihrem Fach gehört - wer soll dann in dieser Altersgruppe noch zu Zeitungen greifen?

... link (29 Kommentare)   ... comment


Empfehlung heute - Modernes Menschentum

wird sehr fein beschrieben bei ungesagt.net.

... link (4 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 19. September 2007

Mozarella aufsexen

Falls der weisse Brocken mal wieder geschmacklich langweilt: Vor dem Überbacken Scamorza über eine Käsereibe führen und somit den Mozarella bestreuen. 20 Gramm reichen locker aus, denn der Rauchgeschmack intensiviert sich im Ofen.



Schmeckt weitaus würziger und irgendwie nach einem Hauch Parmaschinken, ohne dass der Gast erkennen kann, was es ist, denn der Scamorza löst sich im Mozarella auf.

aus der beliebten Serie: Vor dem Wochenmarkt heimkommen und notgedrungen Reste aufkochen mit Don Alphonso

... link (4 Kommentare)   ... comment


Spamländerspiel - Schweiz Deutschland 4:1

Irgendwas hatten die heute. Nochmal so ein Tag, und ich setze die Abmahnmaschine in Bewegung.

Es begann mit dem Schweizer Christoph Lüscher, der eine Art zusammengeklaubtes Nachrichtenportal namens Facts.ch betreibt und mir in einer Mail mitteilte, mein Blog sei als Quelle für sein Projekt "aufgenommen". Habe ich darum gebeten? Und wieso nimmt sich so jemand meine Mail?

Nächster Spam: Eva Hildebrandt und Vroni Mallmann von Lucy Turpin Communications (heisst wirklich so), die für die Schweizer vom Startup CoComment aktiv sind und mich für eine Party shanghaien wollten, voller Web2.0Scheisse und Graphik in der Mail. Hallo? Habe ich darum gebeten, dass sie meine Mail aus dem Impressum kratzen?

Anschlusstreffer Deutschland: Der als Spammer bekannte MC Winkel klatscht hier seine Aktivlinks zu seinem kommerziellen PR-Projekt Whudat rein. Geht´s noch?

Roman Hanhart, der durch die Blog-PR-Anbieter von Trigami als erster über 1000 Franken mit PR kam und seinerzeit das "Hilfswerk" einer obskure Sekte in einem bezahlten Beitrag gelobt hat, spammt die Blogbar nach mehrmaliger Löschung in der Vergangenheit mal wieder mit einem Trackback. Jaja, so sind sie die Vorzeigeblogger von Trigami.

Und dann kommt auch noch das "Swiss Metablog" in Person von Matthias Gutfeldt Wollensack und versucht, mit einem Beitrag gleich 4 Trackbacks auf der Blogbar loszuwerden - auch dieser Herr sollte wissen, dass derartiges Selbstdarstellerzeug nicht erwünscht ist.

Hat jemand Erfahrung mit Abmahnungen in der Schweiz?

... link (21 Kommentare)   ... comment


Eigentlich

Bei Pommersfelden bin ich dann runter von der Autobahn. Die 180 Kilometer davor hatte ich eine halbe Stunde zwischen mir und die Regenfront gelegt, die meine Frankreichpläne beendete, und den angedachten Tag im Taunus mit Schauern über Frankfurt frühzeitig verhinderte. Kurz hinter Würzburg war das Schlimmste vorbei, und ich öffnete das Verdeck. In Pommersfelden schlenderte ich noch einmal durch den Schlosshof, vorbei an der Bastion, auf der die Gäste, von Kastanien geschützt, nichts von der nahen Dunkelheit ahnten, die sonnenüberflutete Allee hinunter bis zum Cafe, sammelte am Wegesrand ein paar Kastanien auf und nahm einige Stück Kuchen mit. Der Herbst und ich, wir trafen uns wieder genau im Schlosshof, jeder an einer Pforte.



Ich zog mich warm an, legte den Schal um und nahm die schwere Halcyon-Brille aus dem Handschuhfach. Die Gäste auf der Bastion, zwei Paare, die vermutlich keine Sorgen ausser ein paar hunderttausend Verlust ihrer Fonds und das Halten ihres Gewichts auch jenseits der 60 kannten, sahen missmutig zu mir hinunter; sie ahnten wohl, dass meine Kleidung das baldige Ende der Zeit unter den Bäumen verhiess. Ich wendete, fuhr Richtung Süden genau unter dem silbrigen Wolkenstreifen, der das dunkle Grau des Regens vom Blau des letzten Roadstertages in Bayern trennte. Ich blieb auf der Landstrasse, kurvte um Nürnberg herum Richtung Jura, gewann wieder meinen Vorsprung vor der Wolkenwand, und erreichte genau zum richtigen Zeitpunkt über die kleine Serpentinenstrasse am Fuss der Felsen die Anhöhe über dem Tal.



Eigentlich wollte ich etwas schreiben über das Glück, jung zu sein und offen fahren zu können, das Land zu durchfahren ohne Eile und Hast, mit 2, 3000 Umdrehungen und selten schneller als 80 oder 90 Kilometer in der Stunde, was ohnehin schon zu schnell ist für die Regionen, in denen ich mich bewege. Es war kein grandioser Sommer, aber eine grandiose Zeit in Italien, es nahmen sehr viele nette Menschen neben mir Platz, manche kamen auch mit in die Gästewohnung und andere auf grosse Fahrt, ich war hier und immer weg, wenn ich wollte. Es war so gut, wie es eben ging.

Unten im Tal rasen sie den Kindinger Berg hinauf, es summt ungeduldig und aggresiv, wie Autobahnen es nun mal sind, Betonschneisen der Eile und Zeitlosigkeit, da unten ahnt man auch nichts vom Blick, der keine 10 Minuten weiter zu finden ist und der mehr geben kann als die sinnlos vergeudeten Stunden hinter dem Lenkrad, dem Fuss auf dem Pedal und der Finger immer auf der Hupe, könnte ja sein, dass sich einer mit 120 in den Weg stellt, der muss weg, und zwar sofort. Ich gehe hinunter zur Streuobstwiese, die schon lange nicht mehr bewirtschaftet wird, und hole ein paar rote, kleine Äpfel für die nächste Tarte Tatin, die in den Nächten des Herbsts draussen schnell auskühlt und so das Warten verkürzt, bis man endlich die Form stürzen und servieren kann. Denen, die dann hier sind, im Herzen des Landes.

... link (12 Kommentare)   ... comment


Vollzitat

Endlich sagt es mal einer. Maingold. An der Blogbar. Gruschler gehen bitte zu StudiVZ, da ist es angenehmer.

... link (1 Kommentar)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 17. September 2007

Nett, schon, irgendwie.

Keine Ahnung, warum ich beim Fahren an den Rhein immer das Gefühl habe, auf den Spuren der KdF-Touren zu sein. Der Rheintourismus ist zutiefst biedermeierlich bis historistisch, die Nazis konnten mehr mit Kühlungsborn und Besuchen beim faschistischen Freund Italien anfangen. Trotzdem, der Rhein hat sowas beklemmendes urdeutsches, irgendwie verhaftet zwischen Saarlandeinverleibung und Wirtschaftswunder, das sich hier in vielen Details gehalten hat.

Oben, auf den Hügeln, lässt dieser Eindruck etwas nach, auch wenn es hier voll ist mit neuer Bürgerlichkeit; schlimmer als in Münchens Theatinerstrasse: Hupende blondsträhnige Frettchen in Mittelklasseopels, rosa Kleinfamilien mit Retrokinderwägen, volle Schlossgärten mit Blick zum Fluss und dieses seltsame Gefühl, dass etwas aus der Adenauerzeit überlebt hat und nun wieder hochkommt; behaglich, modern, apolitisch und zutiefst angepasst.



Aber schön ist es, es riecht nach Wein, die Sonne brennt in die Südhügel, und ich stehle dem Fürst von X. ein paar Trauben, für die Süsse des Verbotenen, während H. von zwei mehr oder weniger bebalgten Paaren ein Erinnerungsphoto macht, das sicher schon 1856 ähnlich gemalt und 1956 in Schwarzweiss erstellt wurde.

... link (41 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 16. September 2007

Georg Friedrich Händel, Saul

Oratorio in three Acts (1738) für Soli, Chor und Orchester, HWV 53. Daheim hörte ich in den letzten Wochen Kantaten aus dem Jugendwerk von Händel, die er in Italien zu Ehren hochgestellter Personen der Kurie schrieb. 30 Jahre später, nach zwei gescheiterten Opernprojekten und einem Schlaganfall, schrieb Händel dann das grosse Oratorium Saul. Da ist nichts mehr von dem ungestümen Genie, das sich wegen eines Dirigentenstuhls duelliert, nur noch der Kampf mit den eigenen Dämonen.











Nichts für daheim. Das kann keine Anlage, da braucht man eine 60 Meter lange Kirche und einen echten Chor, dann geht das.

... link (16 Kommentare)   ... comment


Unten am Fluss

Auf grösseren Booten sitzen ab und zu die Bürger, träumen von den Yachten auf dem Mittelmeer und Decks, die so gross sind, dass man darauf tanzen könnte, mit Perlenketten und weissen Anzügen.



Auf der Uferpromenade reden dagegen die Kids mit Caps darüber, wem sie was in Fresse geben, und glauben an ihre Zukunft als Gangsta mit ihren Schlampen, nicht wissend, wie kleinlaut solche Typen später werden, wenn sie was Blödes öffentlich gesagt haben und demnächst als kleine Sexisten dastehen könnten, die für einen peinlich berührten Lacher ziemlich viel zu tun bereit sind.

... link (10 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Sonntag, 16. September 2007

Reisen mit W.F.s Pullman

In den frühen 50er Jahren, erzählen alte Menschen, gab es sofort wieder welche, die etwas hatten, und andere, die nichts hatten. Die einen fuhren Automobile, die anderen schraubten Räder zusammen, manche konnten reisen wie damals mit der KdF, andere setzten sich an den See und assen Butterersatzbrote. Einige wenige mussten sogar reisen, wie W.F., der es schnell nach dem Krieg wieder in die USA schaffte. Denn W.F. war wichtig, beruflich gefragt, und musste transatlantische Geschäfte abwickeln. Es war die Zeit, da blickte man voller Vertrauen und Hoffnung auf dieses grosse Land, man wollte deren fettes Essen, ihre Heckflossen, die Petticoats, die Musik, einfach alles - man wollte sein wie sie.

W.F. konnte und wollte sich dem auch nicht verschliessen, und um seinen amerikanischen Partnern angemessen begegnen zu können, kaufte er drüben ein. Es war eine andere Zeit, es gab noch keine billigen Nylontrolleys, die heute das omnipräsente Grundrauschen auf den Flughäfen dieser Welt intonieren, sondern noch Personal, das Koffer trug, und eben echte Koffer, ohne Rollen und Traggurte. Genau so einen Koffer, einen 24 Zoll breiten Pullman, kaufte sich W.F. in diesen Tagen, die uns heute durch die überzogenen Farben des Kodachrome bekannt sind:



Er kaufte nicht irgendeinen grossen Koffer. Er kaufte einen Hartmann Woodframe Belting Leather Pullman, der schon ohne Inhalt so schwer ist, wie eine gefüllte, mittlere Reisetasche. Der Koffer benötigt keine Innenwände, auf die das Leder gezogen wird, denn Belting Leather ist mithin das stabilste Material, das aus Ochsenhaut gewonnen wird: Dick, schwer, unverwüstlich. W.F. schleppte das Ding ein paar Jahrzehnte mit durch sein Reiseleben, oder besser, liess es schleppen, wuchtete es in schwere Limousinen, wusste seine Dinge in guter Sicherheit irgendwo im Bauch der Propellermaschine, und konnte sich stets darauf verlassen, dass die Schlösser sauber und mit einem trockenen Klack aufsprangen.

Irgendwann ging W.F. aber in Rente, wurde erkennbar alt und war nicht mehr so gut auf den Beinen, und für so einen alten Mann ist ein derartiger Koffer zu schwer und zu unhandlich. Belting Leather, zumal vom Hersteller Hartmann, dessen aus Bayern stammender Gründer als Maxime ausgab "luggage so fine it will stand as a symbol of excellence", bekommt eine schöne Patina und ist auch nach Dekaden immer noch vorzeigbar, aber seine Besitzer altern weg, zerfallen, zerfleddern wie ein Buch, sie sind eben nicht gegerbt, und irgendwann zu brüchig und aus dem Rahmen, dass sie mit ihrem Gepäck nicht mehr mithalten. W.F. starb vor ein paar Monaten, und sein Koffer, der damals nicht billiger als Louis Vuitton und andere bekannte Marken war, sieht immer noch fast neun aus - nur gefettet muss er werden, und vielleicht lasse ich meine Initialen einfügen.



Denn seit heute gehört er mir. Sein Zweitbesitzer, ein Händler vom Offenbacher Flohmarkt, hatte ihn schon ein paar Mal vergeblich mitgeschleppt; es ist einfach nicht die Gegend, in der Leute wissen, was der Aufdruck "Belting Leather" bedeutet. Ob ich das wisse, hat er mich gefragt, und ich antwortete mit einem "mh", das "Nein" heissen könnte und "Klar, aber ich wäre ein Depp, wenn ich Ihnen das erklären würde" bedeutete. Denn um zu wissen, dass dieser Koffer etwas besonderes ist, musste ich nicht mal reinschauen, wo heute noch die patentierten Messingbügel in der Metallarmierung hängen.

Bei der Preisverhandlung zog mein Argument, der Koffer passe vielleicht gar nicht in mein Auto, nicht wirklich. Denn als ich sagte, wie klein mein Roadster sei, und die sattsam bekannte Geschichte meiner wegen Damenbegleitung ausgepackten Reisetasche zum Besten gab, und der Blamage, dann mit Stofftaschen verreisen zu müssen, eben weil der Kofferraum so winzig ist - nach diesem Mitleidsheischen leuchteten die Augen dieses optimistischen Hessen, ich müsse das ganz anders sehen, und er erzählte mir, wie toll das wäre, dieser Koffer hinten auf einem Gepäckträger drauf, den dürfe man keinesfalls verstecken, den müsste man herzeigen...

So hat er mich rumgekriegt. Ich suche jetzt nur noch einen Gepäckträger für die Barchetta, denn der Pullman, in dem sich die Existenz eines typischen, westdeutschen Erfolgsmenschen bis zum bitteren Ende wiederspiegelt, passt wirklich nicht hinten in meinen Genussmenschenkofferraum rein.

... link (5 Kommentare)   ... comment


Verbales

Hiermit beanspruche ich die Urheberschaft an der Wortschöpfung

SCHRUMPFWEBRIESE

Schrumpfwebriese, der: Im Internet anhand von scheinbar bedeutender Link- und Besucherzahlen sich gross gerierende Person, die sich beim öffentlichen Auftritt als verhuzelter, greinender Kläffer ohne Benehmen erweist.

Und der Versprecher du Jour:

MacWinkel

Peter Turi hat´s fastfoodtechnisch verplappert.

... link (55 Kommentare)   ... comment


Empfehlung heute - Am Strand

hat schon lange die Nachsaison begonnen, die Kid37 zu diesem Beitrag bewegte.

... link (0 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 14. September 2007

Sich selbst mit Fragen an die falsche Person ohrfeigen

Wenn man das Glück hat, gut durchdachte und bestechend formulierte Texte von Peter Glaser und Peter Praschl hören zu dürfen; wenn man zudem noch die Gelegenheit bekommt, sie auf dem Podium ansprechen und fragen zu können; und wenn man dann nichts besseres zu tun hat, als wegen seiner kleinlichen, persönlichen Querelen mit einer Kunstfigur öffentlich rumzuflennen und die anderen ignoriert - dann muss man nicht gross über das Thema Satisfaktionsfähigkeit reden. Sie vollprofessionelle Blogmarken, Sie.

... link (10 Kommentare)   ... comment


Halbwegs sortierte Gedanken zu meinem Vortrag in Karlsruhe

Ich werde heute am ZKM was über die Kunstfigur Don Alphonso erzählen. Möglicherweise weiche ich hier und da von meinem Konzept ab, vergesse manches und sage ad hoc ein paar andere Sachen. Aber nachdem es mir zu blöd ist, auf Basis zusammengeschmierter Skripte Dritter, die nur halb hinhören, eine Debatte über Dinge reinzuziehen, die aus dem Kontext gerissen werden um den Zuhörern im Saal die Freuden des ungestörten Lauschens zu ermöglichen, und den Lesern draussen an den Rechnern einen Eindruck von meinem Vortrag zeitnah anzunbieten, sind hier meine Notizen zu dem, was ich zu sagen vorhabe.

Aus dem Leben einer Kunstfigur

Die Entstehung der Kunstfigur: Kommt eigentlich aus einer damals nicht ganz unbekannten Comedy im Radio, dann auch Internet-Comedy, blieb als Nickname hängen, und war so mehr eine Laune, denn ein Versuch, die echte Person dahinter zu schützen. Wer ich war, war zu Zeiten von Dotcomtod mit ein paar Klicks herauszufinden, nur können manche einfach nicht recherchieren - oder auch nur meinen Namen richtig schreiben.

Die Eigenschaften der Kunstfigur: Ähnlich Realperson mit ein paar Ausrutschern und charakterlichen Defiziten, manchmal himmelschreiende Ignoranz, von oben herab und das mit einer gewissen Lust am Unkorrekten, macht seine angenehmen Lebensumstände nicht klein. Es gibt auch in der Realität den Stadtpalast, die Reisen, die Ausbildung, den Stuck, das Essen, die Lebensumstände sind weitgehend identisch, aber mir persönlich ist dieser Don Alphonso manchmal auch etwas zu dreist, sein Mangel an Decorum ist ein klarer Charakterfehler, und seine Unfähigkeit, sich zu verstellen und mitunter den Mund zu halten, ist gerade für eine komplett erfundene Kunstfigur schon ziemlich daneben - denn sie könnte ja anders, wenn ich wollte.

Wie ist es so? Seltsam! Einerseits wird von mir immer wieder betont, dass hier eine Kunstfigur agiert, aber dennoch wird sie ernster genommen, als sie gemeint ist. Das sorgt auch für Konflikte, aber da hilft sie, weil der reale Mensch daneben steht und in sich hineinkichert. Konflikte mit Don Alphonso sind sinnlos, denn den gibt es nicht, und ich fühle mich nicht betroffen.

Nicht betroffen sein - das ist auch die positive Auswirkung für den Umgang mit der eigenen Privatsphäre. Hier hilft sie, das Talkshow-Problem zu beheben, in dem über alles und jeden gesprochen wird, distanzlos und ohne Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte. Genau hier hilft die Kunstfigur, weil sich niemand sicher sein kann, was nun stimmt und was nicht, denn manchmal sage ich einen halben Beitrag die Wahrheit, um dann für den Rest Don Alphonso ranzulassen.

Funktion anhand der Kategorie "Real Life" - Leben in der Provinz, alles sehr eng, jeder kennt jeden, fast wie in der Blogosphäre, und besonders heikel ist der jetzt einsetzende 2. Heiratsmarkt mit Scheidungen, Jagd auf die letzten Junggesellen und Skandalen der besseren Gesellschaft. Zeitlich verschobene Geschichten, werden auf einzelne Personen übertragen, die das so nicht gesagt haben und auch nicht existieren, und dadurch auch nicht festzumachen sind - ausser in einem sehr engen Bekanntenkreis, der sich über seine Literarisierung sehr amüsieren kann. Es gibt dennoch klare Tabus: Wirklich ernste Probleme finden ebensowenig Eingang wie Intimes, es bleibt beim Ausschnitt, und es gibt vieles, das ich keinesfalls mit denen da draussen teilen will.

Die Kunstfigur ist hier ein leicht durchsichtiger Vorhang zwischen Zuschauerraum und Bühne, letztlich ein Puffer zwischen den Welten, der im Internet und der realen. Das fängt bei banalen Sachen an, wie die Verschleierung des Aufenthaltortes, über die Möglichkeit, Dinge zu erzählen, die sonst verschwiegen werden müssten, bishin zur eigenen Absicherung - wer den Fehler macht und eine der diversen Legenden über Don Alphonso als Tatsachen über die Realperson hinstellt, kann schon mal eine Abmahnung vom realen Menschen bekommen.

Das Ergebnis? Man bekommt einen sehr präzisen Eindruck von Don Alphonso, aber nur einen vagen Eindruck von der Realperson. Mit der Authentizität ist es nicht weit her. Stellt sich die Frage: Warum lesen Leute das? Früher hätte ich angenommen, dass es an der gerade mal so ausreichenden Ähnlichkeit zwischen mir und der Kunstfigur liegt. Wer den Don kennt, dem ist die reale Person nicht wirklich fremd, es gibt da ein hohes Mass an Übereinstimmungen, ohne dass man es zwingend an einzelnen Erzählungen festmachen könnte. Irgendwo in der Nähe vom Don bin ich, so nah lasse ich die Leute ran - und wen ich näher ranlasse und privat kennenlerne, schaue ich mir vorher genau an. Das heisst nicht, dass ich nicht manchmal auch wirklich ehrliche Texte schreibe und den Don beiseite lasse - aber die Identifikation dieser Texte ist schwierig, selbst wenn dabei die nötige Personifizierung des Blogautors rüberkommt.

Allerdings: Ich habe eine Umfrage gemacht, wie die anderne das so halten. Bislang gab es rund 80 sehr spannende Antworten per Kommentar, Mail und Gespräch, und die meisten machen das ebenso. Manche empfinden es noch nicht mal als Problem, sondern wollen speziell dieses Vexierspiel. Dass es so ist, stört keinen, solange er sich dennoch ernst genommen fühlt. Insofern gibt es wohl so eine Art Gentleman Agreement, ohne dass man zwingend zur eigenen Kunstfigur dazu schreiben müsste. Literarisierung vielleicht sogar als Qualität, der erfundene Charakter besser als die angeblich ehrliche Person, die sich dann aber durch Verschweigen schützen, Seiten von sich ausblenden und damit auch verstellen muss?

Abgeleitete Fragen: Mangel von Ehrlichkeit Problem bei politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen, wo bleibt da der Einfluss? Die Frage ist insofern wichtig, als es in den letzten Wochen ein paar neue Angebote gab, journalistisch als Don Alphonso zu schreiben. Subjektivität und dazu noch einer Kunstfigur: Es ist meines Erachtens grosser Unterschied zum Journalismus. Einerseits sage ich als Journalist weniger von dem, was ich mir wirklich über ein bestimmtes Thema denke, bin dann aber möglicherweise unterschwellig manipulativ, um meine Ziele zu erreichen. Was ist letztendlich besser? Andererseits ist Literatur eher der einfache Weg; es ähnelt dem Erzählen von Anekdoten oder Gleichnissen: Es ist so leicht, eine selbstgemachte Mangold-Tarte zu photographieren, die frisch aus dem Ofen kommt, und damit die Leser zu bewegen, mal wieder auf den Wochenmarkt zu gehen; viel leichter jedenfalls, als sich in die Problematik und die Segnung modernen Supermarktwaren einzuarbeiten und kritisch zu würdigen. Trotzdem, es ist eine Form von Journalismus, eher im eigentlichen Wortsinn und liegt nah an der Literatur, aber auch das kann beim Leser Debatten und Umdenken bewirken.

Das klingt jetzt nach Anything goes, nach Beliebigkeit, nach einem leichtfüssigen Überschreiten von Grenzen und dem Zweck, der die Mittel heiligt. Gibt es dadurch nicht neue Probleme? Meines Erachtens ja - aber es sind durchaus Probleme, die man so auch im Journalismus findet. Literarisierung und Persönlichkeit können zu weit gehen. Literarisierung ist ein Spiel, das als solches erkennbar ist, und offensichtlich von beiden Seiten akzeptiert wird, weil es allgemein notwendig ist. Kann aber auch umschlagen in den Glauben, dass man Lesern einfach alles erzählen kann. Das ganze kann schnell zu Borderline werden, wenn Leser für dumm verkauft werden. Beispiele sind die angeblich drastisch ehrlichen Sexblogs, die in D allesamt nach Fake riechen, Jubelmeldungen über erreichte Besucherzahlen und sonstige Beweise einer angeblichen Relevanz im Kreise der Irrelevanten,

Das andere Problem betrifft die Persönlichkeit. Denn die kann auch umschlagen zur glattgebügelten Personality, zur wiedererkennbaren Marke, deren Primärziel die Vermarktung ist. Begleitet wird das durch extensives Getrommel und Bitten, das eigene Ziel aktiv zu fördern - einen Charterfolg, ein Lektorat für ein Buch, das kein Verlag drucken will, irgendwelche Abstimmungen zu faken. Bei Morningshowmoderatoren, im horizontalen Gewerbe und bei doppelmoralischen Politikern meiner bayerischen Heimat zeigt sich, dass man das Produkt einer Personality durchaus erfolgreich betreiben und einer gewissen Fanbase auch verkaufen kann - die als Marken agierenden Vertreter der Blogosphäre waren bislang dagegen eher erfolglos.

Was kann man daraus lernen? Meines Erachtens ist eines der entscheidende Kriterium in der erzählenden Blogosphäre immer noch Vertrauen. Vertrauen in den Autor, und Vertrauen in die Fähigkeit der Leser, unter all den Verschiebungen der Realität doch den Kern zu sehen. Meines Erachtens ist das keine Basis für ein Geschäftsmodell, aber es macht sehr viel Spass - und das ist zumindest für mich der Grund, diesem unperfekten, arroganten, hochnäsigen schlechteren Sohn aus besserem Hause, diesem Don Alphonso, weiter zu schreiben.

... link (3 Kommentare)   ... comment


Bleifussland

Ich bin heute von der Provinz nach Frankfurt gefahren, und zwar gegen meine Gewohnheit auf der Autobahn. Der Liter Super kostet aktuell so um die 1,38 Euro, und ich bin wie immer irgendwo zwischen 100 und 120 vor mich hingefahren.

Was ich da an vorbeirasenden, hupenden, drängelnden MWW 5ern und X5, Audi Kombis, Schnelltransportern und Mittelklassemercedes gesehen habe, an Beschleunigungsorgien hinten drauf auf den nächsten Kolonnenverkehr, aber auch an Unwillen, mal eben kurz auf die rechte Spur zu wechseln, hat micht dann doch etwas überrascht. Wer so bescheuert fährt, denkt nicht im mindesten an Klimaschutz. Ich denke, die Forderung nach kleinen, sparsamen Autos ist ein gigantischer Medienhoax, der nichts, gar nichts mit der gelebten Realität in Deutschland zu tun hat. Das muss beim Thema "Hybrid" - Rumschleppen eines schweren Elektromotores - noch nicht mal schlecht sein, aber für effektives Benzinsparen gibt es nur eine natürliche Lösung: Das Ende der Spritressourcen.

Alles andere wird dieses genetisch bedingte Bleifussdrängelvolk nie begreifen.

... link (28 Kommentare)   ... comment