: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 10. November 2007

Heimat. Jetzt noch besser.

Immer, wenn es mir hier zu gut ging, wenn ich meinte, dass die Provinz ja doch was Nettes hat, dass man es hier schon länger aushalten kann und ein mittelfristiger Verbleib über ein, zwei Jahre nichts Schlimmes an sich hat, immer also, wenn ich anfing, mich hier irgendwie zu Hause zu fühlen, musste ich nur zu meinen Eltern radeln, die draussen vor der Stadt eigentlich mitsamt Katzen ein weiterer Grund sind, sich hier gut zu fühlen. Meine Eltern nämlich haben ein Abo des hiesigen pechschwarzen Drecksblatts, ein widerliches Ding provinzieller Verstocktheit, politisch CSU-hörig wie der Bayernkurier und von grenzenloser Dummheit in der Darstellung des lokalen Vereinslebens, einen miserablen Internetauftritt, ein höchst unerfreuliches Benehmen gegen alles und jeden, die versuchen, am allumfassenden Lokalblattradiofernsehenmonopol zu kratzen, und aus den Zeiten, da mein Vater beruflich noch aktiv war, weiss ich auch um die journalistische Unabhängigkeit dieses Dings.

Beim Kruzifixstreit druckte dieses Ding eine ganze Seite empörter Leserbriefe ab, nur der meinige fand das Abhängen der Folterinstrumente in Ordnung, und der war auch noch sinnentstellend gekürzt. Über Jahre förderte dieses Blatt, dessen Entstehung in der Nazizeit und der Übergang in die BRD ein ganz besonderes Kapitel bundesdeutscher Mediengeschichte ist, Veröffentlichungen einer rechtsextremen "historischen" Gesellschaft, die sich unter anderem dem Versuch verschrieben hatte, den zweiten Weltkrieg den Russen anzulasten. Einmal hatten sie einen kritischen Journalisten in München - der wurde dann schnell von der CSU auf dem kurzen Dienstweg weggewünscht. Unvergessen auch ihr Engagement für den "Premiumstammtisch", der dieses Jahr forderte, den türkischstämmigen Niederbayern, der die Salvatorrede hielt, abzusägen. Kurz, wer hier gross wurde und nicht ganz verblödet war, hasste dieses Schmarrnblatt, das in den letzten Jahren auch noch wenig erfreuliche Tarife bei Journalisten - besonders Photographen - durchsetzte. Mir sind meine Besucherzahlen hier im Blog vollkommen egal, aber das Wissen, dass ich auf meine Inhalte mehr Page Impressions habe als die mit ihrem durchgereichten dpa- und Lokaltrash, war immer Anlass zur Zufriedenheit. Und dieses Ding bei meinen Eltern zu sehen bedeutete, sofort wieder zu wissen, dass ich hier in diesem Sumpf, dessen Ausdruck dieses übelriechende Stück Textschmiere ist, ganz sicher nicht bleiben werde.

Und nun hat diese Zeitung in einer wirklich spektakulären Aktion gegen die Vorratsdatenspeicherung alle anderen Medien der Republik beschämt.

Chrhrgsss.

Aber jetzt kommt das Wochenende, und am Montag werden sie wieder über die Deppen schreiben, die sich besoffen auf der B13 vom Alpenmax oder auf der A9 vom Tanzhaus A9 auf dem Weg in den Club Venus derrannt haben, von der Fahnenweihe in einem der vielen grotesken Wallfahrtsorte dieser Region, und die fettig glänzenden Fressen unserer hässlichen Politchargen abdrucken, dazu noch die üblichen Umfrage der fetten Provinznixchecker, die am Ende alles so gut finden, wie es ist, und alle sind sie zufrieden und ich weiss wieder, dass ich hier nur verrecke, wenn diese Provinz auch dabei drauf geht.

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He Steigbügel- und Schäubleergreifungs-SPD!

Fick Dich!

aus der serie richtige worte, leicht gefunden

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Web2.o als Zukunftsmarkt für Skorbut

Die aktuellen Gehälter und Arbeitsumstände für das Fussvolk des Web2.0, das nicht als Vorzeigeboheme der Szene auf Lobbyistenkongressen der Initiative D21 um Werbeaufträge für Adical betteln kann, finden sich an der Blogbar.

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Empfehlung heute - Prima Bilder

für diesen speziellen Tag zu den real existierenden blühenden Landschaften finden sich bei der Sperrzone.


wem das zu hart ist, hier das kontrastprogramm "abwenden mit grausen"

Wie wäre es eigentlich mit einer Wiedervereinigung mit dem westfränkischen Reich? Da weiss man wenigstens, was man bekommt. Kesse Französinnen, testoterongesteuerte PolitikerInnen, gutes Essen und einen Le Pen, bei dem die Haltbarkeit bald abläuft.

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Donnerstag, 8. November 2007

Empfehlung heute - Social Spamming

bei der Communityseite Facebook kommt beim Werbeblogger nicht allzu gut an.

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Sozialistisch-kapitalistische Joint Ventures

Auf dem Weg vom Hotel bei Chemnitz zur Autobahn ist eine Umleitung, die durch die Aussenbereiche von Frankenberg führt. Man fährt über ein paar Hügel und Dörfer zwischen Neubau und Zurfall, kommt eine gewundene Strasse entlang, und sieht nach einer Kurve unvermittelt das hier:



Ein grandioser Industriebau, der Traum aller Projektentwickler, die Turmzimmer werden ein Vermögen kosten, wenn das Gebäude in München wäre. Oder sonstwo im besseren Westen. Aber das hier ist Sachsen, und Kommunismus und Kapitalismus haben sich zusammengetan, um das Gebäude umzubringen.



Der Volkseigene Betrieb, von dessen Erzeugnissen sich keine Spur mehr findet, wurde irgendwann aufgelöst und ins postkommunistische Nichts geschickt, und danach kam der Westen und die Investition, bestehend aus frischer Farbe und einem pink gefärbten Schild mit der Aufschrift "Möbelparadies". Einen Parkplatz davor haben sie freigeräumt, und dann ging es los mit dem Verkaufen.



Die Werbemittel waren alles andere als teuer, für den Osten hat es offensichtlich gereicht. Den DDR-Betonzau hat man aber nur dort entfernt, wo er der Einfahrt im Weg war, und ansonsten hat man es nicht für nötig befunden, sich längerefristig mit der Immobilie zu beschäftigen.



Denn als jemand die erreichbaren Fenster eingeworfen hat, wurden die Scheiben nicht erstetzt, sondern mit pinkfarbenen Vorhängen notdürftig verschlossen. Der Glaser war selbet bei diesen einfachen, aber sehr schönen Fenstern zu teuer.



Zu teuer wäre es wohl auch gewesen, mehr als die Fassade zu streichen. Hinten ist der Komplex noch immer so, wie er am Ende der DDR war, nur eben nochmal 18 Jahre lang runtergekommen und abgewirtschaftet, und durch den Leerstand wird das auch nicht besser.



Gegenüber steht das, was die Fabrikantenvilla gewesen sein dürfte, mit schönem Blick auf das früher grandiose Gebäude, und heute sind sie Partner im Niedergang und Zerfall. Das liest sich hier sehr ruhig, weil ich meinen Hass auf die, die solche Verbrechen begehen und verantworten, nicht anders ausdrücken kann, aber beim Bearbeiten der Bilder kommt sofort wieder mein Abscheu vor der Verantwortungslosigkeit hoch, die so etwas zulässt und - politisch - vermutlich auch noch fördert.



Denn die Heuschrecken sind längst weitergezogen. Das Ding hat seinen Zweck erfüllt, irgendwo steht jetzt ein neuer Glasbetonbau mit dem gleichen Möbelramsch wie früher, und zurück bleibt nur eine kaputte Ruine, die ein Traum von einem Gebäude sein könnte, da muss man kein Immobilienfondsinitator sein, um das enorme Potential zu sehen, das hier vor die Hunde geht, weil woanders die grüne Wiese zugeschissen wird. Und womit?



Gleich daneben ist die nächste Ruine, noch ein Möbelladen, nach der Wende errichtet, auch leer, kaputt, hässlich, abgewirtschaftet, eine Beleidigung für jeden, der ein wenig Sinn für Gemeinschaft und Schönheit hat, das sind sie, die blühenden Landschaften im November, 18 Jahre später, und ich kann nicht anders als denen, die das zusammengebracht haben, den Kohls, Honeckers und wie sie alle heissen, die Wendehälse, die Investoren, die Berater und die Treuhand, all die Abkassierer und Ausschlachter, die Pest an den Hals zu wünschen. Oder wahlweise einen lebenslangen Aufenthalt auf der Chemnitzer Erotikmesse. Bitte dazu auch gleich die Herren Finanzinvestoren und die Heuschrecken der Adicals, Trigamis und Blogalsbusinessbegreifer, die linker Neoloiberalismusfasler, die Abzocker, die hier auch nur solange sind, bis sie woanders ein grünes Stück Wiese für das Hinterlassen anderer Ruinen finden.

Ich meine das mit meiner Verachtung übrigens persönlich.

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Mittwoch, 7. November 2007

Kann man in Sachsen leben?

Ja! Sicher! Man kann in Sachsen leben. Es gibt in Sachsen genug Tatorte, die beweisen, dass es auch Ausländer lebend soweit nach Sachsen hinein schaffen, bis sie auf Skinheads treffen. Rein biologisch kann man also in Sachsen leben, und ich selbst bin der schlagende Beweis dafür, denn ich war auch auf sächsischen Landstrassen mit Kurven unterwegs, ohne von Sachsen von der Piste gekegelt zu werden. Gut, ich hatte ein schnelles Fluchtfahrzeug und eine professionelle Ausbildung für das Fahren und habe mich ausserdem als Bayer und nicht als Jude ausgegeben, wodurch ich zumindest als Reaktionär durchging - aber ja. Man kann dort leben. Wenn man damit leben kann, aus Orten zu kommen, die so heissen, wie sie sind:



Das gibt es dort wirklich, ich hätte es nicht geglaubt, aber das Photo beweist es. Ich glaube, man muss ohnehin dort leben, wenn man von dort kommt, man stelle sich den Sachsen vor, der sich in Bayern als "Öfäföf" (so heissen die da, glaube ich beim Tanken aus dem nebenstehenden Betriebswagen einer Gemeinde verstanden zu haben) aus Wöstenbrond vorstellt und zu hören bekommt, dass man durchaus schon gehört hat, wie es um das da drüben bestellt ist, die Mitleidsnummer zieht nicht mehr.

Also, man kann dort leben, im Sinne von existieren. Aber kann man dort auch leben, so wie das in diesem Blog hier verstanden wird? Leben in Freude, Überschwang und immer einem Stück Torte auf dem Teller? Der Sachse kann vielleicht Swingerclub, aber kann er auch Food Porn? Ich hatte da so meine Zweifel bei einer Tour durch das Vogtland: Ich kam durch vier Orte nacheinander, und erst im vierten Ort war eine kleine Bäckerei, der Rest scheint sich auf der grünen Wiese einzudecken. Und diese Bäckerei... ich will ja nichts sagen und die grüne Wiese ist sicher auch nicht besser, aber mit der Deckplatte der holländischen Schnitte hätte man die Autobahn pflastern können, und die Kirschtaschen hätten problemlos den Hammer im Haus ersetzt.

Heute jedoch kam ich an einem Trödelgeschäft und einer Bäckerei (wieder übrigens die erste nach drei Orten, ganz schlimm, das) vorbei, und wie man sieht:



Hier gibt es das XXL-Livecam-Pic geiler Food Porn download

Mit ein wenig Unterstützung von anderen Käufen aus Sachsen und einer kleinen Hilfe aus Sachsen-Anhalt in Form der Rokokoleuchter geht es auch in Sachsen. Die kleine Schale mit den Feigen ist Meissen, und weil es so wunderbar günstig war, werde ich den Teufel tun und hier erzählen, wo ich sie und die Vorlegegabel erworben habe. Das - altbekannte - Porzellan kommt ebenfalls aus der Region, und nun zur Torte und dem Stollen: Die sehen nicht nur üppig aus, die sind auch üppig. Der Kuchen ist eine Wucht, ein Monstrum, ein schamloser Brocken von Streussel, Topfen und Apfel, nichts für Essensverweigerer und Hungerhaken, und der Stollen ist mit viel Butter gemacht, wie bei uns daheim eben auch, und vor allem mit einer massiven, butterhaltigen Puderzuckerschicht und fetten, feuchten Rosinen, statt der Orangeatbrocken in staubtrockender Sandteighülle, die es in Supermärkten gibt. Wenn man also schon nach Sachsen muss und Richtung Dresden unterwegs ist: Vor Chemnitz runter von den Autobahnen, rein nach Oberlungwitz (kein Witz, das heisst so), und zur Bäckerei Wetzel. In der Hofer Strasse 233 a. Die, wie es der Name schon sagt, Richtung des bayerischen Kältepols Hof führt. In Hof möchte man auch nicht tot über dem Zaun hängen, aber das ist eine andere Geschichte, die mit Nordfranken und Fastoberpfälzern zu tun hat, die die Nachbarn der Sachsen sind und damit den Hinweis liefern, dass es vielleicht doch so etwas wie einen gerechten Gott gibt. Jedenfalls stimmt mit der Hofer Strasse auch schon die Richtung.

Also. Man kann auch in Sachsen leben. Am besten in der Nähe der Bäckerei, denn dann muss man nicht so lang auf die Strasse, die von dem Zwickauer Proll in seinem Opel Kombi befahren werden, der mir kurz danach die Vorfahrt genommen hat.

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Zu gestern Abend

Man sitzt auf so einer Runde, man merkt, dass man mit dem auf der anderen Seite in diesem und den fünf folgenden Leben keine Übereinstimmung mehr finden wird, und weiss, dass man sowas beim Einmarsch in das, was man mag, behindern muss, wo immer es geht. Das Perverse an Werbung ist ja, dass sie meint, alles und jeden immer belästigen zu dürfen. Als gäbe es ein Recht zu werben und die Pflicht, das hinzunehmen. Aber Werber würden sich beschweren, wenn man sie auf der Strasse mit Essensabfällen bewerfen und so beschissen behandeln, belügen und verachten würde, wie sie es mit ihren Zielgruppen tun. Warum eigentlich?

Es gibt drei Möglichkeiten für Werber, mit dem Dilemma ihrer verkommenen Existenz umzugehen: So gut zu sein, dass man sich damit freiwillig auseinander setzt, und das am besten mit Mehrwert für den Nutzer - Werber werden es nicht glauben, aber es geht auch ohne Lügen! Echt jetzt. Oder kündigen und einen sinnvollen Job zu machen - die Sanitärreinigungsbranche, Altenpflege und Strassenreinigung ist ebenso sinnvoll wie ehrenwert. Oder was an der Blogbar eingeflösst zu bekommen.

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Wohnen neben dem Schloss.

Dem Schloss, das noch bis 2009 umgebaut wird, umd dessen berühmter Barockgarten im Winter zugesperrt wird. Soviel zum Thema angenehme Morgenspaziergänge in Sachsens Pracht und Herrlichkeit.

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Dienstag, 6. November 2007

Empfehlung heute - Zweierlei:

Erstens: Meidet Sachsen!



Und zweitens: Meidet schlechte Gesellschaft zweinull in Berlin!

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Mille Miglia Vorschau

Es ist nicht alles schlecht im Osten. Es war auch nicht immer alles schlecht. Gut, sie haben das, was gut war, manchmal erst über die Grenze schaffen müssen. Und so verzweifelt, dass ich mit einem Wartburg die Mille Miglia des kommenden Jahres als Presse begleiten würde, bin ich auch noch nicht. Aber nach einigen Pleiten mit Peugeots und mehreren Spitfires und MG Bs sieht das hier geradezu vernünftig aus:



Es ist so einigermassen erhalten, und die Karosserie wurde schon mal so lala geschweisst. Wenig Rost, gute Sitze unter den Schonbezügen, viele Kleinigkeiten, die Bremsen sind zu machen, aber prinzipiell fährt, lenkt und bremst es. Dazu muss man es sich noch im originalen Napoleonblau vorstellen. Skoda war die sowas wie die Ausnahme des Ostblocks, zumindest bis etwa 1965.

Wie gesagt, es ist nicht alles schlecht im Osten. Besonders nicht, wenn es aus Tschechien kommt. So einer hat schon mal in seiner Klasse die Rally Monte Carlo gewonnen. Und ich kann es mir heute Nacht noch überlegen.

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Bayern vs. Sachsen

Das bin ich, heute morgen um 10. Es ist kalt, stark bewölkt, aber meistens trocken. Gut, dann hinter Bayreuth nicht mehr, da schneit es einen Moment, aber es geht. Wenn man einen Schal dabei und das gehirn im Bett vergessen hat.



Bayern eben, dumm, schön und zufrieden. Hinter Bayern kommt Sachsen, dort kommt Plauen und bei Plauen schwarze Wolken, deren Folgen in Mittweida dann so aussehen.



Eisregen und Hagel. Ich sag jetzt nichts, das könnt Ihr in den Kommentaren machen.

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Dienstag, 6. November 2007

Empfehlung heute - Über Schriften

aus Blei schreibt Martin Z. Schröder in seinem auch sonst sehr feinen Blog aus dem Leben eines Buchdruckers und Offizinbesitzers.

Die neue URL befindet sich hier.

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Noch einmal

Noch einmal die Herrlichkeit Italiens, den gereiften Gorgonzola mit den Fingern zerkrümeln und zusehen, wie er in Butter und Milch vergeht, noch einmal das weisse Fleisch der Seitlinge durchtrennen und sich am feinen Geruch erfreuen, der an die bewaldeten Höhen der Oberpfalz erinnert. Noch einmal frischen Salbei von meinem kleinen, gehegten Stock pflücken, und ahnen, wie er mit einer Prise geriebenen Ingwer und Muskat eine Liaison eingehen wird, die Kontinente des Geschmacks überspannt und die weissgrüne Sauce befruchtet. Noch einmal den weissen Pfeffer in den Mörser geben und fein, ganz fein zermahlen, bis die Küche beissend scharf riecht, und der Stössel im Loch, leicht geölt noch von den Pinienkernen, mehlig die Partikel reibt, so fein, als wäre es der Puder einer feinen Frau vor dem Opernbesuch. Noch einmal sich an den skurrilen Formen des Broccoli erfreuen, der eigentlich viel zu schön ist zum zerschneiden, und noch einmal beim Fallenlassen der Pasta über sprudelndem Wasser der jungen Frau zu danken, die es versteht, Spinat und Ricotta der zarten Füllung durch die Teigfarbe Ausdruck zu geben. Noch einmal kochen, essen, geniessen, das Leben lieben. Noch einmal, ein letztes Mal die Schönheit des Daseins kosten.



Food Porn XXL-Bild

Denn fahre ich für drei Tage. Nach Mittweida. In Sachsen.

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Ich bin etwas verstimmt.

Weil man mich verarschen will. "Man", das sind gewisse Journalisten, die zu behaupten wagen, ihr Papiermedium sei etwas besonderes, das besonders nachhaltige Eigenschaften aufweise. Was mich daran so ärgert, ist der Umstand, dass dieser Papierdreck der Presse auf eine Stufe gesetzt wird mit dem, was dem Begriff "Papier" in meiner Welt innewohnt. Und deshalb habe ich im Internet einen Text über Papier geschrieben. Über mein Papier und das, was die daraus machen, eine Krücke eines siechen, krepierenden Standes.

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Montag, 5. November 2007

Adäquates Foodsexspielzeug

Meine Bekannte Iris ist, wie ihre Freundin Susi auch, eine miserable Haushälterin. Es ist nicht so, dass sie es nicht könnten, doch die Vorsehung hat sie mit Clans ausgerüstet, die mit Geld und Muttern Hände dafür sorgen, dass die Töchter nicht müssen, wenn sie nicht wollen - und sie wollen so gar nicht. Die Befreiung der Frau aus der Küchenknechtschaft hat Convenience Dreckfood hervorgebracht, die Mikrowelle und den ledigen Freund, bei dem man einfach so zum Essen vorbei kommen kann. Was der Abbe des XVIII. Jahrhunderts noch mit Aufklärung an Anziehungskräften zu entwickeln wusste, ist zum Tischgespräch herabgesunken, über dem eigentlichen Anlass, der eher Gargantuas Wünschen nach Tarte, Wein und Süssem entspricht. Der geneigte Leser ahnt es vielleicht: In der Rolle des Kochs findet sich oft, zu oft der Verfasser dieser Zeilen wieder.

Vorbei auch die Tage, da man den Koch alleine werkeln liess; heute flattern Gäste durch die Küche, saufen den Wein schon vorher weg, hetzen, weil ihnen schon ein wenig schummrig ist, fressen Zutaten vor dem Kochen und streiten darüber, ob man nun Ingwer hinzufügen darf (Susi) oder nicht (Iris, die Ingwer hasst, aber noch nie herausgeschmeckt hat, wenn ich ihn verwendet habe). Kurz, sie stören, wie sie nur können, doch nur an einem Punkt stören sie so, dass der Koch überlegt, nach dem Rattengift zu greifen: Wenn es nämlich um das Sieb geht.

Und um das Sieb geht es oft, denn ich habe keines. Was ich allerdings habe, ist ein enormes Geschick, Flüssigkeiten ohne Sieb abzugiessen. Ein Messer und eine Gabel reichen mir allein immer, um Pasta abzuseihen, gekochte Pilze trockenzulegen und Salat zu reinigen, ohne dass etwas unschön in die Spüle danebenklatscht. Mit zunehmenden Mengen wird das schwieriger, und mit Iris und Susi gleichzeitig kann ich nicht verhehlen, dass es hin und wieder von Versagen kündenden Platschgeräuschen kommt. Und als wäre es nicht schon demütigend genug, die Trüffeltriangoli aus der Spüle zu fischen, wird auf den billigen Plätzen darüber diskutiert, mir das nächste Mal aus der jeweils eigenen, ungenutzten Küche ein Sieb mitzubringen. Alles erklären, dass ich die sportliche Herausforderung schätze und ihr Plastik- und Edelstahlmüll in meiner Küche keinen Platz findet, hilft bei derlei Abmachungen nicht weiter, sie insistieren stets auf die Anschaffung eines - am besten babyblau- oder rosa gefärbten - Utensils für kukinöse 2-Minuten-Weicheier. Dann serviere ich, und wir reden darüber, wessen Frau nächstes Jahr was mit dem Golflehrer haben wird. Aber nun hat all die Drohung mit 1,99-Euro-Plasikkrempel von Tchibos Shanghai-Connection jeden Schrecken verloren, denn: Ich habe selbst ein Sieb gekauft!



Weil Porno kostenlos sich grosser Beliebtheit erfreut, hier nochmal in hoher Auflösung.

Und zwar eines, das in meine Küche passt, vom Trödel, ein Kupfersieb mit Holzgriff wie aus einem Küchenbild von Joachim Wtewael, und es enthält sicher nicht mehr krebserregende und gesundheitsgefährdende Stoffe, als das in Fernost gepresste Zeug, das man in den Starterpaketen, Resterampen, Supermärkten und anderen Konsumhöllen findet, mit dem Aufdruck "German Technology" oder "Deutsches Qualitätsdesign". Wenn wir schon über Qualität reden: So müssen Siebe aussehen, handgedrillt müssen die Löcher sein, und mit dem sagenhaft langen Stil, einem wahren Witwentröster, kann man den Inhalt durch die Luft werfen, dass es beim Auftreffen feucht klatscht wie

nun, das überlasse man der Phantasie des Lesers, dem zu wünschen ist, dass er dieses Jahr auch genug Pfifferlinge in Ingwer-Butterschaum und Saint Ceols bekommen hat, denn das ist mit dem heutigen Tag vorbei, diese Trüffeltriangoli sind die letzten, die damit verfeinert werden, und ich esse sie allein - schlecht für Iris und Susi, aber mein Mitleid wäre grösser, hätten sie mich in der Vergangenheit nicht mit Sieben aus Kunststoff bedroht.

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Empfehlung heute - Ich sterbe

an geplatzten Innereien, weil ich mich an Andreas Begegnung mit einem anderen Blogger totlache. Lebt wohl, und immer schon nachtreten.

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Samstag, 3. November 2007

Realienkundliche Betrachtungen in München

Unsere gelebte Sachkultur definiert uns mehr, als es jedes Profil bei einem asozialen Netzwerk je tun könnte, denn sie spiegelt wieder, was wir de facto tun, und nicht das, was wir zwecks Selbstmarketing und Freundegenerierung nach draussen darstellen. Man nehme beispielsweise mal dieses der Jahrezeit angemessene Frühstück, das gegen zwölf Uhr eingenommen unzweifelhaft einem schlechteren Sohne aus besserem Hause zugehört.



Nun, man kann wohl übereinkommen, dass dieser Sohn in erträglichen finanziellen und ästhetisch angenehmen Verhältnissen lebt, sein Essen ohne Tiefkühlkost zu bereiten in der Lage ist, und definitiv keinen Grund hat, sich billigen Buffetfrass irgendwelcher Sponsoren von grobem Geschirr zu wünschen, während um ihn herum gebrüllt und gedrängelt wird. Man kann auch davon ausgehen, dass sich dieses Ambiente nicht gerade in einer abgefuckten Industrieruine findet -

womit wir zu meiner de jure immer noch Heimat München kommen, und die Belästigungen, die das Leben in so einer Stadt mit sich bringt, wie etwa die am Donnerstag veranstaltete Jahreshauptversammlung der Begünstigten von Klingeltonabzocke, die ein reaktionärer US-Medienkonzern verantwortet, gegen den der Bayerische Staatsrundfunk ein Musterbeispiel an Ausgewogenheit und Unabhängigkeit ist. Glücklicherweise weilte ich während dieses Tages fern der Stadt, doch am nächsten Morgen war im Münchner Norden eine Gesellschafterversammlung, und zwar gleich neben einem der Aftershow-Veranstaltungsorte, einer schlonzigen Industrieruine, die nur in der wirklich üblen Endzeit der New Economy als Veranstaltungsort drittklassiger Mobilklitschen diente - dortselbst fanden sich die Reste der vergangenen Nacht.



Und dort kann man sich ebenfalls leicht vorstellen, was für ein Publikum dort weilte, etwa, wenn ein norddeutscher Kleinst-PRler einen Kriminellen traf, und die sich beide für Musiker halten, nennen wir sie einfach mal MC Hinkl und Schnupfköter. Schnupfköter ist platt, er hat moderieren müssen, und wie er da so steht, sieht MC Hinkl seine Chance und quatscht ihn voll:

Ey, yo, Brudda, nech, ei äm da famous MC Hinkl, nech, and eim soooooo kläd to sie te Köterdaddy, iu are te grätest Idol from me, nech, also, er, Kinningsizzle,

Schnupfköter: Er...

MC Hinkl: Ei iwn trei to be a gut Gangsta at Kiel what is te Äll-Aj of Northgermany, right, Ei got al tose bitsches...

Schnupfköter: Hoes? Where?

MC Hinkl: On my Plog! You know. Tey sent me piktschures and Ei scho tem on te Media Kongress tat inveits me and say Ei find te buubs great. Ei do te nastiest videocasts of te German Blogs, and tey comment and say Eim te natschural Afterfollowa of my ota Idol from me, who is runnig an Betting Show on te Tiube.



Schnupfköter: Fakinizzle horse races?

MC Hinkl: No, bat longing te gests on te buubs, and Ei will do tis ting later, weil, nech, because my fäns on mei plog sei Ei hav to do it, nur not tose Ei spammed whus plogs, nech, but tey underständ not fan.

Schnubfköter: Plog?

MC Hinkl: Yeah, its an Internetting, nech, Ei write about tings big companies like Opel, Ebay and Holsten giv me and tey giv me big money-izzle, nech, Kinnings, also, big deals, multinaschnal, tey even brogt mi here for Ei do promoizzles on my plog, tats me, te famous MC Hinkl (kramt auf seinem Handy nach einem Video, in dem er über vollgepinkelte Waschbecken in einem Schloss referiert, das muss dem in seinen Videos ebenso in Schlössern auftretenden Schnupfköter doch imponieren).



Schnupfköter: (verdreht die Augen)

MC Hinkl: Oh, Ei faund te video of mei Band and Gangsta kolliegs Office at Bietsch! Look!

Schnupfköter: (starrt fassungslos auf das Gezappel mittelalter Vertriebler auf dem Handy, zählt Video und unsauberes Englisch falsch zusammen) Man, you´re a bitch? (Schnalzt nach der Security, zwecks falschem Geschlecht)

Security schleppt MC Hinkl raus, der brüllt, er möchte wenigstens noch te Pfoto mit Schnupfköter haben, und irgendwo kotzt einer in den Gully.

So in etwa, stelle ich mir vor, wird es wohl gelaufen sein.

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Mangelintelligente & Spamsauen

Aus der Sexwebsite Abt. Studentinnen, die heute eine Spammer bei der Blogbar verlinkt hat:

Hier gibt es die Crem de la Crem der Bildung!

Michael Schinzel von ip-projects aus Waldbrunn, der für die beworbene Website verantwortlich ist, sollte seine Studentinnen vielleicht etwas besser aussuchen, wie auch die Websiten, auf der dieser Dreck werblich gespamt wird.

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Ankündigung

Nachdem die Condenet GmbH, die Vanity Fair online betreibt, für die Urheberrechtsverletzung ihres - inzwischen als "ehemalig" titulierten - Mitarbeiters Peter Turi in meinem Fall ordentlich gezahlt und wegen seiner Lügen eine Unterlassungsverpflichtung abgegeben hat, und demnächst in der Sache noch ein Nachspiel kommt, hat sich inzwischen der nächste gefunden, der geglaubt hat, eine blöde Anmache meiner Person zwecks Awareness würde generösen Umgang mit meinen Bildrechten nicht ausschliessen. Diesmal ist es kein Blogger, sondern ein Startup, mit Blog, so eines der Sorte, die einen einfach mal blöd anlabern, weil sie glauben, damit Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Nachdem mir deren Geschäftsziele ohnehin zuwider sind, wird es demnächst einen lauten Knall geben. Nachdem es eine kleine Klitsche ist, die im Moment nach Investoren sucht, besteht Anlass zur Hoffnung, dass es ihnen wirklich weh tut.

bis montag können sie natürlich zu kreuze kriechen und sich entschuldigen, aber dann ist es zu spät

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Freitag, 2. November 2007

Empfehlung heute - Katalanen

scheinen mit israelischen Flughafenmitarbeitern gewisse Ähnlichkeiten zu haben, wenn man Herrn Paulsen - sicherlich - Glauben schenken darf.

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Was ist das Gegenteil von einfachen Verhältnissen?

Komplizierte Verhältnisse etwa? Das komplexe, ungeschriebene Regelwerk, in dem man sich zu bewegen hat und das man nur kann, wenn man es nie anders kennengelernt hat? Eine Welt, deren Komplexität so normal ist, wie das spanische Hofzeremoniell den Zeitgenossen Maris Theresias geläufig war? Ein Begriff, dem Umstand geschuldet, dass die Sorgen nicht kleiner werden, wenn man das Geld, das die anderen bräuchten, wieder wohin tun muss?

Normalerweise versucht man, Euphemismen zu bilden, unter denen sich kein Sicherungsnetz mehr findet. "Mittleres Management" ist so ein Wort. Es gibt kein unteres Management, und wer dort in der Mitte gelandet ist, bleibt voraussichtlich auch den Rest seines Lebens dort, solange er von Beratern und Top Management nicht irgendwann eingespart wird. Unter einfachen Verhältnissen kommt noch was, einfachste Verhältnisse etwa. Die Leute etwa, die bei uns Anfangs des vergangenen Jahrhunderts im vierten Stock wohnten, drei grössere Familien auf einem Raum, der heute einem Paar mit Zukunft ausreicht. Und dann asoziale Verhältnisse. Etwas, das auf der anderen Seite gerade in Deutschland selten von Menschenfreunden aufgewogen, sondern durch ebenfalls Asoziale verstärkt wird, die Kunstvereine gegen Spendenquittung zur Steueroptimierung und verbilligte "Jahresgaben - was würd Ihnen denn gefallen, Herr Prof. Dr. Dr." unterstützen.



Vorgestern stand ich draussen vor einem Büro in bester Lage und wartete, als wäre ich der Fahrer eines Fluchtfahrzeugs, mit laufendem Motor und Blick nach oben, wann endlich das Licht ausgeht. Gegenüber hielt ein Wagen, und heraus kletterte einer, den ich von einem vergangenen Fall, in einem anderen Leben, einer anderen Zeit kenne, und der die acht Jahre nur dank chirurgischer Eingriffe halbwegs proper aussehend überstanden hat. Er hat jetzt wieder jemanden, der ihn fährt, er ist nicht mehr ganz unten, was ganz unten für solche Leute eben ist, er darf an untergeordneter Position wieder mitmachen, unten einsortiert mit Leuten über ihm, die mit der Gnade des späteren Hochschulabschlusses die Erfahrung der New Economy nicht machen mussten unddurchstarten konnten, als er noch stürzte.

Komplizierte Verhältnisse also, kaum weniger komplex als der Anlass, warum ich an dieser Stelle in diesem viel zu grossen, hässlichen Auto sitze, den Motor laufen lasse und warte auf jemanden, der nur Sekunden brauchen wollte. Auf der anderen Seite torkelte dann ein Isar-Obdachloser vorbei, ich kenne ihn inzwischen, hier gibt es nur einen kleinen Feinkost-Supermarkt, und da kaufen alle, ich, die anderen. Er ging schwankend weiter, blieb stehen, steckte die Arme in die Luft und grölte etwas, das durch die B2-Panzerung nicht zu mir drang. Man versucht, ews sich einfach zu machen, man lässt es eben raus, wenn man kann, aber es ist nicht einfach.

Wenn ich dann umsteige und nach Hause fahre, wenn ich nicht in München bleiben muss und zurück zu meinen Büchern kann, dann habe ich meine einfachen Verhältnisse erreicht. Kompliziert genug, aber das trägt dazu bei, dass die Verhältnisse einfach bleiben, und nicht so werden, wie auf beiden Seiten des Platzes, auf dem ich warte.

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