: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 10. Januar 2008

Dirt Picture Content - was ist das?

[ ] Der zu Weihnachten von Oma geklauborgte Geldbeutel ist leer.
[ ] Crime Scene - do not cross
[ ] Der generelle Zustand Berliner Medienschaffender
[ ] Ooops - gestern wurde es mal wieder heftig
[ ] Der Restetat des Berliner Finanzsenators für 2008



[ ] balaner, ortstypischer Berlindreck

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Dirt Picture Contest - Vitamin C + Dreck

Man sagt, die Helmholtzplatzschickeria lebe gesundheitsbewusst, und produziere so etwas wie ein neues Biedermeier, eine Bürgerlichkeit nach neoconservativem Vorbild.



Angesichts des ortstypischen Angebindes, das sich hier in einer der heissesten Ecken der Stadt, direkt vor meiner Tür unterhalb der Kinderwagenräder der Prenzelmütter so findet, das so original und echt ist, wie es meine kunstsam gerichteten Stilleben nie sein werden, möchte ich hier doch meine Zweifel an derartigen Interpretationen anmelden. Sollte es doch so sein, nehme ich an, dass die Autoren solcher Biedermeiervergleiche nicht nur aus Berlins durchgängiger Gossenpresse, sondern auch aus den finsteren Ecken Marzahns stammen.

Zumindest geistig.

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Livestream für heute Abend

An der Blogbar laufe ich mich gerade warm für heute Abend. Und ein paar andere Dinge habe ich noch in der Hinterhand. Wer erleben will, wie Thomas Knüwer und ich auf die Blogkritiker der anderen Seite treffen, kann heute den Livestream anhören. Ab 19 Uhr.

Hier alles nochmal, so ab 15 Minuten geht es los:

http://www.djv.de/Journalismus_im_www.2027.0.html

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Dirt Picture Contest - Ugly in Pink

Ich könnte problemlos eine ganze Serie nur mit Bürostühlen ohne Lehnen machen. Kann es sein, dass jemand durch Berlin zieht, alle Lehnen des Mülls mitnimmt und damit einen florierenden Handel aufzieht, vielleicht mit denen, die zu spät kommen, die Stühle mitnehmen und dann eine passende Lehne suchen?



Oder sind es diese unerschöpflichen Vorräte auf der Strasse, die das Gründen in Berliner Startup-Bunkern so lukrativ und billig machen? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass ich hier nicht gerne bin, und der Gedanke, dass der Gardasee 150 Kilometer näher an meiner Heimat ist als diese öffentliche Müllkippe - dieser Gedanke schmerzt.

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Mittwoch, 9. Januar 2008

Dirt Picture Contest - Keine Matratzengeschenke

Die leute, meinte die mir den Abend verschönernde Begleiterin gestern, die Laute haben zu Weihnachten oft neue matratzen bekommen und stellen ihre alten jetzt einfach auf die Strasse. bei Dunkelheit sah das nach einer logischen Erklärung aus. bei Lichte betrachtet jedoch, gibt es einen Haken:



Diese Matratzen hier sind schon so lange draussen, dass der Bezug durchgemodert ist. Selbst unter Berücksichtigung der hiesigen Matratzenqualität, die ungefähr so ausgeprägt wie die Freundlichkeit der Einheimischen und der Erfolg der Blogvermarkter ist: So schnell geht das mit dem Vermodern auch in Berlin nicht. Was nur bedeutet, dass diese Bettverweichung hier schon etwas länger steht. Vielleicht schon seit Herbst, oder noch länger. Manches modert in Berlin ja schon seit der Re:Publica vor sich hin. Wer kann schon sagen, seit wann es hier in Kreuzberg liegt. Zusammen mit einer Kleiderstange und einem Stuhl ohne Lehne.

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Empfehlung heute - Dem Koch

die braune Suppe versalzen ist das erfolgreiche Begehr von Andrea Diener.

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Die Zone betreten

Seit 2002 fahre ich oft nach Berlin, zu oft, für meinen geschmack. Gestern zum Beispiel. Und es hat sich was getan: Früher gab es 35 Kilometer vor Berlin eine zweispurige Ausfahrt von der A9, Richtung Potsdam und weiter nach Berlin. Nach einer Kurve kam die sogenannte "Behelfsbrücke", ein Provisorium, über das man mit Tempo 50 schleichen musste und bei Radarfallenaufstellern recht beliebt war. Mir ist das egal, ich halte mich an Begrenzungen, aber es erschien mir als Frechheit, 5 Jahre lang den Weg in deutschlands grösstes Kuhkaff mit einem derartigen Hilfsbau zu verengen.

Nun, das ist vorbei, die Behelfsbrücke ragt nur noch als Restrumpf in die Nacht. Statt dessen ist schon die Ausfahrt eine Baustelle, geht weiter über eine Rumpelstrecke, für die man sich sogar in der Oberpfalz schämen würde, und mündet in eine Schikane, in der man sich besser nicht an das vorgeschriebene Tempo 30 hält, wenn dazu noch ein LKW neben einem ist, der Anstalten macht, einen aus der Spur zu drücken.

Will sagen: Das hässliche Provisorium wurde ersetzt durch eine üble Todesfalle. Das ist es wohl, was man als "Aufbau Ost" bezeichnet. Ansonsten sind die Strassen weiterhin kaputt, die Hinterlassenschafter der Hunde dort, wo sie nicht sein sollen, und der Berliner als solcher so nett und zuvorkommend wie ein Stasi-Offizier. Und im teuren Büroprojekt der backfabrik hat sich nun ein Billigfirnessstudio breit gemacht, das man gewöhnlich nur an unschönen Ecken findet.

Aber hat Berlin überhaupt etwas anderes?

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Dienstag, 8. Januar 2008

Akzidenz

Aus den tiefen Tälern Frankens
rauscht heran ein kleines Boot.
Käuzchen machen sich Gedanken
und der Himmel färbt sich rot.



In Berlin, da sind die Räuber
Journaille und Beraterpack.
Hallihallo bussibuss die Räuber
und kratzen sich am Sack.

Sie wissen nichts vom Verderben
das sich mit Torte und Praline naht.
Doch jaget über Sachsens Scherben
der, der hat ein Mittelchen parat.

Was der Schwede mit dem Trunke
früher an Medizin verteilet hat
halli hollo den gleichen Trunke
bringt das Boot aus dem Tal Josaphat.

Gewürzet mit dem feinen Schwefel
der einst der Sodomiter Scharen labte
wird es nun kredenzt dem Frevel
der Blogs zu insultieren wagte.

Aus dem tiefsten, schwarzen Bayern
macht sich jetzt Angst und Schrecken auf
hallihallo das provinzielle Bayern
schenkt der Spree ein und saget: Sauf!

Und wenn Du es geschlucket hast
du Stricher des Berliner Sumpfes
dann prüfen wir, ob noch was passt
in die Mitte Deines fetten Rumpfes.

Noch ist es fern im schönen Franken
das Grausen, das Berlin wird knesten.
halli hallo durchs schöne Franken
prescht Don Gnadenlos - zu Eurem Besten.

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Ein herzliches Hosen runter

erschallt am Kartentisch der Blogbar, und ich will von der Journaille sehen.

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Montag, 7. Januar 2008

Verpisst Euch Angry Don Wochenend Edition

Ein Interview abgelehnt, weil von einer PR-Drecks-Klitsche gewünscht.
Einen Beitrag abgelehnt, weil in Kooperation von jetzt.de und Schündfunk des BR.
Eine Einladung abgelehnt, weil ich den Veranstalter für ein Arschloch halte.
Noch eine Einladung abgelehnt, weil bei der Veranstaltung die Arschlochquote zu gross war.
Den billigen Schokoladenmüll der Spammer von Trigami entsorgt.
Abmahnung gegen ein paar Schnüffeldrecksäue in Auftrag gegeben.

Braucht sonst noch jemand da draussen was in die Fresse?

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Berlin zieht an! Kaufen Sie jetzt!

Die Fakten: Wohlmeinend betrachtet, stagniert Berlin. Und es gibt in all dem Niedergang eine besonders unschöne Erkenntnis: In keiner deutschen Grossstadt ist die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern so niedrig wie hier. Gleichzeitig gibt es ein Überangebot von über hunderttausend unvermietbaren Wohnungen. Realistisch betrachtet bedeutet das, dass in Berlin genau die Gruppe, die einen einheimischen Immobilienmarkt durch den Kauf einer Wohnung im fortgeschrittenen Alter belebt, in diesem Alter grossenteils andere Sorgen hat. Zuzüge und Wegzüge halten sich die Waage. Die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von Berlin ist seit 2001 ungefähr bei Null in Zahlen 0 geblieben - und das mitten im Boom. Angesichts der leeren Kassen und der erheblich schlechten Ausbildung und Sozialproblematik wird sich das auch langfristig kaum ändern. Es wird nicht plötzlich mehr Berliner geben, die eine Wohnung kaufen. Nicht in den kommenden 10 Jahren.

Wenn es also irgendetwas in Berlin nicht geben kann, dann ist es ein anziehender Immobilienmarkt. Noch nicht mal im Bereich der Spekulation, die am Ende immer einen Käufer finden muss - und die Ergebnisse der letzten Spekulationswelle kann man überall an den Vermietungsplakaten erkennen. Wer sich eine Wohnung leisten kann, hat sich schon eine geleistet, und ver sich verspekulieren kann, hat sich schon verspekuliert. Trotzdem gibt es aber angeblich einen Boom. Von dem in den letzten Wochen aber häufig die Rede ist.



Und da treffen dann Redakteure der grösseren Berliner Zeitungen und Journalistenbüros auf Leute wie den Herrn, über dessen Umtriebe ich zur Zeit Leute informiere, die bein ihm investiert haben. Dieser Herr hat eine Menge Immobilienprojekte laufen, und obendrein ein paar Banken am Hals, die ihr Geld zurückwollen. Jetzt, während der Subprime-Krise, erheblich drängender. Und dann passiert - etwas vereinfacht gesagt Folgendes: Der Herr kauft über eine Beteiligungsgesellschaft von einem anderen Herrn ein paar Wohungen zu einem wirklich hohen Preis, und erzählt dann den Medien, dass er damit prima Geschäfte machen wird, so billig, wie das ist. Die Gattin des anderen Herrn wiederum kauft aus dem - de facto - Notverkauf eines abkratzenden Fonds unseres Herrn ein paar Wohnungen zu überzogenen Preisen, geht damit zu den Medien und erzählt, wie super der Immobilienmarkt in Berlin gerade ist, und man habe da gerade noch ein Schnäppchen machen können. Und beide sind an einer ausländischen Immobilienfirma beteiligt, die solche Wohnungen gleich nochmal übernimmt und den Medien erzählt, irgendwo auf der Welt würde man sich um diese Wohnungen als Kapitalanlage prügeln, nur die Deutschen sind so doof, die Chancen nicht zu erkennen.

Und alle wissen, dass die Banken Mitte nächstes Jahres die Geduld verlieren werden, weil sie ohnehin schon genug Ärger an der Backe haben. Mitte nächsten Jahres werden die Immobileinbesitzer Geld brauchen, viel Geld, sie werden auf Teufel komm raus verkaufen müssen, und ein Boom könnte sie retten. So ein Ringtausch ist da prima: Es beruhigt die Investoren, weil man eventuell ja doch noch gute Preise für den hingeklatschten Ramsch bekommt. Es ist ein Signal an die Banken, dass man sich sogar noch was aus eigener Kasse leisten kann. Und es soll den Idioten in Starnberg, New York, Stockholm, Moskau und Düsseldorf klarmachen, dass sie in Berlin jetzt noch ein Schnäppchen machen können. Die Medien hören so etwas gern. Endlich kommt ihre Stadt wieder. Manchmal schaltet so eine Gesellschaft auch eine Anzeige. So geht das, mit dem Immobilienboom der Hauptstadt.

Also. Kaufen Sie lieber im Sommer vom Zwangsvollstrecker, und nicht jetzt den überteuerten Scheiss, an den im Moment jeder Wohnungsbesitzer in Berlin glaubt.

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Ich kapiere das Merkel nicht

Eigentlich müsste das Elend der Uckermark doch a) generell die Klappe halten, weil auch unter ihr das grösste Problem krimineller Jugendlicher, die Neonazis und ihre Gewalttaten, nicht richtig bekämpft werden, und b) gerade in seiner labilen Position froh sein, wenn der Koch der braunen Suppe bei den nächsten Wahlen ordentlich zusammengestutzt wird. So wichtig ist Hessen im Bundesrat auch nicht, und ein in den Staub der Wahllokale getretener Hardliner hält dann eher die Fresse, wenn es um ihre Nachfolge, Querschüsse und Dolchstösse für die Bundespolitik oder das Koalitionsklima geht. Dass jetzt eine ex-FDJ-Mitmarschierein erklären will, wie man der Jugend Zucht und Ordnung beibringen soll, lässt allenfalls hoffen, dass ein paar Medien zu begreifen beginnen, was für einer inhaltlichen und politischen Null sie seit Jahren die Schleimspur auslecken. Vielleicht sollte das da erst mal anständiges Deutsch lernen, bevor es Benimmregeln erteilen möchte.

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Montag, 7. Januar 2008

Glaube Hass Hoffnungslosigkeit

Schön golden ist das Messing. Und auf der Oberfläche des Laiengestühls. Das heisst, wenn man sitzt, drückt es einem das eiskalte Metall in den Rücken. Und die Hände legt man besser auch nicht darauf ab, wenn man kniet. Das ist alles kein Spass, im Winter, in dieser funkelnden Kirche.



Aber die Herrschaften hier vorne im Chorgestühl sind sicher angetan, wenn die Besucher auf den Knien sind, um sich keine Lungenentzündung zu holen, und die Arme im Gebet schön hochrecken, damit es inbrünstig aussieht.

Und ich weiss schon, warum ich das Konzept "Religion" kritisch betrachte.

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In unserm Puff kriegt jeder, was er braucht

Wenn ich in München bei Holtzbrinck Ventures wäre, würde ich einfach ab und zu den Mund halten. Dann müsste ich nicht an der Blogbar solche Postings mit meinen Plänen für StudiVZ und Tutoria lesen. Mein ja nur.

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Sonntag, 6. Januar 2008

Deutsche Sitten

Ich war noch nicht lang in München, als ich eine Familie kennenlernte, die man vor 100 Jahren vielleicht als Angehörige der besseren Kreise bezeichnet hätte. Vom Schlafen im Lehel abgesehen, hätte ihr Leben auch komplett im ehemaligen Kreuzgang der Theatinerkirche stattfinden können, vom Feinkostladen über Arzmiller zum Antiquitätengeschäft mit seinen üppigen Silberangeboten, dann weiter zum Herrenausstatter, während die Damen zum Friseur gingen. Für Menschen ohne grosse finanzielle Sorgen ist das Geviert eine Art Mikrokosmos, dem damals nur ein Buchladen fehlte. Theresa lag damals noch gegenüber, und später würden sie ihren Herrenladen strategisch günstig zwischen Innenhof und Hauptgeschäft platzieren - schau, Max, der Anzug, der wäre was für dich.

Wann immer ich mich aber mit einem von ihnen traf, besuchten wir zuerst, wenn man so will, das Hauptgeschäft: Die Theatinerkirche selbst. Wie manche gewohnheitsmässig an der Residenzstrasse die Nasen der Löwen vor dem Palasteingang bereiben, ging man hier in die Kirche und zündete hinten links eine Kerze an. Und als ich heute, zur Auffrischung der Erinnerung und des kunsthistorischen Wissens, mich durch die enge Pforte in das schon dunkle Kirchenschiff gedrückt hatte, war dort eines dieser mitteljungen Paare, wie es sie nur in solchen besseren Gegenden gibt, er Consultant, sie Reiterin, idealtypisch in Kleidung, Aufmachung und Verhalten, und dazu knallten ihre Stiefel auf dem Marmor, als ginge es darum, den Klang von 33 wiederzubeleben, der draussen vor der Feldherrnhalle seinen Ursprung hat. Sie knallte also an der kleinen Nonne vorbei, kaufte eine Kerze, zündete sie an, dann verharrten sie etwas, sie mit gefalteteten Händen und er mit ihrer Tüte in der Hand -



und verliessen vor mir die Kirche. Ich ging, wie man das so macht, wenn man die besonderen Reize hier kennt und auf das Gewühl auf der Theatinerstrasse verzichten möchte, quer durch den Hof, blieb vor den Schaufenstern hängen, verzichtete wegen akuter Überfüllung - ich hatte mir vorher schon zwei Bände Wiener Fastenpredigten von 1796 gekauft - auf einen Besuch bei Arzmiller, und machte mich dann auf den Weg zum englischen Bücherladen der grossen Kette, die ich ansonsten wie die Pest meide. Allein, ich brauchte die Worl of Interiors, ergatterte dort das vorletzte Exemplar, und als ich das Geschäft verliess, war das Paar aus der Theatinerkirche vor dem Schaufenster, in dem immer noch, säuberlich beschriftet, die Geschenkvorschläge des vergangenen Festes zu sehen waren. Sie redeten. So laut, ordinär hätte meine Grossmutter gesagt und damit wie immer recht gehabt, so laut also, dass man ihnen kaum das in der Kirche gezeigte Decorum hätte zutrauen wollen, und zwar so -

Sie: Das Buch wäre wäre wirklich was für Tante B.

Er: Von einer Cancer Foundation. Cancer hat sie doch schon.

Beiderseitiges, silberhelles Lachen.



Und gingen hinüber, in das Cafe des Literaturhauses.

Es gbt sehr gute Gründe, warum man heute von den besseren Kreisen in der Vergangenheitsform reden sollte - wobei es auch sein kann, dass sie in der Form, wie man das in Sonntagsreden von der guten alten Zeit unterstellt, nie existiert haben. Die Rituale, der eingetrichterte Glaube, besonders an die Belohnung für die Kerzen, das Standesbewusstsein und dessen Dünkel, alles, was man so deutsche Sitten nennen möchte, ist auch Dekaden nach Einführung des Privatfernsehens noch da. Aber es sind Riten, die jeden Inhalt längst verloren haben, Verhaltensfassaden, hinter denen das Lecktmich-Bewusstsein steht, das eine gesamtgesellschaftliche Klammer zwischen allen Schichten ist. Deutsche Sitten und Tugenden, was soll das bitte sein? Die Sekundärscheisse, mit der man auch ein KZ betreiben kann, wie es Oskar L. mal auszudrücken beliebte?

Und ich klinge langsam wie der Depp, der die Fastenpredigten von 1796 geschrieben hat.

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Empfehlung heute - Wie allgemein

bekannt sein sollte, hasse ich vor allem zwei Städte: Berlin und Wien. Zudem bin ich auch kein Freund des westbalkanischen Österreichs und des westsibirischen Preussens. Berlin und Wien sind jeweils die Spitze dieser Regionen, insofern passt alles. Und nächste Woche muss ich wieder nach Berlin. Momentan schaue ich bei Youtube Filme mit dem reizenden Baubestand des Mai 1945, in Technicolor, sieht so erfreulich aus wie die aktuellen Werbeausfälle bei Adical. Um mich wieder zu aklimatisieren. Dabei müsste es gar nicht so schlimm sein, denn so, wie Wien als nette Laune der Natur für eine garstige Stadt den Wienerwald hat, hat Berlin den Wedding. Dafür, dass er von Berlin umgeben ist, ist der Wedding echt ok. Ich muss es wissen, ich war anderthalb Jahre der bekannteste Weddinger Blogger. Da kann man nicht meckern. Und netterweise gibt es für mich Ex-Weddinger nun auch den Weddinger Landboten.

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Samstag, 5. Januar 2008

Das Beste daraus machen

Es ist sonnig. Wenn man im Zimmer sitzt, und die Sonne durch den Raum wandert, könnte man glauben, es ist Sommer. Draussen weht ein leichter, enervierender Ostwind Stärke 2 die kontinentalen Kältefrechheiten der Ukraine herüber, als hätte man hier nicht schon genug Merkel und andere, die sich die totalitäre Erziehung des Ostblocks wünschten, nach dem Motto: CDUzialismus statt Freiheit.



Man darf nicht zu viel daran denken, sonst fallen einem Verwendungen für Eisstöcke ein, die den Besuch von Herrschaften in Grün nach sich ziehen könnten, die einem nicht vorgestellt wurden, und eigentlich ist es viel zu schön, selbst wenn das Eis inzwischen rifflig ist, und so die grosse Runde um den ganzen See erheblich langsamer vonstatten geht. Aber die grossen Skandale der letzten Wochen sind ausdiskutiert, die neuen Trennungen, die sich bereits abzeichnen, kommen erst in ein paar Wochen, und so bleibt genug Zeit, um die Schönheit der kaltgebackenen Natur zu bestaunen, während die Kufen über die weisse Fläche rumpeln. Ab und an knackst das Eis, und bildet Risse, denn selbst diesem gefrorenen Spiegel ist es zu kalt. Dann schnell nach Hause, eine Zitrone für die Damen, die die geheimen Konzerte der Ferrareser Damen hören, und schnell die Tarte in den Ofen. Ach, ach, Ferrara.


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Es ist übrigens seltsam, dass ich niemanden hereinlasse, der mir nicht vorgestellt wurde, aber meine Leser hier, die mir zumeist nicht einmal namentlich bekannt sind, und über deren Familien ich nichts weiss, haben sogar einen ziemlich guten Überblick über den Inhalt meiner Schubladen. Vielleicht sollte man nicht zuviel darüber nachdenken, sondern einfach die Schönheit des Winters im Flachland preisen.

Übrigens: Die brandneue "Le Concert secret des Dames de Ferrare" von Zig Zag, mit Sicherheit eine der besten CDs des beginnenden Jahres, wird bei einem bekannten Internetshop nicht nur erheblich falsch geschrieben, sondern kostet bei fehlenden Anspielmöglichkeiten vier Euro (ohne Versand) mehr als bei meinem High End Händler, bei dem ich mir die CD zuerst auf einer dezenten Anlage der Mittelwagenpreisklasse anhören konnte. Es gibt sie also noch, die Ferrares Trennung zwischen denen, die Feinstes hören dürfen und jenen, die ahnungslos dafür blechen müssen. Auch das ist Internet.

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Ich bin kein Feind von Rauchern

Also, nichts Grundsätzliches. Ich behandle Raucher genauso höflich und zuvorkommend wie jeden anderen Menschen. Und wenn mich jemand fragt, ob es mich stört, wenn er nach dem Essen raucht, sagte ich nie nein. Weil es ohnehin schon egal war, und die Frage rethorisch war. Eine Floskel, deren Unhöflichkeit nicht besser würde, hätte man sie anders beantwortet. Und wenn eine Raucherin fragt, ob sie mit dem neuen Parfum gut riecht, vermeide ich eine ehrliche Antwort - mal abgesehen davon, dass sie es wissen, und deshalb etwas sehr viel enorm viel dicker, fett auftragen. Was dann auch gut riecht - aber ohne die Tabakbasis wäre es besser.

Ich erlaube es aber nicht, dass man bei mir raucht. Und wer rauchen will, muss ganz raus, vor die Tür. Ohne Begleitung. Und ich sitze dann oben und mache mir Gedanken über die Prioritäten bei Rauchern. Eher feinsinnige Gedanken, mitleidsvoll und verständig. Bis ich am nächsten Morgen vor die Tür trete. Da sieht es nämlich meistens so aus:



Und ich bin dann der, der dafür Sorge trägt, dass es hier nicht weiterhin so aussieht. Das ist gar nicht so einfach, die Kippen aus den Ritzen zu fegen. Natürlich könnte man sich auch bücken, und sie, mit Gummihandschuhen angetan, aus den Ritzen picken. Man könnte aber auch so eine asoziale D****** am Genick packen und das alles mit der Zunge rauskitzeln lassen. Und das würde mir fraglos mehr Spass machen. Zumal es sicher auch einen gewissen Entwöhnungseffekt für die Suchtbolzen nach sich zöge. Rauchen aufhören kann ganz einfach sein, wenn man nebenbei den Staub und den Russ der Strassen vergegenwärtigt. Und den Applaus anderer Hausbesitzer in der Altstadt.

Denn wenn ich ganz ehrlich bin. Also ganz, ganz ehrlich: Ich finde rauchen rücksichtslos gegenüber anderen, unsexy, absolut verzichtbar und ja, ich finde es verdammt gut, dass es ein Rauchverbot in Gaststätten gibt. Wie es auch nicht erlaubt ist, in Ecken zu pinkeln. Viele Raucher würden sich zu Tode schämen, entwiche ihnen beim Essen ein Aufstossen, und es wird Zeit, dass man hier die Verhältnisse klar macht: kein Rülpser ist so widerlich, wie es der Gestank der Zigaretten ist. Und das beste: Nach ein paar Wochen wird es die Raucher nicht mehr stören.

Bleibt nur noch das Problem mit meiner Einfahrt. Tja. Wie wäre es mit einem Rauchverbot in der Öffentlichkeit?

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Donnerstag, 3. Januar 2008

Auch die Blogbar wünscht

ein frohes neues Jahr und garantiert mit einem hübschen Hypekadaver, dass es weiterhin spannend bleibt. Und schön, natürlich.

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Im gleichen, anderen Land

Was uns trennt: Anderswo ist man erleichtert, wenn die Anzahl der nicht versteckt Arbeitslosen im Dezember nicht steigt. In meinem Land, das nicht vergleichbar ist, haben wir ein Problem: 2600 qualifizierte Arbeitsplätze, die nur schwer zu besetzen sind, weil Leute fehlen, und nächstes Jahr werden 800 Akademiker in einer einzigen Firma gebraucht. Das zieht erfahrungsgemäss nochmal 800 weitere hochqualifizierte Fachkräfte bei Zulieferern und Dienstleistern nach, ihre Frauen, Kinder, man braucht mehr Lehrer, Kindergärten, Geschäfte - und findet keine Arbeiter mehr. Dieses kleine Becken an der Donau, wo die meisten durchbrausen und sich nicht um das Hinweisschild des historischen Altstadt kümmern, ist de facto ein anderes Land. Das hier hat mit Deutschland, wie man es sonst so kennt, nichts zu tun. Chancenlos aufwachsen ist etwas, das praktisch nicht möglich ist. Man bräuchte mehr Kindergartenplätze - aber es hakt nicht am Geld, sondern, mal wieder, am Personal. Wie gut, dass einer der grössten Naturparks Bayerns gleich nördlich der Stadt beginnt - und dann hat man auch noch den See und 30 Kilometer Wald am Stück dahinter. Da kann man Kindern noch was anderes bieten.



Die alte Idee von einem Europa der Regionen, ohne Nationalgrenzen, aber klar trennbar, hier ist sie Wirklichkeit. Ich bin seit etwas mehr als zwei Jahren wieder mehrheitlich in der Provinz, und seitdem wurde aus der üblichen Speckgürtelregion ein einzigartiges Modell, als hätte es niemals die Probleme der 80er und 90er Jahre gegeben, als wäre die Zeit der Vollbeschäftigung in das Jahr 2008 durchgelaufen. Es war nicht ganz so, aber es gibt keine andere grössere Stadt in Deutschland, die so ist. Und je öfter ich wegfahre, desto mehr sehe ich die Unterschiede, die sich in den letzten Jahren herausgebildet haben. In der Stadt werden die letzten Basünden der 50er mit Spitzdächern antikisiert, mit neuen Bausünden des neuen Jahrtausend auradiert, man kann es tun, es lohnt sich, München ist inzwischen kaum teurer - und wenn BMW tatsächlich 1000 Leute entlässt, kann man sich ausrechnen, wo sie landen.



Und was sie tun: In die neuen, teuren Wohnungen ziehen und sich billigen Krempel beim Möbelramsch vor der Stadt kaufen. All die Kraft, das ganze Potential, die Energie dieser Region, die sich vollkommen vom durchschnittlichen Rest des Landes unterscheidet - verpufft in den selben Konsumkäse, wie überall. Wie Affen, die in der Schatzkammer mit den Goldstücken spielen.

Dass es anderswo in diesem Punkt ähnlich laufen würde, ist auch nicht tröstlich. Berlin war anders und schlechter. Das hier ist besser, aber trotzdem das gleiche. Die beste aller möglichen Welten, die sich dadurch definiert, dass alle anderen Welten auch Welten, aber schlechter sind. Leider. Und trotzdem: Würde mich einer fragen, ob er in Berlin, Hamburg, Bielefeld oder Bodropp (?) bleiben sollte, oder hierher kommen:

Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.

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