: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 12. Februar 2008

Empfehlung heute - Ein Jugendtraum

geht für Matt Wagner in Erfüllung - und er kann auch darüber schreiben. Die Vorstellung, dass in dreissig Jahren irgendwelche Prolls über die späte Begegnung mit der noch späteren Posch Schbeis schreiben, ist weniger schön.

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Wenn ich nicht daheim bin,

und ein paar Tage nichts von dem Zeug im netz mitbekomme, und dann nur mal kurz wieder reinlese, kommt mir vieles sehr, sehr fremd vor. Bei diesen kümmerlichen Lachnummern da draussen, von den stalanuistischen Säuberern bis zu den PR-Firmen mit Spreeblick.

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Krise? Welche Krise?

Ach so, die Krise da wegen der Banken und den Steuerausfällen. Stimmt, da habe ich auch etwas davon gehört. Und, gefällt´s?



Nachad is scho recht.

aus der serie: regionen, die das wort krise erst mal bei wikipedia nachschlagen müssten, wenn sie so etwas wie internet hätten und bräuchten

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Breitbild

Sylvensteinspeicher



Achensee



Klicken macht gross.

Mit Taucher ganz rechts. Es gibt Leute, die sich bei 4 Grad Aussentemperatur und strahlendem Sonnenschein ganz runter in bitterkaltes, dunkles Wasser setzen. Ts. Jeder wie er mag.

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Montag, 11. Februar 2008

1490 Meter über N.n.

Doing all you can to be one of the only good ones to die young.



Andererseits ist die Luft hier oben auf dem Gerlospass fast schon in der Zauberbergkategorie, kalt, aber sauber, unfassbar sauber und gut.

Was dagegen wirklich hart ist: Auf dem Rückweg war es schon etwas kälter und schattiger, und als am Achensee ein gutes Cafe einlud, war die Frage: Drinnen oder draussen?

Nun wird in Deutschland seit sechs Wochen in den Cafes nicht mehr geraucht, und es kommt einem völlig normal vor, ohne erbärmlichen Gestank Palatschinken und Kaiserschmarrn zu essen. Man wundert sich nicht mehr über reine Luft. Es ist prima, aber auch normal. Bis man in ein verräuchertes Lokal in Österreich kommt, das, typisch Balkan der Säufer und Stinker, kein Rauchverbot kennt. Nach den sechs Wochen Rauchverbot in Deutschland ist es unfassbar, wie man in sich in so einer stickigen, verqualmten Bude freiwillig aufhalten kann. Dann eben doch die Terasse mit Seeblick, gesunden 0 Grad, Schatten und seidiger Luft.



Mit Dampf von den Süssspeisen. Rezept hier.

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Sonntag, 10. Februar 2008

Empfehlung heute - Von der Fastenzeit

merkt man bei uns auf dem Wochenmarkt nichts, gar nichts. Aber hallo. Da ging es zu, als gäbe es bald nichts mehr zu kaufen. ich mag das ja, aber ich bin auch kein Christ. All den rausgfressnen Heaschafdn sei deshalb die famose Fastenregel des Fresssacks empfohlen. Wohl bekomms.

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Weitgehend rostfrei.

Es war nicht gelogen. Also, nicht komplett gelogen. Schweller und Radläufe, die nicht mehr da sind, können nicht rosten. Ein Getriebe ohne Öl ist nicht zufällig trocken. Nach dem gefühlt 238. englischen Klassiker aus dem Hause Triumph komme ich zur Überzeugung, dass Grossbritanniens Autoindustrie vielleicht überteuert, aber sicher nicht umsonst an Entwicklungsländer wie China und Indien verkauft wird.

Die damit ihren technologischen Rückstand auf Dekaden zementieren dürften.

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Samstag, 9. Februar 2008

Es spricht sehr für die politische Kultur

dieses Landes, dass keiner der 18 Millionen Einwohner des grössten deutschen Bundeslandes dazu übergeht, die in seinem Namen schätzungsweise verdaddelten 500 Euro - was ja eine Menge Geld ist, mit dem Bleirohr aus den Verursachern in Landesbank und Politik herauszuknüppeln. Und auch der umstand, dass es auf dem Treffen, dessen Nachbericht ich mir heute anschauen durfte und der mein Gebiet für faktisch tot erklärt, keinerlei gewalttätige Zwischenfälle durch um ihr Vermögen gebrachte Anleger gab, legt Zeugnis ab vom gesitteten Verhalten, dessen wir uns hier bemüssigen.



Wir sind sehr höflich. Aber ich frage mich, ob diese konsequente Höflichkeit nicht... wie soll ich sagen - als man versuchte, mich mit dem Bild über die Ohren zu hauen, blieb ich freundlich, und bat mir etwas Zeit aus. Heute morgen kam schon der erste drängelnde Anruf, den ich immer noch höflich, leicht bedauernd absagend, aufschob. Heute Abend dann der nächste Anruf, ob ich es jetzt wisse, es gäbe auch noch andere, die man wegen mir verprellen würde - und als ich dann bedauerte, dass es momentan doch meine finanziellen Mittel doch etwas überstrapaziere, meinte man behaupten zu müssen, wir wären uns doch eigentlich schon einig gewesen.

Wie so viele andere in diesem Land, hat mir meine Erziehung keine deutliche Lösung für solche Probleme mitgegeben; Haltung zu bewahren und höflich zu bleiben, ist das oberste Gebot. Vermutlich wird morgen wieder das telefon klingeln, und jemand diese Konfliktunfähigkeit auszunutzen versuchen, wie auch ein Landesbanker längst schon wieder von neuen, scharfen Instrumenten und einer staatlichen Absicherung träumt, wie in Berlin oder NRW.

Wir sind alle sehr, sehr höflich gegenüber solchen Personen. Und manchmal, selbst wenn mir die sinnstiftende Kraft dazu fehlt, würde ich mir doch wünschen, dass solche Figuren weniger Anlässe zu Träumen, als vielmehr realen Grund zu Alpträumen hätten.

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Ratespiel

In welcher Branche wollen Spammer reüssieren, die als Startup dergleichen Wortmüll an mich versenden?

Wir möchten Sie herzlich zu der *****- Pressekonferenz in Peugeot Avenue Berlin, am 21 Februar um 16.00 einladen. Hierbei finden Sie einen Link zu unsere Pressemitteilung:

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23 Kilometer bis Bad Endorf

Selbstbildnis in oberländischem Lack vor Alpenkulisse als Roadsterfahrer. Die Landschaft und das Wetter sind famos, aber man muss sich die Strasse mit Angstmaschinen und ihren Gewehrhaltern hinter den Sitzen teilen.



Vermutlich sind das alles, sobald sie aussteigen und einem die Hand schütteln, mit bärenartiger Kraft und Blick direkt in die Augen, wahnsinnig freundliche, aufgeschlossene Menschen, der falsche Lustknabe ist nur ein Ausrutscher gewesen, die Krisen sind hier weltenfern und die Luft ist rein, und dennoch, das gestern war etwas zu viel Blau zwischen Irschenberg und Chiemsee. Ein wenig ehrlicher Metropolendreck wäre jetzt nicht schlecht, what you pay is what you get*, und die Aufkleber zeigen auch nicht die umliegende, wunderschöne Natur, die mit den als Unterlage dienenden PS-Monstern gerade in die Klimakatastrophe gebombt wird.

* ok ok, die rollenden Steine, die im Slum Berlin die Riege drittklassiger Filme eröffnen, die für Cannes, Venedig, München, die Grenzlandfilmtage und das Rohrdorfer Sommerkino zu schlecht waren, sind jetzt auch nicht gerade der Beweis für die Nichtexistenz realhäutlicher Photoshoppereien, wie 99% der sonstigen dort verkehrenden D-Promis.

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Donnerstag, 7. Februar 2008

Meisterhaft

Die Geste.
Das Lächeln.
Die Haltung.
Die böse List im Gesicht des Amor
Dazu das Wissen um denjenigen, der es gemalt hat.



Es hätte das Geschäft meines Lebens werden können. Sowas sieht man nicht einfach in einer Werkstatt, und sagt, ach ne - vor allem nicht, wenn man es kennt.

Dummerweise hängt Schedonis Amor in St. Petersburg, und das hier ist meisterhaft - aber leider nicht echt.

Ich habe tagein tagaus mit Betrügern zu tun, mit Leuten, die meines Erachtens kriminell sind, aber eben legal kriminell, und nachdem sie andere Betrüger betrügen, denen es um Betrug am Staate geht, begegne ich der Sache inzwischen weitgehend leidenschaftslos. Es gibt da keine Guten, ich tue, was ich tun muss, am Ende sieht keiner von denen gut aus, und der Oberschurke in diesem Spiel geht körperlich dabei vor die Hunde. Seinem Rivalen geht es auch nicht viel besser. Ich liefere nur die Zutaten zum Gift, das sie jeden Tag schlürfen, ich fahre sie auf die juristischen Schlachtfelder, und es ist mir egal, auch wenn es dabei um Irrsinnssummen geht.

Hier - nun, es wäre zu verschmerzen gewesen. Es wäre nicht mal teuer, als eine meisterhafte Kopie, die das Bild de facto ist. So etwas anzubieten, ist legitim, eben so legitim ist es, über die Sache nachzudenken, nachzuschlagen und dann abzusagen. Bartolomeo Schedoni, der ein Krimineller, ein Hochstapler, Betrüger und Spielsüchtiger war, der sich am Ende wegen seiner Taten das Leben nahm, hätte über diese heutige Burleske schallend gelacht, besonders über meine Gier, die von seiner Komposition zielgenau angesprochen wurde, wider mein besseres, über Jahre trainiertes Wissen . Ihm hätte die Folge seines Werkes gefallen, und ich hatte trotz allem eine wunderbare Reise in den Süden. Ja, am Ende bin ich sogar in München gelandet, und fand in einem Antiquariat eine wirklich nette Radierung mit drei Putten aus der Asamschule. Echt natürlich.

Aber der Kunstgeschichtler in mir brennt vor Wut, und alle Leidenschaft, die von der kalten Apathie des Giftzuträgers so lang verdrängt wurde, ficht einen erbitterten Kampf gegen meine Habgier, die mit all dem besseren Wissen dennoch nicht vom Gedanken lassen möchte, dass es vielleicht doch sein könnte. Werkstatt. Nachfolger. Irgendwas.

Was es höchstwahrscheinlich nicht ist.

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Donnerstag, 7. Februar 2008

Empfehlung heute - Hohe Kunst

gibt es bei More Intelligent Life nachzulesen. Das passt hoffentlich gut zum kommenden Tag, der mich hoffentlich weit weg von Krise und akulturellen Bankheinis führt, abgesehen von einem Gang zum Geldautomaten, vielleicht.

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Wo man bleiben kann - Platz 10: Baden-Baden

Hier ist die Negativliste der 10 Orte, in denen ich angesichts der kommenden Unsicherheiten keinesfalls leben - oder, was dann gar nicht so unwahrscheinlich ist, sterben - wollte. Aber jetzt mal andersrum. Nehmen wir an, man ist ungebunden, will die schwarzen Tage in angenehmer Umgebung verbringen, hat 150.000 bis 200.000 Euro, die man dafür ausgeben kann, und möchte das deshalb in einer feinen Wohnung anlegen, die ihren Wert hält oder auch steigert. In dieser Wohung dann verbringt man, abgeschieden von den tückischen Untiefen unserer Tage den Sommer der Rezession, kümmert sich nicht, freut sich über die Stadt und ihre Umgebung, und sorgt sich nicht um Geld und Bankenkrise, denn das eigene Geld ist gut und sicher angelegt.

Baden-Baden hat ein Asset, das keine Wirtschaftskrise der Welt zerstören kann: Den Ruf, den Klang, die Geschichte, das, was man mit dem Namen verbindet. Baden-Baden ist trotz seiner geringen Einwohnerzahl als mondän in der Erinnerung der Welt verankert, in einer Liga mit Karlsbad und Badgastein. Es hat einen grossartigen Baubestand des 19. Jahrhunderts, es ist - für den Namen - extrem günstig, und hat dank des Kurbetriebs ein nachgerade irrwitiges kulturelles Angebot. Vom globalen Elend Baden-Württembergs ist es durch den Schwarzwald weitgehend getrennt, statt dessen kann man in weniger als einer Stunde nach Frankreich radeln.

Nachdem dort auch der Staatsfunk des Landes beheimatet ist, kann man davon ausgehen, dass der Staat die Stadt auch weiterhin üppig dafür belohnen wird, die Bewohner des Landes rundumzuverblöden. Sprich, man wird dauerhaft von stabilen Beschäftigungszahlen ausgehen dürfen. Die Stadt hat ein tolles Klima, ausgezeichnetes, mildes Wetter, ist schön anzuschauen, und - ganz wichtig in diesem Land - der Baden-Badenser ist den Umgang mit Nichthalbaffen seit Jahrhunderten gewohnt, man kann also hoffen, dort mit den Leuten auch Worte - und nicht Grunzen - wechseln zu können.

Ich glaube nicht, dass Baden-Baden jemals eine shrinking city wird. Baden-Baden wird mittelfristig stabil bleiben und langfristig ein Gewinner der Überalterung unserer Gesellschaft sein. Man kann also dort kaufen, einen äusserst angenehmen Sommer verbringen, das gesamte Essen sogar in Frankreich kaufen, sich in Strassburg vergügen, in Baden-Baden gründlich kuren, und in Karlsruhe das ZKM besuchen, während um uns alles in Trümmer fällt - ich garantiere, man wird dort kaum etwas mitbekommen. Wer klug ist, erwirbt eine unrestaurierte Altbauwohnung mit Stuck und Parkett, macht das über den Sommer selbt, und wenn sich die Lage im März 2009 beruhigt hat, vermietet man die Wohnung an ein älteres Ehepaar. Zwei, drei Mieterwechsel später ist man ohnehin selbst reif für Baden-Baden. Das dann sicher nicht billiger wurde, und schon gar nicht bei den Altbauten mit Stuck und Parkett.

Nachteile? Nun, es ist in Baden. Es ist zwar mondän, aber nur bedingt etwas für junge Leute. Man ist auf eine gewisse Kultur festgelegt, und die Stadt wird vermutlich seit dem Paläolithikum als Grundbesitz der CDU vererbt. Schlecht, wenn man in diese gesichter beim Weg zum Bäcker blicken muss, aber gut für die Sicherheit des angelegten Geldes, das bei den Banken wenig Freude hätte.

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Mittwoch, 6. Februar 2008

Die Geier warten schon

Der Hunger, die Sorgen, der Ärger - all das war verflogen, als ich während des Backens auf dieses Dokument stiess - wie es ausschaut, wird die Zukunft von Markus Frick weniger spassig, als man sich das als Börsenguru und Motivationsfuzzi gemeinhin vorstellt. Wenn noch mehr Geschädigte ihr Geld über das Gericht von Frick zugesprochen bekommen, werden das schwarze Tage für Börsentipp-Hotlines. Und die Leute bei UBS und Societe General müssen sich auch nicht mehr wie die letzten Deppen fühlen. Life´s ok.


Grossbild hier, das Mittelbild ist hier

Und die gleichzeitig angefertigte Spinat-Kürbistarte und die Mangold-Austernpilzpastete sind auch gelungen.

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Aller Tage Abend.

Letzte Woche machte das Gerücht eines "dicken Hundes" die Runde, und wie es aussieht, ist besagter Köter gerade dabei, uns, und besonders der Deutschen Bank und der amerikanischen Konjunktur ans Bein zu pinkeln. Es hat schon was, wenn man sich den ganzen Tag gedanken über den fairen Preis einer Immobilie für Dienstleistungsbranchen in Berlin macht, und am Abend kann man dank der Vollbremsung der amerikanischen Wirtschaft von Neuem beginnen. Einfache Überlegung: Wenn die Deutsche Bank die eine oder andere Milliarde zu viel für Bürogebäude in New York verliehen hat und das demnächst abschreiben darf, was ist dann erst mit einem drittklassigen Krümelbau in der Nähe des Potsdamer Platzes in Berlin a. d. Spree? Und was kann man einem unsauber wirtschaftenden Fondsinitiator anhängen, wenn er diesmal ausnahmsweise wirklich nichts dafür kann?

Gedanken, die zu machen mir gerade nicht zusagt. Ich gehe jetzt in die Küche und backe eine Kürbistarte, und danach vielleicht noch einen Austernpilzkuchen. Und dann mache ich etwas, das ich sonst eher ungern tue: Ich empfehle, was einem jetzt bleibt, wenn man eine gewisse Summe Geld, mehr als für eine Kapsel Zyankali, auf der Seite und den Wunsch hat, das alles nicht mehr direkt mitzuerleben müssen. Mal ehrlich: Ich muss mir das alles nicht mehr geben. Es wird gewissermassen die Positivliste zu meiner Negativliste. Zum Gadium der Leserschaft, vor allem aber für mein eigenes Seelenheil in diesem Sommer, der für allzu viele keiner werden wird.

Himmel. Was für ein Debakel.

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Empfehlung heute - Ich wachte auf,

blickte hinaus in den blauen Himmel und die Sonne, dann auf einen Berg Arbeit rund um das Thema Immobilien in Berlin, und dachte mir, heute knallst du diesem Dreckskaff mal wieder etwas in sein stinkendes Maul. Aber dann wurde mir erinnerlich, dass Andrea Diener das gestern schon mit Blick auf die dortige Textilbranche besorgt hat. Wobei ich allerdings nicht glaube, dass sich viele rumänische Käufer für derlei Zeug finden werden.

Edit: Auch nett zu Berlin ist Don Dahlmann.

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Montag, 4. Februar 2008

Bürger, Bauer, Edelmann

kommen nicht bei Millionären an.

Schauen wir uns doch mal das Segment der neuen Luxuszeitschriften an: "Park Avenue" von Gruner + Jahr - hat ihren promiadligen Chef in die Wüste geschickt und kriselt. "Vanity Fair" von Conde Nast hat ihren neoliberalbürgerlichen Chef in die gleiche Wüste geschickt und kriselt. Und "Rich" aus dem Gedankengut eines eher bodenständigen Computermagazinmachers ist unter Hinterlassung von nicht ganz einer Million Schulden pleite. Und man kann nicht sagen, dass es nicht kritische Stimmen gegeben hätte, die ein derartiges Versagen bei der Suche nach der Zielgruppe vorhergesehen hätten.

Gestern konnte ich mir noch eine Ausgabe von "Rich" anschauen; ein Nachbar, der sich diebisch freut, wenn er bei Ebay 4 Stühle für 30 Euro ersteigert, hat die ebenfalls bekommen und schon beim Feuerholz neben seinem Kamin gelagert, als ich ihm bei einem Handyproblem geholfen habe. Die Pleite von "Rich" ist nach dem Lesen - oder besser Durchblättern - keine Überraschung, setzte es doch auch auf das übliche Glämmer-Bussi-Bussi-Adabei, das man auch woanders findet - etwa bei Zeitschriften für Leute, die sich ernsthaft mit solchem Infodreck auseinandersetzen.

Was alle drei Macher offensichtlich nicht begriffen haben: Reiche ticken anders. Sogar die Bussi-Bussi-Reichen, die das Tema dieser Zeitschriften sind. Um mal - anonymisiert - ein paar Fälle anzusprechen, die sich gleichermassen positiv in der Klatschpresse als auch negativ als Thema letzte Woche am Tegernsee fanden: Ein stadtbekannter Promianwalt etwa, der seine Mandanten der BILD frei haus liefert und nicht nur bei Nobelautomarken auffällt, sondern auch mit dem Versuch, ein für sein Image eigentlich lächerlich niedriges Anwaltshonorar von beiden Seiten zu kassieren. Ein Mitglied des Hochadels, das sich die Geburtstagsparty von einem Hotel zu deren Marketingzwecken bezahlen lässt. Die nicht mehr ganz junge Schauspielerin, die vom Staatsfunk gefeiert und von der Staatsfinanzbehörde wegen Steuerschulden gejagt wird. Es ist diese spezielle Form von Reichtum, die sich dann auch in ganz gewissen Nachkommen zeigt, vor der sich Vanity Fair, Park Avenue und Rich verbeugen. Es ist aber auch eine Art Reichtum, die die grosse Mehrheit der reichen Leute - und nicht nur die - abschreckt. Eine "Society", die es in den 80er Jahren noch gab, die seitdem aber ziemlich viel Glanz verloren hat. Und an die heute auch keiner mehr allzu gerne erinnert wird. Gut, dass man sich damit nicht mehr beschäftigen muss. Erstaunlich, dass manche in Kiel, Frankfurt, Berlin und Köln auf deren Derivate immer noch reinfallen. Aber es ist nichts, mit dem man eine Zeitung betreiben könnte.



Wollte man wirklich an Die Reichen andocken, bräuchte man andere Themen. Ich habe mich heute Morgen beruflich mit der fragwürdigen Werterhaltung einer Feriensiedlung für das, was man als "Reiche" bezeichnet, auseinandersetzen müssen - namentlich dem Protokoll der Eigentümerversammlung, die aus 28 Millionären besteht, die sich zu vielen anderen Dingen mal eben eine Spasswohnung für 200000 Euro oder mehr leisten. Aber hallo, da wird einem aber der Obazde im Schüsserl sauer. Familie Prof. Dr. Dr. P., medienbekannter Arzt aus München Süd, wird von der Hausgemeinschaft mit namentlicher Nennung aufgefordert, die Hecke vor seiner Terasse so-fort zu schneiden und in Zukunft zu düngen. Den Vorwurf kontert er auf der nächsten Sitzung, dass er ein Angebot der Verwaltung eingeholt habe, das aber sei Wucher, und er suche jetzt nach einem anderen Dienstleister - die fragliche Hecke ist 10 Meter lang. Ein Anwalt droht mit Klage gegen die Hausverwaltung, weil der Kasten für das Streugut hässlich ist und somit den Wert seiner Wohnung schmälert. In der Tiefgarage gibt es durch Salzeintrag einen Schaden in Höhe von 7000 Euro, was vielleicht 3% des Wertes der darin abgestellten Vintage-Ferraris ist, und nach dem Streit, wer daran Schuld ist, einigt man sich darauf, gar nichts zu tun und noch einen Winter zu warten. Und Wäscheleinen auf den Balkonen sind mit Mehrheitsbeschluss untersagt, weil es den optischen Eindruck der Anlage verschandelt. Der unterlegenen Partei half es nichts, dass sie auf den Diebstahl mehrerer Handtücher aus dem Trockenraum verwies, wegen dem sie die Polizei eingeschaltet hat. Man liest das und fürchtet jede Sekunde, halbzerbissene Kuppelreste über die Unterlagen zu spucken.

Das ist der nackte Reichtum. Zwei Dinge gehen bei Reichen immer: Die Befriedigung der Gier, und das Versprechen auf Einsparungen. Da muss man ansetzen, wenn man denen die Irrsinnssumme von 80 Euro im Jahr abnehmen will. Man kann diesen Leuten auch noch andere Dinge vorstellen, man kann sie unterhalten und ihren Dünkeln den Hof machen - aber nicht mit der C-Prominenz und den dicken Bäuchen fragwürdiger Moderatorinnen. Vom München der 80er Jahre bis zum Neobiedermeier Berliner Redaktionsstuben wird das bis heute gründlich missverstanden. Weil sich diese Journalisten einen Reichtum erfinden, der so nicht existiert. Wer kümmert sich preiswert um meine Residenz am Tegernsee, wenn ich nicht da bin, und wie drücke ich meinen Provider, wenn ich dort auch einen Internetanschluss brauche, und geht das auch auf Bürokosten - das sind Themen, die solche Leute interessieren.

Neben der montäglichen Beilage für Sonderangebote, die es hoffentlich im bald fertiggestellten Einkaufszentrum gibt.

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Empfehlung heute - Inside Kreditkrise

kann man bei Konstantin nachlesen, bezeichnenderweise mit Hintergrundinformationen, die deutsche Medien irgendwie nicht zu kennen scheinen. Nicht wirklich angenehme Hintergrundinformationen, übrigens.

Bei Ebay couk findet sich übrigens gerade ein reizendes Teesevice aus Sterlingsilber. Zu einem unverschämt hohen Preis in Pfund, aber sobald die Parität zum Euro erreicht ist - in mutmasslich drei Tagen also - könnte es finanzierbar sein. Diese Krise ist also gar nicht nur negativ. Also, mal microökonomisch betrachtet.

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