: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 31. Juli 2008

Bavarian Teatime

So gegen drei Uhr werde ich meistens müde, müde, immer müder, bis ich dann irgendwann aufstehe, in die Küche gehe und die in der Regel zweite grosse Kanne des Tages mit Tee bereite. Manchmal, wenn ich zu lang gearbeitet habe und noch in der Morgendämmerung fragwürdige Geschäftsberichte oder auch gute Romane lese, stimmt meine innere Uhr nicht mehr. Dann greife ich zu spät zum tee, bekomme mein Teein zu spät, und hänge folglich den halben Abend müde und faul durch. Und deshalb ist es gut, dass ich jetzt einen Teewecker habe, der mich jeden Tag um 16.15 Uhr darauf hinweist, dass es nun an der Zeit ist. Der Teewecker ist ganz einfach und besteht aus 18.000m² Weidefläche, einem Dutzend Miesbacher Fleckviecher und deren untrüglichem Sinn, dass es nun nach einem Tag des Fressens an der Zeit für die Melkerei ist.



Dann nämlich geht das Gemuhe los, von dem man sonst tagsüber kaum etwas hört, sie verlassen die saftigen Gräser, gehen zum Tankwagen, saufen noch ein paar Schluck und warten, bis endlich der Bauer kommt, um mit ihnen hoch in den Stall zu gehen. Das alles ist ein ziemliches Spektakel, das man nicht überhören oder übersehen kann, und es zeigt an, dass es nun definitiv auch die Zeit für den Tee ist.



Und natürlich eine kleine Stärkung, bevor es als Abendspaziergang auf den - kleinen - Berg geht. Morgen fangen in Bayern die Ferien an, dann wird es ziemlich voll da oben, und so habe ich den Gipfel nochmal für mich allein. Oder ich weiche in die wilden Bergregionen des Gipfelkaisers Mek aus.

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Sometimes you kick

someteimes you get kicked: Der Rausschmiss von Parteischädlingen wie Clement war mehr als überfällig. Karrieristen wie er oder Sarrazin, all das Supidupilustig-Gesocks, das dort unterkriecht, werden jederzeit andernorts mit offenen Armen angenommen - bei jedem Feind der sozialdemokratischen Werte, bei der Atomlobby oder sonstigen Scheckbuchausfüllern. Wenn die SPD überleben will, dann nur so.

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Mittwoch, 30. Juli 2008

Im Biergarten

Frau Dr. v. R. steht, angetan in schwarzen Dalmatinerpunkten auf Weiss, beginnend bei den Schuhen bis zum leichten Sommerhut vor mir und überlegt. Drei Torten müssen reichen, aber welche? Apfelmandel ist klar, Käsemandarine auch. Vielleicht probieren Sie mal die Kirschmandel und die Birnenbaiser, versuche ich mich als Ratgeber, und Frau Dr. v. R. kann sich nicht entscheiden. Letztlich nimmt sie dann jeweils eine halbe Torte und verspricht, sich nochmal zu melden, falls das nicht reichen sollte. 3 Torten, das sind ungefähr 30 Stück Kuchen. Nicht schlecht für ein Familienfest im kleinen Rahmen. Ich fühle mich danach mit meinen kleinen schmutzigen, schmalzgebackenen Wünschen, bei deren extensiver Erwähnung die Leser sofort ein halbes Kilo zunehmen würden, geradezu bescheiden.



Dabei ist dies einer der Tage, an denen die Lust am Essen nicht allzu gross ist; auch der Tee schmeckt nicht und die Vorstellung, in dieser Hitze den Austausch von Erbmaterial bis zur Gummigrenze durchzuführen, wenn alles glitschig klebt und die Luft voller Dunst ist, auch diese Vorstellung mag mir nicht behagen. Es sind diese tage, an denen sich ein Mobiltelefon doch lohnt; man setzt sich unter einen Schirm in den nächsten Biergarten, ruft jemanden an und freut sich über jede Brise in den Gassen der Altstadt, während die Kurse des zweiten Heiratsmarktes besprochen werden. ich bin der festen Überzeugung, dass dieser real existierende Sommer eine fiese Sau ist: Er macht Frauen schöner und das Vergnügen mit ihnen weitgehend unmöglich; allein am See ginge vielleicht was, woraufhin Susi von sich aus klarstellt, dass sie dieses Wochenende ganz sicher nicht kommt.



Irgendwann ist die schlimmste Hitze vorbei, die ersten SSV-Käufer treiben wieder durch die Gassen, und oben an der Schule, wo sie heute das Ende des Jahres feiern, erklingt das übliche Repertoire solcher Veranstaltungen. Schülerbands. Hoffnungen, aus denen hoffentlich nicht allzuviel wird, in Zeiten des Internets sind Musikmacher noch gearschter als Journalisten. Ein Job mit sicheren Ferien und Urlaubsgeld ist eher was, dann können sie auch mit dem letzten Pausengong in den Süden starten, wenn sie ihre eigenen Kinder in die selbe Schule stecken. Alles wiederholt sich, das Girl von Ipanema werden sie auch in 20 Jahren noch singen, und dazu brennt die Sonne herunter auf die, die bleiben müssen und die, die blöd genug waren, den Bergsee zu verlassen.

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Empfehlung heute - Thomas terminiert Mobile 3.0

Ich finde das nicht im Mindesten überraschend. Unser Mitgefühl gilt allen (3? 4? oder gar 5?) ehrlich und sauber arbeitenden Holtzbrinck- und Burdajournalisten, die mit ihrem Tun helfen mussten, so einen HandyTV-Mist unter Beteiligung von Paulus Neef mitzufinanzieren.

Wir haben jetzt 2008. Seit nunmehr 11 Jahren höre ich die Geschichte vom kostenpflichtigen Fussballtor auf dem Handy und den erwarteten Milliardengewinnen, bei W@p, UMTS, DAB, DVB-H und wie sie alle hiessen; das hat jetzt in hoffentlich weniger als 11 Jahren sein Ende. Die Dummen sterben nie aus, aber diese speziellen Dummen machen vielleicht eine Ausnahme.

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Mittwoch, 30. Juli 2008

Empfehlung heute - Alte Häuser

Eine Bekannte, die um mein Faible für alte Häuser wusste, zeigte mir Bilder vom abgewohnten, aber immer noch mit grosser Geste entworfenen und früher mit bester Gesellschaft erfüllten Haus ihrer Grossmutter. Die Erben hatten sich entschlossen, diesen 80 Jahre alten Stammsitz zu verkaufen, und das Geld haben sie dann sicher angelegt, während das grosse Grundstück in viele kleine Parzellen zerlegt wurde. Ich habe mir nichts vorzuwerfen; was man über die Enkelin tun kann, habe ich getan, und vermutlich wäre es auch nicht anders gegangen - nicht mit der Einstellung, mit der dieser Erbfall gemanaged wurde. Ich weiss, wie so etwas kommt. Und die ökonomische Familiengeschichte der letzten 150 Jahre hat die Erkenntnis in meine Gene geprügelt, dass Immobilien das erste ist, was man kauft, und das letzte, was man verkauft. Nicht nur, weil man dann überlegen kann, welcher Sonnenuntergang an welchem Ort grandioser ist - diesmal, finde ich, gewinnt die heutige Provinz gegen den vorgestrigen Tegernsee.



Banken, die damit ein langfristiges Geschäft machen, sagen einem, dass man sich breit aufstellen soll: Ein Drittel Aktien, ein Drittel festverzinsliche, bombensichere Papiere und ein Drittel Immobilien. Genau diesen Banken könnte man heute so einiges erzählen: Im Vereinigten Königreich gab es für den Einzelhandel trotz enormer Rabatte den schlechtesten Monat seit 25 Jahren. Die Folgen der Kaufzurückhaltung sehen heuze in Amerika so aus, dass mit Mervinn´s eine grosse Kette für Kleiderläden und mit Bennigan's eine der grössten Restaurantketten pleite sind. Ford und General Motors weisen ihre Händler an, an wenig solvente Kunden keine Kreditkäufe mehr zu vermitteln, und Chrysler wurde von der Ratingagentur Fitch auf das Niveau eines korrupten Drittweltlandes zurückgestuft, knapp über der Pleite. Nur die gerade mit quasi einem Blankoscheck des Staates geretteten Kreditfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac können lachen: Auch weiterhin ist es ihnen erlaubt, bei amerikanischen Abgeordneten Lobbyarbeit mit Spenden, die in Europa unter Bestechung laufen würde, zu leisten. Genau den Abgeordneten, die bald wieder wntscheiden müssen, ob sie für diese Klitschen die Notenpresse anwerfen oder die Bürger des Landes zur Kasse bitten. Wer den Untergang des Ostblocks erlebt hat, weiss, dass es nicht gut gehen kann und wird. Ganz sicher nicht mit dem Mühlstein eines 500.000.000.000 Dollar schweren Staatsdefizits um den Hals, den ein durchgeknallter Völkerrechtsverletzer mit zwei katastrophal geführten Kriegen verantwortet.



Also: Omas Haus ist etwas abgelegen? Prima! dann braucht die Krise vielleicht etwas länger, um dorthin zu finden. Ihr altes Rad ist noch da? Behalten! Oma hatte einen grossen Garten? Vielleicht finden sich irgenwo alte Fenster, um ein paar Gewächshäuser anzulegen, und ein paar Bretter für einen Hühnerverschlag. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig, vielleicht schafft man es hier wirklich, sich abzukoppeln und eine Weile wieder strikte Nationalökonomie und Binnenmarktwirtschaft zu fahren - solange zumindest, bis man aus anderen Regionen wieder Finanzprodukte erhält, die nicht mehr hochgiftiger Müll sind. danach kann man mit Omas Haus immer noch etwas anfangen. Mehr jedenfalls als mit allem, was auch heute noch von Banken als Anlagen empfohlen wird.

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180 Grad

Wie ich dann unten erfahren habe, erwartete man mich dringlich in München, aber ich hatte natürlich das Handy nicht dabei. Ich hatte es noch nicht mal am See. Und der Akku ist wohl auch leer. Da kann man nichts machen. Und er Abstieg hätte ohnehin zu lange gedauert, noch dazu, wenn man das Nickerchen - siehe ganz rechts - mit einrechnet.


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Man sollte sich sowas wie da oben eben nicht von sowas wie da drüben vermiesen lassen. Nachdem man aber aufhören soll, wenn es am schönsten ist - war´s das erst mal mit dem See. Für mindestens drei Tage.

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Sturmwarnung

Jetzt schon seit drei Tagen jeden Abend. Und diesmal sogar Wolken.



Und natürlich kein Sturm. Statt dessen wieder Badewetter. Man mag gar nicht mehr an Stürme glauben. Bis sie dann tatsächlich kommen, so brutal und unerbittlich, wie sie nur in den Bergen sind. Wie beispielsweise heute Nacht am Idiot´s Trail über dem Merrill Lynch Abyss, wo es dem Staatsfonds von Singapur und den Kuwaitis und ganz vielen abschreibungsbetroffenen Banken nass reingeht.

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Dienstag, 29. Juli 2008

Der Teufel und das Grübeln

Man kann mit wenigen Worten sehr viel ausdrücken. Nehmen wir nur mal den ersten Satz in "Der Teufel auf den Hügeln" von Cesare Pavese: "Wir waren noch sehr jung." Dieser Satz fängt den gesamten Roman ein, eine Gruppe junger Leute in einer späteren, davon abgehobenen Zeit betrachtet, die eine tiefere Erkenntnis dessen erlaubt, was unwiederbringlich vorbei ist. Und der zweite Satz macht das Geschehen schon sehr viel deutlicher, umreisst ein schnelles Leben ohne Rast und Ruhe: "In jenem Jahr habe ich wohl kaum geschlafen." Die Jugend des 20. Jahrhunderts war in vielen Erlebnissen unabhängig von Land und Dekade, aber es steht in einem Buch, und damit ist auch grob das soziale, unverkennbare Umfeld beschrieben: Die da nicht viel schlafen werden, sind jung, gierig, gebildet, und leben qua Herkunft in einer gewissen Sicherheit.

Man kann diese spezifische Sicherheit kaufen und sich zu eigen machen, indem man das Buch erwirbt, und man wird es kaum bereuhen, wenn man Ähnliches erlebt hat. Wie schon gesagt: Die Orte haben andere Namen, die unerfüllte Sehnsucht, die den Schlaf vertreibt, ist so alt wie die menschliche Dummheit, zu der jede Generation ihr eigenes Schärflein beiträgt. Dieses spezifische Versagen ist vergleichbar mit dem Sturz bei einer Wanderung; glücklich, wer es dabei belässt und den Umstieg auf das Automobil später nicht nutzt, das Unheil in grossem Stil zu perpetuieren. Mitunter jedoch geraten auch Unschuldige unter die Räder, und gerade eben macht es den Eindruck, als wäre Bulldozer ausser Kontrolle, der dem Phänomen "Mittelschicht", wie wir es kennen, mit einer handfesten globalen Krise den Garaus machte. Und da hilft dann auch Cesare Pavese nur für ein paar Stunden beim Vergessen.



Das Problem in diesen Zeiten ist, dass Regeln ihre Gültigkeit verlieren. "Die Torheiten der Armen darfst du begehen, die der Reichen dagegen niemals", gibt der Vater des Erzählers seinem Sprössling mit auf den Weg durch die eben jene reichen Kreise erreichenden Wirrnisse. Das kleine Problem jedoch ist, dass die Torheiten der Armen keinen Markt haben. Wer sein Geld bei 9live vertut, Benzin durch eine zu grosse Karre pumpt, um Fluppen zu holen oder meint, dass billigstes Essen in grossen Mengen mittelfristig folgenlos bleibt, zahlt allenfalls damit, in unerfreulichen Lebensumständen zu verharren, die in der Krise kaum besser werden. Die Torheiten der Reichen dagegen, der Luxus, die Verschwendung, das Überflüssige, sie alle manifestieren sich in Gütern, die stets wiederum andere Reiche ansprechen werden, die auch so sein wollen. Die Torheiten der Armen lassen nichts zurück, die Torheiten der Reichen dagegen ziehen auch nach Jahrhunderten den Neid und die Gier des Publikums an - wer es nicht glaubt, besichtige einfach mal einen italienischen Palast, eine Kuriositätenkabinett oder eine Bildergalerie. Man sieht es den Relikten nicht an, wer sich dafür wie ruiniert hat; heute jedoch ist man ihm dankbar für dieses Treiben.

Es steht ausser Frage, dass Silber eigentlich wertlos ist; ein in grossen Mengen vorhandenes Metall, das viel Reinigung verlangt; dass es trotzdem teuer ist und die Arbeit an ihm als Kunst gewertet wird, was Eisenschmieden und Zinngiessern so nicht zugestanden wird, verdeutlicht noch die Torheit, mit der sich diese unsere Welt dem Material zugesteht, abgesegnet durch den Kurs unserer unfehlbaren - es sei denn, sie versagen - Börsen. Um es zu erwerben, behelfe man sich folgender Torheit; man kaufe das Material nicht als Barren oder Münzen, sondern so, dass man es nebenbei täglich verwenden kann; das ist dann die Rendite, der Anschein eines guten Lebens, selbst wenn draussen die Welt in Schutt und Asche fällt. Auch kann der Gedanke "Aber ich habe ja noch" sehr hilfreich gegen Panik sein, und weil nicht jeder so denkt - oder vielleicht gar schon zum Verkauf gezwungen ist, wie der Besitzer der Salzstreuer in den USA wohl war - findet sich mitunter auch die feine Gelegenheit, das alles, durchschnittlich gerechnet, zum Materialpreis zu erwerben.

Töricht? Aber sicher. Selbstbetrug? Auch. Lauter Dinge, von denen Anleger in Aktien zwecks Altersvorsorge dachten, dass sie nie davon betroffen sein könnten. Kein Analystenbericht klang je so irrational, wie Silber tatsächlich ist. Glücklicherwweise ist sich die Welt in dieser Irrationalität einig, wohinggegen Aktien mitunter doch auf Vernunft in Form von Kursziel Null treffen. Warum moderiert eigentlich der Laberkopf noch bei den öffentlich-rechtlichen Zwangsanstalten, der sein Gesicht für den Börsengang von Air Berlin hergab?

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Montag sind die Münchner weg

Gestern sprach mich auf dem Rückweg vom Berg ein Autofahrer an, ob ich, Zitat, Eingeborener wäre. Er sagte wirklich "Eingeborener" und suchte ein Zimmer. Ersteres ist eine Unverschämtheit, zweiteres dagegen verständlich.



Denn am Montag, wen die meisten Tagesausflügler weg sind, ist es auch am Strand wieder schön. Am Tegernsee. Ihr wisst schon, die übliche Immobilienwerbung. Dort wohnen, wo sich andere Profiblogger keinen Urlaub leisten können. Im Schatten sitzen dann zwei ältere Herren und telefonieren mit ihren Bankberatern, nein, wirklich, sie holen es nachher ab, ja, und verkaufen, so schnell wie möglich.

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Montag, 28. Juli 2008

Der Berg und du.

Mein Onkel war Direktor eines Gymnasiums, das alpine Leistungssportler hervorbrachte, wie mein Gymnasium Ingenieure. Also sehr viele, sehr gute Leistungssportler. Es liegt inmitten einer Skiregion, und die Kinder können dort fast schon Hänge runterrasen, bevor sie laufen können. Man ist nicht an so einer Schule, wenn einem Berge nichts geben. Und man hat keine Neffen, um mit ihnen, sagen wir mal, Feldhockey zu spielen. Folglich hatte ich schon im zarten Alter von 6 Jahren Kinderrennski von Erbacher, einen blauen Helm mit weissen Sternen und intensive Erfahrungen im Durchbrechen von Liftschlangen mit Hilfe der Schwerkraft. Rennfahra Biberl, nennt man das in alpinen Regionen. Und weil ich um die Zeit auch Heuschnupfen der übelsten Sorte bekam, war ich auch im Sommer in den Bergen, und kletterte die Berge hinauf, die ich im Winter auf eine Art hinabfuhr, die ich meinen Kindern allerstricktestens verbieten würde, wie auch der Versuch, mit der Zeitfahrmaschine Nachts um 4 die Leopoldstrasse runterzufahren - ohne zu bremsen, egal was da kommt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wie auch immer, es ist nach dem Worten meines Onkels so: Entweder schafft man den Berg, oder der Berg schafft einen. Prinzipiell, selbst wenn man auf die Schnauze fliegt, in den Stacheldraht der Weiden greift oder sich an der Wurzeln die Sehnen zerrt, ist es dem Berg eigentlich egal. Der Berg ist, wie er ist, er ist schon sehr lange da, und er wird auch noch da sein, wenn man zu seinen Füssen verfault. Der Berg ist nie dein Freund, aber man darf ihn auch nicht als Feind ausmachen. Aber für mich, der ich etwas komplexer und verkopfter bin als die Bergfexe aus der Schule meines Onkels, ist der Berg dennoch sowas wie ein Freund, auf seine wurschtige und gleichzeitig gefährliche, nie verzeihende Art: Denn er ist extrem einfach und gleichzeitig komplex. Kein Meter ist identisch, man muss immer überlegen, wo man den Fuss hinsetzt, wenn man über die Grate und Bäume aufsteigt, statt den mit Steckerlgeher verseuchten Fussweg zu nehmen. Wenn man erst spät losgeht, um den Berg für sich zu haben, muss man schnell sein, um es wieder nach unten zu schaffen, man muss sich bei der Hatz über weichen Waldboden und rutschige Steine voll konzentrieren und genau in den Körper hineinfühlen, und alles nur wegen dieser simplen, die ganze Existenz während dieser Stunden vereinfachenden Formel: Entweder du schaffst den Berg, oder der Berg schafft dich.


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Man sagt hier im Netz oft, andere sollten dann und wann mal rausgehen an die frische Luft. Ich versuche es mal andersrum: Der Berg ist eine Erfahrung, die einen voll beansprucht und auf die Körperlichkeit, das eigentliche Sein zurückwirft, das so intensiv zu erfahren bei vielen anderen Beschäftigungen nicht möglich ist. Schon gar nicht vor dem Kasten, den jeder gerade Lesende hier vor sich hat. Das mehr oder weniger gelangweilte Klicken mit der Maus ist eine ganz andere Tätigkeit, als sich in einen steilen Grat zu verbeissen, oder sich gerade noch soweit unter Kontrolle zu bringen, dass aus dem Sprung über die Felsen kein Unglück entsteht. Das ist nicht weiter tragisch, man muss das nicht immer haben, aber hin und wieder rückt so ein bezwungener Berg die persönlichen Dimensionen zurecht. Das erklärt vielleicht auch, warum viele oben erst mal nur sitzen und nichts sagen. Man muss das erst mal verdauen, die eigene Nichtigkeit angesichts der Masse, die ein Berg darstellt.

Danach ist es gar nicht so schlecht, sich dem Netz vorsichtig zu nähern. Ich fremdel da wieder gerade etwas. Nach den Stunden am Berg muss man sich erst mal wieder einfühlen in das, was manche Menschen darin tun und treiben. Das mag durchaus funktionieren, für sich genommen, mehr oder weniger, je nach der Einstellung von denen, die das toll finden, aber


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Empfehlung heute - Cat Content kann jeder

Dieser kleine Geselle hat mich zwischen 1050 und 1150 Meter Höhe begleitet.



Man kann sich danach leichter wieder an das Internet gewöhnen, wenn man spannende Blogs wie Hightatras entdeckt.

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Sonntag, 27. Juli 2008

Dies illa.

Das sind die nackten Fakten, Freund der Blasmusik: Angesichts weiterer Bankenpleiten in den USA ist es nur eine Frage der Zeit, wann dem Sicherungsfonds der Banken das Geld ausgeht, und diejenigen, die noch etwas anderes als Schulden bei der Bank haben, zum Run ansetzen. Mich wundert es, dass es noch nicht so weit ist - wenn alle rennen, ist es zu spät.

Die Angestellten des Staates Kalifornien jedoch werden zwangsweise auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen. Arnold ""der Grosse aus dem kleinen Schurkenstaat" Schwarzenegger zeigt beispielhaft, dass knallharter Kommunismus in Form von staatlich verordneten Minimaleinkommen von lumpigen 4,5 Euro/Stunde prima mit knallhartem Kapitalismus - gefeuert wird, wen man eben mal so eben feuern kann - auf seine Bediensteten anzuwenden ist. Angeblich, weil wegen der Kreditkrise Millardenausfälle zu erwarten sind. Tolle Sache: Wenn die Immobilienbesitzer unter diesen 200.000 Angestellten ihre Hauskredite nicht mehr bezahlen können - und das können sie bei diesem Macjobniveau ganz sicher nicht - wird das, höflich gesagt, mittelfristig eher die Kreditkrise verschlimmern.

Und nur ein paar Bergketten und den Steuerhinterzieherstaat Liechtenstein weiter ist die Schweiz mit ihrer ebenfalls desolaten Bankenlandschaft, bei der man sich besser nicht mit den Bilanzen auseinandersetzt, sondern brav als Medium die Pressemitteilungen abschreibt. Alles toll, solange kein Blogger kommt.



Nach menschlichem Ermessen also sieht es nicht gut aus, wenn ich den Blick etwas über den von Bergen, Wolken und darunter fressenden Kühen von meiner Terasse begrenzten Tellerrand erhebe. Offen gesagt, ein wenig makroökonomische Panik wäre nicht wirklich unangemessen, egal was man den Medien erzählt von wegen, dass die Krise jetzt vorbei sei, wie auch schon vor 9, 6 und 3 Monaten. Wir haben bisher noch nichts erlebt.

Und da hätte ich gerne die Lässigkeit des steinalten Ehepaares bei meiner bevorzugten Konditorei. Alt, wirklich alt, bleich und voller Altersflecke, beide jenseits von gut, böse und Schönheits-OP. Ziemlich tattrig, nicht wirklich viel Klang in der Stimme und erheblich gebückt. Sie nahmen jeweils ein Viertel von vier Torten, liessen es sich ein eine wirklich grosse Tortenschachtel verpacken, bezahlten mit einem 200-Euro-Schein und zitterten über die Strasse zu einer schon gut 20 Jahre alten 500er S-Klasse in Champagnergold. Die Torte kam in den Kofferraum, und dann knallte er am Steuer mit einer Rücksichtslosigkeit in den Verkehr, die man nur kennt, wenn man entweder jung und dumm ist, oder nichts mehr zu verlieren hat und die meisten anderen Verkehrsteilnehmer in die Böschung rammen kann. Vorne links war die Stossstange eingedellt - vielleicht hat da wirklich jemand unvorsichtigerweise auf seiner Vorfahrt bestanden.



Was hilft an solchen Tagen, ist der Weg von der Konditorei zum See, wo gebadet und gepaddelt wird, während die Schiffe alte Tanten zum Geld verschwenden nach Bad Wiessee schippern. Mögen die Wolken auch drohen, es bleibt warm, sonnig und sicher, denn das alles lebt bislang noch von sich selbst und den alten Säcken in den S-Klassen, die aus guten Gründen so leben, als gäbe es kein Morgen mehr. Der See, die Berge und der Himmel, sie alle werden immer da sein, egal wo welche Bank vor die Hunde geht, und ich kann hier immer sein und bleiben. Ausser morgen früh - da muss ich zum sparen auf den Flohmarkt in Pfaffenhofen.

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Samstag, 26. Juli 2008

Abendspaziergang

In Berlin führte mein Weg des Abends von der Gartenstadt Altlantik, die zu bewohnen ich das Vergnügen hatte, über die ein oder andere Brücke entlang an ruinösen Bauten zur Schönhauser Allee, dann hinunter zur Kastanienallee, vorbei an den Dealern unter der S-Bahn, später dann zum Arkonaplatz und über die müllverseuchten Brachen der Mauergrundstücke zurück auf die Badstrasse, hinunter zum Gesundbrunnen. Und jedesmal bracht ich mehr Dirt Pictures mit, als ich bringen konnte. Der entsprechende Ordner umfasst noch rund 900 nicht gepostete Abbildungen von Sofas, Kühlschränken und Müllansammlungen, die auf offener Strasse zu besichtigen sind, komplette Immobilien und Stadtviertel, die man eigentlich auch so bewerten könnte, nicht mitgerechnet.



Mein Abendspaziergang am See führt mich über das blitzsauber, in Blumenschmuck ersaufende Dorf Gasse hinauf durch den Wald, am Wildbach entlang auf die Neureuthalm in 1264 Meter Höhe. Man ist nur im Wald, es rauscht das Wasser und kein Fahrzeug, nur ganz zum Schluss, nach dem letzten harten Anstieg, treten die Bäume zurück und der Blick weitet sich zu einem Panorama, bei dem ich hysterisch lachen musste, so grandios ist der Blick und der Himmel, der sich am Abend ins Ultramarinblaue verfärbt.



Anderthalb Stunden dauert der Rückweg über den weichen Waldboden, und meine in Bad Ischl erworbenen Bergsportschuhe kleben geradezu auf Felsen und Wurzeln. Hier und da lugen die ersten kleinen Steinpilze aus dem Boden, zu jung noch, aber vorgemerkt für spätere Touren, die noch folgen werden. Weiter unten gleisst der See in der Abendsonne, und im letzten Licht geht es dann über die Kuppen und Hügel zurück, wo das Omelett mit Mangold, Pfifferlingen und Scamorza bereitet wird.



Blah, mag der Berliner stöhnen, der mit seinen Bildern, nicht schlecht, aber dafür muss er auch bei den Halbaffen in Bayern sitzen, den Korruptis der Staatspartei, und irgendwann werden sie ihm auch seine Berge weggentechniken und einen Kurpalast vor seine Berge klatschen, wo jetzt noch der Blick auf den Ostinberg ist. Aber - auch Bayern ändert sich. Gestern hat der mit der CSU bestens verdrahtete Herr Schörghuber zusammen mit seinen Freunden im Gmundner Rathaus vom bayerischen Verfassungsgericht oane neibetoniat, wie man hier sagt, bekommen. Denn der schönste Biergarten unten am See in in Gut Kaltenbrunn wird nach dem Urteil so schnell kein bonzokratisches, siebenstöckiges Tagungsressort mit Denkmalkadaver als Attrappe einer nicht mehr existierenden Gemütlichkeit.

Und, das sei noch gesagt, es ist hier so lächerlich einfach, tolle Bilder zu schiessen. It´s like shooting fish in a barrel.

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Touristen bereisen

und dabei kostenlos Salzburg sehen!

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Freitag, 25. Juli 2008

Was sie nicht wollten

Es war dann doch ein unerwartet scheusslicher Tag rund um den Dachstein bei der Ennstal-Classic. Der Koppenpass, wo ich an der ersten Kehre wartete, wurde aus der Route gestrichen - zu gefährlich bei diesem abartigen Wetter, und keine Überraschung. Ich selbst hatte mir die Durchfahrt nach Admont bei diesem Wetter auch verkniffen. In Salzburg hielt ich dann an und schickte meinen Auftraggebern, die fünf Bilder wollten, die zehn meines Erachtens besten Bilder. Nicht genommen haben sie die Aufnahme, die in meinen Augen alles zusammenfasst, Wetter, Kälte, Härte und Geschwindigkeit:


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Ebenfalls etwas enttäuschend, aber irgendwie verständlich wegen einer gewissen Unschärfe - aber was soll man machen bei 100 km/h und 1/120 Belichtungszeit - ist die Ablehnung dieses 300 SL. Genommen haben sie statt dessen einen 190 SL, der zwar vollkommen scharf war, aber auch entsprechend lahm unterwegs.


(Grossbild)

Wer sein Geld mit zuverlässigen Autokomponenten macht, hat natürgemäss auch nicht so arg viel Interesse an italienischen Kunstwerken, die alle 500 Kilometer zur Inspektion müssen - wenn sie es zur Werkstatt schaffen. Trotzdem wäre es schade, wenn das Bild auf der Festplatte verschimmelt.


(Grossbild)

Man muss vermutlich deutscher Ingenieur sein, oder mit solchen Leuten zu tun haben, um das hier nicht witzig zu finden. Schade. Damit hat es kein einziger Healey auf die entsprechende Seite geschafft.


(Grossbild)

Von der Firma gab es in etwa so viel Fahrzeuge wie Regen auf der Strecke. Habe ich schon mal gesagt, dass ich absolut nicht verstehe, wenn alte 911er bei solchen Touren mitfahren? Es sind einfach alte 911er. Jeder MG B ist exotischer. Genommen haben sie dafür zwei arme Schweine in einem 550 Spyder - der kein Verdeck hatte.


(Grossbild)

Und das Übelste: 150 Kilometer weiter westlich war den ganzen Tag das Wetter strahlend schön. Am Tegernsee, da wo ich herkomme und heute nicht war.

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An der Wetterscheide

Schön. Aber kalt. Eisig kalt. Es kommt nicht oft vor, dass ich im Juli im Sonnenschein überlege, das Verdeck zu schliessen. Aber am Tegernsee war es dann wirklich kalt.



Die Strassen bei Dürnbach waren noch nass, die Wolken klammern sich auch jetzt noch am den Wallberg, die Blauberge und die Hirschspitze. Im Südosten, wo ich heute hinfahre, soll sich noch mehr gehalten haben.



Da kann hinter jedem Pass ein Schneeschauer warten. Unberechenbar. Aber schön.

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