: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 15. September 2008

Wir leben in historischen Zeiten

Fassen wir mal den Tag zusammen:

Lehman Brothers wird bestenfalls in zwei Bereiche aufgespalten; einen guten Teil für den Verkauf und einen schlechten Teil, eine sogenannte Bad Bank für den Giftmüll der Finanzkrise, und diese bank wird künstlich am Leben erhalten, damit sie nicht über die Wupper geht und andere banken zwingen würde, ihren eigenen Giftmüll neu zu bewerten. Dieser den realen Markt verzerrende Irrsinn ist das Best Case Szenario

Vermutlich jedoch geht Lehman komplett über die Wupper. Das bedeutet, dass man die Reste verschleudert, um so weit wie möglich Forderungen anderer Marktteilnehmer zu erfüllen, die dann aber erst mal ganz eigene Probleme haben werden. Stichworte sind da etwa die Gewerbeimmobilien, deren Preis jetzt schon erodiert ist und mit einem Notverkauf bei Lehman weiter fallen dürfte. Da können ganz schnell mal ein paar hundert Milliarden durch Neubewertungen ebenfalls über die bloody Wupper gehen.

Und als sei das für einen tristen Montag im Herbst noch nicht genug, will der Versicherer American International Group morgen mitteilen, was er an Assets zu verkaufen gedenkt. AIG hat nach den Kursstürzen der letzten Tage keine Chance, anderweitig Geld für die kommenden Ausfälle durch Kreditversicherungen zu erhalten. AIG ist der zweitgrösste Erstversicherer dieser Welt.

Und dann haben wir mit Merrill "Wir haben keine Probleme" Lynch noch eine andere ins Taumeln geratene Bank, die gerade mit der Bank of America - der es auch nicht wirklich prima geht - über ein Zusammengehen verhandelt. In der Hoffnung, dass man, wenn man zwei lecke Schiffe übereinanderstapelt und verschweisst, das Wasser darunter so niedrig ist, dass beim Kentern immer noch was rausschaut.

Sowas nennt man als Historiker einen historischen Tag. Oder auch, je nach Lateinkenntnissen und Besitz ausserhalb von todsicheren Immobilien und Gold: Dies Ater. Wer schon immer mal am Abgrund feiern, nachher wertloses Geld im Bordell verpulvern oder es einmal so richtig krachen lassen wollte, sollte sich beeilen.

(Egghat hat die weitere Geschichte mit Links, hübsch auch weissgarnix)

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Real Life 14.09.08 - Eligible

Sie werden dich aufstöbern, finden, ihre Töchter zu dir schicken, und wenn du schwach bist, werden sie dich zwingen, auch die Verantwortung zu übernehmen, wenn du so weiter machst. Die kleine Beamtin da zum Beispiel, die du vorhin becirct hast, der ihre Mutter würde dich sicher ganz toll finden.

Ich habe sie nicht becirct, ich habe nur wahrheitsgemäss beantwortet, wo ich wohne, wie alt das Haus ist, etwas von der Restaurierung erzählt und die Tarte abgeliefert, weil Frau K. nicht da war. Es war nicht meine Idee, Frau K. hat diese Tarte bestellt, und ich kann sie ja schlecht auf die Treppe stellen, bei all den Besuchermassen. Ich musste sie ansprechen.und du hast, zugegeben, etwas von 53 räumen gesagt, und dass dir bei diesem objekt irgendwie der marmor im gang fehlt, aber das hat iris nicht gehört, iris hört nie zu, wenn du mit anderen frauen redest

Ach was, ich kenn dich, du hast sicher wieder mit den 53 Räumen angegeben, dem marmor, dem Parkett, dem Stuck, und die weiss auch, was das für ein Haus ist. Das weiss hier jeder, und besonders die Angestellten der Denkmalbehörden.

Na und? Vielleicht brauche ich ja bald wieder eine schnelle Genehmigung. Oder eine Zuschuss für die Fenster. Ausserdem ist da auch noch das Hinterhaus, das gemacht werden muss. Anträge, Anträge, Anträge. Da kann es nicht schlecht sein, am Tag des offenen Denkmals mit der Sachbearbeiterin über Erfahrungen mit Restaurierung und die Vorzüge einer Tarte und ihre angemessene Darreichung einer im historischen Kontext zu sprechen, und ihr eine Führung anzubieten, nachdem sie so nett war und so viel erzählt hat.



Grossbild hier, Riesenbild hier.

Und wenn du sie abgefüttert, mit dem Wein und deinen Sprüchen besoffen gemacht hast, kannst du mit ihrer extrem voreingenommenen Mutter über den Serviervorschlag für die Hochzeitstorte reden, meine Mutter kennt die nämlich, und die hat es noch immer nicht verwunden, dass Töchterchen nicht studiert hat und im Amt keine Lust hat, sich von einem Stadtrat seehofern zu lassen, und nun zur alten Jungfer wird. Typen wie du, mein Bester, leben hier gefährlich.

Noch etwas Tee, weichst du aus, und Iris sagt ja, denn es ist kalt draussen in den Strassen und unrestaurierten Häusern, mit denen Millionäre ihre Steuerlasten drücken, zu deren Genuss sie aber schon zu alt sind, sehr zur Freude der späteren Erben, die im Zweifelsfall ja auch noch da sind, wenn es um das Arrangieren von Zweckehen geht.

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Samstag, 13. September 2008

Umweg in den Herbst

Vergeblich telefoniert, lange gewartet, aber nicht lang genug, verpasst, über die eigene Wankelmütigkeit geärgert, allein geblieben, chancenlos Sonnenhänge gejagt, die beim Ankommen in Wolken ertranken und am Ende ganz allein am Walchensee angekommen. Surferstrand, kein Mensch, Niedrigwasser, die brettschlitzenden Steine sind an Land, lange Kiesflächen, wo sonst Wasser ist und glatte Oberflächen, wo der Wind sein sollte. Nichts ist, wie es sein soll. Ausser vielleicht dem Umstand, dass der Wechsel in den Herbst hier oben keine lange, quälende Angelegenheit ist, sondern ein Sturz über Nacht in den Vorwinter, der die Touristen vertreibt und die wenigen Überlebenden mit griesgrämigen Gesicht hinter Kurven auf gnadentodbringende Autofahrer warten lässt. Keiner würde etwas merken, schon die Jachenau war menschenleer, hier jedoch dodelt es.



















Gran Canaria soll im November voll mit alten Leuten sein, aber wenn ich an 6 Monate Finsternis denke - kennt jemand dort zufällig eine gute Autovermietung mit offenen Wägen (keine Opels)?

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Freitag, 12. September 2008

Eine simple Überlegung

Das amerikanische Regime bereitet einen Bailout für Lehman Brothers vor. Am kommenden Wochenende. Bevor die asiatischen Börsen wieder aufmachen.



Denn das sind die Geldgeber der USA. Die muss man bei Laune halten. Das regime wird, grob geschätzt, mindestens 40 Milliarden Risiken decken, und das wird auch nötig sein.



Danach stehen noch Merill Lynch, Wachovia, Washington Mutual, AIG und die amerikanische Autoindustrie in der Schlange und brauchen ebenfalls einen drei- bis vierstelligen Milliardenbetrag, um ihre Verluste zu kompensieren und irgendwie unter neuer Leutung zu überleben. Neben vielen kleinen Banken und dem militätischen Komplex.



Damit nähern wir uns dem Punkt, da die USA nicht mehr alles auf die Steuerzahler wird abwälzen können. Oder auf die zukünftigen Generationen. Oder auf die Sponsoren des Irrsinns ihrer Finanz- und Kriegspolitik. Wir nähern uns dem Punkt, da die einen nicht mehr zahlen können und die anderen nicht zahlen wollen.



Es gibt Bailouts für die Wallstreet durch das Regime, aber es wird keinen Bailout für den Staat durch die Finanzmärkte geben. Die Finanzmärkte werden versuchen, sich selbst zu retten. Zum Teufel mit dem Staat. Zum Teufel mit allem, was nicht Finanzmarkt ist. Mit uns, beispielsweise.

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Donnerstag, 11. September 2008

Baden gehen. Ohne die falschen amerikanischen Freunde

Lehman Brothers ging heute baden.



Washington Mutual ging heute baden.



Und ich ging heute baden.



Nur einer von uns dreien wird das nächste Jahr unbeschadet erleben.

[Edit: Das habe ich vor dem Essen gehen nicht mehr geschafft]Womit wir bei den rassistischen Freunden Amerikas sind. Die rechtsradikalen Schmierfinken, die jede kriegerische Tätigkeit des Bushregimes beklatscht haben, die Andersdenkende gern als Antisemiten bezeichnen und die, so jüdisch oder sich jüdisch gebend, a Schand für die Gojim sind. Es gibt diese Rassisten, die gern einen Weltkrieg gegen "den" Islam hätten, in Talkshows, in extremen Vereinigungen auch auch, bedauerlicherweise, in Blogs.

Man darf natürlich nicht aufrechnen, aber zwei Dinge gilt es zu berücksichtigen: Die aktuelle Finanzkrise dürfte die meisten Amerikaner direkter und härter treffen als die Anschläge vom 11. September, egal ob man jetzt die sinnlose Kriege und das komplete Versagen der amerikanischen Regierung beim Nation Building mit einpreist, oder nicht. Und die hohen Kosten dieser Kriege sind durch exakt jene Blase refinanziert worden, die jetzt platzt. So oder so hätten unsere bloggenden Neoconazis jeden Grund, aktiv zur Tat zu schreiten. Allein schon, weil mit dem Platzen der Blase auch die Finanzierung ihrer Kriegs- und Auslöschungsgelüste ins Stocken kommt.

Aber - ich sehe nichts. Ich lese von keinem sogenannten "Publizisten", dass er Teile seines Verdienstes für Amerikaner einsetzt, die ihr Haus verloren haben. Ich sehe keinen Kölner Moscheenfeind, der seine paar lumpigen Kröten zum Stützen des Kurses von Washington Mutual ausgeben würde. Ich sehe kein Team gegen Bürokratie, das jetzt loszöge und amerikanische Schuldverschreibungen erwörbe, mit einer Hypothek auf das eigene Häuschen. Da ist kein neuer Europäer und kein halbanonymer Arzt im Badischen, die ihre Leser zu Solidaritätskäufen aufriefen, wie sie ausgerechnet bei den Kuwaitis und Saudis - Islamangehörige! - gar nicht mal so selten sind.

Die ganze versiffte Drecksbande, die deutsche Soldaten im Irak sterben sehen wollte, für ihre Vorstellung eines angeblichen neuen Weltkrieges, wird ganz kleinlaut, wenn sie mit ihrem Geld ein klein wenig bewegen könnten. Dabei geht es diesmal wirklich um die Rettung des vergötterten freien Landes und der freien kapitalistischen Wirtschaftsordnung (unter Ausschluss von Bailouts und Schnelltendern und Diskontfenstern und Negativzinsen und Steuerschecks und Geschenke für die Wallstreet). Diesmal bräuchte Amerika sie wirklich, diesmal müssten sie mehr tun als rassitische Beiträge in ihre Blogs kippen -

Aber sie bleiben dabei, bei ihrer kleinen, widerlichen Hassnummer. Das ist einfacher und billiger und vielleicht sind sie auch wirklich nur ein Haufen elender Hungerleider, die zum Rassisten wurden, weil jeder Dönerbudenbesitzer bessere Geschäfte macht. Und in der Nachbarschaft trotzdem beliebter ist, weil er halt kein dreckiger Hetzer und Verschwörungstheoretiker ist. Vielleicht können sie sich nichts anderes leisten, als ihren kleinen, miesen rassistischen Beitrag zum sinnlosen Krieg einer grossen, schlecht dastehenden und von ihrem Abgott ruinierten Macht gegen irgendwelche Länder der Dritten Welt und die eigene Bevölkerung, die bei diesem Drecksspiel auf der Strecke bleibt.

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Ein Hauch Italien

Gestern war in Hall der Markttag. Und weil es von Italien aus nicht allzu weit über den Brenner ist, gibt es dort auch einen italienischen Käse-, Wurst- und Brothändler. Ich bin ja grosso modo nicht so der grosse Fan von italienischem Brot, da zu lapprig und geschmacklos, aber er hatte neben Vinschgauern auch hübsch öliges Olivenbrot dabei, das jede Papiertüte schnell durchnässen würde.



Das dann mit Tomaten, Büffelmozarella, Grana Padano, Zwiebeln und Mangold überbacken, und schon ist Italien - oder sagen wir besser, das Trentino - am Tegernsee. Vielleicht ist das ein Zukunftsmodell für Zeiten, da das reine Fahren teurer sein wird, als das Bleiben: Man trifft sich wieder irgendwo in der Mitte in einer reizenden Stadt und tauscht dort, zwischen zwei Pässen Waren und Geld aus. Dank EU und Zollunion ist das ja alles kein Problem mehr. Und wer Städte wie Arco liebt, wird auch von Hall begeistert sein.

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Not gone surfing

Sagt der Name Peter Thommen jemandem etwas? Peter Thommen ist Shaper, das heisst, er formt aus einem Styrofoamklotz ein Surfboard. Von der Sorte gibt es viele, aber Thommen hat die Bretter für Bjørn Dunkerbeck gemacht, und der ist ziemlich oft damit Weltmeister geworden. Die - relativ zu meinem damaligen Vermögen - teuerste Anschaffung meines Lebens war ein Brett von Thommen, verbunden mit einem kompletten Wipeout meiner Ersparnisse, aber es ist ein feines Brett und hat viel Spass gemacht.



Es liegt jetzt seit ein paar Jahren im Keller, aber als ich an den See gezogen bin, dachte ich, dass es doch eine gute Gelegenheit wäre, es mal wieder auszupacken. Windsurfen ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht, und dass es nicht das neueste Modell ist, ist mir egal. Man braucht nur etwas Wind, sagen wir 5 Beaufort, der Rest ist vorhanden.



Vielleicht nehme ich mir ein Vorbild an den amerikanischen Einrichtungstrends, oder degradiere ich das Brett nächstes Jahr zur Paddelhilfe, aber 2008 war bislang an exakt o Tagen ausreichend Wind zum surfen. Das ist wenig. Ganz möchte ich die Hoffnung nicht aufgeben, aber mir fehlt inzwischen doch jede Zuversicht. Das hier ist nicht der Gardasee. Hier sind keine Alpenwinde, nur Alpen, die Winde abhalten.



Bliebe als wassersportliche Alternative nur noch ein Segelboot, oder ein Kajak. Sage bitte keiner "Schwimmen", der Tegernsee ist kalt und ich hasse schwimmen. Ich stehe also an diesem grandiosen Gewässer, ich mag seinen frischen Geruch und die niemals gleiche Farbenpracht, ich bin gern hier, weil er mir Ruhe schenkt, aber ich es ist mir nicht vergönnt, ihn zu befahren. Non cuivis contingit adire Corinthum.

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Mittwoch, 10. September 2008

Glaube Liebe Hoffnung

Ich liebe solche Ausblicke zum Frühstück, und natürlich auch meine Kürbistarte.



Ich glaube, es wird heute in Hall in Tirol ein sehr netter und angenehmer Tag; ein wenig heiss vielleicht, aber schön.

Und ich hoffe, dass ich nach Hause komme und Lehman Brothers tot über dem Zaun hängt, und sich bitte niemand dazu hinreissen lässt, diese unfähigen Raffkes zu retten.

So lange empfehle ich schon mal diese kleine Lektüre. Vielleicht will jemand noch zur Bank und ein wenig Bares abheben? Und wer meint, dass man so nicht über die Tugenden des ersten Korintherbriefs reden darf: 1. Kor. ist auch nur ein misogynes Stück Propaganda eines Angehörigen einer Hassgruppe.

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Mittwoch, 10. September 2008

Was taten Sie am Tag, als der Kapitalismus stürzte?

Am 9.9.2008, als der Crash von Lehman Brothers und Washington Mutual offensichtlich wurde, und jedem klar war, dass dieses Doppelpack nicht "to big to fail" ist, sondern "to big to rescue"? Am Tag, als manche Schwachköpfe wegen der "Rettung" von Fannie Mae und Freddie Mae durch die Regierung noch das Ende der Krise ausriefen, so wie vor 21 manche Parteikader des Ostens die Fortführung des Sozialismus, ohne zu begreifen, dass der amerikanische Staat selbst so pleite ist, dass er gerettet werden müsste? Am 9.9. musste ich ein paar geschäftliche Dinge erledigen, Verwaltungskram, Rechnungen, Briefe, ein Kundengespräch, und dann habe ich meine Eltern überzeugt, mit mir an den Tegernsee zu fahren, weil: Schöner wird es nicht mehr. Dort standen dann zwei Berge auf dem Programm.



Im Vordergrund erst mal der Datschiberg, und danach der Berg im Hintergrund.



Es ist hier ja so, dass ich keine langen Wege gehen muss, oder mit dem Auto fahren, um zum Berg zu kommen. Der Berg fängt gleich hinter dem Seepanorama an, an dem entlang ich zu ihm gehe.



Es gibt viel Schönes am Berg, aber das Schönste war das küssende Paar oben auf der Alm, gleich hinter dem steilen Endaufstieg, als sich am Horizont die Berglandschaft weitete.



So sieht es da oben aus. Ein paar Bänke stehen in einem Steingarten, der jetzt schon verblüht ist, aber ich habe mit dieser Aussicht ohnehin kaum ein Auge für Blumen.



Ich kann mir das stundenlang anschauen. Ich brauche nichts anderes, es wird auch nicht langweilig. Irgendwann macht die Hüttenwirtin die Sonnenschirme zu, dann wird es Zeit, aufzubrechen.



Denn die Sonne steht schon tief, es wird im Wald schnell finster, und beim Springen über Stock und Stein braucht man Licht; zumal ich von der lichten Höhe aus in den Sonnenuntergang hineinlaufe.



Zum grossen Spektakel der hereinbrechenden Nacht war ich dann unten am Fusse des Berges, sehr zufrieden und überhaupt nicht aufgeregt von dem, was auf einem anderen Kontinent geschah. Ich hatte es da oben nicht mitbekommen, und das einzige, was ich wirklich bedauert habe war, dass ich dort oben niemand küssen konnte. Komisch, oder? An der Krise hängt auch meine berufliche Existenz, nicht allzu nah, aber doch so, dass ich mir Sorgen machen sollte, und trotzdem: Sollen sie doch alle krepieren, solange ich irgendwann mit einer Frau da oben im Gras liegen kann.

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Montag, 8. September 2008

Empfehlung heute - Prima!

Seit Freitag sitze ich innerlich an einem Text über zur Schau getragenen Nachwuchs. Nicht die Softcoreversion im Netz, sondern das echte Kindergenutte im realen Leben. Das Guck mal ich habe jetzt auch einen Lebenszweck Getue. Die Natürlich könnte ich es auch zuhause lassen aber ich will ja auch dass wirklich jeder der es schon aus anderen Quellen gehört hat auch wirklich wirtklich mitbekommt Nummer. Und der Ich weiss genau was Du denkst aber das ist nicht der Platz und die Zeit es auszusprechen Anspruch. Die Sex ist jetzt endlich nicht mehr so wichtig Ausrede und die Mutter sein ist wirklich toll und war eigentlich schon immer mein Ziel Angeberei. Übersetzt: Früher war ich nur unreif und asexuell aber heute wird bei uns zuhause gebrüllt und es gibt Kotspiele.

Ich sitze also an einem brettharten Hasstext und weiss auch, dass die Empfängerinnen das hier mitunter lesen, aber es fällt mir nichts ein, was einerseits adäquat und andererseits allgemein genug bliebe. Ausserdem möchte ich absolut nicht, dass jemand im Nachhinein denkt, es würde mir allzuviel ausmachen, wo doch alles und jeder wusste, dass es über kurz oder sehr kurz so kommen würde. Es ist nicht die Tatsache, es ist ihre Instrumentalisierung, es ist kein Gift, nur eine Verstimmung. Aber - dank Itha habe ich ein Mittel dagegen.

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Verschlungene Wege

Nein. mag sein, dass es woanders so ist, aber bei uns nicht. Bei uns hat der Sommer einen sehr, sehr langen Atem, er ist nie ganz weg, und er muss aus seinem Winterquartier in Italien gar nicht viel pusten. Ein paar müde Schnaufer reichen, und der Kälteinbruch ist vergessen, die Strassen werden trocken, und vom Regen bleibt nur das saftige Grün auf dem Weg zurück in die Provinz.



Der Weg ist nicht einer, sondern viele, es gibt Abzweigungen und Kurven und ein stetes Hin und Her, es ist noch etwas Zeit bis zur Pflicht, und wenn auch die Region Warngau nicht so schroff-majestätisch wie die Berglandschaft ist, so hat sie doch auch ihre Reize unter dem italienisch blauen Himmel, die Luft ist silbrig bei Allerheiligen, und bei der alten Post sind die weissroten Tischdecken draussen.



Und wie jedes Jahr erst hier die Erkenntnis, es zu selten getan zu haben, zu oft verzichtet zu haben, die Tage oft, aber dennoch zu selten genutzt, die Reifen immer noch zu neu und deshalb taxiert, ob es nicht doch die Chance gibt, gleich wieder zurückzufahren. Es ist auch nicht schlecht in der Provinz.



Aber es sind die Tage, da man noch einmal am See sein sollte; es sind nicht mehr zu viele Tage, und der Winter wird noch lang und eisig genug; vielleicht, wenn es schlcht läuft, auch ohne die Möglichkeit, die Berge zu überqueren und irgendwo zu verweilen, an einem Ort, den es noch mitzunehmen gilt, der ein Versteck bietet vor dem Unausweichlichen, das so oder so kommt. Man muss der Realität ins Auge schauen: In 20 Jahren wird man nicht mehr einfach so über die Landstrassen knattern. Vor uns die Sintflut.

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Spätes Frühstück am Rande einer brüchigen Welt

Bei der letzten Krise wollte ich unbedingt dabei sein. ich war hoch motiviert, begierig auf das Abenteuer und mit Begeisterung bei der Sache. Am Anfang. Am Ende war es nicht halb so spannend wie gedacht und doppelt so übel, und ich musste immer an Micha denken, der mir gesagt hat: Krieg ist Langeweile, man sitzt tagelang rum und dann kommt für ein paar Minuten das Adrenalin, und am Ende ist es nur wichtig, heil rauszukommen. Dabei ist Micha selbst einer von denen, die möglichst nah dran sein wollen.



Diesmal stehe ich quasi am Rand und schaue zu, und überlege, was noch passieren muss, dass es mich in den nächsten Monaten betrifft. Ziemlich viel, auch wenn der Abstand mit dem gestrigen Tag kleiner geworden ist. Es sagt sich so leicht, dass jetzt die amerikanischen Steuerzahler den Finanzgiftmüll absichern. Jaha, bitte, welche amerikanischen Steuerzahler eigentlich? Die, die jetzt schon eine negative Spatquote haben und für die Schuldenlast dann eben weniger konsumieren können, was die Wirtschaft in die Rezession prügelt, mit Arbeitslosigkeit und weiteren Kreditnehmern, mein Hauskredit, mein Autokredit, mein Bootkredit, mein Ipodkredit, mein Benzinkredit, die dann nicht mehr zahlen können? Kann man eine Schuldenlawine aufhalten, indem man eine Schuldenlawine reinlaufen lässt? Wie tief geht das runter, wie hoch sind die Berge, wie nah bin ich dran?

Ich gebe ungern Ratschläge, aber ein Bankrun ist sicher nicht ganz doof in dieser Situation, und vielleicht probiere ich nur mal zu meiner Beruhigung, ob ich mit 6 Euro am Tag durchkomme.

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Montag, 8. September 2008

Problemlösung amerikanischer Art

Ich finde es ganz erstaunlich, wie wenig man momentan von den Rufen nach Privatisierung hört, wenn ein Staat wie die USA faktisch für 5.000 Milliarden Kredite meist minderwertiger Art garantiert und deren Verursacher unter seine Kontrolle stellt. Wo sind jetzt unsere Wirtschaftskapitäne, die Lobbyisten und ihre gekaufte Johurnaille, wo sind denn jetzt die SPONianer und FTDler, wo die vielen Neoliberalalas, die das wohlfeil fickbare Sprachloch für bezahlende Kreise sind, mit dem entsprechenden Aufschrei?

...

Was gerade durch die Kontrollübernahme bei Fannie Mae und Freddie Mac geschieht, ist nicht die grösste Übernahme privater Fehleinschätzungen und unkalkulierbarer Risiken der Geschichte; da gab es noch andere Beispiele. Oh, es sind durch die Bank Beispiele mit fragwürdigem Ende, nehmen wir nur mal die East Indian Company, deren Versagen die Amerikaner erst ihre Unabhängigkeit "verdanken". Oder die Missisippi-Blase, deren Geldscheine hübsche Parallelen mit den US-Krediten haben. Es gibt also historische Vorbilder, und die Welt hat sie auch überstanden, mit ein paar Wirtschaftskriegen, Hungersnöten, Völkerrechtsverletzungen und anderen Dingen, die wir heute in Den Haag verhandeln würden. So gesehen sind Staaten wirklich in der Lage, durch Verstaatlichung katastrophaler Firmen und anschliessenden stärkeren Kontrollen die Folgen allzu freier Märkte festzunageln und abzufangen.



Zahlen tut, auch das ist historisch korrekt, immer die Bevölkerung und besonders gern der Teil, der sich nicht an der Zockerei beteiligt hat. Ausser der russischen Revolution von 1917/18 wüsste ich auf die Schnelle keinen wirtschaftlichen Totalschaden, bei dem man die Verantwortlichen wirklich umfassend zur Rechenschaft gezogen hätte. Und auch in den USA ist das aktuell nicht geplant.

Was dafür sorgen wird, dass die Wünsche nach einem Bailout jetzt auch von Lehman Brothers kommen werden. Bei 5 Billionen Kreditrisiken, die jetzt schon geschultert werden, wäre das nur ein Klacks. Da ist auch noch die wacklige Washington Mutual. Und Boeing und die Autoindustrie, und vielen, vielen anderen, die nicht fit für die Krise sind. Am Ende wird man feststellen, dass ein ganzen Land nicht fit für die Krise war. Und dann? Hyperinflation? Staatsbakrott? Beides? Oder ist bald der Zeitpunkt erreicht, da Kuwait, China und Luxemburg die besten Teile rausschneiden, um den Rest krepieren zu lassen?

Ein kleiner Tipp für die Partei, die einen alten Chef wieder bekommen und immer noch nicht Berliner Ritalischlucker mit fragwürdigen Fahrtenbüchern aus den Gremien peitscht: Bei der nächsten Wahl muss man sich um die internationale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands keine gedanken mehr machen, denn die Konkurrenz geht gerade über den Jordan. Statt dessen Binnenmarkt, Reallohnzuwächse und verbesserte Inlandsnachfrage. Ausser Finanzgiftmüll und unbezahlte Rechnungen in kaputten Währungen gibt es mittelfristig bei der Globalisierung nicht mehr viel zu holen. Und wenn die Affen der Neoliberalen jetzt ob der Risikoübernahme des Staates die stinkenden Mäuler halten, halten sie vielleicht auch die Fresse, wenn sie 2009 die zum Humankapital degradierte Bevölkerung als Rettungsanker brauchen - wenn die sich unverständlicherweise nicht entschliessen sollte, die Bande a la russe abzutragen.

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Vielleicht hoffen Müntefering und Steinmeier,

dass sich Lafontaine angesichts der Neuverfilmung von "Grumpy old men" einfach totlacht, heute Nacht. Das wäre eine Erklärung. Nicht gut, aber eine Erklärung.

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