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Dienstag, 1. Juni 2010
Bilder und Spielzeuge
Mein Weg führte mich heute zur Bank, hatte ich doch aus der Ferne schriftlich für ein Gemälde und ein Aquarell geboten und war - zu meiner grossen Überraschung - weder von einem Zahnarzt in den Boden geboten noch von einem Berater ans Limit gehetzt worden. Gut, Ruinen sind nicht jedermanns Sache, aber bei dem Stillleben hätte ich nicht gedacht, dass ich es wirklich bekomme. Vielleicht gelang es, weil der Umgang mit Digitalkamera und CMS bei diesem und vielen anderen Auktionshäusern noch immer nicht beherrscht wird. Auf dem winzigen Bild sah es jedenfalls schrecklich aus, und hätte ich es nicht in der hand gehabt, hätte ich auch verzichtet. So aber warf ich frohgemut die Überweisung ein und harre nun des Pakets.
Gleich neben meiner Bank ist der hiesige Spielzeugladen. Er ist nicht ohne Erfolg, seit er aufgemacht hat, massenhaft infaltiles Volk ist da drinnen, grabscht das Zeug an und lächelt blöde. Wie es nun mal so ist, kommt das Zeug aus chinesischer Billigproduktion und kostet ein heidengeld, aber es wird trotzdem gekauft, und geglaubt, man habe keinen Tüddelkram erworben, der alle zwei Jahre auf dem Müll landet, sondern ernsthafte Arbeitsgeräte. In diesem Laden nun war das neuste Spielzeug, und ich ging hinein und schaute es mir an, weil man mir davon schon so einiges erzählt hatte. Es nennt sich iPad und ist scheisse.
Ich will nicht sagen, dass das nie etwas wird. Es kann sein, dass sie sowas irgendwann wirklich marktreif machen, dass es auch für Menschen taugt, die wirklich damit arbeiten wollen. Aber das Ding ist ein Spielzeug, und all die Hoffnungen, das werde die neue Zeitung und der neue Zeitungskiosk, kann man knicken. Das Ding ist die Hummelfigurengruppe des frühen 21. Jahrhunderts, und für alles, was man wirklich braucht, um zu arbeiten, sollte man bloss nicht diesen Müll schicker Natur kaufen. Ich wohne ja in einer dummen, kleinen Stadt an der Donau, wo man mit Arbeit und nicht mit asozialem Netzwerkgelaber zu seinem Geld kommt - da ist es nicht der Renner. Hier liegen massenweise diese Dinger rum. Ich war auch der einzige, der gerade im Laden war.
Und wie wenig es die Zukunft ist, kann man beim Fontblog nachlesen. Das heisst nicht, dass ich an die Unsterblichkeit der gedruckten Zeitung glaube, aber das macht immer noch mehr Sinn als dieses Ding, so wie es jetzt ist. Ich will niemanden abhalten, sich sowas zu kaufen, denn ich freue mich durchaus über gute, gebrauchte Subnotebooks. Ich wage aber zu behaupten: Alles, was schon im normalen Internet nicht geht, wird auch auf dem iPad kein Geld bringen. Von mir nach der Auktion schon gleich gar nicht.

Überhaupt frage ich mich, ob der iPad nicht auch wieder nur so ein Ding für die "Interpassivität" im Sinne Robert Pfallers ist - ein Rumliegerli, das gestressten Daueronlinern das Gefühl vermittelt, wirklich immer und überall dabei zu sein, weil es eben als Stellvertreter da und für ihre Zwecke geeignet ist. Die wichtige Frage aber ist, nachdem ich einen Platz für mein neues Teesieb gefunden habe: o hänge ich das Gemälde hin?
Gleich neben meiner Bank ist der hiesige Spielzeugladen. Er ist nicht ohne Erfolg, seit er aufgemacht hat, massenhaft infaltiles Volk ist da drinnen, grabscht das Zeug an und lächelt blöde. Wie es nun mal so ist, kommt das Zeug aus chinesischer Billigproduktion und kostet ein heidengeld, aber es wird trotzdem gekauft, und geglaubt, man habe keinen Tüddelkram erworben, der alle zwei Jahre auf dem Müll landet, sondern ernsthafte Arbeitsgeräte. In diesem Laden nun war das neuste Spielzeug, und ich ging hinein und schaute es mir an, weil man mir davon schon so einiges erzählt hatte. Es nennt sich iPad und ist scheisse.
Ich will nicht sagen, dass das nie etwas wird. Es kann sein, dass sie sowas irgendwann wirklich marktreif machen, dass es auch für Menschen taugt, die wirklich damit arbeiten wollen. Aber das Ding ist ein Spielzeug, und all die Hoffnungen, das werde die neue Zeitung und der neue Zeitungskiosk, kann man knicken. Das Ding ist die Hummelfigurengruppe des frühen 21. Jahrhunderts, und für alles, was man wirklich braucht, um zu arbeiten, sollte man bloss nicht diesen Müll schicker Natur kaufen. Ich wohne ja in einer dummen, kleinen Stadt an der Donau, wo man mit Arbeit und nicht mit asozialem Netzwerkgelaber zu seinem Geld kommt - da ist es nicht der Renner. Hier liegen massenweise diese Dinger rum. Ich war auch der einzige, der gerade im Laden war.
Und wie wenig es die Zukunft ist, kann man beim Fontblog nachlesen. Das heisst nicht, dass ich an die Unsterblichkeit der gedruckten Zeitung glaube, aber das macht immer noch mehr Sinn als dieses Ding, so wie es jetzt ist. Ich will niemanden abhalten, sich sowas zu kaufen, denn ich freue mich durchaus über gute, gebrauchte Subnotebooks. Ich wage aber zu behaupten: Alles, was schon im normalen Internet nicht geht, wird auch auf dem iPad kein Geld bringen. Von mir nach der Auktion schon gleich gar nicht.

Überhaupt frage ich mich, ob der iPad nicht auch wieder nur so ein Ding für die "Interpassivität" im Sinne Robert Pfallers ist - ein Rumliegerli, das gestressten Daueronlinern das Gefühl vermittelt, wirklich immer und überall dabei zu sein, weil es eben als Stellvertreter da und für ihre Zwecke geeignet ist. Die wichtige Frage aber ist, nachdem ich einen Platz für mein neues Teesieb gefunden habe: o hänge ich das Gemälde hin?
donalphons, 01:05h
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Staatsenthauptet
donalphons, 16:38h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 31. Mai 2010
Das Lächeln des Geschichtsfreundes
Als Kulturhistoriker hat man natürlich ein Faible für die Ruinen einstiger Grösse, und ich muss immer breit grinsen, wenn ich an den ehemaligen Hallen von Quam, jenem irrwitzigen Telco-Versuch in München vorbei komme. In ketzter Zeit grinse ich auch, wenn ich in Wildbad Kreuth wieder aufs Gas steige. Und am Schwarzhorn

nahe des Flüelapasses reicht es mir zu wissen, dass dort nichts war, sondern nur sein sollte und doch nie wurde, um auch zu lächeln. In der FAZ.

nahe des Flüelapasses reicht es mir zu wissen, dass dort nichts war, sondern nur sein sollte und doch nie wurde, um auch zu lächeln. In der FAZ.
donalphons, 01:42h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 30. Mai 2010
Rufende Pflichten
Man kann nicht immer nur Urlaub machen. Eigentlich war ich seit Ende April nie mehr richtig daheim, ich packte um und fuhr wieder weg.

Und wenn ich mal da war, war all das andere, was man eben tun muss, wenn man da ist, vom Müll rausbringen bis zur Wohnungsabnahme.

Inzwischen ist es auch nicht mehr so schlimm mit dem Heuschnupfen, auch auch der Baum vor dem Haus am Tegernsee, der letztes Jahr so jämmerlich beschnitten wurde, macht sich wieder ans Ausbreiten.
Die Kühe sagen mir, wie ich mein Leben die nächste Zeit organisieren sollte: Langsam, gemächlich, und dann ist da noch so einiges zu streichen, in den nächsten vier Wochen.

Sieht nach geruhsamen Zeiten aus, und abscheulichem Wetter, da bleibt man besser daheim, tut, was getan werden muss, liest, und blättert durch alte Bilder dieses sehr, sehr schnellen Frühlings, und schaut, dass man die Ersatzteile zusammen bekommt, so wie heute.

Wieder eine Sorge weniger. Es wird schon. In ein paar Wochen wird wieder gereist.

Und wenn ich mal da war, war all das andere, was man eben tun muss, wenn man da ist, vom Müll rausbringen bis zur Wohnungsabnahme.

Inzwischen ist es auch nicht mehr so schlimm mit dem Heuschnupfen, auch auch der Baum vor dem Haus am Tegernsee, der letztes Jahr so jämmerlich beschnitten wurde, macht sich wieder ans Ausbreiten.

Die Kühe sagen mir, wie ich mein Leben die nächste Zeit organisieren sollte: Langsam, gemächlich, und dann ist da noch so einiges zu streichen, in den nächsten vier Wochen.

Sieht nach geruhsamen Zeiten aus, und abscheulichem Wetter, da bleibt man besser daheim, tut, was getan werden muss, liest, und blättert durch alte Bilder dieses sehr, sehr schnellen Frühlings, und schaut, dass man die Ersatzteile zusammen bekommt, so wie heute.

Wieder eine Sorge weniger. Es wird schon. In ein paar Wochen wird wieder gereist.
donalphons, 01:07h
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Himmlische Gerechtigkeit
Gerade ging hier ein enormes Gewitter nieder, verhinderte die blödsinnige Knallerei des hiesigen Massenbesäufnisses völkischer Natur und wusch dessen Besucher heim in ihre Löcher. Jetzt noch eine schnelle Erdspalte unter Oslo und den elenden Quislings des Mediennationalismus, und der Abend ist schön.
donalphons, 01:03h
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Versager im Vergleich
Ich glaube nicht, dass das Urteil er Geschichte über Hugo Chavez allzu positiv ausfallen wird. Chavez hat unterwegs zu viele Fehler gemacht, und nicht alles ist nur die traditionell schlechte PR marxistischer Herrscher in den westlichen Medien. Ich will aber keinen Hehl daraus machen, dass ich Chavez weit, weit vor George Bush jr. sehe.
Aber der ist ja nun nicht mehr im Amt, und statt dessen haben wir Herrn Obama, dem gegenüber ich vor früher Zeit an eher kritisch eingestellt war, da zu visionär und zu wenig konkret, was bei einem Politiker immer ein schlechtes Zeichen ist. Die Ergebnisse - eine die Pharmalobby begünstigende Gesundheistreform, wachsweiche und sehr späte Gesetze fürgegen die organisierten Kriminellen der Wall Street, das Aufkommen rechtsextremer Bewegungen, Niedergang einer auf den Wechsel hoffenden Mehrheit - sieht man auch ohne Blick auf das Bohrloch der Deepwater Horizon, jenes braune Suppe auskotzende Debakel, das sehr zu Amerrika passt. Jenes Drama, das letztlich nur einen Teil der Ölstrategie genau dieses Präsidenten darstellt, der Genehmigungen für ähnliche Projekte ohne mit der Wimper zu zucken erteilt hat.

Und angesichts des gigantischen Skandals und des auf allen Ebenen sichtbaren Versagens inclusive korrupter Machenschaften kann man natürlich jetzt schon eine Frage stellen: Was ist besser - die Verstaatlichung solcher Konstrukte oder das Vertrauen auf eine sogenannte Marktwirtschaft, die das alles besser kann, weil sie den vernünftigen Regeln des Marktes unterworfen ist. The Chavez way oder the American way. Im Prinzip müsste es nach meinem Empfinden die Möglichkeit geben, im Notfall nicht nur Banken, sondern auch Firmen zu enteignen und unter Staatskontrolle zu stellen. Aber dazu wird es nicht kommen - Obama wird nicht einmal versuchen, das Desaster als Anlass zu einer echten Wende in Sachen Umweltschutz zu nehmen. Diese Präsidentschaft ist angesichts der Möglichkeiten ein wirkliches Debakel, viel schlimmer als alles, was Chavez anstellen konnte. Der hat den Typen wenigstens mal gezeigt, dass er auch anders kann.
Unabhängig davon frage ich mich natürlich auch, ob die deutsche Atomaufsicht und die Versorger genauso arbeiten wie BP und die verantwortlichen US-Stellen.
Aber der ist ja nun nicht mehr im Amt, und statt dessen haben wir Herrn Obama, dem gegenüber ich vor früher Zeit an eher kritisch eingestellt war, da zu visionär und zu wenig konkret, was bei einem Politiker immer ein schlechtes Zeichen ist. Die Ergebnisse - eine die Pharmalobby begünstigende Gesundheistreform, wachsweiche und sehr späte Gesetze fürgegen die organisierten Kriminellen der Wall Street, das Aufkommen rechtsextremer Bewegungen, Niedergang einer auf den Wechsel hoffenden Mehrheit - sieht man auch ohne Blick auf das Bohrloch der Deepwater Horizon, jenes braune Suppe auskotzende Debakel, das sehr zu Amerrika passt. Jenes Drama, das letztlich nur einen Teil der Ölstrategie genau dieses Präsidenten darstellt, der Genehmigungen für ähnliche Projekte ohne mit der Wimper zu zucken erteilt hat.

Und angesichts des gigantischen Skandals und des auf allen Ebenen sichtbaren Versagens inclusive korrupter Machenschaften kann man natürlich jetzt schon eine Frage stellen: Was ist besser - die Verstaatlichung solcher Konstrukte oder das Vertrauen auf eine sogenannte Marktwirtschaft, die das alles besser kann, weil sie den vernünftigen Regeln des Marktes unterworfen ist. The Chavez way oder the American way. Im Prinzip müsste es nach meinem Empfinden die Möglichkeit geben, im Notfall nicht nur Banken, sondern auch Firmen zu enteignen und unter Staatskontrolle zu stellen. Aber dazu wird es nicht kommen - Obama wird nicht einmal versuchen, das Desaster als Anlass zu einer echten Wende in Sachen Umweltschutz zu nehmen. Diese Präsidentschaft ist angesichts der Möglichkeiten ein wirkliches Debakel, viel schlimmer als alles, was Chavez anstellen konnte. Der hat den Typen wenigstens mal gezeigt, dass er auch anders kann.
Unabhängig davon frage ich mich natürlich auch, ob die deutsche Atomaufsicht und die Versorger genauso arbeiten wie BP und die verantwortlichen US-Stellen.
donalphons, 00:06h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 28. Mai 2010
Eine Stadt wie ein Ponzi Schema
"Best of the Alps" soll Davos in der Schweiz sein. 10000 Euro pro Quadratmeter, gern auch mehr, darf dort das Wohneigentum kosten. Aber wenn man dort ist, fragt man sich: Wofür? Für diese meist billig wirkenden Hundehütten? Und ein wenig verblichene Geschichte einer nicht mehr existierenden Bürgerlichkeit? Davos ist ein ausgesprochen hässliches Rätsel, das ich in der FAZ auch nicht lösen kann.
donalphons, 01:22h
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Der gute, alte Brachers
Daheim, nahm ich mir vor, würde ich nachschauen, ob nicht gerade die Silvretta Classic stattfindet. Die letzten Jahre schüttete es dabei immer. Und zwar so übel wie bei der Auffahrt nach Davos, weiter auf den Flüelapass, und dann immer weiter durch das Inntal, vorbei an einem tropfenden Scoul bis zu einem gefluteten Landeck. Typisches Wetter, wie es sonst nur während der Silvretta Classic ist. Bei der Abfahrt vom Flüela hätte es mich beinah ähnlich ins Tal geschwemmt, wie 2008. Frühsommer im Gebirge eben. Was nicht heisst, dass alles schlecht war.

Es gab zwischen dem Fernpass und Garmisch auch Momente grosser Landschaftslyrik. Die mich vergessen liessen, dass die geplante Reiseroute eigentlich auch Meran und den Jaufenpass hätte mit einschliessen sollen, sowie eine Nacht am Tegernsee. Wäre es in Susch nur etwas besser gewesen.... aber Richtung Zernez wurde es nur noch dunkler, und man muss das Schicksal auch nicht herausfordern. Zumal die Pässe in der Schweiz in einem elend schlechten Zustand sind. Und so erlebte ich den Sonnenuntergang nicht am Brennereinstig bei Sterzing, sondern an einer Alm hinter der Zugspitze.
Dann war die Sonne weg, und die Gewitter kamen. Ich hätte nach einer Passage vor Chur und auf der Flüela-Südseite nicht gedacht, dass es nochmal mehr regnen konnte, aber es ging, und zwischenzeitlich fuhr ich mit Tgempo 60 auf der Autobahn nach Hause. Ich im Trockenen, und Brachers hinten drauf im Regen von allen Seiten. Der gute, alte Brachers. Der gerade seine fünfte grosse Bergtour unter schwersten Bedingungen mitmacht.
Und was soll ich sagen? Er ist immer noch dicht. Ich habe ihn natürlich mehrfach gefettet und die Schlösser geölt, ordentlich geschlossen und fest verzurrt. Trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit für so ein altes Stück, dass es mit Bedingungen klarkommt, die es noch gar nicht gab, als es gebaut wurde. Niemand hätte damals so schnell im Regen über fast noch winterliche Pässe fahren können, mit einem Koffer hinten drauf, der eigentlich in ein Bahnabteil gehört. Am Anfang hatte ich Horrorvorstellugen von komplett durchweichter Garderobe, aber heute ziehe ich ungerührt in Regenstürme und weiss, dass Brachers alles trocken halten wird. Nach ein paar Kilometern, wenn der Regen vorbei ist, verschwinden die Tropfen auf seiner Oberfläche, als wäre nie etwas gewesen, und das Leder schimmert im Abendlicht.

Es gab zwischen dem Fernpass und Garmisch auch Momente grosser Landschaftslyrik. Die mich vergessen liessen, dass die geplante Reiseroute eigentlich auch Meran und den Jaufenpass hätte mit einschliessen sollen, sowie eine Nacht am Tegernsee. Wäre es in Susch nur etwas besser gewesen.... aber Richtung Zernez wurde es nur noch dunkler, und man muss das Schicksal auch nicht herausfordern. Zumal die Pässe in der Schweiz in einem elend schlechten Zustand sind. Und so erlebte ich den Sonnenuntergang nicht am Brennereinstig bei Sterzing, sondern an einer Alm hinter der Zugspitze.

Dann war die Sonne weg, und die Gewitter kamen. Ich hätte nach einer Passage vor Chur und auf der Flüela-Südseite nicht gedacht, dass es nochmal mehr regnen konnte, aber es ging, und zwischenzeitlich fuhr ich mit Tgempo 60 auf der Autobahn nach Hause. Ich im Trockenen, und Brachers hinten drauf im Regen von allen Seiten. Der gute, alte Brachers. Der gerade seine fünfte grosse Bergtour unter schwersten Bedingungen mitmacht.

Und was soll ich sagen? Er ist immer noch dicht. Ich habe ihn natürlich mehrfach gefettet und die Schlösser geölt, ordentlich geschlossen und fest verzurrt. Trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit für so ein altes Stück, dass es mit Bedingungen klarkommt, die es noch gar nicht gab, als es gebaut wurde. Niemand hätte damals so schnell im Regen über fast noch winterliche Pässe fahren können, mit einem Koffer hinten drauf, der eigentlich in ein Bahnabteil gehört. Am Anfang hatte ich Horrorvorstellugen von komplett durchweichter Garderobe, aber heute ziehe ich ungerührt in Regenstürme und weiss, dass Brachers alles trocken halten wird. Nach ein paar Kilometern, wenn der Regen vorbei ist, verschwinden die Tropfen auf seiner Oberfläche, als wäre nie etwas gewesen, und das Leder schimmert im Abendlicht.
donalphons, 01:21h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 26. Mai 2010
Zwischen Davos und Müstair
sind drei Pässe, Flüela, Ova Sin und Ofenpass, der Schweizer Nationalpark und Kilometer um Kilometer fast opelfreie Strassen.





Und so viel Sonne.





Und so viel Sonne.
donalphons, 01:17h
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Dienstag, 25. Mai 2010
Mei, is des liab.
Der Strand. Die Boote. Die sauberen Dörfer. Die netten Blumenbeete am Hafen. Einfach: Schweiz.

Und weil es so schön ist wie ein riesiges Westviertel mit eigener Hartwährung, wird man die Schweiz auch nach all den bösen CDs immer noch zu schätzen wissen, behaupte ich in der FAZ.

Und weil es so schön ist wie ein riesiges Westviertel mit eigener Hartwährung, wird man die Schweiz auch nach all den bösen CDs immer noch zu schätzen wissen, behaupte ich in der FAZ.
donalphons, 01:34h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 24. Mai 2010
Schwere Entscheidung
Ich bin mir noch nicht ganz klar, welches Sozialkonstrukt ich zuerst verbieten lassen würde: Facebook, weil es modern, fies und verblödend ist (Farmville etc.) - oder die Schweiz.

OK, Facebook, die haben die hässlichere Optik. Ausserdem bin ich die nächsten Tage hier beruflich unterwegs, und es wäre doch dumm, den Steuerhinterziehern, auf deren Spuren ich mein Geld verdiene, das Land wegzunehmen, das sie für ihre niedere Existenz brauchen.

OK, Facebook, die haben die hässlichere Optik. Ausserdem bin ich die nächsten Tage hier beruflich unterwegs, und es wäre doch dumm, den Steuerhinterziehern, auf deren Spuren ich mein Geld verdiene, das Land wegzunehmen, das sie für ihre niedere Existenz brauchen.
donalphons, 01:27h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 23. Mai 2010
Ich habe ein Faible für Perlenketten
und die daran hängenden höheren Töchter natürlich auch. Wenn ich ehrlich bin. Gerade weil sie das Gegenteil von Piercings und Ähnlichem sind, was mich so gar nicht anspricht.

Historisch betrachtet sind Perlen auch nicht spiessig, ganz im Gegenteil, aber es schmerzt natürlich, dass sie heute als spiessig gelten, wie ich in der FAZ leicht erotisch angehaucht erkläre.

Historisch betrachtet sind Perlen auch nicht spiessig, ganz im Gegenteil, aber es schmerzt natürlich, dass sie heute als spiessig gelten, wie ich in der FAZ leicht erotisch angehaucht erkläre.
donalphons, 01:58h
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Der alte Mann im Keller
Viel schlechtes Volk fuhr heute nach München, und ein besserer Sohn. Viel schlechtes Volk war vor Bildschirmen, aber ich fuhr an der Isar entlang, in ein Villenviertel auf dem Hochufer. Viel schlechtes Volk erlebte eine Niederlage, und ich ging zum Lachen in den Keller.

Aber gar nicht mal wegen all der lederbehosten Verlierer, die jetzt dumm aussehen, sondern weil im Keller etwas gefunden wurde. 35 Kilo parischer Marmor, der den neuen Bewohnern nicht gefallen hat, weil er in Form eines alten Zausels zubehauen war, mit Falten, eingefallenen Augen und wirren Haaren, und einer Hakennase. Diese 35 Kilo wollten sie also los werden, und setzten sie bei Ebay hinein. Kellerfund. Alt, möglicherweise, stand schon länger rum. Es war, wie es sich zeigen sollte, ein Pseudoseneca aus französischer Produktion, denn der Name steht mit Accent auf der Büste. Im ersten Moment dachte ich, es sie vielleicht doch Alabaster, aber dann schimmerten die Kristalle im Abendlicht: Marmor, gemeisselt, um 1800 bis 1900, würde ich sagen. Errstklassige Arbeit, nur an unsichtbaren Stellen nicht poliert, wo man dann auch erkennt, dass es echter Stein ist. Ab ins Auto damit.

Die Datierung ist relativ einfach, weil die Basis und die Grösse und der spezielle Typ typisch für das 19. Jahrhundert sind; davor kamen die Repliken vor allem aus Italien und orientierten sich an dem Bronzeexemplar, das in Neapel aufbewahrt wird. Die Zuschreibung der oft gefundenen Büste an Seneca - es muss ein Prominenter dieser Zeit gewesen sein - war willkürlich und ein Musterbeispiel für Fehlinterpretationen eines Gesichtsausdrucks, das hier die Stoa vorstellen sollte, und die Ablehnung des neronischen Prunks. Vermutlich jedoch handelt es sich um ein idealisiertes Bildnis des Lyrikers Hesiod, denn von Seneca fand man 1813 ein zeitgenössisches Bildnis - und er sah ganz anders aus. Fett statt eingefallen. es dauerte ein paar Jahrzehnte, bis man allgemein einsah, hier nicht Seneca vor sich zu haben. Danach war man mit falschen Aufschriften eher etwas vorsichtig, zumal in jenen gebildeten Kreisen, die sich dergleichen leisten konnten. Neue Gipsabgüsse in dieser Grösse kosten schon über 500 Euro, man kann sich überlegen, was eine exakte Marmorkopie damals kostete. Heute, und ich spreche da aus leidvoller Erfahrung, ist man bei Auktionen schnell mit den Kosten eines leicht gebrauchten Kleinwagens dabei. Ohne Aufgeld. Ich schaue immer. Ich biete auch mit. Meistens sprengt schon der Einstiegspreis der schriftlichen Gebote meine Möglichkeiten. Aber diesmal nicht. Höhö.
Nun ist der Pseudoseneca also bei mir. Es ist mit ihm, wie mit den von mir ebenfalls gesuchten Bildnissen von Kardinälen und Jesuiten: Schön sind sie alle nicht. Aber gerade das macht sie so interessant.

Aber gar nicht mal wegen all der lederbehosten Verlierer, die jetzt dumm aussehen, sondern weil im Keller etwas gefunden wurde. 35 Kilo parischer Marmor, der den neuen Bewohnern nicht gefallen hat, weil er in Form eines alten Zausels zubehauen war, mit Falten, eingefallenen Augen und wirren Haaren, und einer Hakennase. Diese 35 Kilo wollten sie also los werden, und setzten sie bei Ebay hinein. Kellerfund. Alt, möglicherweise, stand schon länger rum. Es war, wie es sich zeigen sollte, ein Pseudoseneca aus französischer Produktion, denn der Name steht mit Accent auf der Büste. Im ersten Moment dachte ich, es sie vielleicht doch Alabaster, aber dann schimmerten die Kristalle im Abendlicht: Marmor, gemeisselt, um 1800 bis 1900, würde ich sagen. Errstklassige Arbeit, nur an unsichtbaren Stellen nicht poliert, wo man dann auch erkennt, dass es echter Stein ist. Ab ins Auto damit.

Die Datierung ist relativ einfach, weil die Basis und die Grösse und der spezielle Typ typisch für das 19. Jahrhundert sind; davor kamen die Repliken vor allem aus Italien und orientierten sich an dem Bronzeexemplar, das in Neapel aufbewahrt wird. Die Zuschreibung der oft gefundenen Büste an Seneca - es muss ein Prominenter dieser Zeit gewesen sein - war willkürlich und ein Musterbeispiel für Fehlinterpretationen eines Gesichtsausdrucks, das hier die Stoa vorstellen sollte, und die Ablehnung des neronischen Prunks. Vermutlich jedoch handelt es sich um ein idealisiertes Bildnis des Lyrikers Hesiod, denn von Seneca fand man 1813 ein zeitgenössisches Bildnis - und er sah ganz anders aus. Fett statt eingefallen. es dauerte ein paar Jahrzehnte, bis man allgemein einsah, hier nicht Seneca vor sich zu haben. Danach war man mit falschen Aufschriften eher etwas vorsichtig, zumal in jenen gebildeten Kreisen, die sich dergleichen leisten konnten. Neue Gipsabgüsse in dieser Grösse kosten schon über 500 Euro, man kann sich überlegen, was eine exakte Marmorkopie damals kostete. Heute, und ich spreche da aus leidvoller Erfahrung, ist man bei Auktionen schnell mit den Kosten eines leicht gebrauchten Kleinwagens dabei. Ohne Aufgeld. Ich schaue immer. Ich biete auch mit. Meistens sprengt schon der Einstiegspreis der schriftlichen Gebote meine Möglichkeiten. Aber diesmal nicht. Höhö.
Nun ist der Pseudoseneca also bei mir. Es ist mit ihm, wie mit den von mir ebenfalls gesuchten Bildnissen von Kardinälen und Jesuiten: Schön sind sie alle nicht. Aber gerade das macht sie so interessant.
donalphons, 01:56h
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