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Montag, 22. November 2010
Punktgenau
zur Irlandkrise ein Gesellschaftskrisenartikel in der FAZ. Denn schliesslich sind wir schon die letzte Verteidigungslinie vor dem Nichts.
donalphons, 00:35h
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Bedingungsloses Grundarmbleiben
Man kommt natürlich in Zeiten wie diesen, mit ihrer Angst und Verarmung breiter Schichten, nicht umhin, ab und an auch über das bedingungslose Grundeinkommen zu reden, das jedem Menschen erst mal die Existenz sichert. Und ich kenne nette Menschen, die mir dann versichern, es würde sie und viele andere dazu bringen, ganz tolle Sachen zu machen. Kreativ, frei, weil sie wollen und nicht müssen. Bei meinen Freunden klingt das gar nicht so schlecht, obwohl ich bezweifle, dass es dadurch mehr Altenpfleger gäbe. Oder weniger Hundekot auf der Strasse. Generell mag ich so ein Menschenbild, selbst wenn mir meine Erfahrung sagt, dass viele dieses Grundeinkommen schnurstracks zum Alkohol tragen würden, und kein Prügler deshalb zum netten Menschen wird. Aber einem gewissen Teil der Bevölkerung könnte es helfen, Die Frage müsste also eher lauten: Was kostet uns der Spass und wieviel echter Nutzen kommt dabei wirklich rum. Viel, sagen meine Freunde und denken an gleich denkende Bekannte. Ab und an kommt die Sonne durch und malt die Wand gelb, so nett sollte es in etwas mit dem BGE auch zugehen.
Das alles ist mir noch im Ohr, meine entsprechend eingestellten Bekannten sind weg, und ich klicke moch durch Twitterstreams und Blogs zu Streetview. Soweit ich sehe, sind jene, die gegen "Spiesser" pöbeln, die ihren Häusern eine "Burka" verpassen (den gepflegten Rassismus in dieser Aussage lassen wir mal beiseite), durchaus bereit, kreativ zu werden, zugunsten der Gesellschaft: Ihrer Vorstellung von Gesellschaft, genau genommen. Sie wollen Häuser anderer Leute zwangsweise in die Datenbank eines amerikanischen Konzerns überspielen, damit sie im Internet mehr schauen können, und sie wollen über ein Webangebot Leute und Hausbwohner denunzieren, die anders denken - dort kann man die entsprechenden Häuser melden. Dass die Sammlung durch die Tätigkeit anderer Leute nicht allzu effektiv sein dürfte, steht auf einem anderen Blatt. Sehr, sehr oft finde ich auch, dass diese Leute ein BGE sehr befürworten.
Und das ist es, was mich so zweifeln lässt, an dieser Idee: Ich glaube, dass das BGE für viele einfach deshalb so attraktiv ist, weil es ein ideologisch neues Modell für den alten, aber in dieser Gesellschaft schlecht durchzusetzenden Wunsch ist, vorne dran zu sein anstelle der anderen, von denen zu kassieren und dann das zu tun, was man selbst für richtig hält. Mich, es tut mir leid, wenn ich das so sage, erinnert das an abgefuckte Punks vor dem Supermarkt, die Leute aggressiv um Geld angehen, sie hintenrum als Idioten auslachen und dann ihre Köter beim Geschlechtsverkehr bejohlen. Die einen geben, die anderen haben ihren Spass und können genau so weitermachen. Ich will hier keinesfalls in eine "geht arbeiten und rasiert Euch"-Schiene geraten, aber wer vom anderen etwas möchte, um sein Ding machen zu können, sollte den anderen nicht im gleichen Moment verachten, schlecht machen und denunzieren, nur weil der anders ist, denkt und handelt.

Ich hatte Zeit zum Nachlesen, suchen, zwischendrin zum radeln, ich hatte Zeit am See und will gar nicht alle über einen Kamm scheren: Wolfgang Blau von der Zeit, der lobend das Denunziationsangebot von Jens Best als "Crowdsourcing" verlinkt, braucht sicher weniger BGE, als ein Michael Seemann, der flennte, weil ihn die FAZ nicht mehr für Urheberrechtsverletzungen bezahlte. Ich glaube, es gibt bei der ganzen Geschichte sehr unterschiedliche Motivationen, psychische Defizite oder renitentes Verhalten, Blau kotzt vermutlich immer noch ab, weil er nach der Jeff-Jarvis-Geschichte bei Zeit Online trotz Hilfshetze seiner Mitarbeiter in den Kommentaren nicht auf die volle Zustimmung bei Lesern und Redaktion gestossen ist, und die lautesten Schreier der Bewegung hoffen wohl noch immer, dass er ihnen die Tür und den Geldbeutel öffnet. Bei anderen ist es Lust an der Randale und das Gefühl, es den anderen endlich mal zeigen zu können, bevor sie am nächsten ersten wieder die Miete überweisen müssen. Sie alle aber machen das, was sie für richtig und gut für ihre Gesellschaft halten, es ist über weite Strecken ein ekliges, egomanes und geiferndes Dreckspack, das sich in den Gassen des Internetdorfes breit macht und es zum Glück nie zu mir an den See schaffen wird, und wenn sie was wollen: Ich gebe gern, aufs schmutzige Maul können sie vieles haben, auf Wunsch gern die Faust oder Villons schweren Eisenhammer -
aber von mir aus auch ein Danke: Dafür, dass sie zeigen, wie es dauerhaft wäre, wenn man ihnen mit einem BGE die Möglichkeit geben würde, etwas nach ihrer Neigung und für das zu tun, was sie für richtig halten, egal was andere denken. Nicht für die Gemeinschaft, sondern für das, was sie als ihre wünschenswerte Gemeinschaft erachten, die andere gerne auch überrollen darf. Lieber verliere ich eine Menge Geld an sauertöpfische Bürokraten, bevor ich solchen Leuten Transferleistungen zur eigenen Belustigung und Weltgestaltung überlasse.

Das alles ist mir noch im Ohr, meine entsprechend eingestellten Bekannten sind weg, und ich klicke moch durch Twitterstreams und Blogs zu Streetview. Soweit ich sehe, sind jene, die gegen "Spiesser" pöbeln, die ihren Häusern eine "Burka" verpassen (den gepflegten Rassismus in dieser Aussage lassen wir mal beiseite), durchaus bereit, kreativ zu werden, zugunsten der Gesellschaft: Ihrer Vorstellung von Gesellschaft, genau genommen. Sie wollen Häuser anderer Leute zwangsweise in die Datenbank eines amerikanischen Konzerns überspielen, damit sie im Internet mehr schauen können, und sie wollen über ein Webangebot Leute und Hausbwohner denunzieren, die anders denken - dort kann man die entsprechenden Häuser melden. Dass die Sammlung durch die Tätigkeit anderer Leute nicht allzu effektiv sein dürfte, steht auf einem anderen Blatt. Sehr, sehr oft finde ich auch, dass diese Leute ein BGE sehr befürworten.
Und das ist es, was mich so zweifeln lässt, an dieser Idee: Ich glaube, dass das BGE für viele einfach deshalb so attraktiv ist, weil es ein ideologisch neues Modell für den alten, aber in dieser Gesellschaft schlecht durchzusetzenden Wunsch ist, vorne dran zu sein anstelle der anderen, von denen zu kassieren und dann das zu tun, was man selbst für richtig hält. Mich, es tut mir leid, wenn ich das so sage, erinnert das an abgefuckte Punks vor dem Supermarkt, die Leute aggressiv um Geld angehen, sie hintenrum als Idioten auslachen und dann ihre Köter beim Geschlechtsverkehr bejohlen. Die einen geben, die anderen haben ihren Spass und können genau so weitermachen. Ich will hier keinesfalls in eine "geht arbeiten und rasiert Euch"-Schiene geraten, aber wer vom anderen etwas möchte, um sein Ding machen zu können, sollte den anderen nicht im gleichen Moment verachten, schlecht machen und denunzieren, nur weil der anders ist, denkt und handelt.

Ich hatte Zeit zum Nachlesen, suchen, zwischendrin zum radeln, ich hatte Zeit am See und will gar nicht alle über einen Kamm scheren: Wolfgang Blau von der Zeit, der lobend das Denunziationsangebot von Jens Best als "Crowdsourcing" verlinkt, braucht sicher weniger BGE, als ein Michael Seemann, der flennte, weil ihn die FAZ nicht mehr für Urheberrechtsverletzungen bezahlte. Ich glaube, es gibt bei der ganzen Geschichte sehr unterschiedliche Motivationen, psychische Defizite oder renitentes Verhalten, Blau kotzt vermutlich immer noch ab, weil er nach der Jeff-Jarvis-Geschichte bei Zeit Online trotz Hilfshetze seiner Mitarbeiter in den Kommentaren nicht auf die volle Zustimmung bei Lesern und Redaktion gestossen ist, und die lautesten Schreier der Bewegung hoffen wohl noch immer, dass er ihnen die Tür und den Geldbeutel öffnet. Bei anderen ist es Lust an der Randale und das Gefühl, es den anderen endlich mal zeigen zu können, bevor sie am nächsten ersten wieder die Miete überweisen müssen. Sie alle aber machen das, was sie für richtig und gut für ihre Gesellschaft halten, es ist über weite Strecken ein ekliges, egomanes und geiferndes Dreckspack, das sich in den Gassen des Internetdorfes breit macht und es zum Glück nie zu mir an den See schaffen wird, und wenn sie was wollen: Ich gebe gern, aufs schmutzige Maul können sie vieles haben, auf Wunsch gern die Faust oder Villons schweren Eisenhammer -
aber von mir aus auch ein Danke: Dafür, dass sie zeigen, wie es dauerhaft wäre, wenn man ihnen mit einem BGE die Möglichkeit geben würde, etwas nach ihrer Neigung und für das zu tun, was sie für richtig halten, egal was andere denken. Nicht für die Gemeinschaft, sondern für das, was sie als ihre wünschenswerte Gemeinschaft erachten, die andere gerne auch überrollen darf. Lieber verliere ich eine Menge Geld an sauertöpfische Bürokraten, bevor ich solchen Leuten Transferleistungen zur eigenen Belustigung und Weltgestaltung überlasse.
donalphons, 00:34h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 19. November 2010
So,
erst mal genug findedaspixel mit falschen Adressen an stark befahrenen Strassen geflutet - vielleicht wird ein Knipsdepp ja über den Haufen gefahren, wenn er auf dem Weg zur falschen Adresse ist.
donalphons, 22:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 19. November 2010
Ihr dürft wissen
dass ich Hobbies habe, die andere vielleicht nicht verstehen; so einen Tick mit alter Technik zum Beispiel.

Oder einen Hang zum Kochen, oder zu selbst gemachten Bildern, und generell: Zum Selbermachen.
Anderes lässt sich vielleicht nur ahnen: Eine gewisse Wurschtigkeit beim Erreichen von Zielen, mitunter auch eine gewisse Planlosigkeit und ein grosses Desinteresse am Nutzen von Chancen, die nicht wirklich zu meinen Neigungen passen.Manchmal ist mir erschreckend viel egal. Auch, dass es im Internet steht. Es macht nichts. Es hat keinen Einfluss auf mein Leben und wenn doch, kann es nicht schlimm sein. Ich habe rasend nette Leute hier draussen kennengelernt, und ich bereue nichts.
Ich möchte mir das durch all die Irren nicht kaputt machen lassen. Da gibt es zum Beispiel bei der FAZ eine Stalkerin, die schon mal androhte, dass sie sich gleich in den Zug setzt und kommt, um auf eine eingebildete Einladung von mir zu reagieren. Nicht ganz so wie der Michael Seemann, der meinte, sich mal eben per Handy einladen zu müssen, aber auch so, dass ich sage: Brauche ich nicht. Ich definiere meine Grenzen der Zugänglichkeit selbst, und ich brauche davor auch eine Art Freiraum, damit nicht jeder sofort bis zum letzten Millimeter an mich rankommt.
Nur so kann das alles hier stattfinden. Diese Sicherheit brauche ich, deshalb bin ich offener und "echter" als all die Irren, Obersalzbergstaufener und Netztotalitaristen, die jetzt nach Streetview schreien - vielleicht auch, weil ich ein Leben habe und nicht nur die Bedienoberfläche einer mich determinierenden Software. Das ist keine Technikfeindlichkeit - woher auch - sondern nur eine gewisse Erfahrung im Umgang mit einem System, das nicht gut genug ist, als dass man zu sehr daran hängen sollte. Ich mag das Netz. Aber ich liebe sehr viele andere Dinge.
Andere brauchen halt etwas mehr Freiraum. Das ist in Ordnung. Erfahrungsgemäss bekommt man Freiraum, der genommen wurde, nur mit Mühe zurück - das sollte auch berücksichtigt werden. Nur weil ich Dinge im Netz austragen kann, haben viele andere noch lang nicht die Möglichkeit dazu. Im Übrigen ist es vollkommen undenkbar, hier draussen wirklich das zu schreiben, was mich bewegt - es gibt genug Dreckschweine da draussen, die es sofort für sich nützen würden. Es ist alles sehr fragil, und es kann von mir aus auch so bleiben -
aber wenn mir einer zu nahe kommt, ziehe ich mich eben zurück. Oder, falls ich nicht so feinfühlig wie heute bin, etwas Schweres über seinen Schädel. Und um ehrlich zu sein: ich bin selbst überrascht, dass ich gerade so feinfühlig bin und den anderen Text gelöscht habe.
Trotzdem behalte ich es mir natürlich vor, für freche Cretins und die Häuser, in denen sie hausen, Verpixelungsanträge zu stellen. Einfach, weil ich kann.

Oder einen Hang zum Kochen, oder zu selbst gemachten Bildern, und generell: Zum Selbermachen.
Anderes lässt sich vielleicht nur ahnen: Eine gewisse Wurschtigkeit beim Erreichen von Zielen, mitunter auch eine gewisse Planlosigkeit und ein grosses Desinteresse am Nutzen von Chancen, die nicht wirklich zu meinen Neigungen passen.Manchmal ist mir erschreckend viel egal. Auch, dass es im Internet steht. Es macht nichts. Es hat keinen Einfluss auf mein Leben und wenn doch, kann es nicht schlimm sein. Ich habe rasend nette Leute hier draussen kennengelernt, und ich bereue nichts.
Ich möchte mir das durch all die Irren nicht kaputt machen lassen. Da gibt es zum Beispiel bei der FAZ eine Stalkerin, die schon mal androhte, dass sie sich gleich in den Zug setzt und kommt, um auf eine eingebildete Einladung von mir zu reagieren. Nicht ganz so wie der Michael Seemann, der meinte, sich mal eben per Handy einladen zu müssen, aber auch so, dass ich sage: Brauche ich nicht. Ich definiere meine Grenzen der Zugänglichkeit selbst, und ich brauche davor auch eine Art Freiraum, damit nicht jeder sofort bis zum letzten Millimeter an mich rankommt.
Nur so kann das alles hier stattfinden. Diese Sicherheit brauche ich, deshalb bin ich offener und "echter" als all die Irren, Obersalzbergstaufener und Netztotalitaristen, die jetzt nach Streetview schreien - vielleicht auch, weil ich ein Leben habe und nicht nur die Bedienoberfläche einer mich determinierenden Software. Das ist keine Technikfeindlichkeit - woher auch - sondern nur eine gewisse Erfahrung im Umgang mit einem System, das nicht gut genug ist, als dass man zu sehr daran hängen sollte. Ich mag das Netz. Aber ich liebe sehr viele andere Dinge.

Andere brauchen halt etwas mehr Freiraum. Das ist in Ordnung. Erfahrungsgemäss bekommt man Freiraum, der genommen wurde, nur mit Mühe zurück - das sollte auch berücksichtigt werden. Nur weil ich Dinge im Netz austragen kann, haben viele andere noch lang nicht die Möglichkeit dazu. Im Übrigen ist es vollkommen undenkbar, hier draussen wirklich das zu schreiben, was mich bewegt - es gibt genug Dreckschweine da draussen, die es sofort für sich nützen würden. Es ist alles sehr fragil, und es kann von mir aus auch so bleiben -
aber wenn mir einer zu nahe kommt, ziehe ich mich eben zurück. Oder, falls ich nicht so feinfühlig wie heute bin, etwas Schweres über seinen Schädel. Und um ehrlich zu sein: ich bin selbst überrascht, dass ich gerade so feinfühlig bin und den anderen Text gelöscht habe.
Trotzdem behalte ich es mir natürlich vor, für freche Cretins und die Häuser, in denen sie hausen, Verpixelungsanträge zu stellen. Einfach, weil ich kann.
donalphons, 00:54h
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Mehr Blogbar
Langsan kommt sie wieder ins Laufen - man darf den Selbstdarstellern nicht einfach das Feld überlassen!
donalphons, 19:26h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 18. November 2010
Diese Krise kommt zur Unzeit
Nicht unbedingt für mich, aber so richtig prickelnd ist das "irische Drama", das in Wirklichkeit eine Bereicherungsaktion deutscher Banken auf Kosten der Steuerzahler ist, auch nicht. Generell bin ich ja immer noch der Meinung, dass die Banken plattgemacht werden sollten, und dann schaut man weiter. Was interessiert uns das Geld der Bankaktienbesitzer?

Trotzdem passt es mir gerade irgendwie nicht ins Leben. Gerade, weil es kalt und Winter wird, da ist auch meine Bereitschaft für solche Themen irgendwie begrenzt. Das Irre an der Sache ist: Es gibt diesen enormen Wohlstand und die Möglichkeit, so viele Wünsche zu befriedigen - und dann diese Pest in Franbkfurt, Londung und Dublin, die das alles zur eigenen Bereicherung ruinieren. Und dafür noch nicht mal ins Gefängnis müssen, weil das Herbeiführen eines Staatsbankrotts genauso wie das gezielte Profitieren ebenso wenig ein Straftatbestand ist, wie die kranke Bewertungspraxis, für deren Folgen jetzt alle zahlen sollen.

Ich sehe absolut schwarz für Geldwährungen, zumal wir seit zwei Jahren realistisch betrachtet nicht wirklich weiter weg vom Abgrund sind - wir haben uns nur daran gewöhnt. Jetzt bröckelt wieder ein schon lange morsches Stück, erst die Eigensicherung der Banken, dann das Sicherheitsversprechen des irischen Staates, und am letzten Verteiddigungsperimeter gegen die Raubmärkte stehen jetzt, nolens volens, wir alle. Niemand auf dieser Welt wird uns absichern. Und das ist sehr unangenehm, angesichts der Unfähigkeit, angesichts der Gegner, die sich bislang noch in jeder Runde als vollgefressene Gewinner präsentieren konnten.

Vor ein paar Tagen gab es die Meldund, dass es einen Anschlag auf das neue Gebäude der deutschen Bank gegeben hat. Ich habe dazu in Kreisen, die alles andere als linksradikal sind, ganz erstaunliche Bemerkungen gehört. Ich hoffe auf die Iren, dass sie den Regierungs- und Bankstermob in ihrem Land sauber einheizen und ahnen lassen, was sich wie eine Welle ausbreiten könnte, wenn man den Nutzniessern der Krise zu tief hinten drin steckt. Ich wünsche mir, dass sie anfangen, die Banken zu zerschlagen und auf das zu reduzieren, was wirtschaftlich sinnvoll ist. Vor allem aber hätte ich wirklich gerne meine Ruhe und nicht schon wieder einen Flächenbrand, an dessen Ende auf der einen Seite die Kriminellen lachen, und die anderen die nächsten Kürzungen und Lebenserschwerungen präsentiert bekommen.

Trotzdem passt es mir gerade irgendwie nicht ins Leben. Gerade, weil es kalt und Winter wird, da ist auch meine Bereitschaft für solche Themen irgendwie begrenzt. Das Irre an der Sache ist: Es gibt diesen enormen Wohlstand und die Möglichkeit, so viele Wünsche zu befriedigen - und dann diese Pest in Franbkfurt, Londung und Dublin, die das alles zur eigenen Bereicherung ruinieren. Und dafür noch nicht mal ins Gefängnis müssen, weil das Herbeiführen eines Staatsbankrotts genauso wie das gezielte Profitieren ebenso wenig ein Straftatbestand ist, wie die kranke Bewertungspraxis, für deren Folgen jetzt alle zahlen sollen.

Ich sehe absolut schwarz für Geldwährungen, zumal wir seit zwei Jahren realistisch betrachtet nicht wirklich weiter weg vom Abgrund sind - wir haben uns nur daran gewöhnt. Jetzt bröckelt wieder ein schon lange morsches Stück, erst die Eigensicherung der Banken, dann das Sicherheitsversprechen des irischen Staates, und am letzten Verteiddigungsperimeter gegen die Raubmärkte stehen jetzt, nolens volens, wir alle. Niemand auf dieser Welt wird uns absichern. Und das ist sehr unangenehm, angesichts der Unfähigkeit, angesichts der Gegner, die sich bislang noch in jeder Runde als vollgefressene Gewinner präsentieren konnten.

Vor ein paar Tagen gab es die Meldund, dass es einen Anschlag auf das neue Gebäude der deutschen Bank gegeben hat. Ich habe dazu in Kreisen, die alles andere als linksradikal sind, ganz erstaunliche Bemerkungen gehört. Ich hoffe auf die Iren, dass sie den Regierungs- und Bankstermob in ihrem Land sauber einheizen und ahnen lassen, was sich wie eine Welle ausbreiten könnte, wenn man den Nutzniessern der Krise zu tief hinten drin steckt. Ich wünsche mir, dass sie anfangen, die Banken zu zerschlagen und auf das zu reduzieren, was wirtschaftlich sinnvoll ist. Vor allem aber hätte ich wirklich gerne meine Ruhe und nicht schon wieder einen Flächenbrand, an dessen Ende auf der einen Seite die Kriminellen lachen, und die anderen die nächsten Kürzungen und Lebenserschwerungen präsentiert bekommen.
donalphons, 00:59h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 16. November 2010
Europa geht in Irland unter
Zu Irland ist hier ein schön rationaler Beitrag von Egghat.
I beg to differ.
Ich glaube einfach nicht an die Rationalität der Märkte. Und ich glaube auch nicht daran, dass im Falle Irlands wirklich alles ganz ehrlich offengelegt ist. Ich glaube, die Iren sind genau solche Betrüger wie die Kroaten, Griechen, Spanier, Italiener und Österreicher. Niemand hat wirklich Lust darüber zu reden, wie schlimm es wirklich werden könnte. In meinen Augen sind wir 2010 Tote auf Urlaub gewesen, die Probleme wurden durch fraglos angenehme Sondereffekte überdeckt, und netterweise am besten dort, wo ich bin. Tatsächlich scheint es die Finanzkrise am Tegernsee nicht mehr zu geben, wenn man die Augen vor 20% Wertsteigerung der Immobilienpreise verschliessen möchte, und dass in meinem Silberschrank langsam richtige Werte und nicht nur ein wenig edwardianischer Plunder steht.
Was wir seit 2008 sehen, ist der Versuch, das System, das uns ins Elend gebracht hat, notdürftig am Laufen zu halten. Das geht nur, wenn niemand Panik bekommt und die Rettungsmassnahmen ohne zu viel Wut und Anstand verlaufen. Dafür gibt es eigentlich keinen Grund, denn die "Verluste" der Banken sind nichts anderes als Illusionen - oder man könnte auch sagen Betrügereien im globalen Stil - die eben ihren wahren Wert gezeigt haben. Insofern ist es nur logisch, die ganze Wahrheit so zu vermitteln, wie es bei der Hypo Real Estate passiert, hier noch eine Milliarde, dann nochmal eine Milliarde. Im Kern stopfen alle Länder den vorweggenommenen Betrug mit Geld, das sie entweder nachdrucken (USA), oder rausschmessen (Deutschland), oder durch Dritte reinholen (PIIGS-Staaten). Das ist Irrsinn, und weil es Irrsinn ist, wird versucht, es als sinnvoll, transparent und offen darzustellen. Erstaunlicherweise glauben Menschen dem grossen Irrsinn, wenn die Details korrekt aussehen. Hier, schau, die Hostie und die Sündenvergebung, also gehe hin und bringe den Moslem um. Hier, die Bilanz stimmt und frag nicht nach Level 3, sondern geh hin und kauf die Aktie.
Ich glaube aber auch, dass die Märkte wissen, wie durchgeknallt das alles ist: Weil sie es selbst verursacht haben. Staaten wie Irland versuchen Feuer zu löschen, deren Brandherde von den Verursachern aufgegeben wurden, weil ihnen die Dimension klar war. Ich glaube, die Märkte rechnen mit dem Irrsinn, der da von ihnen zu den Staaten gegangen ist, und sorgen im Vorgriff auf die Folgen jetzt schon für höhere Preise bei Aktien und Rohstoffen. Ich denke, die denken den Währungsschnitt voraus. Oder in Bezug auf Währungen: Wenn es wirklich Anzeichen einer wie auch immer gearteten Entspanmnung gäbe, wäre der Franken bei 1,60 zum Euro, und nicht in der Zeit der scheinbaren Erholung immer weiter gestiegen.
Man versucht, zu beruhigen. Keine Zweifel, keine Kritiik, kein Bank Run, selbst wenn der in Irland mehr als nur angezeigt wäre. Nur, was damit tun? Edwardianische Silberkannen sind immer noch teuer. Hoffen. Warten. Und froh sein, dass Europa in Irland untergeht. Vo da aus sind es noch 764 Höhenmeter bis zu mir, falls man ums gemeinsame EU-Verrecken nicht die Konsequenzen zieht und den Irrsinn endlich pleite gehen lässt.
I beg to differ.
Ich glaube einfach nicht an die Rationalität der Märkte. Und ich glaube auch nicht daran, dass im Falle Irlands wirklich alles ganz ehrlich offengelegt ist. Ich glaube, die Iren sind genau solche Betrüger wie die Kroaten, Griechen, Spanier, Italiener und Österreicher. Niemand hat wirklich Lust darüber zu reden, wie schlimm es wirklich werden könnte. In meinen Augen sind wir 2010 Tote auf Urlaub gewesen, die Probleme wurden durch fraglos angenehme Sondereffekte überdeckt, und netterweise am besten dort, wo ich bin. Tatsächlich scheint es die Finanzkrise am Tegernsee nicht mehr zu geben, wenn man die Augen vor 20% Wertsteigerung der Immobilienpreise verschliessen möchte, und dass in meinem Silberschrank langsam richtige Werte und nicht nur ein wenig edwardianischer Plunder steht.
Was wir seit 2008 sehen, ist der Versuch, das System, das uns ins Elend gebracht hat, notdürftig am Laufen zu halten. Das geht nur, wenn niemand Panik bekommt und die Rettungsmassnahmen ohne zu viel Wut und Anstand verlaufen. Dafür gibt es eigentlich keinen Grund, denn die "Verluste" der Banken sind nichts anderes als Illusionen - oder man könnte auch sagen Betrügereien im globalen Stil - die eben ihren wahren Wert gezeigt haben. Insofern ist es nur logisch, die ganze Wahrheit so zu vermitteln, wie es bei der Hypo Real Estate passiert, hier noch eine Milliarde, dann nochmal eine Milliarde. Im Kern stopfen alle Länder den vorweggenommenen Betrug mit Geld, das sie entweder nachdrucken (USA), oder rausschmessen (Deutschland), oder durch Dritte reinholen (PIIGS-Staaten). Das ist Irrsinn, und weil es Irrsinn ist, wird versucht, es als sinnvoll, transparent und offen darzustellen. Erstaunlicherweise glauben Menschen dem grossen Irrsinn, wenn die Details korrekt aussehen. Hier, schau, die Hostie und die Sündenvergebung, also gehe hin und bringe den Moslem um. Hier, die Bilanz stimmt und frag nicht nach Level 3, sondern geh hin und kauf die Aktie.
Ich glaube aber auch, dass die Märkte wissen, wie durchgeknallt das alles ist: Weil sie es selbst verursacht haben. Staaten wie Irland versuchen Feuer zu löschen, deren Brandherde von den Verursachern aufgegeben wurden, weil ihnen die Dimension klar war. Ich glaube, die Märkte rechnen mit dem Irrsinn, der da von ihnen zu den Staaten gegangen ist, und sorgen im Vorgriff auf die Folgen jetzt schon für höhere Preise bei Aktien und Rohstoffen. Ich denke, die denken den Währungsschnitt voraus. Oder in Bezug auf Währungen: Wenn es wirklich Anzeichen einer wie auch immer gearteten Entspanmnung gäbe, wäre der Franken bei 1,60 zum Euro, und nicht in der Zeit der scheinbaren Erholung immer weiter gestiegen.
Man versucht, zu beruhigen. Keine Zweifel, keine Kritiik, kein Bank Run, selbst wenn der in Irland mehr als nur angezeigt wäre. Nur, was damit tun? Edwardianische Silberkannen sind immer noch teuer. Hoffen. Warten. Und froh sein, dass Europa in Irland untergeht. Vo da aus sind es noch 764 Höhenmeter bis zu mir, falls man ums gemeinsame EU-Verrecken nicht die Konsequenzen zieht und den Irrsinn endlich pleite gehen lässt.
donalphons, 23:31h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 16. November 2010
Recherche
Ich spreche zumeist ja ziemlich abfällig über den Beruf der Journalismus, und tendiere dazu, seinen Vertretern jede Gewissenlosigkeit zuzuschreiben. Es ist kein Beruf, auf den man stolz sein kann, und kein Umfeld, das jene Achtung verdient, das es dreist einfordert. Es mag in anderen Ländern mutige Journalisten geben - einen kenne ich, der musste aus der Türkei fliehen und betreibt jetzt ein Lebensmittelgeschäft, wo er seine Töchter schimpft, weil die verschleiert rumlaufen. Ansonsten ist es nichts, von dem ich glaube, dass ich es ewig tun wollte. Ausser, es wäre eine Recherche- und Bildertour wie jene, die ich heute unternommen habe.








Das war wirklich schön. Und jetzt weiss ich auch, was ich über das Schmuggeln schreiben werde.








Das war wirklich schön. Und jetzt weiss ich auch, was ich über das Schmuggeln schreiben werde.
donalphons, 00:58h
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Du weisst, dass Du alt wirst
wenn Du lieber auf eine Radtout verzichtest, wenn Du Deinen Helm nicht finden kannst (Gefunden. Jetzt aber los).
donalphons, 14:56h
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Montag, 15. November 2010
Knickohr kennt mich noch.
Wenn Du einen Freund brauchst, kauf Dir einen Hund, heisst es in den Regierungsvierteln der Welt, und irgendetwas muss dran sein, denn ich bin noch mitten im Schlussanstieg, als Knickohr herunterläuft und mit dem Schwanz wedelt. Ich war den ganzen Sommer nicht hier oben, das hat sich einfach nicht ergeben, zu viele andere Dinge waren zu tun. Aber Knickohr hat mich, scheint's, nicht vergessen. Im Sommer als Wanderer, im Winter als Rodler - die meisten kommen hier höchstens ein paar Mal im Jahr hoch, aber ich war Stammbesetzung. Im Winter oft auch zweimal, einmal am Morgen und dann, ganz zuletzt, zum Sonnenuntergang. So wie heute.

Seit Wochen sagt man in München, dies sel das letzte schöne Wochenende des Jahres, und jedes Wochenende schickt sich das Wetter an, die Münchner Lügen zu strafen. Es ist warm in den Bergen, ich trage nur ein Hemd und eine Kniebundhose: Das reicht selbst für die hereinbrechende Nacht. Es ist fraglos schon Winter, genauso gut könnte jetzt schon hier unten auf 1200 Metern Schnee liegen, wie in der Ferne auf der Benediktenwand, aber es fühlt sich nach Frühling an. Es ist der Föhn, der macht die Menschen irr. Man macht ganz erstaunliche Pläne, wie: Morgen radle ich nach Österreicht. Oder: Dienstag in Meran? Oder doch nochmal den Hirschberg, den unteren Teil mit dem Rad und den Rest zu Fuss. Dabei ist man, wie so oft im Leben, nur eine Art Wintertoter auf Urlaub, an der kurzen Leine des noch fern bleibenden Wetterumschwungs. Es kann so und so ausgehen, man weiss es nicht.
Also hurtig los, die nächsten Tage, so hurtig wie der Abstieg und der Aufstieg: 1h 20 Min hoch, 1h runter, das sind die Zielzeiten der neuen Wandertafeln, die sie hier aufgestellt haben. Exakt 2 Stunden nach dem Aufstiegsbeginn, mit 10 Minuten Pause auf dem Gipfel, bin ich wieder beim Auto. Selten war mir das Wissen, dass es noch geht, so wichtig wie nach der letzten Woche. Die Lunge tut nicht mehr weh, die Rippen scheinen heil zu sein, ich lebe: Ich war geknickt, aber nicht gebrochen.

Seit Wochen sagt man in München, dies sel das letzte schöne Wochenende des Jahres, und jedes Wochenende schickt sich das Wetter an, die Münchner Lügen zu strafen. Es ist warm in den Bergen, ich trage nur ein Hemd und eine Kniebundhose: Das reicht selbst für die hereinbrechende Nacht. Es ist fraglos schon Winter, genauso gut könnte jetzt schon hier unten auf 1200 Metern Schnee liegen, wie in der Ferne auf der Benediktenwand, aber es fühlt sich nach Frühling an. Es ist der Föhn, der macht die Menschen irr. Man macht ganz erstaunliche Pläne, wie: Morgen radle ich nach Österreicht. Oder: Dienstag in Meran? Oder doch nochmal den Hirschberg, den unteren Teil mit dem Rad und den Rest zu Fuss. Dabei ist man, wie so oft im Leben, nur eine Art Wintertoter auf Urlaub, an der kurzen Leine des noch fern bleibenden Wetterumschwungs. Es kann so und so ausgehen, man weiss es nicht.
Also hurtig los, die nächsten Tage, so hurtig wie der Abstieg und der Aufstieg: 1h 20 Min hoch, 1h runter, das sind die Zielzeiten der neuen Wandertafeln, die sie hier aufgestellt haben. Exakt 2 Stunden nach dem Aufstiegsbeginn, mit 10 Minuten Pause auf dem Gipfel, bin ich wieder beim Auto. Selten war mir das Wissen, dass es noch geht, so wichtig wie nach der letzten Woche. Die Lunge tut nicht mehr weh, die Rippen scheinen heil zu sein, ich lebe: Ich war geknickt, aber nicht gebrochen.
donalphons, 00:52h
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Mehr für mich
weniger für die anderen. Schon komisch, wenn dann ausgerechnet ich solche Beiträge ausgerechnet in der FAZ schreiben muss. Ein parteispendenbelasteter Finanzminister macht die Tore zur Hölle des Steuerwettbewerbs der Kommunen auf, aber irgendwie scheint das den meisten egal zu sein. Warum? Das verstehe ich nicht. Es ist Euer Geld.
donalphons, 12:39h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 13. November 2010
Frage an die Leser (besonders aus dem Norden)
Ich bin bekanntlich Optimist und stets in der Lage, das Gute zu sehen: Im Regen die Frische, im Radlunfall das Wissen, dass ich auch hätte tot sein können, in Berlin den Wedding und in Webvordenkern den Sozialporno. In der gerade zu Ende gehenden Woche sehe ich den erfreulichen Umstand, dass sie zu Ende geht. Und wenn mir das nächste Mal am Dienstag ein aufgeblasenes Stück Wasmitmedien gegenübersitzt, trete ich es zur Belustigung aller anderen nicht nur ein wenig, sondern mit aller Wucht an die Wand, dann bin ich für den Rest der Woche besser gerüstet.

Wenn mein innerer Optimist aber noch auf der Suche nach so einer positiven Sache ist - tatsächlich bemerkte er das Ende der Woche erst heute - hält sich der Rest mit Ablenkung über Wasser, bis die nächste Klippe kommt. Das geht dann so: Bei Ebay historische Rennräder anschauen, ein altes Moser sehen, zu faul sein, die übervolle Beobachtungsliste aufzuräumen, statt dessen ein niedriges Gebot abgeben, das sowieso überboten wird, um dann den Endpreis zugeschickt zu bekommen, denn wenn ich nicht gut drauf bin, bin ich auch faul. Drei Stunden später zudem Besitzer genau des Rades, das in den 80er Jahren gerne von Italien, wo es mit 1300 Mark recht billig war, nach Deutschland privat geschmuggelt wurde, wo es 2000 kostete. Ein paar Freunde haben das damals gemacht. Es ist einerseits ein Jugendtraum aus der Zeit, als ich 14 war, und andererseits jetzt nicht ruinierend. Allein die Pedale und die Kurbeln würden den Preis wieder einbringen. Das Dumme war nur: Das Rad stand in Worms und war zur Selbstabholung, und um Speyer herum durfte ich nach längerer Suchfahrt auch noch 30 Kilometer Umleitungen folgen. Im Regen Die Woche war wirklich durchgehend schlecht.

Natürlich fragte ich den Besitzer, wie er an das Rad gekommen ist. Sein Schwiegervater hatte es aus Italien privat mitgebracht, sagte er etwas verschämt, und da wusste ich: Es ist genau so ein kriminelles Schmugglerrad. Der Laden von Francesco Moser liegt in Trient direkt an der Landstrasse nach Norden Richtung Brenner; es bot sich also an, auf dem Heimweg genau dort ein Rad zu kaufen, vor den Grenzen anzuhalten, die Frau mit dem Wagen fahren zu lassen und das Rad, als normaler Rennradler getarnt, über die Grenzen zu bugsieren. Damals gab es ja noch keinen Euro, aber durchaus den Zoll, und den auszutricksen war zumindest in Bayern die stete Lust der Väter: Weinflaschen und Schuhe, kiloweise Würste und neue, spottbillige Auspuffanlagen für die Kollegen - es waren die späten 70er, frühen 80er Jahre, da gab es das alles in der bayerischen Provinz kaum. Man konnte gar nicht anders als schmuggeln, und man wollte auch nicht anders. Das gehörte zu jeder Italienreise dazu: Nicht zu viel, aber immer so, dass man den Eindruck hatte, dem Staat ein Schnippchen geschlagen zu haben. Wir Kinder winkten dann immer den Zöllnern aus dem signalgrünen Audi 100 zu, und nie wurden wir erwischt. Nur meinen kinderlosen Onkel und seine Frau hat es ein paar mal derbröselt, weshalb dazu übergegangen wurde, beim Grenzübertritt nach dem Skiurlaub - Lavase, Corno Nero und Corno Bianco und dann auch Superski Dolomiti - die winkenden Kinder auf beide Autos zu verteilen. Ein Höllenspass.

Den es heute nicht mehr gibt. Auch im ganz Grossen, beim Schmuggel eines ganzen Rennrades - kann einem nichts mehr passieren, die EU macht es möglich. Man betrügt den Staat nicht mehr, und es muss auch gar nicht sein, denn so vieles gibt es inzwischen überall. Wer ein Rad 700 Euro billiger haben will, wartet einfach bis zum Saisonende. Da sind einfach Erfahrungen in mir, die kein Kind heute mehr kennt, und ich denke, das sollte man mal aufschreiben. Ich überlege deshalb, die Schmuggelei von 1980 mit dem Moser von 1980 noch einmal zu rekonstruieren, durch aufgelassene Zollstationen zu radeln und davon zu erzählen - aber was ich mich frage:
Ist das wirklich so eine umfassende Erfahrung? Betrachteten andere, vielleicht zuverlässige Norddeutsche, es nicht mit gerechter Empörung, wenn sie meinen Onkel in seinem Saharakombi am Zoll inmitten eines Weinflaschenbasaars hinter seinem Auto erblickten? Ist das nur die Erfahrung einiger weniger barocker Figuren, die nah an der Grenze bei den Versuchungen lebten? Wie war das bei Euch?

Wenn mein innerer Optimist aber noch auf der Suche nach so einer positiven Sache ist - tatsächlich bemerkte er das Ende der Woche erst heute - hält sich der Rest mit Ablenkung über Wasser, bis die nächste Klippe kommt. Das geht dann so: Bei Ebay historische Rennräder anschauen, ein altes Moser sehen, zu faul sein, die übervolle Beobachtungsliste aufzuräumen, statt dessen ein niedriges Gebot abgeben, das sowieso überboten wird, um dann den Endpreis zugeschickt zu bekommen, denn wenn ich nicht gut drauf bin, bin ich auch faul. Drei Stunden später zudem Besitzer genau des Rades, das in den 80er Jahren gerne von Italien, wo es mit 1300 Mark recht billig war, nach Deutschland privat geschmuggelt wurde, wo es 2000 kostete. Ein paar Freunde haben das damals gemacht. Es ist einerseits ein Jugendtraum aus der Zeit, als ich 14 war, und andererseits jetzt nicht ruinierend. Allein die Pedale und die Kurbeln würden den Preis wieder einbringen. Das Dumme war nur: Das Rad stand in Worms und war zur Selbstabholung, und um Speyer herum durfte ich nach längerer Suchfahrt auch noch 30 Kilometer Umleitungen folgen. Im Regen Die Woche war wirklich durchgehend schlecht.

Natürlich fragte ich den Besitzer, wie er an das Rad gekommen ist. Sein Schwiegervater hatte es aus Italien privat mitgebracht, sagte er etwas verschämt, und da wusste ich: Es ist genau so ein kriminelles Schmugglerrad. Der Laden von Francesco Moser liegt in Trient direkt an der Landstrasse nach Norden Richtung Brenner; es bot sich also an, auf dem Heimweg genau dort ein Rad zu kaufen, vor den Grenzen anzuhalten, die Frau mit dem Wagen fahren zu lassen und das Rad, als normaler Rennradler getarnt, über die Grenzen zu bugsieren. Damals gab es ja noch keinen Euro, aber durchaus den Zoll, und den auszutricksen war zumindest in Bayern die stete Lust der Väter: Weinflaschen und Schuhe, kiloweise Würste und neue, spottbillige Auspuffanlagen für die Kollegen - es waren die späten 70er, frühen 80er Jahre, da gab es das alles in der bayerischen Provinz kaum. Man konnte gar nicht anders als schmuggeln, und man wollte auch nicht anders. Das gehörte zu jeder Italienreise dazu: Nicht zu viel, aber immer so, dass man den Eindruck hatte, dem Staat ein Schnippchen geschlagen zu haben. Wir Kinder winkten dann immer den Zöllnern aus dem signalgrünen Audi 100 zu, und nie wurden wir erwischt. Nur meinen kinderlosen Onkel und seine Frau hat es ein paar mal derbröselt, weshalb dazu übergegangen wurde, beim Grenzübertritt nach dem Skiurlaub - Lavase, Corno Nero und Corno Bianco und dann auch Superski Dolomiti - die winkenden Kinder auf beide Autos zu verteilen. Ein Höllenspass.

Den es heute nicht mehr gibt. Auch im ganz Grossen, beim Schmuggel eines ganzen Rennrades - kann einem nichts mehr passieren, die EU macht es möglich. Man betrügt den Staat nicht mehr, und es muss auch gar nicht sein, denn so vieles gibt es inzwischen überall. Wer ein Rad 700 Euro billiger haben will, wartet einfach bis zum Saisonende. Da sind einfach Erfahrungen in mir, die kein Kind heute mehr kennt, und ich denke, das sollte man mal aufschreiben. Ich überlege deshalb, die Schmuggelei von 1980 mit dem Moser von 1980 noch einmal zu rekonstruieren, durch aufgelassene Zollstationen zu radeln und davon zu erzählen - aber was ich mich frage:
Ist das wirklich so eine umfassende Erfahrung? Betrachteten andere, vielleicht zuverlässige Norddeutsche, es nicht mit gerechter Empörung, wenn sie meinen Onkel in seinem Saharakombi am Zoll inmitten eines Weinflaschenbasaars hinter seinem Auto erblickten? Ist das nur die Erfahrung einiger weniger barocker Figuren, die nah an der Grenze bei den Versuchungen lebten? Wie war das bei Euch?
donalphons, 21:16h
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