: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 30. November 2010

Die Rodelsaison

ist eröffnet!



Nach einem Jahr, das nicht gerade als "optimal" in die Geschichte eingehen wird, liegt wieder Schnee.



Durchgehend von oben bis unten. Puder. Feinster, eiskalter Puder auf hartem Boden.



Die Fernsicht: Grandios. Fast Föhn, Wetterwechsel, alles ist ganz nah und weiss.



Für das Familienalbum oder einfach nur für später: Damals. Erstaunlicherweise waren wir dieses Jahr schneller oben, als letzten Jahr mitten in der Saison, radeln sei dank.



Und dann gibt es nur noch einen Weg: Den nach unten. Es geht noch nicht schnell, es ist noch zu viel Neuschnee auf dem Weg, aber man muss sich erst wieder an das Gerät gewöhnen. Man kann sich daran besser gewöhnen, als an vieles andere. Das Leben geht weiter, und der Berg bleibt.

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Dienstag, 30. November 2010

Und immer werde ich mich wundern

Die Schuhschachtel kommt von einem Billigladen, wobei: 59 Euro für ein paar Billigschuhe finde ich jetzt auch nicht gerade "billig". Aber ich habe sie ja nicht gekauft, sondern nur das, was in der Kiste war - und aus praktischen Erwägungen die Kiste gleich mit.



Beides kam übrigens aus dem gleichen Haushalt, das versiberte Starterset für 6 Personen und 3 Gänge mit allem drum und dran, Vorlegegabeln, Schöpfkellen, und so weiter, und der Schuhkarton. In Situ, würden Archäologen sagen. Anteilig am Einkommen war Versilbertes in jener Zeit - 30er Jahre - nicht billiger als heute. Jede Gabel kostete mehr als ein paar Billigschuhe. Nur auf dem Flohmarkt nicht, da war es erheblich billiger, und noch weniger dürfte der Händler mitsamt Schachtel bezahlt haben.



Es war kalt in Pfaffenhofen und wenig los, und nachdem in letzter Zeit doch das ein oder andere Besteck einen beglückten Abnehmer fand, kaufte ich etwas zum polieren und wundern, über die Menschen. Ich werde mich immer wundern und nie aufhören.

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Ups

Trotz Wikileaks sollte man stets auf Spanien schauen. Ups.

Langsam bekomme ich den Eindruck, dass ich mit vier Quellen gut informiert bin: weissgarnix.de, blog.fefe.de, faz.net und FT-Alphaville.

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Verstehe ich das richtig?

Der beliebteste Politiker dieses Landes ist ein Minister, der für das Leben und den Tod der Soldaten dieses Landes verantwortlich ist, und der deren Gefährdung in Afghanistan laut seiner Anbiederung bei einem Repräsentanten eines anderen Landes gerne ausbauen möchte, es aber nicht kann, weil der Kollege, den er anschwärzt, etwas dagegen hat, weil er ihm einfach persönlich eins auswischen will? Und seine Frau ist Moderatorin in einem Gossensender, wo sie für ihre Organsiation wirbt, die kein Spendensiegel hat, ihre Bilanzen nicht veröffentlicht und kaum mit konkreter Arbeit am Problem in Erscheinung tritt? Das sind die Leute, die nicht in Schimpf und Schande nach Franken zurückgekickt werden, sondern auf dem Weg ins Kanzleramt sein wollen?

Ich glaube, ich muss mehr für die FAZ schreiben, damit ich auswandern kann, bevor dieses Land den Hohlköpfen anheimfällt.



Über die Unterschiede zwischen echten Auktionen und Ebay - hier und dort werde ich Teile meines Besitzes veräussern müssen, denn wenn die an die Macht kommen, werden die Preise im nahen Ausland sicher nicht kleiner, und dann kann ich mir kein grosses Haus leisten.

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Sonntag, 28. November 2010

Es geht los

Der Guardian hat einen ersten Überblick über das Wikileaks-Material, und es ist nicht ohne, Stichwort Spionage. Ich denke, die Amerikaner brauchen ein paar neue Aussenamtsmitarbeiter. (Und Westerwelle einen Informanten in den eigenen Reihen weniger - wer ihn wohl an die Amerikaner verraten haben mag?)

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Sonntag, 28. November 2010

Bank Run!

Den Letzten lachen die Bankster aus! Aber wer schnell ist, hat das Geld daheim, wenn es wertlos wird!

Und weil das auch keine tolle Sache ist, habe ichbei der FAZ noch ein paar andere, familiengeprüfte Vorschläge für schlimme Zeiten niedergeschrieben.

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Beste Nichtwünsche

Das wird jetzt nicht leicht, es höflich zu formulieren.

Wirklich nicht. Vielleicht lasse ich die Höflichkeit einfach weg.

Ich wünsche keinem der versifften Drecksschmierer, die gerade den Deutschen einzureden versuchen, dass mit 4 de facto insolventen EU-Staaten doch alles ganz supi ist und es keine Alternative zum supitollen Euro gibt, und dass sich die Leute gar nicht um den echten Scheissdreck kümmern müssen, der hinter dem anderen, von ihnen in Buchstaben gelogenen PR-Scheissdreck von Wachstum und Gewinnen herumgluckst - ich wünsche diesen Verharmlosern keine heftige Währungskrise an die Backe. Weil sich die nämlich nicht auf diesen schleimigen Bodensatz dieses sogenannten Berufes begrenzen liesse. Wäre es doch möglich - fände ich das prima. Und ich hoffe inständig, dass sie, wenn es denn kommt, an ihren eigenen Lügendreck so sehr glauben, dass sie die volle Ladung um die Ohrwaschl kriegen.

Wenn Spanien demnächst wackelt, liebe Leserinnen und Leser, habt ein Auge auf die Zeit zwischen dem 23 Dezember und 3 Januar. Würde man etwas Besonderes vorhaben, ohne wütende Massen oder kriminelle Märkte im Nacken zu haben, würde sich diese Zeit bestens anbieten.



Zum Glück gibt es auch noch Menschen wie meine Marmeladenherstellerin, die heute zum letzten Mal in diesem Jahr auf dem Wochenmarkt war. Das ist eine von denen, denen das Auf und Ab der Wirtschaft egal sein wird, schon ihre Grosseltern waren Selbstversorger, und sie wird es genauso halten, wenn es schlimm kommt. Solange macht sie Marmelade, die beste Marmelade, die ich kenne, und nun auch Weihnachtsgestecke. Schön sind sie, sage ich.

Alle Zutaten sind aus ihrem eigenen Garten, sagt sie. Bis auf die Christbaumkugel natürlich. Und die Glocke, aber vorhin hat jemand das Gesteck heruntergeworfen, da ging die Glocke kaputt. Tatsächlich liegen blutrote Glasscherben auf dem Boden.

Ich hätte ja noch welche daheim, sage ich, die ich nicht brauchen werde. In pink. Drei Stück. Schöne, alte Glocken, aber vollkommen sinnlos. Soll ich sie bringen?

Aber nein, meine Marmeladenmacherin lehnt ab und schenkt mir statt dessen das Gesteck, erklärt mir, wo die Kerze hinein kommt, und so ergiesst sich ein grotesk grosser Nadelwald auf meinem Sofatisch, Vorweihnachtsglückseligkeit vortäuschend, und die drei pinkfarbenen Glocken haben jetzt auch einen Platz gefunden, wo die andere zerbrochen ist.

Irgendwie renkt sich eben alles wieder ein. Nur manchen geschmierten Schreiberlingen und ihren Auftraggebern, denen wünsche ich, dass sie schiefe Krüppel bleiben.

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Freitag, 26. November 2010

Zum Stand der Presse- und anderer Freiheit

Hübsch:

Subject: DA Notice Letter of Advice to All UK Editors – Further Wikileaks Disclosures

To All Editors

Impending Further National Security Disclosures by Wikileaks

I understand that Wikileaks will very shortly release a further mass of US official documents onto its internet website. The full scope of the subject matter covered by these documents remains to be seen, but it is possible that some of them may contain information that falls within the UK’s Defence Advisory Notice code. Given the large number of documents thought to be involved, it is unlikely that sensitive UK national security information within these documents would be recognised by a casual browser. However, aspects of national security might be put at risk if a major UK media news outlet brought such information into obvious public prominence through its general publication or broadcast.

Therefore, may I ask you to seek my advice before publishing or broadcasting any information drawn from these latest Wikileaks’ disclosures which might be covered by the five standing DA Notices. In particular, would you carefully consider information that might be judged to fall within the terms of DA Notice 1 (UK Military Operations, Plans and Capabilities) and DA Notice 5 (UK Intelligence Services and Special Forces). May I also ask you to bear in mind the potential consequential effects of disclosing information which would put at risk the safety and security of Britons working or living in volatile regions where such publicity might trigger violent local reactions, for example Iran, Iraq, Pakistan and Afghanistan?

As always, I am available 24/7 to offer DA Notice guidance…

Yours Sincerely,

Andrew Vallance


Ich denke, in den nächsten Tagen wird man sehen, wieviel eigentlich das freiheitliche System des Westens wert ist. Und welche Leute den Mund halten werden, und gar nicht sehen wollen, mit was für dreckigen Systemen der Westen kooperiert, um eine angebliche Freiheit zu schützen, die, bittschön, siehe oben. Als ob nicht sowieso schon klar wäre, dass Politik ein dreckiges Geschäft ist. Als ob nicht jeder wüsste, dass globale Kriege Rechte und Wahrheit mit Füssen treten.

Ich kann nur jedem raten, Wikileaks zu nutzen und da mal reinzuschauen, solange es noch existiert. Sie werden es dicht machen, früher oder später, denn sie wollen es so, und auch der Mann, der Change versprochen hat.

Aber die eigentliche Nagelprobe kommt für die Herrschaften der Presse. Da bin ich mal gespannt, wie die versuchen, etwas zu beschweigen, was einen Klick weiter ist.

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Gewöhnt Euch dran

Diese Krise wird erst zu Ende sein, wenn sie global eine ordentliche Runde die Währungen abwerten. Und wenn nicht mit Inflation, dann eben mit Staatsgewalt.

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Freitag, 26. November 2010

Ein Tag in München

Husch husch, ein kleines, frugales Frühstück, es gibt besseres zu tun, im Süden ist es sonnig.



Eine kleine Reise steht an, zu fremden, fernen Gestaden, auf den Flügeln der Phantasie längst vergangener Epochen.



Wir treffen uns im angenehmsten Museum der Stadt, mit den nettesten Wärtern und Buchgeschäftmitarbeitern; ich gebe einen Tip für das Essen am See und bekomme einen Ledereinmerker für den Katalog, und dann geht es hinein.



Hinein zu den galanten Ideen und Erfindungen eines gewissen Herrn Bustelli, so klein und zierlich, so fein gearbeitet und ausdrucksstark, ein weisses, buntes, hartes Lachen durch die Jahrhunderte.



Da ist dieser unbändige Wille zur Freude und zum Genuss, da ist der Wunsch zu sehen, das Beste aus dem Leben zu machen, mal hier und mal dort, sind nicht auffressen zu lassen von Müh und Plag, sich hinzugeben und zu verlieren, da wird gefeiert, getanzt und jenes eingeleitet, das nicht dargestellt ist, und was auch kein Bild braucht, weil es alles schon im Beginn enthalten ist. Sie sind erstarrt in jenem angenehmen Moment, der den Anfang zeigt und das Ende verspricht, und weil alles so fein und zierlich ist, habe ich sie für mich allein: Moderne Menschen können damit wenig anfangen.



In Bestform zeigt sich das Rokoko, heiter und galant, eine Welt, die es so kaum mehr gibt und schon gar nicht unter unverbindlichen Friends im Netz, um die man sich nicht bemühen muss, die einfach so anfallen und irgendwann auch gelöscht werden können. Aufwandlos ist unsere Welt, und das macht sie vielleicht auch so wertlos. 168 Kontakte mag einem die Partnersuche laut Werbung vorschlagen, die Profile aller Kontakte sind durchsuchbar, und niemand muss mehr höflich sein, galant, eine Verbeugung auch nur andeuten - und so sind dann auch die Beziehungen, oft genug. Folgen, verfolgen, entfolgen, alles ohne Folgen. Leidenschaft, scheint es, gibt es nur noch in Porzellan. Sie sind so hart und glänzend, weil sie so heiss gebrannt sind.



Danach in ein Cafe der erträglicheren Sorte; Schwabing ist schon wieder ein wenig unerträglicher geworden, schon wieder geht ein Restaurant in den Räumen des La Boheme dem Ende entgegen, und der alte Blumenladen ist jetzt auch geschlossen - ich bin froh, hier nur noch ab und zu Gast zu sein, das reicht, eigentlich.



Nicht alles neue ist schlecht, man kann Veränderungen gestalten, und alles, wenn es nur alt genug ist, bekommt Patina, und wird vielleicht von Liebhabern erhalten. Der Rest zieht weiter, kann es nicht verstehen, und bestellt das neueste Mobiltelefon, um all die Hektik und Optionen besser wahrnehmen zu können, die dann in einem Brei der Aufmerksamkeit so grau, fad und schimmlig sind, wie ihre Existenz.

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Mittwoch, 24. November 2010

Ungerechtigkeit.

Ich werde bei der FAZ ja ab und an mit Schimpf und Schande beworfen, weil ich so böhöhöhöse zu den Konservativen bin. Naja. Nett sein stand nicht im Vertrag. Trotzdem wundert es mich nicht, dass jetzt das Lob ausbleibt, da ich die 68er ins frühe Grab nebst Erbkalamitäten schreibe. Ich glaube, die Konservativen denken sowieso, dass die 68er dort hingehören.

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Krisenklima, Konsumklima

Irgendwie fehlt mir ja diese komische Neigung, angesichts der Krise radikal zu sparen. Ich mein, das ist eine Währungskrise, gestern Irland, morgen Portugal, nächste Woche Spanien, dann England - es ist keine Güterkrise. Und es erscheint mir gar nicht logisch, angesichts einer drohenden Entwertung von Geld durch die Finanzmärkte mit einer Anhäufung von eben jenem Geld zu reagieren. In dieser Zeit bringt es gerade nichts zu sparen, denn bei dieser speziellen Not taugt das, was man hat, gar nichts. Aber das verstehen die Deutschen einfach nicht. Es ist ja in Ordnung, nicht noch mehr Müll anzuhäufen, aber wer sagt uns, dass Geld noch etwas anderes als eine Bewertungsillusion in einem Rechnernetzwerk ist?



Insofern, vielleicht bin ich da etwas leichtfüssig und begrenzt in meinem Verhalten, aber der Bank Run ist in meinen Augen nur die halbe Lösung: Man muss es den Banken nicht nur wegnehmen, sondern es auch loswerden, bevor die Banken es entwerten können - denn das wiederum ist die einzige Lösung, die sie bei einem Bank Run haben. Netterweise hat mir meine Grossmutter viel über die Inflation und die Zeit nach dem ersten Weltkrieg erzählt. Wir haben einmal schon gezahlt. Nochmal: Mit mir nicht.

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Dienstag, 23. November 2010

Wo die Reichen wohnen

Wo die Reichen wohnen, sagen sie mir ab und zu: "Ich muss das mal lesen, was Sie da schreiben, aber meine Tochter, die das mit dem Internet kann, kommt erst an Weihnachten." - und wird dann vermutlich auch etwas anderes zu tun haben, als obskure Webprojekte rauszukramen. Streiten vielleicht und am zweiten Tag wieder fahren. Soll alles schon vorgekommen sein.

Wo die Reichen wohnen, nimmt man dieses Netz nicht so ernst, und würde es auch nicht ernst nehmen, selbst wenn man in den Tiefen der Debatte endlich mal jemanden fände, der nicht mehr nur taktisch Pseudoargumente bringt, um damit bei den Medien aufzufallen - gell, der Blau von der Zeit hat noch immer nicht angerufen, so ein Pech aber auch - wenn man also endlich mal dem Kern der Wut armer Schweine in Berlin gegenüber stünde:

Jetzt weiß man zumindest wo man die größten Bonzenschweine findet. Verpixelung ein guter Indikator

sagt dieser Twitternutzer über den Vorfall, dass es wie immer ist: Auf die Hetze des Mobs kommen dann immer welche, die es etwas übertreiben und die "Bewegung in der Hauptstadt" diskreditieren. Und so ist die Linie perfekt: Spiesser, Idioten, Nixchecker, Störer, Verschmutzer, Bonzenschweine. Man wartet eigentlich nur auf den ersten, der das Recht für sich in Anspruch nimmt, anderen das Haus anzuzünden, weil es ja im Internet auch nicht ist, wozu braucht man es dann in der Realität. Und am besten natürlich bei den Reichen anfangen, immer bei den Reichen.

Was hinlänglich erklärt, was diese Leute trotz jährlichem iphone-Update und dem teuersten Mac sind: Arm. Vielleicht sogar gerade deshalb, mein T20 ist jetzt 9 Jahre alt und reicht mir. Wer nichts oder alles ausgegeben hat, hat wenigstens die kostenlosen Segnungen des Internets. Die umgekehrt eigentlich nicht durchwegs gut genug sind, als dass man sie als Reicher bräuchte. Das Leben hat einfach die besseren Alternativen zu bieten. Was, wie, Musik klauen, wozu, wenn man beim Händler in aller Ruhe probehören kann. Wozu digitale Layers für den billigsten Kaffee mit Internetzugang, wenn man den besten Kaffee wünscht, den sich diese Crowd weder leisten kann noch will.



Und während es hier Berge und Täler langsam einschneit, habe ich den Eindruck, dass es wohl immer der Fluch der Armen - oder hier in Digitaldeutschland, der Wohlstandsasozialen - sein wird, sich nach denen umzuschauen, die nicht so sind und sein müssen, die Optionen haben und sie sehr oft nutzen, die Armen nicht sehen zu müssen. Wozu auch, warum soll man sich das antun, eine Verständigung kann es nicht geben, aber schön ist es hier und das soll auch so bleiben - und auf Besuch dieser Art legt man auch keinen Wert. Warum? Weil die "da unten", siehe oben, tatsächlich so sind, man muss ihnen znur zuhören. Es geht dabei gar nicht um kommunistischen Klassenkampf oder politische Ziele oder Rechte, es geht einfach darum, dass der Blick in den subalternen Codierstuben und prekären Lebensverhältnissen immer auf jene gerichtet ist, die anders können. Was ihre Aussichten angeht, ist das ganze Leben wie ein gigantisches, komplett verpixeltes Streetview. Ihr kommt da nicht rein, ihr habt hier nichts verloren, leistet erst mal was und kommt dann wieder - das reicht, mehr muss man denen gar nicht ins Gesicht sagen, um ihnen mindestens einen miesen Tag zu bereiten.

Und nun eben auch noch in ihrem Internet. Worauf die Reichen verzichten können, aber wenn man sie hinein zwingt, dann tun sie das schon, das Aussperren der Anderen, ihr kommt hier nicht rein. Nicht absichtlich, den meisten geht es vermutlich nur um ihre Ruhe, aber es kommt anders an. Und so vermengt sich das alles zu einem Hassbild, für das minütlich Daten beim Pranger von findedaspixel gesammelt werden. Ab und zu gehe ich hin und drehe einen gefundenen Ort um 180 Grad, um sie zu frustrieren, aber darum geht es gar nicht.

Es geht, wenn ich die Signale aus Berlin richtig deute, um die Vorherrschaft. Sie prangern an, sie definieren Ziele und Gegner, sie bereiten Aktionen vor und kämpfen gegen Abweichler, die mitunter doch etwas erstaunt sind von der Aktion, bei der sie die Fusssoldaten sein sollen, auf dass die Führer dann bei Kongressen Case Studies vortragen können. Der Raum soll für jene, die es anders sehen, gerade recht eng sein, bei den Blogs geht es noch, bei Twitter, wo sich das Aso-Element schneller austobt, wird es schon schwieriger. Man hält dort gerade besser den Mund, denn die anderen sind die Mehreren, oder zumindest versucht jeder, genau das vorzugeben, statt zu sagen: Michi, Jens, haltet doch mal das Maul, ihr armen Trottel. Statt dessen: Ihr kommt hier nur rein, wenn ihr euch anpasst, ihr habt hier nur was mit der richtigen Gesinnung verloren, geht erst mal los und leistet ein paar Bilder.

Hier zu mir kommen sie aus Gründen natürlich nie her, und wenn sie klug wären, wäre ihnen vielleicht auch schon aufgefallen, dass sie sich jede Menge Arbeit doppelt und dreifach machen. Tatsächlich ist der einzige Effekt ihres Treibens, dass ich etwas misstrauischer bin, und still ein paar Entscheidungen treffe: Der und der kommt mir nicht rein, der und der hat hier nichts verloren, so Sachen halt. Jetzt ist sowieso erst mal Winter. Wer will da schon Hausfassaden sehen.

Bald gibt es wieder Rodelbilder, und die Kommentatoren sind am letzten Wochenende vor Weihnachten und am 2. Januar 2011 (nach meiner aktuellen Planung) gern eingeladen.

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