: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 16. August 2012

Reizvoll

Es gibt am Tegernsee so Stellen, da kommt man nur auf drei Arten hin: Mit dem Rad, weil man in der Nähe wohnt, oder mit dem Boot. Das sind dann die Stellen, die schon fast nach Riviera aussehen.



Und es gibt andere Stellen, da kommt man nur zu Fuss hin, weil dort niemand in der Nähe wohnt, kein See ist und auch kein fahrbarer Weg hoch führt. Das sind dann die Stellen, die jene ansprechen, die von der Riviera nicht so richtig angezogen sind.



Ich gebe aber gern zu, dass man, wenn man auf dem Heimweg kurz vor Scharding über den Lenker abgeht, doch ein wenig überlegt, ob so ein Nachmittag mit Freundin und Picnickorb auf einem Steg, alles in allem und unter Abzug der auf dem Weg verbliebenen Fleischteile, nicht auch seinen Reiz hätte.

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Ex-Münchner, aber wirklich.

Allen Schmerzen zum Trotz: Es gibt so Momente, da gehe ich auf die Terrasse und sage mir, dass es sagenhaft ist, wirklich hier zu leben. Andere haben vielleicht Dachpanoramen über Städte oder Bäume in den Strassen und Höfen, aber ich war gestern in München, und habe erlebt, wie aggressiv und bitter nur ein paar Kilometer Stadtverkehr machen können. Nichts in München kann so sein, wie das hier.





Den Feiertag habe ich fast völlig vergessen, also muss ich Reste zusammenkochen, aber das ist auch nicht schlimm: Pfannkuchen mit Marmelade, das war als Kind mein Leibgericht, und ein Tag wie heute ist eine schöne Ausrede für solche Exzesse, auch wenn es nur zwei sind - als Kind konnte ich 10 davon essen.





Die alten Leute, die hierher ziehen, fragen sich dann immer, warum sie das nicht viel früher gemacht haben. Die Antwort ist leicht: Weil andere es früher taten. Alles eine Frage der Logik des blauen Himmels und der Berge.





So. Gut gefrühstückt ist halb bestiegen, und ich habe ja noch zwei Hilfen, an denen ich mich festklammern kann: Das Rad ist ein prima Rollatorersatz, und der Stock am Oberrohr wird mich hoffentlich noch etwas höher tragen. Ich bin nicht krank, ich fahre nur ein Retrorad und gehe mit einem Retrostock, einem Retrostrohhut und einem Retrorucksack den Berg hinauf. Unter der Krempe wird keiner die Tränen sehen.

Ich lasse mich doch nicht von Müttern in meinem Dasein bremsen.

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Mittwoch, 15. August 2012

Was uns klug macht, bringt uns nicht um.

Es gibt so Sprüche, gerade in Sportlerkreisen, die ein wenig geschmacklos sind. Schmerz sei nur Schwäche, die den Körper verlässt. Das können auch nur Leute sagen, die sich als Hobby quälen und nicht chronisch krank sind. Man wird halt mal alt jund krank, und damit kommen auch die Schmerzen. Darauf sollte man nicht stolz sein. Es reicht, die Warnsignale zu erkennen. Und zu überleben.



Ein anderer selten dämlicher Spruch lautet: Was uns nicht umbringt, macht uns nur noch härter. Sozialdarwnismus pur, als ob es nicht schon genug harte, eiskalte, berechnende Menschen auf der Welt gäbe, und man nochmal im Überlebenskampf eins draufsetzen muss. Was uns nicht umbringt, sollte ein Anlass zum Überlegen sein: Warum es überhaupt so kam, warum wir die Warnsignale nicht erkannten, was man das nächste Mal besser machen kann: Was uns nicht tötet, macht uns vielleicht klüger.



Ich war hier schon einmal, vor fast genau drei Jahren, und habe lange nachgedacht, was ich nun mit diesen Erlebnissen anfangen soll, die davor stattgefunden haben. Realistisch betrachtet war daran einiges eine schwere Fehlentscheidung, und dass sich alles wieder fügte, lag insgesamt nicht nur an meinem lockeren Verhältnis zu solchen Realitäten, sondern auch an einem Umfeld, das hilft, Niederlagen und Fehler vergleichsweise leicht zu verdauen. Man musste es versuchen, manchmal kann man einfach nicht anders, und Fehleinschätzungen sind nun mal nicht auszuschliessen. Das gehört dazu, das ist langfristig kein Problem, und das nächste Mal hält man vielleicht wieder hier an, und macht sich vorher kluge Gedanken, wie man es nachher gestaltet. Das ist nicht hart, auch wenn vielleicht manche Entscheidung dann etwas härter ausfallen mag. Aber irgendwie muss man sich seine Freiräume erhalten, den Sinn für Romantik und das Blumenbeet der Melancholie, durch das bitte keiner nochmal extra durchtrampeln soll. Dafür ist es nicht gemacht.



Ja, der Hirschberg. Da vorne rechts. Wer weiss, ob ich dort morgen hinaufkomme. Wenn es nicht gehen sollte, bleibe ich halt unten. Man kann schlecht für einen Knöchel und einen Beitrag ein Kind überfahren, das auch nichts dafür kann, dass seine Mutter ein verantwortungsloses Stück Dreck ist, das meint, auch ein vier Meter breiter Weg könne in der ganzen Breite nur ihr und dem Nachwuchs gehören. Ich weiss schon, warum ich die richtig libertinären Damen mit Bindungsmitteldesinteresse und kurzen, wurschtigen Planungshorizonten so schätze. Das sind so die Gedanken, die man sich macht, und auch, wenn sie wieder falsch sein sollten: Ich habe es wenigstens versucht. Ausserdem ist es ein netter Ort.

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Sterben auf Heimaterde

Das Gepäck? Die Steigung? Der Gegenwind? Das elende Drecksaas von einer Turbomutter, die mir ihre Kinder in den Weg hetzte, weshalb ich umgefallen bin, und die nicht mal Entschuldigung oder Danke sagte, weil das vermutlich so sein soll, wenn so ein verkommenes Miststück den Weg blockiert (entsprechend schmerzen jetzt rechts die Sehnen)? Das generelle Elend beim Durchfahren von München? Die Abartigkeit des Verkehrs auf der B13? Jedenfalls es war kein Spass, und als es dann hätte schön werden können, war die Kraft längst weg.



Man muss klar sagen: Es gibt angenehmere Orte zum Rennradfahren. Es geht. Man kommt an. Technisch.

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Dienstag, 14. August 2012

Noch 9 Stunden Licht.

Ich fahre jetzt los. Deshalb:

http://faz-community.faz.net/blogs/stuetzen/archive/2012/08/13/fettabsaugen-in-rottach-1-fuer-eine-handvoll-zaehne.aspx

130 Kilometer, 9 Stunden, das muss möglich sein. Drückt mir die Daumen.

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Du blöde Sau von einer Partei

Her ein Profi-Tip für die SPD: Tomaten muss man ernten, wenn sie reif sind. Und faulige Tomaten, die schon mal zum Mund gingen und abgelehnt wurden, sollte man nicht nochmal servieren.



Fragen wir mal andersrum: Was haben denn Figuren wie Guantanamo-Peinlichkeit, Rentnerwangeltätschlerbegabung und Steigbügelhalter des Uckermarkelends Frank-Walter Steinmeier und der Herr NEW-Bund-Doppelwahlverlierer Steinbrück in den letzten Jahren denn so auf die Beine gestellt, nachdem sie die SPD in eine historische Katastrophe geführt haben?

Nun...

Steinmeier hat die SPD brav die Pfoten für Gesetze zur Entdemokratiwerung zugunsten perverser Konstrukte wie dem ESM heben lassen.

Steinbrück hat in Talkshows gesessen und Interviews gegeben.



Nicht dass ich ein Fan von Sigmar Gabriel wäre: Aber der Herr Steinmeier, der angeblich beim Wähler so gut ankommt, ist die Antwort der Sozialdemokraten auf Personalquerelen wie Julia Schramm (gesitiger Tiefgang), Bernd Schlömer (Persönlichkeit) und Johannes Ponader (bedingungsloses Grund- und Posteneinkommen) in einem Körper - der die Wähler schon einmal deutlich ankotzte. Da kann man eigentlich gleich Plakatieren:

"Mit der SPD den Juniorpartner der nächsten grossen Koalition wählen!"

Und

"FWS - 2005-2008 reloaded!"

Und

"Schluss mit der Abfallentsorgung - es gibt nichts, was die SPD nicht recyclen kann"



Jede andere Partei, die keine dumme Sau ist, hätte nach dem Debakel mit den Verantwortlichen aufgeräumt, und zwar gründlichst. Steinmeier hat die beste Wahlhilfe gemacht, die man sich für Merkel vorstellen konnte. Die ist zwar genauso prinzipienlos, machtgeil und unsympathisch, aber die eine gewinnt damit, und der andere kriecht ihr in Sachen Eurokrise aus der Opposition immer noch nach, als bekäme er dafür einen Keks. Das muss irgendwas pathologisches sein, und man sollte als Partei schauen, dass so einer ganz schnell ein paar Verträge mit der Friedrich-Ebert-Stiftung bekommt. Aber diese Partei ist so mit Verlaub oberarschgef'ckt, dass sie nicht mal knallbraunen Rassistendreck erkennt, sondern befördert und dann nicht in der Lage ist, sich diese Scheisse, Pardon, per Parteiausschluss vom Schuh zu putzen. Und dass ein gelbes U-Boot wie Wolfgang Clement erst mal selbst austreten musste, statt den Tritt zu kriegen, erklärt so einiges über diese Partei. Und den hat man hochkommen lassen? Was denn noch?

Naja, man sieht es: Die elende Schmierpest der Zeit hebt den letzten Vollversager schon auf den Schild.



Kann der Ponader sich bitte hinstellen und wieder einen Blödsinn loslassen, mit ein paar Verdrehungen, die man ihm reindrücken kann? Könnte die FDP ein paar Machtkämpfe haben, oder der Horsti die Koalition platzen lassen? Dass die Grünen gerade mit der Krumwiede das Netz vergrätzen, ist zwar irgendwie peinlich amüsant, aber das lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn man siehtm, die die Sozen

4

volle

Jahre

diesen elenden Nichtskönnern die Sessel warmgehalten hat. Und weiter halten wird.

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Sonntag, 12. August 2012

Die schöne Welt des Internets, Folge 23.973

Heute, liebe Kinder: "Ohne Netz waren die Schweizer Bankster und Deutschen Steuerhinterzieher noch sicher, aber heute reicht eine SD-Karte, und BÄNG!!!"

In der FAZ. Feat Schäubleseitentreten. In dem Fall ist es mir auch egal, was er fährt.

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Ich mache das so

Und ich weiss natürlich nicht, ob das richtig ist, aber bei mir hilft es: Ich fahre meine Runden wie die Echternacher Springprozession. An einem Tag wenig, am anderen mehr, dann wieder weniger, aber etwas mehr als zwei Tage zuvor, dann noch mehr als das vorletzte Mal. Die kurzen Strecken fahre ich schneller, die grossen Runden langsamer. Seit dem Winter komme ich inzwischen doppelt so weit, fahre die kleinste Runde mit 30 Kilometern in weniger als einer Stunde, und ich komme Hügel mit dem grossen Kettenblatt hoch, für die ich im Februar das letzte Fitzelchen Kraft auf den kleinsten Gang legen musste. Wenn ich nicht - typisch Frau - fast alles so gekauft hätte, dass ich genau hinein passe, wenn ich ziemlich abnehme, bräuchte ich jetzt eine neue Kleiderschrankfüllung.





















Ich weiss, manche sind von der Radelei genervt. Aber es hat geholfen, weiterhin mit voller Last zu essen und trotzdem das Gefühl loszuwerden, dass ich besser etwas tun sollte. So fing es an:



Und ohne die Schnappsidee, ein Buch auf Bestellung schreiben zu wollen, bei einem Verlag, der mich wissen lässt, ich hätte das Projekt "im gegenseitigen Einverständnis" beendet, wenn ich denen die Brocken vor die Füsse schmeisse, wären in Italien nochmal 1500 Kilometer mehr dazu gekommen. Und einge Autofahrten. Aber was soll's. Ich bin schlanker, stärker und klüger.

Und wie so oft, hat das klüger werden am meisten genervt, denn das Radeln war sehr, sehr schön. Manche sagen, der Sommer 2012 sei verregnet gewesen: Hier war er wirklich schön.

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Samstag, 11. August 2012

Zum vorläufigen Abschied.

Schön ist es gewesen.

Ein wenig voll war es auch. Vielleicht sollte ich mich an den Rat vom alten P. halten, der gesagt hat, ich soll nicht so viel darüber schreiben. Dabei ist es gar nicht meine Schuld, dass der Tegernsee in aller Munde ist - das besorgen die Getränkelieferanten mit dem (mehr oder weniger) hiesigen Bier, das zwar wie der See heisst, aber seine übergrosse Abfüllanlage vor dem See in die Haglandschaft geklotzt hat. Das geht wohl nicht anders, die kleinen Brauereien überleben den Marktdruck nicht und die Grossen werden kultig. Aber an mir würde es nicht liegen, würde ich denn Bier trinken. Bier schon. Aber nicht dieses.







Ich habe damit ja so eigene Erfahrungen, denn ich komme von hier, und tatsächlich ist das Bier ein Bestandteil des Alltags. Im Guten - besser Bier als Wodka - und im Schlechten. Auch mit drei, vier Trageln können Feste böse aus dem Ruder laufen. Es stehen so viel Kreuze an den Landstrassen. Es ist nicht so schlimm wie mit Strohrum, aber dennoch. Es hat hier lange gedauert, es ist auch noch nicht ganz vorbei, dass man einen anderen Zugang zum Thema Alkoholismus und Gewohnheitstrinken gefunden hat. Es ist halt wie immer: Ein wenig schadet nicht, aber wenn es dabei nicht bleibt... ich sage es mal so: Ich wäre sicher auch Vegetarier geworden, wenn ich dauernd Kühe vor meiner Terrasse und unterwegs gesehen hätte. Solche schönen Tiere bringt man nicht einfach um.







Und spätestens mit den Partyexzessen in meiner Heimatstadt, in der die CSU-Kamarilla zusammen mit den befreundeten Wirten und sogar der Kirche die Besäufnisse fördert oder bestenfalls tatenlos geschehen lässt - feige und hinterfotzig halt, wie immer - hätte man mir auch den Spass am Bier verdorben. Mal ganz abgesehen von den Kalorien: Bier ist ein Fettmacher, und man müsste sich ganz schwer entscheiden: Bier? Torte? Oder ein anderer Weg aus dem Dilemma? Der andere Weg ist hin und zurück 40 Kilometer lang und führt zum Kloster Reutberg, wo die Brauerei beheimatet ist, die kein Kultgetränk macht. Und deshalb in der Region auch beliebt ist. Da sagt einem keiner woanders, dass er das vom Saufen her kennt. Es kennen zwar recht viele, denn das Kloster ist ein beliebtes Ausflugsziel für Münchner, aber unter der Woche findet man trotzdem immer noch einen Platz. Und dann würde ich mir eben sagen: Du darfst trinken, was Du willst, wenn Du es mit dem Rad holst. Die 40 Kilometer sind nicht eben, und es gibt zwei wirklich fiese Steigungen, die schon dafür sorgen, dass nicht mehr als 5, 6 Flaschen im Rucksack die Erdanziehung bedienen.







So aber könnte ich dann den Haushalt des Körpers wieder mit der Natur und Umwelt in Einklang bringen. Es wäre etwas anderes als das Tragl vom Getränkegrossmarkt, es wäre selbst erarbeitet, es wäre eine gewisse Leistung und obendrein auch ein Vergnügen. Eine Flasche aufmachen kann jeder. Aber die 40 Kilometer durch Dörfer und Wiesen radeln, um das zu holen, was gut ist, an der Stelle, wo es entsteht - das ist Aufgabe und Privileg zugleich. So würde ich das machen, wenn ich Bier tränke. Und dann oben im Biergarten sitzen, das Panorama vom Wendelstein bis zur Benediktenwand geniessen, mir den Hirschberg anschauen, an den Gipfel denken, und mir eine einschenken.







Wenn ich denn. Was ich aber nicht tue. Dafür jedoch stehe ich in einem anderen inneren Konflikt, und der lautet: Torte? Germknödel mit Vainillesosse? Das machen die hier auch richtig gut, auch dafür kann man 40 Kilometer fahren, dann geht beides mit gutem Gewissen. ich sage gern, dass ich das vermutlich weniger begeistert in jenen Regionen täte, die von der Abfüllanlage bei uns beliefert werden müssen. Wo es kein Fleckvieh gibt, nur Piratenhipster, wo kein Löwe im blutroten Sonnenuntergang auf den Fahnen der balkanesischen Erbfeinde (Wien als Berlin des Balkans) sitzt, wo man Parks und Flugfelder zwischen Häusern hat, und nicht Häuser zwischen Wäldern und Weiden. Da würde ich vielleicht auch zum Säufern werden.

Aber hier nicht. Hier werde ich nur dick, und dann wieder dünn, je nach Kilometer und Höhenmeter und Speisekarte und Pfifferlingnachschub, in Gorgonzola. Schön ist es gewesen.

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Tegernseer Endurance-Triathlon

Zuerst mal das Rad ein paar Stunden aufrecht an der Wiese, also auch nich offroad, querfeldein, stehen lassen.



Dann 6 Kilometer nach Rottach und 6 Kilometer zurück schwerstes Non-Swimming, weil das Wasser zu kalt ist.



Anschliessend, in ungünstiger Lage, Dauerrobben auf Gras und Kies zwischen Sonne und Schatten.



Und das nicht mal eben schnell, sondern den halben Tag; kein Wunder, dass man da braun, stark und hungrig wird.



Diese Spiele mit der verquasten Vorstellung der Nationenzielsetzung? Pah. Weit weg, interessiert hier keinen. Die einzig wirklich spannende Frage lautet nach meiner Vorstellung; Wieviele Tonnen Chips und Hektoliter Bier kippen Deutsche nördlich von hier mehr in sich hinein, wenn Menschen etwas tun, das sie nicht tun werden. Und wie der Quotient zur Menge der Dopingmittel aussieht, und ob da ein Zusammenhang besteht.

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Freitag, 10. August 2012

Aber sie haben es wenigstens versucht

Rottach? Voll, in Kreuth geht vielleicht noch was. Bad Wiessee? Höchstens am Rand, ganz hinten, oder gleich in Abwinkl. Tegernsee? Da bauen sie Villen am Leeberg zu Wohnungen um. Eine Villa kostet 1,5 Millionen, macht man 4 Wohnungen hinein, kann man 3 Millionen verlangen. Gmund? Die letzten Bauplätze sind seit einem Jahr bebaut.



Und dann gibt es noch die Orte, die beim ersten Eindruck auf dem Papier schwerr vermittelbar sind. Wer möchte schon in Öd wohnen. Oder in Niemandsbichl. Gasse klingt auch nicht wirklich mondän, und Ostin könnte dem Namen nach nördlich von Rostock liegen. Aber das sind die kleinen Weiler von der Anhöhe über dem See Richtung Miesbach und Schliersee, alle noch halbwegs in der Nähe des Sees, und die begrenzte Bekanntheit muss kein Makel sein: Diese Orte wurden beim letzten grossen Boom der Region in den 60er und frühen 70er Jahre mitunter übersehen, was allzu schräge Neubauten mit Glasbausteinen und riesigen Fentserfronten verhindert hat. Aber das ändert sich gerade.



Die Bauvorschriften sind recht rigide im Tal, es muss alles alpenländisch aussehen, und jene, die es schaffen, den Vorschriften ein Schnippchen zu schlagen, sind eher selten: Wer hier lebt, will das so. Bei mir in der Strasse sind zwei famose Beispiele, wie es auch anders geht, ein umgebautes Haus aus den 5oern und ein modernes Holzhaus setzen Akzente. Aber hier hinten wird peinlich genau geschaut, dass der Eindruck stimmt. Ostin ist äusserlich immer noch eun Bauerndorf. Das Neuerfinden des Alten geht soweit, dass im hinteren Teil ein Stall mit Holzverkleidung imitiert wird. Aber all die Türen mit den Zugängen zu Garten und Balkon verraten natürlich, dass hier kein normales Haus entsteht, sondern eine Art Wohnblock, der wie ein Bauernhaus aussehen soll.



Es gibt neue Lüftlmalerei und neue Kastenfenster in der richtigen Grösse, und eine Zirbelholzstube ist heute auch wieder erwünscht. Die Dachziegel sind ein wenig fragwürdig und viel zu neu, und es ist ausserdem recht viel Haus für so ein kleines Grundstück. Aber es passt, es sieht ordentlich aus, und es könnte, wenn man hinten am Ödberg vorbei fährt, schon gefallen. Bis man in den Ort kommt. Dorthin, wo auf 3000 Quadratmeter Wiese noch die Originale aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stehen



(Klicken macht gross)

Wie gesagt, sie haben sich bei den Neubauten in der Nachbarschaft bemüht. Man macht heute das beste daraus. Man will den Eindruck zumindest äusserlich erhalten. Und wenn man nicht genau hinschaut und den Vergleich nicht hat, ist es ganz hübsch und nett anzusehen. Und irgendwo muss man ja sein Fluchtgeld hintun, das ist besser als in einen Plattenbau.

Aber das eine ist das, was geht. Und das andere ist das, was sein sollte, Da liegen nur ein paar Meter und doch Welten dazwischen. In Orten mit seltsamen Namen wie Ostin und Gasse.

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Arme, kleine Kamera

Im fernen Japan hat man sie so geeicht, dass sogar in versmogten Städten Asiens Farben dennoch brilliant und satt sind. Aber hier kommt die Luft über 300 Kilometer Alpenkette herein, Abgase gibt es kaum, und das Licht ist hier oben auf 800 Metern auch anders.







Wenn man genau hinhört, röchelt drinnen der Farbprozessor auf japanisch. Und dazu reicht schon die kleine Runde hinter dem Haus, den Ödberg entlang. 8 Kilometer ohne Autos, aber mit vielen kleinen Steigungen.







Eigentlich ist das ein Heilklimaweg, das sorgt dafür, dass manche Leute und Horden genau nicht hier gehen, weil sie etwas anderes, rentnermässiges erwarten. Man kann die Strecke mehrmals fahren, dann kommt man auch auf das übliche Pensum, und es wird trotzdem nie langweilig, alles so schön bunt hier.







Es tut mitunter in den Augen weh, gerade dieses psychodelische Signalgrün der Weiden. Man kann gerne mal den Farbsensor fragen. Armer Kerl. Ab morgen ist er dann wieder im Flachland, da gibt es auch genug Filterstoffe in der Luft.






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Donnerstag, 9. August 2012

Im Schatten des Goldes

Ich habe auch noch einen Tiefgaragenplatz, aber in Zeiten wie diesen lasse ich die Barchetta gern draussen unter dem Mirabellenbaum stehen. Ich finde das schön, ein kleines, offenes Auto unter den kleinen, goldenen Früchten, süsser als 1000 Sonnen.



Ab Dürnbach, hat mir jemand besagt, der nicht von hier kommt, bekämen die Menschen gar nicht mehr mit, was in der Welt los ist. In Spanien verschliessen Supermärkte ihre Müllcontainer, angeblich, weil sich Menschen mit abgelaufenen Nahrungsmitteln gefährden. Als ob sie vom Hungern gesund werden könnten. So weit sind wir also. Ich halte das teilweise durchaus für Kalkül: Wenn die einen erst mal hungern und die anderen genug Angst vor ihnen haben, nimmt man auch gern eine Währungsreform in Kauf. Und genau das wird kommen.

Was natürlich auch eine Art Vermögenssteuer ist, von der aber keiner etwas hat. Die andere Idee der Gewerkschaften, denen ich es nicht verzeihe, dass sie für die dritte Startbahn in München waren - blöde Speichellecker des Grosskapitals - der Gewerkschaften also, mit einer Vermögenssteuer umzufairteilen und damit anderen Grossdreckschwachsinnsprojekte zu finanzieren, diese Idee mache ich in der FAZ rund.

Bei Rechten ist Dummheit nur natürlich, aber bei Linken erwarte ich mir einfach mehr Intelligenz.

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La Malcontenta

Ob es mir nicht etwas einsam ist, will man daheim wissen. Heute ist Mittwoch, es wäre eigentlich Wochenmarkt und viel Getratsche, aber ich bin nicht da, sondern immer noch - und mittlerweile auch unentschuldigt, da verlängert - am See.





Dieses Jahr ist es etwas anders als sonst; zwar liege ich immer noch wie ein Raubritter an den Verkehrswegen von Nord nach Süden, noch immer machen Reisende hier Rast, aber recht viel mehr hat sich einfach nicht ergeben. Sei es, dass ich nicht geplant habe - planen ist im Moment etwas schwierig, schon morgen kann es vorbei sein - sei es, dass andere Entscheidungen treffen, die nicht mehr in diese kleine Welt aus Grün und Blau passen wollen. Oh, bitte, ich verstehe das, nach dem 5. Mal will man vielleicht doch wieder etwas anderes sehen, es ist das Privileg jener, die immer frei entscheiden können, das Beste zu tun.





Es treibt sie dann woanders hin, und ich muss mich nicht entschuldigen, dass der See zu kalt ist. Für mich ist er ideal, es ist nicht zu warm, man kann hier den ganzen Vormittag liegen und bräunen, ohne dass es heiss und Schwimmen unvermeidlich wäre. Ich mag den See anschauen. Andere würden jetzt vielleicht anfangen zu überlegen, ob es wirklich so eine gute Idee war, hierher zu kommen. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber ist stehe nicht unter Rechtfertigungdruck und unter Zwang, Alternativen zu suchen.





Kurz, ich bin nicht einsam, ich bin ziemlich frei in meinen Entscheidungen. Ich kann mich hemmungslos benehmen, ich muss nicht Wünsche erkennen und erfüllen, und wenn es an anderen Orten schöner ist, dann nur zu: Die Berge sind voll mit Ferienwohnungen, die ausgereizt wurden, man darf sich nicht zwingen. Ich lade gerne ein, aber das Hinterherlaufen, das habe ich mir abgewöhnt. Daheim finden sie, ich sei nach dem Erdbeben ein klein wenig anders geworden - mag sein, vermutlich, weil es mir in seiner Respektlosigkeit durchaus gefallen hat. So ein Erdbeben ist kein Kaffeekränzchen, es stellt fundamentale Fragen, und hält nicht nicht mit Geschmolle und Zickigkeiten auf. Und man selbst verfällt schnell in eine Na-und-wenn-schon-Haltung. Ich habe Lager gesehen, und die Zelte der Obdachlosen bei den Bächen: Das macht ein wenig taub für Luxusprobleme. Nicht für immer, aber im Moment schon noch.





Nach meiner bescheidenen Meinung hat das auch etwas mit generellen Veränderungen des Verhaltens von Menschen zu tun, und dem Umtergang des Parameters "Zufriedenhait" im Sinne von Bestand. Zufrieden ist man oft nicht mehr mit dem, das ist und bleibt, sondern dem, was sich noch ergeben kann. Sie ist eine Art Wette auf die Zukunft geworden, ein Gefühlsterminkontrakt, und verlangt deshalb dauernde Anstrengung und Leistung. Und natürlich auch persönliche Opfer und Enttäuschungen, die gerne auf Dritte abgewälzt werden. Es gibt so viele Möglichkeiten, es gibt so viele Zwänge, sich zu entscheiden, das Zwischenmenschliche tritt dabei auch gerne mal zurück, und dass wir so hohe Scheidungsquoten zusammen mit dem Marktliberalismus bekommen haben, ist in meinem Augen auch kein Zufall.





Dass bei all den zu nutzenden Möglichkeiten die gelebte Realität, die man sich zurechtstöpseln muss (http://marue23.tumblr.com/post/28839555744/ausbeutungsmaschine-journalismus, rolleye), wenig erbaulich aussieht, gehört wohl auch dazu: Um so mehr engagiert man sich für die Ausgestaltung einer erfolgreichen Zukunft. Die dann, man denke an schmierende Ghettogören aus Berlin, an andere geht, die zeitgleich auch sowas machen und nicht so schlampig rüberkommen. Ich schaue mir das von grosser Entferung an, die geplatzen Träume und das mitunter sehr, sehr kleine, verbitterte G'schau, wenn es nicht laufen will und keiner da ist, der jetzt einen Plan B oder einen Job oder einen Kontakt oder ein Mandat hat. Immer diese Nützlichkeitserwägungen. Es ist narürlich nicht nutzbringend, hier zu sein.



Und es ist gut, unterwegs kein Netz und generell kein social Network zu haben, um nicht dauernd das zu lesen, was der Bernie dazu schreibt:

http://burnster.de/2012/07/30/meine-generation/

So san's. Woanderst. Nein, ich bin nicht einsam, es ist immer noch zu viel Internet da. Der Seemann winselt immer noch, weil sie sein Blog bei der FAZ gelöscht haben. Hätte man früher, hätte er nicht, Optionen gibt es immer, aber auch wirklich gute Chancen werden vertan, und dann sind sie halt woanders, wo es auch nicht optimal ist. Hier ist es, zumindest für mich - perfekt.

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Mittwoch, 8. August 2012

Bradelurlaub

Wenn es schön ist, möchte man sich natürlich auf den Sattel schwingen und über die Wiesen fliegen.







Aber wenn es nach ein paar weniger schönen Tagen wieder schön ist, möchte man natürlich auch die Zeit am Waser verbingen und einfach nur schauen, in die blaue, klare Luft und auf das technicolorkitschige Wasser.







Die Lösung sieht so aus, dass ich ein wenig unten am Strand sitze, bis sich der Ouls beruhigt habe. Und dann fahre ich meine kleine, wüste Bergrunde, hinauf auf die Moräne, hinunter nach Gmung, hoch auf den Osterberg, hinab nach Seeglas und zurück, und dann schaue ich wieder. Pro Runde 100 Höhenmeter. Bis ich nicht mehr die kleinsten Gänge brauche.







Denn ich habe Ziele jenseits des Sees und der Berge, die gerade ohnehin wegen der Unwetter und der Sturzbachfluten nicht begehbar sind. Ich habe nachgeschaut, wie das mit Meran ist, und ob ich nicht doch vielleicht mit dem Rad hinfahren könnte, eventuell, wenn ich nur weit genug komme und ein wenig härter trainiere. Ein Tag bis Pfons, zweiter Tag bis meran mit Jaufenpass, dritter Tag jeden verfügbaren Trauben- und Apfelstrudel probieren.







Und deshalb schinde ich Höhenmeter, bis es weh tut. Aber das ist gar nicht so schlimm, wenn die Aussicht und das Wetter erträglich sind. Dann, am blauen See, frage ich mich auch schnell: Warum überhaupt weg? Oben, an meinem Stellplatz, werden die Marillen gerade reif. Ich könnte auch Marillenkuchen backen. Auch das ist eine Leistung. Es muss nicht immer der Jaufenpass sein. Wenn ich nicht die Bilder sehe.

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