Mausetotes Kapital

Es gibt da ein Kameraproblem mit meiner Radreise: Ich kann meine - vergleichsweise grosse - Olympus Pen nicht mirnehmen. Sie ist schwer und beim Sport auch unhandlich. Ich weiss, ich werde es bereuen, wenn ich dann erst mal in Meran bin, und es wieder um Fragen wie Details und Tiefenunschärfe geht.



Aber beim Weg über die Berge ist so ein Brocken eher hinderlich. Man muss jedesmal anhalten, komplett absteigen und hantieren, wenn man abdrücken will. Obendrein ist das Objektiv auch nicht gerade das, was man als "Weitwinkel" bezeichnen würde, was wiederum für die Landschaftsaufnahmen in den Bergen nur so mittelgut ist - deshalb sind die Alpenbilder in diesem Beitrag teilweise auch mit einer kleinen Casio EX H5 gemacht. Und weil öfters Fragen kommen, welche Kamera ich denn benutze, wenn die Bilder aus dieser - relativ gesehen - Knipse stammen, kann die Qualität auch nicht ganz schlecht sein.



Dazu kommt, dass dieses kleine Ding schon mal aus dem fahrenden Auto und auch sonst oft runter gefallen ist, klaglos Regen, Bergtouren, Stürze, ein paar tausend Kilometer in der feuchten Trikottasche und Hardcorerodeln weggesteckt hat, einmal sogar verloren ging, wieder zu mir kam, und danach im Vergleich zum bedauernd angeschafften und laut Prospekt natürlich sehr viel neueren Ersatz die besseren Bilder machte. Und leichter war. Und kleiner. Und - sowas merkt man erst nach vielen Bildern - auch durch die runde, kantenlosen Form schneller in und aus Taschen heraus glitt, wenn es nötig war. Seit dem 26. August sind alle Bilder in diesem Blog mit der Kleinen entstanden, und es hat sich niemand beschwert. Sie hat nur drei Nachteile: Gegen die Sonne brennen die Bilder aus, in Dunkelheit muss man viel nacharbeiten, und der Akku ist für eine Kamera mit grossem Zoombereich von 28 bis 280 mm zu klein. Theoretisch sollte der NP-80 bis zu 260 Bilder machen, aber in der Praxis ist nach 150 Schluss. Der Teufel ist bekanntlich ein emsiges Eichhörnchen, ich möchte nicht oben am Jaufenpass stehen und von der ungenauen Energieanzeige gefoppt werden, und daher dachte ich mir: So ein zweiter Akku und ein zweites Ladegerät -wie schnell ist so etwas im Hotel vergessen - wäre keine dumme Idee.



So sieht das aus.

Kostet 30 für den Akku und 60 für das Ladegerät.

Natürlich gibt es im Internet auch billige Kopien, da ist man ab 25 Euro dabei, und Amazon hat beides auch für 50 Euro, aber die Erfahrung zeigt leider auch, dass solche Dinge dann erst daheim ankommen, wenn man schon laut auf Bayerisch in einem Alpental über die streikende Kamera flucht. Die grossem Läden vor der Stadt sind da auch unerbittlich, die verschleudern zwas Kameras, aber verdienen sich nachher an solchen Kleinigkeiten den nächsten grossen Laden vor anderen Städten. Aus Prinzip gehe ich daher zu dem, was man als Photofachgeschäft bezeichnet, weil, wenn ich schon blute, dann bitte an der richtigen Stelle, und zwar in der Altstadt (und selbst, wenn es teurer wäre, müsste man beim grossen Laden noch Zeit und Fahrtkosten dazurechnen). Dort hörte man sich meine Frage an und sagte:



Nehmen Sie doch diese EX-Z330 von Casio, das ist unser letztes Exemplar, die kostet 50 Euro, mit Garantie und allem. Da ist der Akku und das Ladegerät dabei.

Betrachtet man das rational, könnte man sagen, dass die Entfernung einer früher mal 180 Euro teuren Kamera - so klein und schick und handlich, Japanerinnen werden vor Glück gquietscht haben, als sie vorgestellt wurde - dem Laden 40 Euro wert ist, verglichen mit Ladegerät und Akku allein. Aber wir leben ja auch in Zeiten, wo man auf Wertgegenstände hinten ein Bapperl draufklebt, das besagt, man sollte sie nicht in den Müll werfen.



Ganz rational weiss ich, dass diese unsere sog. "Zivilisation" das nicht auf Dauer überleben wird. Dieses Bapperl ist obszön und dekadent, und steht für das, was wir tun und wie wir leben. Vor 20 Jahren wäre es noch unvorstellbar gewesen, auf eine Kamera - ein vererbungsfähiger Wertgegenstand - so eine Erinnerung zu drucken. Schon jetzt ist es nur noch ein Akku, ein Ladegerät und eine Art Aufbewahrungskiste für die zweite SD-Karte. Weil sie zwei Jahre alt ist - in der Vorstellung unseres Systems also obsolet.

Das sollte man geniessen, solange es nich geht. Ich weiss, es wird sich ändern, und ich frage mich, ob wir dann überhaupt noch eine Kamera zum Aufheben haben werden. Immerhin, die Berge werden bleiben, und die Rennräder, die ich baue, werden auch 30, 40 Jahre funktionieren.

Dienstag, 4. September 2012, 01:11, von donalphons | |comment

 
Das ist der Grund, weshalb ich bei Kompaktkameras eigentlich immer welche mit Standard-AA-Batterien empfehle - auch wenn die mittlerweile fast am aussterben sind. Die halten zwar auch nicht länger, kosten aber nur einen Bruchteil.

Schlimmer als die hohen Preise finde ich eigentlich, dass die Hersteller für fast jedes neue Modell einen neuen Akkutyp einführen. Die neuste vorgeschobene Begründung dafür sind geänderte Vorschriften in Japan bezüglich Kontaktabdeckungen - als ob man so etwas nicht auch abwärtskompatibel lösen könnte...

Was die Vererbungsfähigkeit angeht - bei Kameras hat sich da natürlich durch die Digitalisierung grundsätzlich was geändert. Für den nicht digitalen Teil (sprich: die Optik) allerdings nicht, ganz im Gegenteil: Viele hochwertige Modelle, welche heute nicht mehr hergestellt werden haben ihren Wert in den letzten Jahren deutlich steigern können. Ich würde sogar soweit gehen: Mit kaum einem Hightech-Produkt haben Sie heutzutage so eine so gute Chance auf Werterhalt wie mit hochwertiger fotografischer Optik (ich zähle so etwas wie Fahrräder hier mal explizit nicht als 'Hightech').

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Leider war da eine zeitlang kaum was im Angebot ... Photos pro Akku ist halt wichtig und da kommst du mit Batterien nie auf vernünftige Werte. Allerdings kann man sich problemlos zwei zum Ersatz kaufen und auf einer Tour, wie der Don sie gerade macht, kann man alle 5 Kilometer Ersatz kaufen.

Olympus hat gerade ne Menge neuer Kameras mit AA Batterien vorgestellt. Bin gespannt, welche davon was taugen ... Was kleines mit ein wenig Zoom (24-120 würde mir reichen) wäre verlockend ...

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Bei AA ist wiederum das Ladegerät ein nicht kleiner Nachteil, denn normale Batterien machend das kaum mit. Man kriegt das Zeug ja auch, wenn es proprietär ist, nur ist es dann eben teurer. Für meine Pens habe ich inzwischen 8 Akkus.

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Ich sehe auch durchaus die Nachteile der AA-Variante. Und eigentlich halte ich 60 Euro für einen Akku, der 5 Jahre hält, 1000-1500 Aufnahmen pro Ladung erlaubt und aus jedem Entladungsgrad ohne Memory-Effekt innerhalb von 2 Stunden wieder aufgeladen werden kann für keinen schlechten Preis. Bei 30 Euro und nur 250 Aufnahmen sieht das allerdings schon anders aus...

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Ich habe nicht den Eindruck, dass der originale Akku nachgelassen hat, aber alles ist letztlich Kompromiss: Was habe ich von einer AA-Kamera, mit der ich nicht klarkomme?

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Bei Batterien muss man im Notfall gar nicht laden ... Der andere große Vorteil ist natürlich auch, dass man , wenn man die Akku-Version von AA wählt, nur ein Ladegerät mitnehmen muss. (OK, um den Vorteil zu nutzen, bräuchte man nicht nur eine Kamera mit AA, sondern auch noch weitere Geräte mit AA. Die sind aber Mangelware. Ladegeräte, die USB als Input akzeptieren, wären eine andere Alternative).
Für AA spricht auch der Preis. Die Dinger kosten als Batterien nix und als Akku so gut wie nichts. Auf jeden Fall nur einen Bruchteil der proprietären Akkus von Canon, Olympus und Co.

Aber klar, ist alles immer ein Kompromiss.

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Akkus wie den oben abgebildeten gibt es von Drittanbietern für 3 Euro inklusive Versand, und wenn man sie auspackt, sind sie i.d.R. ebenfalls schon geladen. Ich habe mir seit Jahren zu allen Kameras billige Zweitakkus besorgt (dann muss man nicht für jeden Wochenendtrip das Ladegerät einpacken) und noch nie einen Unterschied zu den Originalakkus bemerkt - vermutlich kommen sie aus der gleichen Fabrik in China.

Die Ladegeräte zu solchen Akkus werden mittlerweile auch schon unter 10 Euro gehandelt (inkl. Versand). Es ist noch gar nicht so lange her, da hat eine CR-123-Batterie für die damals gängigen analogen Kameras im Fotoladen in der Fußgängerzone 25 Mark gekostet.

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Die wirklich spannende Frage wäre ja: What's next? Cradle-to-cradle ist ein spannender Ansatz, aber das wird sich nicht durchsetzen, solange es einträglicher ist, nach dem Schema geplanter Obsoleszenz zu produzieren. Eine Art Müllsteuer für die produzierenden Unternehmen wäre vielleicht ein Ansatz. Oder ein Rücknahmezwang. Oder aber Subventionen für das bisher eher unrentable Recycling technischer Geräte. Alles selbstverständlich nur vage Ideen.

Derweil kaufe ich gerne in allen Bereichen Secondhand/ältere Modelle.

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Folgekostenexplosion, Zusammenbruch, Verarmung, das ist zumindest die historische Lektion. Das alles geht nur, weil in China noch so viel zum kaputtmachen ist.

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Mechanik
Sie übersteht Zeiträume beinahe mühelos. Ohne Halbwertszeit. Mit einem C64 kann man keinen Photoshop nutzen, aber mit einem Colnago käme man in hundert Jahren noch über die Berge. Das analoge Leben leben. Eben.

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Gut, auch hier ist es nicht einfach, an Ersatzteile zu kommen, das sehe ich schon bei meinen relativ unkomplizierten Oldtimern, und ich will nicht wissen, wie viele STIs in 50 Jahren noch laufen, wenn man die schon jetzt nach 20 Jahren dauernd mit WD 40 durchspülen muss. Darf man nach dem Carolnago fragen?

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Es braucht wohl noch ein wenig Zeit. Die Spannung steigt. Inzwischen tröste ich mich mit einem überraschend hereingeschneiten, beinahe von selbst fahrenden, wundervollen CT1.

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Las ich da einst nicht mal "jetzt reicht es mit dem Radkauf"?

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Einst. Ja. Nun aber auch wieder. D.h. Single speed wäre noch offen...

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Zum Ersatzakku jetzt noch die Ersatz"kamera"...
Gratuliere :)

Dann kann die Tour starten - wird schon "schiefgehen".

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