Asozialneid

Im bunkerartigen Konsumschlauch vor der Stadt mit den chinesischen Klamotten und den billigen Technikgeräten, den Ballerspielen und dem Tiefkühlfrass war so viel von einem "gewissen Publikum", wie meine Frau Mama das nennt, los, dass manche keinen Parkplatz fanden und gezwungenermassen in die Altstadt ausweichen mussten.

Wenn ich so etwas höre, und daraus schliesse, dass mehr Geld lediglich mehr Konsumdreck bedeutet, tendiere ich dazu, die momentane Sozialdebatte mit einem flauen Gefühl im Magen zu verfolgen. Was bringt es volkswirtschaftlich, wenn man denen oben nimmt, auf dass sie nicht mehr den globalen Finanzverkehr mit all seinen unschönen Folgen anheizen - wenn dann unten so konsumiert wird, dass Zwangsarbeit in Fernasien noch mehr Profit abwirft, und bei uns Müllprobleme und Krankheiten durch falsche Ernährung das einzige messbare Wachstum aufweisen können.

Mittwoch, 26. Dezember 2007, 12:00, von donalphons | |comment

 
Wäre eine eher adelige Haltung. Der Plebs weiss mit dem Geld eh nicht umzugehen. Selbst wenn dies einen wahren Kern hätte, ist die Konsumlawine nicht aufzuhalten. Für mich gibt es nur zwei Haltungen dazu. Mitmachen oder versuchen sich dem zu entziehen. So Trends wie LOHAS, Bio usw. sind keine Alternativen, sondern eine Methode, um neue Zielgruppen der Konsum- und Werbehölle zuzuführen.

Ich setze da, moralisierend wie ich bin, auf das bittere Ende. Im Alter, ohne Kinder, Rücklagen und mit Mini-Rente wird so mancher das Geld für Klamotten, Gadgets und Events drum geben, um seine dürftige Lage zu verbessern.

... link  

 
Ich nenne es Äquidistanz.

Was später mal so ein Vintage-Iphone wert sein mag? So viel wie eine Schreibmaschine?

... link  

 
Beim Umzug ins Pflegeheim wird man dafür noch Sondermüll-Entsorgungsgebühren zahlen müssen.

... link  

 
... ich denke die Relation wird in etwa lauten:

ein Vintage-iPhone == zwei komma fuenf Dekowandergitarren

(... so ungefaehr)

ich habe vor einiger Zeit bei vodafone in DUS am Seestern ein original Iridium Handy auf einem Schrank stehen sehen ... da waren die vodafonies ordentlich stolz drauf ... unterschaetzt also mal nicht das Potential von in die Jahre gekommenen Gadgets.

... link  

 
Naja, Du isst ja auch blauschimmeliges Fleisch, dann darfst Du auch Plastikschrott horten - und wenig Ahnung von dessen Restwert haben.

... link  

 
Ach, strappato, ich kenne einige Leute, denen wird es im Alter so gehen. Aber nicht, weil sie heute so viel Geld für Klamotten, Gadgets und Events ausgegeben haben. Das können die sich gar nicht leisten, dafür sind sie schlichtweg zu arm. Und, nein, es sind keine unqualifizierten Unterschichtler, sondern Akademiker in unsicheren und unterbezahlten oder gar keinen Beschäftigungsverhältnissen.

... link  

 
... das Gute an den Dekowandergitarren ist ja, dass sie noch einen tatsaechlichen Nutzwert haben (natuerlich nicht als Musikinstrument, da ist ja nix zu machen) — Deine Erben der Tierschutzverein kann spaeter mal die Spaene des Korpus prima als Grillanzuender beim alljaehrlichen Tierschutzvereinsfest verwenden - und das nenne ich mal wirklich nachhaltig gewirtschaftet.

... wobei es sich natuerlich schon gelohnt hatte eine ordentliche 10 oder 12 choerige Baroklaute zu erwerben und nicht so einen billigen Wandervogelplunder da waere dann einfach mehr Holz am Start ...

... link  


... comment
 
Leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Wenn man Armut in Deutschland an der Anzahl der Sozialhilfe- bzw HartzIV-Empfänger misst dann eher so:

"Dem Kinderreport zufolge ist heute jedes sechste Kind unter sieben Jahren auf Sozialhilfe angewiesen, 1965 war es nur jedes 75. Kind. In Deutschland ist die Kinderarmut laut einer UNICEF-Studie von 2005 seit 1990 stärker gestiegen als in den meisten anderen Industriestaaten." (Quelle: tagesschau.de).

Die Gesellschaft bricht auseinander. Die Kluft wird immer grösser. Es geht nicht mehr darum, genug Jaunk für alle da ist. Sondern es geht schon mittlerweile darum, ob für alle genug zu essen da ist. Das ist erschreckend für ein Industrieland.

Auf den Staat zu hoffen ist mühselig. Berlin redet viel und tut wenig effizientes. Die sind alle mit sich selber beschäftigt. Planen schon ihre Sommerurlaube in Norditalien, Griechenland oder Namibia.

Ich frage mich, die ganze Zeit, was kann der einzelne tun. Was kann ich bewirken? Kann ich etwas ändern? Die Aufgabe erscheint gewaltig.

... link  

 
... das kann ich Dir ganz genau sagen: Machste einfach Deinen amazon-Wunschzettel zu und verzichtest auf die Wordpress Laberbuecher, laesst Dir das Geld schenken und marschierst damit zu einer Kita in einem Nicht-Zahnwaelte Viertel Deiner Heimatstadt - fuer ~ 30-40 Euro kannst Du da einem Kind einen Monat lang das Mittagessen finanzieren.

... weil es wahrhaftig genug Zwerge gibt die das nicht finanziert bekommen, wo es aber auch zu Hause nix ordentliches gibt ...

... link  

 
Berlin redet viel. So was hätte ich gerne als Stempel oder Emailleschild.

... link  


... comment
 
Warum sollte man irgendwem vorschreiben, wie er sein Geld auszugeben hat? Gibst Du einem Bettler ein Almosen und ermahnst ihn etwa, sich nur ja keinen Alkohol, sondern etwas zum Essen zu kaufen? Was bringt es volkswirtschaftlich, Konsum nur unter ästhetischen Gesichtspunkten zu betrachten? Warum sollte das eigene Konsumverhalten Vorbildcharakter für das von anderen haben?

... link  

 
Also fehlt es zusätzlich an Bildung für alle, damit sich jeder selbst Vorbild genug sein könnte. Spätestens da sage ich, her mit der Kohle, um Armut auch vorzubeugen. (So weit die Theorie, daß danach erst die Probleme und das Versagen beginnen - geschenkt.)

... link  

 
Es sind Situationen denkbar, wo Vorschriften bezüglich der Verwendung von Geld sinnvoll sind. Immerhin gelten 5% der Haushalte als überschuldet (ohne Immobilienhypotheken) und noch einmal wenigstens 20% könnten sich Konsumausgaben über den täglichen Lebensbedarf eigentlich nicht leisten. In unserem Sozialstaat ist es ja so, dass im Bedarfsfall die Gemeinschaft zur Kasse gebeten wird, durch Transferleistungen oder Grundrenten. Hier halte ein Interesse an Eingriffen in die persönliche Konsumwahlfreiheit als legitim, wenn sie spätere Transferleistungen vermeidet.

Dons Konsumkritik halte ich nicht für ästhetisch, sondern für zutiefst volkswirtschaftlich begründet. Volkswirtschaftlich ist nur die Anhäufung von Wohlstand und Werten sinnvoll. Konsum, bei dem viel Geld in kurzlebige Güter ohne Mehrwert geht, oder wo die Hauptwertschöpfung nicht im Inland sondern in China und sonstwo erfolgt, und die Steuern und Abgaben hieraus in Steueroasen mehrfach optimiert und minimiert werden, ist volkswirtschaftlich kontraproduktiv.

... link  

 
Ah ja: "Deutsche, kauft nicht beim Chinesen!" - so etwa? Ich kann mir den Gesetzesentwurf schon vorstellen, der dem gewöhnlichen Konsumenten den Einkauf im Ausland erschwert. Denn der Konsument ist ja stets der Böse und nicht die Industrie, an die sich der Gesetzgeber nicht rantraut. (Ein paar Sätze zu Begriffen wie 'Freiheit' (auch im Konsum), Recht auf (Un-)Glück etc. ließen sich hier auch noch einfügen.)

Und was die "Anhäufung von Wohlstand und Werten" betrifft: in Zeiten der individuellen Vorsorge und Lohnstagnation seit Jahren ist das für Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen (und darunter) ein Kraftakt.

... link  

 
"Dem Kinderreport zufolge ist heute jedes sechste Kind unter sieben Jahren auf Sozialhilfe angewiesen, 1965 war es nur jedes 75. Kind. Die Gesellschaft bricht auseinander. Die Kluft wird immer grösser. ... Sondern es geht schon mittlerweile darum, ob für alle genug zu essen da ist. Das ist erschreckend für ein Industrieland.

Das ist natürlich ziemlicher Nonsense.

Natürlich ist die "Kinderarmut" höher heute als 1965 - wie sollte es auch anders sein, da die "Kinderarmut" vom Einkommen der Eltern abhängt. ... und dann vergleiche man einmal die Arbeitslosenzahlen von 1965 mit denen von heute - da ergibt sich des Rätsels Lösung von ganz alleine. 1965 begann erst der Strukturwandel und Armutseinwanderung - daß sich da die Zahlen "zwangsläufig" verschlechtern, ist (leider) selbstverständlich.

Die Gesellschaft bricht auch nicht auseinander - nur jetzt werden die Folgen von Einwanderung und demographischem Wandel sichtbar. ...und natürlich, daß die liberalen "Besserverdienenden" nahezu "alles" tun, um sich diesen Folgen zu entziehen - sonst wäre wohl die vorgenommenen Steuersenkungen nicht denkbar gewesen.

... link  

 
@strappato:

"Volkswirtschaftlich ist nur die Anhäufung von Wohlstand und Werten sinnvoll. Konsum, bei dem viel Geld in kurzlebige Güter ohne Mehrwert geht, oder wo die Hauptwertschöpfung nicht im Inland sondern in China und sonstwo erfolgt, und die Steuern und Abgaben hieraus in Steueroasen mehrfach optimiert und minimiert werden, ist volkswirtschaftlich kontraproduktiv."

Und was machen die Chinesen dann mit unserem Geld, nachdem wir es für ihre Güter ausgegeben haben? Verbrennen sie es? Nun, dann sollten wir dankbar sein, immerhin haben wir dann Güter von ihnen bekommen, ohne irgendeine Gegenleistung dafür erbracht zu haben. Tatsächlich wird natürlich früher oder später eine chinesische (oder über verschiedene Umwege eine andere ausländische) Nachfrage nach unseren Gütern wirksam werden.

Diese Forderung, inländische Güter zu kaufen, ist aus volkswirtschaftlicher Sicht ziemlicher Quatsch. Das gilt auch für die Behauptung, volkswirtschaftlich sei "nur die Anhäufung von Wohlstand und Werten sinnvoll". Also, ich arbeite, um mir einen (Lebenszeit-)Konsum auf angenehmem Niveau leisten zu können. Ziel des Wirtschaftens ist der Konsum. Und da gilt: De gustibus non est disputantum. Was Sie für "kurzlebige Güter ohne Mehrwert" halten, kann anderen mächtig Spaß machen. Die Konsumkritik hier ist also nur aus ästhetischer Sicht sinnvoll, wenn wir *doch* anfangen, über Geschmack zu streiten. Und da würde ich dann übrigens sogar weitgehend zustimmen.

Mich würde allerdings interessieren, was Sie für "volkswirtschaftlich produktiv" halten würden? Was ist das normative Kriterium, das Sie hier anlegen?

... link  

 
@"Volkswirtschaftlich ist nur die Anhäufung von Wohlstand und Werten sinnvoll." - Das hieße dann ja ursprüngliche Akkumulation bzw. Schatzbildnertum, die Produktion absoluten Mehrwerts wäre noch gar nicht erfunden, willkommen im 15. Jahrhundert!

- Ich weiß natürlich, was Du sagen willst, Strappato, und bin insofern bei Dir, als dass ein Großteil der Leute, die ich so kenne, den Monat mit einer schwarzen Null beenden und darüber froh sind, dass es keine Sollbeträge sind, ich kenne auch solche, die Kredite aufnehmen, um sich ihren alltäglichen Konsum leisten zu können. Kürzlich las ich, dass so ungefähr die Hälfte der schwächer verdienenden Arbeitnehmer ohne zusätzliche Transferleistungen wie ergänzende sozialhilfe oder Wohngeld nicht mehr auskäme.

... link  

 
Herr Statler,

ich bin kein Ökonom, aber Plastik-Geschirr von Alessi erscheint mir als Verschwendung, wenn man für das Geld auch feinstes Porzellan bekommt. Selbst wenn die Maschinen, auf denen das Granulat gebacken wird, aus Deutschland stammen.

Vielleicht könnten Sie als Fachmann mir mal ein paar Kriterien nennen. Die muss es ja geben, sonst gäbe es keine Wirtschaftsforschung und -gutachten.

... link  

 
- ... als dass ein Großteil der Leute, die ich so kenne, den Monat mit einer schwarzen Null beenden ... ich kenne auch solche, die Kredite aufnehmen, um sich ihren alltäglichen Konsum leisten zu können. Kürzlich las ich, dass so ungefähr die Hälfte der schwächer verdienenden Arbeitnehmer ohne zusätzliche Transferleistungen wie ergänzende sozialhilfe oder Wohngeld nicht mehr auskäme.

Mal Butter bei die Fische:
Welche Leute kennst Du, als was arbeiten(!) die und wieviel verdienen sie ? Wie hoch ist der Anteil der "schwächer verdienenden Arbeitnehmer" ?

Deutschland ist KEINE Armutszone.
Wenn minderqualifizierte Arbeitnehmer - und von denen reden wir hier - zusätzlich noch Leistungen beziehen können als Ergänzung zu ihren (Arbeits-)Einkommen erhalten, weiß ich nicht, was dagegen sprechen sollte.

Ich bin im übrigen für Mindestlöhne aber mir hat noch nie jemand zeigen können, wie man weniger Qualifizierten zu "überdurchschnittlichen" Löhnen verhilft.

... link  

 
Aber wenn's nun Leute gibt, denen das Alessi-Plastik vom Design her besser gefällt? Klar, wenn man es nur aus der Perspektive der Ressourceneffizienz sieht, dann ist es natürlich besser, wenn ein einmal produziertes Porzellanservice über viele Generationen weitergereicht wird. Aber wenn wir die Wohlfahrt der Konsumenten im Auge haben, und denen Omas Porzellan aus welchen Gründen auch immer nicht gefällt, dann ist das halt nicht effizient. Wichtig ist aus ökonomischer Sicht, daß alle angebotenen Produktionsfaktoren genutzt werden. Ob für Alessi-Geschirr oder für edle Hifi-Anlagen, das muß uns nicht weiter interessieren, darüber können die Leute mit ihrem Portemonnaie abstimmen.

... link  

 
Jeder lebt das ihm gemäße Leben und dies mit gutem Recht.
Von welcher Warte auch immer mit spitzem Zeigefinger ein Urteil über andere zu fällen, ist in meinen Augen unangebracht.
Respekt vor Andersdenkenden und Anderslebenden nennt man glaube ich Toleranz, oder?

... link  

 
Die Toleranz hat da ein Ende, wo es auf Kosten des anderen - oder gar nachfolgender Generationen geht . Da wären wir wieder beim Konsum.

Und zur Toleranz gehört, die Grenzen immer wieder neu gesellschaftlich auszuhandeln.

... link  

 
Was genau
schlägst Du vor? Wenn wir den nicht so Begüterten die Freiheit nehmen wollen, das knappe Geld für unnötige Plasmafernseher rauszuschmeißen, dann müßten wir konsequenterweise auch den Reicheren verbieten, zum Helikopter-Skiing nach Kanada zu fliegen und was weiß ich noch alles. Es ist ja nun nicht so, dass die materiell besser gestellten immer automatisch gute Vorbilder für nachhaltiges und klimaschonendes Konsumverhalten abgeben. Von daher finde ich den Blick von oben herab etwas einseitig.

... link  

 
@herold: "Welche Leute kennst Du, als was arbeiten(!) die und wieviel verdienen sie ? Wie hoch ist der Anteil der "schwächer verdienenden Arbeitnehmer" ?" - Als was die arbeiten: Bürokaufleute im Mittelstand bzw. bei nichttarifgebundenen Großunternehmen, Mediengestalter, Contentmanager und Juniortexter im Agentur/PR-Bereich, Freie Handelsvertreter und Freie Journalisten bzw. Pressefotografen. Verdienen tun sie zwischen 700 und 2000 brutto im Monat bzw. als Freie Provisionen oder Honorare, die je nach Konjunktur und persönlichem Erfolg zwischen 400 und 3000 brutto schwanken, Tendenz aber eher zur 400 hin.

Dazu Leute im Bereich Sozialarbeit/Asylberatung, die normalerweise auf halben BAT-Stellen mit im Schnitt 2000 Euro Brutto sitzen, bei denen es sich jedoch um ABM handelt, d.h. 70% zahlt die Arge, Rest der Träger, der das Geld nicht hat, weswegen die die 30% zurückspenden. Gut, aber das ist eine spezielle Gruppe, die aus sehr idealistischen Menschen besteht.
Die besagten "schwächer verdienenden" würde ich eher unter dieser Einkommensgruppe ansiedeln, z.B. Verkäuferinnen bei real oder Penny, die häufig auf Basis geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse eingestellt werden und dann aufstocken, aber über Überstundenregelungen real Vollzeit arbeiten, und den Großteil des Pflegepersonals in Krankenhäuserrn und Altenheimen sowie praktisch den gesamten Zeitarbeitsbereich, der große Teile der Nahrungsmittelindustrie, Gebäudereinigungen, Wachdienste und Teile des Bausektors abdeckt, bei Hochlohnbetrieben wie BASF auch den großen Teil der gefährlichen und schmutzigen Arbeiten macht, der an externe Dienstleister outgesourct wird.


Der Zeitungsartikel, den ich da gelesen habe, besagte aber noch etwas Anderes. Dort stand, nur 35 Millionen aller abhängig Beschäftigten in Deutschland Lohnsteuern zahlen und keine sozialen Leistungen in Anspruch nehmen, alle Übrigen tun dies.

... link  

 
@strappato:
"Die Toleranz hat da ein Ende, wo es auf Kosten des anderen - oder gar nachfolgender Generationen geht . Da wären wir wieder beim Konsum."

Wenn man es so breit definiert, dann geht aber alles irgendwie auf Kosten anderer, und zwar schon deshalb, weil ein Stück Kuchen, das ich esse, von jemand anderem nicht mehr gegessen werden kann. Rivalität im Konsum herrscht so ziemlich überall, zumindest ein wenig.

Auch die Sache mit den nachfolgenden Generationen. Klar, das klingt zunächst mal plausibel. Andererseits, wenn jemand heute in Europa geboren wird, dann erbt er ja nicht nur Umweltprobleme, sondern z.B. auch einen einen Kapitalstock, Technologie, Wissen usw. von vorhergegangenen Generationen. Ob das negative Erbe der Umweltprobleme da schwerer wiegt als das positive Erbe, da wäre ich mir gar nicht so sicher.

Und ganz allgemein: Ja, es scheint auf den ersten Blick gerechtfertigt, wenn man sagt, daß wir kein Recht haben, zukünftige Generationen mit Umweltproblemen zu belasten. Andererseits könnte man aber genauso fordern, daß zukünftige Generationen, die wahrscheinlich auf einem noch viel höheren materiellen Wohlstandsniveau als wir sein werden, kein Recht haben, von uns Konsumverzicht zu fordern, nur damit es ihnen noch besser geht. Also, ich finde es gar nicht so offensichtlich, daß wir uns einschränken sollen, damit die Menschen in hundert Jahren ein paar Schwierigkeiten weniger haben.

... link  

 
Mark,

es wird ja gemacht. Nicht direkt, aber z.B. durch Steuern. Aber auch durch Verbote: Heliskiing ist in Deutschland, Frankreich und Teilen Österreichs verboten.

Die Freiheit alles zu tun und zu lassen ist eine Illusion. Auch wenn die werbetreibende Industrie dies propagiert. Die Frage ist, wie man die Einschränkungen und Belastungen verteilt. Richtig ist, dass nach oben dies weniger einschneidend für das Leben wahrgenommen wird.

... link  

 
Als Vater sehe ich das etwas anders. Ich ziehe doch keine Kinder gross, um ihnen dann wissentlich Steine und Probleme in den weg zu legen.

... link  

 
Eben: Sie sind Partei. Hinter einem veil of ignorance wird man was anderes für fair halten.

... link  

 
Ich melde mich nachher, nur eine formale Sache, und das betrifft Statler:

Unter (https://rebellmarkt.blogger.de/members/edit) kann man das Profil ändern, denn es wäre gut, wenn der Link nicht mehr zur alten, inzwischen werbeverseuchten Seite führen würde.

... link  

 
Mediengestalter, Contentmanager und Juniortexter im Agentur/PR-Bereich, Freie Handelsvertreter und Freie Journalisten bzw. Pressefotografen.

Tut mir persönlich auch sehr leid (kein Hohn !). Ist aber leider die Party-Werbe-Mediengruppe, die statt "hartem" Jura-, Wiwi- oder Ing.-Studium lieber *postmodern* sein wollte. Pech.
"Dazu Leute im Bereich Sozialarbeit/Asylberatung, die normalerweise auf halben BAT-Stellen mit im Schnitt 2000 Euro Brutto sitzen, bei denen es sich jedoch um ABM handelt. "

Hier Ähnliches, mangelhaft ausgebildet oder via Sozialpädagogik-Studium den Weg des schwächsten und politisch *angenehmsten* Weg der Ausbildung gegangen - und die sind in den Popo gekniffen, weil ihre Altvorderen keinen Bock haben, erneut - wie in den 70igern - den ÖD auszuweiten und somit polit. Wohlverhalten zu belohnen. Das war aber auch schon Anfang der 90iger klar. Ebenfalls Pech (und eigenes Verschulden).
" Verkäuferinnen bei real oder Penny, ...Gebäudereinigungen, Wachdienste"

Ich wage zwar zu bezweifeln, daß die zu Deinem (autonomen) Bekanntschaftskreis gehören ;-) ... aber in
der Tat sähe ich hier gerne einen Mindestlohn... aber es sollte auch klar sein, daß Minderqualifizierung die Begründung ist. Die werden in keiner(!) Gesellschaft auch nur annähernd einen "Durchschnittslohn" erhalten. Das mit dem "Bausektor würde ich zudem weglassen ... das ist etwas komplizierter.

"...nur 35 Millionen aller abhängig Beschäftigten in Deutschland...

Nimm die Gesamtbevölkerung und ziehe Kinder und Greise, Kranke und Versehrte ab... dann ziehst Du noch die Selbständigen ab... und die anderweitig (Hausfrauen) nicht Beschäftigten - und dann stell Dir einmal die Frage, ob "nur 35 Milionen" wirklich so wenig ist.

Ende 2005, falls ich es richtig im Kopf habe, gab es insgesamt(!) ca. 38,5 Mio. abhängig Beschäftigtein Deutschland, d.h. nur 90% zahlen Sozialabgaben. :-))

... link  

 
*schnipp*
<...Mediengestalter...
*schnipp*
<klugscheiß>
Ist aber leider die Party-Werbe-Mediengruppe, die statt "hartem" Jura-, Wiwi- oder Ing.-Studium lieber *postmodern* sein wollte. Pech.

Mediengestalter ist ein Ausbildunsberuf.

</klugscheiß>
;)

... link  

 
Und das musste mal gesagt werden.

... link  

 
Es soll auch Journalisten geben, die vorher Jura studiert haben und jetzt trotzdem bescheiden bezahlt werden. Und wer sagt eigentlich, dass all die Juristen, die ihr zweites Examen mit der Note 4 bestehen (also mindestens die Hälfte derer, die das Examen überhaupt packen), hinterher als frischgebackene Anwälte gut verdienen? Tun die meisten heutzutage nämlich nicht. Weder die mit eigener Kanzlei, noch die, die bei einem anderen Anwalt arbeiten (und dann gerne nach Fall bezahlt werden).

... link  

 
Das eine ist, dass ich persönlich lieber bewusste Konsumenten hätte, statt von der Werbung verarschte Idioten, die sich jedes Jahr eine neue Ledercouch für gerade mal 699 Euro kaufen, die dann weggeschmissen wird - hier ist die Stadt gerade voll mit den Plakaten, und keiner wird fragen, wo das Leder unter welchen Bedinungen zusammengetackert wurde, Hauptsache es sieht aus wie die Kleinausgabe einer Miami-Vice-Zuhälterinneneinrichtung. Wenn man mich fragen würde: Werbung weitgehend reglementieren, da würde ich wirklich ansetzen. Zigarettenwerbung ist nicht viel schlechter als jede andere Werbung.

Andererseits regelt der Staat und Ähnliches längst den Konsum: Tabaksteuer ist etwas anderes als die reduzierte Mehrwertsteuer auf Bücher, Abgaben auf Alk könnten bei gesundheitsschädlichem Zeug ruhig höher sein. Nichts (oder nicht viel) gegen Wein, aber Flatratesaufenzeug wie Vodka sollte wirklich nicht für taschengeldkompatible Preise unter 10 Euro in den Regalen stehen. Und bei den grösseren Anschaffungen gibt es ohnehin schon die Schufa.

Ich weigere mich zu glauben, dass Menschen per se die Idioten sind, für die sie der Werberabschaum hält. Aber ich finde, dass es zu kurz gedacht ist, mit etwas Umverteilung und 3% mehr Lohn oder Unterstützung sei alles gut. Jeder ist selbst Kapitalismus. Wenn ich eine Semmel bei einem verkäuferfreien Backshop kaufe, helfe ich dem Getreidemulti und dem Mikrowellenhinsteller - und dabei, den Arbeitsplatz des Bäckers kaputt zu machen. Des Mannes, der im Idealfall dafür sorgt, dass keine Ladung verfaultes Unfrischei im Essen landet. Es ist völlig idiotisch, mehr zu fordern, und dann nur mehr Zeug zu konsumieren, das ausgerechnet durch Ausnutzung, Arbeitsplatzverlagerung, Kostenvermeidung und Lohndumping entsteht. Dass das nicht gut gehen kann, leuchtet hoffentlich jedem ein. Denn genau dieser Opportunismus des Ramsches ist einer der Treibsätze hinter der aufgehenden Schere. Nicht der einzige Faktor, aber so zu tun, als sei irgendwo der Kapitalismus, und mit ein wenig Umverteilung wird´s besser, ist auch nicht ganz richtig. Wie sowas dann geht, kann jeder betrachten, der mal ein paar Stunden auf dem Parkplatz eines Billigkleidermarktes zubringt.

Was China angeht: ich kann nur jedem raten, sich mal mit dem Niedergang Spaniens im 17. und 18. Jahrhundert auseinanderzusetzen, und dem Problem des mit Silbers beglichenen Aussenhandelsdefizit für genau die Sorte Imari, die in meiner Küche an der Wand hängt.

Und zum Thema Heliskiing: ich kenne einige Leute, die man als reich bezeichnen könnte. Keiner von denen macht sowas. Reiche sind in aller Regel zu geizig dafür. Man lese in den einschlägigen Einrichtungszeitschriften nur mal all die Berichte über soooo billige Flohmarktfunde. Natürlich hängen sich manche einen Lüpertz an die Wand. Als Geldanlage. Aber Verschwendung mit Heliskiing?

Und nur, weil mancher Gedanke reichlich utopisch ist, möchte ich ihn dennoch denken können.

... link  

 
Es ist völlig idiotisch, mehr zu fordern, und dann nur mehr Zeug zu konsumieren, das ausgerechnet durch Ausnutzung, Arbeitsplatzverlagerung, Kostenvermeidung und Lohndumping entsteht. Dass das nicht gut gehen kann, leuchtet hoffentlich jedem ein.

Dieser Gedankengang ist nicht von der Hand zu weisen. Ich habe auch keinen einfachen Lösungsansatz für dieses Problem, aber ich stimme zu, dass man mit ein paar preisregulierenden Maßnahmen den Konsum schon in wünschenswertere Bahnen steuern könnte.

Mit dem Stichwort Heliskiing wollte ich übrigens keinen Nebenschauplatz aufmachen. Dass das in den "besseren Kreisen" hierzulande keine Rolle spielt, weiß ich auch. Aber in anderen ( zum Teil öbszön reichen) Kreisen mit etwas weniger traditionell-kulturellem Background ist man sich für solche Aktivitäten aber nicht zu schade, selbst wenn man dafür nach Kasachstan oder sonstwohin kacheln muss, um solch exotische Steckenpferde zu reiten. Und diese Asi-Varianten von Reichtum, wie ihn auch irgendwelche Hotel-Erbinnen, Hüfthüpf-Sprechsänger und Konsorten pflegen, werden ja auch in den Medien publikumswirksam als role modelvorgeführt. Und so muss man sich nicht wundern, wenn sich der Edelproll halt lieber einen 2-Meter-Bildschirm ins Wohnzimmer stellt als etwa ein Konzert- oder Theater-Abonnement zu erwerben.

... link  

 
Für reiche Dreckprolls, die bei Gumball & Co. Gesetzesbruch feiern, kann meines Erachtens kein ukrainischer Knast übel genug sein. Ich würde mir nie eine Patek kaufen, aber wenn einer sich die Calatrava holt, sorgt er für Handwerk (wenn auch in der Schweiz), und das ist allemal besser, als sich auf einen Gipfel fliegen zu lassen. Und vielleicht noch was zu Statler: Wenn ich irgendwo zu Gast bin, benehme ich mich, hinterlasse keinen unnötigen Müll, und wenn ich auf das Klo muss, spüle ich runter, weil es mir nicht egal ist, wer der nächste ist, der auch mal muss. Wenn wir uns hier alle aufführen wie Porschlöcher auf der dritten Spur mit 270, werden wir in für uns absehbarer Zeit weitere Wichser im genick haben, die uns mit dem gleichen Recht mit 3o0 in den Strassengraben schubsen. Das ist noch nicht mal eine Frage der Ökonomie, sondern der guten Kinderstube.

... link  

 
Herold, wenn zu 8% offizieller Arbeitslosigkeit 10% zusätzliche working poor hinzukommen, die nicht ohne Ergänzende Sozialhilfe und/oder Wohngeld auskommen ist das schon eine Meldung. Bei Deiner ganzen Darstellungsweise fällt mir auf, dass für Dich die deutsche Bevölkerung nur aus Akademikern besteht. Selbst in Deiner Branche (Immobilienmakler) sind viele Bauzeichner, Maurermeister oder Absolventen der Handelsschule, die auf Provisionsbasis arbeiten und monatelang nichts verdienen. Manchmal schnorrt mich einer für ein Glas Milch an.

... link  

 
Daß es mir egal wäre, was wir der nächsten Generation hinterlassen, habe ich nicht gesagt. Aber man muß auch mal den absoluten Geltungsanspruch hinterfragen dürfen, mit dem solche Gemeinplätze daherkommen wie "Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geliehen."

Solange folgende Generationen unterm Strich brauchbare Bedingungen vorfinden, ist das okay. Und das bedeutet für mich, daß aktuelle Generationen, die ihren Erben einen irrsinnigen Reichtum an öffentlichem und privatem Kapital hinterlassen, sicher auch das Recht haben, auf der anderen Seite ein paar natürliche Ressourcen zu verbrauchen, die den folgenden Generationen dann halt nicht mehr zur Verfügung stehen.

... link  

 
Prima. Dann geht es also um die Frage, was vertretbar ist und was nicht. Ohne jetzt zwingend die Grenze zwischen der angemessenen Barchetta mit 4 und dem indiskutablen und sicher auch bald mit Blechfaltdacht erhältlichen Z4 mit 6 Zylindern ziehen zu wollen - was ist so schlecht daran zu überlegen, wie man die Welt ein wenig schöner der nachfolgenden Generation hinterlassen kann? Kein Mensch käme heute mehr auf die Idee, den Einbau von Katalysatoren in Autos oder Filter in Kraftwerken zu verteufeln, wir alle haben noch ein paar Jahrzehnte vor und, und die Welt schöner und besser zu machen, hilft uns doch selbst auch schon.

In Deutschland meint man sofort den Unterschied zwischen Askese und Prassertum ziehen zu müssen, zwischen Schlotbarontum und grünen Fundamentalismus. Falsch. Völlig falsch. Auch in der Realität. Mit die engagiertesten Umweltschützer, die ich kenne, sind leider CSU-wählende Forstwirte im Altmühltal.

Umgekehrt: Was die Einschätzung "brauchbarer Bedingungen" sein könnten, musste man unter Kohl erleben - banales politisches Nützlichkeitsdenken. Solange die Politik keinem Säufer jeder Schichtndie Flasche wegnimmt und lieber die Erkrankungen bezahlt, statt auf sein Stimmkreuz zu verzichten, bleibt es am Einzelnen hängen. Den es mitunter tierisch nervt, wenn er sich engagiert und andere den dafurch gewonnenen Vorteil als Chance begreifen, noch mehr zu sauen. Kleines Beispiel, um mal von der verpackungsgeilen Gadgetsau wegzukommen, ist in dieser Stadt das asoziale Werbevermarktergeschmeiss, das aktuell damit argumentiert, dass man dieser inzwischen schön restaurierten Altstadt noch ein paar Werbeflächen aufdrücken könnte.

... link  


... comment
 
"Im bunkerartigen Konsumschlauch vor der Stadt mit den chinesischen Klamotten und den billigen Technikgeräten, den Ballerspielen und dem Tiefkühlfrass war so viel von einem "gewissen Publikum", wie meine Frau Mama das nennt, los, dass manche keinen Parkplatz fanden und gezwungenermassen in die Altstadt ausweichen mussten."

na ja, warten wir einmal ab, wie sich der einzelhandel zur weihnachtskampagne 2007 äußert. ich denke, es wird auf das übliche "... hätte auch noch mehr sein können" hinauslaufen.

"Wenn ich so etwas höre, und daraus schliesse, dass mehr Geld lediglich mehr Konsumdreck bedeutet..."

der papst sieht das übrigens so ähnlich. für den geht die gleichung "mehr geld mehr konsum" noch weiter mit "noch weniger gläubige in den kirchen".

es deutet einiges darauf hin, dass der boom, in dem wir uns lt. frau dr. merkel (fdj) derzeit befinden, auch wieder umkippt. ich denke, dass für den fall weder frau merkel noch herr beck ein rezept haben, ausser dass der genannte schwachstromer wieder mal äußert, wer sich wäscht und rasiert, bekommt auch arbeit; la reine marie antoinette auf sozialdemokratisch, sozusagen.

solange ein "gewisses publikum" noch beim verlassen der einkaufsstätten an der kasse innehält und seinen einkauf bezahlt, scheint mir das ein gutes zeichen.

es spricht manches dafür, dass dies in zukunft nicht so bleiben muss. könnte es sein, dass einiges von dem lichterglanz und strahlenden kinderaugen ob der "chinesischen Klamotten und den billigen Technikgeräten, den Ballerspielen und dem Tiefkühlfrass" auf pump gekauft wurde?

ja, und wenn dann der dr. merkel´sche aufschwung ( hat die frau dr. mit dem blauen oberhemd nicht einmal in einem anderen staat im auftrag anderer machthaber vorgetragen, die krisenhaftigkeit sei dem kapitalismus des klassenfeinds immanent, ja eigentlich wesentlich und bestimmend?) auf einmal abbricht, alle ein stück ärmer werden und die kredite fällig? werden dann die, die man auch das "gewisse publikum" nenne könnte, auf einmal glücklich, weil sie, mangels penunze nicht mehr konsumieren können?

das glaubt noch nicht einmal der papst, der, wie gesagt, so ähnlich denkt, dem der ganze hündische kommerz so dermassen gründlich zuwider ist, weil die schäfchen vollgefressen und vollgesoffen unter dem heidnischen weihnachtsbaum f*cken, anstatt die christmette zu besuchen und ihren überfluss der hl. r.k. kirche und ihren priestern zu geben.

"Wenn ich so etwas höre, ... tendiere ich dazu, die momentane Sozialdebatte mit einem flauen Gefühl im Magen zu verfolgen"

wohl wahr.

wobei die momentane sozialdebatte schon so dermassen verlogen ist, und keiner scheint das zu merken.

es geht nämlich in der tat darum, denen oben zu nehmen, aber denen unten erst recht. damit die, die die ganze umverteilung veranstalten, noch mehr bekommen.

es sind, so ein gewisser herr lammers, nicht nur die manager (wer immer das sein mag, sicher ist nur, dass herr lammers nicht dazugehört) skandalös überbezahlt sondern auch die politiker skandalös unterbezahlt (aha, zu denen gehört der herr wohl). jaha, so ist das, ein volk, das sich keine überbezahlten politiker leisten kann, hat nicht das recht...

das, was hier etwas umständlich mit "wenn dann unten so konsumiert wird, dass Zwangsarbeit in Fernasien noch mehr Profit abwirft, und bei uns Müllprobleme und Krankheiten durch falsche Ernährung das einzige messbare Wachstum aufweisen können" umschrieben wird, also, ein gewisser herr metzger, derzeit freischwebendes arschloch, formuliert da prägnanter. das gilt, herr metzger musste das leidvoll erfahren, in gewissen kreisen als unfein. man meidet den pöbel, sagt ihm aber nicht ins gesicht, was man im übrigen weiss: pack ist pack und bleibt das auch.

auch der ansonsten widerwärtige mdr ist teil dieser kampagne (oha, heisst das, dass sich die linke ganz stickum von ihren eigenen forderungen distanziert, und merkt, dass es gar nicht so toll ist, den robin hood der neuen armut zu geben) indem er in einer magazinsendung eine familie in halle verfeatured hat. hier:
http://www. mdr.de/fakt/4865312-hintergrund-5099689.html
diese familie, auf leistungen nach sgb zwo angewiesen, kann es sich nicht leisten, den sohnemann in den kindergarten zu schicken, weil das essengeld eur 25,00 / mon kostet. dieses geld hat die familie nicht, die stütze ist zu wenig, wo die eltern jeden monat so eur 100 in blauen rauch aufgehen lassen, als raucher und gute staatsbürger, die sie nun mal eben sind.
es gibt auch eine spendenkampagne. hier:
http://www. mdr.de/fakt/5099689.html
schön auch, zumindest für den mdr, dass sich eben jene familie den teueren flachbildfarbfernseher hat schicken lassen, noch dazu auf raten, vor dem doch das söhnchen neuerdings so gerne sitzt. und wenn die spenden mehr werden, kann der mdr die rundfunkgebühr gleich vom spendenkonto einbehalten.

nur die armen fressen, was nur dick macht und saufen, was nur dreht. wohingegen die gehobenen stände speisen was gut und trinken, was teuer ist.

wie schon der olle brecht, der mit der lederjacke, wusste: nur wer im wohlstand lebt, lebt wirklich angenehm. ist aber auch kein wunder, sein vater war fabrikant.

... link  

 
Wenn das, was Don wünscht - ich nenne es mal - "bewusster Konsum": eine besondere Begabung bestimmter bildungs- und besitzbürgerlicher Schichten darstellen würde, dann wäre die daraus abzuleitende Forderung eben nicht (!), dass Wohlstand für alle Mist ist.

Es mag sein, dass für klugen Konsum nicht allein das Verfügen über Geld aussreicht, sondern hierfür auch recht viel Lernprozesse und sogar kulturelle Bildung nötig sind.

Nun, auch ein erster kleiner Schritt, ein Reallohnzuwachs in Höhe von 3% könnte mancher alleinstehenden Mutter, manch verarmten Rentner, vielen Hartzvierlingen usw. durchaus etwas bringen - und sei es die Freiheit, nicht nur die ekelhafte Dreckswurst vom Lidl kaufen zu müssen, sondern auch einmal etwas Gesünderes oder Schmackhafteres. Im Übrigen erinnert mich Dons Einwand in seiner Struktur an die Behauptung ausbeuterischer Fabrikanten während der Zeit der industriellen Revolution, dass auskömmliche Löhne von den Arbeitern ohnehin "nur ins Wirtshaus" getragen werden würden...

Es ist immer sehr leicht, von oben herab die Konsumsitten unterer Schichten zu belächeln oder zu verachten - oder auf etwas zu reduzieren, was man nicht mag. Dünkel war schon immer das Einfachste. Dazu muss man nur den eigenen Empathiekanal verstopfen. Zu glauben, dass Lohnzuwachs der "unteren Klassen" ohnehin nur für Gadgets oder igendwelchen Mist ausgegeben wird, verkennt die Realität. Dazu ein paar Anmerkungen:

Erstens, wird damit verkannt, dass - ungleich aufwändiger - auch wohlhabende Kreise viel Geld für Mist ausgeben, beispielsweise für überteuerte, monströse, Luft und Klima verpestende Automobile.

Zweitens wird die Konsumstruktur ärmerer Schichten verkannt. Da ist weniger Gadget drin als Don glaubt. Die gesamte Unterhaltungsindustrie macht in Dtl. 23 Milliarden € Umsätze bzw. bestreitet also ein knappes Prozent des BIP. Ich habe keine Ahnung, wie hoch dabei der Anteil derjenigen ist, die von Don verachtet werden - aber eine volkswirtschaftliche Größe kann ich darin nicht erkennen. Mithin wäre "die Gefahr" zu hoher Einkommen in diesem Bereich alles in allem recht gering...

(aber, mit Verlaub und als stichelnde Anmerkung eingebracht: Als ex-Toning finde ich manche Vorlieben, die Don im Bereich von elektronischer Schallerzeugung pflegt, nachvollziehbar, andere aber - ähem - für ausgesprochen lachhaft. Manches, was Don für gut hält, ist einfach nur überteuert wie versnobt - und könnte, weitaus günstiger, tontechnisch auf andere Weise besser erreicht werden)

Drittens, und das halte ich für den entscheidenden Punkt, bedeutet auch der kleinste Wohlstand bereits ein gutes Stück Freiheit - in Form von Konsumentensouveränität. Es gehört zu den stärksten Punkten am Kapitalismus (besonders dort, wo er sinnvoll gestaltet ist), dass hier die Konsumenten weitgehend Wahlfreiheit haben, oder noch allgemeiner formuliert:

Gelungener Kapitalismus schafft Wahlmöglichkeiten für Konsumenten - misslungener Kapitalismus reduziert hingegen Wahlmöglichkeiten.

Es mag sein, dass diese Wahlfreiheit des Konsums nicht immer richtig genutzt wird, aber das Fehlen dieser Wahlfreiheit aufgrund von Verarmung bedeutet sicher keinen Fortschritt.

Wer anprangert, dass sich Konsumenten für aus brutalen Verhältnissen stammenden untauglichen Billigramsch interessieren, der sollte m.E. eher an drei anderen Punkten ansetzen:

Erstens: Information. Z.B. der Kunden darüber, was die erworbene Ware bedeutet.

Zweitens: Regulation. Z.B. dahingehend, dass Kinderarbeit oder 15-Stunden-Arbeitsschichten in chinesischen Arbeitslagern Fabriken unterbunden werden - und sei es über internationale Handelsverträge. Wer sagt eigentlich, dass die WTO stets nur den Interessen gewissenloser Ausbeuter dienen muss, den Interessen der wirtschaftlich Stärkeren - z.B. einer Rechteindustrie, welcher an weitgehend leistungslosen Einkommen, staatlich durchgesetzten Monpolrechten und deren weltweite Durchsetzung gelegen ist? Wenn via WTO stattdessen ein Minimum an weltweiten Menschenrechten für Arbeitnehmer durchgesetzt würde, dann wäre das ein wichtiger Schritt. Dahingehend muss man Druck machen.

Drittens: Wohlstand für alle. Wer bewusstere und klügere Konsumentscheidungen wünscht, dem muss daran gelegen sein, dass die materiellen Grundlagen dafür bestehen.

... link  

 
Weiß nicht, ob das jemanden interessiert, aber ich habe letztens mal in einer reichen Großstadt versucht, eine Pfeffermühle zu kaufen, und nichts unter 50 Euro finden können. Und die meisten dieser 50- bis 150-Euro-Teile waren zudem 50 Zentimeter hoch, weil das gerade modern ist (was aber in fünf Jahren vermutlich niemand mehr haben will - so viel zum Thema Dauerhaftigkeit). Ansonsten gab es noch absoluten Billigschrott, den ich auch nicht wollte. Ich denke, 50 Euro für eine Pfeffermühle ist für viele Leute mit bescheidenem Einkommen wirklich arg viel - vor allem, wenn alle anderen anständigen Haushaltsgegenstände auch in der Preisklasse liegen. Und, wie gesagt, die meisten teure Gegenstände sind auch noch gleichzeitig Modeartikel, die damit trotz allem darauf ausgelegt sind, dass man sie in wenigen Jahren ersetzt. Es ist also gar nicht immer einfach, Qualität zu mittelschichttauglichen Preisen zu bekommen. Klar, wer sich auskennt, schafft das sicherlich - aber das braucht Zeit und sehr viel Einsatz. Und das finde ich ärgerlich - denn ich will Konsum (bzw. Warenkunde) eigentlich nicht zu meinem Hobby oder meiner Lebensaufgabe machen, da gibt es interessantere Dinge.

... link  

 
Mal einfach: Von WMF mit Keramikmahlwerk für 27 Euro (12 cm hoch) in Holz. In Acrylglas (auch recht dauerhaft) fpr 19 Euro.

Aber da ist was dran. Neue Haushaltswaren in anständiger Qualität sind teuer und meist hässlich. Flohmärkte sind oft eine wahre Fundgrube.

... link  

 
Danke, jetzt fühl ich mich bestätigt. Habe am Ende eine bei WMF gekauft, die es damals zum Einführungspreis für 15 Euro gab. Vermutlich die von Strappato erwähnte für jetzt 19 Euro. Hach, mal was richtig gemacht!

... link  

 
Ich will niemandem einen Kauf madig machen, aber Pfeffermühlen gehen gar nicht. Darf ich zur Anschaffung eines Messingmörsers vom Flohmarkt raten? Ich habe welche, keiner hat bei einem Alter von mehr als 150 Jahren mehr als 20 Euro gekostet, und damit kann man bei etwas Übung entscheiden, wie fein mal Pfeffer haben will. Nebenbei kann man auch Pinienkerne, Gewürze, Salz, Ingwer, Muskat, was auch immer mörsern. Es gehört etwas mehr Übung dazu als die Pfeffermühle, aber er ist universell einsetzbar, hält mehrere Jahrhunderte, wertstabil und leicht zu reinigen.

Die Pfeffermühle ist zivilisatorisch ein dekadenter Rückschritt. Ausserdem ist das tütü-hafte Kurbeln nichts gegen das Rammeln eines Stössels im Mörser.

... link  

 
Ich meide ja Pfeffer. Damit sind historisch grauenvolle Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung verbunden.

... link  

 
Mörser aus Messing sind zwar schön, aber originär kein Küchenwerkzeug, sondern Apotheken- und Laborutensilien. Es gibt sehr formschöne Granitmörser und auch die sind erschwinglich. Und die Mahlwirkung ist wesentlich besser als auf Metall, ganz zu schweigen von den ständig rausspringenden Pfefferkörnern bei der vom Don bevorzugten Methode.

... link  

 
Pfeffermühlen kauft man bei usbekischen Fernfahrern auf dem Trucker-Flohmarkt am Sonntag. Mehr als 2,50 Euro würde ich dafür nicht ausgeben.

... link  

 
Ach? ich denke, damit hängt vor allem die Wirtschaftskriminalität - man denke nur an die Fälschungen - zusammen

"sondern Apotheken- und Laborutensilien" - später ja, aber vor ca. 1800 war es einfacher, einen Mörser für den Haushalt zu giessen, denn ihn aus Stein zu formen. Das mit dem Rausspringen vermeidet man durch ein üppiges Exemplar, und den Stössel muss man ab und an, alle 5 Jahre mal, mit einer Hammerspitze aufrauhen.

... link  

 
"...wenn zu 8% offizieller Arbeitslosigkeit 10% zusätzliche working poor hinzukommen, die nicht ohne Ergänzende Sozialhilfe und/oder Wohngeld auskommen ... Selbst in Deiner Branche (Immobilienmakler) ... die auf Provisionsbasis arbeiten und monatelang nichts verdienen."

I used to be a salesman - it´s a tough record.
Natürlich gibt es unter Immobilienmaklern (sehr) gering Verdienende und deshalb habe ich auch keine Verständnis für Leute, die sich 15 Jahre "politisch korrektes" Studium gegönnt haben und nun fordern, daß sie gefälligst auch einen warmen Posten im öffentlichen Dienst finden sollten.

Ich kann es gerne wiederholen:
irgendwie wird man die "working poor" beschäftigen und zu vernünftigen Einkommen bringen müssen und daß sie zusätzliche Sozialleistungen erhalten, sehe ich nichts als Makel.
Und wir sind doch wohl alle einig, daß die sozial und Ausbildungsschwachen nichts davon haben, wenn das wenig leistungsorientierte Töchterchen aus gutem Haus eine gut bezahlte Beamtenstelle in der Asylberatung hat. ;-)

Und angesichts von geringer Qualifzierung sollten wir vor allem nichts vergessen, daß es seit 40 Jahren eine eindeutige linke/linksliberale Hegemonie im Bildungs- uns Kulturwesen gibt. Für die Benachteiligung von Armen und Migranten wird man wohl keine Nazis und noch nicht einmal Neoliberale auf den Schulen verantwortlich machen können - da gibt es nämlich keine. :-)

... link  

 
Die linke Hegemonie im Bildungswesen nannte man früher mal Berufsverbote. Die Töchterchen in der Asylberatung, die ich so im Auge habe, haben Vornamen wie Leilah und Nulifer und ihre Leistungsorientierung im Sammellager erfahren.

... link  

 
Ché, jetzt komm´doch bitte nicht mit den Psychodramen der 70iger ... vllt. erzählst Du uns auch noch, daß "Chile" für das polit. Bewußtsein der heutigen Lehrerschaft eine Rolle spielt. :-)

Die wirklichen "Berufsverbote" haben nur einige wenige Durchgeknallte betroffen und seit ...na, sagen wir mal 30 Jahren... gilt "Berufsverbot" doch wohl nahezu ausschließlich für "Rechte"....in den heutigen Lehrerzimmern und Redaktionsstuben sitzen FroA (Friends of Autonome).

Daß die arbeitslosen Akademiker mit Hang zu Beratung mit Beamtenstatus durch die Bank "Sammellagererfahrung" haben sollen - zumal sie ja auf den (Hoch-)Schulen diskriminiert werden - hört sich ein bißchen sehr pathetisch-verklärend an. Aber ansonsten sind wir uns einig:

*) Mindestlohn
*) Steuerhöhungen
*) Wahlrecht für Migranten
*) Quotenregelung im ÖD, mit deren Hilfe endlich dem Einwanderungsland Rechnung getragen wird.

Meine Stimme hast Du !

... link  

 
Herold, um eins mal klar zu machen: Die akademischen Mittelschichts-Intellektuellen, über die Du Dich mokierst, sind ein Publikum, mit dem ich seit 17 Jahren fertig habe, die autonome Szene, wie ich sie kenne, besteht überwiegend aus offensiven Langzeitarbeitslosen bzw. "alternativ"-Arbeitenden in im Kollektiv betriebenen Druckereien, Kneipen oder Kulturzentren, und die Leute, mit denen ich in der Flüchtlingsarbeit zu tun habe, haben schon mal einen Gurt mit Handgranaten in eine Stellung von Saddams republikanischen Garden geworfen oder Ähnliches. Wenn das arbeitslose Akademiker sind, haben sie ihre akademische Ausbildung z.T. in Suleymania, Mossul oder Babylon erfahren, und fast alle wissen Stories zu erzählen von Flaschen, die man ihnen beim Verhör in den Hintern bohrt (Standardfrage: Coca oder Pepsi?) oder heißen Herdplatten, auf die man sie setzt.
Ich habe mit der saturierten akademischen Mittelschichtslinken definitiv nichts zu tun.
Die politischen Forderungen, die Du da stellst, würde ich ohne Weiteres unterschreiben. Als sich mal Plünderungen im Ostertorviertel ereigneten und sich die von Dir wie mir geschmähte pseudolinks-akademische Mittelschicht darüber ergreinte, meinte eine liebe Mitstreiterin dazu öffentlich: "Früher, als ihr jung wart, habt Ihr im Ostertorviertel Häuser besetzt, weil hier das Leben tobte und die Action war. Heute habt ihr nen breiten bürgerlichen Arsch bekommen, Kinder in die elt gesetzt und wollt aus dem Viertel nen großen Kindergarten machen. Das läuft nicht, die Action bleibt im Viertel!".


Das, was Du an linken Inhalten, linker Sozialisation usw. für die 70er Jahre für prägenmd hältst, habe ich in den 80ern und 90ern erlebt (@Berufsverbote: Versuche mal, mit einem 129a) verfahren wegen Unterstützung eines RAF-Hungerstreiks in den 80ern oder Mitgliedschaft in der Antifa (M) in den 90ern im öffentlichen Dienst Karriere zu machen. Viel Vergnügen!), und bekomme aktuell mit, wie für eine Generation von Oberstufenschülern Heiligendamm so eine Art Woodstock, Gorleben und Wackersdorf in einem ist und Parolen wie "Gegen die Konstrukte Volk, Nation und Rasse - Klasse gegen Klasse!" von Hunderten Youngsters im Chor gegröhlt werden.

... link  

 
die autonome Szene, wie ich sie kenne, besteht überwiegend aus offensiven Langzeitarbeitslosen bzw. "alternativ"-Arbeitenden ...Wenn das arbeitslose Akademiker sind, haben sie ihre akademische Ausbildung z.T. in Suleymania, Mossul oder Babylon erfahren...
ché, Du willst uns doch nicht im Ernst erklären, daß die *autonome Szene*, egal, wie die sich im Jahr 2007 präsentiert, aus der *Arbeiterklasse* stammt.
Das hat sie noch nie ... und wird sie auch nie.

Deine "Migrations-Eifer" in allen Ehren, aber daß es nun vordringliches Ziel der BRD-Gesellschaft sein soll, jedem Beinahe-,Voll-, odergarnicht-Akademiker zwischen Bospurus und Zweistromland mit einem guten Einkommen zu versorgen, ist jetzt irgendwie nicht sooo mehrheitsfähig... zumindest nicht mehr seit 1998. ;-)

Das, was Du an linken Inhalten, linker Sozialisation usw. für die 70er Jahre für prägenmd hältst, habe ich in den 80ern und 90ern erlebt verfahren wegen Unterstützung eines RAF-Hungerstreiks (wer zu spät kommt, den bestraft das Leben)in den 80ern oder Mitgliedschaft in der Antifa (M) in den 90ern im öffentlichen Dienst Karriere zu machen. .., wie für eine Generation von Oberstufenschülern Heiligendamm so eine Art Woodstock, Gorleben und Wackersdorf in einem ist und Parolen wie "Gegen die Konstrukte Volk, Nation und Rasse - Klasse gegen Klasse!"

:-)))
Da liege ich doch vor Lachem unterm Tisch !
Die gleiche Generation von Oberstufenschülern fragt eine Freundin von mir (promovierende Ostasienwissenschaftlerin), ob sie wirlich nach Duisburg-Marxloh ziehen will, denn O-Ton: "...da wohnen doch so viele Ausländer..."

Na, ché, dann bin ich doch mal gespannt, wie die "Oberstufenschüler" demnächst die (Mittelschichts-)Klasse bekämpfen. Eigentlich sollten wir uns doch einig sein, daß der heutige Protest, insbesondere in Form der antideutschen Narren, eher einem Kindergeburtstag als tatsächlichem politischem Bestreben ähnelt.

Übrigens: die "Macht der Straße" für die Linke ist doch längst gebrochen. Wenn sie nicht punktuell zusamengezogen werden können, kuschen "Oberstufenschüler" vor Ronny und Silvio und im Westen gibt es von Dragan, Mehmet und Oleg was auf die Nuß. ... Die *autonome oder Heilgendamm-Szene" lebt einzig und allein von dem polit. Wohlwollen der pösen Mittelschicht und nicht (mehr) von der eigenen Stärke .... sonst hätte man nach *Genua* nicht so ´rumgewinselt.

ché, die Linke ist intellektuell tot und kann sich nur noch karnevalistisch äußern. Niemand nimmt die Antitrassismus-Nummer wirklich ernst. ;-)

... link  

 
wieso? berufsverbote sind doch auch heute noch wirksames mittel. was ist denn mit dem jahrelangen rechtstreit vor hessischen und badenwürttembergischen verwaltungsgerichten, der erst in diesem spätsommer sein ende fand? da darf dann jetzt doch jemand lehrer werden, der mal eine antifa-demo angemeldet hatte. deutschland 2007.

und was die youngsters angeht: freu dich doch, che, dass die ersten klappspaten nicht gleich für noch mehr woodstock eine verbrüderung mit dem nationalen widerstand ausprobiert haben.
die kulturlinken parolenschreier gibts aber auch schon länger, mmh? - die trifft man dann später entweder besonders verbissen für irgendeine politsekte wieder oder so mit indifferentem palituch* und "mirdochegal".
gemein ist beiden: verändern werden sie nichts (ersteren reicht ja auch: ein paar jahre den diskurs beherrschen.prust.)

* tausche gegen beliebiges anderes insignium linker religionszugehörigkeit

... link  

 
Weißt Du Herold, die autonome Szene setzt sich sozial aus allem Möglichen zusammen, ein bestimmter, zumeist schon in die Jahre gekommener Teil ist tatsächlich proletarischer oder subproletarischer Herkunft, die Mittelschichtsabkömmlinge, die das Rückfahrtticket in die bürgerliche Gesellschaft in der Tasche und die feste Absicht haben, es auch einzulösen bilden aber in der Szene die Mehrheit. Solange man sich aber seinen Freundeskreis aussuchen kann, bevorzuge ich eher - nicht nur - die Gesellschaft - des oben genannten Publikums, die irakischen Kurden sind dann noch einmal ein Thema für sich. Wie lebendig die Linke intellektuell ist, beweisen Zeitschriften wie arranca!, Wildcat-Zirkular oder Materialien für einen Neuen Antiimperialismus, und ich kenne keine anderen Medien, die soziale Wirklichkeit so gut beschreiben. Dass dies nicht der akademische Zeitgeist ist stimmt ja. Denn das intellektuelle Denken in Deutschland insgesamt ist tot. Was übrig geblieben ist, sind Diskurse, die sich über Identifizierungen und Aneinanderreihen von Glaubenssätzen (meist neoliberaler Provenienz) vollziehen, aber mit Kontextualisierung von eigentlichen Analysen nichts mehr zu tun haben, auch nicht im Sinne seriöser konservativer Theoriebildung. Klar wird die "Antirassismus-Nummer" von niemandem ernst genommen, schon gar nicht von denen, die wir aus einem türkischen Knast geholt haben. ;-) Die Schulkinder von Pengwin lachen über uns deutsche Antirassisten, weil wir ihre Schule wieder aufgebaut haben, die Kurden verspotten uns, weil wir das Geld und die Ingenieure zum Wiederaufbau der Brücke über den Euphrat geschickt haben,;-)) und Ashraf verhöhnt uns, weil wir ihm den Arzt bezahlt haben, der die Granatsplitter aus seinem Knie geholt hat, er findet es albern und karnevalistisch, dass er wieder laufen kann, schon klar.

:-)))

Was nun heranwachsende Generationen angeht, sie werden genauso viel falsch machen und sich instrumentalisieren lassen wie wir auch, aber sie haben den gleichen Enthusiasmus und eine ähnliche Gesinnung wie wir damals, während es da einige Jahre gar nichts gab oder antideutschen Blödsinn, und dass das momentan in dem ausschnitt gesellschaftlicher Wirklichkeit, den ich wahrnehme anders ist finde ich jedenfalls gut und nicht schlecht, sicher bei weitem nicht ausreichend. Massenhafte Sabotage am Arbeitsplatz oder wilde Streiks als Widerstandshandlung gegen die aktuell betriebene Sozialabbaupolitik wäre sicher weitaus zielführender, steht in diesem Lande aber leider nicht in Aussicht. Nach der dritten Woche Generalstreik würde niemand mehr über die Hartz-Gesetze zu reden wagen, aber dieZeiten sind leider nicht so. Deutschland ist nunmal nicht Argentinien und noch nicht mal Spanien oder Griechenland.


Mir geht es in Allem um konkrete Projekte, für die Gesellschaft im Großen bin ich nicht zuständig, nur werde ich niemals gouvernementale Lösungsansätze entwickeln wollen, sondern bei allem, was von Regierungsseite kommt, sehen, wie man Sand ins Getriebe schmeißen kann.

... link  

 
Deshalb bist Du ja auch marginalisiert. ;-)

Im übrigen:
Die meisten Deiner Migranten, die ich kenne, sind politisch "rechts". Sollte irgendeine Partei(ung) auf die Idee kommen, die bürgerlich-kapitalistische CDU/CSU und die Xenophobie nationalistischer Rechte hinter sich zu lassen und stattdessen einen gepflegten christlichen-islamischen Klerikalfaschismus anzubieten, räumt diese bei Wahlen ab.

Im Osten würde ich das (Wähler-)Potential bei satten 40% und im Westen bei denen "mit Migrationshintergrund" bei mehr als 50% sehen.

Das kannst Du mit mangelnder "Emanzipation" erklären - bis die allerdings eintritt, steht die Nordsee vor Salzgitter. :-)

Und zum Thema "liberale Bürgerliche": in 10 Jahren gewinnt man Wahlen mit dem Slogan "Rente oder Sozialismus".

... link  

 
Mit dem Rücken zur Wand zu stehen gibt immerhin einen sehr stabilen Halt ;-))


Die meisten "meiner" Migranten sind Angehörige linker Guerrillagruppen im deutschen Exil, ich rede ja nicht von "dem ausländer als solchem", sondern überlege mir schon sehr sorgsam, mit wem ich mich gemein mache.


Dass die Nordsee zumindest vor Uelzen steht, wird das weitere Wachstum der Weltwirtschaft ja wohl noch gebacken kriegen, wenn die Flüchtlingsströme dann in die Milliarden gehen wollen wir doch mal sehen, wie das mit den Wohlstandsinseln sein wird.

... link  

 
Und keiner erdolcht dich von hinten...

... link  

 
Wohl dem, er ein Haus im Norden auf einem Geest-Rücken hat.

... link  

 
nordsee vor salzgitter?
pah. noch ein bisschen klimawandel und einige hier brauchen schwimmflügel...

... link  

 
Jetzt mal ernsthaft:

was kann man denn mit Niedersachsen Gescheiteres machen, als es zu fluten ?

... link  

 
zugegeben, die ecke um salzgitter könnte ich verschmerzen, aber sonst ist ja wohl erstmal hessen dran. das braucht nun wirklich niemand. und sachsen-anhalt.

... link  

 
Sachsen-Anhalt ?

Magdeburg, Dessau, Stendal. Die Altmark braucht kein Mensch.

Kurz vor Köthen kann das Wasser aber stehen bleiben, da ja östlich zwischen Halle und Eisleben schon eine Seenplatte angelegt wird.

Könnte man auch per Kanal die große Flut in den nördlichen Teil Brandenburgs legen ?

... link  

 
Ich finde hier, ehrlich gesagt, etliche Argumente, die Dons Polemik sehr überzeugend relativieren. Wer will schon beurteilen, was "guter" und was "schlechter" Konsum ist?

Und selbst wenn man das beurteilen wollte: Es gibt eben nach meiner Beobachtung auch jede Menge Reiche, die ihr Geld für 36-Euro-Steaks ausgeben, jede Saison zwei neue Designer-Handtaschen für 2000 Euro das Stück kaufen, die dann spätestens im nächsten Jahr in der Versenkung verschwinden, und die sich auf absolut hässliche, aber überteuerte Dekoartikel im Nobel-Ramschladen stürzen (wir hatten einige nette Beispiele hier im Blog). Man könnte diese Liste noch lange fortsetzen, denke ich.

Um Geschmack zu entwickeln, muss man vermutlich in der Regel sowohl Geld also auch Bildung und Zeit investieren. Für mich taugt dieses Kriterium jedenfalls nicht dazu, um gewissen Gesellschaftsschichten (irgendwie scheine ich auch zu dieser "Unterschicht" zu gehören, weil ich eine Pfeffermühle benutze und keinen Mörser) den Zugang zu Geld zu verwehren.

... link  

 
...und während manche finanziell wenig ausgestattete Damen dazu neigen, jegliches überzählige Geld im Nagel - oder Sonnenstudio zu lassen, tun ihre begüterten Geschlechtsgenossinnen dasselbe beim Schönheitschirurgen. (Etwas besser gebildete) Ausnahmen bestätigen die Regel - in beiden Gesellschaftsschichten.

... link  

 
@ché, Du willst uns doch nicht im Ernst erklären, daß die *autonome Szene*, egal, wie die sich im Jahr 2007 präsentiert, aus der *Arbeiterklasse* stammt.
Das hat sie noch nie ... und wird sie auch nie. - Also, die autonome Szene, die ich in den 80er und 90er Jahren von innen kannte (heute kenne ich nur einzelne personen bzw. eine bestimmte Gruppe) würde ich in ihrem harten Kern etwa so beschreiben: Leute aus dem Sozi- und AHi-Bereich, oft lückenlos in Schwarzarbeit- und Kleinkriminellenszene übergehend, so die Arbeitslosenselbsthilfe-Leute, kombiniert mit den leistungsbeziehenden Schwarzrenovierern, gemischt mit Kleindealern und Autoradiovertickern (Markenzeichen: "Behönkeltenquittungen" zur Vorlage bei der Versicherung im geknackten Auto), Jobberszene (Gelegenheitsarbeiter, die einige Monate irgendwo auf Montage sind und einige Monate nicht arbeiten, aus diesen Kreisen rekrutierten sich auch die RZ), "Berufsalternative" aus dem Buchladen-Weltladen-Ökoladen-Kulturkneipe-Bereich, sehr viele Krankenschwestern und - Pfleger(warum gerade diese Berufsgruppe in der Szene stark präsentiert war weiß der Geier), und dazwischen, aber keineswegs zahlenmäßig tonangebend, linksradikale StudentInnen mit antiimperialistischen oder anarchistischen Ideen plus Hardcore-Feministinnen plus die Art Rechtsanwälte, die diese Klientel vertreten. Dazu phasenweise immer wieder Punks, Hooligans und anpolitisierte Schüler. Und im Fall meiner früheren Bezugsgruppen mischte sich das dann mit den Exil-Iranern und Kurden und der Asylberatungsstellen-Klientel und auch noch einem bestimmten Kampfsport-Millieu. Linker akademischer Mittelstand ist was Anderes. War allerdings schön, wenn auf einer Party "the Bildungsbürgertum" blasiert herumscharwenzelte und ein paar Autonomskis mischten die auf, indem sie Anekdoten aus dem Knast erzählten ;-)


@niemand will in die Viertel mit hohem Ausländeranteil-Also, unter Studienanfängern mit linker Gesinnung ist es hip, in Bremen nach walle, Gröpelingen oder ins Viertel zu ziehen, in Hamburg ist es die Schanze oder Karo, in Berlin SO36, Prenzelberg, Mitte, der Wedding oder die "kleinen Kieze" in Neukölln, und in Hannover wohnen anständige Leute eigentlich immer in Linden.

... link  

 
@niemand will in die Viertel mit hohem Ausländeranteil-Also, unter Studienanfängern mit linker Gesinnung ..."

Ich weiß zwar nicht, wer das so gesagt hat aber ich will das mal konkretisieren. Um es mal mit dem alten Reuter zu sagen: "Schaut auf Eure Stadt !"

Das *volksheimstättenwerk* (schöner Name ?), das sich seit Jahrzehnten einen (sehr) guten Ruf mit Seminaren zur Wohnungswirtschaft gemacht hat und vor allem für kommunale Beschäftigte gebucht wird, hat folgendes behauptet:
Du hast es selbst erkannt. STUDIENANFÄNGER, junge Leute mit (noch) geringem Einkommen ziehen in "hippe" Stadtviertel - bleiben dort aber nicht (nach Aufnahme eines gut bezahlten Tätigkeit) !

Und das ist das Problem solcher Stadtviertel: es entwickelt sich keine (wirklich) prosperierende Handwerks- und Ladenstruktur, die über "Selbstausbeutung" oder der der Familienangehörigen - auch als "türkischer Gemüseladen" bekannt - den Einwohnern eine wirkliche Perspektive bietet.

Es gibt Szeneviertel wie "Mitte" oder "Kreuzberg", die sicherlich einen besonderen Charme haben aber
1.) dafür "kratzt" man auch die Interessenten aus ganz D. zusammen
2.) werden sie idR von jüngeren Leuten und/oder der Kulturszene bewohnt, die (s.o.) ebenfalls nicht dafür sorgen, daß der "türkische Gemüsehändler" seinen Beschäftigten ordentliche Löhne (Deiner Rede nach > 2.000 Euro) zahlen kann. ;-)

Aber Du triffst den Nagel auf den Kopf. Es wird eine (spät-)pubertäre Haltung bejubelt. Nur ist dies leider für "die Gesellschaft" von geringer Bedeutung.
... und irgendwann wird es auch Aishe, Hassan und Rachid auf den Senkel gehen, daß sie als Geringverdienende den Folklore-Rahmen für (Berufs-)Jugendliche abgeben sollen.

P.S. Es war, glaube ich, die FDP, die einst Ratsangehörige der GAL-Rotfrontkämpferbund-Hamburg "bespitzelte" und feststellte, daß diese in "szenigen" Vierteln von HH wohnten - bis die eigene Kinder in der Kindergarten kamen. Dann wurde in die "besseren" Viertel gezogen. :)

Das ist übrigens ein "nationaler Trend", wegen dem das "gemeinsame Unterrichten bis zum Abitur" völlig ins Leere laufen wird. Besserverdienende "selektieren" schon viel früher - um zu vermeiden, daß Torben, Alexandra oder Henning mit Mandy, Ali oder Kevin-Luca zusammen eingeschult wird.

... link  

 
Der Aufschrei in Prenzlauer Berg war gross, als Berliner Bildungspolitiker vor ein paar Wochen die mangelnde Durchmischung als Hauptproblem der Schulen erkannt und das "Bussing", das Transportieren von Schülern aus guten Gegenden in Problemschulen (und andersrum), als Lösung vorgeschlagen haben.

... link  

 
Na, zumindest behindert das die Gentrifizierung der Viertel und sorgt dafür, das das asoziale Yuppiepack wegbleibt.

... link  

 
Der Herold lässt nich nach
Erst ordnet er Che in Richtung MSB/SHB ein, unfreiwillige Satire, dann belehrt der ihn eines Besseren, Herold kommt dann mit völligen Fehleinschätzungen zum sozialen Hintergrund zumindest der Hardcore-Autonomen, Che erzählt brav, wie das eigentlich mal war, und im Endeffekt beharken sich da ein Makler, der Kiezviertel gerne luxussanieren würde, wenn man ihn ließe, und dabei die passende neoliberale Charaktermaske gibt, und ein in die Jahre gekommener (und inzwischen auch arrivierter, aber seiner alten Gesinnung treuer) sozialrevolutionärer Autonomer, der genau das gerne verhindern würde, wenn er denn könnte, aber keiner von beiden sagt das so. Lustich!

... link  

 
niemand will in die Viertel mit hohem Ausländeranteil-Also, unter Studienanfängern mit linker Gesinnung ..."

Ich weiß zwar nicht, wer das so gesagt hat aber ich will das mal konkretisieren.


Höhö, herold, das hast Du gesagt. Die Erinnerung reicht da wohl nur von Courtage bis Neukunde. Ignoranten olé!

... link  

 
"...im Endeffekt beharken sich da ein Makler, der Kiezviertel gerne luxussanieren würde,..."

Wer ist denn so dämlich, ein "Kiezviertel" sanieren zu wollen ?

Es mag sein, daß in "Mitte" eine gewisse "Sonder-Konjunktur" existierte, die aber nur etwas für Berlin-Spezialisten ist. Ich glaube kaum, daß "irgendjemand" so deppert ist, in kiezigen Vierteln Sanierungsmaßnahmen (idR ab 1.000/m²) oder gar Neubauten zu planen. :))

In Vierteln zu investieren, in denen "politisch bewußte" Studenten sich amüsieren, dürfte ökonomischer Selbstmord sein.

Es ist "wie immer": die "guten Lagen" werden frequentiert - das Parteibuch spielt da keine große Rolle. In Ostdeutschland waren und sind z.B. die "Reichsheimstättensiedlungen" der 30iger äußerst beliebt, z.B. Frohe Zukunft in Halle oder Adelsberg in Chemnitz.

BTW: "Sanierungen" bei privaten Immobilien werden von sog. Bauträgern durchgeführt - Makler spielen da nur eine verschwindend geringe Rolle.

Edit.
@wch, wir hatten vor ca. 1 Monat (hier) ein ähnliche Diskussion und auch damals habe ich gesagt, daß "szenige" Viertel "junge, alternative" Einwohner haben, die im Laufschritt von dannen ziehen, sobald sich gutes Einkommen (und Nachwuchs) einstellen. Lesen bildet. ;-)

... link  

 
solange die musikstudenten der hans eisler in den berliner wedding ziehen ist mir eh alles wurscht! wo kann man denn zwei klaviere hinschleppen, ohne dass die weißbrotnachbarschaft im prenzlauer berg aufmuckt. alles wie immer und anyway. :-)

... link  

 
Die können auch 3 Klaviere in den 4. Stock tragen - weil sie ewig da wohnen bleiben werden. Ohne Aussicht auf regelmässiges und anständiges Einkommen.

... link  

 
@strappato: das klingt jetzt aber doof, arriviert und von oben herab.

Ist das jetzt wieder so ein verschilysierungsdingens?

... link  

 
Klingt doof, arriviert und von oben herab. Ist aber Lebenserfahrung.

Wobei die jeder selbst machen muss.

Noch eine Anmerkung: Da steckt ja noch mehr drin. Immer wenn künstlerische Berufe eigentlich zum normalen Broterwerb taugen. Lieber in Wedding auf den Karrieredurchbruch warten als in der Provinz in einem Orchester spielen. Oder auch gerne: Kunsttherapeuten, die lieber Künstler wären und lieber in der Kulturmetropole präkarisieren als in Bad Kleinschlagmichtot einen Job als Therapeut anzunehmen.

Das ist jedem seine Entscheidung. Nur bitte schön nicht jammern über mangelnde Kulturförderung.

... link  

 
... aber wir sind uns hoffentlich schon darueber einig das eine Leben als im offentlichen Dienst beschaeftigter Endlosbausparer nicht die einzige moegliche Daseinsform ist?

... link  

 
Franz, das ist, glaube ich, einfach nur Berlin-Bashing und insofern berechtigt. Strapato lebt ja selbst weit außerhalb der von Dir skizzierten Lebensform.

... link  

 
schon, schon - aber koennte es nicht auch ganz nett sein Musiker zu sein anstatt immer nur Kraftpunktpraesentationen vor Pharmalurchen vorzuzeigen - nur mal so als Ueberlegung.

(es geht ja nicht immer nur um Geld ... )

... link  

 
Doch, es könnte. Vergleiche ich das bunte Publikum, das so meinen Bekanntenkreis ausmacht, und die eher glatten Gestalten, mit denen ich beruflich oft so zu tun habe, gewinnen ganz klar die Bunten. Und Businesshighperformer kämen mir, bis auf zwei alte Freunde, niemals ins Haus, während ich einem Hausierer vielleicht noch die Tür öffnen würde.

... link  

 
Klar könnte es sein. Ich könnte mir auch nettere Dinge vorstellen, obwohl ich meinen Job ganz gerne mache. Ich habe aber das Gefühl, dass der Sinn für die berufliche Realität immer mehr verloren geht. Kein Wunder, wenn die Medien erfolgreiche Studienabbrecher feiern und Superstars ohne Ausbildung krönen.

... link  

 
Ich denke eher, dass die Durchschnittsbevölkerung längst viel zu sehr im Realistischen und Machbaren feststeckt. Die Berliner Aussteigerbiotope sind eher Rückzugsraum für Leute, deren Scheitern anderswo auffiele und dort als lifestyle verkauft wird, und die Castingshows logische Konsequenz des Einsparens klassischer Ausbildungswege.

... link  

 
Das Realistische äussert sich aber im unrealistischen Druck, möglichst erfolgreich zu sein und/oder Jobs mit Prestige zu ergattern (irgendwas mit Medien...).

Dazu das unüberschaubare Angebot von hunderten von Studiengängen und Master-Studiengängen, Ergänzungsstudiengänge, Schwerpunkte, Praktika und Auslandssemester (wenn wie bei den Studierten sind). Da bleibt der Elan, sich treiben zu lassen und was neues zu probieren, stecken.

Mit einem "Master of International Management" kann man auch bei der Raiffeisen-Genossenschaft landen und nicht zwangsläufig beim DAX-Konzern - wie es die Hochschulen suggerieren.

Kurze Rede: Realistisch, da möglichts ein vorgezeichneter risikoloser Weg gesucht wird, unrealistisch, da es diesen Weg nicht gibt (nie gab) - und die medialen Vorbilder mit straighten CV für bare Münze genommen werden, was den Frust weiter steigert und lähmt.

... link  

 
Der Provinzorchestermusiker - oder beispielsweise auch der (hypothetische) Gitarrist, der sich mit einer Coverband auskömmlich seine Brötchen verdient - muss sich leider gleich gegenüber zwei Bevölkerungsgruppen rechtfertigen: Den Arrivierten, die ihm vorwerfen, dass er nicht Banker oder Immobilienmakler geworden ist (weshalb er sich nur Gebrauchtwagen und Mietwohnung leisten kann). Und den nach eigener Definition "wahren" Künstlern, die von Hartz IV und dem Glauben an ihre Berufung leben. Ich denke, ein Leben "in der Mitte" zwischen beiden Extremen ist trotzdem nicht schlecht, aber es erfordert vielleicht am meisten Mut.

... link  

 
Also, ich habe noch keinen "Arrivierten" getroffen, der jemandem vorgeworfen hätte, kein Immobilienmakler geworden zu sein. Der berufliche Status eines Maklers liegt irgendwo zwischen Leichenwäscher und Geldeintreiber.

Es ist doch völlig in Ordnung, wenn jemand seine Erfüllung darin sieht, Künstler zu sein. Allerdings sollten auch die Konsequenzen klar sein. Reichen Talent und/oder Durchsetzungsfähigkeit nicht für eine "Karriere", wird er noch richtig zu knabbern haben - Dosenravioli mit *40* ist kein Vergnügen.

Das "Problem" sehe ich eher darin, daß die Gruppe, die sich selbst, der Selbstentfaltung wegen, einem "Brot-Job" verweigert, dann rumjammert, wie pöse und "sozial kalt" doch "diese Gesellschaft" sei. Dafür habe ich kein Verständnis.

... und wenn wir ehrlich sind, war die ddr-Methode des "Bewährens in der Produktion" nicht die schlechteste alle Lösungen. :-)

... link  

 
Nun, ohne zu meinem Lebenslauf jetzt ins Detail zu gehen, ich kenne das selbst. Die eine Gruppe, die mich immer wieder fragt: Willst Du nicht doch mal ein schickeres Auto? Hast Du keinen Ehrgeiz, Dir das zu leisten? Nervt Dich das nicht, mit der alten Karre (wieso, fährt doch - und "alt" ist wirklich subjektiv!)?

Willst Du wirklich in der Wohnung bleiben? Kein eigenes Einfamilienhaus? Will doch jeder, oder?

Wie, Du hast einen höher bezahlten Job abgelehnt, nur weil er Dir weniger Spaß machen würde??? (Mein Gehalt reicht mir auch so, und ich zahle davon brav jede Menge Steuern, liege also dem Staat wirklich nicht auf der Tasche)

Auf der anderen Seite diejenigen, die mir unterstellen, mein Job sei langweilig und eine Strafe, weil er eben nicht dem künstlerischen Prekariats-Ideal entspricht und in der Hinsicht schon einen kleinen Kompromiss darstellt. Nur einen kleinen - aber das ist in den Augen vieler offenbar schon zu viel.

Wie gesagt, die goldene Mitte ist, scheint's, ziemlich uncool.

... link  

 
@strappato: ich bin mir nicht sicher, dass der Sinn fuer berufliche Realitaet immer weiter verloren geht, common sense ist es doch mittlerweile alles und jedes auf eine berufliche Realitaet im Sinne potentieller Arbeitgeber auszurichten (Verkuerzung der Schulzeit bis zum Abitur, Bachelor und Masterstudiengaenge, Berufsakademien, seltsame, kleinstteilige Studiengaenge - "Facilitymanagement", "Medieninformatik" etc. ppp.

Ich hoffe mal das Rad dreht sich wieder zurueck bis meine Kinder diesem ganzen Bloedsinn unterworfen werden - denn eigentlich habe ichs ganz lustig gehabt ... und bunt ... und das wuerde ich denen auch goennen ...

... link  

 
Ich denke, dass den Arbeitgebern da zum Teil unrecht angetan wird. Kein Unternehmen kommt auf die Idee "wir brauchen einen Studiengang Facility Management". Klar antworten die dann, wenn sie gefragt werden: "Könnte gut sein". Aber im Prinzip wissen weder Unternehmen, noch Studenten oder die Hochschule was das eigentlich soll und wo die Absolventen arbeiten sollen.

Solche kleinstteilige Studiengänge kommen zum einen den Hochschulen entgegen, die auf Teufel komm raus sich von anderen Hochschulen absetzen und profilieren wollen und zum anderen stösst dies auf Interesse der Studenten, da diese Studiengänge versprechen, auf ein Berufsziel hinzuführen und ein wenig Klarheit in der Multi-Options-Karriere-Welt zu geben.

... link  

 
Gell Franz, da bin ich voll bei Dir. Und bunt habe ich´s wirklich, und meiner jugendlichen Nichte, für die ich eine Art Papiersatz bin wünsche ich das auch.

@Herold: Dass Du Immobilienmakler bist werfe ich Dir zum Beispiel nicht vor. Ich habe auch keine Vorbehalte gegen diesen Berufsstand.

... link  

 
Selbst, um Provinzorchestermusiker zu werden, muss man, denke, ich, überdurchschnittlich gut sein - da es wesentlich mehr ausgebildete Musiker gibt als Stellen für sie. Das stellt alle vor ein Problem: Die wirklich guten Musiker verkaufen sich nach eigener Warnehmung "unter Wert", wenn sie den Job annehmen. Die schlechten haben kaum Chancen - und müssen schon allein deswegen den Mythos des "verkannten Künstlers" aufrecht halten, der aus Prinzip nicht in der Provinz musizieren will.

Am Ende bleibt das Problem sehr vieler Berufe, die als besonders attraktiv gelten: Es gibt nicht genügend Stellen für alle. Wer eine solche Laufbahn einschlagen will, muss sich deswegen wohl sehr früh fragen, ob er a) gut genug ist, b) bereit ist, genügend Aufwand zu betreiben und c) bei der Stellenwahl dennoch Kompromisse eingehen würde. Aber ich denke, gerade diese drei Punkte schätzen viele Schulabgänger nicht realistisch ein.

... link  

 
Die Leute in meinem Bekanntenkreis, die ihr Geld mit Musik verdienen, geben entweder Unterricht, und die Konzerte sind ein Zubrot, oder sie spielen auf der Straße und verdienen so viel, wie ein Hartz4er auch hätte. Ein einziger verdient richtig gut, aber der ist auch Leader einer Big Band.


Andererseits, in den USA z.b. ist eine bunte Biografie in einem Lebenslauf attraktiv, es gilt als cool, wenn jemand schon alles Mögliche gemacht hat, bei uns ist das eher ein Einstellungshindernis. Dabei möchte ich meine Vielfalt nicht missen: Studiert, bei VW am Band gejobbt, für ein mittelständisches Einrichtungshaus gearbeitet, Klos geputzt, in der Kneipe gearbeitet, Marktforschung gemacht, als Journalist und Pressefotograf gearbeitet, wissenschaftlich geforscht, als Dozent unterrichtet, populärwissenschaftliche Ausstellungsarbeit, Eventmanagement, Messeorganisation, für eine NGO gearbeitet, politische Lobbyarbeit, zur Zeit eine Schnittstellentätigkeit zwischen PR, Marketing, Beratung, Wirtschaft und Wissenschaft. Und ähnlich bunt sollte es weitergehen ;-)

... link  

 
eieieiei, die armen franzosen, wenn die wüssten, wie über sie geredet wird. ;)

gut, ihr habt gerade verschiedene ebenen beleuchtet, die alle zu bedenken sind, wenn man wünscht Dirigent oder Komponist zu werden. aber grundsätzlich kann man erst einmal davon ausgehen, dass die "hans eisler" einen gewissen elitestatus inne hat, der zumindest anfangsschwierigkeiten gar nicht erst aufkommen lässt. und soweit ich das jetzt über die letzten anderthalb jahre beobachten konnte herrscht unter jungen musikern noch eine gewisse solidarität, die natürlich irgendwann nachlassen wird, so wie überall.

klassische musiker wissen selbst, dass ihr job bzw. ihr ziel ihnen enorme flexibilität (amerika, australien oder europa) abverlangt und es gibt trottel, die murren, weil sie in einem orchester spielen dürfen und ich meine dürfen und statt dessen lieber solo - prinzessin oder solo - prinz wären. gerade in amerika.

und es ist hart, verdammt hart, da kann einen auch die beste ausbildung nicht vor schützen, dass man eine leere phase erlebt und vielleicht versicherungen verkaufen gehen muss. aber solche biographien sind auch sehr speziell, da kann man nicht einfach mal holter die polter umsatteln, da der grundstein zumeist schon in der kindheit gelegt wurde. und mein herz gehört eben jenen, die wirklich fleißig arbeiten und den willen haben, dies zu erreichen.

... link  

 
Bunt ist Besser
(außer am dt. Arbeitsmarkt.)

... link  

 
Gell, etwas Google vergleichbares haben Deutsche auch nicht fertiggebracht. So doll ist SAP auch nicht.

... link  


... comment