: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 28. Dezember 2007

Real Life 27.12.2007 - Violinsolo

Weisst du, warum ich geheiratet habe?

Weil du nicht auf mich gehört hast, als ich dir gradraus sagte, dass du eine grossartige Frau bist, die statt so einem Waschlappen viele Liebhaber braucht, um glücklich zu werden.

Nein. Du hast etwas anderes gesagt, weshalb er mit dir auf die Strasse wollte, aber das war es nicht. Eigentlich habe ich geheiratet, damit ich meine Ruhe von all den Tanten und Verwandten an Weihnachten hatte, vor denen ich auch noch nach dem 30 Geburtstag die Violinvirtuosin markieren musste, die ich nie war. Und weisst du, warum ich mich habe scheiden lassen?

Weil du eingesehen hast, dass er ein Würstchen ist, und es bei mir bessere Gespräche, besseren Kuchen und auch keinen Sex gibt.

Nein. Weil ich Weihnachten sein repräsentables Püppchen war, das er mit Geschenken überhäufte, damit es jeder sieht, und dann die Bilder von mir und dem Christbaum ins Internet stellte und erzählte, was für eine wunderbare Beziehung wir haben. Weihnachten hat dem Projekt Ehe den Rest gegeben. Und was mache ich heute?

Noch ein Stück Tarte nehmen?

Es ist kurz nach Weihnachten, ich renne nach all den Jahren mit meinem alten Geigenkasten durch die Gegend bekomme noch ein Stück Silber, du machst Bilder von mir, und zwar so, damit ich wie eine Violinvirtuosin aussehe, und dann muss ich Deine Fidel einspielen. Fällt dir was auf?



Ich stelle wenigstens keine Bilder von Dir ins Netz, und wenn ich mit jemandem über dich rede, erzähle ich, dass ich an deinem demolierten Kotflügel schuld bin. Und ich rede dir auch nicht wie Tante Antonia ein, dass du endlich schwanger werden sollst. Die Bilder waren deine Idee und sind für deine Tante Ida, und nicht für seltsame koreanische Geschäftspartner eines Mittelstands-Würtchens. Es gibt Unterschiede. Noch ein Stück Tarte?

Ich kann nicht mehr. Nein, wirklich. Don, nein, Dohhon, schau mich an...

mit grösstem Vergnügen.

im Ernst, ich bin zu... ach ne... pfff. gut, danke, aber dann ist wirklich schluss, ich will ja nicht aussehen wie...

Bist du gehässig. Ausserdem mag dein Spiel begrenzt virtuos klingen, aber auf den Bildern sieht es ganz anders aus. Tante Ida wird es lieben, und allen unverheirateten Männern im mittleren Alter zeigen, wenn sie wieder am Tegernsee in Kur ist.

Kannst du mir mal erklären, was Männer an so blassblau getünchten Pseudomädchen finden? Ich mein, schau dir doch mal D. an, mit ihrem halbkriminellen Typen. Was findet so einer an so einer lädscherten Kuh?

Keine Ahnung. Ich bin dafür nur begrenzt empfänglich, seit der unvermeidlichen Apothekerstochter, die bei uns dazu gehört wie die noch schlimmere Medizinstudentin/Krankenschwester, bevor mit der Schauspielerin alles grossartig wird. Ist es nicht immer so? Man fällt bei den Blassblauen auf die Schnauze, will sich bei den Medizinerinnen kurieren, bekommt da einen Einlauf, bis man weise genug ist, nur noch nach Fassade und guten Vorstellungen zu gehen. Manche haben einfach einen Sprung und kehren immer wieder zu den geigenden Jungfrauen zurück, und auf die setzt Tante Ida, es sind die Verdammten, oder auch nur die verdammten Idioten, die brauchen und wollen den Schmerz, und du willst vielleicht noch ein Stück Tarte?

Nein, Don, wirklich, ich hab schon so viel, echt, danke, nein.

Gut. Dann kommen wir zu den Pralinen.

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Die reichen Tische des Don Alphonso 2008

Nun sind sie fertig, die Bilder für den selbst zu fertigenden Jahreskalender: Feinster Food Porn aus dem Herzen Bayerns, Gemüse, Torten, Brot, Käse, Silber, Porzellan, Früchte, Exotica, Reichtümer, Kerzenglanz auf Messing und Gläsern - 18 Bilder mit einem Vorschlag zur Verteilung über die Monate, darunter auch vier Alternativen, falls manche Bilder nicht so gefallen, sowie ein Deckblatt und eines für ganz hinten, zum Jahresende. Herunterzuladen als fast 28 MB grosse zip-Datei ist es hier während der nächsten drei Wochen:

http://www.ravella.de/food/foodporn.htm

Und noch was zum Urheberrecht: Nichtkommerzielle Nutzung ist als Kalender selbstverständlich erlaubt, falls weitergehendes Interesse besteht, fragt einfach, und wenn ich einen erwische, der es kommerziell verwendet, sorge ich dafür, dass ich mir von seiner Knechtung durch Gerichte einen Nautiluspokal leisten kann.

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Fuego

Ich war vorgestern in Niederbayern, genauer, in Landshut. Wer Bayern kennt, kennt auch die Rivalitäten zwischen den vier altbayerischen Residenzstädten, als da neben meiner Heimat noch sind Regensburg, Landhut und München - in dieser chronologischen Reihenfolge. Es gibt die bekannten Vorurteile: Regensburg ist Oberpfalz und damit die Urhaferschleimsuppe der Lowbrows, München ist arrogant und oberflächlich, und Landshut ist noch langweiliger als ein Montag Abend im Hauslwirt in Abensberg. Über meine Heimat findet es sicher auch etwas Negatives, doch was Landshut angeht, gibt es dort inzwischen etwas, das man unbedingt gesehen haben sollte: Die Wunderkammer auf der Burg Trausnitz. Hier wurde wieder zusammengetragen, was in der Renaissance der Ursprung unserer Museen und Ausstellungen war. Für einen Amateur der Foodpornographie ist die Konfrontation mit Nautiluspokalen, Korallenschalen, Bergkristallkelchen und feinstem Augsburger Silber, und das alles üppigen Mengen, eine eher ernüchternde Angelegenheit. Auf ein "sowas habe ich auch" kommen zehn "das hätte ich gerne, und zudem hundert resignierende "das werde ich nie besitzen". Allein schon wegen des surrealistischen Effekts würde ich mir ein ausgestopftes Krokodil unter die Küchendecke hängen, und gewöhnlichere Dinge um so mehr ein neues Zuhause bieten.

Zuhause jedenfalls bastelte ich die letzten Tage am letzten Bild für den Foodpornkalender herum, und alle Versuche waren nicht spektakulär genug. Ein würdiger Abschluss der Arbeit, eine zündende Idee, ein feuriger Abschluss, das war das Ziel, und nach der Zurechtstutzung meiner Utensilien durch die Wunderkammer war es allein dem Wettrennen mit einem ICE zu verdanken, dass ich auf der Heimfahrt etwas anderes zu tun hatte, als mir Gedanken über die ungerechte Verteilung der Güter des 17. Jahrhunderts auf dieser Welt zu machen. Bis dann daheim langsam die Ideen kamen: Diese Muscheln etwa, die habe ich auch. Und zumindest eine kleine Kristallschale. Eine kleine Silbertazza findet sich neben etlichen formatfüllenden Schwestern seit letztem Wochenende im Inventar, die ererbten Korallen müssten nur mal auf Sockel gestellt werden, Elfenbeinportraits hängen über dem Bett und Imari in der Küche, und ein Tischerl mit Intarsien steht oben in der Gästewöhnung - und schon brennt die Luft:


grosser Food Porno Hardcore hier, gigantischer Food Porn Sex hier.

Jetzt könnte ich nach dem Feuer auch noch die anderen Elemente Luft, Erde und Wasser nachschieben, aber ich bin froh, einen guten Abschluss gefunden zu haben. Und nächstes Jahr ist immer noch Zeit für anderes. Jetzt muss ich nur noch die anderen Bilder zusammenstellen und verpacken.

Und so einen Nautilusportal Nautiluspokal und ein Kardinalsportrait bekomme ich irgendwann auch noch.

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