Real Life 27.5.04 - Beamer sind was Feines
Die Frage in den sagenumwobenen Zeiten des Jahres 2000 war nicht, ob man einen Beamer für den Vortrag brauchte, sondern welchen. Weil die Kunden meistens mehrere, je nach Besprechungsraum, im Schrank hatten. Ich habe selten Powerpoints gemacht, ein dummes Computerspiel, gegen das Minesweeper und Solitär hochgeistige Zeitvertreibe sind. Aber die paar mal, als es wirklich darauf ankam - bei Lesungen aus Liquide - konnte ich es, ohne zu üben.
Man gewöhnt sich das Präsentieren wahrscheinlich an wie eine schlechte Eigenschaft, Kettenrauchen, Alkoholismus, auf Dienstreise in Bordelle gehen und unter Spesen abrechnen. Man wird zum Gewohnheitspräsentierer, man rutscht in die Verkaufe rein, wie man als Journalist aus Versehen beginnt, ein Interview zu führen.
Sommer 2001, als die VC-finazierten Startups nach jahrelanger Verschwendung reihenweise am Ausbleiben der nächsten Runde verreckten, wurden Beamer zum ersten Mal erschwinglich. Die Dinger landeten entweder als Leasingrückläufer bei Ebay oder wurden vor der Insolvenz schnell beiseite geschafft.
Heute Nacht, in einer der früher hippen Gegenden der New Economy Berlins, komme ich an einem der typischen Lofts vorbei. In einem ehemaligen Laden hat sich etwas breit gemacht, was von New Media tönt. Die Firma hat offensichtlich schon mal bessere Zeiten gesehen, denn ein grosser Teil des Lofts steht leer.
Auf einem Sofa, mit dem Rücken zur Glasfront, liegen ein paar junge Männer rum. Lässig, und schlecht angezogen. Auf dem Boden stehen Bierflaschen. Auf einer Säule ist ein Beamer und wirft die Bilder eines billigen 80er-Jahre-Pornos in 4x2,5 Meter Grösse an die Rückwand des Raumes. Es ist ein sehr guter Beamer, denn das goldene Lamettakleid, die kurzen, blonden Haare und das manchmal etwas angewiderte Gesicht der Darstellerin sind sehr scharf und detailliert zu erkennen.
Damals, in den sagenumwobenen Zeiten des Jahres 2000, gab es zu viele Events, als dass man sich den Abend derartig niveaulos hätte vertreiben müssen. Es gab so viel Geld, dass niemand zu billigen Pornos greifen musste. Für eine gewisse Form der Prostitution an den Theken bestimmter New Economy Lokale waren das Goldene Zeiten. Pornofilme habe ich zum ersten Mal 2001 bei einem Startup gesehen, das ein Investor gerade hatte hochgehen lassen, weil die Jungs zu verschwenderisch mit seinem Geld umgegangen waren. Pornos sind ein Zeichen des Niedergangs und der Finanzschwäche, egal, wie gut der Beamer ist.
Ich würde denen kein Jahr mehr geben. 6 Monate, höchstens.
Man gewöhnt sich das Präsentieren wahrscheinlich an wie eine schlechte Eigenschaft, Kettenrauchen, Alkoholismus, auf Dienstreise in Bordelle gehen und unter Spesen abrechnen. Man wird zum Gewohnheitspräsentierer, man rutscht in die Verkaufe rein, wie man als Journalist aus Versehen beginnt, ein Interview zu führen.
Sommer 2001, als die VC-finazierten Startups nach jahrelanger Verschwendung reihenweise am Ausbleiben der nächsten Runde verreckten, wurden Beamer zum ersten Mal erschwinglich. Die Dinger landeten entweder als Leasingrückläufer bei Ebay oder wurden vor der Insolvenz schnell beiseite geschafft.
Heute Nacht, in einer der früher hippen Gegenden der New Economy Berlins, komme ich an einem der typischen Lofts vorbei. In einem ehemaligen Laden hat sich etwas breit gemacht, was von New Media tönt. Die Firma hat offensichtlich schon mal bessere Zeiten gesehen, denn ein grosser Teil des Lofts steht leer.
Auf einem Sofa, mit dem Rücken zur Glasfront, liegen ein paar junge Männer rum. Lässig, und schlecht angezogen. Auf dem Boden stehen Bierflaschen. Auf einer Säule ist ein Beamer und wirft die Bilder eines billigen 80er-Jahre-Pornos in 4x2,5 Meter Grösse an die Rückwand des Raumes. Es ist ein sehr guter Beamer, denn das goldene Lamettakleid, die kurzen, blonden Haare und das manchmal etwas angewiderte Gesicht der Darstellerin sind sehr scharf und detailliert zu erkennen.
Damals, in den sagenumwobenen Zeiten des Jahres 2000, gab es zu viele Events, als dass man sich den Abend derartig niveaulos hätte vertreiben müssen. Es gab so viel Geld, dass niemand zu billigen Pornos greifen musste. Für eine gewisse Form der Prostitution an den Theken bestimmter New Economy Lokale waren das Goldene Zeiten. Pornofilme habe ich zum ersten Mal 2001 bei einem Startup gesehen, das ein Investor gerade hatte hochgehen lassen, weil die Jungs zu verschwenderisch mit seinem Geld umgegangen waren. Pornos sind ein Zeichen des Niedergangs und der Finanzschwäche, egal, wie gut der Beamer ist.
Ich würde denen kein Jahr mehr geben. 6 Monate, höchstens.
donalphons, 04:24h
Freitag, 28. Mai 2004, 04:24, von donalphons |
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che2001,
Freitag, 28. Mai 2004, 10:51
Scotty, beam me up!
Dabei ging der Wahn noch weiter: in meiner NE-Zeit erlebte ich es, dass für viele Powerpoint nicht ausreichte, sondern dass es komplette Zeichentrickfilme in Flash oder Director sein mussten. Impress Software aus Hannover, die eine der leckersten Tanjas hatten, die mir über den Weg liefen, haben sogar einen SciFi mit Raumschiffen gedreht, um Werbung für eine nüchtern-tekkige Integrationssoftware zu machen. Als das keine Kunden brachtem haben sie die halbe Belegschaft rausgeschmissen. Die Gewöhnung ans Präsentieren ist Geblieben und in der OE genauso verbreitet, nur läuft es wieder ganz konventionell mit Overhead und Flipchart. Aber nicht mit mir: Ich halte meine Referate immer ohne alle audiovisuellen Hilfsmittel. Ich habe den Anspruch, durch Thema und Rhetorik Ínteresse zu wecken. Und wer zu träge ist, um genau zuzuhören, hat Pech gehabt.
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bitter_twisted,
Freitag, 28. Mai 2004, 13:32
Power Point
Power Point Presentationen sind nur noch ein Wettbewrb in denen es darauf ankommt in 45 Minuten so viele Bullets wie möglich zu lesen. An die Tage mit der Animation unsw erinnere ich mich mit Nostalgie. Für Frust pur, versuch mal in dein Hanout von der Presentation etwas nach zu lesen und zu verstehen was Du während der P. nicht verstanden hast.
Grüße
Grüße
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che2001,
Freitag, 28. Mai 2004, 15:19
Doch zum Animieren sind sie da
Unsereins lernte noch, mit Powerpoint Daumenkino zu produzieren, für den Fall, das dem Chef Director zu teuer ist. Sinnlose Folien aneinanderreihen, das kommt raus, wenn BWLer Tools für Mediengestalter in die Hände bekommen.
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