Stolz der Provinz
Es gibt eigentlich nicht viel, worauf diese Stadt besonders stolz sein könnte. Sie war nie etwas anderes als Provinz, im besten Fall mal eine Regionalhauptstadt, aber sonst?
Aber sonst war sie über Jahrhunderte die heimat sturer, verbohrter Religionsfanatiker, die andere Fanatiker ausbildeten. Das führte dann zu einem gigantischen Religionskrieg, bei dem die Seite der hiesigen Fanatiker schnell zu verlieren begann. Ihr oberster Feldherr, und damit kommen wir zum Glanzlicht Nummer Eins, starb in diesem Haus, während die Stadt der Ansturm der Gegner standhielt. Dabei ereignete sich Glanzlicht Nummer Zwei: Es gelang den Stadtbewohnern, dem gegnerischen Feldherren den Gaul unter dem Hintern wegzuschiessen. Das Vieh wurde dann erobert, in die Stadt gebracht und ist seitdem ausgestopft der Stolz der Bürger, neben dem Wissen, dass hier ein grosser Massenmörder starb.
Wir finden es ziemlich unpassend, aus so einer Stadt zu kommen, die tote Pferde und tote Mörder schätzt. Wir gehen durch die reichen, alten Gassen, sehen den schönen, fülligen, oft romanisch geprägten Mädchen in die Gesichter, atmen die Selbstzufriedenheit ein und sind irgendwie ganz froh, dass wir hier keinen Besuch aus den Metropolen zu befürchten haben.
Es wäre uns sehr peinlich, wenn uns auf der Strasse dann jemand begegnen würde, der unserem Bekannten erzählt, wie wunderbar er unser Stammhaus findet; das, auf das die Stadt wegen dem darin gestorbenen Mörder so stolz ist.
Aber sonst war sie über Jahrhunderte die heimat sturer, verbohrter Religionsfanatiker, die andere Fanatiker ausbildeten. Das führte dann zu einem gigantischen Religionskrieg, bei dem die Seite der hiesigen Fanatiker schnell zu verlieren begann. Ihr oberster Feldherr, und damit kommen wir zum Glanzlicht Nummer Eins, starb in diesem Haus, während die Stadt der Ansturm der Gegner standhielt. Dabei ereignete sich Glanzlicht Nummer Zwei: Es gelang den Stadtbewohnern, dem gegnerischen Feldherren den Gaul unter dem Hintern wegzuschiessen. Das Vieh wurde dann erobert, in die Stadt gebracht und ist seitdem ausgestopft der Stolz der Bürger, neben dem Wissen, dass hier ein grosser Massenmörder starb.
Wir finden es ziemlich unpassend, aus so einer Stadt zu kommen, die tote Pferde und tote Mörder schätzt. Wir gehen durch die reichen, alten Gassen, sehen den schönen, fülligen, oft romanisch geprägten Mädchen in die Gesichter, atmen die Selbstzufriedenheit ein und sind irgendwie ganz froh, dass wir hier keinen Besuch aus den Metropolen zu befürchten haben.
Es wäre uns sehr peinlich, wenn uns auf der Strasse dann jemand begegnen würde, der unserem Bekannten erzählt, wie wunderbar er unser Stammhaus findet; das, auf das die Stadt wegen dem darin gestorbenen Mörder so stolz ist.
donalphons, 01:56h
Samstag, 3. Juli 2004, 01:56, von donalphons |
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che2001,
Samstag, 3. Juli 2004, 17:59
Seid stolz!
Seid eher stolz darauf, aus einer Stadt zu kommen, in der Adam Weishaupt die Illuminaten gründete, was ichsehr passend finde, weil Du Deine eigene radikal-aufklärerische Kabale führst und somit eine Art Hagbard Celine des Internet bist.
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molosovsky,
Samstag, 3. Juli 2004, 18:53
Hut ans Herz im Angedenken an den größten Hochstapler der Geschichte
Denn wie man als total aufgeklärter Verschwörungszivilisationsbürger wissen kann, ist Adam keineswegs gestorben, sondern hat seine Hanfpflanzen aufs Schiff gepackt und wurde unter dem Namen George Washington schließlich zum Herr der Neuen Weltordnung.
Hach ja, diese besondere Romantik von uns Auditownaufgewachsenen. Für uns Motten der Illuminaten ein kleines Freimaurerzeichen.
Hach ja, diese besondere Romantik von uns Auditownaufgewachsenen. Für uns Motten der Illuminaten ein kleines Freimaurerzeichen.
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donalphons,
Samstag, 3. Juli 2004, 19:33
Besagter Adam hat auch eine Weile in diesem Haus da gewerkelt... aber das ist den Bürgern der Stadt egal.
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molosovsky,
Samstag, 3. Juli 2004, 20:21
Jetzt merk ich erst…
…daß Du ja gar nicht Adam gemeint hast. Hm, wahrscheinlich dann Doctor Anti-Luther (Eckl, oder?). Hast Du auch ein Bild vom Faust-hat-hier-gepennt-Haus. Und wo hatte eigentlich Waldmüller sein Labor? Immerhin, so rückständig Ork-Hobbit-Provinz sein mag, beim Leuteaufschnibbeln-und-»Ahhhh«-Machen gehörten sie zur frühesten Avantgarde Europas.
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donalphons,
Sonntag, 4. Juli 2004, 00:32
Nein, eigentlich meinte ich den feldherrn Tilly, der in besagtem Haus das Zeitliche segnete.
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kaltmamsell,
Sonntag, 4. Juli 2004, 00:58
Molosovsky, das hat grade mal dazu gereicht, dass so ein Romantik-Groupie namens Shelley meinte, ihren Gruselroman hier ansiedeln zu müssen. Ansonsten ist hier alles, alles militärisch. Sogar der Hauptbahnhof, der vermutlich der in Deutschland am weitesten vom Stadtzentrum entfernte ist.
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molosovsky,
Sonntag, 4. Juli 2004, 13:50
Liebe kaltmamsell, die gute Mary ist alles andere als ein Romantik-Groupe, sondern für mich natürlich eine der beachtenswertesten Meilenbuchschreiberin der Phantastik. Ihr »Neuer Prometheus« hat bis heute kaum etwas von seiner Wucht eingebüßt. Militärisch ist meine Heimatstadt, ich weiß, lange und oft genug habe ich als Bücherwurm (quasi Harry Potter-Junge zu einer Zeit als es noch keinen Harry gab) meine Bibliotheksbeute im Armeemuseum gelesen. Zum Hauptbahnhof: ich glaube, der von Giesen liegt auch etwas abseits vom Zentrum.
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hella,
Montag, 5. Juli 2004, 15:24
Alle Bahnhöfe von Städten, die es als Residenz oder als Wirtschaftsstandort im 19. Jahrhundert zu Ruhm und Ehre gebracht haben, liegen etwas abseits (ausser die Gründerzeit und Nachkriegsboom hat die Stadt an den Bahnhof rücken lassen). Wer als Stadt was auf sich hielt, wollte die stinkende, laute Eisenbahn nicht in der Nähe von Wohngebieten haben. Stadtplanungm die heute für das Entstehen von Industriegebieten verantwortlich ist.
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