Sonntagsruhe der Elite
Ihre Eltern haben sich wahrscheinlich noch vom Chef und den Gewerkschaften beknien lassen, doch bitte ein mal im Monat eine Samstagsschicht zu machen. Wenn der Betriebsrat zustimmte, und es klar war, dass es ein ruhiger Tag wird. Neben den 25% Zuschlägen kam meistens noch eine Brotzeit auf Kosten des Hauses dazu. Dadurch stieg die Maschinenauslastung an, immerhin.
Das waren noch die Zeiten, als man noch für jeden einen Arbeitsplatz hat. Eine völlig veraltete Idee von Betriebsorganisation, dagt man, und deshalb hat man das in den Grossraumbüros der Kreativberufe aufgelöst. Und weil Krise ist, sind die Räume fast immer zu klein, und es gibt zu wenig Work Stations.
Also kommt sie am Wochenende rein. Freiwillig. Macht in acht Stunden das, was unter der Woche durch die engen Kapazitäten nicht ging. Macht den Papierkram. Wenn es nicht so verdammt viel Arbeit wäre, würde sie sich ärgern, weil der Tag so vergeudet wird, aber sie hat gar nicht die Zeit dazu. Sie wechselt von einem provisorischen Platz zum anderen, sie betreibt es in Multitasking und hat noch nicht mal die Zeit, sich richtig hinzusetzen.
Aber sie hat eine CD mit Soulmusik aus den 70ern dabei, ganz langsam und smooooth, und dazu gleitet sie durch den Raum, zufrieden mit dem Job, von dem sie glaubt, dass es die Zukunft ist.
Dann ruft mal Mami ab. Nein, heute nicht mehr, sagt sie, nächste Woche. Aber auch nächsten Sonntag wird die hier sein, sich auf Bürostühlen verbiegen und sich den ganzen Tag nur von Mineralwasser ernähren. Marke Elitess.
Das waren noch die Zeiten, als man noch für jeden einen Arbeitsplatz hat. Eine völlig veraltete Idee von Betriebsorganisation, dagt man, und deshalb hat man das in den Grossraumbüros der Kreativberufe aufgelöst. Und weil Krise ist, sind die Räume fast immer zu klein, und es gibt zu wenig Work Stations.
Also kommt sie am Wochenende rein. Freiwillig. Macht in acht Stunden das, was unter der Woche durch die engen Kapazitäten nicht ging. Macht den Papierkram. Wenn es nicht so verdammt viel Arbeit wäre, würde sie sich ärgern, weil der Tag so vergeudet wird, aber sie hat gar nicht die Zeit dazu. Sie wechselt von einem provisorischen Platz zum anderen, sie betreibt es in Multitasking und hat noch nicht mal die Zeit, sich richtig hinzusetzen.
Aber sie hat eine CD mit Soulmusik aus den 70ern dabei, ganz langsam und smooooth, und dazu gleitet sie durch den Raum, zufrieden mit dem Job, von dem sie glaubt, dass es die Zukunft ist.
Dann ruft mal Mami ab. Nein, heute nicht mehr, sagt sie, nächste Woche. Aber auch nächsten Sonntag wird die hier sein, sich auf Bürostühlen verbiegen und sich den ganzen Tag nur von Mineralwasser ernähren. Marke Elitess.
donalphons, 01:44h
Montag, 5. Juli 2004, 01:44, von donalphons |
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booldog,
Montag, 5. Juli 2004, 02:11
Lechz!
Hechel!
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chile,
Montag, 5. Juli 2004, 16:36
So sind sie,
die Männer. Da kommt ein sozialkritischer Text, in dem der Autor auf Mißstände hinweist (siehe auch "Die 35-Stunden-Mär" von Dietmar H. Lamparter http://www.zeit.de/2004/28/40-Stunden ), er illustriert das mit einem (ausgesprochen hübschen) Foto - und testosterongesteuert gehts der männlichen Leserschaft nur um die süße Maus.
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ossip,
Montag, 5. Juli 2004, 03:55
gutes Bild
Und richtig: Wer will schon gerne Sonntags arbeiten. Zumindest der aufrechte Arbeiter grillt da, angelt oder bolzt. Das tun sie immer seltener, und es gibt sie immer weniger, Münte kann ein Lied davon singen. Grund, sentimental zu werden? Iwo, das Mädel wird entschädigt. Sie darf bei der Präsi dabei sein, den Incentive organisieren oder vielleicht sogar mal ein Weekend in das Haus auf Rügen. Das wirs sie trösten, außer nebenan grillen irgendwelche Prolos. In der sich dehnenden, aber langsam spröde und rissig werdenden Gegenwart funktioniert das. Für sie könnte es immer so weiter gehen. Was machen diese Menschen, die die letzten Jahre in diese tollen Jobs gespült haben, eigentlich in zwanzig Jahren? Wenn sie's nicht zu Chefs gebracht haben?
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der_immobilienmakler,
Montag, 5. Juli 2004, 04:07
Re: Lechz
@Don, wenn dir vergönnt sei, solch holdem Weib vis-á-vis zu sitzen, kann man nur sagen: "DU GLÜCKSPILZ!"
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ohuf,
Montag, 5. Juli 2004, 11:23
Aber offensichtlich...
... ist die Auslastung noch nicht so hoch, dass es nicht noch für ein wenig Zeitungslektüre reicht. (Oder hat die Flasche ein Loch?) :-))
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che2001,
Montag, 5. Juli 2004, 11:27
Was sie machen
Auch wenn ich kein Prophet sein will: Teils arbeiten sie in prekären Jobs, z.B. als Call Center Agent oder Strucki (nicht immer in zehn Jahren, sondern, wenn sie den Hype noch mitgemacht haben, auch schon jetzt, manche machen ne Kneipe auf, andere leben von Sozi, und manche machen sowas http://www.ueberzeichensprechen.de/.
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che2001,
Montag, 5. Juli 2004, 13:23
An Ohuf
Ein Strucki ist ein Strukturvertriebler, d.h. jemand, der von zuhause aus Versicherungen, herbalife-Produkte, Rasierwasser oder was auch immer vertreibt bzw. Multilevelvertrieb macht, also etwa Produktvertrieb durch die Kombination aus Online-Vertrieb, Telefonmarketing, Kettenbrief und Einwerben weiterer Strukkies gegen Kopfprämie, also Schneeballsystem. Meist bewegen sich solche Modelle am Rande der Legalität.
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der_immobilienmakler,
Montag, 5. Juli 2004, 19:04
@ che
Immobilienmakler ist, wennste so willst, auch ein Strucki
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chile,
Mittwoch, 7. Juli 2004, 01:05
"Sie wechselt von einem provisorischen Platz zum anderen,"
Aber ich dachte man arbeitet Samstags, um das Problem nicht zu haben, weil die Plätze doch (fast) alle frei sind.
Aber ich dachte man arbeitet Samstags, um das Problem nicht zu haben, weil die Plätze doch (fast) alle frei sind.
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donalphons,
Mittwoch, 7. Juli 2004, 01:59
Klar, aber der Produktionsablauf geht über mehrere verschiedene Rechner.
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donalphons,
Mittwoch, 7. Juli 2004, 15:15
Ne, das ist wie Fliessband, da muss man von einer Station zur nächsten. Manches ist auch aus Sicheheitsgründen vom Internet abgekoppelt. Deshalb.
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