Die nächste New Economy

Was mir ein wenig Sorgen macht, ist die heute Mode des Forex-Handels. Auf den einschlägigen Wirtschaftsseiten wird ja allerorten genug für Programme geworben, mit denen jeder einsteigen kann, und tatsächlich ist es nicht schwer: Der Devisenmarkt ist global unreguliert, und war lange äusserst langweilig. Das hat sich inzwischen radikal geändert, mit 200fachen Hebeln und Derivaten lässt sich auch auf kleine Kursschwankungen formidabel wetten. Obendrein ist die Welt im Moment voller Währungsungleichgewichte, die Risiken der Bankenkrise stecken heute mehr im Geld der Staaten denn in den Bilanzen der Banken, und auf der anderen Seite rennen Leute durch das Netz und erzählen, wie sie nebenbei zum Millionär werden.

Natürlich braucht so ein System neben den Gewinnern auch Blöde, die meinen, gewinnen zu können. Es braucht einen globalen Rahmen, um nicht nur zu handeln, sondern um es auch auf eine Art und Weise zu tun, von der daheim icht jeder etwas mitbekommt. Es braucht Gerüchtebörsen und abgesprochene Kampagnen, um Währungen in eine bestimmte Richtung zu treiben. Und der Gedanke, dass dieser Markt einerseits unreguliert ist und damit weltweit Millionen zum bedenkenlosen Zocken einlädt, andererseits aber nicht mit Firmen jongliert, sondern mit dem Schicksal ganzer Länder - diesen gedanken finde ich hochgradig unerfreulich. Von den manipulationsmöglichkeiten von Staaten mal ganz abgesehen. Irgendetwas sagt mir, dass der Forexhandel in den nächsten ein, zwei Jahren noch ein paar Überraschungen zeitigen wird.



Wie auch immer: Mir bleiben, egal wie es ausgeht, die Berge. Und überhaupt, der Mensch ist so klein. Und dumm, wenn er diesem Abschaum sein Schicksal überlässt.

Montag, 18. Januar 2010, 00:52, von donalphons | |comment

 
Deswegen ist ein Abschluss an einer Hamburger Privatuni für den Investmentbanker ja auch auch gar nicht mehr so wichtig :-)

http://blog.fefe.de/?ts=b5adb20e

... link  

 
Ich lese gerade ein Buch über Ozeandampfer der grossen Ära, in dem beschrieben wird, dass der Kapitän des Öfteren Falschspieler in sein Büro eingeladen hat, mit dem geladenen Revolver auf dem Schreibtisch, und sich für ein paar Minuten entschuldigte.

... link  

 
Das ist der Unterschied zu heute: Damals hatten auch die Falschspieler noch ein gewisses Format.

... link  

 
Und sie hatten tadellose Manieren!

... link  

 
Ohne Zweifel, sogar Poker-Spielen ist seriöser als FX-Gedaddel. FX hat jedoch leider, wie Sie schon richtig bemerkten, viel gravierendere Auswirkungen.

... link  

 
@ Don: Wie heißt denn das Buch?

... link  

 
The captain's table.

... link  

 
Merci.

... link  

 
Scheint ein beliebter Titel zu sein, es gibt mehrere Bücher unter dem Titel (sogar eins aus der Star Trek-Serie). Ist es das von Sarah Edington?

... link  

 
Ja.

... link  


... comment
 
CFD sind genau so eine Seuche
Contracts for Difference. Am Ende nur Optionen, aber nicht verbrieft wie ein Optionsschein und nicht vernünftig gehandelt wie eine Option an der Eurex.

Gibt's auf jeden Mist mit absolut irren Hebeln. Auch das wird sich auf unvorstellbare Größen aufpumpen, platzen und erst dann zu spät und wahrscheinlich schlecht reguliert werden.

Kritische Berichterstattung ist Mangelware. Wie zu Zertifikaten damals. Der Grund ist einfach: Aktuelle Börse Online: 4 verkaufte Anzeigenseiten (was an sich schon ein Desaster ist): 3 davon an Zertifikateemittenten (Trinkaus, JP Morgan, GS), eine an einen CFD-Anbieter.

... link  

 
Das kann man sogar in der "Börse im Ersten" beobachten für die Zielgruppe "von Börsenkenntnissen unbeleckt". Immer schön eingebettet zwischen die Werbeblöcke von Deutscher Bank und Allianzversicherung. Im ZDF ähnlich, nur dass dort die Berichterstattung Bestandteil der Nachrichten ist. DAX nach unten wird ignoriert. DAX nach oben überschwenglich kommentiert. Die kennen ausschließlich das V als Konjunkturverlauf. Und die Konjunktur erholt sich nur noch schon seit anderthalb Jahren, seit Ackermann verkündete, die Krise sei vorbei. Zockerei wird gegenüber anderen Anlageformen als alternativlos angepriesen.

... link  

 
Auch bemerkenswert ist die Simplizität mit der Börsenentwicklungen erklärt werden. "Ergebnis schlechter als erwartet", "Vorgaben des Dow Jones" oder "ein neues Produkt verkauft sich gut". Gibt für alles eine einfache Erklärung.

Oder dieses "Insiderwissen" aus erster Hand: "Händler sprachen von..."

... link  

 
Das Tragische daran ist doch, dass ein großer Teil der Bevölkerung einfachste wirtschaftliche Zusammenhänge nicht (mehr) versteht.
Dass es mehr "Performance" immer nur für mehr Risiko gibt...
Dass, wenn eine Volkswirtschaft im langfristigen Mittel lediglich um 4% p.a. wächst, eine Eigenkapitalrendite von, sagen wir 25%, von einem sog. "Kreditinstitut" dauerhaft gar nicht erreicht werden kann... usw. usw.

... link  

 
schoen auch immer die begruendungen fuer den ansteigenden oelpreis.

"heute ist in china wieder ein sack reis umgefallen, oelpreis steigt"

@ sephor
cargo cult science, ueberall.

... link  

 
Peanuts Kopper
Im Oktober 2008, nach der Lehman Pleite, als die Abzockmasche mit Zertifikaten in Deutschland auch die ersten Opfer forderte (C.bank), sass Kopper in "Hart Aber fair" und liess die Katze aus dem Sack. Er habe keine Zertifikate und Aehnliches im Depot. Ebenso erhellend damals seine Meinung zur IKB (deren Pleite damals schon 1 Jahr zuruecklag). Ich kann ihn leider nicht mehr woertlich zitieren, aber sinngemaess sagte er, dass dieses Gerede von der Mittelstandsbank ein Popanz sei und weiter fuehrte er aus, als die Muenchener Rueck keinen Kaeufer fuer ihren Anteil an d der IKB gefunden habe, habe man die KfW gedraengt, einzusteigen. Ich wundere mich, dass die Herren und Damen Redakteure diese Zitate nicht in einer Endlosschleife laufen lassen vor ihren Verbrauchermagazinen z.B. Ginge es um Fussball oder Karneval oder Volksmusik dann kramte man noch Versatzstuecke von vor 100 Jahren und mehr hervor.

... link  

 
@strappato: Steigt der Kurs, lag es entweder daran, dass die Unternehmenszahlen gut waren, oder daran, dass sie schlecht waren, aber die Erwartungen übertrafen. Fällt der Kurs, waren entweder die Zahlen schlecht oder gut, aber schlechter als die Erwartungen. Fällt der Kurs, obwohl die Zahlen gut waren und die Erwartungen übertroffen wurden, dann waren es Gewinnmitnahmen. Findet sich überhaupt keine rationale Erklärung, dann waren Hedgefonds oder Leerverkäufer am Werk.

Ist doch alles ganz einfach und logisch, und die Kommentare im Fernsehen beweisen wahres Expertentum, das wir Laien dort draußen einfach nicht zu würdigen wissen.

(Ahem, ich hoffe, die Ironie ist klar genug erkennbar...)

... link  

 
Wobei Aktienzockerei ja noch harmlos ist, zumindest solange es in Deutschland eine gesetzliche Rente gibt und niemand uns zwingt, unseren gesamten Ruhestand auf Basis dieses Spielcasinos zu planen.

Richtig gruselig ist es, wenn mit unmittelbar alltagsrelevanten Preisen wie Häusern, Öl, Sojabohnen, Kaffee, Schweinehälften oder jetzt mit Währungen herumgespielt wird. Aber nachdem man uns über Jahrzehnte eingeredet hat, der Markt habe immer recht, haben wir inzwischen gelernt, auch zig Tote aufgrund explodierender Nahrungsmittelpreise oder Staatsbankrotte aufgrund von Devisenzockerei schicksalsergeben hinzunehmen. Wer hat eigentlich behauptet, das Zeitalter der gefährlichen Ideologien sei vorbei?

... link  


... comment
 
Die Zeiten, zu denen FX "langweilig" war, sind nun aber wirklich lange lange vorbei (leider). Die Öffentlichkeit hat sich zwar ewig nicht wirklich für dieses Thema interessiert, aber Mittlerweile ist die große "Hütchenspielerkarawane" auch hier angekommen.
Regulatorischer Handlungsbedarf besteht aber im Grunde schon seit einer Ewigkeit...

... link  


... comment
 
Ein kleiner Teil unserer androgynen Finanzwürmchen, also Berufsspieler, hat ausser Zocken nichts gelernt. Sie können keinen Schrank zusammenbauen, keine Mauer hochziehen und auch niemanden von einer Krankheit heilen. Sie sind beruflich zum Zocken verdammt ( und tun es auch gerne ).
Ein weiterer kleiner Teil an Privatzocker schaut neidisch zu den Finanzwürmchen und möchte gerne auch mal reich sein ! Aber bitte schnell und richtig reich, wenns geht ohne Arbeit…wenns sein muss auch mit riesigem Hebel !

Es wäre ja alles gut, wenn man diese beiden recht kleinen Gruppen geschlossen zum weiterspielen auf den Mond schiessen könnte ( dort solls spitzenmässige Kraterfonds und super Optionsscheine auf Krater & Kometen geben). Kann man aber leider nicht.

Und so zahlt weiterhin der grosse Teil der Nichtzocker den Gewinn und den Verlust unserer spielesüchtigen Mitbürger. Irgendwie ein blödes Spiel, bei dem der zahlt, der nicht mitspielt….

... link  

 
@miner: so wahr das alles ist. In einem Punkt sehe ich allerdings einen gewaltigen Irrtum: es gibt keine Nicht-Mitspieler.

... link  

 
@ilnonno....ich wünschte, ich könnte Dir jetzt lauthals widersprechen....

... link  

 
Frage in die Runde
Hallo Experten und Medienschaffende,

weil ich nur als Blogleser mich darüber informieren konnte folgende Frage in die Runde:

Ist folgende Darstellung richtig?

2003 wußte Ackermann wie faul diese Derivate sind und schlug hinter halb geschlossenen Türen damals die Gründung einer Bad Bank vor (Meldung war nur 1/2 Tag draußen, dann wurde sie kassiert).
Bevor Lehmann platzte wußte die DB um das Problem der subprime credits in den USA. Sie hatte 10 Mrd. faule Papiere, die auf US-Hypotheken gegründet waren. Die Bundesregierung drängte die IKB dazu diese 10 Mrd.-Papier zu übernehmen. Die Direktorin Matthäus-Meier wehrte sich, aber nicht mit Erfolg. Die IKB übernahm das - und ging pleite. Als Menschenopfer wurde Matthäus-Meier bestimmt. Die pleite gegangene IKB war auf 720 Mill. Euro geschätzt worden. Sie wurde aber an eine ,,Heuschrecke" für lächerliche 120 Mill. Euro verkauft. Federführend: der Abfallverwerter Friedrich Merz als Anwalt.
In dem Moment, als die Vorgänge untersucht werden sollten, verweigerte der neue Eigentümer diese öffentliche Untersuchung.
Als die DB, trotz neuer schöpferischer Bilanzierungsmöglichkeiten, 2009 wegen zu geringem Eigenkapital knapp vor der Schließung stand, übernahm sie die Post-Bank in einem Deal, der nur durch vorheriges staatliches Engagement bei der Commerzbank möglich gewesen war - und füllte so die Eigenkapital-Lücke auf.
Warum hätte sich Ackermann geschämt wenn er Staatsgeld genommen hätte? Weil er reichlich davon bereits genommen hatte und nun die Methode ,,Haltet den Dieb!" anzuwenden sich getraut hat.

Irgendetwas falsch daran?

... link  

 
meine frage
ist das jetzt alles quatsch was gelegentlich schreibt oder ist da was dran?

... link  

 
...wenn man es nur wüßte!
@larifarimausetot

Was da steht ist mein Resultat nach jahrelangem fleißigen Verfolgen aller Internetquellen, die ich dazu finden konnte. Da ich mir selber nicht sicher bin habe ich diese Frage so aufgeworfen.
Bei der Lügilanti-Handylanti-Intrige in Hessen hatte ich die richtige ,,Nase". Ob das hier der Fall ist? Ich hoffe Mitleser werden sich dazu kompetent äußern können.

Auf ganz großes Kino darf ich, als Versuch mich vorab zu bedanken, noch hinweisen:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31825/1.html
von Wolf Wetzel. Wer nach dem Fall Wolski in Hessen googelt wird belohnt mit Kolportage, die sich kein Drehbuchautor jemals getraut hätte auch nur ,,anzudenken".

... link  


... comment