Die Realität, die wir uns machen

Ich würde keinesfalls bestreiten, dass die Zeiten von Intarsien, Lederbindung, Vollholz und Silberkannen vorbei ist. Natürlich ist das so, die Geschichte hat anders entschieden, der Geschmack hat sich gewandelt und, auch das muss man sagen, man könnte und würde sich das heute auch nicht mehr leisten. Es gibt zu viel anderes, das man bezahlen muss, die Handyrechnung etwa und das Internet, die Downloads und die neueste Generation eines Technikdings. Billiger als Intarsien auf kurze Sicht, langfristig und zusammenaddiert aber auch nicht ganz billig. Nur nicht so dauerhalt. Aber alle schreiben darüber, da muss man es haben. Niemand schreibt über Intarsien. Muss man also auch nicht haben. So einfach ist das.



Ausserdem widersprechen 100 Kilo Nussholz, gefüllt mit 800 Kilo Büchern, ja auch irgendwie dem Wunsch des modernen Menschen nach Mobilität und Flexibilität. 900 Kilo einräumen ist wie ein Anker, der ausgeworfen wird. Danach verspürt man keine Lust auf schnellen Wechsel. Und weil man bleiben wird - und sich dessen auch bewusst ist, im Gegensatz zu vielen in der Führerreserve der Globalisierung, die stets bereit, aber dann doch nicht mobil sind - macht man es sich eben auch so hübsch wie möglich. Und fällt dabei auch schnell raus aus dem, was allgemein als normal gilt.

Ich habe es ja nicht so mit der Normalität. Historisch betrachtet, ist Normalität ebenso wenig wertbeladen wie Zeitgeist. Um ehrlich zu sein, war die Normalität schon immer schlimm und nie wirklich angenehm, sie roch immer nach Kraut und war wenig belesen. Ich verstehe teilweise, warum die einen Fernseher brauchen, um über die Runden zu kommen. Da sehen die etwas, was besser als die Realität ist, die sie haben. Ich dagegen sehe gern das, was ich habe, und dazu brauchte ich keinen Fernseher, sondern nur den Platz auf meinem Sofa. Draussen fegt ein Schneesturm vorbei, ich bleibe ohnehin hier.

Die Welt muss das nicht verstehen, ich bin, offen gesagt, auch ganz froh, dass sie sich darüber so wenig Mühe macht und statt dessen die Normalität akzeptiert. Ich stehe auf verlorenem Posten, historisch betrachtet, aber es ist ein Posten, der mir gefällt und der, mag ber auch verloren sein, Bestand haben wird. Man kann ihm seine Existenz nicht absprechen, und die Normalität zieht weiter in ihrem Feldzug für die Veränderung, in die Vorstädte, zu den Toskanabunkern, in die Kasernen und Büros, und würde mich auch vergessen, wenn ich ihr nicht immer wieder sagen würde, wie schäbig und billig sie ist, so ganz ohne Intarsien. Das ist fraglos nicht nett. Ich weiss.

Donnerstag, 28. Januar 2010, 00:44, von donalphons | |comment

 
Dass wir alle irgendwann sterben müssen, ist ja auch nicht nett, aber irgendwie NORMAL.
Normalität ist so gesehen echt doof und deshalb lesen, schreiben und träumen wir einfach weiter. Mir gefällts.

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Es gibt nichts banaleres als den Tod. Grund genug dafür zu sorgen, dass es davor nicht banal wird.

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Unbegrenzte Möglichkeiten. In Marbach sind noch Stellen frei. Wie wär´s? Liegt halt nicht am Tegernsee:

http://www.dla-marbach.de/aktuelles/stellenangebote/index.html

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Darf man fragen, welche Sämtlichen Werke sich hinter der Teekanne verstecken? Ich kann's nicht recht entziffern. Im übrigen wären mir 100 Kilo Regal auch zuviel, aber nur aus Transportgründen (6. Etage, ohne Fahrstuhl, nix für Warmduscher). Was die Lederbände angeht, bin ich allerdings völlig d'accord. Man muß nur wollen, es gibt genug. Ich sammle mir gerade eine wunderschöne Buchreihe aus den Zwanzigern zusammen. Halblederbände, Typographie und Einband von Hugo Steiner-Prag. Alles vom feinsten (der Inhalt sowieso)und prima erhalten. Preise unter entsprechenden neuen Hardcovern, teilweise unter dem Preis von Taschenbüchern. Man faßt es nicht. Wenn ich alle 37 Bände komplett habe, verrate ich gern die Titel. Bis dahin will ich mir die Preise nicht verderben.

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Das ist eine handliche, deutsche Halblederausgabe von Shakespeare, erschienen im Gutenberg-Verlag Hamburg 1927, daneben Andre Suares, Die Fahrten des Condottiere. Und daneben kommen dann passend kleinere Bücher vor allem zur italienischen Kunstgeschichte. Ich habe hier zwar nur Fachbücher in den regalen, aber auf einen Shakespeare (Triplette) wollte ich dann doch nicht verzichten, sonst ist das hier alles zu gebüldöt.

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Wenn schon Bücher aus moderner Produktion, dann französische Klassiker von Gallimard, Pléiade. Das edle Leder duftet, das dünne Papier raschelt, die Typographie ist perfekt... so ist Lesen ein Genuss.

Nicht billig, leider, aber was ich als Student so als Taschenbuch kaufen musste, ist alles hinüber. Gottlob entdeckte ich frühzeitig, dass französische Klassiker beim Provinzantiquar unglaublich günstig waren, damals.

Eine komplette Molière-Ausgabe Mitte 18. Jh. für 120 Francs. Ich konnte es nicht glauben.

Schöne Regale bräuchte ich auch mal wieder.

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Bei mir sieht das dann so aus:


http://che2001.blogger.de/stories/1571702


Sperrholz, Mahagonifurnier außen, Bergahorn innen, Content ca. 150 Bücher in Bindungen von Paperback bis Rindsleder mit Goldschnitt (und ein Papyros), darunter eine wissenschaftliche Fachzeitschrift, eine Weltgeschichte in 36 Bänden und eine meiner zwei Enzyklopädien, etwa 100 VHS, etwa 50 DVDs, Hunderte von Zeitschriften und feine Accessoires für die gehobene Tafel. Ein absolutes Wunder an Aufnahmekapazität. Jugendstil.

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Ach, mir gefällt das auch besser als die Normalität.

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Das ist...
... mit meinem 90 Jahre alten Klavier dasselbe - wenn so ein massives Teil erst einmal irgendwo steht, dann möchte man es ungern noch einmal bewegen müssen.

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Intarsien
Das Heute ist banal? Das Gestern ist voller Intarsien. Sicher, jedem das Seine. Worauf es ankommt, ist Qualität. Z.B ein gut gebundenes Buch mit haltbarem Papier, da hier Bücher angesprochen wurden.
Leben in der Höhle oder die Höhle bzw. wechselnde Höhlen als Refugium? Ich steh schon mal auf von der Coach und mag kein Silber putzen.

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Du liegst auf Deinem weiblichen Coach?

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