Lebenslanges Berufsverbot

für alle Gossenschmierer des Journalismus, die das Schwachsinnsbegriff "die Internet-Community" verwenden, um "Alle" vorzutäuschen, selbst wenn die "Community" nur "ein paar stinkende Dönerfresser und Schleichwerber" ist. Eine Schande für den Beruf.

Donnerstag, 19. August 2010, 14:44, von donalphons | |comment

 
Alles irgendwie Volkseigentum und neo-sozialistische Gemeinschaft. So wie Lobo heute in einem Interview: "... die Fassade meines Hauses ...", er meint wohl das Haus, in dem er wohnt.

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Angeblich soll es kein Brückenpfeiler sein, also stimmt zumindest das "Haus". Vorerst noch.

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Manchmal denkt man ja zunächst, es gibt also beim ehemaligen Nachrichtenmagazin noch Leute, die qualitätsmäßig etwas über dem Niveau "Bildzeitung für Akademiker" liegen, wie z.B. dieser Artikel-Schreiber. Die These "Apps=Kapitalismus" und die Anti-These "Browser=Demokratie" klingen ja zunächst ganz interessant. Allerdings stammen sie ja nicht vom Autor dieses ehemaligen Nachrichtenmagazins selbst, sondern hauptsächlich von Wired. Aber trotzdem, flott geschrieben! Bis man auf die letzten drei Absätze stößt.

Da wagt dann nämlich das für kognitives Denken zuständige SpOn-Gehirn-Areal eine eigenständige These:

"Demokratisiert vielleicht das Web den Kapitalismus?"

Boaaa. Eigenständiges Denken gebiert eine Synthese aus dem Ei, welches gelegt von tiefgründigen Denkern.

Aber zu früh gefreut. Das SpOn-sche Telencephalon ist tatsächlich nur in der Lage, sich in den Schablonen der Werbe-Fuzzis, PR-oleten und Powerpoint-Akrobaten auszudrücken. Zitat: "

Schließlich definieren die sozialen Medien das Verhältnis zwischen Kunden und Unternehmen neu. Der klassische top-down-Ansatz wird zusehends durch Zuhören ersetzt. Statt dem Kunden vorzuschreiben, was er gut zu finden hat, treten Unternehmen mit ihren Zielgruppen in den Dialog. Oder sie organisieren über das Internet Gruppen, die einzelne Produkte vorab testen und an Freunde weiterempfehlen können. All das hilft, auf Kundenbedürfnisse besser einzugehen. Unternehmen, die dabei mitmachen, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. Ganz nebenbei verändert sich dadurch die Definition von Marken. "

Aha! Das ist es also. "Das Web demokratisiert den Kapitalismus"! Schöne neue Welt.

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Schöner Artikel, Don, natürlich wie gewohnt aus der Perspektive der höheren Gesellschaft, zu der ich leider (oder vielleicht doch "GottseiDank") nur hinaufschauen darf.

Allerdings enthält er den typischen Denkfehler. Nur weil Google eine Datenkrake ist, wird das demokratische Recht auf Fotografieren von Häusern und deren in's-Netz-stellen in Frage gestellt.

Mag ja sein, dass Google an den schönen Balkonen nur ein "kaltes kommerzielles Interesse" hat. Aber jemand, der sich dort mal aus der Ferne umschauen möchte, weiß doch bestimmt wieder einen schön gemachten Balkon zu schätzen. Oder muss man tatsächlich auch noch den zugehörigen Dorf-Tratsch kennen, bevor man einen hübschen Balkon würdigen darf?

Das Problem ist doch, dass viele "gute" Anwendungen, die auf der Basis von mit Geo-Koordinaten möglich wären, noch gar nicht existieren und jetzt schon im Ansatz platt gemacht werden sollen.

Ich weiß nicht, ob es jemandem aufgefallen ist. Die deutsche Konkurrenz-Firma Sightwalk verwendet nicht Google-Maps, sondern Open-Street-Map.

Open-Street-Map ist gerade mal soweit, dass es sogar in vielen Bereichen eine bessere Karte liefert, als Google-Maps. In ein paar Monaten werden die Anwendungen dazu explodieren und da werden viele sehr demokratische und sehr basisdemokratische Projekte dabei sein.

Eben habe ich im Radio einen Rentner gehört - Immobilienbesitzer ("Ich habe zwei Immobilien"), der Angst hatte, dass dann ja auch "radikale Gruppen" sich einen Eindruck von seiner Immobilie machen könnten.

Da könnte man ja auch vermuten, dass manche Gruppen ein Interesse daran haben, die "demokratischen" Projekte im Keim zu ersticken. Oder warum setzt sich die FDP so für restriktive Regelungen ein?

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Vereinfachungen
Ich denke nicht, dass das ein besonders neues Phänomen ist. Inhaltlich ist es halt das übliche Vereinfachen von komplexen Sachverhalten, so dass der Leser nicht beim Lesen einschläft (und der Journalist schneller fertig wird).

Als weitere Beispiele haben wir "die Hacker", "Generation Golf" , "die Jugend von heute" usw, die bei näherer Betrachtung in sich wieder aus sehr heterogenen Gruppen bestehen.

Oder halt "die deutsche Wirtschaft", wenn irgendein Verbandspräsident etwas in ein Mikrofon haucht (von der IHK-Zwangs- mitgliedschaft und -vertretung ganz zu schweigen).

Aber Differenzierungen kosten halt Zeit und Energie und beides sind halt seltene Ressourcen bei Journalisten geworden (bei den aktuellen Zeilenhonoraren muss man ja auch ein ziemlicher Idealist sein, um ausgiebig zu recherchieren und nicht zur abzuschreiben und zu vereinfachen).

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Das stimmt,
man muss als Journalist auch nicht unbedingt immer den neuesten Nerdspeak reproduzieren. Aber der Begriff "Internet-Community" verrät eine derartige Ferne zum Berichtsgegenstand, dass es wirklich eine Riesenüberraschung wäre, käme von einem Verwender dieses Begriffs was Gescheites und Erhellendes zum Thema Internet.

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Interessant - ich habe mich über den Begriff bisher auch bei jedem Lesen geärgert, allerdings aus dem Blickwinkel, dass er meist zur Verniedlichung und auch Herabsetzung benutzt wird, wo stattdessen auch "Bürger" oder "Wähler" stehen könnte. Ihre Lesart ist mir neu.

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