Messenendspurt

Letztlich ist es in der Buchmessenzeitung ja eine kleine Serie über E-Books und den Betrieb geworden; eine Art 20.000-Zeichen-Beitrag mit fünf Folgen, und

hier geht es um das Nutzergefühl und

hier um das grössere Fazit.

Ich glaube, dass es einen Unterschied zwischen jenen gibt, die an einen Fortschritt glauben, und jenen, die fortschrittsgläubig sind. Klingt wie Wortklauberei, ist es aber nicht (und ich bitte dabei auch diesen Beitrag von Christian Jakubetz zu lesen). Das Elend am Fortschritt ist, dass er stets eine Menge Marktschreier und Scharlatane begünstigt. Das Elend am Beharren ist, dass es den Dummen, Bornierten und Verbohrten zum Schaden aller in die Hände arbeitet. Das ist nicht neu, jede Entwicklung geht auf einem schmalen Grat und rutscht immer wieder auf eine der beiden Seiten hinab. Die einen argumentieren mit Prognosen, die anderen mit veralteten Daten. Der grosse Schub kommt immer erst im vierten Quartal, die Verluste sind vorbei, jetzt konsolidiert man sich, so wird die Meinungsführerschaft auf beiden Seiten behauptet und Kritik mundtot gemacht. Und beide Seiten nisten sich in ihrer Attitüde ein.

Der Fortschritt, nach meiner Überzeugung zumeist eine Evolution und recht nachdenklich, ist beiden verhasst: Den einen zu langsam und den anderen zu zweifelnd. Und so gibt es Leute, die das Erreichte gleich wieder einplanieren wollen, weil es ihnen nicht gross und toll genug ist: Blogs brachten nichts, lasst uns was ganz FETT anderes machen. Und es gibt Leute, die das Errreichte klein halten wollen, weil es ihrer Bräsigkeit und Sitzfleischhaftigkeit widerspricht: Nur Gefasel, das neue Zeug, das schalten wir gare nicht frei oder machen es absichtlich so mies, dass denen, die es wollen, der Spass vergeht.

Das ist das Elend in den Medien, und resignierend möchte ich - hier, bewusst nicht in der FAZ - sagen: Was Bücher erwarten wird, in den nächsten Jahren, ist die Übertragung dieser die Medien ruinierenden Haltung. Ich glaube nicht, dass das E-Book den Buchmarkt ruinieren wird. Das ist nur ein Format. Menschen, ihre Gewohnheiten und Dummheiten ruinieren Märkte. Kunden, die bei Thalia kaufen, Verlage, die auf Form und Hype statt Inhalt setzen, Agenten, die nach neuen Typen von Autoren suchen und Windbeutel finden, hektische Bewegungen und Trends statt interessiertes Beobachten und Lernen. Vielleicht kommt das EBook, aber der Markt wird dann kein Buchmarkt mehr sein, sondern eingebundener Dreck zwischen SPON und BILD. Haben wir ja heute schon. Nur haben wir dann nicht mehr die Wahl, das abzulehnen.

Montag, 11. Oktober 2010, 01:57, von donalphons | |comment

 
Die eigentlichen Trends sind doch ganz andere.

- Dass das "Mengengeschäft" mit Belletristik in Deutschland mittlerweile, insbesondere als Paperback, mit Büchern ausländischer Autoren, hier zum großen Teil anglo-amerikanische Autoren/Autorinnen gemacht wird.

- Dass deutsche Übersetzungen von potentiellen Bestsellern immer kürzer nach der Original-Veröffentlichung erscheinen.

Das erste zeigt den Stellenwert deutscher Literatur, abseits der Literaturpreis-Bauchnabelschau.

Das zweite ist ein Trend gegen die Qualität. Mehr hingeschluderte Übersetzungen auf Kosten der Leser, um dem Trend des Lesens in der (englischen) Originalsprache etwas entgegenzusetzen. Was nur dazu führen wird, dass noch mehr sich das Original bei amazon besorgen.

Das E-Book ist nur ein Format. Aber es ist halt netter, über E-Books zu diskutieren, als über die Unzulänglichkeiten der deutschen Verlags- und Literaturbetriebs.

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und wieder die alte frage: wer kauft das eigentlich?

präzise müsste sie lauten: wer eigentlich kauft all die bücher, die in frankdurt /und in leipzig) zu sehen sind?
eine böse frage, btw, denn es ist von kaufen, nicht von lesen die rede.

(was, wenn das alles eine selbstreferentielle welt ist, vergleichbar der politik eines ministerpräsidenten mappus, der im laufe seiner karriere den bezug zum parteimitglied, zu, wähler, zu allem, was ihm zu dem gemacht hat, was er ist, verloren hat?)

am samstag bei thalia gewesen, ich gebs ja zu. als erstes vermisste ich die ramschkiste. interessiert wohl niemand mehr, also weg damit. ansonsten ein erstaunlich schmales angebot, eben das gängige, das neueste, immerhin, das personal auf dem laufenden, schade, eigentlich.

veilleicht ist das die zukunft: wer eben jetzt was aktuelles, dabei nichts besonderes will oder braucht, dort findet ers. wers langsamer angehen lassen kann, kann auch bei weltbild fündig werden. die haben auch noch jokers für den freund der remittenden, interessant, dass man da ein gewisses publikum in den neuen bundesländern anspricht. wer weiss, was er will und gezielt suchen will, findets bei amazon oder e-bay.
die raren sachen, an die man körperlich nur im ub-lesesaal darf, gibts elektonisch bei google books.

nanu, kein wort übers e-book?
es gibt im leben eines menschen einen punkt, von da an macht er nicht mehr allen und jeden scheiss mit.
im grunde deswegen, weil die versprechung des neuen, besser zu sein, als das gewohnte, meistens nicht gehalten wird und irgendwann ist das alles nur noch lästig.
wollen die jungen eigentlich noch lesen? wer sind die exzessiven leser in dem segment? hocken die nicht am ense in der ub? wollen die anderen am ende anderes? ringtones oder vergleichbares?

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Wann immer jemand mit dem e-Book-Hype ankommt, dann weise ich ihn auf den möglicherweise besten Originalartikel in der deutschsprachigen Wikipedia hin, der sich mit einem solchen Formatwechsel als Teil einer beispiellosen historischen Kulturverschmälerung beschäftigt.

Okay, heute haben wir nicht auch noch eine junge fanatische Religion an der Backe. Aber der Vergleich mit der Spätantike ist auf jeden Fall interessant, wenn auch nicht so, wie die Leute, die von 'spätrömischer Dekadenz' faseln, immer meinen...

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so nebenbei
Die Links zur ihren Büchern hier links neben meinem Kommentar funktionieren auch nicht mehr.

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...nach allem, was ich jetzt von Ihnen (und Frau Diener) über die Buchmesse lese, drängt sich mir der Eindruck auf, Sie hätten sich die 320 km Anreise auch sparen können...

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