Untröstlich

Die Geschichte hat eine lange Vorlaufzeit.

Ich habe ja das Glück, meine Themen mitunter Wochen und Monate vorbereiten zu können, und nachdem mir das Radeln doch sehr am Herzen liegt, dachte ich mir, dass es eine schöne Sache wäre, in London wirklich angemessen einzulaufen. Tweed ohnehin, Fliege auch, aber auch ein angemessenes Rad. Menschen in Städten sind oft recht eitel, ausserdem will man ja auch etwas bestaunen, und so habe ich schon vor Monaten begonnen, das passende Gefährt zusammen zu bauen. Ein Zullo Superleggera. Zullo hat in den entsprechenden Kreisen einen famosen Ruf und ist nicht im Mindesten jene Massenware, die man bei den sonstigen Edelitalienern wie Pinarello und Colnago bekommt. Kurz, ich habe für diesen einen Beitrag und 20 Kil,ometer durch London ein Rad aufgebaut, das vielleicht in einem Satz erwähnt worden wäre. Warum? Weil ich kann.



Genauso nachlässig, wie ich im Grossen sein kann, bin ich in Details fanatsich und bereit, vollkommen unverhältnismässige Dinge zu tun. Und nun steht das Zullo unten im Hof und wartet darauf, wieder verpackt zu werden, ohne auch nur in die Nähe des Londoner Asphalts gekommen zu sein. Das ist das einzige, was an der Sache wirklich demütigend ist. Das ist es, was nagt. Ein Ersatzthema, nicht schlechter, ist schon gefunden, die Zugkarte ist umgetauscht, übermorgen binj ich dann eben daheim und warte auf die nächste Zusendung aus einem Auktionshaus, alles hat seine zwei Seiten. Das Zullo ist eine echte Niederlage. Mein Körper schleppt sich wegen der diversen Probleme wie eine Wanze durch die Stadt. Mein Geist kriecht am Zullo.



Allerdings, Tiziano Zullo lötet heute immer noch Rahmen, und vielleicht sollte ich vorbeifahren. Die Ersatzgeschichte beschäftigt sich mit der Frage, wie man vor 25 Jahren Räder aus Italien holte; vielleicht wäre das ein Follw Up, ein zweiter Teil. Zullo und Pelizzoli - der eine ist am Gardasee, der andere in Bergamo. Zullo habe ich schon, aber so ein Pelizzoli in Mintgrün.... das wäre dann auch wieder ein wirklich vollkommen überzogen vorbereiteter Beitrag.

Freitag, 8. April 2011, 01:39, von donalphons | |comment

 
Das "Mintgrün" auf der verlinkten Website erinnerte mich sofort an einen dieser blassen Farbtöne, den manche Trabbis hatten.

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Diese Wanze dort
ist mir unheimlich.

Ich habe keine Ahnung wie sie heisst oder was sie so macht, aber eines weiss ich: Sie führt einen Eroberungskrieg.

Und ihre Waffe ist ihre Fruchtbarkeit.

Vor vier oder fünf Jahren habe ich zum ersten Mal ein solches Biest gesehen. Mittlerweile sind sie Legion.
Im gesamten Dorf gibt keine Ritze mehr, die sie nicht okkupiert hätten, keinen Stein, auf und unter dem sie nicht ihre Hintern aneinanderhängen um noch mehr schwarzrot Ekliges zu produzieren.
Und sie scheinen keinen natürlichen Feind zu haben. Nichts und niemand will sich ihre Biomasse einverleiben.
Selbst die bei uns reichlich vorhandenen Spinnen verschmähen sie.

Sollte dieses Exemplar, welches sie abgelichtet haben, das erste seiner Art sein: Handeln Sie!
Handeln Sie schnell und handeln Sie entschlossen.

Und sollten Sie Skrupel haben oder der chemischen Massenvernichtung des Geschmeisses ablehnend gegenüberstehen, sollten Sie sich einen Don vorstellen, der einen Besen schwingen muss um sein Haus zu verlassen oder zu betreten, ohne dass er ein dutzend von den Biestern unterm Schuh kleben hat.

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Soviel ich weiß, ist das 'ne recht harmlose "Feuerwanze". Leben und leben lassen. Man muss nicht alles zerstören. Was wäre Schöheit ohne das Häßliche? ...was Harmonie ohne Disharmonie (etc.)?

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Sagen Sie mal, hilarioususername, unter welchem Stein haben Sie so bisher gelebt? Die gemeine Feuerwanze gibt's hierzulande schon sehr, sehr lange. Sie ist sogar berühmt. :-)

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