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Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch Google einen normalen Lebenszyklus wünschen würde: Aufbau, Wachstum, Innovation, Erfolg, Stagnation, Niedergang, Pleite. Der Tod gehört zum Leben dazu. Dass Google Plus sich jetzt aber anschickt. jene "Ihr müsst uns ganz dolle liken"-Pinscher in die Fresse zu treten, die sich mit so einem Facebookhinweis bei internetunfähigen Chefs einschleimen wollten - das ist schon fein. Und wenn ich Google und Facebook so vergleiche, traue ich Google einfach etwas mehr. So wie ich mein Geld eher einem 10-fach verurteilten Mörder als einem notorischen Anlagebetrüger und Mörder leihen würde. Und ja: Ich glaube, dass Google Facebook damit die Luft rauslässt. Bis vor zwei Wochen dachte man, Facebook sei so übermächtig wie auch schon Friendster, Myspace und StudiVZ, wer-kennt-wen. Jetzt steht Facebook in dieser Reihe zu Kreuzigung. Es wird eine Weile dauern, bis es krepiert, wie auch die anderen langsam abgestürzt sind - aber nicht einmal die mächtigen deutschen Verleger, die sogar mit dem Bürgermeister von Grosskötzing eine Weisswurst essen dürfen, werden diesen Paradigmenwechsel aufhalten können. Plus ist cool, bei Facebook sind eh schon alle, es ist immer das gleich Spiel - oder spielt noch jemand Moorhuhn abknallen? Oder war mal wieder jemand bei Sevenload?



Trotzdem wäre es fein, wenn mir jemand eine Einladung zu Plus schicken könnte, zwengs Test Vielen Dank, ich habe eine! - ich muss ja wissen, worüber ich schreibe. Angedeutet hat sich so eine Veränderung übrigens schon vor einiger Zeit; eine Weile war Facebook noch voll von Entdeckungen, da haben viele Leute etwas hineingetragen, was sie draussen fanden. Inzwischen ist Facebook als Trafficbringer nicht mehr im Wachsen begriffen: Ein deutliches Anzeichen für eine selbst genügende Stagnation der Möglichkeiten. Kulturen können zwar auch abgeschottet überleben, das frühneuzeitliche Japan ist so ein Beispiel - aber nur, wenn alle gezwingenermassen da bleiben. Das ist im Internet nicht so einfach. In dem Moment, das bei Facebook die Nutzer auch ihre +-URL dazuschreiben, ist es aus mit Facebook. Und Google wird den Markt dominieren, für 2, 3 Jahre. Vermutlich werden die deutschen Verleger dann gleich ein garantiertes Existenzrecht vom Staat einfordern.



Wobei - mich würde immer noch ein Minus interessieren. Eine Einrichtung, die dafür sorgt, dass jede Menge Müll einfach ausgeblendet wird. Beiträge mit Schleichwerbung: Weg. Wichtigtuer: Weg. Nullinhalte: Weg. Sinnlose Kommunikation: Da wäre ein Autokretinisierer nett, der dem Schreiber kunstvoll sagt, was von ihm zu halten ist. Ein Rezepthervorheber, ein Literaturdetektor, ein Kunstnetz - das alles wäre auch fein und durch Reduzierung von Müll zu erreichen. Es muss ja nicht die totale Abschottung sein, ich darf schon wissen, wieso die Bank jetzt plätzlich WM-Zinsen anbietet. Aber dann reicht es auch schon wieder. Es geht gar nicht darum, dass das Internet mich überfordern würde, es zwackt nur an manchen Stellen,. pbendrein ist es vorhersehbar und zu wenig neu. Und das, was als Neu verkauft wird, wie eben Gogle+, ist alt. Oder einfach nur hektisch, siehe Echtzeit, siehe Priority, siehe Alerts. Zeitverschwender.

Ich möchte einen Mussebringer.

Freitag, 8. Juli 2011, 01:46, von donalphons | |comment

 
Demokratisierung
Ist nicht ein weiterer faszinierender Schachzug von Google, dass durch die Verlinkungssyntax aufeinmal Millionen von Internetnutzern ihren Namen auf eine Weise schreiben, wie das bislang nur bei Klerikern üblich gewesen ist?

+Benedikt

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Es ist zumindest sehr viel schöner als Klammeraffen-Don bei Twitter.

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Wäre ich jemand, der wettet, würde ich gegen deine Prognose wetten. Ziemlich hoch sogar. Ich sage: Nein, G+ wird Facebook nicht das Licht ausblasen. Nach zehn Tagen Ausprobieren bin ich (wie viele andere auch) der Ansicht, dass es Twitter ist, das möglicherweise totgeplust wird.
In meiner Generation (die sich ja von dummdreisten Marketingsfuzzeln "Silver Surfer" nennen lassen muss) etabliert sich Facebook auf eine Weise, die ich nicht für möglich gehalten haben: Etliche Damen und Herren, die auch so um die 60 sind und in den letzten zwei Jahren zum Internet gekommen sind, bewegen sich inzwischen (fast) ausschließlich in Facebook. Und da wird sie niemand weglocken können.
Was ja ganz allgemein übersehen wird: Demoskopisch sind die Menschen, die vor 1970 geboren sind, ja eine enorme Mehrheit und bestimmen in Wahrheit die Trends - nicht die so genannte "werberelevante" Zielgruppe; die shoppen bloß blöd rum.

Nein, nein, Facebook ist jetzt schon das neue Internet. Da wird auch G+ nicht dran rütteln (zumal ich diese beiden "Dienste" auch gar nicht als im Wettbewerb stehend sehe).

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Interessanter Punkt.
Ich sehe zunächst auch eher Twitter auf der Liste der bedrohten Arten. Facebook und G+ werden sich in naher Zukunft gar nicht so sehr in die Quere kommen, weil Facebook eher die Newbies jeder Altersgruppe bedient und G+ eher die netzaffinen Kreise anspricht, die Facebook immer für AOL 2.0 (und somit für uncool) gehalten haben.

Versuche das auch grade fürs FAZ-Blog in Worte zu fassen...

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Aber hielt man StudiVZ nicht auch lange für unbesiegbar, weil alle Studenten unbedingt drin sein mussten?

http://meedia.de/internet/ivw-soziale-netzwerke-leiden-weiter/2011/07/08.html

Warten wir es ab. Stickyness ist im Netz oft genug eine Illusion.

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Langfristig
halte ich Facebook auch für ein Auslaufmodell, für ein AOL 2.0, wenn man so will. Ich denke aber nicht, das G+ FB so schnell überrollt wie FB die VZs und WKW.

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StudiVZ war ein reines Zielgruppennetz. Ein ungeliebtes zumal. Meine beiden Kinder (26 und 30) waren beide mal drin, weil alle drin waren, und genau so schnell wieder draußen, weil's ihnen einfach zu blöd war.

"Stickyness" (was für ein bescheuertes Wort!) mag im Netz oft genu eine Illusion sein, aber ganz sicher nicht bei meinen Altersgenossen; die sind froh, dass sie jetzt endlich was gefunden haben, mit dem sie alt werden können. Okay, dann droht FB evtl. Mitgliederrückgang durch natürliche Abgänge...
Ja, jetzt versteh ich: Du meinst, Facebook stirbt mit uns Silver Surfern - dann dauert's aber noch ein paar Jahrzehnte...

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Da wird der neue Gesundheitsminister aber auch ein sparsames Wort mitreden.

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Ich sehe facebook auch nicht auf der Verliererseite, denn die Menschen-und gerade ältere- haben hier ihre Kommunikationsseite, alles aus einer Hand.

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"Mussebringer" klingt wie ein Teil dieser Kanienchenwitze, lang lang ist's her.
Will sagen: hier sieht man die manchmalige Nützlichkeit eines "sz", nein nicht die Sueddeutsche, sondern: ß
Bei "Mußebringer" weiß man sofort, was gemeint ist. Bei "musse bringen, diese Witze, äh..." weniger.
Und ist sie ganz einfach, die Grundregel: Nach laaaangem Vokal: ß
Einfaches Beispiel: Busse / Buße.
Nichts für ungut. Ist nett gemeint.
.
Übrigens, ich war noch nie bei/in Facebook und lebe auch ohne ganz gut.

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;-) Danke, jeeves.

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...neue heimat bei facebook?
@rainer "die sind froh, dass sie jetzt endlich was gefunden haben" - ausdrücklicher protest! :-) - so blöd und stupid können auch die 'silversurfer' auf die dauer nicht sein!
http://www.kaperbrief.de/?p=421

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Damals...
Erinnert sich noch einer an die Zeit, wo fast jeder ein und dieselbe Suchmaschine nutzte? Ja, genau, Altavista. Und dann kam Google, ohne Werbung, ohne lange Ladezeiten (wir lebten damals noch im Modemzän). Eigentlich dauerte es nur Monate, und Altavista war Geschichte.

Damals hat eine sehr intelligente Dame einen netten Spruch geprägt: Internet users are sticky, not loyal. Sobald was ausfällt oder die Qualtät nachlässt oder es langweilig wird, ist der geneigte Benutzer schneller weg als man "tweet this!" zwitschern kann. Und schaut nie wieder zurück, bzw. vielleicht nach ein paar Jahren, wenn die URL kurz vor der endgültigen Löschung aus dem Langzeitgedächtnis nach oben blubbert. Ach ja, es gab damals wirklich intelligente Kommentatoren, die Gattung des internetaffinen Dummschwätzers mit Ich-bin-Netz-Blödbloginhalten und Auftreten bei jeder Konferenz und jedem Onlineverteidigungsverein entwickelte sich erst später. Vielleicht hätte PID da geholfen, nur so nebenbei.

Irgendwann stirbt ebay. Später auch Amazon. Google ist nicht für die Ewigkeit. Aber FB ist tot. Es stinkt nur noch nicht.

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@drake: Einzelmeinung vs Statistik... Und bei Ihnen dann noch ein Schuss Arroganz der Nichtmitmacher dazu: Wer Facebook macht, ist blöd und stupid.
Im Ernst: Wirklich massenhaft viele meiner Generationsschwestern und -brüder sind in den letzten achtzehn Monaten bei Facebook gelandet und kommen dort besse zurecht als im großen, weiten Internet. Ich bewerte das nicht, ich berichte nur davon

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@rainer - silversurfer...
tipp: nicht so vorschnell kommentieren, sondern ein wenig besser recherchieren! trotzdem ein schönes wochenende :-)

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Ich finde die Bewertung von Facebook nach wie vor schwierig. Und es fällt mir auch um einiges schwerer, als damals bei den anderen Beispielen in der Liste oben. Manchmal kommt es mir wie eine Art Fata Morgana vor: Sehe ich wirklich das, was ich gerade sehe? Ist das alles nur Schein, oder kann man sie wirklich nicht mehr aufhalten?

Denn im Gegensatz zu StudiVZ und Co. ist das Wachstum von Facebook hinsichtlich seiner Nutzerzahlen schon sehr beachtlich. Und in der Software dahinter steckt auch deutlich mehr Intelligenz und Innovation drin, als bei den anderen, die es versucht haben. XING hat mit seinem letzten Update ja versucht, Facebook nachzuahmen und es ist einfach nur ein jämmerlicher Abklatsch. Facebook hat da schon einen sehr großen Vorsprung. Das ist so, wie mit Microsoft: Warum schaffen die es einfach nicht, in Googles Kernbusiness vorzudringen? Man müsste doch eigentlich denken, dass sie das könnten. Können sie aber offensichtlich nicht.

Auf der anderen Seite: Klar, da ist ein furchtbarer Hype um Facebook, das Unternehmen ist sehr wahrscheinlich überbewertet und vor allem: viel, viel zu schnell gewachsen. Hat einfach viel zu schnell zu viele Ressourcen gebunden. Aber trotzdem: Wie groß ist der Vorsprung wirklich? Wie viel sind die Marke und die Gewöhnung der Nutzer an diese Marke eigentlich wert?

Und dann wiederum: hat Google natürlich sehr überzeugende Synergien, die sie nutzen können. Sie wären ja nicht einmal darauf angewiesen, mit diesem Dienst sofort Gewinn machen zu müssen. Sie könnten es einfach als Mehrwert anbieten, ihr Produkt-Portfolio damit vervollständigen und aber auch alle Produkte in diesen Dienst integrieren. Letzteres könnte für Facebook sehr gefährlich werden.

Nein, ich finde es nach wie vor schwierig. Bei Facebook würde ich trotzdem nicht arbeiten wollen und (wenn es denn mal soweit ist), würde ich mir natürlich auch keine Aktien von denen kaufen. Insofern muss ich dieses Unternehmen vielleicht auch gar nicht final bewerten können ;)

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Die Nutzer waren auch einmal dermaßen an altavista gewöhnt, dass ein Umstieg auf metager kaum vorstellbar war...

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Im Vergleich zu Guugle hat FB ein Riesenproblem: Es verdient kein Geld und es wird auch niemals welches verdienen. Wie auch?

Auch wenn irgendwelche Vollpfosten durch die Welt posaunen, das Ding sei Milliarden wert, ändert das nichts an der Tatsache. Es wird den Gang von AOL gehen, die Frage ist nur wie schnell.

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Don, war es nicht google, die Deinen Mailaccount mit sämtlichen Emails auf Nimmerwiedersehen ins Nirvana geschickt haben? OK, in diesem Fall ist es dann vielleicht sogar verständlich, denen alles zuzutrauen ;-)

Wie dem auch sei, google+ ist genau deshalb keine Alternative zu Facebook, weil es ganz anders strukturiert ist. Ich habe ja jahrelang auch gesagt "Facebook braucht kein Mensch", aber es ist nun einmal so gut wie jeder dort (vor allem auch die amerikanischen Freunde), einen "kürzeren Draht" gibt es zu vielen nicht, und im Gegensatz zum billigen Abklatsch StudiVZ funktioniert das sogar mit den Privatsphäreeinstellungen ganz gut (übrigens kenne ich 223 von meinen 226 "Freunden" dort persönlich, die übrigen 3 sind langjährige - z.T. 15 Jahre und mehr - Onlinebekanntschaften, die schon viel länger bestehen als FB und im Zweifelsfall dann auch darüberhinaus...).

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