Alt, aber immer noch richtig

Früher sagten wir: Wenn Du beweisen willst, dass ein Berater noch mieser als das Beratungsobjekt ist, gib ihm ein eigenes Projekt und schau, wie es läuft.

Leider ging die Sache oft genug einen anderen Weg; ziemlich viele Gründer machten nach ihrem Versagen eine Beratungsklitsche auf, wo sie nicht mehr ihre eigene Sache ruinierten, sondern die anderer Leute. Das nannte sich dann oft Change Management und lebte vor allem vom Beschwatzen eher unerfahrener Chefs, mal was ganz Neues zu probieren. Man häte da ganz tolle Ideen. Da gäbe es einen fetten Markt und so. Oft genug wurde das gemacht, um den Mitarbeitern eines reinzudrücken, und zwar exakt so lang, bis die Mitarbeiter nicht mehr nur ihre Augen verdrehten, sondern der Chef auch merkte, dass sich die Konkurrenz kaputt lachte. Mit etwas Pech hatten dann schon die besseren Leute gekündigt, und der Change Management Berater brachte ein paar seiner Versagerfreunde mit rein. Chefs geben nicht gern zu, dass sie voll daneben lagen.

Das war und ist die Sache, die mir nicht in den Kopf will: Dass man solche Prozesse installiert, ohne sich erst mal in Ruhe anzuschauen, ob diese Leute überhaupt den Versprechungen gerecht werden. Dass man keine Probezeit macht, sondern diese Bande, wenn man sie einmal installiert hat, einfach weiter machen lässt und denkt, dass dann schon wird, selbst wenn offensichtlich ist, dass die Kundschaft mit den Ergebnissen nicht zufrieden ist. Dass mn ihnen in aller Regel dann auch noch die Erweiterung des Geschäfts überträgt. Und gesunde Teilbereiche damit bei der Kundschaft in Verruf bringt, weil die nicht differenzieren kann. Sicher, Twitterseminare sind bescheuert. Aber nett im Vergleich zu dem, was derartige eher unauffällige Fehlentwicklungsprozesse anrichten können.

Das ist nun schon ein paar Jahre her, aber heute lief mit bei Google+ wieder einer von damals über den Weg. Nennt sich Berater, hat ein tolles Netzwerk, das ihn dauernd auf Konferenzen schickt und ein Projekt, das mies läuft, und jetzt noch ein zweites, das auch mies läuft, und mit beiden Referenzen fühlt er sich richtig gut, und arbeitet an der Zukunft des Medienwandels. In meinen Augen verarscht er alle.

Deshalb: Solange nicht einer anhand eines Projekts bewiesen hat, dass er etwas wirklich kann - gebe man ihm nichts, was man bereuhen könnte. Kein Blog, keine Community, keine Strategie, kein Projekt, das man nicht an einem Tag streichen kann. Es ist ja nicht nur die Performance der Berater unterirdisch - unterirdisch ist auch die Leistung derjenigen, die eigentlich jede Sekunde mit der Peitsche hinter ihnen stehen sollten. Das ist eigentlich ein toller Job - aber er wird ebenso lausig gemacht, wie die Beratung von Medien.

Und dass es nach 10 Jahren noch immer nicht verstanden wurde - das ist bitter. Manche denken, eine Firma würde das schon aushalten. Man muss schon ganz schön blind für die Entwicklungen sein, das in einer Zeit zu sagen, da reihenweise die Geschäftsmodelle wegbrechen und 10 Jahre vertrödelt wurden.

Mittwoch, 13. Juli 2011, 01:53, von donalphons | |comment

 
Man denkt zwar immer, die Menschen wären vernunftgesteuert, aber über die Jahre gesehen lernen sie nur wenig dazu. Bestimmte scheinbare Selbstverständlichkeiten haben soviel Einfluß auf Entscheidungen, dass es teilweise ist, als würden manche Leute das Denken abschalten.
Was die Chefs angeht, haben die so wenig Zeit, sich zu informieren - die zehren teilsweise noch von dem, was sie im Studium gelernt haben. Dass sogar Frank Schirrmacher erst nach der Krise neoliberales Denken zu hinterfragen begonnen hat, hat mich neulich echt stutzig gemacht, als ich ein Interview mit ihm gesehen habe.
Wie heißt es in "Gespenster": ...auch alte, abgestorbene Meinungen aller Art, abgestorbene Überzeugungen und ähnliches. Sie sind nicht lebendig in uns; aber sie sitzen doch in uns fest, und wir können sie nicht loswerden."

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Des Kaiser´s neue Kleider. Again and again. Nicht erst seit 10 Jahren....

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Alles Psychologie
Das ist am Ende des Tages das Gleiche wenn Leute Geld investieren. Zum einen gibt der Investor (Chef) nicht gerne zu, daß er Geld verliert (falsch liegt). Zum anderen denkt er jederzeit, daß die Situation sich kfr noch zum Guten wendet bzw., um beim Beispiel zu bleiben, man wieder in die Gewinnzone kommt. Alles Psychologie, die meist in die Hose geht, das sie am Ego scheitert.

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Dasi st ja alles richtig, aber was hat das mit "Gründern", "Teitter" oder den Fossilien aus der NE zu tun? Solche Laberfürsten gibt es überall. Das ist mehr ein generelles Phänomen.

Frau Schickedanz ist ja auch an ihren Kaa geraten. Und Karstadt/Quelle is ja nu dermaßen old economy, älter geht fast gar nicht.

Zugegeben, heutzutage ist die Recherche, ob denn jemand wirklich so erfolgreich war wie er behauptet, einfacher. Aber im Ergebnis gibt es immer noch die zwei Gruppen_ Blender und Leute die geblendet werden wollen.

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Eine schöne Geschichte, die mein Lieblingskoch Vincent Klink mal in sein öffentliches Tagebuch schrieb:
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"Es war einmal ein Schäfer, der einsam seine Schafe hütete. Plötzlich hielt ein nagelneuer Audi TT. Ein junger Mann steig aus: Brioni-Anzug, Cerutti-Schuhe, Ray-Ban-Brille. Er fragte, "Wenn ich rate wieviel Schafe sie haben, bekomme ich dann eines?" Der Schäfer willigte ein.
Der junge Mann machte per Notebook, Handy, Internet und GPS-Satellitennavigation allerlei Berechnungen, druckte einen 150-Seiten-Bericht aus und sagte: “Sie haben exakt 1586 Schafe.”
“Das ist richtig, suchen sie sich ein Schaf aus.” Der junge Mann nahm eines und lud es ins Auto. Der Schäfer dann: “Wenn ich Ihren Beruf errate, geben Sie mir dann das Schaf zurück?” Der junge Mann: “Klar!” Der Schäfer: “Sie sind Unternehmensberater”. “Richtig, woher wissen sie das?
“Erstens kommen sie hierher, obwohl sie niemand gerufen hat. Zweitens wollen sie eine Bezahlung dafür, dass sie mir sagen, was ich ohnehin schon weiß. Drittens haben sie keine Ahnung von dem, was ich hier mache. Und viertens, geben sie mir bitte wieder meinen Hund zurück.”
PS: als ich vor 18 Jahren, wegen der Wielandshöheneröffnung einen Berater hinzuzog, prophezeiter er mir die Pleite. Mittlerweile ist er mit seiner Beratungsfirma selbst pleite gegangen."
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Ein weiser Koch, dieser Vince.

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Ein Klassiker, genauso wie der mit dem Schamanen und dem Holz.

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Her mit der Geschichte, bitte.

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sephor meinte wohl diese Geschichte: http://bit.ly/q1q71G

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