Arbeitsplatz

Ich weiss, ich weiss, es gibt viele, die eigentlich täglich nach einem neuen Arbeitsplatz schielen. Nichts wie raus hier, ab in eine neue, dann bessere Zukunft mit schöneren Versprechungen, schneller Karriere, man kennt das. Mich spricht so etwas gar nicht an. Mag sein, dass die miserable Bindung der Tätigen eine Folge der zynischen Personalpolitik ist, mag sein, dass man, wenn man Menschen zu maximaler Ausbeute animiert, sich nicht wundern braucht, wenn sie dann auch konsequent und ohne Rücksicht auf Verluste ihr eigenes Wohl im Auge haben, und wenn es im Vergleich mit anderen nicht geht, dann eben mit Blockieren und Faulheit, solange es eben geht. So eine gesunde Mischung aus Forderung ohne Fertigmachen und Gruppengeist ohne Arroganz kenne ich eigentlich nur aus der Audi. Meines Erachtens sind die nicht ganz umsonst so gut.

Natürlich würde es mich, der ich hier geboren bin, kaum reizen, doch noch wie ein weit fliegender Himmelskörper zurück in jenen Stern zu stürzen, um den hier alles kreist. Es kann nicht sein, dass diese Firma alles Gute und auch alles Andere der Region aufsaugt, verwertet und verdaut, und die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist auch so eine Sache, die man erst mal ertragen können muss. Ich war da oft genug, es passt einfach nicht. Heute jedoch war ich in der Münchner Residenz, und dort sind gerade ein paar Räume geschlossen und Vitrinen leergeräumt - ausgerechnet dort, wo es mir am besten gefällt: Beim Silber und in einem Bereich des Rokoko.



Und das nun wäre ein Engagement, das ich mir durchaus vorstellen könnte. Ich habe keine Lust, mein Talent an einige der gerade heftig winkenden Medienklitschen zu vergeuden, die sich gern eine Fassade für ihre Inkompetenz erkaufen wollen, ich möchte nicht Konzepte schreiben, wie man eine Zielgruppe an ein Medium bindet, das diese Bindung längst verloren hat, ich möchte mich nicht den Bedürfnissen von Leuten anpassen, die von der Sache keine Ahnung haben und in einem Kontext arbeiten, der personell nicht die Lösung, sondern die Ursache der Probleme ist - man betrachte gerade das Elend rund um den Focus. Mitunter habe ich den Eindruck, dass sich solche Internetversuchsversuche gerade dann häufen, wenn die neuen Zahlen der verkauften Auflagen die Runde machen, und man schon wieder 3% verloren hat (Auch bei der FAZ waren es im letzten Jahr 2,6%, wobei es mich auch interessieren würde, ob bei über 10% Verlust der Frankfurter Rundschau nicht einige Wechselnde das Ergebnis schöner gemacht haben).

Ich hätte, wenn überhaupt, Lust auf etwas, das Bestand hat. Ich wäre gerne beispielsweise Schlossblogger in München. Ich halte das für eine tolle Idee, denn wenn man in der Residenz ist, sieht man vielen Besuchern angesichts der nötigen Arbeiten am Bestand und der Absperrbänder die Enttäuschung an. Ich denke, es wäre eine höchst reizvolle Sache, jemanden zu haben, der erklärt, warum das gerade nötig ist, was hier getan wird, welchen Zweck es hat und worum genau es geht. Diese Schilder, die besagen, es sei wegen Restaurierung geschlossen, erregen nicht nur Enttäuschung, sondern auch Interesse, und da könnte man doch etwas machen. Detailbilder. Erklärungen. Ratschläge vom Restaurator. Geschichten. Eine Entschädigung im Netz, Residenz in the making, und wenn ein Teil wieder eröffnet ist, eine Vorher-Nachher-Galerie.



Das würde mir wirklich Spass machen. Eine Lebensaufgabe. Allerdings steht zu befürchten, dass die bayerischen Schlösser das im Gegensatz zu den Medien gar nicht nötig haben. Die Leute kommen trotzdem immer.

Verlegen würde ich deshalb raten zu überlegen, was Schlösser haben, das sie nicht haben. Das könnte vielleicht ein wenig helfen.

Freitag, 22. Juli 2011, 01:42, von donalphons | |comment

 
Mein Votum für das Blog haben Sie. Einblicke in das Handwerk anderer sind immer interessant, vor allem wenn einem verständlich gemacht wird, warum es so ausgeführt wird.

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Das kann man bestätigen, siehe zum Beispiel Martin Z. Schröders "Druckerey Blog". Über das richtige Arrangement der Lettern, Wörter und Sätze kann dort auch ein schreibender Blogger einiges lernen; erst recht ein Leser oder gar Buchliebhaber. Auch die Historie dieser Kunst wird erklärt: wieso, weshalb, warum.
Ein Zweiter, der mir einfällt ist Vincent Klink, der in seinem Blog einiges über seine Kunst des Kochens (und Lebens) preisgibt.

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Wie gesagt: Ich glaube nicht, dass man das gerade in den grossen Residenzen nötig hat. Und für die Kleinen und Feinen - da fehlt mir der Fachverstand.

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Sie sind doch schon (erfolgreicher?) Jesuiten Palais Blogger! Warum dann den Job wechseln zur Residenz?

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Ich gehe immer in die Residenz, wenn ich denke, dass ich zu viel habe (wie die neue Kommode). Dann sehe ich, wie unsagbar ärmlich ich hause. Und was noch zu tun ist.

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Am ersten Sonntag im Monat ist in Lucca immer Antiqitätenmarkt.
Der ist recht schön manchmal. Ähnlich dem in Arezzo.
Der Unterschied zu PAF ist vor allem, daß er in der Altstadt stattfindet und nicht auf dem Volksfestplatz.
Ein Besuch lohnt sich. Sind ca. 2,5 Stunden von MN.

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Ich habe in Italien fast nie irgendetwas gesehen, das mich gereizt hätte, und bezahlbar gewesen wäre. Nicht umsonst sieht man Dinge aus PAF dann auch in Verona wieder. Nicht umsonst liest man bei Ebay, man würde nicht nach Italien verschicken - Italien hat reichlich, aber es ist kein Land der Hergeber.

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Interessanter Hinweis. Das wußte ich nicht. Ich bin aber auch Laie in diesen Dingen.
Regelmäßige Bloglektüre scheint zur Bildung beizutragen.

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Die gleiche Sache wie mit den "polnischen Familienbestecken", die an der Ostsee den Touristen angeboten und vorher in Berlin gekauft werden. Im Vergleich zu Italien und Polen war Deutschland ein immens reiches Land, und in vielen Bereichen - versilbertes Besteck, Historismus - ist es immer noch sehr billig.

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Arbeitsvorschlag "Jamie Oliver"
Eine Aufgabe für Don Alphonso könnte es sein, die bürgerliche Lebenskultur zu lehren. Mit flotten Texten, anregenden Bildern und einer gewissen Anhängerschaft könnten Sie vielleicht bayernweit eine Wohltätigkeitsorganisation führen um Einkauf, Haushalt, Kochen, Kleinreparatur und selbsständige Lebensführung zu lehren. Ohne Spott. Der "Arme" kauft teuer und isst schlecht. Er/sie weiss es nicht besser. Und in den bunten Blättern liest er/sie nur Krampf. Die Rezeptblätter sind nur Unterhaltung. Sie könnten eine Art Menschen für Menschen Bewegung ins Leben rufen.
Ihr Impact wäre weit größer, menschlicher als beim Schloßblog. Ich rechne mich zum Bildungsbürgertum und habe ein kleines wenig. Dennoch profitiere ich von fast jeder Ihrer Veröffentlichungen und habe mittlerweile eine lange DA to do Liste.

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kann man leuten im hohen alter (20+) noch anerziehen was andere schon seit frühester kindheit mit dem silberlöffel verabreicht bekommne ? (stillsitzen im konzert auf harten kirchenbänken, der frau mama den mantel abnehmen, ... )

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Die feudale Ordnung alleine kann es nicht sein
die haben die Verlage ja auch.

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Eine gute Freundin bekundete jüngst, wie gerne sie eine Fernsehsendung sähe, in der ich das Alpenvorland erkunde und durch bayrische Schlösser lustwandle. Wofür ich selbstverständlich sofort zu haben wäre.

Es ist halt so eine Sache mit dem Broterwerb; ich kann das Schielen durchaus nachvollziehen. Es geht dabei nicht zwingend um Geld oder um Karriere, aber wenn man etwas Sinnvolles tun möchte oder zumindest ein klitzekleines bisschen Erfüllung in seiner Tätigkeit finden möchte, dann ist es nicht ganz einfach mit der schnöden Erwerbsarbeit (die einem noch dazu die Energie für alles andere, Schöne im Leben raubt).

Meine Erkundungen würde ich übrigens selbstverständlich im passenden period dress vornehmen. Wenn wir also bei Berufswünschen sind, die wirklich Spaß machen würden: Someone should offer me that job.

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Das Schloss hier ist gleich am Max-Josephs-Platz, einfach in die Residenz gehen, unschauen - und ja, es gibt trotzdem Münchner, die hier noch nie waren.

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Ich wollte vergangenen Samstag mit Besuch schon hin, aber bei dem schönen Wetter wurde es dann doch mal wieder Schloss Nymphenburg, meine neue, wahre Liebe. <3

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