Ihr werdet jetzt sagen,

das ist ja furchtbar, und das mit den Toten am Grab kann man eigentlich nicht machen. Und gut, dass es bei Euch in der Stadt nicht so ist.



In der Stadt habe auch auch mal gelebt, und wenn Friedhöfe nie eine lustige Sache sind, so war doch dieser verdreckte, kleine Friedhof direkt an der grossen Strasse in Neukölln von allen Gottesäckern, die ich je gesehen habe, der Traurigste. Grabpflege ist scheusslich, aber diese totale Missachtung auf jedem einzelnen Grab ist schon mehr als schäbig. Das ist dann die andere Seite.

Deshalb mag ich diesen Dorftext von Isabella. Da gibt es auch noch ganz andere Traditionen auf dem Dorf, viele schöner, der Apfelstrudel, die Geschichten, die Sicherheit, dass man nicht verkommen wird, und andere, die sehr viel schlimmer wirken. Keiner geht da allein, das waren früher höchstens ein paar Wochen, aber heute kann das lang dauern, sehr lang. Ihr in den Städten, ihr wisst nichts vom Fluch der Tradition, und den Fluch des anonymen Todes werdet Ihr vielleicht gar nicht kennenlernen, weil selbst der zu teuer sein wird. Ihr kriegt dann die Pille.



Es ist immer so eine Sache mit Familie und Tradition und Geschichte und Erinnerung. Ohne das alles geht es meistens vermutlich sehr viel leichter. Gerade, wenn man jung ist. Aber die Welt, die die Jungen bauen, ist keine, der ich später mal schutzlos ausgeliefert sein möchte. Ich weiss, was in etwa sein wird, wenn ich alt werde. Aber die anderen werden an den Freiheiten krepieren, die sich die neuen Jungen dann nehmen werden.

Donnerstag, 18. Oktober 2012, 01:15, von donalphons | |comment

 
"Grabpflege ist scheusslich"
Vor ca. einem viertel Jahrhundert hab ich als verwirrter Schüler meinen Vater auf dem größten Friedhof der Welt beerdigt. Zum Glück verfügten wir über ein Familiengrab, denn der Friedhof war ansonsten nahezu "besetzt". Ein Jahrzehnt später haben wir meine Tante zu Grabe getragen. Das Familiengrab war "voll", und erst in ca. 100m Entfernung gab es eine Grabstelle für sie.
Vor 4 Jahren habe ich meine Mutter beerdigt. Ich hätte ihr ein Mausoleum von den Ausmaßen des Don´schen Stadtpalais bauen können. Nach und nach waren nämlich alle Gräber aufgegeben worden.

Heutzutage kauft man sich doch eher einen noch grösseren Flachbildschirm, ehe man scheussliche Grabpflege für die Omi betreibt.

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wer kann denn heute noch gräber pflegen ? denn wer wohnt noch da wo die eltern/sonstigen angehörigen verscharrt sind ?

wenn ich mich so umschaue, dann haben familientreffen oft eine zimlich miese CO2 bilanz ..

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Früher ging man zu Allerheiligen und zu Weihnachten auf den Friedhof, so wie man heute zur Documenta oder zur ff. Buchmesse fährt.
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Aber davor kommt ja noch, dieser, Dingens, Reformationstag.
Warum hat den noch keiner abgeschafft?

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@hm555
Bedauerlicherweise ist der Reformationstag faktisch abgeschafft, da das Marketing dieses komische Hello Wien gnadenlos durchdrückt!
Sie wissen schon, diese Veranstaltung, bei der man Kürbisse mit Kerzen beleuchtet, anstatt Tortelli mit Kürbis zu füllen !
sic transit gloria mundi !

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"bei der man Kürbisse mit Kerzen beleuchtet, anstatt Tortelli mit Kürbis zu füllen"

Bei näherer Betrachtung würde sich das noch nicht einmal ausschließen.

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@hm555: Leben Sie in Ostdeutschland? Denn nur dort ist hierzulande der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag.

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Was ist ein "anonymer Tod"?

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Oha - so jung schon Todesahnungen?

Nebenbei - die 'Friedwälder' florieren ja gerade aus den genannten Gründen. Auch hier auf dem Dorf sind es vor allem ältere 'Muttchen', die mit Harke und Gießkanne zu den Gräbern pilgern. Familienausflüge sehen anders aus ...

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Ach, der Reformationstag ist schon abgeschafft?
Dann ist ja gut!
Schlage vor, Hallo Wien zum Gegenreformationstag zu deklarieren.

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Als ich zur Grundschule ging, hatte ich noch an Josefi frei !

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@hm555: Und was für ein Problem mit dem Reformationstag haben Sie so?

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An diesen Rübenhaufen konnte unser Hund früher nie vorbeigehen. Meistens hat er für diese Rüben den kompletten Spaziergang ausfallen lassen. Wenn ich zurückkam, war er immer noch am knurpschen.

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Ich habe im September meinen Vater beerdigt, auf seinen eigenen Wunsch wollte er ein sehr schlichtes Begräbnis, das bei uns Wiesengrab genannt wird. Das ist eine Parkwiese, in der unter Bäumen Urnen bestattet werden. Er fand diese Weise schön und angemessen und sie war ihm näher als in einer Grabreihe aufgeräumt zu werden.
Ganz anonym wie ein Friedwald ist das Grab dort aber nicht, denn am Weg gibt es kleine Einlassungen auf der man einen Gedenkstein mit Lebensdaten und Namen setzen kann.

Und zur (Berliner) Friedhofskultur: dass sich die Bestattungskultur gerade sehr ändert (wieder mal, seit der Bronzezeit eigentlich wie oft?), sehe ich hier auf dem alten Matthäikirchhof, auf dem kunterbunt alle Nationen und Religionen nebeneinander liegen. Auf ihre eigene Weise. Und inzwischen hat die Friedhofsverwaltung auch die Schilder für die aufgelassenen Grabstellen ausgetauscht. Statt dem Berliner Kasernenhofton: "Die Ruhezeit ist abgelaufen", heißt es nun "Angehörige bitte melden".

Die Bestattungskultur des 19. Jahrhunderts die Sie, lieber Don, ja so traditionell finden, ist auch nicht besonders alt. In der Bretagne sah ich noch die Beinhäuser in Betrieb, in die dann höchst penibel die Knochen einsortiert werden, so war das, bevor die industrielle Elite sich die Familiengrabstellen für die Ewigkeit bauen lässt.

Und weil heute schönes Wetter ist, empfehle ich das Cafe auf dem Matthäikirchhof. Die Torten dort sind hausgemacht. Und die Nachbarschaft ist angenehm ruhig.

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Geschichten zu den Festen des Kirchenjahres finde ich überhaupt lohnend, sofern sie sich noch irgendwie in der Alltagskultur widerspiegeln.

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Dear Don, auch wenn es mal ganz anders ist als Ihre übliche Blogbebilderung, halte ich das erste Bild für einen ungewöhnlich gelungenen Griff - da sprechen mich wohl gerade sowohl Anselm Kiefer als auch die kalt-guten Seiten der norddeutschen Landschaft an. Es würde zwar eventuell die schöne motivische Unbestimmtheit der Rübenmiete wegnehmen würde, aber ein Großbild wäre sicher auch schön anzuschauen.
Das Thema Bestattung: ob der Friedhofshügel um die kleine, verlassene Kirche in good old England, der aus den Knochen von Hunderten meiner Vorfahren besteht, oder das karge Reihengrab, in das wir meine Großmutter bringen mussten, auf einem kleinen Karren gezogen von sechs alten Herren in Schiebermützen, mit Sicht auf die alten Kasernen und den Funkturm der Stadt - alles hat seine eigene Würde, solange wir es noch - forgive the old-fashioned term - in Würde halten. Das kann Grabpflege sein, aber auch einfach Respekt vor denen, die vor uns waren. Ansonsten halten wir es doch einfach mit Sophia Petrillo: when I go, put me in a steel sack and leave me on the curb with the cans.

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Wie begann unser demokratisches Zeitalter?
So:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pl%C3%BCnderung_der_K%C3%B6nigsgr%C3%A4ber_von_Saint-Denis

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Und das Titelfoto soll es so ähnlich in Russland auch als Wandtapete geben.
http://www.amazon.de/dp/B001PVED06/?tag=fbde8-21

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Hut ab, HansMeier und DA, Sie haben Kunstgeschichte nicht nur beschnuppert. DasHäufchen Rüben gewinnt da einig Dimension dazu. Was für ein Photo wenn Sie das Metawissen dazu teilen

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Schicksal
Ich kapituliere, ich gebe auf, es walten höhere Mächte. Es ist nämlich so: ich bin bei den Rougon-Macquart jetzt bei „Die Erde“. Eine King-Lear-Variation auf dem Lande inklusive verblendetem Altvater und nichtsnutzigem, landgierigem Jungvolk. Zu allem Überfluß ist schon in Kapitel 3 Allerheiligen einschließlich gelangweiltem Pfarrer, besoffenem Küster und ungläubigem Landvolk (eine Marien-Jungfrau ist hochschwanger). Offensichtlich spielen die Götter mal wieder Spielchen und Moira hat drei Sechsen gewürfelt. Sie können also davon ausgehen, Don Alphonso, daß Ihr Leben in den nächsten Wochen weiter mit Zolas Romanen synchron läuft. Da ich die nächstfolgenden Bücher schon kenne ist allerdings auch ein Blick in die Zukunft möglich. Mitte November sollten Sie nicht mit der Eisenbahn fahren (La bete humaine). Ende November wird es einen Börsencrash geben (L’Argent) und Anfang Dezember wird Hollande Merkel zwingen, die Eurobonds einzuführen (La debacle). Was Sie im Zusammenhang mit Le reve erwartet weiß ich nicht. Dieser Band ist für mich noch neu.

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lieber savall, ich beschwöre sie, lesen sie bitte nicht l'argent und meiden sie bitte auch la debacle, wenn sie schon über solche fähigkeiten zu verfügen glauben.

widmen sie sich doch bitte lieber ulysses, dann wird's wenigstens lustig und karnevalesk.

mal sehen, wie der don mit all dem oigohoi zurechtkommt.

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Ich bin es nicht, Donna Laura. Ich bin ja nicht der Mo aus "Tintenherz". Das ist Don Alphonso, der immerfort passende Beiträge zu den Zola-Katastrophen schreibt. Das Fatum will es...
"Ulysses" hatte ich erst vor drei Jahren. Man soll es nicht übertreiben. Vielleicht "Joseph und seine Brüder"?

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justine?

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Das kennt er schon, würde es aber nie zugeben. :-)

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