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Ich finde das Ergebnis der Grillini in Italien gut. Sehr gut sogar.

Zuerst einmal, weil mit jedem Angehörigen der Fünf Sterne jemand ins Parlament kommt, der einem Apparatschik, seiner Familie und seinen Freunden ein Amt und eine Einflusssphäre nimmt. 20% mehr Grillini bedeutet schlicht und einfach 20% Abbau des alten Systems.



Dann muss man neidlois anerkennen, dass es bei den Grillini ganz anders als bei den deutschen Piraten gelaufen ist. Startpunkt war die Wahl in Parma, wo ein christdemokratischer Bürgermeister und Hoffnungsträger mitsamt seiner Kamarilla wegen der Vergabe des Krankenhauses an Schmiergeldzahler festgenommen wurde. In Parma gingen dann die Bürger auf die Strasse. Und wählten einen Grillini nach dem Motto "Jetzt reicht es" mit 60%. Und seitdem läuft der Laden in Parma. Der Grillini hat die Pickel und Mitesser entsorgt und macht Politik, von der Italiener glauben, sie sei "deutsch". Siena wird vermutlich der nächste Ort sein, den sie nach dem Skandal der Monte dei Paschi knacken - dort sind es übrigens die Linken, die bis zum Hals in der unschönen Suppe stecken.



Und Beppe Grillo ist auch kein Pomader, der sich ins gemachte Nest setzt und es dann komplett ruiniert, sondern einer, der seit Jahrzehnten kämpft und rackert und dem man, egal wie man zu ihm steht, auch abnimmt, dass er ein anderes Interesse als BGE für sich selbst hat. Man muss sich verdeutlichen, dass in Italien grössere Unterschiede zwischen dem Streit und der Versöhnung als in Deutschland sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das alles sachpolitisch einrenken wird, ist gar nicht mal so schlecht. Und das Gewinsel der deutschen Medien, dass Monti keinen Fuss auf den Boden gebracht hat: Das kann auch nur Deutsche verwundern, die glauben, die Kanzlerette sei eine in Europa geschätzte Politikerin. Zwischen "wir hätten gern deutsche Zustände in der Verwaltung" und "wir möchten schon wieder eine deutsche Zwangsherrschaft" sind grosse Unterschiede, die man hierzuulande noch erlernen muss.



Das Gejammer für Neuwahlen kann man sich deshalb sparen: es würde nur Berlusconin und die 5 Stelle noch stärker machen. Der eine, weil er gelernt hat, wie man einen Teil der Wähler schlichtweg kaufen kann, auch heute noch. Und die anderen, weil die Wut über das System nicht kleiner wird. Die Leute sind nicht so doof, dass sie den Zusammenhang zwischen der - in Italien wirklich problematischen - Immobiliensteuer und der Korruption bei der Müllentsorgung nicht verstehen würden. Die wollen das anders und werden deshalb nicht anfangen, Bersani oder gar Monti zu wählen.



Und das Europa, das uns ACTA, Verbraucherschutz zjm Ermorden der kleinen Läden zugunstern der Multis und andere Wohltaten bringt, kann schon mal einen Tritt der Grillini ins Gesicht vertragen, zur plastischen Optimierung.

Montag, 25. Februar 2013, 23:33, von donalphons | |comment

 
ich besuche und beschäftige mich mit Italien schon seit Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts und sehe keinerlei Änderung.
1992 nach mani pulite und dem Zusammenbruch der ersten Republik und der DC und Craxi Bande, glaubte ich wirklich, eine Wende träte ein.
Was kam, waren Forza Italia und die Weichgespülten auf der Linken. Das System blieb oder wurde sogar schlimmer.
Auch die Regierungszeit der Linken unter Prodi und d'Alema hat nichts, aber auch gar nichts geändert.
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Darum hoffe ich sehr, Sie, werter Herr Alphons, haben recht mit Ihrer Einschätzung von cinque stelle!
Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!
Speriamo bene !

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Die fünf Sterne haben auch nur eine Chance, nämlich genau diese eine, und so etwas macht sie vielleicht etwas klüger. Man darf die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Es ist eine andere generation, die sie gewählt hat, und die Botschaft ist auch, dass man keine Reform des Bestehenden will, sondern einen Neuanfang. Es ist ja kein Wunder, dass sich Berlusconi jetzt an die Linke heranschleimt, um so weiter zu machen.

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Für die Bürokratie gilt das alte Motto frei nach Franz Josef Strauss:

Völlig egal, wer unter uns regiert.

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Genau das wird in Parma aufgebrochen.

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Vielleicht könnte das die Hoffnung sein, daß erst mal auf kommunaler Ebene eine Änderung passieren kann.
Ich bin mal gespannt, ob eine neue Regierung die Pläne weiter betreibt, die Zahl der Provinzen durch Zusammenlegung zu reduzieren.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht ist.
Vedremo.

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Wobei andere wiederum teilweise von Chaos in Parma seit Grillos Coup berichten (DiePresse). Im Gegensatz zur Forderung nach kostenfreien Kinderkrippe-Plätzen soll man dort eben die Krippen-Gebühren massiv erhöht haben, um die Finanzen zu entlasten...
Schockierend sind auch die braunen Ausfälle Richtung Roma-Zuwanderung...
Mich erinnert er eher an Ungarn's Orban

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Cosi fan tutti
In Wikipedia werden unter dem Stichwort "Beppe Grillo/ Kritik" wenig schmeichelhafte Details über ihn verbreitet.

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Der Tagesanzeiger berichtet heute, Beppe Grillo habe "sich zu früh gefreut", dank der im Ausland lebenden Italiener sei Bersanis Partito Democratico auch in der Abgeordnetenkammer stärkste Partei.

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@schrotsaege
Er ist also kein Heiliger. Sollte er das sein?
Jedenfalls ist jetzt die Situation da, wo man schnell sehen kann wie ernst er es meint. Die Grillinis müssen ja in keine Koalition um wichtige Wahlaussagen umsetzen zu können. Ich bin immer noch irritiert über die Behandlung Italiens gestern in den hiesigen Medien, einschließlich FAZ. Solch einen Gleichschritt hätte ich nicht erwartet.

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"Nehmen wir zur Abwechslung einmal an, dass Italiener im Schnitt nicht heftiger spinnen als Deutsche – hier ein Versuch."
(Von Andrea Dernbach im "Tagesspiegel" vom 27. Februar 2013)

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PS: Foto n°1 , ist das der Pomader bei einer Radtour zusammen mit dem Blogger A. ?

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Ich hoffe nicht, das ist Mantua!

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Am Springbrunnen. Hach!

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Sag mir den Termin!

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Der Zusammenhang zwischen Immobiliensteuer und Korruption ist mir nicht geläufig. Könnten Sie dazu ein paar Zeilen schreiben? Danke!

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Italiener sehen es so, dass sie eine inkompetente Regionalverwaltung mit Unsummen am Leben erhalten, und man ihnen zwar die Immobiliensteuer aufbrennt, aber die Lage - die Müllgebühren, der Zustand der Strassen - gleich schlecht bleibt. Es ist das problem Zahlung ohne Leistung. Ich muss etwas für meine Immobilie berappen, ohne dass der Staat etwas für mich und meine Immobilie tut.

Abgeshen dvon bringt die Immobiliensteuer tatsächlich all jene in Nöte, die auf Kredit gekauft und genau gerechnet haben, was sie sich ohne Steuer leisten können.

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Leider bin ich derselben Meinung wie Don Ferrando. Durch die Grillini wird sich nichts ändern, denn es sind zum Teil die ehemaligen DC Leute und die Jungen bestehen aus den üblichen Karrieristen bis auf wenige Ausnahmen. Ich bin nur neugierig, wie schnell sich die Grillini bei den Verhandlungen von Bersani bzw. Silvio kaufen lassen. Für Europa ändert sich eigentlich nichts, da Italien bleibt, wie es war.

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[/Klugscheiss] Das kennzeichnende Merkmal einer Steuer ist es ja gerade, dass diese nicht zweckgebunden ist, d.h. der Staat mit der Steuer machen kann, was er will. Anders wäre es bei einem Beitrag oder einer Gebühr, die immer einen Bezug zu einer Gegenleistung haben. [/Klugscheiss off]
Es wäre interessant zu wissen, ob es in Italien eine ähnliche Einzeilung der Abgaben gibt und wenn ja, wie sich die "Immobiliensteuer" in dieses System einfügt.

BTW seit ich das mit der Gebühr kapiert habe, sind die ganzen "Gebühren" die Private so gerne erheben, am Ende noch "Lizenzgebühren", im besten Fall nur sprachlich lächerlich, zeugen aber leider meist von der dahinterstehenden Denke. Der Deutsche will halt gerne ein Beamter sein, hoheitlich handeln und Gebühren kassieren, und nicht Dienstleister (Diener) sein, der eine Vergütung bekommt.
Fast genauso schön sind auch die ganzen Angestellten, die was von "Honorar" faseln, Entgelt meinen, und eben nicht Mitglied eines freien Berufsstands sind.

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@gbh:
Genau, und andersherum läßt sich mit dieser Nomenklatur ein wenig vernebeln, daß Showmaster, Fußballspieler und ähnliches ihre Millionengehälter direkt aus Steuern erhalten, denn es sind ja keine Steuern, sondern "Gebühren", die man dem arbeitendenen Teil der Bevölkerung dafür abpresst.
Vielen Dank auch an den Professor aus Heidelberg.

(Natürlich war das nicht der finanzverfassungsrechtliche Grund für die Differenzierung zwischen Steuern, Abgaben und Gebühren - aber wenn man das schon mal hat, kann man sich ja auch bequem damit einrichten...)

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"Der Deutsche will halt gerne ein Beamter sein"

Bla, bla, bla. Mehr ist zu solch einer dummen Aussage nicht zu sagen.

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Stonebridge ist schon arg undiplomatisch. Einen mehrfachen ehemaligen Ministerpräsidenten sollte er doch nur auf der Kirta(Kärwa/Kerwe im kleinen Kreis als Clown bezeichnen. Den Beppo Grillo unter seinem Hut als Politiker Clown zu nennen, ist auch kein Zeichen von politischer Weitsicht.
Der kanns nicht. Jetzt bitte einen neuen Gegner für das Ü aus der Uckermarck

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"Der kanns nicht" ist eine Interpretation. "Der will unbedingt zweiter werden" die meine. Und dann als Finanzminister, nicht als Außenminister.

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ok rr will
aber auch für einen Finazminister braucht es etwas mehr Takt, Feingefühl, Höflichkeit, Charme als Stone oder Schäuble je aufbringen könnten.
Ich als fühle mich wie eine Zitrone in der Küche des Dons. Nach dem Kochen.

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als finanzminister bräuchte es einen menschen mit dem feingefühl eines axt schwingenden berserkers ...

der größte streit dürfte in der kommenden koalition doch dazu ausbrechen, wer dem neuen DBank chef den geburtstag ausrichten darf. kanzleramt oder finanzbummdings

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