Das Ficken einer Googlebotine

Ich habe bekanntlich eine Vorliebe für Frauen, die vom Rest der Männerwelt als schwierig, zickig, verwöhnt, Luxusweibchen, dreist und unnatürlich eingstuft werden. Ich kann Frauen drei Stunden beim Kauf von Unterwäsche begleiten und immer ein Stück Torte mehr in ihnen versenken, als sie es selbst für möglich gehalten hätten. Ich bin flexibel, anpassungsfähig und neuen Erfahrungen aufgeschlossen, selbst wenn ich danach aussehe, als hätte ich mit einem Panzer geschlafen. Ich mag das. Ich habe sogar einmal eine Nacht mit einer überzeugten evangelischen Christin überlebt, ohne mich danach zu alkohlisieren. Gut, so was Perverses wie ein CDU-Mitglied war noch nicht dabei, denn ganz doof bin ich auch nicht.

Aber was es bei mir garantiert nicht mal in die Nähe eines heimischen Hutschenreuther-Tellers schaffen würde, wäre eine Frau, die bei einem Date aufspringt und irgendwas Kulturelles googelt, um mir dann mit dem im Internet gefundenen Müll zu imponieren. Zumal die auch nur bei einem kleineren Kulturdiskurs aufs stille Örtchen rennen müsste, als wäre ihre Blase bei einem komischen Spiel mit einer Champagnerflasche geplatzt - oder was Leute, die weniger als 3.000 Bücher haben, sonst am Abend so tun. Und der Geruch so einer Handykrüppeline nach dem 20 Besuch auf dem Klo ist auch nicht mehr zu retten. Statt solchen Dummbratzen kann ich mir gleich eine echte Googlebotnutte am Datenhighway nehmen, da stehen ja genug rum. Da weiss man, was man kriegt. Müll, aber man muss damit nicht ins Bett gehen.

Manchmal frage ich mich, mit was für einem abartigen Menschenbild Werber, Produktentwickler und Marketingleute unterwegs sind. Andererseits war ich oft genug beim Afterwork im Foyer vor dem Klo, um zu wissen, welchen mit 100-Euroscheinen genossenen Substanzen solche Hirnscheisse entspringt. Vielleicht sind sie auch nur schon so koksverseucht, dass sie selbst alles ergoogeln müssen, weil der, äh, na, wie heisst das, Moment, Suchabfrage "Wie heisst das was auf dem Hals sitzt und der Mund zum Schlucken drin ist", ach so, der Kopf das nicht mehr mitmacht. Was dann als Vorbild für Werbespots für die junge, dynamisch-mobile Zielgruppe genommen wird.

Samstag, 27. August 2005, 13:26, von donalphons | |comment

 
Wahrscheinlich ein Fall von Storytelling
eines umtriebigen Unternehmensberaters namens Müller (oder ein zukünftiges Geschäftsfeld für Don Alfonso?).

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Das wären Sexstories, die niemand lesen wollte.

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Kommt auf das Produkt an. Wie wäre es mit einer Sex-Hotline? Slogan: "Mit web’n’talk sind T-Hotline Kunden „Einfach einen ...ick voraus“.

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Korrigiere mich
der letzte Kommentar war vielleicht etwas missverständlich. Aber wie wäre es mit Porzellan und der hübschen Geschichte dazu. Slogan hierfür:

Nimmst Du das Geschirr von Meissen,

sich die Elitessen tun ranschmeissen.

Nimmst Du das von Hutschenreuther,

kommst Du noch ein Stückchen weiter.

Nimmst Du das von Villeroy,

bist Du endlich dann ihr Boy.

So oder ähnlich. Hmmm... Na gut, ich weiss :O)

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Zum Frühstück gibt es Rosenthal

So vergrösserst Du die Mosenzahl

die gewandelt durch Dein Lager.

Ikea nehmen nur Versager!

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Ok, ich seh es ein :-). Ein hoffnungsloser Fall.

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Wie wäre es mit

Willste pudern oder peepen
eine Frau vielleicht zum mieten
oder online lautes Quieken?
Das kann nur T-Mobile Dir bieten.

Suchst Du nen spendablen Geber
einen muskulösen Wagenheber
oder einen Seitenspringer?
T-Mobile findet die dicksten Dinger.

Oder bist Du gar vom andern Ufer
oder Prügel-Peitschen-Sucher?
UMTS und Handy helfen weiter
bezahle uns und und werde heiter!

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Das Problem ist, ich habe Schreibhemmung bei den F..k-Wörtern. Aber das Wort "Arsch" ist kein Problem für mich. Deshalb:

T-Mobile schenkt Dir Freiminuten,
doch dafür tust Du 2 Jahr bluten.
So kriegen sie Dich am Arsch,
drum unterschreib! Marsch, Marsch.

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Und die Moral von der Geschichte:
Der M-Commerce hat eine hohe Arschloch-Dichte.
Auch wenn Du ficken kannst nicht schreiben
sollst Du beischlafend besser offline bleiben.

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OK, gewonnen.

Man reiche ihm den Lorbeer-Kranz und hebe ihn auf das Podest.

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Jaja, macht mal nicht so´n Aufstand...

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Um die Diskussion mal wieder aufs Thema zu bringen:

Manchmal frage ich mich, mit was für einem abartigen Menschenbild Werber, Produktentwickler und Marketingleute unterwegs sind.

Das passt doch zum gesellschaftlichen Trend. Allerorten bekommt man "Kanons":
- Bücher, die man gelesen haben müsste
- Filme, bei denen man die Dialoge mitsprechen können sollte
- die 1000 wichtigsten Hits aus 50 Jahren Pop-Musik
- "Richtiges" Benehmen - Anti-Blamier-Kurse" boomen
- Quiz-Sendungen, die Allgemeinbildung und "Wissen" abfragen

Mitreden, Mitschwimmen, Konformismus. Alles gestützt auf das Internet. Innerhalb von wenigen Minuten weiss man Dank google alles über die Sitten und Gebräuche von Teenies in der venezuelanischen Pampa. Ist zwar "Unwissen", da es vollkommen unrelevant ist, kann aber auch eine Bürde sein, weil es Erwartungen weckt.

Mal ein Beispiel. Als ich meine erste Abschlussarbeit an der Uni schrieb (so 1988/89), mussten alle Quellen per Hand erschlossen werden. Bibliographien, Fernleihe (6-8 Wochen). Was man nicht gefunden hat, gab es nicht. Heute kann man praktisch alle Dissertationen zu dem Thema weltweit online erhalten, alle relevante Tagungen nachverfolgen, statt Fernleihe habe ich die Artikel innerhalb von Minuten als pdf auf dem Tisch, und graue Literatur nimmt mittlerweile einen grösseren Umfang ein, wie echte wissenschaftliche Veröffentlichungen.

Der Zwang, überall mitreden zu müssen entspringt auch dem "Information-Overload". Damit souverän umzugehen ist schwer. Da muss sich jeder selber an die Nase fassen, wenn er blogs liest, in denen jedes Schräubchen des neuen Macs philosophisch hinterfragt wird.

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Ich würde niht unbedingt die alten Zeiten loben:

- Wir hatten Deutschlehrer, die Bücher nur aus dem Kindler kannten
- Wer nicht in Star War I war, konnte auf dem Pausenhof einpacken
- und unsere Mütter dachten, dass wir besser lernen sollten, mit Büchern unter den Armen zu essen

Was sich ändert, sind die Methoden, aber aus den Methoden heraus leitet sich eine Veränderung ab, die verflachend wirkt. Am Ende steht dann der Glaube, dass ein Päärchen so hohl und voller Fakes ist wie im Spot, dumm, ungebildet, ahnungslos und Infokrüppel, die ohne technische Krücken nicht kommunizieren können.

Insofern bin ich dann auch skeptisch, was Wissensvermittlung und soziale Kompetenz durch Blogs oder Ähnliches angeht. Wenn ich mehr Informationen habe, muss ich auch mehr auswählen; dadurch wird nichts einfacher, auch wenn man mir techniche krücken wie RSS zur Kontrolle an die Hand gibt. Man kann halt nicht 3000 Artikel am Tag kognitiv erfassen, sondern nur 10, wenn man sich anstrengt, der Rest ist am nächsten Tag vergessen. Und manchmal ist es eben simpler, einfach jemanden zu fragen, als sich durch den Internet- oder Wissenschaftsdatenmüll zu wühlen.

Das Internet beschleunigt und erweitert, aber es verbessert nicht. Wer nicht mit einer ausgesprochen guten Basis in die Sache reingeht, wird hier kaum etwas dazugewinnen; es sei denn eine Menge handshakes mit anderen Idioten wie er selbst. Insofern kriege ich auch immer die Krätze, wenn ich das dummdreiste Geschwätz von Mario Sixtus und seinen PR-oletisierenden Kumpels diverser im Text nicht genannter Firmen lese, Stichwort "Humanisierung", die man nicht verpassen dürfe, wegen der besonderen Chancen.

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Dieses ganze alarmistische Gewichse
von wegen "wer nicht bald...der verpasst..." verkennt schon allein die Tatsache, dass die vielzitierte digitale Spaltung erster Ordnung keinen interessiert. Platt gesagt: Wer heute kein Internetz hat und kann, brauchts wahrscheinlich auch nicht. Punktum. Und die digitale Spaltung zweiter Ordnung, ja meine Güte, diese Gesellschaft hat nun wirklich ein paar andere Sorgen, als dass wir uns Gedanken darüber machen müssten, ob auch genügend bunte-Bildchen-Anklicker den Dreh zur "social software" kriegen. Wenn die Bloggerei und das ganze Bildergeflickr drumrum ein Nischenphänomen bleibt - so bugger what?

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An der Stelle könnte man übrigens auch mal über Schleichwerbung bei der Zeit reden - zufällig beschreibt "Medienforscher" Thomas Burg genau das, was die von ihm als Unternehmer gegründete Firma so treibt.

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Das Gerede von der Spaltung ist soooo 1999 - damals gab es die, die im Internet viel mehr für ihr Geld bekamen, immer den besten Preis, immer die schnellste Info, und alle anderen waren die Idioten...

Wobei ich die sozialen Aspekte des Bloggens sicher nicht missen möchte. Das Ergebnis ist aber in fast allen Fällen inclusive meiner Bücher nicht irgendwelches Buzz oder Jobs oder sonstwas, sondern viele gute Gespräche und Cafebesuche ohne tieferen Bedeutung jenseits des Moments und des persönlichen Vergnügens. Das ist toll - der Rest ist irrelevant bis Schwachsinn.

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... und Vorzeige-Journalist Sixtus macht ein Interview mit einem herausragenden Experten. So läuft das halt im "Web 2.0". Ein grosses Netzwerk, wo man dann die Leute wieder trifft, die man eh schon lange kennt. Weil: Und manchmal ist es eben simpler, einfach jemanden zu fragen, als sich durch den Internet- oder Wissenschaftsdatenmüll zu wühlen. So ähnlich wie beim Urlaub auf Mallorca, wo man am Strand der halben Nachbarschaft zufällig begegnet.

Was den Information-Overkill anbelangt (da spiele ich gerne den Kulturpesimisten): Das hat auch etwas mit der Freizeit, aber auch mit dem Wohlstand zu tun. Anscheinend gibt es genug Leute, die die Zeit - und das Geld - haben, sich Sexinthecity nochmal auf DVD zu besorgen und ins Regal zu stellen. So werden Klassiker heutzutage gemacht.

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Und die, die man nicht treffen will, mobt man eben raus. Das passiert im Moment im Kampf der Blogberater, bei den Bloghostern mit ihren Zahlenspielereien, bei Kongressen werden potentiell Andersdenkende von den Social Software Vordenkern ausgeschlossen, dafür ist mit den alten Freunden alles supi - aber Seilschaften? Aber nie doch!

Ich denke, dass der SATC-Erwerb mehr mit dem Wunsch nach einer Mitte im Leben zu tun hat - man definiert sich nach dem Vorbild besagter Damen und will es als selbstvergewisserung im Regal stehen haben. Die DVD als dauerhafter Fetisch in einer unsicheren, schwankenden Epoche, wenn man so will.

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