1 & 1 = 0

Eine typische Anja-Tanja-Geschichte: Da überlebt 1&1 den Crash der New Economy ohne grössere Schäden, kauft sich mit Web.de zu GMX ein kleines Imperum zusammen - und dann stecken sie Millionen in ein Rennboot für den America´s Cup. Fürs World Wide Image.

Und stehen unter voller Beobachtung der Medien. Und sind im Rennen so schnell wie der erste Dotcomtod-Server, der bei 50 Leuten auf der Seite zusammenbrach. Und liefern sich vor Gericht einen Machtkampf, als wäre man der Vorstand eines absaufendes Startup. Und das ganze heisst dann noch grosskotzig "Team Germany".

Tolle PR-Kampagne. Millionen rausschmeissen, damit die anderen Teams was zu lachen haben. Und das Image eines inkompetenten Verliererhaufens bekommen, der komplett unfähig agiert. Schlimmer geht´s eigentlich nicht. Zu blöd, dass man den Ideengeber nicht feuern kann - der sitzt an der Spitze der Firma.

Dienstag, 4. Oktober 2005, 10:45, von donalphons | |comment

 
Aus meiner Seglersicht
sind die Gerichts- und Personalpossen auch komplett peinlich und überflüssig. Kein Wunder, dass die Allianz, BMW und T-Systems andere Teams sponsorn.
Seglerisch sind die gar nicht so schlecht. Man muss bedenken, dass das Ganze erst kurz vor Schluss zu einem Team wurde und daher kein aktuelles Boot und keine eingespielte Mannschaft zur Verfügung steht. Die Lösung war, dass man ein altes Boot aus der letzten Saison kauft und mit diesem das Team trainiert und die Auswahl der Crew trifft. Nicht unüblich und bisher sind das ja auch alles noch Vorwettbewerbe, daher ist die Zielvorgabe auch nur Platz 9 (von 12).
Der Sieg über die Latin Rascals war deshalb eine ganz beeindruckende Sache, denn man hat genau deren altes Boot gekauft, ein bischen was geändert und die dann mit dem alten Boot besiegt. Das ist keine schlechte Leistung. Jesper Banks als Skipper ist auch nicht unbedingt jemand, den die anderen Teams auslachen. Wenn die jetzt auch auf organisatorischer Seite ihre Klamotten beisammen kriegen würden…
(Abgesehen davon ist es mein Eindruck, dass das eher ein privates Ding von Dommermuth ist und der das Ding eher aus Steuergründen bei 1&1 angesiedelt hat.)

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und übrigens sollte man sich das Forum der Zeitschrift Yacht mal ansehen, wenn einem das Heise-Forum zu intellektuell geworden ist. Gute Güte.

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Das ist sehr schön:

http://www.zeit.de/2003/35/Dommermuth-Portr_8at

Kein Wunder, dass die Chemie zwischen den Seglern mit "Yachtclub-Sozialisation" und dem Eigner nicht stimmt. Der Mann muss für den ganzen Americas-Cup-Circus eine ziemliche Zumutung sein.

Das Chefzimmer von Ralph Dommermuth ist nicht geschmacklos eingerichtet – sondern komplett geschmacksfrei.
Seine Freizeitbeschäftigungen sind, neben einer unverschämt großkotzigen Yacht und einem dezenten schwarzen Ferrari." Den man auch mit Bauch und ohne Haare fahren kann“), „dösen, träumen, Schaufenster gucken“. Das sagt immerhin einer der erfolgreichsten Internet-Unternehmer Deutschlands und er klingt dabei ein bisschen wie Ingrid Steeger an drehfreien Tagen. Er wolle sich eben den Kopf freihalten, sagt er. Es sei ein echter Vorteil seiner Branche, dass man nicht verzweifelt behaupten müsse, man lese Biografien, höre Chopin oder liebe den südamerikanischen Tango.
Man kann sich gut vorstellen, dass er eine Vorliebe für Tom und Jerry hat und Pfanni Kartoffel-Rösti mag. Daheim, im Westerwald. Wo es Tiefgaragen gibt und Parkplätze im Grünen.

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So ist das halt im Westerwald. Aber im Gegentum zu Sascha, Harlos oder Häfele höchst erfolgreich, bisher jedenfalls.

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Das Theater versteh ich nicht. Leben und leben lassen. Wen interessiert eigentlich wirklich, welche Farbe Dommermuths Unterhosen haben und aus welcher Richtung der Wind vor seiner Garage weht? Gibt es da Zusammenhaenge mit dem heute in Quangdong umgefallenen Reissack? Fuer eine Antwort des Chinakorrespondenten der Zeit bedanke ich mich vorab und wuensche noch einen schönen Tach.

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Der Zeit-Artikel ist schon eine ziemliche Frechheit. Da hat ein Schöngeist neidvoll gesehen, dass intellektuelle Kulturbeflissenheit nicht zwingend für den finanziellen Ruhm gebraucht werden.

Keiner braucht solche Portraits. Der Text ist nun mal da. Und es ist interessant zu sehen, dass hinter manchen persönlichen Konflikten sich dieselben Dinge verbergen, wie zwischen der Ingolstädter besten Gesellschaft und neureichen Eidabeis.

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ich habe mir leider auch die Muehe gemacht den Artikel bis zu Ende zu lesen, leider, leider. Denn es war nichts anderes darin zu entdecken als die Huberei eines zukurzgekommenen.

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Nun, anscheinend
braucht doch jemand solche Porträts, allerdings wundere ich mich immer wieder, dass es noch Zeitgenossen gibt, die sich der geschätzten Kollegin K.W. freiwillig vor den Gewehrlauf stellen. Neid kann ich bei der Autorin, die ich persönlich kenne, einigermaßen ausschließen, da laufen ein paar feinstofflichere Prozesse ab...

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Wie sagt nicht das schöne arabische Sprichwort, das einem die israelis sagen, wenn man unbedingt auf eigene Faust in den Gaza will? "Wer sich zu den Schlangen legt, darf sich nicht wundern, wenn er gebissen wird."

Und Kriecherportaits gibt es heute schon genug.

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Neid wollte ich gerade nicht unterstellen, feinstoffliche Prozesse, mhh, gut. Du kennst Sie und bist im Vorteil:-)

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Das mit dem Neid
kam auch eher von Herrn Strappato. Dass ich die Verfasserin kenne und persönlich durchaus schätze, heißt aber nicht zwingend, dass ich diese Art von Geschichten vorbehaltlos gut finde. Ob die Kunstgegenstände des Herrn D. zusammenpassen oder ob sein Vorgarten in Montabaur nach dem letzten chic arrangiert ist, das sagt meines Erachtens nur den Lesern was, die sich in diesen Fragen noch an Sybil Gräfin Schönfeld und Konsorten orientieren. Für den Rest der Menschheit ist das pillepalle.

Das beste Beispiel lieferte sie mal in einer Konferenz, in der sie über jemanden, den sie porträtieren sollte, den Satz sagte: "Das ist auch so einer, der sich Terrakotta-Übertöpfe auf den Balkon stellt." Ob das nun ne Riesenbeleidigung war, einfach eine Chiffre für pseudoaufgeklärte Spießer oder eine wertneutrale Feststellung, keine Ahnung, wir haben es nie erfahren. Aber wir lernten: Der Trick besteht darin, diese Wertungen nicht explizit auszusprechen. Die Wissenden, die die Signale zu deuten wissen, die sehen bei der Lektüre natürlich völlig klar, ob das als "Hosianna" oder "kreuzige ihn" gemeint war...

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Nun sollte man in diesem Falle bemerken, dass die oben erwähnte gräfliche Etikettenschwindlerin in ihrer Zeit qua geschöntem Photo das ist, was Photoshopmerkl heut ist: Ein unsäglicher Betrug am Rezipienten. Und was ihre Bücher angeht: In Häusern, in denen man so etwas zu brauchen glaubt, verkehre man nicht.

Ich fand das Portrait übrigens ganz treffend. Und die Autorin sass vielleicht auch shon mal im fleckigen Morgenmantel in der versauten Küche auf der Suche nach der Tasse ohne Mikrobenkultur.

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In Häusern, in denen man so etwas zu brauchen glaubt, verkehre man nicht.

Haha, das ist natürlich die beste Faustregel. Die es noch dazu jedem, der nicht mit dem goldenen Klistier im Arsch aufgewachsen ist, nochmal so richtig reinkloppt: vergiss es, Du wirst nie dazugehören, selbst wenn Du irgendwann mal gerallt haben solltest, welches verf***te Gäbelchen wann beim Dinner in Einsatz kommt. Das ist der dezente Subtext, der mir bei solchen Geschichten manchmal leicht aufstößt.

Und dabei isses gar nicht so entscheidend, ob die Autorin selber 24 Stunden am Tag nen Stock im Hintern hat oder souverän genug ist, die Regeln, die sie verinnerlicht hat, auch mal brechen zu können. Letzteres ist durchaus der Fall...

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Nein, das ist es nicht. Ich gehe jederzeit in Häuser, in denen andere Benimmbücher stehen. ich habe selbst sehr viele davon, von Castigliones Hofmann über die Halacha bis zu Bücher über die Verwendung von Tafelaufsätzen.

Aber was ich auf den Tod nicht ausstehen kann, ist diese "Gräfin sagt dem Proll wie er Pfote geben soll"-Attitüde, mit der die Frau in der Zeit und ihren Büchern auftritt. Genau diese 9,99-Euro-Grabbeltisch-Etikette, dieses "Halte Dich an meine Formen, das reicht dann schon"-Getue finde ich abartig. Diese erbärmliche Fixierung auf die abgetakelten Sitten des Historismus, das Leugnen der Offenheit der Kultur, das Beharren auf die Asche einer Bürgerlichkeit, die es so nur in Backfisch-Romanen und bei Babs Cartland gab - das alles nervt. Ich mag barocke Tafelfreuden. Ich habe das zeitgenössische Besteck, und ich lege es natürlich so hin, wie es heute nicht mehr Sitte ist.

und dann will ich die Olle mal sehen, ob sie die Vorschriften des 18. noch kennt, oder sich tierisch blamiert, wenn die das Besteck umdreht.

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Ach so, und die Gäbelchen - von aussen nach innen ist nie verkehrt, wenn man a la russe gedeckt hat (was bei uns übrigens auch erst gegen 1890 aufkam).

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Ach so, verstehe.
Dann sind wir uns ja einig. Ich wäre auch der letzte, der den Nutzen zivilisierter Umgangsformen in Abrede stellen würde, aber diese Stock-im-Arsch-Attitüde der Gräfin hat mir auch schon immer die Knarre durchgeladen.

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