: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 25. Oktober 2005

Dirt Picture Contest - Outsourcing

der surplus facilities in den public space nach Art der hiesigen Elitessen. Den Gang müssen alle anderen entlang laufen.



Vielleicht kommt die Besitzerin ja aus Berlin. Später mal wird sie immer fordern, dass der Staat gefälligst die Rahmenbedingungen verbessern soll, und ihre Mitarbeiter Untergebenen mit einem staatlich geförderten Sozialplan freistellen, um dann irgendwo im Osten bei ausgesetzten Umweltauflagen neue Jobs auf Probe zu schaffen.

Oder jemand ehelicht sie weg, dann muss "nur" die Putzfrau leiden.

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Der 3i-Boo, der nicht kam

Ich hatte in Erwartung des Kaufs des Berliner Verlages durch eine englisch-amerikanische Investorengruppe eigentlich einen Text vorbereitet, über die Pleiten und Pannen des Konsortiumführers - neudeutsch Lead Investors - 3i. Die Gesellschaft hat einen famosen Ruf in der britischen Wirtschaftsgeschichte bei der Modernisierung des Landes nach dem zweiten Weltkrieg, aber auch eine schlechte Fama hier in Deutschland durch die Übernahme des damals grössten deutschen VCs Technologieholding - bekannt geworden u.a. durch die Börsengänge von Intershop und Brokat. Das ergab damals einen ganzen Sack bösester Geschichten, ein Aufenthalt im Portfolie war für die Startups so gesund wie in einer Peststation. 3i hat nie bekannt gegeben, wieviel sie hier bei ihrem missglückten Markteintritt verloren haben, aber es dürfte einem Totalverlust recht nahe kommen.

Jetzt hat sich 3i aber aus dem Kauf der Berliner Zeitung verabschiedet, die anderen Partner machen es alleine. Schlecht für meine Geschichte, ganz schlecht für die Journalisten in Berlin - wenn selbst 3i keine Lust mehr hat, wird das ganz, ganz böse. Ich sag´s mal so: Wer von den Leuten dort eine Hypothek auf das Haus hat, sollte besser heute als morgen verkaufen. Die Renditeerwartungen können nur erreicht werden, wenn die Arbeit nur minimal attraktiver ist als Arbeitslosengeld II. Und das wird auf die anderen Verlage durchschlagen, denn was der eine Controller schafft, versucht der andere auch.

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Sehr zu empfehlen - keine Spülmaschine.

Gestern kam die Frage der Integration einer Spülmaschine in ein stilistisch stimmiges Interieur auf. Eine Frage, die mich erst etwas fassungslos zurückliess; ein wenig so, als hätte mich ein Priester nach einem Herrgottswinkel in meiner Wohnung gefragt, oder eine Elitesse nach einer Glotze. Ich weiss nicht, wie man darauf kommen kann, dass ich mich um eine Spülmaschine bemühen würde. Der Besitz einer solchen Sache ist nachgerade widernatürlich, wenn man den von mir bevorzugten Lebensstil vertritt.

Denn eine Spülmaschine mag zwar Geschirr auf den ersten Blick irgendwie sauber zu machen, ist aber das beste Beispiel für kulturelle Verwahllosung bei gleichzeitig völlig untauglicher technischer Umsetzung. Sie ist das Paradebeispiel für eklatanten Mangel an Stil und auch an Gastfreundschaft, denn wer dieses Ding zu etwas anderem als zur Lagerung von Katzenfutter benutzt, hat schlichtweg nichts, womit man die Gäste verwöhnen könnte.

Das Wichtigste zuerst: Spülmaschinen sind angesichts der zu reinigenden Objekte völlig ungeeignet. Man nehme eine alte, versilberte Gabel und tue ihr 100 mal das Verbrechen einer Spülmaschine an. Einerseits wird die Maschine alle Kanten angreifen und dort die Versilberung beschädigen. Denn der Dreck sitzt in den Vertiefungen und Zinken, und um dort noch ausreichende Wirkung zu erzeugen, geht die Maschine mit übermässiger Kraft ran. Und zerstört dadurch auch beste Auflagen. Dass die Unterbringung von mehreren Besteckteilen in kleinen Käfigen die Oberflächen verkratzt, ist ein weiterer Grund, nicht daran zu denken, dergleichen in die Wohnung zu lassen.

Andererseits ist es nicht jedem gegeben, das zu benutzen, was nach 500 Jahre kulturellem Auf- und Abstieg von der Gabel geblieben ist - ein uneleganter, fetter, vorne mehrfach breit gekerbter Halblöffel mit kurzem Stil, multifunktional vor allem zum Schaufeln geeignet in 5 cm Flughöhe des Unterkiefers über dem Teller. Diese Formdegeneration ist zwei Gründen geschuldet: Zum einem würden sich die Tellerschaufler mit richtigen Gabeln und ihren langen, dünnen Zinken die Augen ausstechen, hätte dergleichen Werkzeug bei der Annäherung von Maul und Frass zu wenig Raum. Dazu kommt, dass in weiten Teilen der Bevölkerung die Gabel auch noch falsch gefasst wird und mit den Zinken nach oben, dem Löffel ähnlich geführt wird. Da werden vier eng stehende, 6 cm lange Silberstachel schnell zur lethalen Fazialpallisade.

Zum anderen liegt diese Rückentwicklung auch an der Spülmaschine, die bei den engen Zwischenräumen der echten Zinken und ihres quadratischen Querschnitts nicht in der Lage ist, Essensreste auch nur ansatzweise zu entfernen. Jedem Besitzer eines solchen Apparats sei empfohlen, mal genau zwischen die Zinken seiner Gabeln zu schauen - und sich dann zu überlegen, ob man dergleichen nicht besser mit der Hand macht. Kleiner Tipp: Mit den Zinken den Schwamm bis zum Anschlag durchbohren reinigt schnell und zuverlässig. Das gleiche gilt übrigens auch für Messer und überhaupt alles Metall, das nicht vollkommen glatt ist.



Tödlich sind Spülmaschinen auch für jedes Glas mit geschliffenem Rand. Wer dergleichen ein paar Mal in den schwarzen Schlund der Maschine tut, bekommt Absplitterungen und scharfe Grate. Die Gläser kann man danach wegschmeissen. Vergoldetes oder bemaltes Porzellan hat in der Spülmachine ebenfalls nichts, absolut nichts verloren. Desto wertvoller die Stücke, desto weniger ertragen sie. Auch hier geht die Maschine vor allem an die empfindlichen, vergoldeten Kanten statt in die Mitte, wo sich der Schmutz befindet. Das kann der Mensch mit dem Schwamm, warmen Wasser und Tuch weitaus besser und schonender. Der Mensch ist klug, die Maschine ist strunzdumm. Der Mensch macht sauber und glänzend, die Maschine wischt rum - und danach muss man ohnehin alles nochmal überprüfen, denn bei der Mielemafia bleiben irgendwo immer Schmutz und Schlieren. Dann besser alla mani pulite. So, und nur so entstehen Erbstücke, die Enkel lieben, weil sie schon als Kind davon die Erdbeertorte essen durften*.

Aber, werden manche sagen, ist mir doch egal. Ich hab sowieso Ikeageschirr und Pressglas und Edelstahlbesteck, und wenn es kaputt ist, kauf ich mir neues, ich mein, bevor ich da stundenlang in der Küche stehe... Diesen Leuten seien zwei Dinge mit auf den Weg gegeben. Eine Spülmaschine nimmt einen Quadratmeter Wohnfläche weg, hat hohe Anschaffungskosten und steht bei kleinen Haushalten meistens nur rum. Das heisst, das Ding ist teuer, braucht Strom und Wasser, kostet Geld, und das wiederum muss erarbeitet werden. Womit die Zeitersparnis schon wieder beim Teufel ist. Auf der anderen Seite ist Spülen eine geistig vergleichsweise anspruchslose Tätigkeit. Man kann sich nebenbei Texte überlegen, bei Händel falsch mitsingen - Al lampo dell'armi quest'alma guerriera vendetta farà - die Hausfrau umcircen oder küssen, und, wenn man denn werthaltige Utensilien besitzt:

Dann hat man was in der Hand, was einem gefällt. Silber schmeichelt der Haut, das kk Concordia Porzellan funkelt, und der Schälschnitt schwerer Baccaratgläser über das sanfte Tuch gleitet - das hat auch eine enorme, haptische Dimension. Man ist nicht die Putze für den Haushaltsmüll, man pflegt schöne Dinge. Das macht Freude. Es ist ein Genuss. Den vielleicht nicht jeder nachvollziehen kann, was auch in Ordnung ist. Trotzdem, wenig ist so überflüssig wie eine Spülmaschine - nur das Merkel als ahnlich dümmlich agierende Mechanik an der Staatsspitze geht da noch drüber.

* Disclaimer: Es sind keine Erbstücke abgebildet. Leider tendieren die Mütter besserer Familien dazu, nicht nur alle Erbstücke der Ahnen an sich zu reissen, sondern sie plündern auch hemmungslos die zugekauften Bestände ihrer Kinder. Und wenn sie wüssten, dass sich altes Bernadotte in der Kommode befinden würde... zum Glück können sie mit dem Internet nicht umgehen.

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