Nüsse
Vom Küchentisch aus hatte ich in etwa den gleichen Blick, den ich jetzt auch habe, über die Schule hinweg zum gotischen Dom und dem Kollegium. Nur ein Stockwerk tiefer. Da sass ich am Tisch mit den grünen Beinen und der weissen Platte, trank Zucker mit etwas Tee aus einer orangen Tasse und brabbelte etwas vor mich hin, ohne zu ahnen, was ich bewirkt hatte. Denn sieben Jahre zuvor standen meine Eltern vor einem Waffengeschäft, sahen sich Pistolen an, und überlegten sich, wie es damals unter jungen Leuten der besseren Familien üblich war, ob eine Anschaffung derselben und ein Niederschiessen eines gewissen bayerischen Politikers nicht das Gebot der Stunde sei. Aber dann machte mein Vater meiner Mutter einen - der Zeit entsprechend - coolen, Bürgerlichkeit verachtenden Heiratsantrag, weshalb besagter Politiker und ich das gleiche Erdenrund bevölkern durften.
Weil alles so schnell gegangen war, zogen sie in die Wohnung im Stammhaus, und merkten schnell, dass so eine Wohnung weit oben für Kinder nichts war - mir machte das Rumturnen am Fenster 12 Meter über der Strasse und das Runterkugeln über die steile Treppe, an deren Ende ich mit einem lauten Rumps an die Tür meiner Grossmutter knallte und von der schwer geschockten Frau Süssigkeiten einfordert, höllisch Spass. Aber einmal hatte meine Mutter meine Klettereien am Fensterrahmen beobachtet, und seitdem sassen sie und mein Vater jeden Morgen über der Zeitung und strichen darin was an.
An einem Wochenende griff mein Vater zu Telefon, wir Kinder mussten das Frühstücksgemetzel mit im Wortsinn aufgeschlagenen Eiern beenden, und dann ging es mit dem grossen, dunkelblauen BMW hinaus aus der Stadt zu einem mittelgrossen Haus, das zu verkaufen war. Meine Mutter lief durch den grossen Garten, mein Vater sah die soliden Wände, gemeinsam begutachteten sie die Nachbarschaft, in der damals das gehobene Bürgertum lebte, und wenig später war das süsse Leben über den Dächern der Altstadt für zwei Jahrzehnte vorbei. Wir zogen, wie fast alle jungen Familien, in die grüne Vorstadt. Ich bekam eine Schaukel, von der man aus bis zu 2,5 Meter Höhe springen konnte, ein ähnlich hohes Holzhaus, und wenn es wirklich nicht zum Knochenbruch reichte, war die Absprunghöhe dank Nussbaum praktisch unbegrenzt erweiterbar. Ein Wunder, dass bei diesen Betätigungen jeweils nur die präzise angeflogenen Tulpen zu Bruch gingen.
Wenige Jahre später stellte sich heraus, dass die Gegend wohl nicht mehr lang allzu vorteilhaft sein würde. Die umliegenden Äcker, die wir mit Bonanzarädern umpflügten, wurden gesperrt, und darauf Blocks errichtet. Es gab nur noch wenige repräsentative Neubauten, statt dessen entstanden weiter hinten Reihnhäuser. Der Westen der Stadt hatte sich als kommendes besseres Viertel gegen den Nordosten durchgesetzt, und so zogen wir wieder um - diesmal in ein nach den Vorstellungen meiner Eltern errichtetes Haus, dessen Planung berücksichtigte, dass zumindest ein Kind mal die riesige Einliegerwohnung beziehen würde - so dachte man Ende der 70er Jahre.
Das kleine Haus wurde an eine geschiedene Tochter einer Bekannten meiner Eltern vermietet, die bis heute darin wohnt. Was nicht ganz selbstverständlich ist. Denn der Boom der Stadt und der Landverbrauch haben längst alle stadtnahen Bereiche aufgefressen. Und so erinnert man sich an die kleinen Häuser der 60er Jahre mit ihren riesigen Gärten, die nicht weit von der restaurierten, längst wieder bevorzugten Altstadt entfernt sind. Bauträger werden vorstellig und bieten viel Geld für den Grund. Auf 1200 Quadratmeter, in denen ein kleines Haus in der Mitte steht, bringen sie locker drei Vierfamilienhäuser im Toskanastil unter. Das Geld überzeugt. Und dem ehemals stillen Viertel werden jetzt Schneisen geschlagen für die immer gleichen Loggiahäuser, mit flachen Dächern und Winzgärten im Erdgeschoss.
Da, wo der Nussbaum steht, könnte eines dieser Gebäude errichtet werden, davor und dahinter nochmal eines. 12 Kleinstfamilien könnten hier in Pastell und Babyblau und gefälschter Romantik übereinader leben, getrennt durch Rigipswände und für Preise, die im Vergleich zum Istzusand jedem Neoliberalen einen abgehen lassen würde. Das ist die Zukunft, so optimiert man Gewinne, immer nur weg mit dem alten Scheiss, die Mieter wollen das Neue, das stylische, und wenn es nach 20 Jahren nicht mehr hip ist, ist das Gebäude ohnehin nichts mehr wert, dann kommt ein neues Renditeobjekt hin. Gerade Erben sind für solche Argumente empfänglich, weshalb heute die Toskanapest das Viertel in einem Masse verändert, wie es die paar Blocks Ende der 70er nie geschafft haben.
In Bayern gibt es ein schönes Wort: Profitlich. Es ist eindeutig negativ belegt, wer profitlich ist, gilt als nicht gesellschaftsfähig, er ist zu gierig, zu geldgeil, er hat nur seine Interessen im Auge, und man darf von ihm einiges Schlechte erwarten. Mit profitlichen Leuten macht man koa Gschäft. Es hat, wenn man eine Weile in der Munich Area war und so viel mit Revenue, Loss, Profit und Enhancement zu tun hatte, einen schönen Klang, dieses profitlich. Es ist ein altbayerisches Nein gegen das hier und heute, das von oben, von der Staatsregierung, von den Bankern und Immobilienspezialisten aufoktroiert wird, gegen das Globalisierungsgefasel, und vielleicht auch einer der Gründe, warum die CSU die Bundestagswahl verloren hat.
Denn in der CSU sind Leute am Drücker, die ganau dieses Entdärmen der Heimat, des Gewohnten, dessen, was den Menschen hier entspricht, mit aller Kraft fördern. Weil sie selbst davon profitieren, die Banken werden reich, und die Sparkassen an den Rathausplätzen grauenvoll geschmacklos. Die drohende Zukunft ist geschichtsvergessend, arrogant gegenüber der Herkunft und illusionistisch, nach Toskana deutet sich schon eine Hinwendung zu einem neuen Historismus an, dann gibt es eben wieder Rundtürme statt Rundfenster. Da drin lebt man sowieso nur noch auf Zeit, man ist ja mobil und was nicht in den LKW passt, wird weggeschmissen.
Einmal im Jahr bringt die Mieterin einen Eimer voller Nüsse. Das ist ein nichtschriftlicher Teil des Mietvertrags. Diese Nüsse sind etwas, das die "liberalen" Arschgeigen in Politik, Medien und Blogs nie begreifen werden: Sie sind Symbol für den Luxus, ihre Moderne und die versprochene 600%-Steigerung des Profits einfach nicht mitzumachen. Es ist gut so, wie es ist. Ich mag die Nüsse von diesem Baum, selbst wenn ich dagegen allergisch bin. Ich mag sie anfassen, und sie in einer Silberschale rumliegen lassen. Und ich mag die Magengeschwüre, die diese Dreckschweine bekommen, wenn sie daran denken, was diese Nüsse für einen Schaden für ihre Traumvorstellungen einer auf Profit getrimmten Wirtschaftsdiktatur anrichten.
Letzte Woche, als diese Bilder entstanden, hat zumindest einer von denen erkennbar die ersten Schritte in Richtung Magenkrebs gemacht. Wegen der Nüsse? hat er gefragt, nach meiner Antwort auf seine Bemerkung, es gäbe wohl keinen Grund, es nicht zu verkaufen, und da sah ich in seinen Augen schon die ersten gnädigen Metastasen. Ich weiss nicht, ob die Welt Menschen braucht, die die Welt nur durch eine Excel-Tabelle begreifen. Und die Hausbesitzer profitlich auf der Strasse anquatschen.
Weil alles so schnell gegangen war, zogen sie in die Wohnung im Stammhaus, und merkten schnell, dass so eine Wohnung weit oben für Kinder nichts war - mir machte das Rumturnen am Fenster 12 Meter über der Strasse und das Runterkugeln über die steile Treppe, an deren Ende ich mit einem lauten Rumps an die Tür meiner Grossmutter knallte und von der schwer geschockten Frau Süssigkeiten einfordert, höllisch Spass. Aber einmal hatte meine Mutter meine Klettereien am Fensterrahmen beobachtet, und seitdem sassen sie und mein Vater jeden Morgen über der Zeitung und strichen darin was an.
An einem Wochenende griff mein Vater zu Telefon, wir Kinder mussten das Frühstücksgemetzel mit im Wortsinn aufgeschlagenen Eiern beenden, und dann ging es mit dem grossen, dunkelblauen BMW hinaus aus der Stadt zu einem mittelgrossen Haus, das zu verkaufen war. Meine Mutter lief durch den grossen Garten, mein Vater sah die soliden Wände, gemeinsam begutachteten sie die Nachbarschaft, in der damals das gehobene Bürgertum lebte, und wenig später war das süsse Leben über den Dächern der Altstadt für zwei Jahrzehnte vorbei. Wir zogen, wie fast alle jungen Familien, in die grüne Vorstadt. Ich bekam eine Schaukel, von der man aus bis zu 2,5 Meter Höhe springen konnte, ein ähnlich hohes Holzhaus, und wenn es wirklich nicht zum Knochenbruch reichte, war die Absprunghöhe dank Nussbaum praktisch unbegrenzt erweiterbar. Ein Wunder, dass bei diesen Betätigungen jeweils nur die präzise angeflogenen Tulpen zu Bruch gingen.
Wenige Jahre später stellte sich heraus, dass die Gegend wohl nicht mehr lang allzu vorteilhaft sein würde. Die umliegenden Äcker, die wir mit Bonanzarädern umpflügten, wurden gesperrt, und darauf Blocks errichtet. Es gab nur noch wenige repräsentative Neubauten, statt dessen entstanden weiter hinten Reihnhäuser. Der Westen der Stadt hatte sich als kommendes besseres Viertel gegen den Nordosten durchgesetzt, und so zogen wir wieder um - diesmal in ein nach den Vorstellungen meiner Eltern errichtetes Haus, dessen Planung berücksichtigte, dass zumindest ein Kind mal die riesige Einliegerwohnung beziehen würde - so dachte man Ende der 70er Jahre.
Das kleine Haus wurde an eine geschiedene Tochter einer Bekannten meiner Eltern vermietet, die bis heute darin wohnt. Was nicht ganz selbstverständlich ist. Denn der Boom der Stadt und der Landverbrauch haben längst alle stadtnahen Bereiche aufgefressen. Und so erinnert man sich an die kleinen Häuser der 60er Jahre mit ihren riesigen Gärten, die nicht weit von der restaurierten, längst wieder bevorzugten Altstadt entfernt sind. Bauträger werden vorstellig und bieten viel Geld für den Grund. Auf 1200 Quadratmeter, in denen ein kleines Haus in der Mitte steht, bringen sie locker drei Vierfamilienhäuser im Toskanastil unter. Das Geld überzeugt. Und dem ehemals stillen Viertel werden jetzt Schneisen geschlagen für die immer gleichen Loggiahäuser, mit flachen Dächern und Winzgärten im Erdgeschoss.
Da, wo der Nussbaum steht, könnte eines dieser Gebäude errichtet werden, davor und dahinter nochmal eines. 12 Kleinstfamilien könnten hier in Pastell und Babyblau und gefälschter Romantik übereinader leben, getrennt durch Rigipswände und für Preise, die im Vergleich zum Istzusand jedem Neoliberalen einen abgehen lassen würde. Das ist die Zukunft, so optimiert man Gewinne, immer nur weg mit dem alten Scheiss, die Mieter wollen das Neue, das stylische, und wenn es nach 20 Jahren nicht mehr hip ist, ist das Gebäude ohnehin nichts mehr wert, dann kommt ein neues Renditeobjekt hin. Gerade Erben sind für solche Argumente empfänglich, weshalb heute die Toskanapest das Viertel in einem Masse verändert, wie es die paar Blocks Ende der 70er nie geschafft haben.
In Bayern gibt es ein schönes Wort: Profitlich. Es ist eindeutig negativ belegt, wer profitlich ist, gilt als nicht gesellschaftsfähig, er ist zu gierig, zu geldgeil, er hat nur seine Interessen im Auge, und man darf von ihm einiges Schlechte erwarten. Mit profitlichen Leuten macht man koa Gschäft. Es hat, wenn man eine Weile in der Munich Area war und so viel mit Revenue, Loss, Profit und Enhancement zu tun hatte, einen schönen Klang, dieses profitlich. Es ist ein altbayerisches Nein gegen das hier und heute, das von oben, von der Staatsregierung, von den Bankern und Immobilienspezialisten aufoktroiert wird, gegen das Globalisierungsgefasel, und vielleicht auch einer der Gründe, warum die CSU die Bundestagswahl verloren hat.
Denn in der CSU sind Leute am Drücker, die ganau dieses Entdärmen der Heimat, des Gewohnten, dessen, was den Menschen hier entspricht, mit aller Kraft fördern. Weil sie selbst davon profitieren, die Banken werden reich, und die Sparkassen an den Rathausplätzen grauenvoll geschmacklos. Die drohende Zukunft ist geschichtsvergessend, arrogant gegenüber der Herkunft und illusionistisch, nach Toskana deutet sich schon eine Hinwendung zu einem neuen Historismus an, dann gibt es eben wieder Rundtürme statt Rundfenster. Da drin lebt man sowieso nur noch auf Zeit, man ist ja mobil und was nicht in den LKW passt, wird weggeschmissen.
Einmal im Jahr bringt die Mieterin einen Eimer voller Nüsse. Das ist ein nichtschriftlicher Teil des Mietvertrags. Diese Nüsse sind etwas, das die "liberalen" Arschgeigen in Politik, Medien und Blogs nie begreifen werden: Sie sind Symbol für den Luxus, ihre Moderne und die versprochene 600%-Steigerung des Profits einfach nicht mitzumachen. Es ist gut so, wie es ist. Ich mag die Nüsse von diesem Baum, selbst wenn ich dagegen allergisch bin. Ich mag sie anfassen, und sie in einer Silberschale rumliegen lassen. Und ich mag die Magengeschwüre, die diese Dreckschweine bekommen, wenn sie daran denken, was diese Nüsse für einen Schaden für ihre Traumvorstellungen einer auf Profit getrimmten Wirtschaftsdiktatur anrichten.
Letzte Woche, als diese Bilder entstanden, hat zumindest einer von denen erkennbar die ersten Schritte in Richtung Magenkrebs gemacht. Wegen der Nüsse? hat er gefragt, nach meiner Antwort auf seine Bemerkung, es gäbe wohl keinen Grund, es nicht zu verkaufen, und da sah ich in seinen Augen schon die ersten gnädigen Metastasen. Ich weiss nicht, ob die Welt Menschen braucht, die die Welt nur durch eine Excel-Tabelle begreifen. Und die Hausbesitzer profitlich auf der Strasse anquatschen.
donalphons, 12:14h
Sonntag, 9. Oktober 2005, 12:14, von donalphons |
|comment
pathologe,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 12:42
Vor allem...
...wenn die Profitlichs selbst in Gegenden residieren, in denen der Verkauf des Landes zur Schachtelbebauung verpoent, wenn nicht sogar inoffiziell verboten ist. Man zerstoert sich ja ungern seine Aussicht, nicht?
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donalphons,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 13:11
Ich fürchte, manche von denen finden das sogar schön. Ich kenne zumindest ein Objekt, da hat ein Hausbesitzer das selbst gemacht und wohnt jetzt in so einem Klotz, und der Gewinn steht als Ferrari im Keller.
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pathologe,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 13:22
Ueber Geschmack laesst sich ja bekanntlich streiten. Und ob der Ferrari dieselbe Substanz bietet wie ein ehemaliges Jesuitenhaus aus dem 16. Jahrhundert, so in 300 Jahren betrachtet...ich wage es zu bezweifeln (wie auch fuer den Klotz. Apropos, gilt das als "Sondermuell" eigentlich?)
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seineheiligkeit,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 15:50
Ist ja gut, wir habens alle kapiert, du hast Kohle, deine Eltern haben Kohle, aber ihr steht da drüber und verachtet Leute mit Kohle. Und du selbst bist ja so kritisch und hinterfragst alles, aber wer hier kritische Kommentare hinterläßt, wird gelöscht.
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donalphons,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 15:51
In dreihundert jahren wird er ähnlich zu betreiben sein wie eine Wassermühle in der Wüste - aber gut, Nachhaltigkeit spielt bei den leuten sowieso keine Rolle. Maximale Lebensdauer bis Ende der eigenen Lebensdauer, fertig.
@ par-don: Ich hab Dich gelöscht, ich bin heute einfach nicht aufgelegt für solche Spässe.
@ par-don: Ich hab Dich gelöscht, ich bin heute einfach nicht aufgelegt für solche Spässe.
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donalphons,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 15:55
@ seineheiligeit: Eine neue Manifestation? OK, eine Chance bekommst Du. Klipp und klar, wenn Dir das hier nicht gefällt, dann verpiss Dich. Wir können auch gern mal über Besitz und Verantwortung reden, banales "Kohle haben" ist etwas anderes. Und wer sich hier anmeldet um nur zu stänkern, muss nun mal damit rechnen, dass ich mir und meinen Lesern sowas nicht antun will. Man kann hier über alles reden, aber abkotzen hat mit "Kritik" nichts zu tun.
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seineheiligkeit,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 16:03
Erzähl doch ein paar HartzIV-Empfängern was von der schweren Verantwortung, die dein Besitz so mit sich bringt. Und den Kindern , die in der Sahelzone verhungern, denen erzählst du mal, wie hübsch Nüsse in einer Silberschale aussehen. Dies ist das Blog eines weintrinkenden Wasserpredigers. keine Sorge, dieser Spaß hier wird auch gleich gelöscht.
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donalphons,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 16:31
Du anonymes Arschloch - wenn ich das mal so sagen darf - aus Sicht der Sahelzone sind wir beide sicher gleich weit entfernt, da darf sich jeder an die eigene Nase fassen. Oder hast Du Deinen Rechner aus Müllbeständen geklaut und nutzt jetzt kostenloses WLAN, das Du irgendwo abgreifst?
Und ich kann gerne auch mal den Hartz-IV-Leuten erzählen, was so ein denkmalgeschütztes Haus bedeutet. Warum so viele von denen entweder totsaniert oder entkernt oder an rabiate Investoren verkauft werden. Weil sie höllisch viel Arbeit bedeuten, selbst wenn die Mieter nicht wegen jeder Kleinigkeit anrufen. Sie sind eine Lebensaufgabe, und die Rendite, wenn alles gut geht, ist lächerlich. Wenn man Pech hat und ein gröberer Riss auftritt, ist das der Ruin. Und die Kosten für ein handgearbeitetes Holzfenster aus heimischen Holz, wie es der Denkmalschutz will, liegen um den Faktor 4 über einem normalen Industriefenster. Ein Fenster kostet in etwa ein Jahr Miete einer Wohnung mit drei Fenstern. Wenn Du sie selbst einbaust. Wenn nicht, tja...
Und noch was, Freundchen. Ich hab keine Ahnung, was Du rumliegen hast bei Dir zu Hause. Aber wenn es ein Pressspantisch von Ikea ist, eine Aluschüssel und Bananen drin, dann bist Du eine ziemlich abstossende Umweltsau im Vergleich zu jemandem, der sich mit jahrhundertealten, selbst restauriertem Gebrauchsgerät und natürlich gewachsenen Dingen zufrieden gibt. Komm mir also nicht blöd, Bürschchen. Wenn Deine Minderwertigkeitskomplexe mit Dir durchgehen, geh auf den Flohmarkt und kauf Dir eine Silberschale, das ist immer noch billiger als Alessi.
Und wenn Du partout etwas an der Struktur des Eigentums in unserer gesellschaft ändern willst, geh raus und engagiere Dich politisch. Aber wahrscheinlich bist Du auch nur so ein Hosenscheisser, der Besitz sofort doll findet, wenn er ihn selbst hat.
Und ich kann gerne auch mal den Hartz-IV-Leuten erzählen, was so ein denkmalgeschütztes Haus bedeutet. Warum so viele von denen entweder totsaniert oder entkernt oder an rabiate Investoren verkauft werden. Weil sie höllisch viel Arbeit bedeuten, selbst wenn die Mieter nicht wegen jeder Kleinigkeit anrufen. Sie sind eine Lebensaufgabe, und die Rendite, wenn alles gut geht, ist lächerlich. Wenn man Pech hat und ein gröberer Riss auftritt, ist das der Ruin. Und die Kosten für ein handgearbeitetes Holzfenster aus heimischen Holz, wie es der Denkmalschutz will, liegen um den Faktor 4 über einem normalen Industriefenster. Ein Fenster kostet in etwa ein Jahr Miete einer Wohnung mit drei Fenstern. Wenn Du sie selbst einbaust. Wenn nicht, tja...
Und noch was, Freundchen. Ich hab keine Ahnung, was Du rumliegen hast bei Dir zu Hause. Aber wenn es ein Pressspantisch von Ikea ist, eine Aluschüssel und Bananen drin, dann bist Du eine ziemlich abstossende Umweltsau im Vergleich zu jemandem, der sich mit jahrhundertealten, selbst restauriertem Gebrauchsgerät und natürlich gewachsenen Dingen zufrieden gibt. Komm mir also nicht blöd, Bürschchen. Wenn Deine Minderwertigkeitskomplexe mit Dir durchgehen, geh auf den Flohmarkt und kauf Dir eine Silberschale, das ist immer noch billiger als Alessi.
Und wenn Du partout etwas an der Struktur des Eigentums in unserer gesellschaft ändern willst, geh raus und engagiere Dich politisch. Aber wahrscheinlich bist Du auch nur so ein Hosenscheisser, der Besitz sofort doll findet, wenn er ihn selbst hat.
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seineheiligkeit,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 17:01
Wer austeilt, sollte auch einstecken können. Aber nein, Beschimpfungen unterster Kategorie und herablassende Unterstellungen als Antwort. Super. Anonym bin ich auch nicht, wenn du nachgeschaut hättest, wüßtest du nämlich, daß ich kein Bürschchen bin. Ein "Arschloch", eine "abstossende Umweltsau" und dein "Freundchen" schon gar nicht. Tut mir leid, daß es so kostspielig für dich ist, das alles zu behalten, was du hast, wo du sowieso nichts davon genießt, nicht wahr.
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donalphons,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 17:08
Hast Du hier schon mal was anderes getan als auszuteilen? Na also. Und es ist mir wirklich egal, wer und was Du bist. Ich google keinem hinterher. Hast Du hier sonst noch was abzulaichen, oder darf ich das kurze Kapitel Deiner Anwesenheit hier damit als beendet erachten? Die mottenzerfressenen Puppen machen bald wieder auf, dann kannste da weiterspielen.
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first_dr.dean,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 17:56
Was sagt dieser Mensch denn nun zu Verantwortung oder zur Kritik an der Begrenztheit und fehlenden Nachhaltigkeit reinen Profitdenkens? Achso: "HartzIV", "Sahelzone", "Verachtung von Kohle", "Wein statt Wasser trinken".
Er findet es irgendwie voll doof, wenn sich Don über die Verantwortung von Besitz Gedanken macht. Dieser Wirrvogel möchte Don gerne beleidigen, weiß nicht wie das geht, und beschwert sich über herablassende Antworten in seine Richtung.
*gähn*
Er findet es irgendwie voll doof, wenn sich Don über die Verantwortung von Besitz Gedanken macht. Dieser Wirrvogel möchte Don gerne beleidigen, weiß nicht wie das geht, und beschwert sich über herablassende Antworten in seine Richtung.
*gähn*
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first_dr.dean,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 18:32
Der reinstkapitalistische Wirrvogel
Der im Gefieder oft etwas bräunlich gescheckte, reinstkapitalistische Wirrvogel ist eine Spezies, die zur großen Familie der schrägen Vögel gezählt wird. Er wirkt meist etwas schlecht gelaunt, als ob er sich gerade an Nüssen verschluckt hätte.
Der reinstkapitalistische Wirrvogel ist sehr belesen, bevorzugt dabei aber leichte und seltsame Kost. Seien es angeblich erst gefundene Schriften, die aus biblischer Zeit stammen, prähistorische wirtschaftsliberale Pamphlete aus Österreich, knapp dem Staub entrissen, „originale“ Merlinabschriften aus dem fernen Amerika, Akuelles über 20 Jahre alte Pop-Gruppen oder verdrehtes Abfallmaterial abgehalfterter Journalisten.
Dieser Wirrvogel lästert aufgrund seiner grundsätzlichen Verstimmung über alle anderen Tiere des Reservats, besonders jene, die nicht wie er aus einer tristen Blogsteppe stammen. Er bringt, wenn er sich anstrengt, einen mehrstimmigen sehr verwirrten Gesang zustande, der in der Lage ist, sämtliche Tiere des Reservates konfus zu machen, bis auf die inkontinenten Puppen, auf deren Beifall er fest rechnen kann.
So schillernd wie sein Gesang ist auch das Erscheinungsbild des reinstkapitalistischen Wirrvogels, der aus allem Möglichen zusammengestückelt scheint, von dem nichts zum anderen zu passen scheint. Leider leidet dieser Wirrvogel unter starken Blähungen, die er aber abbaut, indem er wild um sich bloggend wirre Tonfolgen von sich gibt.
Der reinstkapitalistische Wirrvogel ist sehr belesen, bevorzugt dabei aber leichte und seltsame Kost. Seien es angeblich erst gefundene Schriften, die aus biblischer Zeit stammen, prähistorische wirtschaftsliberale Pamphlete aus Österreich, knapp dem Staub entrissen, „originale“ Merlinabschriften aus dem fernen Amerika, Akuelles über 20 Jahre alte Pop-Gruppen oder verdrehtes Abfallmaterial abgehalfterter Journalisten.
Dieser Wirrvogel lästert aufgrund seiner grundsätzlichen Verstimmung über alle anderen Tiere des Reservats, besonders jene, die nicht wie er aus einer tristen Blogsteppe stammen. Er bringt, wenn er sich anstrengt, einen mehrstimmigen sehr verwirrten Gesang zustande, der in der Lage ist, sämtliche Tiere des Reservates konfus zu machen, bis auf die inkontinenten Puppen, auf deren Beifall er fest rechnen kann.
So schillernd wie sein Gesang ist auch das Erscheinungsbild des reinstkapitalistischen Wirrvogels, der aus allem Möglichen zusammengestückelt scheint, von dem nichts zum anderen zu passen scheint. Leider leidet dieser Wirrvogel unter starken Blähungen, die er aber abbaut, indem er wild um sich bloggend wirre Tonfolgen von sich gibt.
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workingclasshero,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 18:39
Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, lebe höchst bescheiden, kaufe bei Aldi ein und klaue auch manchmal, weil ich es mir nicht anders leisten kann. Und ich finde Dons Überlegungen zu Nachhaltigkeit und verantwortungsvollem Umfang mit Vermögen voll in Ordnung. Neid ist etwas für Pfeifen oder Leute ohne Selbstbewusstsein. I say it loud: workingclass and proud! Und kann ausgezeichnet damit leben, dass der Don, nun ja, so etwas wie das linksliberale Bildungsbürgertum verkörpert . Schlimm sind die Pseudos, die Neureichen, die komplexbeladenen Aufsteiger, all das Gesocks, das nicht zur eigenen Klasse steht. Don aber ist wirklich ein Don. Wenn jemand ohne jeden Stil einen der Garanten guten Stils beleidigen will, wirkt das nur noch lächerlich.
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strappato,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 19:00
Sorry, wozu die Aufregung? Was Don beschrieben hat, ist doch wirklich kein Rauskehren des eigenen Besitzes und ein verbales Heruntergucken auf die besitzlosen "Kleinstfamilien".
Da ärgern mich die "postmodernen Ferarri-Fahrer", sprich Gadget-Liebhaber, viel eher. Mein neues Notebook, mein Nano-Ipod, mein Vibrator mit USB-Anschluss, der in der Frequenz derBesucherzahlen meines Blogs vibriert. Da wird geprotzt. Man kann nur protzen mit Dingen, die in der Community als Wert angesehen werden. Früher was das die Grösse des Eigenheims und des Grundstücks, dann war die Grösse des Autos von Bedeutung, aber in der Welt der Büronomanden und Grossstadt-Junkies (und vieler blogger...) sind Haus und Auto (und Familie) Ballast, der eher zum innerlichen bedauern führt. Gadgets sind angesagt - kann man mitnehmen und zeigt die Affinität zur Technik. War übrigens nett in Barcelona, zu sehen wie sich Consulter/innen über 40 wie kleine Jungs und Mädels gegenseitig stolz die neusten Handys/mobiles/ cellulaires/cellulars/ zeigten und Gruppenfotos mit 8 Megapixel-Westentaschendigicams machen wollten.
- und die Damen vom Gucci-Outlet in Firenze schwärmten - auch ein Art Gadget, denn für Frauen ist die Tasche, wo Handy, Digicam Platz finden genauso wichtig.
Wird Zeit, dass ein Ipod zum staatlich subventionierten Grundbedarf eines Hartz IV-Empfängers wird. Steve Jobs wird es freuen. Immerhin muss er ja bei Apple für einen Dollar im Jahr schuften - vielleicht Grund für seineheiligkeit dem armen Kerl mal ein paar Euro rüberzuschieben.
Da ärgern mich die "postmodernen Ferarri-Fahrer", sprich Gadget-Liebhaber, viel eher. Mein neues Notebook, mein Nano-Ipod, mein Vibrator mit USB-Anschluss, der in der Frequenz derBesucherzahlen meines Blogs vibriert. Da wird geprotzt. Man kann nur protzen mit Dingen, die in der Community als Wert angesehen werden. Früher was das die Grösse des Eigenheims und des Grundstücks, dann war die Grösse des Autos von Bedeutung, aber in der Welt der Büronomanden und Grossstadt-Junkies (und vieler blogger...) sind Haus und Auto (und Familie) Ballast, der eher zum innerlichen bedauern führt. Gadgets sind angesagt - kann man mitnehmen und zeigt die Affinität zur Technik. War übrigens nett in Barcelona, zu sehen wie sich Consulter/innen über 40 wie kleine Jungs und Mädels gegenseitig stolz die neusten Handys/mobiles/ cellulaires/cellulars/ zeigten und Gruppenfotos mit 8 Megapixel-Westentaschendigicams machen wollten.
- und die Damen vom Gucci-Outlet in Firenze schwärmten - auch ein Art Gadget, denn für Frauen ist die Tasche, wo Handy, Digicam Platz finden genauso wichtig.
Wird Zeit, dass ein Ipod zum staatlich subventionierten Grundbedarf eines Hartz IV-Empfängers wird. Steve Jobs wird es freuen. Immerhin muss er ja bei Apple für einen Dollar im Jahr schuften - vielleicht Grund für seineheiligkeit dem armen Kerl mal ein paar Euro rüberzuschieben.
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oberlehrer,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 22:12
Das finde ich aber auch etwas einseitig. Ein wohl nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung steht finanziell so, dass es sich nicht direkt lohnt, großartig und langfristig zu sparen. Sprich: Zum Leben reicht's dicke, aber für den Sprung auf die nächste Stufe reicht's noch lange nicht. (Praktisches Beispiel: meine Wenigkeit)
Ergo gibt man das Geld halt für Dinge aus, die einem objektiv oder subjektiv eine höhere Lebensqualität bescheren. Finde ich in Ordnung, mache ich auch so.
Ergo gibt man das Geld halt für Dinge aus, die einem objektiv oder subjektiv eine höhere Lebensqualität bescheren. Finde ich in Ordnung, mache ich auch so.
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oberlehrer,
Montag, 10. Oktober 2005, 00:21
@strappato: (Keine Ahnung, ob wir hier vielleicht gerade komplett aneinander vorbei reden...)
Ich hatte mich etwas unklar ausgedrückt, fürchte ich. Ich fand Ihre/Deine Sicht (a la "Gadget-Liebhaber, igitt") etwas einseitig und wollte darauf hinweisen, dass so eine gewisse Technikverliebtheit/"Geekigkeit" auch daraus resultieren kann, dass man sich auf einem bestimmte Niveau einrichtet bzw. einrichten muss und für größere Dinge dann die Kohle eben nicht reicht.
Oder, um das mal wieder auf den Hausherrn dieses Blogs umzubiegen: Als Single ist es mir z.B. schwer nachvollziehbar, wozu man größere Besteckmengen (siehe Silberschublade) braucht. Für Don ist es augenscheinlich eine Frage der Lebensqualität; und für die Gadget-Liebhaber sind's dann eben die Gadgets.
Um mal auf den Ausgangspunkt (in Gestalt von Dons sehr schön geschriebenem Artikel) zurückzukommen: Ich finde die derzeit typische Bebauung in solchen Wohnsiedlungen auch grässlich; und natürlich sind kleine Häuser mit einem riesigen Garten rundherum eine tolle Sache. Aber: Offenbar kann nicht jeder so was haben, nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus rein praktikablen Gründen. Hrmpf. Dilemma.
Ich hatte mich etwas unklar ausgedrückt, fürchte ich. Ich fand Ihre/Deine Sicht (a la "Gadget-Liebhaber, igitt") etwas einseitig und wollte darauf hinweisen, dass so eine gewisse Technikverliebtheit/"Geekigkeit" auch daraus resultieren kann, dass man sich auf einem bestimmte Niveau einrichtet bzw. einrichten muss und für größere Dinge dann die Kohle eben nicht reicht.
Oder, um das mal wieder auf den Hausherrn dieses Blogs umzubiegen: Als Single ist es mir z.B. schwer nachvollziehbar, wozu man größere Besteckmengen (siehe Silberschublade) braucht. Für Don ist es augenscheinlich eine Frage der Lebensqualität; und für die Gadget-Liebhaber sind's dann eben die Gadgets.
Um mal auf den Ausgangspunkt (in Gestalt von Dons sehr schön geschriebenem Artikel) zurückzukommen: Ich finde die derzeit typische Bebauung in solchen Wohnsiedlungen auch grässlich; und natürlich sind kleine Häuser mit einem riesigen Garten rundherum eine tolle Sache. Aber: Offenbar kann nicht jeder so was haben, nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus rein praktikablen Gründen. Hrmpf. Dilemma.
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strappato,
Montag, 10. Oktober 2005, 00:55
@oberlehrer
Klar, habe ich verstanden. War sicher und bewusst von mir überspitzt. Wer im Glashaus sitzt usw.
Aber da haben wir die beiden Seiten. Der Drang nach Wert und Beständigkeit auf der einen Seite (sozusagen die langfristige Sicht/Rücksicht) und die Lust, neues auszuprobieren und dadaurch einen Disktinktionsgewinn zu erzielen (sozusagen "live hard, die young")
Beides ist schwer unter einen Hut zu bekommen, besonders finanziell. Ich investiere auch lieber in Immobilien und gehobenen Heimwerkerbedarf, als in Ipods*. Würde aber ipods auch kaufen, wenn es das erstere Ziel nicht gefährden würde.
Aber auch zeitlich. Jedem steht nur ein bestimmtes Zeitkontigent neben der Erwerbsarbeit und anderen Pflichten zur Verfügung. Entweder man füllt den ipod mit netten Songs oder schwingt den Pinsel**.
Je grösser das Grundstück/Haus, desto mehr verschiebt sich das Richtung "Pinsel". Und jetzt kommen wir auf das Trollposting: Das hat nur bedingt was mit Einkommen oder Vermögen zu tun. Wichtiger ist der Zeit-Einsatz und das eigene Abwägen des besten Trade-Offs. In bestimmten sozialen Strukturen wird der Werterhalt höher bewertet und auch tradiert.*"Ipod" steht stellvertretend für viele aktuelle Gadgets, Trend-Sportarten oder Medienkonsum.
Klar, habe ich verstanden. War sicher und bewusst von mir überspitzt. Wer im Glashaus sitzt usw.
Aber da haben wir die beiden Seiten. Der Drang nach Wert und Beständigkeit auf der einen Seite (sozusagen die langfristige Sicht/Rücksicht) und die Lust, neues auszuprobieren und dadaurch einen Disktinktionsgewinn zu erzielen (sozusagen "live hard, die young")
Beides ist schwer unter einen Hut zu bekommen, besonders finanziell. Ich investiere auch lieber in Immobilien und gehobenen Heimwerkerbedarf, als in Ipods*. Würde aber ipods auch kaufen, wenn es das erstere Ziel nicht gefährden würde.
Aber auch zeitlich. Jedem steht nur ein bestimmtes Zeitkontigent neben der Erwerbsarbeit und anderen Pflichten zur Verfügung. Entweder man füllt den ipod mit netten Songs oder schwingt den Pinsel**.
Je grösser das Grundstück/Haus, desto mehr verschiebt sich das Richtung "Pinsel". Und jetzt kommen wir auf das Trollposting: Das hat nur bedingt was mit Einkommen oder Vermögen zu tun. Wichtiger ist der Zeit-Einsatz und das eigene Abwägen des besten Trade-Offs. In bestimmten sozialen Strukturen wird der Werterhalt höher bewertet und auch tradiert.
*"Ipod" steht stellvertretend für viele aktuelle Gadgets, Trend-Sportarten oder Medienkonsum.
**Pinsel steht stellvertretend für viele Aufgaben am,um,im Haus
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donalphons,
Montag, 10. Oktober 2005, 01:46
Nachhaltigkeit hat auch viel mit langfristiger Akkumulation zu tun. Es ist dumm, sich nur ein Besteck zu kaufen, wenn man später an mehreren Orten lebt. Die Erfahrung zeigt, dass man eher selten zu viele langfristige Güter hat. Und Vermögen ist sicher oft auch in Folge von günstigen Gelegenheiten entstanden, im Gegensatz zum normalen Konsum, der einen zum höchsten Preis die neuesten Dinge andreht.
Vielleicht habe ich wirklich so viel Besteck, dass ich es nie werde verwenden können. Es wird dadurch nicht schlecht oder kaputt oder wertlos, im Gegensatz zu all den Modeerscheinungen. Man kann auch einen IPOD kaufen und den Kuchen vom Pappkarton essen. Aber solange der Abbau der Bürgerlichkeit so weitergeht wie im Moment, ist es immer die günstigere Lösung, die langfristigen Güter dieser Schicht anzuhäufen und damit zu leben, als von Trend zu Trend zu hoppeln. Der Tisch, auf dem ich schreibe, wurde davor 150 Jahre als Spieltisch verwendet, und wenn ich in 50 Jahren nicht mehr sein sollte, wird man ihn wieder 150 Jahre zum Kartenspiel verwenden können. Der Sachwert bleibt erhalten. Auch wenn der Preis sicher niedriger war als manches, was man bei Ikea kaufen kann.
Nenn es strukturreaktonär, wenn Du willst.
Vielleicht habe ich wirklich so viel Besteck, dass ich es nie werde verwenden können. Es wird dadurch nicht schlecht oder kaputt oder wertlos, im Gegensatz zu all den Modeerscheinungen. Man kann auch einen IPOD kaufen und den Kuchen vom Pappkarton essen. Aber solange der Abbau der Bürgerlichkeit so weitergeht wie im Moment, ist es immer die günstigere Lösung, die langfristigen Güter dieser Schicht anzuhäufen und damit zu leben, als von Trend zu Trend zu hoppeln. Der Tisch, auf dem ich schreibe, wurde davor 150 Jahre als Spieltisch verwendet, und wenn ich in 50 Jahren nicht mehr sein sollte, wird man ihn wieder 150 Jahre zum Kartenspiel verwenden können. Der Sachwert bleibt erhalten. Auch wenn der Preis sicher niedriger war als manches, was man bei Ikea kaufen kann.
Nenn es strukturreaktonär, wenn Du willst.
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strappato,
Montag, 10. Oktober 2005, 14:24
Auch eine Vision:
In Berlin hat das Architekturbüro Deadline ein Einfamilienhaus mit Garten auf ein Dach gesetzt: "Man spart die Grundstücks- und Erschließungskosten", sagt der Deadline-Architekt Matthew Griffin, 36. Insbesondere Flachdächer bieten viel Platz für sogenannte Parasiten-Häuser. Aber Dächer sind nur eine Möglichkeit, die Städte zu verdichten. In London wurde ein 1,52 Meter schmales Einfamilienhaus in eine Baulücke gequetscht, in Köln eine Lücke von 2,56 Metern mit einem Haus gefüllt, ein anderer Vorschlag ist, Zimmermodule an Fassaden zu kleben. Zwei Hamburger Architektinnen haben die sogenannte Vertical City entworfen: Mit dem Pkw-Aufzug fährt man hoch zum Einfamilienhaus, das sogar einen Vorgarten hat. In Häfen, auf innerstädtischen Kanälen und Flüssen kann man Hausboote verankern.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,376745,00.html
Überall Internet, aber alle drängeln sich in den urbanen, überbevölkerten Slums - wegen dem Pizzadienst.Unsäglicher Text.
In Berlin hat das Architekturbüro Deadline ein Einfamilienhaus mit Garten auf ein Dach gesetzt: "Man spart die Grundstücks- und Erschließungskosten", sagt der Deadline-Architekt Matthew Griffin, 36. Insbesondere Flachdächer bieten viel Platz für sogenannte Parasiten-Häuser. Aber Dächer sind nur eine Möglichkeit, die Städte zu verdichten. In London wurde ein 1,52 Meter schmales Einfamilienhaus in eine Baulücke gequetscht, in Köln eine Lücke von 2,56 Metern mit einem Haus gefüllt, ein anderer Vorschlag ist, Zimmermodule an Fassaden zu kleben. Zwei Hamburger Architektinnen haben die sogenannte Vertical City entworfen: Mit dem Pkw-Aufzug fährt man hoch zum Einfamilienhaus, das sogar einen Vorgarten hat. In Häfen, auf innerstädtischen Kanälen und Flüssen kann man Hausboote verankern.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,376745,00.html
Überall Internet, aber alle drängeln sich in den urbanen, überbevölkerten Slums - wegen dem Pizzadienst.Unsäglicher Text.
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donalphons,
Montag, 10. Oktober 2005, 14:46
Gut, das "zurück in die Stadt" ist momentan ein Modetrend, der keine Zukunft hat. Die Stadtzentren sind zu klein, irgendwann ist Schluss mit der Raumkapazität. Ein Beispiel, gerade hier gesehen: Stadthaus ohne Grund, keine gute Lage, 150 Quadratmeter, 380.000 Euro, sprich 2.500 Euro pro QM. In der Provinz, wohlgemerkt. Es geht aber bei Neubauten auch noch teurer, 3.200 ist da der Rekord, das sind schon Münchner Preise.
Und das kann sich nicht jeder leisten, sondern nur die Oberschicht. Der klassische Fall sieht so aus, dass die Eltern draussen bleiben und die Kinder in der Stadt eine Wohnung bekommen. Was auch passt, denn hier könnten keine 10% der Bevölkerung in der Stadt wohnen. Anders gesagt, diese Verslummungsvorstellung der Vorstädte ist in weiten teilen Westdeutschlands Humbug, selbst wenn man nicht mit der bei SPON so geliebten Anbiederung an Eliten rangeht. Das Einzelhaus mit mehr als 200 Quadratmeter wird noch länger das Statussymbol der Sesshaften schlechthin bleiben.
Und das kann sich nicht jeder leisten, sondern nur die Oberschicht. Der klassische Fall sieht so aus, dass die Eltern draussen bleiben und die Kinder in der Stadt eine Wohnung bekommen. Was auch passt, denn hier könnten keine 10% der Bevölkerung in der Stadt wohnen. Anders gesagt, diese Verslummungsvorstellung der Vorstädte ist in weiten teilen Westdeutschlands Humbug, selbst wenn man nicht mit der bei SPON so geliebten Anbiederung an Eliten rangeht. Das Einzelhaus mit mehr als 200 Quadratmeter wird noch länger das Statussymbol der Sesshaften schlechthin bleiben.
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strappato,
Montag, 10. Oktober 2005, 15:19
Ich habe das Gefühl, dass dieses "Zurück in die Stadt" den romantischen Vorstellungen der Stadtplaner von südlichen Metropolen entspringt. Rom, Madrid, Barcelona, LA, Nizza, Mailand, usw. In Klimabedingungen, in denen sich das Leben draussen ausserhalb der Wohnung abspielt. Im Berliner Winter in seiner 50qm-Butze zu hocken - oder gar auf einem Wohnschiff im Nebel auf der Spree -, daran hat sicher kein Zukunftsarchitekt gedacht.
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donalphons,
Montag, 10. Oktober 2005, 16:14
Gut, 50qm Berlin Mitte im Winter ist weniger ein Fall für Stadtplaner denn für Psychiater. Und tatsächlich gibt es andernorts durchaus so etwas wie gelebte Urbanität, wenn nicht gerade die Stadtverwaltung alles mit einer neuen Sparkasse umbringt. Solche Plätze ziehen sogar im Winter Menschen an, und unregelmässige Bebauung macht den Ausblick erträglicher als das immer 5 Stockwerke hohe, graue Häusermeer.
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hockeystick,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 22:35
Ich habe mich schon immer gefragt, wozu eigentlich diese verspiegelten Kugeln dienen. Zeichenvorlage für M.C.-Escher-Fans?
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donalphons,
Sonntag, 9. Oktober 2005, 22:49
Abschreckung von Krähen. Wichtig, wenn man im Garten etwas anbaut.
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lem,
Montag, 10. Oktober 2005, 16:05
Die Krähen, die sich in unserem ehemaligen Garten am Saatgut verköstigt haben, hatten vor nichts Respekt. Weder vor Scheuchen, noch Kugeln, noch Katzen. Unser Kater bekam schon arge Minderwertigkeitskomplexe bei diesem Federvieh. Die brachten das ruhige Gemüt eines Bierkutschers mit und zeigten sich recht unbeeindruckt von seinen verzweifelten Versuchen, das Beet zurückzuerobern.
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donalphons,
Montag, 10. Oktober 2005, 16:10
Man hat die Wahl - Kirschen und Kugeln (Blei schlägt Glas) oder Krähen. So einfach ist das. Allerdings wird das mit der Toskanapest besser - da entsteht mehr Müll, für die Krähen ein echtes Fest.
Wobei, es hängt von der Mentalität der Katz ab. Unsere geliebte alte Katz war gross, aber vor allem breit - das war den Krähen egal. Die bald nach ihrem Tod zugelaufene Katz ist klein, aber seitdem meiden sogar die Ratten unseren Garten.
Wobei, es hängt von der Mentalität der Katz ab. Unsere geliebte alte Katz war gross, aber vor allem breit - das war den Krähen egal. Die bald nach ihrem Tod zugelaufene Katz ist klein, aber seitdem meiden sogar die Ratten unseren Garten.
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lem,
Montag, 10. Oktober 2005, 18:13
Die Mentalität der Mieze ging in den Keller, als die Krähen ihm keinen Respekt zollten. Er begnügte sich fortan mit Schnecken.
@toter Vogel: Bei der Morbidität die ich den Viechern zuschreibe, könnte es durchaus passieren dass der Baum durch den Modergeruch zu einem noch beliebteren Tummelplatz wird. Wogegen der allerdings gut helfen könnte, sind die Rotzbalgen vom Nachbarn, die sich in die Zweige hocken und die schöne Ernte vertilgen...
@toter Vogel: Bei der Morbidität die ich den Viechern zuschreibe, könnte es durchaus passieren dass der Baum durch den Modergeruch zu einem noch beliebteren Tummelplatz wird. Wogegen der allerdings gut helfen könnte, sind die Rotzbalgen vom Nachbarn, die sich in die Zweige hocken und die schöne Ernte vertilgen...
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