Bavarian Open

Der Winterspeck muss runter, sagt sich der Eingeborene. So geht es nicht weiter, aber es ist Bayern, da wo die Sonne idealerweise immer scheint, und weil sie das tut, geht der Bayer auch seinem Lieblingssport nach: Extreme Beergardening, und zu diesem Zweck gibt es mitten in der Stadt auch italienisch anmutende Plätze mit von der Öffentlichkeit unterhaltenen Kastanien, auf dass Schatten sei und ein angenehmes Rauschen, wenn der Wind etwas weht.



Kann sein, dass ich mich bald dazugeselle, zu diesen Kugeloptimierern. Denn ein weiteres körperliches Betätigungsfeld könnte sich bald als überflüssig erweisen. Schuld ist natürlich der Besuch, der auf dem Wochenmarkt unbedint Marmelade kaufen musste. Und wie es der teufel haben will, ging die letzte Kirsch-Hollundermarmelade gerade über den Tisch an eine ältere, gebräunte Dame mit Gepardentop und Ausschnitt, der ein klein wenig gross war. Die Verkäuferin vertröstete den Besuch auf Mittwoch, der aber fährt morgen wieder, und so trat die ältere Dame von der Marmelade zurück und nahm eine andere.

Während dieser reizenden Szene bayerischer Gadtfreundlichkeit entdeckte ich ein paar Gläser mit grünem Inhalt. Das ist bei meiner Marmeladenhändlerin etwas neues, also griff ich zu, und sofort war Öl an meinen Fingern. Bärlauch-Pesto mit Mandeln, Knoblauch, Öl und Pfeffer stand auf dem Etikett. Ich leckte - was man in Bayern tun darf - meine Finger ab, undn Hölle: Da hat jemand verstanden, dass man nicht sparen darf mit dem Gewürz. Die Geschichte geht nun so, dass die Händlerin aus einem kleinen Dorf kommt, wo es wiederum eine Frau gibt, die Bärlauch sammelt und dieses Pesto macht, aber da es sich nicht lohnt, deshalb auf den Wochenmarkt zu gehen, gibt sie es der Marmeladenfrau mit.

Während Sossenzubereitung ansonsten eine Geheimwissenschaft mit vielen Zutaten ist, geht das damit ganz einfach: Zwiebeln und zwei Blätter Gewürzlorbeer und Salbei in Butter ansdünsten, eine Tomate kleinschneiden und köcheln, Trüffeltortellini ins Wasser, 2 Minuten vor dem Ende das Pesto in den Sossentopf und 20 Gramm geraspelten Parmegiano Reggiano drüber, fertig:



Gut, wenn man jetzt die Speichertür zur oberen Wohnung aufmacht, riecht es, als würde dort ein offenes Fass mit eingelegtem Knoblauch stehen. Gut, es war wieder mal fast zu viel. Aber das ist die Gaumenfreude, die man isst und isst und isst, und wenn mehr davon da wäre, könnte man sich leicht bis zur inneren Verblutung durchessen. Weil es nicht schwer ist, weil es so gut zum Sommer passt, und weil das Pesto von einer Könnerin gemacht wurde, deren ganzen Haus so riechen muss, dass jeder in 100 Meter Umkreis immer Hiunger hat.

Ich und der Besuch, wir sind entsetzlich satt.

Kommen wir nun zur Torte.

Samstag, 14. April 2007, 18:19, von donalphons | |comment

 
Pfeilgrad. Imma schee a bisserl wos doa fir d´Wampn. Mein nachheriger Besuch kommt aus einer Ecke, wo sie das Bier im Nullzweier-Zahnputzglaserl ausschenken. Naja, wurscht eigentlich, wei des Brunzwasserl bei dene is eh koa Bier net. Der wird sich schön anschaun, der Arme.

Andere Frage: 2 Lorbeerbladl? Is des ned a bissal vui?

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Fia zwoa Leid und a Pfund Nudln? Dös is a so a gloano Gwiazloabea mid siochane Bladn de wo so gross san wia a Soibai, des gehd se guad aus.

Mei Bsuach is fei ned so a Noagaldringa, fia de howi wos Gscheids von de Benedigdina aus Blongschdeddn koit.

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Deliziös, wahrlich deliziös...
Is dia Marmaladhändlerin a im Inddanet, woast scho, so mit Schob und Webb Zwoanull?
Sacklzementsackl, dös Pesto kannt i heit ohmd braungn...

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Na, do muasd afn Wochamoagd in da Schanz keman. Owa wonst wuist und in da Nähan bist, ko i scho wos kaffa aund afhem. Nua vaschign geht neda wei des Öl assilaft. Und des is a gscheida Baaz.

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Muss irgendwann mal eine CO²-Wallfahrt machen. Kühltasche hinten rein und früh morgens den vielbebloggten Ingolstädter Wochenmarkt leerkaufen. Zurück dann durchs Fränggische.
In dem Zusammenhang: wo kann man eigentlich in oder um Babbnha noch gut essen?

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Paradeis und Stadtcafe in Eichstätt, eigentlich alles in Beilngries am Hauptplatz (ist etwas ab davon, ok), Blaue Traube und Bayerischer Hof in Dollnstein.

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Danke für die Tipps zu so später Stunde.

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Ein wenig barbarisch ist es ja schon, sich ein fertiges Pesto zu kaufen.

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Die zivilisierte Vorgehensweise wäre es, der Pestomacherin die Ehe anzutragen.

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Sehe ich nicht so problematisch - hier wird bestes Handwerk unterstützt. Für die Dame wäre ich aber erheblich zu jung bärlauchgrün hinter den Ohren, ganz sicher.

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Wo ist der Tortencontent? Ohne Tortencontent ist's nur halb so schön.

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Bitteschön
Törtchencontent nach all der Schlemmerei:



Wobei ich gar nicht wissen will, was in so einem Petit Fou alles drin ist - die Rolle jedenfalls ist mit Kirsch.

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Du meinst so Sachen wie Zucker, genmanipuliertes Sojalecithin, Zucker, jede Menge Farbstoffe...und habe ich eigentlich Zucker schon erwähnt?

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Na, so sind die nicht, die Firma ist durchökologisiert, nur ein paar Farbstoffe, das ist alles. Ich meinte Kalorien.

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Kalorien sind Schnaise.
Baukräne auch.

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Hmmmmhmmmm! Vielen Dank.

Kalorien sind völlig schnuppe. Bartolos Gefräßige hängen nicht umsonst in unserer Küche.

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Mal schaun, wo wir heute die Tortenvitrine plündern - wir fahren nach Schleissheim.

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Sehr, sehr gut. Ich freue mich auf nachmittäglichen Tortencontent.

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Das Bärlauchpesto klingt so, daß ich fast Lust kriege, bei dem Wetter tatsächlich mal einen Zug in jenes Provinzkaff zu nehmen. Wann ist da nochmal Wochenmarkt?

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Selbermachen ist eine Sache von 5 Zutaten und 5 Minuten. Wenn man es im Mixer macht (barbarisch), wie die Lady bestimmt auch.

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6 Zutaten: zu den Aufgezählten kommt bestimmt noch ein bißchen Salz. Oder doch 5 - nicht unbedingt würde ich in ein Bärlauchpesto so von mir aus noch Knoblauch tun...

Bei frischem Bärlauch habe ich bloß immer das Gefühl, alles außer eigene Wildsammlung ist böse Abzocke. Ich kenne das Zeug seit Jahrzehnten, seit Ausflügen zum Kühkopf in Schulzeiten. Da ist alles voll davon - natürlich darf man nicht sammeln, und damals hielt man das noch für den menschlichen Verzehr für ungeeignet. Aber ich weiß auch, wo man das im englischen Garten und am Flaucher findet. Dafür jedoch müßte ich mich aufraffen und losziehen, statt daheim zu sitzen, den Katz zu ärgern, und Artikel über barocke Lexika zu übersetzen...

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Bärlauch ist nicht gleich Bärlauch. Der hier kommt aus einem alten Bauerngarten auf einer Juraanhöhe, und ich wage zu behaupten, dass er nochmal eine andere Nummer ist als das abgeasbelastete Zeug mitten aus München.

Ausserdem ist es nett, sich mal dergestalt bedienen zu lassen. Man muss nicht alles selber machen, es ist ok, wenn andere es selber machen.

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