Früher
Zwei Blogger, die als Journalisten durch mangelndes kritisches Bewusstsein und Unabhängigkeit dem Stand keine Ehre machen, zwei Personen, bei denen Sein und Schein weiter auseinanderklafft als hier bei Kunstfigur und Person dahinter - ein Pleitier und ein Freund netter Fragen also streiten um die Frage, warum unsere heutigen Gründer keinen Glamour und Stil mehr haben, und ob das für Web2.o besser oder schlechter ist.
Mein Vorteil nun ist nur, dass ich weder Pleitier noch Medienpreiszuschubser bin, und sowohl New Economy als auch Web2.0 von einer kritischen, unabhängigen Warte aus erlebt habe, und das nötigenfalls mit Dotcomtod, einem Roman und diesem Blog hier auch beweisen kann. Und deshalb sagen kann: Beide haben, wie bei verkappten PR-Machern zu erwarten, unrecht.
Denn die New Economy hatte erst mal absolut keinen Glamour. Als es losging, so ungefähr 1997, mussten die VCs manche Gründer erst mal zum Friseur schicken. Ganz frühe Bilder zeigen Intershop-Gründer Schambach noch mit Schnauzbart und Anzug, der wie Quelle sitzt. Und VCs waren meist ältere Herren, die ihr Mobiliar noch aus dem Konferenzraum der Firma mitgebracht hatten, die sie verkauften. Mit Internet hatte der Neue Markt zu Beginn nicht viel zu tun. Gründertreffen, T-Shirtgründer und 20-Jährige in Zegna gab es damals (tm) einfach nicht. Und Pit Kabel war damals gerade erst seinen Versuchen als Medienkünstler entwachsen.
Vor 1999 war von Glamour so gut wie nichts zu sehen. Vor 1999 war schlichtweg nicht genug Geld da, die Börsengänge bewegten sich im überschaubaren Rahmen, und das Geld reichte allenfalls dazu, die Geschäfte auszubauen. Der Irrsinn kam 1999, als plötzlich lauter neue VCs mit prallen Fonds auftauchten, die nicht wussten, wohin mit ihrem Geld. 1999 war das Jahr, in dem Gründer aus den Unis und den Business Plan Wettbewerben rausgekauft wurden. 1999 war das Jahr, in dem sehr uncoole Webentwickler in München aus einem Stammtisch eine Lobby gegründet haben. 1999 war plötzlich Geld da, vom Staat, von den Firmen, von Privatleuten. 1999 waren alle plötzlich toll. Oder versuchten es zu sein.
Von Mitte 1998 bis Frühjahr 1999 waren es Ankündigungen in Magazinen, Mitte 1999 sprachen alle davon, Ende 1999 war man blöd, wenn man nicht mitmachte. So richtig irrsinnig war es gerade mal ein Jahr lang, vom April 1999 bis April 2000. Da gab es dann Glamour - ironischerweise von Leuten wie dem Web2.0-Vorzeigling und Bäckerssohn Lars Hinrichs, dem Verlagserben Alexander Falk oder Florian Langenscheidt, dessen Gründerträume sogar eine "Transatlantische Luftschifffahrtsgesellschaft" umfasste.
Bodo Schnabel dagegen, der Gründer von Comroad, war nicht im Mindesten glamurös. Die Haffas waren es auf eine sehr münchnerische Art, aber EM.TV war Glotze, die waren schon immer so. Es gab solche und solche. Die Samwers nervten durch penetrante T-Shirts, Cartrennbahnbetreiber dagegen rannten plötzlich Versace die Bude ein. Glamurös? Alles zusammen in seiner halbseidenen, vergänglichen Art sicher. Der Höhepunkt aber war erst erreicht, als alles vorbei war. April 2000 gingen die Lichter aus. Das war das Ende. Aber keiner wollte es glauben. Niemals wurde mehr investiert als in dem Jahr nach dem Crash. Die New Economy hatte ihren dekadenten Höhepunkt von April 2000 bis September 2001. Ich habe am 1. September 2001 die Reissleine gezogen. Keine Sekunde zu früh. Für manche meiner Freunde ein paar Tage zu spät.
Es war vorbei.
Aber genauso wie Anfang 1999 ist es heute wieder. Wer glaubt, dass ein Barcamp grossartig anders abläuft als ein First Tuesday, war damals nicht dabei. Die FTs gaben sich alle Mühe, die Besucher einzubinden und zu Wort kommen zu lassen. Webmontage haben weniger VC-Besucher als die 1999 üblichen Pitchtreffen, schreiben aber deren Geschichte bis in Details fort. Wir hatten auch damals unsere Darianis mit komischen Meinungen über Frauen und Hitler. Wenn heute eine Seite wie Deutsche Startups.de gemacht wird, fällt mir nur GH100 ein. In vielen Bereichen ist das Personal genau das gleiche. Man lese sich die Confessiones von Lobo durch und vergleiche das mit seinem heutigen Auftreten: Iro, älter, dicker, aber sonst? Nichts gelernt.
Web2.0 und New Economy mangelte es an einem Gefühl der Nachhaltigkeit bei den allermeisten Beteiligten. Jeder wusste, dass man in einer Welt der Lüge lebte, alles war iegendwo geklaut und hastig zusammengemörtelt für die Deppen der Investoren, es war ein elendigliches Rattenrennen, und wenn der Scheiss noch 2 Jahre weiter geht, werden auch die Buffets wieder besser, wie früher. Und dort stehen dann die Pleitiers und Preiszuschubser und reden über Tarife für nette Geschichten, wie damals, wie immer, und mit jedem Wort aus ihren Rechnern kommt dann auch der Glamour, denn eigentlich ist es genau das, was die meisten wollen: Windige Geschäfte, schnelle Gewinne, billige Erfolge ohne Basis. Und diesmal vielleicht etwas kürzere Durststrecken bis zu den nächsten zahlenden Vollidioten, denen man einredet, dass sie sich mit solchen Investments einen zweiten Frühling, eine Vorrreiterposition als Medienunternehmer oder ein Leben ohne Arbeit erkaufen könnten.
Über den Kaufpreis wird Stillschweigen vereinbahrt, aber nach einer Flasche und drei Pillen ist er dann so hoch, dass einen alle bewundern und fragen, ob man nicht das nächste Projekt mitmachen will. Für die Grösse des Schmutzes, für die Ehre der Mörder, den Fortbestand des goldenen Zeitalters. Wie früher. Wie immer.
Mein Vorteil nun ist nur, dass ich weder Pleitier noch Medienpreiszuschubser bin, und sowohl New Economy als auch Web2.0 von einer kritischen, unabhängigen Warte aus erlebt habe, und das nötigenfalls mit Dotcomtod, einem Roman und diesem Blog hier auch beweisen kann. Und deshalb sagen kann: Beide haben, wie bei verkappten PR-Machern zu erwarten, unrecht.
Denn die New Economy hatte erst mal absolut keinen Glamour. Als es losging, so ungefähr 1997, mussten die VCs manche Gründer erst mal zum Friseur schicken. Ganz frühe Bilder zeigen Intershop-Gründer Schambach noch mit Schnauzbart und Anzug, der wie Quelle sitzt. Und VCs waren meist ältere Herren, die ihr Mobiliar noch aus dem Konferenzraum der Firma mitgebracht hatten, die sie verkauften. Mit Internet hatte der Neue Markt zu Beginn nicht viel zu tun. Gründertreffen, T-Shirtgründer und 20-Jährige in Zegna gab es damals (tm) einfach nicht. Und Pit Kabel war damals gerade erst seinen Versuchen als Medienkünstler entwachsen.
Vor 1999 war von Glamour so gut wie nichts zu sehen. Vor 1999 war schlichtweg nicht genug Geld da, die Börsengänge bewegten sich im überschaubaren Rahmen, und das Geld reichte allenfalls dazu, die Geschäfte auszubauen. Der Irrsinn kam 1999, als plötzlich lauter neue VCs mit prallen Fonds auftauchten, die nicht wussten, wohin mit ihrem Geld. 1999 war das Jahr, in dem Gründer aus den Unis und den Business Plan Wettbewerben rausgekauft wurden. 1999 war das Jahr, in dem sehr uncoole Webentwickler in München aus einem Stammtisch eine Lobby gegründet haben. 1999 war plötzlich Geld da, vom Staat, von den Firmen, von Privatleuten. 1999 waren alle plötzlich toll. Oder versuchten es zu sein.
Von Mitte 1998 bis Frühjahr 1999 waren es Ankündigungen in Magazinen, Mitte 1999 sprachen alle davon, Ende 1999 war man blöd, wenn man nicht mitmachte. So richtig irrsinnig war es gerade mal ein Jahr lang, vom April 1999 bis April 2000. Da gab es dann Glamour - ironischerweise von Leuten wie dem Web2.0-Vorzeigling und Bäckerssohn Lars Hinrichs, dem Verlagserben Alexander Falk oder Florian Langenscheidt, dessen Gründerträume sogar eine "Transatlantische Luftschifffahrtsgesellschaft" umfasste.
Bodo Schnabel dagegen, der Gründer von Comroad, war nicht im Mindesten glamurös. Die Haffas waren es auf eine sehr münchnerische Art, aber EM.TV war Glotze, die waren schon immer so. Es gab solche und solche. Die Samwers nervten durch penetrante T-Shirts, Cartrennbahnbetreiber dagegen rannten plötzlich Versace die Bude ein. Glamurös? Alles zusammen in seiner halbseidenen, vergänglichen Art sicher. Der Höhepunkt aber war erst erreicht, als alles vorbei war. April 2000 gingen die Lichter aus. Das war das Ende. Aber keiner wollte es glauben. Niemals wurde mehr investiert als in dem Jahr nach dem Crash. Die New Economy hatte ihren dekadenten Höhepunkt von April 2000 bis September 2001. Ich habe am 1. September 2001 die Reissleine gezogen. Keine Sekunde zu früh. Für manche meiner Freunde ein paar Tage zu spät.
Es war vorbei.
Aber genauso wie Anfang 1999 ist es heute wieder. Wer glaubt, dass ein Barcamp grossartig anders abläuft als ein First Tuesday, war damals nicht dabei. Die FTs gaben sich alle Mühe, die Besucher einzubinden und zu Wort kommen zu lassen. Webmontage haben weniger VC-Besucher als die 1999 üblichen Pitchtreffen, schreiben aber deren Geschichte bis in Details fort. Wir hatten auch damals unsere Darianis mit komischen Meinungen über Frauen und Hitler. Wenn heute eine Seite wie Deutsche Startups.de gemacht wird, fällt mir nur GH100 ein. In vielen Bereichen ist das Personal genau das gleiche. Man lese sich die Confessiones von Lobo durch und vergleiche das mit seinem heutigen Auftreten: Iro, älter, dicker, aber sonst? Nichts gelernt.
Web2.0 und New Economy mangelte es an einem Gefühl der Nachhaltigkeit bei den allermeisten Beteiligten. Jeder wusste, dass man in einer Welt der Lüge lebte, alles war iegendwo geklaut und hastig zusammengemörtelt für die Deppen der Investoren, es war ein elendigliches Rattenrennen, und wenn der Scheiss noch 2 Jahre weiter geht, werden auch die Buffets wieder besser, wie früher. Und dort stehen dann die Pleitiers und Preiszuschubser und reden über Tarife für nette Geschichten, wie damals, wie immer, und mit jedem Wort aus ihren Rechnern kommt dann auch der Glamour, denn eigentlich ist es genau das, was die meisten wollen: Windige Geschäfte, schnelle Gewinne, billige Erfolge ohne Basis. Und diesmal vielleicht etwas kürzere Durststrecken bis zu den nächsten zahlenden Vollidioten, denen man einredet, dass sie sich mit solchen Investments einen zweiten Frühling, eine Vorrreiterposition als Medienunternehmer oder ein Leben ohne Arbeit erkaufen könnten.
Über den Kaufpreis wird Stillschweigen vereinbahrt, aber nach einer Flasche und drei Pillen ist er dann so hoch, dass einen alle bewundern und fragen, ob man nicht das nächste Projekt mitmachen will. Für die Grösse des Schmutzes, für die Ehre der Mörder, den Fortbestand des goldenen Zeitalters. Wie früher. Wie immer.
donalphons, 18:52h
Mittwoch, 18. April 2007, 18:52, von donalphons |
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strappato,
Mittwoch, 18. April 2007, 19:26
Mir hat ein Investment-Banker erzählt, dass es so kommen muss. Nach dem Ende der NE ist viel Geld in Immobilien gegangen. Von der heissen Luft zur sicheren Sache. Im Übrigen waren viele Immobilienmärkte damals echt preiswert. Nun ist in den Immobilienmärkten in den USA, in Spanien oder UK die Blase zu sehen. Die grossen Fonds schichten schon lange um. Aber die Aktienrenditen sind verhältnismässig schwach. Ein web2.0-Hype würde genau auf die richtige Konstellation treffen. Und alle sind wieder mit dabei.
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mark793,
Mittwoch, 18. April 2007, 20:17
Don,
falls Du diese Debatte hier meinst duweißtschonwer2.de/2007/04/15/turi_am_sonntag_2_glamour_2~2094100#comments und mich als Teilnehmer dieser Diskussion in Deinem ersten Absatz mitgemeint hast, dann wüßte ich schon ganz gern genauer, worauf Du Dein Urteil auch bezüglich Schein und Sein gründest. Ansonsten gehe ich mal davon aus, dass Du den best-practice-business-blogger oder was ich wen gemeint hast. Dann vergiss diesen Kommentar.
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donalphons,
Mittwoch, 18. April 2007, 20:30
Nein, ich meinte die Antwort auf den Beitrag von dem Mann, der vorne wie eine Spielfigur und hinten wie ein Fussbalsam heisst.
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donalphons,
Mittwoch, 18. April 2007, 20:38
Er nennt sich auch der "elektrische Apporter". Glaub ich.
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donalphons,
Mittwoch, 18. April 2007, 20:52
Jaja, die Herren Weichthemenschreiber, sanft und empfindsam. Dürfen wir Adelgunde sagen?
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mark793,
Mittwoch, 18. April 2007, 21:13
Nun, strappato,
die Frage zu stellen, heißt mit einer Antwort leben können, auch wenn sie mir vielleciht nicht geschmeckt hätte. Insofern wäre es m.E. feiger gewesen, nicht nachzufragen.
Aber zum Thema: Es stimmt, dass die Glamour-Phase kurz war - und vor allem ein reines Medienphänomen. Hätte man damals zwischen 99 und 01 in einer repräsentativen Umfrage rumgefragt, wer ist Peter Kabel, hätten wohl die meisten Normalbürger gesagt, der Sohn von Heidi Kabel. Ich erinnere mich noch sehr gut, welche Geschichten Redakteure und Ressortleiter dunnemals haben wollten und welche nicht. Es mussten Gründergeschichten her, success stories, Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichten und sonst gar nichts. Der Gedanke, dass der Kaiser nackt sein könnte, ist vielen nicht im Traum gekommen, nicht mal nachdem im April 2000 der Nasdaq abgekackt war. Alle Welt besoff sich an der Vision, es würde nie wieder Rezession geben - bis zum 11. September...
Aber zum Thema: Es stimmt, dass die Glamour-Phase kurz war - und vor allem ein reines Medienphänomen. Hätte man damals zwischen 99 und 01 in einer repräsentativen Umfrage rumgefragt, wer ist Peter Kabel, hätten wohl die meisten Normalbürger gesagt, der Sohn von Heidi Kabel. Ich erinnere mich noch sehr gut, welche Geschichten Redakteure und Ressortleiter dunnemals haben wollten und welche nicht. Es mussten Gründergeschichten her, success stories, Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichten und sonst gar nichts. Der Gedanke, dass der Kaiser nackt sein könnte, ist vielen nicht im Traum gekommen, nicht mal nachdem im April 2000 der Nasdaq abgekackt war. Alle Welt besoff sich an der Vision, es würde nie wieder Rezession geben - bis zum 11. September...
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mark793,
Mittwoch, 18. April 2007, 21:38
Anyway,
was an seiner Position in dieser Frage falsch sein soll, hab ich aber nicht so ganz verstanden. Läuft die Renaissance von Internet-Themen zwangsläufig auf eine neue Blase hinaus und darauf, dass wir unweigerlich wieder glamouröse Geschichten über wind(horst)ige Webunternehmer lesen müssen?
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donalphons,
Mittwoch, 18. April 2007, 21:42
Dariani war zumindest möglich. Das sollte uns zu denken geben.
Übrigens ist die StudiVZ Ltd. noch immer nicht umgebaut.
Übrigens ist die StudiVZ Ltd. noch immer nicht umgebaut.
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mark793,
Mittwoch, 18. April 2007, 21:47
Hm, Dariani
wird auch nicht der letzte seiner Art gewesen sein. Bleibt die Frage: Schreibt man deswegen alles zu Klump - im Geiste jenen Papstes, der im Albigenser-Kreuzzug die Order ausgab: Macht sie alle nieder - der Herr wird die seinigen erkennen?
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first_dr.dean,
Mittwoch, 18. April 2007, 22:23
Zumindest wird Dariani nicht Unternehmer des Jahres.
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die muse,
Donnerstag, 19. April 2007, 00:41
Ja, das ist schon mal was, Dr. Dean.
Um Erfahrungen in der NE gesammelt zu haben, bin ich zu jung. Doch das was du beschreibst, Don, ist mir nicht neu, habe ich in mehreren Unternehmen erlebt: Schnelles Geld machen mit einer Sache über die jeder redet, aber nicht wirklich was davon verstehen, sie auch eigentlich gar nicht wollen. Und deshalb wird unter dem Deckmantel des Guten Seele gegen Geld getauscht, die herbeigeredete Revolution verkauft und verhindert. Jemandem, der sich für die Sache interessiert, bricht dabei fast das Herz. Wobei man jetzt sagen kann: das hat im Business eh nix zu suchen. Hat es aber doch. Deshalb ist es wichtig, wie hier auch mal extrem kritisch zu sein, dem mit aller Wucht etwas entgegen zu setzen. Die "Gegenseite" ist ja noch viel unverschämter, lächelt aber dabei.
Von dem beschriebenen Glamour habe ich genug gesehen. Leider nur dort, wo auf Werte geschissen wird. Und das waren keine Ausnahmefälle. Leider hält man es nicht lange genug dort aus, um etwas zu verändern, wenn man dem kritisch gegenüber steht. Die Veränderung ist aber auch nicht gewollt. Du wirst mit Kusshand eingestellt, denn du kennst dich ja aus, sie brauchen dich. Sitzt du einmal im Boot, wird dir der gesunde Menschenverstand verboten. Was dazu führt, dass vernünftige Menschen diese Jobs immer seltener annehmen. Statt dessen sitzen dann dort Hanseln, die genau wie ihre Chefs nach Glamour heischen, nach dem großen Ruhm und Geld.
Die guten Ideen bleiben dabei auf der Strecke. Oder aber sie werden im Stillen umgesetzt, mit immensem finanziellen Risiko, dafür mit Herz. Heute in dieser Branche ein bisschen Ehre zu bewahren, bringt das Gegenteil von Glamour.
Wobei die Sixtus-Antwort nicht so schlecht war. Es stimmt nur eben nicht ganz.
Um Erfahrungen in der NE gesammelt zu haben, bin ich zu jung. Doch das was du beschreibst, Don, ist mir nicht neu, habe ich in mehreren Unternehmen erlebt: Schnelles Geld machen mit einer Sache über die jeder redet, aber nicht wirklich was davon verstehen, sie auch eigentlich gar nicht wollen. Und deshalb wird unter dem Deckmantel des Guten Seele gegen Geld getauscht, die herbeigeredete Revolution verkauft und verhindert. Jemandem, der sich für die Sache interessiert, bricht dabei fast das Herz. Wobei man jetzt sagen kann: das hat im Business eh nix zu suchen. Hat es aber doch. Deshalb ist es wichtig, wie hier auch mal extrem kritisch zu sein, dem mit aller Wucht etwas entgegen zu setzen. Die "Gegenseite" ist ja noch viel unverschämter, lächelt aber dabei.
Von dem beschriebenen Glamour habe ich genug gesehen. Leider nur dort, wo auf Werte geschissen wird. Und das waren keine Ausnahmefälle. Leider hält man es nicht lange genug dort aus, um etwas zu verändern, wenn man dem kritisch gegenüber steht. Die Veränderung ist aber auch nicht gewollt. Du wirst mit Kusshand eingestellt, denn du kennst dich ja aus, sie brauchen dich. Sitzt du einmal im Boot, wird dir der gesunde Menschenverstand verboten. Was dazu führt, dass vernünftige Menschen diese Jobs immer seltener annehmen. Statt dessen sitzen dann dort Hanseln, die genau wie ihre Chefs nach Glamour heischen, nach dem großen Ruhm und Geld.
Die guten Ideen bleiben dabei auf der Strecke. Oder aber sie werden im Stillen umgesetzt, mit immensem finanziellen Risiko, dafür mit Herz. Heute in dieser Branche ein bisschen Ehre zu bewahren, bringt das Gegenteil von Glamour.
Wobei die Sixtus-Antwort nicht so schlecht war. Es stimmt nur eben nicht ganz.
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donalphons,
Donnerstag, 19. April 2007, 01:05
Hängt davon ab, wer das sagt. Wenn es zufällig die Person ist, die sich vor allem mit Interviews der neuen Gründer beschäftigt, dann ist das ein erhebliches Problem. Denn einerseits sind die ganzen Kerlchen der New Economy längst wieder unterwegs, sei es als VCs wie Samwer, sei es als Unternehmer wie Bernd Kolb. Hubert Burda, der jetzt den DLD macht, sass in Welle 1 im Internetbeirat des bayerischen Ministerpräsidenten, von dem aus die Privatisierungserlöse verpulvert wurden. Bei Wellington und 3i sitzen immer noch weitgehend die gleichen Leute, grossenteils auf den Geldern, die während der New Economy eingesammelt wurden.
Andererseits: Es gibt ein paar neue Gesichter und ein paar neue Begriffe und sehr viel Vergessen. Gerade im Bereich Communities, die wirklich nicht neu sind. Gerade bei den Medienkonzernen. Ich habe Verständnis für jeden, der damals nicht dabei war und heute reinfällt, ich weiss, wie verführerisch es sein kann, daran zu glauben, aber absolut kein Verständnis habe ich für die, die damals so tief wie ich oder noch tiefer drin waren und so tun, als sei nichts gewesen. Erinnert alles schon sehr an die Verklärung des Afrika-Corps nach 45.
Andererseits: Es gibt ein paar neue Gesichter und ein paar neue Begriffe und sehr viel Vergessen. Gerade im Bereich Communities, die wirklich nicht neu sind. Gerade bei den Medienkonzernen. Ich habe Verständnis für jeden, der damals nicht dabei war und heute reinfällt, ich weiss, wie verführerisch es sein kann, daran zu glauben, aber absolut kein Verständnis habe ich für die, die damals so tief wie ich oder noch tiefer drin waren und so tun, als sei nichts gewesen. Erinnert alles schon sehr an die Verklärung des Afrika-Corps nach 45.
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die muse,
Donnerstag, 19. April 2007, 01:41
Stimmt schon. Gleichzeitig auf mehreren Schiffen fahren wie Sixtus es gemacht hat geht halt nicht. Entweder mitmachen oder kritisch sein. Kolb versucht das ja ähnlich: er gibt persönlich den Punk, aus der Nähe betrachtet bleibt davon aber wenig. Hat mich ganz schön Nerven gekostet, der Herr. Ich bin nämlich drauf reingefallen und hab bis zum Schluss an die gemeinsame gute Sache geglaubt. Auch daran, dass er wirklich Ideen umsetzen wollte, was er dann durch seine Schergen schnell verhindern ließ (mein ganz persönlicher Eindruck).
Selbst schuld. Denn ich hab mir heute in Anbetracht der Schäuble-Zypries-Aktion und den Erinnerungen an meine abgeschmetterten Vorschläge in Richtung Kolbs Leuten ins Fäustchen gelacht. Sie hätten heute mit Kundenfreundlichkeit trumpfen können statt um die Konzernzerschlagung zu bangen, hätten sie uns umsetzen lassen. Doch das Geld fließt ja auch so. Und das wissen gerade die, die schon im ersten Hype abgesahnt haben. Da kann ich die Verklärung schon verstehen. Es ist halt nur noch ein paar Nummern schmutziger. Leider stinkt es nicht.
Selbst schuld. Denn ich hab mir heute in Anbetracht der Schäuble-Zypries-Aktion und den Erinnerungen an meine abgeschmetterten Vorschläge in Richtung Kolbs Leuten ins Fäustchen gelacht. Sie hätten heute mit Kundenfreundlichkeit trumpfen können statt um die Konzernzerschlagung zu bangen, hätten sie uns umsetzen lassen. Doch das Geld fließt ja auch so. Und das wissen gerade die, die schon im ersten Hype abgesahnt haben. Da kann ich die Verklärung schon verstehen. Es ist halt nur noch ein paar Nummern schmutziger. Leider stinkt es nicht.
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weltenweiser,
Donnerstag, 19. April 2007, 10:19
Da sollte ich vielleicht doch dankbar sein, dass die New Economy an mir vorbeigegangen ist.
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manuel_le,
Donnerstag, 19. April 2007, 12:32
Hey,
zumindest haben mich gerade die neun Teile von der Strohfeuer-Geschichte ganz gut unterhalten...
Wenn das nur 50% wahr ist, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass der Betroffene die gleichen Fehler genauso wieder macht.
Niemand ist 100% lernresistent, oder?
(nehmt mir nicht den Restglauben an die Menschheit, bitte :)
Wenn das nur 50% wahr ist, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass der Betroffene die gleichen Fehler genauso wieder macht.
Niemand ist 100% lernresistent, oder?
(nehmt mir nicht den Restglauben an die Menschheit, bitte :)
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donalphons,
Donnerstag, 19. April 2007, 13:46
Alte Fehler kommen stets im neuen Kostüm daher, da sollte man sich keine Illusionen machen. Demut vor dem eigenen Versagen jedenfalls sieht anders aus.
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