Alles relativ oder Wieviel unbestechlicher darf´s denn sein?

Jeder bekommt den Preis, den er verdient:
Ich halte das Grimme-Institut für eine der unbestechlichsten Institutionen in der deutschen Medienlandschaft.
Stefan Niggemeier, mit Bildblog und seinem privaten Blog zweifacher Grimme Online Award Preisträger und mehrmaliges Mitglied der Jury für den Grimme Fernsehpreis, der in Kritikern, die er nicht so mag, gern "Hysteriker" sieht.

Mittwoch, 20. Juni 2007, 20:36, von donalphons | |comment

 
Es kommt einem vor, als würde sich der Autor beim Schreiben des Textes selbst erst eine Meinung bilden bzw. seine Meinung von vorgestern revidieren, um sie auf Kritiker zu externalisieren. Ein kreativer Schreibprozess also, in dessen Verlauf die neue Überzeugung entsteht, die, noch windelfrisch, bereits standhaft vertreten werden kann.

Sehr schön auch der Kunstgriff, den "Kollegen von der dpa" ins Spiel zu bringen, der natürlich - dieser kranke Medienzirkus eben, schlimm ist das - nur hetzen will. O Freunde, nicht diese Töne! Ist es da nicht viel klüger und besonnener, den Ball flach zu halten und, naja, äh, den Preis anzunehmen? Allein schon, damit der persönlichen Entscheidung kein "Nachrichtenwert" zukommt, natürlich.
Gegen Ende kommt dann richtig Stimmung rein, der Text muss fertig werden, Argumentation zweitrangig, Verschwörungstheorie hier, Glaube ans große Ganze da, schnell noch die Krawatte binden, dann geht's ab auf den Abiball zur Preisverleihung.

Wie man von "Ich habe also diesen Grimme-Online-Award 2007 gewonnen. Will ich ihn haben?" zu "bin wild entschlossen, mich über meinen Preis zu freuen und sogar ein bisschen stolz zu sein" kommen kann, ist mir ein Rätsel.
Der Eindruck der Schizophrenie drängt sich vor allem auf, wenn man die Reihenfolge der ersten beiden Sätze des letzten Absatzes vertauscht:

"Und ich hoffe sehr, dass Grimmes merken, dass es nicht nur an den bösen Bloggern liegt, dass ihr schöner Preis in Verruf geraten ist, sondern auch an ihnen. Jedenfalls bin ich jetzt in Köln, gehe gleich zu der Verleihung und bin wild entschlossen, mich über meinen Preis zu freuen und sogar ein bisschen stolz zu sein."

Das nenn' ich mal kreativen Boykott, herzlichen Glückwunsch. Denen zeigst Du heute Abend, was 'ne Harke ist, Stefan! Hatten wahrscheinlich gedacht, sie hätten sich in die Nesseln gesetzt, diese Grimmes. Aber nicht mit dir! Demonstrative Anwesenheit mit Freunden und Familie und einem breiten Grinsen wird sie lehren, wie sehr ihr schöner Preis in Verruf geraten ist!

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Nach der Revolution
Kriegen auch die Grimme-Online-Award-Preisträger
ihren gerechten Lohn

Don´t panic
Nur´n Scherz

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Das dauert mir zu lang. Lieber die kleine Blogkritik.

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Nun ja, ich bin ja auch schon in Jurys gesessen
die Preise vergab, für die ich durchaus auch in Frage gekommen wäre.

Eine bat mich um Teilnahme mit den Worten: Wir hätten Sie wirklich gern dabei, wollen Ihnen aber fairerweise nicht verschweigen, dass Sie dann nie mehr selbst für diesen Preis in Frage kommen.

Das nie mehr war unterstrichen.

Vielleicht gibt es doch noch etwas unbestechlichere Institutionen in der deutschen Medienlandschaft?

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Absurd fand ich eigentlich nur die demonstrative Gewissenserforschung vorgestern: Die Frage wurde der Community zur Debatte vorgelegt, als ob sie dem Herrn schlaflose Nächte bereiten würde. Und heute dann den wirren Text abschließen mit derAussage, dass man trotz allem "wild entschlossen" ist, sich über den Preis zu freuen.
Sagen wir's mal so: Es wäre glaubwürdiger gewesen, heute nur zu schreiben: "Leckt mich, ihr Arschlöcher, ich nehm' den Preis trotzdem an!" Aber dieses lauwarme Wischi-Waschi-Gerede, das eines PR-Sprechers würdig wäre, nervt extrem bei einer Person, die sich nächste Woche, nachdem das Preisträger-Banner eingepflegt ist, hinsetzen wird und Pressemitteilungen von Callactive und 9live seziert, um auf Ungenauigkeiten hinzuweisen.

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Wie der bärtige Kalauer besagt
"sich zieren wie die Jungfrau beim dritten Mal"

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Nicht wirklich überreschend, zumal ja auch der entsprechende Zuspruch kam. Und ich finde das Verhalten auch richtig: Das war der passende Preis.

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Die Spätausgabe der Tagesschau
war diesbezüglich ein wahres "Glanzstück" öffentlich-rechtlicher Berichterstattung.

Man hätte natürlich auch die Preisverleihung dazu nutzen können, etwas zu sagen, was man nicht auf 5 Sekunden Vollpfosten-O-Ton zusammenschneiden hätte können.

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Wieso? Man will doch auch nächstes Jahr wieder dabei sein, gerne auch als Nachnominierung.

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Yepp, er kann sich wirklich nicht leiden. Ich hab ihm gerade auf seine Preisfrage geantwortet:

http://www.duckhome.de/tb/index.php?/archives/589-Die-Grimme-Preisfrage-und-die-duemmstmoegliche-Antwort-darauf.html

Ich meine wenn ich den Preis annehmen will, kann ich ihn ja nur von unbestechlichen nehmen. Sonst würde ich ihn und mich selbst entwerten.

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Aber bitte, da sind doch alle guten Freunde von Adical, da muss man hin, da will man sein, da ist man wer.

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Seit wann
bitte läßt sich das Adjektiv "unbestechlich" steigern?
Unbestechlich, unbestechlicher, am unbestechlichsten. Das ist doch Humbug. Entweder jemand ist unbestchlich, oder er ist es eben nicht.

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Das dachte ich mir auch, deshalb steht es auch hier, als Dokument des allerunbestechlichsten Stefan Niggemeier.

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Beschämend!

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In Absurdistan ...
... lässt sich dieser Superlativ durchaus bilden. Das weiss jeder Journalist. Und Niggemeier ist deren einer. Einer aus Absurdistan.

Aber ganz unter uns: Besser schafft keiner seine Selbstdemontage.

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Fallhöhe ist das Stichwort. Wird gemessen von Bildblog bis Marl.

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fyi
Gestern Abend in Köln: Grimme Online Award 2007: Das Video

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Ha lustig
Die natürlich absolut völlig unbestechlichste Tagesschau widmete sich gestern in ihrer Spätausgabe ausführlichst dieser Rede:

"Das kommt überraschend. Danke." CUT

Für das eigene Blog, das bereits mehrere (!!!) Monate existiert, war dann schon etwas mehr Zeit.

Sehr viel mehr Zeit.

Ist ja auch gebührenfinanziert.

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Das war doch Ironie
wenn auch leicht angesäuert. In Wahrheit parodierte er Oliver Gassners Wochenschau. Einfach ohne "öhms" - daraus entsteht dann Kürze.

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Nächstes Jahr dann Gassner für sixtusreife Qualitätsinterviews mit Freunden und Geschäftspartnern.

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