: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 10. Mai 2006

Wissensmanagement

Internet in Italien als Tourist, im Bereich zwischen Sterzinger Apfelstrudel und Lumachelle all’urbinate, und zwar abseits der ganz grossen Zentren, nur kurz in Verona, Mantua etc.. Ich habe ein Notebook (IBM T20 mit XP) dabei, ein Modem, Netzwerk und WLAN an Bord. Ich will auch Bilder hochladen. Mein Telefonino ist dafür zu alt und geht sowieso nicht.

Gibt es kostenlose Hotspots in ausreichender Menge? Gibt es Internetcafes? Lohnt sich die Anschaffung eines UMTS-Handies als Dauerverbindung? Ich war zu lange schon nicht mehr dort, ich kenne den aktuellen Stand der Dinge nicht.

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Montag, 8. Mai 2006

Aussicht auf die Ponte Vecchio

Als ich die ersten alleinigen Skiurlaube, nun nicht mehr in der piekfeinen Schweiz oder dem ordentlichen Sütirol, sondern im rabaukenverträglichen Österreich absolviert hatte, mir oder anderen daselbst keine Knochen gebrochen hatte und immer noch keinen Alkohol trank oder rauchte, da wurde es Frühling, und mein Vater meinte, es sei an der Zeit, dass ich jetzt selber mal auf eigene Faust Urlaub machen sollte. Ohne sie und den Wagen. Ganz allein. Hatte er auch gemacht. Er drückte mir einen Rucksack in die Hand, einen Packen American Express Reiseschecks, ein paar Bündel Lirescheine in einem langen, rechteckigen Couvert von der Sparkasse und meinte, ich wisse ja, wo der Bahnhof und Florenz sei, seinen Orientierungssinn hatte ich geerbt, wie man Moped fuhr, wusste ich, ansonsten immer nur Ilford-Filme nehmen, und 50mm-Objektive reichen aus, wenn man gut ist.



Es war richtig, nur mit Ilford zu photographieren. Man sieht nicht, dass das Lacoste-Hemd auf dem Bild knallgrün ist. So war das aber damals, in den mittleren 80ern, als die beiden Kameras, eine Kleinbild und eine Mittelformat noch rein mechanische, silberne und klobige Wertgegenstände waren, die Züge wie in den frühen Filmen Fellinis aussahen und man extra Münzen kaufen musste, um nach Hause zu telefonieren. Was ich übrigens erst tat, als ich schon wieder in München war. Postkarten habe ich auch keine geschrieben, damals. Aber viele Bilder gemacht, 7 Filme in zwei Wochen, ein photographisches Tagebuch einer Zeit zwischen Traum und Erfüllung.

In nächster Zeit werde ich wieder aufbrechen, so wie damals, ich werde aufstehen, sagen, dass es der Tag und die Stunde ist, und dann bin ich weg. Die Barchetta wird das Moped ersetzen, ich werde eine Digicam dabeihaben und ein Notebook, um hier ein wenig Notdienst zu machen. Wann genau, keine Ahnung, die Leserschaft wird es schon merken. Vielleicht kaufe ich mir sogar wieder ein Lacoste-Hemd. In einem dezenteren Grün, diesmal.

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Samstag, 6. Mai 2006

Der Himmel über der geistigen Wüste

oder: Moralisches, all zu Moralisches, gar Doppelmoralisches zum Tee

Man mag es kaum glauben, aber schwerer Heuschnupfen hat auch so seine Vorteile. Man kann zum Beispiel berufliche Termine, die voller Druck vor einem stehen, bequem verschieben, und sich angenehmeren Dingen widmen. So zum Beispiel diesem vorzüglichen Heuschnupfentext von Madame Modeste. Es ist das Allergiker-Äquivalent des hochgeehrten Messer Boccaccios Einleitung zum Decamerone, der darin die Pest behandelt, nur um dann 7 anmutige Frauen und 3 aparte Herren zum 10 mal 10 plus 1 geheimene Geschichten erzählen zu lassen. Würde Madame Modeste in 11 Tagen nun auch 101 Novellen, oder von mir aus, widerwillig, auch nur ein Heptameron folgen lassen, wäre die Frage der Sommerlektüre, die ja nie eine leichte ist, geklärt.

Es steht aber zu befürchten, dass es so viele Geschichten nicht werden. Da ist es schön, in den Blogs ausweichen zu können zu einer Dame, die auf englisch schreibt und den grandiosen Begriff "low fuckability ratio" für eine mir bekannte Bar in meinen Wortschatz gebracht hat. Ich werde mich hüten, diese Geschichte zu verlinken; manch Pflänzchen soll im Verdorb äh Verborgenen seine zarten Blüten treiben, aber es gibt sie, die edlen Damen, die einen mit dem tristen Dasein fern der Zivilisation versöhnen.

Entfliehen wäre leicht, mit einem Cabrio ohne Heuschnupfen, ab nach Italien, es sind von hier aus gerade mal 258 Kilometer, halb so weit wie nach Berlin, und endlich mal ein Reiseblog führen, das den Namen verdient - auf Stendhals, Heines und Eichendorffs Spuren. Statt dessen eben der Katzenjammer, das weinerliche Selbstmitleid, die Schandtaten, die man sich nur in diesem Dämmerzustand zwischen Leben und Siechtum leisten kann: Ein ganzes Glas Schwarzkirschenmarmelade zum Tee löffeln. Pur. In 20 Minuten. Geht schnell. Oder daran zu denken, dass beim offenen Fahren auch andere Gefahren lauern, die hier beschrieben sind. Und sich dann aus der Matratzrngruft wühlen, zum Hutmacher der Familie seit 5 Generationen gehen, in diesen wunderbaren Laden mit dem Flair der 20er Jahre, und sich eine Cabriomütze aus braunem Cordsamt kaufen. Für die Italienreise.



Bäh, wird die Leserschaft sagen, dieses Ekelpaket wollte ich soeben noch bemitleiden, und dann sowas, Marmelade silberlöffeln und dem Land, wo vielen Hartz IV blüht, mit einem spritsaufenden Monster entgehen. Noch was? Eine vielgeschmähte Elitesse auf dem Beifahrersitz? Papas unlimitierte Scheckkarte? Und die Ausrede, dringend in die Berge zu müssen, 2000 Meter hoch hinauf, wo es keine Pollen mehr gibt? Ihr seid herzlos. Aber, das muss ich Euch lassen: Ihr habt gute Ideen! Einmal dem - wirklich sagenhaften - Himmel über dieser geistigen Wüste hier entgehen, das wär´s.



Das Dunkle da auf dem Bild, was so aussieht wie die Chartkurve eines Startups, in das brunzblöde Neoconnards ihre paar erbärmlichen Kröten versenken, ist übrigens der Stadtpalast. Genauer, ein oberer Teil davon und das Dach, die unteren Stockwerke und das Hinterhaus kann man mit einem normalen Objektiv eigentlich nur aus der Luft knipsen. Das da rechts oben, das Geländer vor dem letzten Absturz, ist die Dachterasse, von der die Bilder normalerweise kommen. Wenn ich das mal so sagen darf. So vertraulich. Eigentlich wurden wir uns ja nicht vorgestellt. Wir schieben es einfach mal auf die Überdosis Antiallergikum. Und die Sauerkirschmarmelade, von der der Hersteller behauptet, es wäre Konfitüre. Depp in meine Augn. Und nun zurück zur Matratzengruft.

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Freitag, 5. Mai 2006

Verkettung unglücklicher Umstände

Zu spät daheim, zu lange draussen geredet, Hustenanfall, keine Tablette, Asthma, Tablette zu spät, wach bis um 7, schlecht geschlafen, Migräne, weiter Husten, Kopf im liquiden Zustand, Fahrt nach Nürnberg und Auftritt abgesagt, hier geblieben, Tag verpennt, dann am Abend kurz raus und unter diesem Himmel,



darunter im Hof qualmt & stinkt es erbärmlich, weil die Elitessen den Beweis antreten, dass sie zur besten Hausfrauenmusik der 80er, 90er und den Pesten von heute noch nicht mal grillen können. So wird das nix mit dem Hausfrau und Mutter werden nach dem vergeblichen Versuch, beim Middle Management unterzukommen. Üben. Aber bitte woanders.

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Der Teufel ist ein Eichhörnchen

Im Leben eines notorischen Teetrinkers gibt es eine Reihe von Gefahrenquellen, die auszuschliessen sind:

- Kein Tee im Haus (hier sind mindestens vier Sorten)

- Die Teekanne zerbricht (Ich habe zwar zwei Teekannen aus Porzellan, verwende sie aber nicht. Statt dessen habe ich 7 Silberkannen, jeweils eine für die 3 selten getrunkenen Sorten, eine für Pfefferminztee sowie 3 in verschiedenen Grössen für den Standardtee)



- Die Tasse zerbricht (ist in den letzten Jahren nicht passiert, würde jetzt aber bei 2 Services a 12 und 1 a 8 und 1 a 6 Personen nicht den Nachschub stoppen)

- Der Wasserkocher geht kaputt (Hat er gerade getan, als das Wasser ungefähr 80 Grad warm war. Dabei habe ich enorme Kopfschmerzen, Nachwirkungen von gestern Abend. Und natürlich keinen Wassertopf. Der Tee ist gerade eben geniessbar.)

Der Teufel, wie gesagt, ist ein Eichhörnchen.

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Mittwoch, 3. Mai 2006

Siesta

Die Sonne brennt das Leben aus den Strassen. Die Spiesser drücken sich schon wieder in den Schatten und blinseln missmutig den Himmel an.



Am Abend ist es dann zu spät, um noch etwas zu tun. Und zu kalt, um lange draussen zu sein. Wieder ein Tag verloren, für manche.



Unten herrscht Stille, irgendwo, hört man en passant, ist wieder ein Trauerfall in der besseren Gesellschaft gewesen, und die Elitessen lernen beharrlich für die nächste Prüfung. Es ist sehr still hier, abgesehen von der Amsel.

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Begehbar

Ab einem gewissen Alter hört man auf, intensive Alpträume zu haben. Manchmal wüsste ich gern, ob es zumindest bei mir die Folge einer Lebensentwicklung ist, in der ich meine Alpträume begehen und befahren kann. Und wie das bei denen ist, die weitab in den Vorstädten nie wissen, dass es noch diese anderen Welten gibt. Sie allenfalls bei heute oder RTLII sehen. Sehen und erleben sind zweierlei, es ist ein unüberbrückbarer Gegensatz.



Daheim sind sie alle so glatt, da sind keine Narben, keine Grate, keine Brüche, das Leben fliesst in engen Bahnen und alles, was nicht direkt den Lauf kreuzt, existiert nicht wirklich. Der Schmerz, das Unglück entzündet sich am Nichts, banal und leer sind alle Konflikte derer, die nie ahnen werden, wie es ist, hinter der Mülltonne jemanden mit der Spritze zu sehen, und die Testosteronstinker, die darüber hinwegsteigen auf der Suche nach einem weniger auffälligen, mit Sperma füllbaren, vielleicht risikoloseren Zerfallsprodukt unserer Gesellschaft. Daheim kennen sie auch nicht die Schüsse und das Tablettenproblem, das langsame Abgleiten in die Katastrophe, sie kennen nur die paar kleinen Skandale, und wann immer ich zurück komme von den Boulevards der realen Alpträume zu den traumlosen Schläfern, fühle ich mich unendlich alt und durchgeprügelt, ohne dass mich je ein Schlag wirklich getroffen hätte, denn es sind nur meine Alpträume und nicht die Realität derer, die darin vorkommen. Es ist manchmal nur eine Kreuzung im vorderen Orient, ein Wald in Ostbayern, drei Blocks in Frankfurt am Fuss der Türme oder eine noch immer nicht gelöschte Website, die von denen erzählt, deren Tod die Schläfer nie verstanden haben und auch nicht verstehen wollten. Und wahrscheinlich längst vergessen haben. Warum auch nicht. Sie waren nicht dabei, sie kennen es nicht, und es ist weder ein Verdienst noch eine Ehre. Es geht auch ohne den Tanztee mit den Erynnen im Separee der Erinnerung.

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Mittwoch, 26. April 2006

Dies illa

Für Allergiker wie mich ist es die lang ersehnte Rettung von allem Übel, es verheisst, dass man bald wieder atmen kann.



Und für alle anderen ist es - hoffentlich - ein grandioser Anblick. Es sind nur 15 Meter über der Stadt, aber nirgends wirkt das Unwetter näher als oben auf der Dachterasse.

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Dienstag, 25. April 2006

Amsel nochmal

heute etwas früher, ohne Elitesse



aber dafür mit Wolken. Man nennt das einen Donauschulenhimmel. Die Donauschule, mit Albrecht Altdorfer als bekannestem Vertreter, malte in der deutschen Renaissance im 16. Jahrhundert diese Himmel. Wenn man die Gemälde sieht, mag man es kaum glauben, aber doch, manchmal sieht der Himmel hier so aus.

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Liebe Verleger, darf ich mal kurz stören?

Was, werdet ihr sagen, will denn der von uns? Einen Verlag hat er doch, vielleicht will er uns was andrehen, wer weiss, junge Autoren haben heute ja die komischsten Ideen, sogar mit diesem Internet da, und dann setzt ihr einen ablehnenden Gesichtsausdruck auf und legt Euch zurecht, dass ihr nur was von Leipziger Absolventen mit FAZ-Garantie druckt, oder zumindest was mit Beziehung zum Zündfunk.

Aber darum geht es mir nicht. Nicht als Autor stehe ich unter vor Euch, sondern als Käufer. Als ein Käufer, der Eure Produkte gern im Liegestuhl auf der Dachterasse lesen würde. Ich habe ja keinen Fernseher und bin leidenschaftlicher Bücherfresser, im Jahr kaufe/bekomme ich sicher über 100 Stück, von der Belletristik über Sphragistik und Buchillumination bishin zu den grossen Katalogen meiner alten Zunft, durchmischt mit antiquarischen Erwerbungen. Gerade heute wäre ein wunderbarer Tag... aber was tue ich, ihr lieben Verleger? Hä? Na was? ich will Euch sagen, was ich tue: Ich sitze im Zimmer und fluche, wegen Euch versiffter, dreckiger Verlegermafia!

Nein, es geht nicht um die nächste lektoratsgefickte Debutantennutte, deren Rezi ich schreiben muss. Ich muss Eure Produkte einordnen. Ich bin ja kein Proll und stelle meine 30 Bücher strategisch in Billys auf, damit es nach mehr aussieht. Ich habe hier noch etwa 1.000 Bücher rumliegen, von Mühsams Lyrik bis zum Druckwerk der Familie Carracci in 1:1. Dass die unterschiedlich gross sind, verstehe ich, aber warum, frage ich Euch Ausgeburten der Papierhölle, warum um alles in der Welt bekommt Ihr bei normalen Büchern keine normalen Formate hin?



Ich besitze ca. 600 Bücher, die älter als 100 Jahre sind. Sie einzuordnen ist kein Problem, die venezianische Aldine von 1542 passt neben die bayerische Religio Prudentis von 1727 und die wiederum neben Tucholskys Pyrenäenbuch von 1932. Alle haben ungefähr das gleiche Längen/Breitenverhältnis, und alle haben stumpfe, angenehme Farben, seien sie nun in Leder, Halbleder, Pergament oder noch unaufgeschnitten. Es ist eine Freude, sie einzuordnen, sie ergänzen sich in Farbe und Grösse und ergeben die schönste Wand der Welt.

Aber Eure moderne Scheisse, mit Verlaub, ist eine echte Qual. Grauenvoll bunt, als ginge es darum, zu einer DVD-Sammlung zu passen. Bei der Tiefe ist vom schmalen Grischperl bis zum breiten Quadrat wirklich alles dabei. Eine einheitliche Linie ist nicht mal innerhalb eines Verlages, noch nicht mal bei einer Taschenbuchreihe möglich. Mal ehrlich, Leute: Was soll das? Was sollen diese Scheissriesenphotos auf dem Cover? Wieso sind die sogar unter dem Schutzumschlag? He? Macht Ihr Euch auch mal Gedanken um die, die die Hauptkäufer Eurer Produkte sind? Die Bücher bewahren und nicht gleich auf den Müll kippen? Die eine Bibliothek füllen wollen und nicht sinnvoll sortieren und ordnen können, weil sonst der kostbare Platz verschwendet wird.

Macht jeweils 2 Grössen für Taschenbücher und Hardcover. Spart bei der Tiefe. Dann habe ich einen ruhigen Vormittag beim Sortieren, das Staubwischen ist schnell geschehen, und ich kann weitere Bücher kaufen. Aber sowas wie heute: Geht gar nicht.

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