Aussicht auf die Ponte Vecchio

Als ich die ersten alleinigen Skiurlaube, nun nicht mehr in der piekfeinen Schweiz oder dem ordentlichen Sütirol, sondern im rabaukenverträglichen Österreich absolviert hatte, mir oder anderen daselbst keine Knochen gebrochen hatte und immer noch keinen Alkohol trank oder rauchte, da wurde es Frühling, und mein Vater meinte, es sei an der Zeit, dass ich jetzt selber mal auf eigene Faust Urlaub machen sollte. Ohne sie und den Wagen. Ganz allein. Hatte er auch gemacht. Er drückte mir einen Rucksack in die Hand, einen Packen American Express Reiseschecks, ein paar Bündel Lirescheine in einem langen, rechteckigen Couvert von der Sparkasse und meinte, ich wisse ja, wo der Bahnhof und Florenz sei, seinen Orientierungssinn hatte ich geerbt, wie man Moped fuhr, wusste ich, ansonsten immer nur Ilford-Filme nehmen, und 50mm-Objektive reichen aus, wenn man gut ist.



Es war richtig, nur mit Ilford zu photographieren. Man sieht nicht, dass das Lacoste-Hemd auf dem Bild knallgrün ist. So war das aber damals, in den mittleren 80ern, als die beiden Kameras, eine Kleinbild und eine Mittelformat noch rein mechanische, silberne und klobige Wertgegenstände waren, die Züge wie in den frühen Filmen Fellinis aussahen und man extra Münzen kaufen musste, um nach Hause zu telefonieren. Was ich übrigens erst tat, als ich schon wieder in München war. Postkarten habe ich auch keine geschrieben, damals. Aber viele Bilder gemacht, 7 Filme in zwei Wochen, ein photographisches Tagebuch einer Zeit zwischen Traum und Erfüllung.

In nächster Zeit werde ich wieder aufbrechen, so wie damals, ich werde aufstehen, sagen, dass es der Tag und die Stunde ist, und dann bin ich weg. Die Barchetta wird das Moped ersetzen, ich werde eine Digicam dabeihaben und ein Notebook, um hier ein wenig Notdienst zu machen. Wann genau, keine Ahnung, die Leserschaft wird es schon merken. Vielleicht kaufe ich mir sogar wieder ein Lacoste-Hemd. In einem dezenteren Grün, diesmal.

Montag, 8. Mai 2006, 17:13, von donalphons | |comment

 
Was ne scharfe Frisur ;o)

Wünsche viel Vergnügen bei der Entdeckungsfahrt. Und schöne Motive.

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Es waren die grossen Tage von Billy Idol.

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He lives in his own heaven
Collects it to go from the seven eleven
Well he's out all night to collect a fare
Just so long, just so long it don't mess up his hair.


Billy Idol - Rebel Yell

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Mich würde die Unterlage ja mal interesieren, die sieht sehr interessant aus. Ansonsten viel Spaß in dem Land meines Großvaters und vergessen sie uns nicht.

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bon voyage!
Möge das Wetter so kind sein wie jetzt gerade, alles am farbübertreiben, und ab und zu ein reinigender Pollenschauer ... ich würde auch gern verreisen, um dieselbe Zeit vor einem Jahr war ich in Montpellier ... schön windig. Und wo geht es bei Ihnen eigentlich hin? Wieder Florenz?
Lustige Uhr, man sieht erst nur die Minuten. Mehr braucht man im Urlaub ja auch nicht zählen, bloß keine Stunden, bäh.

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Hm, eigentlich ist es eine "Bomberuhr" mit einem WKII-Zifferblatt. Ist für´s Navigieren und Kalkulieren besser geeignet, und man erfasst die Uhrzeit besser, wenn man am Steuer sitzt.

Mal schaun, momentan kann ich noch nicht los, erst so um den 13. Und diesmal eher eine klassische Route nach Oberitalien, Stätten des Manierismus, Bergamo, Terra Ferma, Parma, Mantua. Wahrscheinlich auch ans Meer. Wohin es mich eben treibt.

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Ihr Vater aht Sie in Ihren ersten Alleineurlaub GESCHICKT und Ihnen dazu Rucksack und Reiseschecks IN DIE HAND GEDRÜCKT????

MEIN GOTT.

Da kriegt denn sie wissen nicht was sie tun sollen ja einen ganz neuen sinn..... Schönen Urlaub!

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Ich sag´s mal so: Mein Clan war schon immer ein wenig anders als andere Clans. Meine Grossmutter besass als Frau das erste Motorrad der Stadt, meine Mama bekam mit 18 ihren Käfer Cabrio, mein Vater donnerte damals mit seiner Norton durch Frankreich, und ausserdem wussten sie damals, dass ich keiner der verschwenderischen Sorte war. Auf Geschichten wie "Meine Entjungferung in einem römischen Palastbordell durch eine Anita Ekberg und meine anschliessende geldmangelbedingte Trampertour nach Hause" wird man hier lange warten müssen. Ersteres kam später, in zweiterem war ich bislang nicht, Blondinen sind nicht so meines Sache, und heim kam ich noch immer mit dem gefährt, mit dem ich losgefahren bin - mit der Ausnahme eines Rennrads.

Abgesehen davon war die Erfahrung wirklich was anderes als die vorherigen Urlaube, die samt und sonders entweder Skifahren, Surfen oder Kultur pur waren. Das einzige, was ich definitiv nicht packe, ist am Strand liegen.

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Na, solange es nicht schlammgrün ist! Schöne Nostalghia, gutes durchatmen et buon appetito, sempre!

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Die Uhr auf dem Bild
........ist einfach nur "geil"

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Geil?
Ich weiss nicht. Sie hat auch eine Geschichte. Die ist aus meinem eigenen Krieg, 1999-2003, New Economy in der Munich Area. Da haben wir die getragen. Die richtige Uhr für Speed die ganze Nacht und Tiefflüge auf die Deadlines. Minutes matter, Stunden hat eh keiner, Pitches dauern exakt 3 Minuten, dafür war es die richtige Uhr. Die Uhr für die Hölle, für les plaisirs démodés einer Zeit, die zum Glück vorbei ist.

Ein Andenken an eine Scheisszeit. Keine Marke, kein Name, anonym wie die Schicksale derer, die sie getragen haben.

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Vielleicht erzählen sie einmal mehr über diese Uhr? Klingt sehr interessant, auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig morbide klingt, aber wie sie in ihrem Restaur.antville-profil sagen: auch das morbide hat seinen Reiz.

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Äh. Nein, eher nicht. ich habe dieses Blog aufgemacht, um von den alten Geschichten wegzukommen. Die Kurzfassung ist: zu hoher Druck, zu wenig Vorsicht, zu unerfahrene Leute, Versagensängste und die falschen Mittel zur Bekämpfung, persönliche Krisen treffen auf Überheblichkeit, am Ende war man auf ein paar Beerdigungen von Leuten, die man lange kannte und die am Ende wenig mit dem zu tun hatten, was man früher an ihnen geschätzt hat. Die meisten sind irgendwie davon gekommen, aber es war, im Gegensatz zu der offiziellen Geschichtsschreibung, keine jahrelange Party.

Eine Geschichte dazu findet sich hier.

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Gute Idee. Aber das Notebook lassen Sie besser zu hause. Es wird sich schon jemand finden der ein Auge auf Ihr Blog hat. Ich bin natürlich nicht erfreut,dass Sie sich abseilen, aber mir scheint, dass Sie sich ein bisschen durchlüften sollten. Das Leben kann so anders und spannend sein.
Viel Spaß

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ganz schlechte Idee. Es geht ja beim Reisen nicht nur um die Reise an sich oder den Weg, sondern auch um die Selbstversicherung des Abstandes. Und die lässt sich über das Blog sehr gut generieren. Ihr hier, ich woanders. Mit Neid hat das nichts zu tun, ich will einfach mal ausprobieren, wie das mit dem reisebloggen ist.

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Damals hätte ich ihnen aber nicht hinterher gesehen.

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Dann kann ich mir das Liften ja sparen und statt dessen zur Mille Miglia fahren - die ist grad an dem Wochenende.

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ist das nicht äpfel mit birnen vergleichen?

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Äpfel mit Dörrobst, um im Bild zu bleiben.

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