: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 23. September 2008

10 Gründe, die Kreditkrise zu mögen

und 11 Bilder vor allem von der Heimfahrt von St. Leonhard über das Timmelsjoch in das - wenig schöne - Ötztal, das mit seinen Gogo-Bars, der langweiligen Strasse und Chinatrachten eigentlich Ödstäl heissen sollte.



1. Angesichts des Chaos beim Beschluss des sogenannten Auffangfonds von Finanzsowjet Paulson wird klar, dass die Sowjetamerikaner keine lang entwickelten Pläne haben, die auf eine finstere Aktion gegen den Rest der Welt und die westlichen Satellitenstaaten gerichtet sind. Es geht einfach nur um banale Verschleuderung von Staatsgeldern.



2. Vielmehr zeigt der schnelle Wechsel vom Aufkaufen fauler Kredite amerikanischer Banken zum Aufkaufen der faulen Kredite aller Banken, dass die Zeiten des Unilateralismus vorbei sind - vermutlich haben ein paar chinesische Mördergehilfen Paulson darauf hingewiesen, dass es nicht weise ist, sie auf dem Dreck krepieren zu lassen, wenn er seine neue Staatsverschuldung an die Chinesen weiterverkauft.



3. Es ist nicht wirklich nett, aber das ist endlich mal eine prima Gelegenheit für das alte Europa, dem Regime der UdSSA ein paar Wahrheiten zu sagen. Über Verschwendung. Über Umwelt. Über Gesundheitspolitik. Über die Schweinereien des Irakkriegs. Über Kyoto. Über das Verbot von Minen und Folter. Da kommt unter Breschnjewskush einiges zusammen. Man hat lange die Zähne zusammengebissen. Jetzt macht sogar das früher in einem unsäglichen Ort steckende Kanzlersurrogat mit.



4. Europa kann als Nebeneffekt auf eine ganze Reihe von Dingen hoffen, die die UdSSA nicht mehr will. Angefangen bei so stressigen Jobs wie der Nahostvermittlung über Kunst bishin zu Luxusuhren und die neue globale Leitwährung. Britische Roadster der Briten dürften auch bald günstigst zu haben sein. Schon mal an einen Aston Martin gedacht?



5. Nachdem es in der UdSSA keiner über das Herz bringt, dem eigenen Proletariat ein paar klare Botschaften zu vermitteln - Schulden reduzieren, sparen, weniger essen und mehr Sport treiben, was für die eigene Bildung tun und weniger zu glotzen, vielleicht auch etwas weniger ballern und sich um sowas wie eine zeitgemässe Philosphie zu bemühen - sieht es aber nicht so aus, als würde da sich jetzt jemand am Riemen reissen. Vorläufig wird das Prassen also weitergehen, zugunsten der Importe, die anderen helfen. Da denkt keiner dran, das Aussenhandelsdefizit zu verringern, selbst wenn mit dem Bankensektor die wichtigste Stütze der Konjunktur crasht.



6. Neoliberalalas, als UdSSA-Freunde getarnte Rassisten, Lobbyisten, Thatcheristen und Neocons, die nicht so viel Ehre haben, sich angesichts des Niedergangs ihrer heiligen Güter zu entleiben, werden es wenigstens eine Weile schwer haben. Vielleicht sollten sie einfach mal was über Twitter schreiben, das kommt bei manchen noch gut an.



7. Zumindest bei uns, aber wohl auch weitgehend in den UdSSA und England verlieren vor allem die Reichen in dieser Krise, und abgesehen vom grossen Raubzug durch Inflation der Konsumgüter und dem steuerfinanzierten Auffangfonds ist es ihnen auch kaum gelungen, ihre mittlerweile immensen Verluste auf andere abzuwälzen. Allein schon, weil die Verluste zu gross sind, als dass man sie ausreichend kompensieren könnte.



8. Ich mag die Linke nicht besonders, aber es freut mich schon diebisch, dass jetzt die beiden Wirtschaftsexperten, die es schon immer gesagt haben, keine Volkswirte von Banken oder FDPler sind, sondern Lafontaine und Gysi, und sich die anderen von CSU bis Grüne den Arsch aufreissen müssen, um den beiden - zu unser aller Wohl - angenehme Dinge nachzuplappern.



9. Wenn in England jetzt ernsthaft über Managergehälter geredet wird und liberale Steueroasen im Baltikum verwelken, wenn die Iren in die Krise schliddern und viele andere Vorzeigestaaten in den Abgrund schauen, wird sich vielleicht auch das Gejammer vom Brain Drain und dem immer besseren Ausland erledigt haben.



10. Und dankenswerterweise offenbart sich Obama noch vor der Wahl als die inhaltliche Luftnummer des "weiter so", was es uns erlaubt, den Schadensfall UdSSA schon heute in jedem Fall, egal wie der Staatsratsvorsitzende heisst, voll abzuschreiben und uns Gedanken zu machen, wie man den Laden pleite gehen lassen kann, ohne dass wir davon Schaden nehmen



Es ist also nicht alles schlecht. Seltn a Schodn, wo koa Nutzn dabei is, meinte meine Grossmutter immer, und sie hatte natürlich wie immer recht. Selbst in dieser globalen Krise. Meine Grossmutter war übrigens überzeugt davon, dass es in Krisen nichts Besseres als Immobilien in guter Lage gibt. Und auch hier: Recht hatte sie.

... link (58 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 20. September 2008

Die letzte Kugel im Lauf

Ich muss an dieser Stelle meinem Respekt Ausdruck geben, betreffend die vielen amerikanischen und auch deutschen Blogs, die kompetent und klug über die Finanzkrise berichten und einen anderen Ansatz als die Mainstreampresse haben, bei der ich über weite Strecken nicht verstehe, warum da keiner ehrenhalber seiner verlogenen Existenz ein Ende gesetzt hat. Die einzige Zeitung, die hierzulande wirklich in die Tiefe ging, war die FAZ. Ich mag besonders die Blogs von weissgarnix und egghat, auch und gerade weil ich vieles anders, gerne auch zynischer und negativer sehe - weder handle ich mit Aktien, noch hänge ich irgendwelchen Ideologien an; meiner Meinung zufolge wäre die beste Lösung der Finanzkrise die gnadenlose strafrechtliche Verfolgung ihrer Akteure und der Einzug ihrer Vermögen wie bei allen anderen italienischen Mafiosi auch. Egghat möchte ich jedenfalls in einem Punkt ergänzen: Meines Erachtens ist es nicht der Bailout aller Bailouts, was da gestern vom obersten amerikanischen Finanzsowjet Paulsen angedroht wurde:

"The ultimate taxpayer protection will be the stability this troubled asset relief program provides to our financial system, even as it will involve a significant investment of taxpayer dollars"

Das ist der Bailout to end all Bailouts. Man kann sehr viel Gutes und Richtiges dagegen sagen, und ich glaube auch nicht, dass die Idee sowas wie Substanz oder Erfolgsaussichten hat. Die UdSSA werden schneller 2 Billionen für den Giftmüll der Banken durchorgels, als die Kriminellen mit dem Gewinn einen Maserati kaufen. Und sie tun es auch nur, weil es, brutal gesagt, ausser meinem Guantanamoreisen-Vorschlag keine andere Möglichkeit mehr gibt: Entweder der Steuerzahler zahlt alles, oder es gibt kein Wirtschaftssystem mehr, das ihn bezahlen würde.

Die vierte Möglichkeit heisst folgerichtig; Der Steuerzahler zahlt alles und die Wirtschaft zahlt ihn dennoch nicht. Das ist in meinen Augen die wahrscheinlichste Lösung des Problems, mit Staatsbankrott und Währungskrise, und das zum Preis von 2 Billionen Dollar, oder auch etwas mehr. Aber es lohnt sich. Denn weil es der Bailout to end all Bailouts ist, wird es danach nichts mehr geben. Dieser für Amerikaner teure Bailout schenkt uns alten Europäern etwas, das dieser Krise beslang fehlte: Einen Zeithorizont, definiert durch die Burnrate des Kollektivierungsfonds. Wenn nichts mehr zum Verbrennen da ist, geht das System hoch, da unterscheidet sich die New Economy Klitsche nicht vom grössten sozialistischen Wirtschaftskomplex der Erde.

Die Krise wird damit nicht steuerbar, aber absehbar. Wir haben ein Zeitfenster für das Stürmen der Banken. Das ist schon mal was. Ein Ende.

Vom Anfang.

... link (16 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 19. September 2008

RTC II - der ganz grosse Wurf

Nun scheint es sich also zu bewahrheiten, dass die UdSSA zugunsten der Parteikader an der Wallstreet eine Kollektivierung schlechter Subprimekredite vornimmt, weil es schon nicht mehr reicht, wacklige Aktien der Parteikaderfirmen bei der Zentralbank als Sicherheit zu hinterlegen. und dabei wollte man doch nur dem Sowjetbürger das eigene Heim ermöglichen und dem Sieg der Weltrevolution in Afghanistan, Irak, Iran uhd Venezuala halfen. Eine Ende der Subprimekrise mit Hilf eines RTC II genannten staatlichen Auffanggesellschaft sei jetzt aber unausweichlich, das goldene Zeitalter kommt wieder, schreiben das Neue FTDeutschland und das marxitische Handelsblatt unisono, ganz zu schweigen von den vielen amerikanischen Prawdas.

Zu meinem Pech lebe ich noch nicht in der besten aller sozialistischen Welten jenseits des Atlantiks, wo man Börsenkurse nach Belieben vom Staat festsetzen lassen kann, Kursdrücker in den Gulag steckt und jeder schlechter Kredit ein guter Kredit des Volkes wird, aber in die Euphorie der Apparatschiks hinein möchte ich doch ein paar Fragen stellen:

Wie sieht es eigentlich mit den, äh, Konsumentenkrediten aus, den Bezugsscheinen der UdSSA? Wackeln die nicht auch? Autokrediten? Kleinkrediten? Krediten bei Shopping Malls?

Waren da nicht bei der volkseigenen Bereicherung der Apparatschiks nicht auch noch andere notleidende Geschäfte aufgetaucht, angefangen bei hoher Verstrickung im russischen Bruderstaat bishin zu den Geldmarktfonds, die auch einen Bailout brauchen werden?

Unglücklicherweise ist beim Erreichen der Weltrevolution gerade temporär mit einer bei Marx nicht vorgesehenen Arbeitslosigkeit zu rechnen, die bei den bezugsscheinüberlasteten Haushalten ein wenig problematisch ist. Könnten da nicht noch ein paar Spätfolgen nachkommen? Sagen wir mal, das doppelte der bislang realisierten Kreditausfälle?

Was ist eigentlich, wenn die Hauspreise weiter fallen? Wird der RTC dann nicht ein Fass ohne Boden, Genossen? Gibt es da nicht auch noch eine Menge besserer Kredite mit noch erstklassigerer Bonität, die dennoch platzen könnten?

Und was ist, wenn die Parteikader ahnen, dass die ersten noch voll bedient werden und gleich alles abkippen, was sie haben, um all ihre Risiken loszuwerden? Kann der Staat das überhaupt sinnvoll prüfen und ohne Einsatz der Notendruckpresse bezahlen?

Asoziale Elemente sagen ja, dass die USA jetzt schon vollkommen überschuldet sind und eigentlich sparen müssten, statt die Banken zu beschenken. Könnte es nicht sein, also nur theoretisch, dass man die amerikanischen Kaderbanken befreit und die Weltrevolution mit einem Staatsbankrott gefährdet - to happen am Tag nach den Wahlen im November?

Genossen jenseits des Atlantiks, ich habe bei solchen recolutionären Plänen immer Mao im Ohr: „Die Revolution ist kein Festessen, kein literarisches Fest, keine Stickerei. Die Revolution ist ein Akt der Gewalt.“

(Spass beiseite: Man muss es so hart sagen - We Are A Nation of Morons, led by complete Idiots, making us complicit in our own self destruction. Eine Nation, die glaubt, dass man eine fundamentale Wirtschaftskrise mit ein paar hundert Punkten erzwungenem Dead Cat Bounce zur Freude versiffter Maseratifahrer und ihrer flennenden Schnuffis ohne genug Geld für Gucci retten kann, deren Medien an solchen Schabernack glauben und deren Politiker sich einen Dreck um die Schulden kümmern, verdient nichts ausser der Pleite. Am besten rückwirkend zum 1.1.2002. Villeicht hat Hugo Chavez aus Venezuela Interesse an einer teilweisen Übernahme, wenn der Preis günsig ist.)

... link (49 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 19. September 2008

Endlich! Die Weltrevolution ist da!

Ministerium für Wahrheit
Stalin Alley 1
Washington D.C.
Zur sofortigen Verbreitung!

Genossen!

Soeben hat der grosse Volkskongress der Union der Sozialistischen Staaten Amerikas UdSSA die erfolgreiche Fortführung des Goldenen Zeitalters und die sofortige Beendigung der durch asoziale Volksschädliche verursachten Kreditkrise, die es in Wirklichkeit nicht gibt, beschlossen. In Zusammenarbeit mit Gross Sowiet Britannien erlässt unser geliebter Führer George W. Breschnjewskush zur Wahrung unserer historischen Mission für die Weltgesundung folgende Befehle zur sofortigen Umsetzungen durch die Kader:

Jede Form von Aktienverkäufen volkseigener Banken der Wallstreet wird verboten, denn die Banken sind gesund und sicher!

Jede Form von Aktienverkäufen volkseigener Banken der Londoner City wird verboten, denn die Banken sind gesund und sicher!

Unsere gesunden und sicheren Banken sind so sicher, dass wir ihnen zu unser aller Wohl viele Milliarden geben werden, die sie sicher verwalten!

Volksschädlinge, die bisher verkauft haben, werden zum Wohle der Volksgesundheit von den Freunden des Volkes ihrer geerechten Strafe zugeführt!

Genosse Charles Berja Schumer wird mit der Schaffung einer Behörde für Verstaatlichung, Kollektivierung und unbegrenzten Wohlstand beauftragt!

Die freie, demokratische Marktwirtschaft des Volkes hat nach der Verkündung der Beschlüsse durch die freie Presse der UdSSA einen Kurssprung von mindestens 4% Punkten innerhalb einer Stunde zu produzieren, und schädliche andersdenkende Blogger zu ignorieren sowie ihre Tätigkeit dem Ministerium für Wahrheit zu melden!

Alles ist in Ordnung! Es gibt keine Krise! Demokratie Schtonk! Liberty Schtonk! Free Sprecken Schtonk! Die Wallstreet hat immer recht!

... link (39 Kommentare)   ... comment


Stell Dir eine Frage.

Wenn die Banken sich gegenseitig nicht mehr trauen und sich kein Geld mehr leihen - die Banken, die sehr genau wissen, wie es ausschaut - warum solltest Du der Bank trauen und Dein Geld dort lassen?

... link (34 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 17. September 2008

Ich hasse die Wirtschaftspresse

Und ich hasse ihre gut geschmierten Propagandalöcher, durch die jetzt die Meinung sprudelt, die FED hätte keine andere Wahl gehabt, als die AIG zu mitsamt ihren unkalkulierbaren Risiken für 85 Milliarden zu verstaatlichen, weil sich die Betroffenen in der Wirtschaft vor der Verantwortung drücken.

Um das Problem mal griffig zu beschreiben: Wenn die USA ein Handelsschiff wäre, und die wirtschaftliche, selbst angesteuerte Lage ein Orkan, dann wären auf der einen Seite des Schiffes die Händler, die Planken unterhalb der Wasserlinie aus der Wand reissen, damit sie im Falle des Untergangs davonschwimmen können. Und auf der Seite des Staates reisst Bernanke mit Erlaubnis des besoffenen Kapitäns ebenfalls Planken aus der Wand, um damit auf der anderen Seite die Lecks zu stopfen. Aus einer Wand, die schon arg morsch ist und nicht mehr lang halten wird. Und keiner kommt auf die Idee, dass man das Schiff auspumpen muss, oder zumindest die Händlerratten über Bord gehen lassen könnte, um schädlichen Ballast loszuwerden.

Diese gut geschmierten Propagandalöcher sollten sich vielleicht mal überlegen, wo diese 85 Millarden eigentlich herkommen, die zusätzlichen 180 Milliarden zum Auputzen der giftigen Derivate, oder die 136 Milliarden, mit denen gestern Lehman nochmal künstlich operativ am Leben erhalten wurde. Sie sollten mal den Blick abwenden von den Lecks, die ihre Freunde machen und überlegen, wie lang der Sturm noch dauert. Denn es könnte sein, dass wir dann formal kernsanierte Firmen in einem ruinierten, realsozialistischen Land sehen, das eine erhebliche Ähnlichkeit mit den schlechteren Ecken Ostdeutschlands im Jahre 1988 hat.

... link (24 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 16. September 2008

Mittelfristige Perspektiven für Perspektivlose

Ich mache das eher ungern, weil man nachher Schuld ist, wenn es schief geht. Aber wir sind in einer sehr nachhaltigen Krise, in der es nicht doof ist, einen gewissen Sockelbetrag von 10.000 Euro irgendwo rumliegen zu haben, wo man sich nicht erst mit einer bank rumärgern muss. Unter der Matratze, zum Beispiel. Sowas wie eine schnelle, finanzielle Eingreiftruppe, die einem im schlimmsten Fall das Überleben für die nächsten 6 Monate sichert, und sei es, dass man nach Tunesien radelt und am Strand Camping macht. Ich würde London meiden, denn da wird man nichts versäumen. 50 Euro würde ich zur Seite legen für Bücher, die einem ein Handwerk beibringen - wäre ich nicht schon ein äusserst erfahrener Radlmonteur. Sicherheitshalber etwas erlernen, das einen über den Tag bringt. Ich mein ja nur. Schlimmstenfalls war es überflüssige Panik.

Zur Versicherungsfirma AIG möchte ich hier nur sagen, dass sie zwar zu gross ist, als dass man sie scheitern lassen könnte, aber noch sehr viel mehr zu gross, als dass man sie als real existierender Staat irgendwie retten könnte. Die geht über die Wupper, selbst wenn irgendjemand irgendwas kauft. Das Ding ist insgesamt so viel wert wie ein Atomreaktor nach der Kernschmelze. damit kommen wir zum alten Europa, und schauen ein wenig in die Zukunft, Zeithorizont 3 Monate. Und diese tandbehängte und mausetote Zukunft sieht so aus:



Das hier ist ein guter Eindruck vom Zustand, in dem unsere Schweizer Freunde der UBS befinden werden. Richtig, die Bank der Reichen und Superreichen, die verlässlichen Wahrer der Schweizer Schutzbestimmungen für Leistungsträger, die andernorts als Steuerhinterzieher diffamiert werden. Nun, ich denke, an den Toren der Bank klopft aktuell weniger diese exklusive Kundschaft mit Geld, sondern die Krise im Gefolge von viel unerfreulichem Giftmüll aus den USA, und heute brandaktuell, auch aus Russland. BRIC-Investments galten bis vor Kurzem, man denke an die Rohstoffpreise, ja noch als die neue Geldpumpe dür Reiche - die jetzt gerade, da ich das schreibe, ihr Vermögen wieder absaugen. Ich sehe da bei unseren Schweizer Freunden noch viel Beschwichtigung und Bilanzakrobatik, ich sehe Beteuerungen, dass alles bestens ist, und ich sehe noch vor Weihnachten auch in der Schweiz die in den USA so beliebten Lethal Weekends a la facon Lehman.

Denn diese Krise, die über kurz oder lang uns alle betrifft, liebe Freunde, diese Krise ist längst bei denen angekommen, die sich von Banken wie der UBS vermögensverwalten liessen. Reichtum ist in diesem Marktumfeld kein Spass. Die Krise frisst den Reichtum. Reich sein, so höre ich allerorten, ist gerade ein Rattenrennen, man rettet Gelder und begrenzt Verluste, man wagt und verliert, man schleust und weiss auch nicht, wohin mit den gerupften Resten. Ganz erstaunlich, wie unsicher selbst die sind, die sich stets sicher fühlten. Die müssen irgendwohin. Aber, so viel ist klar, eher nicht zur UBS, wo viele andere gehen. Das wird dann einen kleinen Automatismus zur Folge haben, den man auch schon kennt: Hier und da platzt ein Hedgefond und ermittelt eine Behörde, eine Agentur ratet und ein Börsenkurs fällt ein paar Abschreibungen, Kapitalerhöhung, Bettelbriefe an Chinesen und Koreaner, halbherzige Notfondskredite, die auch nicht helfen - to big to survive - na, wir kennen das alles und irgendwo muss der amerikanische Tod ja auf dem alten Kontinent an Land gehen, wenn er mit Londonsterben fertig ist. Die Schweiz ist ein schönes Land mit zu vielen Bewohnern!

Wäre ich Lafontaine, würde ich mir einfach drei Monate Urlaub gönnen. Die Enteignungen muss man nicht von oben machen, die Implosion besorgt das ganz von selbst. Man nennt es die "ingenuity of the markets". Falls jemand zufälligerweise 10 gepflegte Reitpferde oder einen fast neuen Audi R8 braucht: Ich kann da was vermitteln. All unreasonable offers will be considered.

... link (93 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 15. September 2008

Wir leben in historischen Zeiten

Fassen wir mal den Tag zusammen:

Lehman Brothers wird bestenfalls in zwei Bereiche aufgespalten; einen guten Teil für den Verkauf und einen schlechten Teil, eine sogenannte Bad Bank für den Giftmüll der Finanzkrise, und diese bank wird künstlich am Leben erhalten, damit sie nicht über die Wupper geht und andere banken zwingen würde, ihren eigenen Giftmüll neu zu bewerten. Dieser den realen Markt verzerrende Irrsinn ist das Best Case Szenario

Vermutlich jedoch geht Lehman komplett über die Wupper. Das bedeutet, dass man die Reste verschleudert, um so weit wie möglich Forderungen anderer Marktteilnehmer zu erfüllen, die dann aber erst mal ganz eigene Probleme haben werden. Stichworte sind da etwa die Gewerbeimmobilien, deren Preis jetzt schon erodiert ist und mit einem Notverkauf bei Lehman weiter fallen dürfte. Da können ganz schnell mal ein paar hundert Milliarden durch Neubewertungen ebenfalls über die bloody Wupper gehen.

Und als sei das für einen tristen Montag im Herbst noch nicht genug, will der Versicherer American International Group morgen mitteilen, was er an Assets zu verkaufen gedenkt. AIG hat nach den Kursstürzen der letzten Tage keine Chance, anderweitig Geld für die kommenden Ausfälle durch Kreditversicherungen zu erhalten. AIG ist der zweitgrösste Erstversicherer dieser Welt.

Und dann haben wir mit Merrill "Wir haben keine Probleme" Lynch noch eine andere ins Taumeln geratene Bank, die gerade mit der Bank of America - der es auch nicht wirklich prima geht - über ein Zusammengehen verhandelt. In der Hoffnung, dass man, wenn man zwei lecke Schiffe übereinanderstapelt und verschweisst, das Wasser darunter so niedrig ist, dass beim Kentern immer noch was rausschaut.

Sowas nennt man als Historiker einen historischen Tag. Oder auch, je nach Lateinkenntnissen und Besitz ausserhalb von todsicheren Immobilien und Gold: Dies Ater. Wer schon immer mal am Abgrund feiern, nachher wertloses Geld im Bordell verpulvern oder es einmal so richtig krachen lassen wollte, sollte sich beeilen.

(Egghat hat die weitere Geschichte mit Links, hübsch auch weissgarnix)

... link (53 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 13. September 2008

Umweg in den Herbst

Vergeblich telefoniert, lange gewartet, aber nicht lang genug, verpasst, über die eigene Wankelmütigkeit geärgert, allein geblieben, chancenlos Sonnenhänge gejagt, die beim Ankommen in Wolken ertranken und am Ende ganz allein am Walchensee angekommen. Surferstrand, kein Mensch, Niedrigwasser, die brettschlitzenden Steine sind an Land, lange Kiesflächen, wo sonst Wasser ist und glatte Oberflächen, wo der Wind sein sollte. Nichts ist, wie es sein soll. Ausser vielleicht dem Umstand, dass der Wechsel in den Herbst hier oben keine lange, quälende Angelegenheit ist, sondern ein Sturz über Nacht in den Vorwinter, der die Touristen vertreibt und die wenigen Überlebenden mit griesgrämigen Gesicht hinter Kurven auf gnadentodbringende Autofahrer warten lässt. Keiner würde etwas merken, schon die Jachenau war menschenleer, hier jedoch dodelt es.



















Gran Canaria soll im November voll mit alten Leuten sein, aber wenn ich an 6 Monate Finsternis denke - kennt jemand dort zufällig eine gute Autovermietung mit offenen Wägen (keine Opels)?

... link (9 Kommentare)   ... comment



: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 12. September 2008

Eine simple Überlegung

Das amerikanische Regime bereitet einen Bailout für Lehman Brothers vor. Am kommenden Wochenende. Bevor die asiatischen Börsen wieder aufmachen.



Denn das sind die Geldgeber der USA. Die muss man bei Laune halten. Das regime wird, grob geschätzt, mindestens 40 Milliarden Risiken decken, und das wird auch nötig sein.



Danach stehen noch Merill Lynch, Wachovia, Washington Mutual, AIG und die amerikanische Autoindustrie in der Schlange und brauchen ebenfalls einen drei- bis vierstelligen Milliardenbetrag, um ihre Verluste zu kompensieren und irgendwie unter neuer Leutung zu überleben. Neben vielen kleinen Banken und dem militätischen Komplex.



Damit nähern wir uns dem Punkt, da die USA nicht mehr alles auf die Steuerzahler wird abwälzen können. Oder auf die zukünftigen Generationen. Oder auf die Sponsoren des Irrsinns ihrer Finanz- und Kriegspolitik. Wir nähern uns dem Punkt, da die einen nicht mehr zahlen können und die anderen nicht zahlen wollen.



Es gibt Bailouts für die Wallstreet durch das Regime, aber es wird keinen Bailout für den Staat durch die Finanzmärkte geben. Die Finanzmärkte werden versuchen, sich selbst zu retten. Zum Teufel mit dem Staat. Zum Teufel mit allem, was nicht Finanzmarkt ist. Mit uns, beispielsweise.

... link (27 Kommentare)   ... comment