Die letzte Kugel im Lauf

Ich muss an dieser Stelle meinem Respekt Ausdruck geben, betreffend die vielen amerikanischen und auch deutschen Blogs, die kompetent und klug über die Finanzkrise berichten und einen anderen Ansatz als die Mainstreampresse haben, bei der ich über weite Strecken nicht verstehe, warum da keiner ehrenhalber seiner verlogenen Existenz ein Ende gesetzt hat. Die einzige Zeitung, die hierzulande wirklich in die Tiefe ging, war die FAZ. Ich mag besonders die Blogs von weissgarnix und egghat, auch und gerade weil ich vieles anders, gerne auch zynischer und negativer sehe - weder handle ich mit Aktien, noch hänge ich irgendwelchen Ideologien an; meiner Meinung zufolge wäre die beste Lösung der Finanzkrise die gnadenlose strafrechtliche Verfolgung ihrer Akteure und der Einzug ihrer Vermögen wie bei allen anderen italienischen Mafiosi auch. Egghat möchte ich jedenfalls in einem Punkt ergänzen: Meines Erachtens ist es nicht der Bailout aller Bailouts, was da gestern vom obersten amerikanischen Finanzsowjet Paulsen angedroht wurde:

"The ultimate taxpayer protection will be the stability this troubled asset relief program provides to our financial system, even as it will involve a significant investment of taxpayer dollars"

Das ist der Bailout to end all Bailouts. Man kann sehr viel Gutes und Richtiges dagegen sagen, und ich glaube auch nicht, dass die Idee sowas wie Substanz oder Erfolgsaussichten hat. Die UdSSA werden schneller 2 Billionen für den Giftmüll der Banken durchorgels, als die Kriminellen mit dem Gewinn einen Maserati kaufen. Und sie tun es auch nur, weil es, brutal gesagt, ausser meinem Guantanamoreisen-Vorschlag keine andere Möglichkeit mehr gibt: Entweder der Steuerzahler zahlt alles, oder es gibt kein Wirtschaftssystem mehr, das ihn bezahlen würde.

Die vierte Möglichkeit heisst folgerichtig; Der Steuerzahler zahlt alles und die Wirtschaft zahlt ihn dennoch nicht. Das ist in meinen Augen die wahrscheinlichste Lösung des Problems, mit Staatsbankrott und Währungskrise, und das zum Preis von 2 Billionen Dollar, oder auch etwas mehr. Aber es lohnt sich. Denn weil es der Bailout to end all Bailouts ist, wird es danach nichts mehr geben. Dieser für Amerikaner teure Bailout schenkt uns alten Europäern etwas, das dieser Krise beslang fehlte: Einen Zeithorizont, definiert durch die Burnrate des Kollektivierungsfonds. Wenn nichts mehr zum Verbrennen da ist, geht das System hoch, da unterscheidet sich die New Economy Klitsche nicht vom grössten sozialistischen Wirtschaftskomplex der Erde.

Die Krise wird damit nicht steuerbar, aber absehbar. Wir haben ein Zeitfenster für das Stürmen der Banken. Das ist schon mal was. Ein Ende.

Vom Anfang.

Samstag, 20. September 2008, 05:09, von donalphons | |comment

 
Ich habe heute von meiner Bank einen Werbebrief erhalten, dass ich ein Wertpapierdepot beantragen soll. Das soll wohl das Zeichen dafür sein, über einen Wechsel nachzudenken.

... link  

 
Und was ist mit Inflation?
so recht genau definierbar scheint mir dieses Zeitfenster nicht zu sein, angesichts der Tatsache, dass Staaten sich ihr Geld ja immer noch selber drucken können.
Aber vom Grundsatz her hat Don wohl nicht unrecht - so übel das noch für uns alle sein mag... Eigentlich ein guter Zeitpunkt, mal einen ordentlichen Kredit aufzunehmen. Eigentlich. Bei passendem Charakter.

... link  

 
Ich bin mir da nicht so sicher; wir haben eine Inflation bei den Verbraucherpreisen und eine massive Deflation bei einer Vielzahl von Anlageformen, Firmen, und breiten Bereichen des ausufernden Lebensstils, etwa SUVs, aktuelle Kunst und Boote. In den Konditionen für Kredite sind die Inflationsrisiken schon eingepreist, insofern lohnte sich das wohl nur, wenn man etwas erwirbt, das nach der Krise mehr wert ist, als davor.

... link  

 
Je nachdem, wie lange die Krise dauern wird, fallen mir ein paar Weine ein, deren Wert kaum sinken dürfte, und die heute für wesentlich weniger Euro pro Gramm zu bekommen sind, als Gold. Und falls alles noch viel schlimmer[tm] wird, kann man sich damit ja immer noch den Arsch zuziehen.

Oder doch lieber Gold?

... link  

 
Alles, was nicht mehr wird und was die Leute immer brauchen
Immobilien. Kerzen. Gern auch Benzin oder Heizöl in unseren Breiten. Mit dem Wegfall von Oligarch und Cityboy dürfte hochpreisiger Wein dagegen eher billiger werden - und billiger Wein teurer.

... link  

 
Auch wenn sich das aus meinem Mund ungewöhnlich anhört, sollte man bei Immobilien genau hinsehen: Bei einer fundamentalen Wirtschaftskrise stagniert der Immobilienmarkt und "Spekulationsgewinne" treten dann "nicht immer" auf. ;-)

... link  

 
Es geht nicht um Profit, sondern um Sicherheit. Sicherheit ist in der Krise auch eine Art Profit, gerade in einer Krise, die Vermögen vernichtet. Durch diese Krise wird keiner reicher, aber viel ärmer. Gewinnen bedeutet, nicht zu verlieren. Wobei ich jetzt auch nicht Immobilien in Halle, Essen oder der Prignitz empfehlen würde.

... link  

 
In der Prignitz isses aber hübsch und unsereiner kann sich die Immobilien da wenigstens noch leisten. Andererseits kann man das in einigen Jahren bestimmt auch noch. Ich fange mal an, Esbitklötzchen zu hamstern - vielleicht bekommt man dafür demnächst ja Häuser in der Prignitz. Die sind auch komfortabler zu lagern und zu portionieren, als Öl oder Benzin. Und brennen tun die auch.

... link  


... comment
 
Ein kleiner Tip
Da, wo Weissgarnix herkommt und heute auch noch mit schreibt, ist es in diesen Tagen auch sehr informativ. Die Emotionen gehen mit dem einen oder anderen Akteur im Gelbenforum machmal durch, aber es wird immer wieder interessantes geboten. Es geht nicht ganz so akademisch zu, wie bei Weissgarnix, aber die Vielfalt ist interessant. In diesen Zeiten lohnt es sich, dort regelmäßig rein zu schauen. Vor allen aber ist das Spektrum an Sachverstand derer die mit lesen und schreiben nicht zu unterschätzen. Wer das Forum noch nicht kennt - hier der Link:

http://www.dasgelbeforum.net

Gruß Heinrich der 1

... link  

 
Danke. Nach dem ersten Drüberschauen kann ich irgendwie verstehen, dass weissgarnix sein eigenes spinoff aufgezogen hat. Die interessantesten Umgebungen sind mitunter auch die nicht allzu erfreulichsten, wenn man an einer gepflegten Debatte Interesse hat.

... link  


... comment
 
Huch, da ist mir doch gerade ein virtueller Tintenklecks aus der Feder gehüpft.

... link  

 
Ach so? Und was besagte der?

... link  


... comment
 
Meinst Du? Ich bin da tatsächlich eher etwas indifferent amüsiert. Ich habe volles Vertrauen zum Kapitalismus, das schon alles irgendwie durchzustehen, und am Ende ebenso zerrupft wie immer, aber halbwegs vital aus der Schlacht zurückzukommen.

... link  

 
"Der Kapitalismus" ist vielleicht etwas zu allgemein - dass die nächste Ordnung ebenfalls wird unter diesem Oberbegriff wird laufen können, würde ich auch nicht bezweifeln, aber dieser spezifische Kapitalismus ohne Kontrolle wird so schnell nicht wiederkommen. Dafür sind diesmal die Folgen zu gravierend, ausser den Begünstigten will das keiner mehr, und die Folgen sieht man auch schon: Die Wallstreet hat 20% ihrer Mitarbeiter gefeuert. Das werden dürre Jahre für Zocker. Ob das Neue besser ist, wage ich zu bezweifeln, auch dafür ist die Geschichte zu ernst und zu tiefgreifend - ausnahmsweise mal für die sog. Besserverdienenden in der ersten Runde.

... link  

 
Ich verstehe ja wenig von Wirtschaft, so ganz allgemein, aber da Geld ja nicht verbrennt, sondern irgendwo anders wieder auftaucht, bin ich zuversichtlich, dass sich fernab der besorgten Blicke schon wieder die nächsten Kapriole andeutet.

... link  

 
Nun, es ist vielmehr so, dass man dachte, dass Gelder und Werte da wären, von dem sich nun aber herausstellt, dass es gar nicht existiert hat - und was auftaucht, wird von der Inflation erheblich angefressen. Was noch da ist, ist die dingliche Welt, aber deren Wert hat sich enorm verschoben.

... link  


... comment