: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 7. April 2006

Wenn der Postmann nicht mehr klingelt

Berlin Stadterforschung - Prenzlauer Berg, nahe der Prenzlauer Allee, gegenüber vom Observatorium.



Clicken auf das Bild öffnet die Strecke.

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Post in den 2. Stock HH

Manche Fenster der Hoftür sind noch aus dem originalen, geschliffenen Bleiglas, die grösseren wurden dagegen durch Gitterglas ersetzt.



Nicht jeder Bewohner hat hier einen Briefkasten, deshalb behilft man sich mit anderen Strategien. Der Postmann hat viel zu tun.



Man übersieht vor lauter Schmierereien fast die feinen Jugendstilkacheln und die originale Schablonenbemalung darüber.



Beim Befahren der Einfahrt gab es einige Schäden, die auch den Lichtschalter zerstört haben. Im Dunkeln sollte man dort nicht hingreifen, selbst wenn das Licht im Schalter noch aktiv ist.



Die Türen und Türstöcke sind zwar oft übermalt, aber unter der Farbe finden sich noch die originalen Messingbeschläge. Nur die Namenschilder sind nachlässig angebracht.



Die hintere Türe ist neuer und passt nicht ganz. Links ist etwas Platz für älteren und neueren Müll, der sicher noch auf der Strasse landen wird.



An der vorzüglich erhaltenen Decke hat jemand sein Restaurierungsglück gesucht. Allerdings ist Blau und Orange nicht wirklich stilecht.



Früher war hier ein Kronleuchter, die Scheiben waren durchsichtig, die Tür entwarf ein Lichtmosaik, und überhaupt, früher, aber das ist lange her.



Draussen stehen ein paar Halbwüchsige und schauen misstrauisch, was ich da tue. Einer spricht mich an, wir reden etwas, und er erzählt, dass die Besitzverhältnisse noch immer nicht geklärt sind, und keiner was saniert.

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Donnerstag, 6. April 2006

Change of Business Model

Früher hat es sich nicht gelohnt, in der Prinzenstrasse von Geschäft zu Geschäft zu fahren. Zu den guten Zeiten, vor etwa eineinhalb Jahren, gab es richtige Cluster von Wohnungsauflösern, eng gedrängt und voll mit Angeboten. Ähnliche Anhäufungen gab es auch in der Amsterdamer Strasse, oder im Afrikanerviertel. Ramsch, natürlich, viel Mist, aber darunter immer wieder ein Stück Silber, feines Porzellan oder andere Fragmente einer lange vergangenen Epoche, von der in den Hauseingängen manchmal noch geschliffene Gläser und Rosetten ohne Lampen künden, oder die kalt funkelnde Pracht eines Kronleuchters, den zu entfernen man zu faul war und der dem nächtlichen Wanderer kurze Sätze einer nie erzählten Geschichte zuwirft.

Da war der Laden, bei dem ich vorgestern vor dem hier die Lampenschirme gekauft habe. Das Geschäft mit seinen hohen Decken und langen Räumen war für Berliner Verhältnisse etwas überteuert, aber es war auch mitten im In-Bezirk des Prenzlauer Berges, etwas nördlich der Danziger Strasse. Sprich, in dieser Ecke sind die "besseren Leute" vom Helmholtzplatz in fünf Minuten zu Fuss. Und genau so ging es dort auch zu, früher, als die Mütter einem die Kinderwägen in die Kniekehlen rammten. Diesmal steht aber "Räumungsverkauf" auf den Schaufenstern. Der lange Winter sei miserabel gewesen, erzählt der Besitzer, er wird jetzt doch weitermachen, aber es war knapp.

In der Prenzlauer Allee sind dagegen die meisten Geschäfte verschwunden, eine Neugründung kann das nicht auffangen. An den Mieten dürfte es nicht liegen, die bewegen sich weiterhin seitwärts oder nach unten. Besonders im Wedding, wo es früher mal besonders viele Geschäfte gab - hier waren vor einem Jahr drei nebeneinander.



Manche gibt es noch. Als Ladenbesitzer. Ganz vorne an der Brunnenstrasse ist einer zum Technik A&V umgestiegen. Die Porzellanpracht nebenan ist jetzt durch 2nd hand Klamotten ersetzt. Der Kellerladen, aus dem zwei der prunkvollsten Kronleuchter der gesamten Berlin Season stammen - die Art, von der man denkt, man findet sie niemals, bis sie dann plötzlich gleich zweimal nebeneinander in einem staubigen Loch hängt - hat schon seit langem nicht mehr offen, die Fenster sind völlig verdreckt, der Zettel mit der Handynummer an der Tür ist vergilbt. Der Gebrauchtmöbelmarkt, dessen Besitzer sich immer so standhaft geweigert hat, den mozzarabischen Elfenbein-Ebenholztisch zu verkaufen, an dem er mit seinen Freunden, Tee trinkend, auf Kundschaft wartete, hat umgebaut - draussen werden die letzten Bücher verschleudert, und dort, wo sie früher in langen Reihen standen, sitzen jetzt Kids und machen Online-Ballerspiele auf langen Reihen von Computerkonsolen.

Er erkennt mich und erzählt, dass er den Tisch schon vor einem Monat verkauft hat, das tut ihm leid, aber es macht keinen Sinn mehr, die XXXL-Möbelhäuser sind so billig, da geht einfach nichts mehr, alles hat er versucht, sogar Sozialscheine, aber es bringt nichts. Und da hat er sich eben dazu entschlossen, es zu machen wie viele andere: Internet, Games, Konsolen. Das Buch, das ich gefunden habe, Rankes historische Charakterbilder in Halbleder, schenkt er mir. Zum Abschied. Hinten quäken Computerlautsprecher aus einer Welt der Gewalt und Brutalität.

Auf dem Rückweg sehe ich den Laden, aus dem mein roter Ledersessel stammt, meine erste echte Erwerbung in dieser Stadt, der immer noch dort ist und wohl auch bleiben wird. Ein Solarium kotzt dort heute blaues UV-Licht auf die Strasse. Es hätte auch ein Discountbäcker, ein Handyladen, ein Nagelstudio oder ein Alice-DSL-Verticker werden können. Egal. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit den Verwertern des Niedergangs der Niedergang selbst zum Abschluss kommt. Der Markt ist vom Guten leergefegt und von den Händlern aufgegeben, die Kunden wandern ab, es entstehen neue Märkte mit anderen Gütern, die schon nach einem Jahr gebraucht zu haben sind und nach drei Jahren so veraltet und kaputt, dass niemand sich die Mühe machen wird, sie zu bewahren. Warum auch. Die globalisierte Wirtschaft punpt unablässig das Neue in das historische Nichts, von dem nur noch die Mauern stehen, aber dahinter ist man längst auf der digitalen Wanderung in ein gelobtes Land, in dessen Versionen man nie ankommen, sondern nur als Update-Nomade stolpern wird, den Träumen der Konsolen, Netzgeräte und Fernbildempfänger hinterher.

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Montag, 3. April 2006

Auch nett - und halbwegs transparant

Es liegt mir wirklich fern, hier eine dieser elenden Wikipedia-Zensurdebatten anzufangen. Mir ist nur aufgefallen, dass die letzten Tage durchschnittlich 20 Nutzer über die Wikipediaseite zu Transparency International reinkamen. Ursache war ein Link zum Textvergleich über das Interview der ARD mit ihrem Korrespondenten aD und Transparency-Vorstand Bäumel, das innerhalb des Falles Moni vs Transparency eine grosse Rolle spielte und letztlich zu einem harschen Durchgreifen von Monis Rechtsanwalt führte.

Vielleicht hat Nutzer 08-15 bei Wikipedia den Fall nicht ganz verstanden. Vielleicht ist er nicht in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen. Wie auch immer: Der gesamte Absatz zur ARD-Connection von Transparency wurde von 08-15 gelöscht, obwohl er die Prüfung durch zwei recht aktive Wikipedianer unbeanstandet durchlaufen hatte. Seine Begründung: Tagesschau ist hier irrelevant.

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Sonntag, 2. April 2006

Frisches für den Pressespiegel

von Transparency International Abteilung Deutschland auch bei Heise. Nur für den Fall dokumentiert, dass bei denen "Nichts tun" bedeutet, dass sie jetzt alle beurlaubt im Urlaub sind.

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Samstag, 1. April 2006

Transparenz nach Art von Transparency International Deutschland

Der Pressespiegel von TI Deutschland hat eine Rubrik "Über TI". Und da gab es ja letzte Woche viel kritisches in den Medien zu lesen, Stichwort Behandlung von Mitarbeitern und Vorgehen gegen Kritik. Nichts davon ist im Pressespiegel von TI zu lesen. Kein Hinweis, keine Notiz. Nichts. 0.

Soviel zum Thema Transparenz.

dieser beitrag wurde nach der porcamadonnanorm für dumichdifferenzierung und mit anticontrolspacking rücksichtnahmefaktor 0 erstellt. Und so bleibt das auch. nur echt mit dem a-liste-siegel.

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Vorspeise

Irgendwann muss ich mal einen längeren Text über die digitale Spaltung zwischen Medienmachern und einer steigenden Anzahl der ehemaligen Rezipienten schreiben. Man weiss, dass ich von Web2.0 nichts halte, aber dieses vollkommene Negieren des Neuartigen, das Beharren auf einer Gatekeeperfunktion, wir da oben, die anderen da unten, macht mich krank. Das System ist schon lange morsch und anfällig, Radio ist kein Medium mehr, junge Leute abonnieren keine Zeitung und die Glotze ist Bildberieselung. Aber das Fach und seine Vertreter denken und reden, als gäbe es weiterhin ein Vertriebsmonopol für Informationen. Und wer nicht informiert, der meint nur. Ist ja ok Meinung zu haben, aber Journalisten wird man dennoch immer brauchen. Und Internet, das ist doch das Ding, das schon mal gescheitert ist, oder?

Es wäre blauäugig zu glauben, dass sich die Medien nicht dennoch irgendwan, wenn der Leidensdruck aus dem Netz zu gross wird, erneut erfinden. Erfinden wollen. Nur ist es dann reichlich spät, zu spät, wie für die Plattenindustrie vielleicht. Momentan jedenfalls herrscht die Blindheit vor, man wiegt sich in Sicherheit und glaubt, dass es halt auch nur so ein Medium sein wird, wo manche von ihnen einen Job finden werden. Dann ist ja alles gut.

Gute Nacht, ihr lieben Medien.

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Freitag, 31. März 2006

Internetblähungen

Es gibt Tage, da weiss man nicht, wo es einen mehr anekelt: Bei den Abschiebungsstimmungsmachern von Spiegel Online oder bei den ungeschminkten Neonazinetzwerken bei Myblog.de.

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Mittwoch, 29. März 2006

Einladung zum Textvergleich bei der ARD

Die Tagesschau der ARD hat in ihrem Online-Beitrag von Fiete Stegers über den Fall Moni vs Transparency Intenational German Chapter Zitate eines ARD-Korrespndenten aD gebracht, der im Beitrag als Vorstand von Transparency auftrat. Im Beitrag wurden Moni "Falsche Sachen" unterstellt, und Blogger wurden beschuldigt, sich mit Transparency nicht in Verbindung gesetzt zu haben. Nach einer Reihe von Schreiben von Bloggern, die - zumindest in meinem Fall - von der ARD nicht beantwortet wurden, erschien soeben eine neue Version des Beitrags auf der Website der ARD, die in einigen Punkten deutlich nachgebessert ist.

1. Verson der ARD von gestern Nachmittag:

Die Fakten überprüft oder sich wie professionelle Journalisten mit Transparency International als Gegenseite in Verbindung gesetzt hatten die privaten Blogbetreiber dabei nicht.

Transparency beklagt "gefühlte Gerechtigkeit"

"Da spielt nur eine gefühlte Gerechtigtkeit eine Rolle", sagt Jochen Bäumel, Vorstandsmitglied bei Transparency International. "Die Behauptungen in dem Weblog waren vollkommen an den Haaren herbeigezogen." Moni S. beruft sich hingegen inzwischen auf ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung. Der Anwalt Udo Vetter, der selbst die juristische Website "Lawblog" betreibt, vertritt sie gegen weitere Löschforderungen.

Transparency International sieht das weiterhin anders: "Man kann als Organisation nicht zulassen, dass falsche Sachen da stehen. Meinung basiert auf Fakten. Und die müssen stimmen", beharrt Bäumel. Eines dämmert seiner Organisation aber offenbar langsam: "Wir hatten einfach unseren Justiziar beauftragt, in dieser Sache tätig zu werden. Ob diese Schärfe angemessen war, darüber kann man sicherlich streiten."


Die aktuelle, nach meinem Wissen mindestens 3. Version - signifikante Änderungen sind gefettet:

Die Fakten überprüft oder sich wie professionelle Journalisten mit Transparency International als Gegenseite in Verbindung gesetzt, hatten die privaten Blogbetreiber dabei meist nicht. Wer von ihnen nachfragte, bekam von Transparency keine befriegende Antwort.

Transparency: Nun doch keine juristischen Schritte

"Da spielt nur eine gefühlte Gerechtigkeit eine Rolle", sagt Jochen Bäumel, Vorstandsmitglied bei Transparency International, gestern gegenüber tagesschau.de.Während Moni S. sich auf ihr Recht auf freie Meinungsäußerung berief, bezeichnete Bäumel ihre Darstellung als "vollkommen an den Haaren herbeigezogen". Der Anwalt der Bloggerin, Udo Vetter, entgegnete der Organisation hingegen in einem Schreiben, sie benenne "in Ihrem Schreiben keine einzige Tatsache, die unrichtig sein soll. Nach den uns vorliegenden Informationen sind auch sämtliche Tasachen wahr."

Transparency International sah das zunächst weiterhin anders. Eines dämmerte der Organisation aber offenbar langsam: Wie Transparency-Geschäftsführerin Dagmar Schröder später gegenüber dem Weblog "netzpolitik" und tagesschau.de erklärte, wolle man nun doch nicht juristisch aktiv werden. Vorstandsmitglied Bäumel hatte zuvor noch darauf beharrt, "die Fakten müssen stimmen". Gleichzeitig räumte er bereits ein: "Wir hatten einfach unseren Justiziar beauftragt, in dieser Sache tätig zu werden. Ob diese Schärfe angemessen war, darüber kann man sicherlich streiten."


Dazu ist zu sagen: Die meisten nachträglich geänderten Punkte hätte man schon in der ersten Version so darstellen können. Öffentlich-rechtlicher Qualitätsjournalismus heisst das, glaube ich. Und das hier, glaube ich, nennt man eine Abmahnung. So schnell kann´s gehen, wenn man nichts tuend den Kopf in den Sand steckt.

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Dienstag, 28. März 2006

Liebe Journalisten

in den an irgendwelche Vorstands- oder Beiratsmitglieder von Transparency International oder Deutschland angeschlossenen Medien: Hier schreiben Profis. Wir können recherchieren. Es fällt uns auf, wenn Ihr einen Korrespondenten aD Eures Hauses unkritisch als Vereinsmitglied falsche Behauptungen verbreiten lasst. Kurz:



Wir haben für solche vom Kopf stinkenden Fälle das Fischbesteck zum Entgräten. And we´re gonna use it.

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