Feiertagslektüre a la Kaput oder Spass mit Bloomberg

Nun, was man in solchen Zeiten als Spass verstehen kann, mit etwas Zynismus und einem bestimmten Ruf:



Chamonix kaput. Wenn der Quadratmeter "nur" noch 6200 Euro kostet, ist das für mich eher eine natürliche Preisanpassung, denn so toll ist Chamonix, Schweizer Grenze hin, Mont Blanc her, nun auch wieder nicht. Es ist ziemlich scheusslich verbaut, bei (im Winter seltenen) Licht betrachtet. Allerdings: Die Hölle für Spekulanten. Schliesslich sind das die Winterpreise. Sommer in Chamonix ist wie Burma zur Monsunzeit. Da wird es noch lawinenartige Rutschereien geben, bis, sagen wir mal, 3000 Euro.



Kalifornien kaput. So kennt man das: Staatlich lizensierter Mord in den überfüllten Gefängnissen, aber keine Kohle, um Gerichte oder Schulen fertig zu stellen. Liebe Kalifornier, seid mit nicht böse, aber das Wählen von Österreichern ausserhalb von Österreich hat einen negativen Track Record. In Europa lernt man das in der Schule.



Japan kaput. Innerhalb eines Monats 8,1% Produktionsrückgang, zusammen mit den schon bekannten 27% Exportrückgang im November könnte man jetzt auf die Idee kommen, dass die bisherigen Vorhersagen etablierter Ökonomen zur Rezession 09 mit 3% global ein klein wenig optimistisch waren. Das passt alles nicht zusammen. Aber ich denke, dass man mit Maschinenbau immer noch besser dran ist, als mit dem Export von Altpapier (USA), überflüssiger Elektronik (Japan) oder Gänseleberpastete (Frankreich).

Freitag, 26. Dezember 2008, 18:25, von donalphons | |comment

 
In Chamonix zeigt sich die Abhängigkeit von einer Zielgruppe. Engländer ohne Stil, die in der hässlichen Kleinstadt die Krönung des Alpintourismus zelebrieren. Vorzugsweise abends nach Pistenschluss. Ich habe Kollegen von der Insel, die jede Telefonkonferenz zwischen Dezember und März mit Smalltalk über ihr langes Wochenende in Chamonix starten.

Alles nur, weil der Flughafen Genf so nahe ist...

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Es gab da mal bei Top Gear ein Rennen Zug/Flugzeug vs. Ferrari nach Verbier, das ein wenig die Mentalität dieser Freizeitrgestaltung rüberbrachte. Aber wenn ich in Bayern die Holländer überlebe, sollten die Franzosen auch die Briten aushalten, zumal auf den Gaudistrips dieses Wintermallorcas, die solche Orte eigentlich darstellen. Ötztal und St Anton sind übrigens auch nicht besser.

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eine hydradekapitation?
pechfackeln vorbereiten nicht vergessen.

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Das wird lange dauern, bis da was nachwächst. Der Produktionseinbruch ist Vorläufer eines Konsumeinbruchs in den USA und China. Kapitalismus ist die Lösung des Kapitlismus, und in gewisser Weise regulieren sich die Märkte jetzt auch selbst.

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off with their heads!
da geb ich doch mal die herzkönigin.

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Ach, Gänseleberpastete. Eine schmale Scheibe habe ich noch im Kühlschrank, im Lafayette gekauft, beste foie gras aus dem Elsaß. Wenn es zum Ende gehen sollte mit der Delikatessenzufuhr aus Frankreich: An mir liegt es mir nicht.

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sowas essen sie? i'm shocked. verily.

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Tatsächlich überwiegt bei sorgfältiger Abwägung der Wohlgeschmack das schlechte Gewissen. Ich tröste mich dann immer mit dem Argument, ein französisches Kulturgut zu erhalten.

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Touche,
es geht nix über eine gut erhaltene Kultur.

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nö.

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Ich musste das als Kind im Urlaub mal probieren und bin seitdem geheilt. Dito Kaviar.

Der Jammer an solchen Dingen ist ja, dass sie meistens in Hälsen von Menschen verschwinden, die sie essen, weil sie teuer sind (Neureiche) und weil sie sie umsonst bekommen (Web2.0-Lumpenpack in Paris bei LeWeb). Letzteres rächt sich jetzt. Formidabel.

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dito austern. seitdem zu allem, was quietscht beim essen: nein.

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meanwhile in china

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Tatsächlich sollte es einem, glaube ich, egal sein, wieso Menschen Dinge tun oder lassen. Mir fällt das oft schwer, ich neige bisweilen zu einer gewissen Überheblichkeit manchem Antrieb gegenüber, der mir niedrig oder dumm erscheint. Vielleicht entbehrt aber auch diese Empfindung der - wohl wünschenswerten - Demut, Menschen an nichts zu messen als an ihren Taten.

Nicht so einfach. Und Gänsestopfleber ist da sicher das Mindeste.

@ Don: Als Kind mochte ich auch keine Foie Gras. Widerlich, ebenso wie Knoblauch oder Aal. Erneut probiert habe ich dann erst wieder mit über zwanzig, und musste manches Urteil revidieren. Allerdings esse ich, wie Du weißt, Fleisch, ansonsten ist das sicherlich etwas anderes.

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mais non
man sollte vielmehr noch öfters überheblich sein. weg mit der demut! mehr schnellgericht, mehr katzenjammer, mehr knoblauch, mehr torte, mehr leuchter, mehr licht, mehr photovoltaire!

:)

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mehr licht
und trotzdem denke ich, ist es etwas anderes, ob man tiere isst (auch katzen und hunde, natürlich!) oder sie vorher noch extra ausgesucht besonders mies behandelt.
wenn man schweine drei mal täglich blutig peitschen würde, damit das fleisch schön saftig wird, dann ginge das für mich schon weit an kultur vorbei. zum glück produzieren die dann adrenalin und das fleisch wird verworfen.

(meine persönliche kulinarische no-go-area: meeresfrüchte! uha. oder wie sagte eine der dortigen kommentatorInnen über austern: "riecht nach frau, schmeckt nach mann." was soll ich sagen.)

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Ich sehe mich ja nicht als grossen Buddhisten, aber irgendwiw schmeckt mir der Gedanke, dass der gesamte Weg der Zutaten für meine Kürbistarte an keiner Stelle jemandem weh getan oder geschadet hat. Keine Reue, keine schlechten Gefühle, Genuss und zufriedene Bauern, die Bio nicht nur draufschreiben, sondern noch nie anders waren.

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warum ist essen für manche hier mit schuldgefühlen verknüpft?

esst was euch schmeckt, trinkt was ihr mögt und davon so viel, wie ihr vertragt. wer mag und darf, kann auch noch hinterher eine gute zigarre rauchen.

wer weiss, wie lange noch.

einer, den ich kannte, sagte mir einmal, als ich jung war und durstig, hatte ich das geld nicht. heute habe ich das geld, aber nicht die gesundheit, zu trinken was ich will.

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"esst was euch schmeckt, trinkt was ihr mögt und davon so viel, wie ihr vertragt. wer mag und darf, kann auch noch hinterher eine gute zigarre rauchen."

Ich bin sicher kein genussfeindlicher Spiesser, aber ich komme aus einer Tradition, die sich an die 3000 Jahre Gedanken gemacht hat, warum man gewisse Dinge besser nicht tun und essen sollte - und die übrigens auch in der Lage ist, zu lernen. Ich mag dieses Bewusstsein. Es ist also weniger die Ablehnung von etwas, als vielmehr die Befürwortung des sinnvollen Umgangs mit dem, was ist.

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ich muss ja zugeben, foie gras hab ich noch nie gegessen. mangels gelegenheit. verpasst man da denn wirklich was`?

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Froschschenkel sind ein ähnlicher Fall wie Gänsestopfleber (obwohl es schlimme Tierquälerei sicherlich nicht nur in Frankreich gibt). Habe ich auf Einladung eines französischen Bekannten mal probiert, aber ich denke, ich würde es nie im Restaurant bestellen oder selbst zubereiten (aus ethischen Gründen, nicht wegen des Geschmacks). Dann schon lieber Meeresfrüchte - werden gefischt, in kochendes Wasser geworfen und fertig. Das beste wäre, überhaupt keine Tiere zu essen, da gebe ich dem Don recht, aber es ist schwierig, wenn man - wie in meinem Fall - keinerlei Milchprodukte verträgt.

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Viele Dinge sind tabu,
aber seid ich gesehen habe wie auf einem Bio-Bauernhof in der Auvergne sich diese blöden Gänse die Hälse verenken nur um dieselbigen gestopft zu bekommen, ist es vorbei mit meiner Zurückhaltung ... und warme Foie Gras an Trüffelsahnesauce mit Schokoladenspänen ist einfach ...mon dieu!

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die meiste gänsestopfleber kommt ja auch aus ungarn, vielleicht gibt man das wort einfach mal auf utube ein und schaut sich mal an was da so kommt. von selber stopft sich die leber nämlich meistens gar nicht.

und bei den meeresfrüchten ging es mir lediglich um dinge, die ich gar nicht mag. im gegensatz zu dingen, die ich einfach nicht essen werde, auch wenn ich könnte, auch wenn ich es ganz lecker fände. so lecker kann das gar nicht sein.
man wird mich auch nicht in einem humvee durch die gegend fahren sehen, auch wenn ich könnte und es vielleicht mal ganz lustig fände. (und dafür würde nicht mal einem lebewesen dreimal täglich eine metalltülle in den hals gerammt.)

"[...] als vielmehr die Befürwortung des sinnvollen Umgangs mit dem, was ist."
das bringt es wohl auf den punkt.

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Man mag das für naiv halten, aber ich habe schon auch das bestreben, jeden im Sommer in den Bergen gefahrenen Höhenmeter auch zu Fuss zu laufen. Was ich im letzten Jahr auf dem Dorf in den Bergen gelernt habe, ist Respekt vor der Welt zu haben, in der man lebt. Wenn man gänzlich entkoppelt ist und die Gans nur als gefüllte Därme sieht und kauft, geht man vermutlich lockerer damit um, als wenn einen die Gänse interessiert anschauen, wenn sie über die Rodelpiste marschieren. So ein Tier ist dann mehr als nur ein Stück teures Essen in der Theke.

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aber seid ich gesehen habe wie auf einem Bio-Bauernhof in der Auvergne sich diese blöden Gänse die Hälse verenken nur um dieselbigen gestopft zu bekommen, (...)

Äh, was, bitteschön, soll an dieser Stopferei artgerecht sein? Und artgerechte Haltung ist doch eines der "Bio"-Kriterien.

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Das frag' mich bitte nicht ...
Natürlich kam mir so Zeugs in den Sinn wie 'Konditionierung' o.ä., nur die Gänse bekamen zusätzlich zur Stopferei (von Hand!) auch ganz normal Nahrung.
Aber um es klar zu sagen: Ich würde auch nicht irgendeine Foie Gras essen. Soviel Skrupel hab' ich schon, dass ich wissen möchte woher das Zeug kommt und wie es dazu kam.
Foie Gras aus Ungarn z.B. geht gar nicht.

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Franzosen haben eine eigentümliche Vorstellung von Bio.

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Den Eindruck habe ich allerdings auch.

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ab-zertifiziert war das aber nicht... nicht mal nach der neuen verordnung (s. art.14 (1) b, d, e).
auch dort dürften schon einige ausschlusskriterien für derartige spezialitätenproduktionen herauszulesen sein.

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Kurzum, das war wohl gar kein Bio-Bauernhof, sondern nur ein kleiner normaler Betrieb, und was den armen Gänsen dann "von Hand" in den Schlund gestopft wurde, ist auch höchst ungewiss.

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"Sommer in Chamonix ist wie Burma zur Monsunzeit."
Sehr schön. Stimmt. Aber der Blick in einer klaren Vollmondnacht im Winter auf den weissen Montblanc hat auch etwas. Ein paar Tage zu zweit kosten dann etwa "einen halben Quadratmeter". Das ist in Ordnung. Mit den restlichen Quadratmetern kann ich dann Jahrzehnte lang in eine andere Ecke der Welt fahren.

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Oh, bitte, ich war dort ein paar mal und kann dem ganzen auch nicht einen grossen Reiz absprechen, nur ist es für Sommer zu hoch und ausserdem ziemlich tot, wie so viele französische Skigebiete. Abgesehen davon ist es gar nicht so teuer wie einige andere Regionen der Alpen, zumal es aktuell bei den grossen Höhen sicher auch kein Spass ist - es war dort im Januar immer sehr, sehr kalt, und aktuell kann man auch bei 800 Meter anfangen. Wi so oft, ist der Name grösser als der Ort selbst. Und obwohl es so teuer ist: Mondän ist es ganz sicher nicht.

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