Donnerstag, 27. November 2008
Des Nichtchristen Weihnachtsbaum
Ein paar neue Steine, nur halb geputzt, etwas Wintersonne, und der Raum entflammt in tausend hellen Flecken.

Ein Jammer, dass schon alle anderen Plätze bis ins Bad und in die Küche mit noch feineren Lüstern besetzt sind. (Ein Kronleuchter in der Küche ist übrigens der ultimative "wer ko der ko" Inbegriff der verschwenderischen Epoche, die gerade zu Ende geht) Bliebe allein noch der Gang, aber das wäre dann doch etwas dekadent.

Ein Jammer, dass schon alle anderen Plätze bis ins Bad und in die Küche mit noch feineren Lüstern besetzt sind. (Ein Kronleuchter in der Küche ist übrigens der ultimative "wer ko der ko" Inbegriff der verschwenderischen Epoche, die gerade zu Ende geht) Bliebe allein noch der Gang, aber das wäre dann doch etwas dekadent.
donalphons, 22:46h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 23. November 2008
Spolien des Untergangs von Byzanz
Diese kahle Wüste, über die der Schnee von pfeifenden Winden getrieben wird; diese Senke zwischen schlechten Häusern einer schlechten Stadt, diese Nichtlandschaft mit vereinzelten, im Abbau begriffenen Ständen, dieses Nichts an Ort und Raum ist normalerweise am 4. Sonntag im Monat der grosse Pfaffenhofener Antikmarkt. Heute dagegen war er eine Katastrophe.

Der Spieltisch, an dem ich das hier schreibe, wurde dort erstanden. Stendhals Reise in Italien in rotem Leder, die vor mir auf dem Regal steht, habe ich hier aus einer Kiste gezogen. Den Biedermeiersessel neben mir habe ich dort für ein paar Mark erstanden, als er nur ein Haufen Trümmer in einer Schachtel war. Ich habe diesem Ort zu danken, aber diesmal war es ein Fehlschlag. Als wäre mit dem Niedergang der Wirtschaft auch der Kunde, der bessere Bürger aus den umliegenden Städten, mit lockerem Geld und einem Platz für was auch immer ausgestorben. Ich rannte einmal über die Ödnis, hörte mir einen lächerlichen Preis an - 180 Euro für eine Schreibtischlampe des Art Deco - und kehrte um. Ganz hinten, an der Brücke, wühlte eine dick vermummte Frau in einem Schneehaufen, der vor ein paar Stunden ihr Stand gewesen sein musste. Dann kam die Sonne heraus, und etwas in Schnee begann zu gleissen. Ein Kronleuchter. Und was für einer. Sechs Flammen, Barockform, wirklich alt und mit viel Patina.

Manche werden jetzt sagen, dass ich schon mehr als einen Kronleuchter habe, und diese Stücke bei mir auch in Schlafzimmer, Bad, Küche, Balkon und Abstellraum hängen. Das ist richtig und gleichzeitig nicht die ganze Wahrheit. Denn die Wohnung am Tegernsee hat gleich sechs Leuchter verschlungen, einer muss in ein Büro, ein anderer ist ein Geschenk, und damit ist mein Bestand auf zwei mickrige Leuchter zusammengeschmolzen - zu allem Unglück sind es 12-flammige Exemplare, die man nur begrenzt verwenden kann. Dieses Exemplar mit fünf Kerzen aussenrum und eine hängende Kerze in der Mitte. Er ist auch für kleinere Räume - Empfangszimmer, Ankleiden, Wartezimmer für die Dienerschaft, was man halt so braucht - geeignet.

Es gibt - nach 70 Jahren kein Wunder - natürlich ein paar Schäden. Dafür war er billig - gekauft habe ich ihn quasi zum Schrottpreis. Daheim ist noch ein Schubladen voller Kristalle, mit denen ich an diesen langen Winterabenden einiges basteln kann, bis der Leuchter wieder in alter Pracht erstrahlt. Dass er das tun wird, ist alles andere als selbstverständlich, denn die Zeit der Kronleuchter, der Perserteppiche und all des byzantinischen Prunks der letzten Jahre ist abgelaufen. Man macht das nicht mehr. Kronleuchter sind zu sehr auffällig, sie versprechen Luxus und Anspruch; alles Eigenschaften, die man in den kommenden Jahren zurückschrauben wird, um nicht aufzufallen. Wer gleisst und funkelt, macht sich in diesen Zeiten verdächtig, man passt sich an, und nicht umsonst sind es gerade die grossmäuligsten Werber, die in den verhautesten Klamotten auftreten. Die Ratten verlassen nicht das sinkenden Schiff, sie mischen sich unter die Plünderer. Man will wieder keiner mehr sein. Jede Rolex, ererbt oder erworben, macht verdächtig. Die Idioten gehen nach dem Offensichtlichen; Neid und Rachegelüste entzünden sich an Symbolen, und deshalb werden wir bald wieder die Rückkehr zu geraden Linien, indirekter Beleuchtung und reduziertem Mobiliar sehen. Man trägt, man ist wieder Müll. Bloss nicht auffallen, nur nicht aus der Deckung kommen, und wenn, dann als Anführer des Pöbels. Bald werden PRler wieder Maojacken unter Neonlicht tragen.

Es ist übrigens immer ein gutes Zeichen, wenn Vorbesitzer gewundene Glühbirnen eingeschraubt haben. Diese Leuchtmittel sind um den Faktor 5 teurer als Billigbirnen; wer so etwas tut, führt keinen schlechten Haushalt, sondern hat einen gewissen Anspruch und Mittel über dem Nötigsten. Es sind diese Haushalte, die sich mehr leisten konnten, und es ist nur legitim, sich deren Reste zusammenzukaufen und im Speicher zu bewahren für die Tage, da unser neues Byzanz entgültig abgebrannt ist, und man zum Schluss kommt, dass es jetzt genug ist mit Frohn und Ausgezehr, dass man genug mit allen Tieren gestorben ist, und dass man, bevor nichts nachher kommt, davor wenigstens das Gleissen und Funkeln haben möchte, das kleine Eckchen Pracht im Leben, das Sünde sein mag, aber wenigstens nicht dumm und scheusslich wie der Halogenspot, unter dem sich AnjaTanjas neue Trends für schlimme Zeiten einfallen lassen.

Der Spieltisch, an dem ich das hier schreibe, wurde dort erstanden. Stendhals Reise in Italien in rotem Leder, die vor mir auf dem Regal steht, habe ich hier aus einer Kiste gezogen. Den Biedermeiersessel neben mir habe ich dort für ein paar Mark erstanden, als er nur ein Haufen Trümmer in einer Schachtel war. Ich habe diesem Ort zu danken, aber diesmal war es ein Fehlschlag. Als wäre mit dem Niedergang der Wirtschaft auch der Kunde, der bessere Bürger aus den umliegenden Städten, mit lockerem Geld und einem Platz für was auch immer ausgestorben. Ich rannte einmal über die Ödnis, hörte mir einen lächerlichen Preis an - 180 Euro für eine Schreibtischlampe des Art Deco - und kehrte um. Ganz hinten, an der Brücke, wühlte eine dick vermummte Frau in einem Schneehaufen, der vor ein paar Stunden ihr Stand gewesen sein musste. Dann kam die Sonne heraus, und etwas in Schnee begann zu gleissen. Ein Kronleuchter. Und was für einer. Sechs Flammen, Barockform, wirklich alt und mit viel Patina.

Manche werden jetzt sagen, dass ich schon mehr als einen Kronleuchter habe, und diese Stücke bei mir auch in Schlafzimmer, Bad, Küche, Balkon und Abstellraum hängen. Das ist richtig und gleichzeitig nicht die ganze Wahrheit. Denn die Wohnung am Tegernsee hat gleich sechs Leuchter verschlungen, einer muss in ein Büro, ein anderer ist ein Geschenk, und damit ist mein Bestand auf zwei mickrige Leuchter zusammengeschmolzen - zu allem Unglück sind es 12-flammige Exemplare, die man nur begrenzt verwenden kann. Dieses Exemplar mit fünf Kerzen aussenrum und eine hängende Kerze in der Mitte. Er ist auch für kleinere Räume - Empfangszimmer, Ankleiden, Wartezimmer für die Dienerschaft, was man halt so braucht - geeignet.

Es gibt - nach 70 Jahren kein Wunder - natürlich ein paar Schäden. Dafür war er billig - gekauft habe ich ihn quasi zum Schrottpreis. Daheim ist noch ein Schubladen voller Kristalle, mit denen ich an diesen langen Winterabenden einiges basteln kann, bis der Leuchter wieder in alter Pracht erstrahlt. Dass er das tun wird, ist alles andere als selbstverständlich, denn die Zeit der Kronleuchter, der Perserteppiche und all des byzantinischen Prunks der letzten Jahre ist abgelaufen. Man macht das nicht mehr. Kronleuchter sind zu sehr auffällig, sie versprechen Luxus und Anspruch; alles Eigenschaften, die man in den kommenden Jahren zurückschrauben wird, um nicht aufzufallen. Wer gleisst und funkelt, macht sich in diesen Zeiten verdächtig, man passt sich an, und nicht umsonst sind es gerade die grossmäuligsten Werber, die in den verhautesten Klamotten auftreten. Die Ratten verlassen nicht das sinkenden Schiff, sie mischen sich unter die Plünderer. Man will wieder keiner mehr sein. Jede Rolex, ererbt oder erworben, macht verdächtig. Die Idioten gehen nach dem Offensichtlichen; Neid und Rachegelüste entzünden sich an Symbolen, und deshalb werden wir bald wieder die Rückkehr zu geraden Linien, indirekter Beleuchtung und reduziertem Mobiliar sehen. Man trägt, man ist wieder Müll. Bloss nicht auffallen, nur nicht aus der Deckung kommen, und wenn, dann als Anführer des Pöbels. Bald werden PRler wieder Maojacken unter Neonlicht tragen.

Es ist übrigens immer ein gutes Zeichen, wenn Vorbesitzer gewundene Glühbirnen eingeschraubt haben. Diese Leuchtmittel sind um den Faktor 5 teurer als Billigbirnen; wer so etwas tut, führt keinen schlechten Haushalt, sondern hat einen gewissen Anspruch und Mittel über dem Nötigsten. Es sind diese Haushalte, die sich mehr leisten konnten, und es ist nur legitim, sich deren Reste zusammenzukaufen und im Speicher zu bewahren für die Tage, da unser neues Byzanz entgültig abgebrannt ist, und man zum Schluss kommt, dass es jetzt genug ist mit Frohn und Ausgezehr, dass man genug mit allen Tieren gestorben ist, und dass man, bevor nichts nachher kommt, davor wenigstens das Gleissen und Funkeln haben möchte, das kleine Eckchen Pracht im Leben, das Sünde sein mag, aber wenigstens nicht dumm und scheusslich wie der Halogenspot, unter dem sich AnjaTanjas neue Trends für schlimme Zeiten einfallen lassen.
donalphons, 23:23h
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Sonntag, 16. November 2008
Der Schädelspalter und die rettenden Kuchengabeln
Against this background of deteriorating economic conditions worldwide, we agreed that a broader policy response is needed, based on closer macroeconomic cooperation, to restore growth, avoid negative spillovers and support emerging market economies and developing countries. As immediate steps to achieve these objectives, as well as to address longer-term challenges, we will:
* Continue our vigorous efforts and take whatever further actions are necessary to stabilize the financial system.
"take whatever further actions are necessary". Oha. Man nennt so etwas einen Freibrief. Im Prinzip ist die Erklärung der G20 knallhart nur im Ausverkauf der Staaten, aber windelweich und unverbindlich bei Finanzkontrolle, Staatsdefizit, Preisstabilität und Währungen. Die letzten drei Punkte, so was wie das A und O des funktionierenden Gemeinwohls, kommen darin nicht vor. Dagegen "whatever further actions are necessary". Das, von diesen mehrheitlichen Vollversagern, die und in der nun schon anderthalb Jahre andauernden Krise dorthin gebracht haben, wo wir stehen, ist eine Drohung.

Nun macht diese kleine Veranstaltung hier bekanntlich Regionen zu ihren bevorzugten Hauptspielplätzen, in denen man über die Bewohner mit dem Alan Parsons Project sagen könnte, sie seien "rich and whose troubles are few". Doch auch hier werden gerade manche Ausflüchte verrammelt und Alternativen dicht gemacht, so in einem Antikmarkt oberhalb der Ortschaft Tegernsee, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, in unsicheren Zeiten sichere Anlagen zu bieten: Kunst, Möbel, Gemälde, Silber. Schon mit saftigem Eintrittspreis bewehrt, trifft sich dort die hier ansässige Altwarenhändlergilde und zeigt mit sehr hohen Preisen, dass sie um die Suche nach alternativen Anlageformen wissen: Wenig Angebot, schlechte Qualität, aber Forderungen, als wäre das hier der Nachverkauf bei Sothebys. Man kann sich nur mit Grauen vom dortigen Edelmetall abwenden und leise lächeln.

Leise lächeln, weil gestern noch ein kleiner Markt bei Freimann auf dem Weg lag, der nach nichts aussieht und dennoch immer wieder hübsche Dinge bereit hält. 150 Euro für eine Kombination aus Kuchenmesser und Tortenheber wollte eine Dame am Tegernsee haben, weniger gut erhalten und kleiner als das Ensemble, das stark angelaufen und unbenutzt in einer Münchner Kiste auf flinken Zugriff und verständnisvolle Reinigung wartete. Das Messer zumal ähnelt in seiner orientalisierenden Form den Hackmessern, mit denen schädelgespaltene Heilige aus heidnischen Gebieten dargestellt werden, die als vernunftgebabte Wesen unvorsichtigerweise statt Torten zu Brot gewordenes Menschenfleisch verteilten, was unter unzivilisierten Wilden und anderen Heiden in ihrer Verblendung naturgemäss nicht überall gut ankommt.

Aber auch in den tiefen Tälern Bayerns pflegt man das Schädelspalten von Heiligen nicht mehr als Attraktion bei grösseren Empfängen; es reicht die Torte, und die teilt das Messer ganz vorzüglich, ohne im Entferntesten den Eindruck zu machen, für fünf Euro aus einer Kiste nördlich von Schwabing gekramt worden zu sein. Ich habe, wie vielleicht bekannt ist, einen Haufen Tortenheber, aber das hier sind wahre Monster, die auch schnell eine ausgewachsene Hochzeitstorte erlegen und verteilen können.

Am Nachbarstand gab es englische Messer mit Beingriff. Ich schreibe bewusst nicht "Elfenbein", weil ich diess Erbe der kolonialen Vergangenheut der Briten nicht schön fände, - und weil Briten in der Sache wie viele andere oft genug über das Ohr gehauen wurde, denn hinter "Bein" verbirgt sich nur zu oft ordinärer Knochen. Es gibt Geschirr, zu dem beinfarbene Griffe perfekt passen; manches davon ist am See, und für zwei Euro kann man dergleichen eigentlich nicht liegen lassen - und ein Platzerl findet sich auch dafür noch. Anders sieht es hiermit aus:

Ihr kennt das sicher. Ihr fahrt, von Onkel Alberto aus Italien kommend, mit Freunden und Koffern voller kleiner Scheine in die Schweiz, um euch dort mit einem Opel-Lobbyisten zu treffen, und auf oben auf dem Nufenenpass überkommt euch der Hunger. Das ist kein Problem, hat euch doch Tante Annunciata diesen wunderbaren Kuchen mitgegeben. Ihr habt sogar Teller dabei, und Gabeln. Aber die Gabeln haben sich in der wilden Kurvenhatz im Kofferraum vertreut, und zu allem Überfluss hat eine davon mit ihren spitzen Zinken die Tüte aufgerissen, die ihr Vetter Antonio und seine Kunden in der Investmentabteilung mitbringen solltet - und jetzt ist alles voller weissem Pulver, und zu allem Überfluss kommt nach dem genervten Suchen auch noch die schweizer Zivilstreife um die Ecke, die ihr weiter unten mit 160 Sachen überholt habt - und das alles nur, weil ihr keine Ordnung bei euren Reisegabeln hattet. Vier Euro für sechs versilberte Gabeln in einem praktischen Etui hätten alles retten können. Nichts rutscht mehr, nichts geht mehr verloren, ihr müsst nicht daheim Gabeln aus dem Bestand mitnehmen, die beim Reisen zwischen denVerstecken Wohnungen verloren gehen, und unter das Polster für die Gabeln würden auch ein paar zehntausend Spielgeld passen.
Hört also auf Don Alphonso, der kennt sich mit sowas aus, und beschafft euch auch solche Kästchen mit Reisegabeln. Aber nicht am Tegernsee.
* Continue our vigorous efforts and take whatever further actions are necessary to stabilize the financial system.
"take whatever further actions are necessary". Oha. Man nennt so etwas einen Freibrief. Im Prinzip ist die Erklärung der G20 knallhart nur im Ausverkauf der Staaten, aber windelweich und unverbindlich bei Finanzkontrolle, Staatsdefizit, Preisstabilität und Währungen. Die letzten drei Punkte, so was wie das A und O des funktionierenden Gemeinwohls, kommen darin nicht vor. Dagegen "whatever further actions are necessary". Das, von diesen mehrheitlichen Vollversagern, die und in der nun schon anderthalb Jahre andauernden Krise dorthin gebracht haben, wo wir stehen, ist eine Drohung.

Nun macht diese kleine Veranstaltung hier bekanntlich Regionen zu ihren bevorzugten Hauptspielplätzen, in denen man über die Bewohner mit dem Alan Parsons Project sagen könnte, sie seien "rich and whose troubles are few". Doch auch hier werden gerade manche Ausflüchte verrammelt und Alternativen dicht gemacht, so in einem Antikmarkt oberhalb der Ortschaft Tegernsee, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, in unsicheren Zeiten sichere Anlagen zu bieten: Kunst, Möbel, Gemälde, Silber. Schon mit saftigem Eintrittspreis bewehrt, trifft sich dort die hier ansässige Altwarenhändlergilde und zeigt mit sehr hohen Preisen, dass sie um die Suche nach alternativen Anlageformen wissen: Wenig Angebot, schlechte Qualität, aber Forderungen, als wäre das hier der Nachverkauf bei Sothebys. Man kann sich nur mit Grauen vom dortigen Edelmetall abwenden und leise lächeln.

Leise lächeln, weil gestern noch ein kleiner Markt bei Freimann auf dem Weg lag, der nach nichts aussieht und dennoch immer wieder hübsche Dinge bereit hält. 150 Euro für eine Kombination aus Kuchenmesser und Tortenheber wollte eine Dame am Tegernsee haben, weniger gut erhalten und kleiner als das Ensemble, das stark angelaufen und unbenutzt in einer Münchner Kiste auf flinken Zugriff und verständnisvolle Reinigung wartete. Das Messer zumal ähnelt in seiner orientalisierenden Form den Hackmessern, mit denen schädelgespaltene Heilige aus heidnischen Gebieten dargestellt werden, die als vernunftgebabte Wesen unvorsichtigerweise statt Torten zu Brot gewordenes Menschenfleisch verteilten, was unter unzivilisierten Wilden und anderen Heiden in ihrer Verblendung naturgemäss nicht überall gut ankommt.

Aber auch in den tiefen Tälern Bayerns pflegt man das Schädelspalten von Heiligen nicht mehr als Attraktion bei grösseren Empfängen; es reicht die Torte, und die teilt das Messer ganz vorzüglich, ohne im Entferntesten den Eindruck zu machen, für fünf Euro aus einer Kiste nördlich von Schwabing gekramt worden zu sein. Ich habe, wie vielleicht bekannt ist, einen Haufen Tortenheber, aber das hier sind wahre Monster, die auch schnell eine ausgewachsene Hochzeitstorte erlegen und verteilen können.

Am Nachbarstand gab es englische Messer mit Beingriff. Ich schreibe bewusst nicht "Elfenbein", weil ich diess Erbe der kolonialen Vergangenheut der Briten nicht schön fände, - und weil Briten in der Sache wie viele andere oft genug über das Ohr gehauen wurde, denn hinter "Bein" verbirgt sich nur zu oft ordinärer Knochen. Es gibt Geschirr, zu dem beinfarbene Griffe perfekt passen; manches davon ist am See, und für zwei Euro kann man dergleichen eigentlich nicht liegen lassen - und ein Platzerl findet sich auch dafür noch. Anders sieht es hiermit aus:

Ihr kennt das sicher. Ihr fahrt, von Onkel Alberto aus Italien kommend, mit Freunden und Koffern voller kleiner Scheine in die Schweiz, um euch dort mit einem Opel-Lobbyisten zu treffen, und auf oben auf dem Nufenenpass überkommt euch der Hunger. Das ist kein Problem, hat euch doch Tante Annunciata diesen wunderbaren Kuchen mitgegeben. Ihr habt sogar Teller dabei, und Gabeln. Aber die Gabeln haben sich in der wilden Kurvenhatz im Kofferraum vertreut, und zu allem Überfluss hat eine davon mit ihren spitzen Zinken die Tüte aufgerissen, die ihr Vetter Antonio und seine Kunden in der Investmentabteilung mitbringen solltet - und jetzt ist alles voller weissem Pulver, und zu allem Überfluss kommt nach dem genervten Suchen auch noch die schweizer Zivilstreife um die Ecke, die ihr weiter unten mit 160 Sachen überholt habt - und das alles nur, weil ihr keine Ordnung bei euren Reisegabeln hattet. Vier Euro für sechs versilberte Gabeln in einem praktischen Etui hätten alles retten können. Nichts rutscht mehr, nichts geht mehr verloren, ihr müsst nicht daheim Gabeln aus dem Bestand mitnehmen, die beim Reisen zwischen den
Hört also auf Don Alphonso, der kennt sich mit sowas aus, und beschafft euch auch solche Kästchen mit Reisegabeln. Aber nicht am Tegernsee.
donalphons, 22:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 13. November 2008
Die Kunst der Deflation
Es gibt so eine bestimmte Art der Kunst, die ich als "Bankerkunst" bezeichnen würde. Benkerkunst, das ist der Dreck, den sich zuerst überbezahlter Abschaum der Werbebranche ins Büro gestellt hat, von dem dann die niveualosen Parasiten der diversen Finanzkriminellen dachten, dass es auch was für ihr eigenes Image wäre. Das ist nicht wirklich neu in der Kunstgeschichte; schon in der frühen Neuzeit machten Propagandisten wie Pietro Aretino Stimmung für Maler, die sich dann an Ausbeuter, Mörder und Staatsterroristen verkauften. Man ist nicht wirklich gut beraten, sich an diese Art der Kunst zu halten; auf einen Tizian kommen viele Modemaler, und mit etwas Pech endet man beim modernen Pendant zum Lügner, Aufschneider und Selbstpromoter Benvenuto Cellini; die Namen Damien Hirst, Francis Bacon, Neo Rauch und, für die Damen der White Collar Kriminalität, Sarah Lucas könnten einem da einfallen, um diese lange Linie fortzuziehen. Es gibt eine Kunst, die ohne extreme Geldmittel nicht gedeiht, und was dem Renaissancekünstler Karl der V. und Ungewaschene war, ist heute der russische Oligarch, des Hedge Fonds Managers Gattin oder der Investmentbanker - gewesen.

Vorbei die Zeiten, da man nur ein Körbchen voller kunsthandwerlicher Vergänglichkeit in den grossen Auktionshallen hochheben mussten, und schon strömten die Herren des Geldes vorbei. Das zumindest beobachtete die Times bei der jüngsten Versteigerung von Bacon in New York. Solcherlei passiert gerade vielen Häusern, die zudem so dumm waren, Einlieferern wie zu besten Zeiten hohe Garantiepreise bieten zu müssen; Häuser, die quasi eine Option auf das Bild erworben haben, die nun bei ausbleibenden Käufern für frühere Rekordwerke fällig werden. Es ist müssig zu streiten, ob sich die Wall Street das Hochtreiben der Preise bei den Auktionen abgeschaut hat, oder umgekehrt - zusammen hatten sie tolle Jahre, und nun sind sie in einem deflationären Zirkel gefangen.
Der Kunstmarkt hat eine Art Subprimeproblem. Über Jahre wurden Leipziger Schüler im Dutzend gemacht und gefeiert; wer da nicht die Galerien mit seinem Zeug schnellstens flutete und es den Bankfreunden in Sachen Bentley gleich tat, war dumm. Es gibt sagenhaft viel Leipziger Schule und New British Artists, gigantische Mengen wurden schon gekauft und viel wird noch gemacht werden, der Boom wollte bedient werden und trifft nun auf eine Käuferschaft, die sich mangels Liquidität und mitunter auch geregelter Beschäftigung den Ulf Puder abschminken muss, wie der Sixpacksäufer im kalifornischen Central Valley sein Wohneigentum mit Pool und SUV. Nicht nur, dass die Käufer streiken; sie verkaufen auch wieder: Demnächst gibt es 20 geschätzte Kunstmillionen von Lehman Brothers und weitere 8 Millionen vom Ex-Chef Fuld. Grosse Angebote, kleine Nachfrage. Man hört sowas in der Art übrigens auch von den besseren Münchner Häusern; jetzt kommen die Weihnachtsauktionen, und sollte ich da in der Lage sein, irgendetwas zu erwerben, nun, dann sieht es wirklich schlecht aus.
Aber immer noch besser als in England. Bei den Briten geht es gerade wirklich übel zu. Die Leser hier wissen vielleicht, dass ich einem alten Automobil nicht abgeneigt wäre. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Kauf über Angebote wie bei Carandclassic, oder Versteigerung bei Ebay. Manche stellen ihren Rolls, den Sunbeam oder die Spitfire bei beiden Plattformen ein, setzen bei Ebay einen Mindestpreis und behalten sich das Recht vor, den Wagen bei anderem Verkauf zurück zu ziehen. Das Ergebnis ist erstaunlich. Autos, die in den einschlägigen deutsche Magazinen für 10.000 Euro gehandelt werden, gehen bei Ebay in England auf mickrige 3000 Pfund hoch, oder auch nicht.
Von ein paar ganz wenigen, herausragenden Typen wie dem Austin Healey 3000, dem Bentley Continental, Ferraris oder frühen MGs der T-Reihe augesehen, sind die Preise äusserst niedrig. Aber schon bei älteren Porsche 911 wendet sich das Blatt. Weil es einfach keine Käufer gibt. Und das Angebot aufgrund der Kreditkrise zu gross ist; die Begründung, den Unterstellplatz verloren zu haben, bedeutet auf Deutsch: Da muss sich jemand schleunigst verkleinern. Im letzten Winter habe ich in Deutschland keinen fahrbereiten MGB unter 4000 Euro gesehen. Der überflüssige Luxus einen Spassautos für den Sommer ist auf der Insel de facto für weniger als die Hälfte zu haben, dann aber mit einer langen Liste von Ersatzteilen und Reparaturen. Oder wie wäre es mit einem Bentley für 2700 Pfund? Das hat letzte Woche ein Besitzer für einen 74er bei Ebay bekommen, der mit knapp 9000 bei Carandclassic vergeblich offeriert wurde.
Schlimm? Sicher. Es kommt nur auf die Perspektive an, und was man daraus macht. Es war, man kann sich das nicht vorstellen, schon mal schlimmer. Noch schlimmer, wie die Familiengeschichte aus Gewinnersicht zu berichten weiss. 1945 besass ein naher Verwandter meiner väterlichen Familie einen Bauernhof nahe der Stadt, und war klug genug gewesen, für die Zeit nach dem Krieg das Vieh zu verstecken, und verfügte obendrein einen ansonsten eher wertlosen Auwald. Fleisch, Milch, Eier und Brennholz klingt heute banal, aber damals wurden in der Provinzstadt Tauben gejagt und der Stadtpark Nachts gerodet. Dem Bauern brachten die Städter in diesem Annus Horribilis für Brennmaterial und Essen, was ihnen so geblieben war - zum Beispiel verstecktes Silber. Oder für die Kriegsproduktion unbrauchbare Perserteppiche. Viele Perserteppiche. Die waren jetzt verzichtbar, im Sommer 1945, relativ zum Essen. Als dann der strenge 45/46er Winter kam, und es an Isoliermaterial für die neu gebauten Schweineställe fehlte, griff der Bauer zu Hammer, Nagel und Perserteppich und - nun.
DAS ist Deflation. So schlimm wird es hoffentlich nicht kommen, und bei Bildern und Bentleys ist es wirklich so, wie man es über das Geld fälschlicherweise sagt: Sie verschwinden nicht. Es hat sie nur ein anderer.

Vorbei die Zeiten, da man nur ein Körbchen voller kunsthandwerlicher Vergänglichkeit in den grossen Auktionshallen hochheben mussten, und schon strömten die Herren des Geldes vorbei. Das zumindest beobachtete die Times bei der jüngsten Versteigerung von Bacon in New York. Solcherlei passiert gerade vielen Häusern, die zudem so dumm waren, Einlieferern wie zu besten Zeiten hohe Garantiepreise bieten zu müssen; Häuser, die quasi eine Option auf das Bild erworben haben, die nun bei ausbleibenden Käufern für frühere Rekordwerke fällig werden. Es ist müssig zu streiten, ob sich die Wall Street das Hochtreiben der Preise bei den Auktionen abgeschaut hat, oder umgekehrt - zusammen hatten sie tolle Jahre, und nun sind sie in einem deflationären Zirkel gefangen.
Der Kunstmarkt hat eine Art Subprimeproblem. Über Jahre wurden Leipziger Schüler im Dutzend gemacht und gefeiert; wer da nicht die Galerien mit seinem Zeug schnellstens flutete und es den Bankfreunden in Sachen Bentley gleich tat, war dumm. Es gibt sagenhaft viel Leipziger Schule und New British Artists, gigantische Mengen wurden schon gekauft und viel wird noch gemacht werden, der Boom wollte bedient werden und trifft nun auf eine Käuferschaft, die sich mangels Liquidität und mitunter auch geregelter Beschäftigung den Ulf Puder abschminken muss, wie der Sixpacksäufer im kalifornischen Central Valley sein Wohneigentum mit Pool und SUV. Nicht nur, dass die Käufer streiken; sie verkaufen auch wieder: Demnächst gibt es 20 geschätzte Kunstmillionen von Lehman Brothers und weitere 8 Millionen vom Ex-Chef Fuld. Grosse Angebote, kleine Nachfrage. Man hört sowas in der Art übrigens auch von den besseren Münchner Häusern; jetzt kommen die Weihnachtsauktionen, und sollte ich da in der Lage sein, irgendetwas zu erwerben, nun, dann sieht es wirklich schlecht aus.
Aber immer noch besser als in England. Bei den Briten geht es gerade wirklich übel zu. Die Leser hier wissen vielleicht, dass ich einem alten Automobil nicht abgeneigt wäre. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Kauf über Angebote wie bei Carandclassic, oder Versteigerung bei Ebay. Manche stellen ihren Rolls, den Sunbeam oder die Spitfire bei beiden Plattformen ein, setzen bei Ebay einen Mindestpreis und behalten sich das Recht vor, den Wagen bei anderem Verkauf zurück zu ziehen. Das Ergebnis ist erstaunlich. Autos, die in den einschlägigen deutsche Magazinen für 10.000 Euro gehandelt werden, gehen bei Ebay in England auf mickrige 3000 Pfund hoch, oder auch nicht.
Von ein paar ganz wenigen, herausragenden Typen wie dem Austin Healey 3000, dem Bentley Continental, Ferraris oder frühen MGs der T-Reihe augesehen, sind die Preise äusserst niedrig. Aber schon bei älteren Porsche 911 wendet sich das Blatt. Weil es einfach keine Käufer gibt. Und das Angebot aufgrund der Kreditkrise zu gross ist; die Begründung, den Unterstellplatz verloren zu haben, bedeutet auf Deutsch: Da muss sich jemand schleunigst verkleinern. Im letzten Winter habe ich in Deutschland keinen fahrbereiten MGB unter 4000 Euro gesehen. Der überflüssige Luxus einen Spassautos für den Sommer ist auf der Insel de facto für weniger als die Hälfte zu haben, dann aber mit einer langen Liste von Ersatzteilen und Reparaturen. Oder wie wäre es mit einem Bentley für 2700 Pfund? Das hat letzte Woche ein Besitzer für einen 74er bei Ebay bekommen, der mit knapp 9000 bei Carandclassic vergeblich offeriert wurde.
Schlimm? Sicher. Es kommt nur auf die Perspektive an, und was man daraus macht. Es war, man kann sich das nicht vorstellen, schon mal schlimmer. Noch schlimmer, wie die Familiengeschichte aus Gewinnersicht zu berichten weiss. 1945 besass ein naher Verwandter meiner väterlichen Familie einen Bauernhof nahe der Stadt, und war klug genug gewesen, für die Zeit nach dem Krieg das Vieh zu verstecken, und verfügte obendrein einen ansonsten eher wertlosen Auwald. Fleisch, Milch, Eier und Brennholz klingt heute banal, aber damals wurden in der Provinzstadt Tauben gejagt und der Stadtpark Nachts gerodet. Dem Bauern brachten die Städter in diesem Annus Horribilis für Brennmaterial und Essen, was ihnen so geblieben war - zum Beispiel verstecktes Silber. Oder für die Kriegsproduktion unbrauchbare Perserteppiche. Viele Perserteppiche. Die waren jetzt verzichtbar, im Sommer 1945, relativ zum Essen. Als dann der strenge 45/46er Winter kam, und es an Isoliermaterial für die neu gebauten Schweineställe fehlte, griff der Bauer zu Hammer, Nagel und Perserteppich und - nun.
DAS ist Deflation. So schlimm wird es hoffentlich nicht kommen, und bei Bildern und Bentleys ist es wirklich so, wie man es über das Geld fälschlicherweise sagt: Sie verschwinden nicht. Es hat sie nur ein anderer.
donalphons, 21:01h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 10. November 2008
Die einfachen Dinge
Man kann alles übertreiben. Es gibt immer einen Punkt, an dem der Gewinn an Leistung nicht mehr mit dem Anwachsen des Preises mithalten kann. Wann genau es sich nicht mehr lohnt, muss jeder für sich selbst begründen; es gibt Leute, die finden die farblich abgesetzte Nähte ihrer Ledersitze im Auto für mehr als 2000 Euro für unverzichtbar. Und ich habe mit von TV-Kundigen erzählen lassen, dass der Trend zu japanischen Keramikmessern irgendwelcher Schnittdesigner oder damaszierten Klingen usbekischer Stahlstreichler oder was es da sonst noch gibt durch diverse Kochshows in den Kisten gefördert werden, die erstaunlicherweise von vielen einem guten Buch vorgezogen werden. Angenehm entspannt ist dagegen der Teil des mir soeben von einem Gast verehrten Buches "Hitze" von Bill Buford, der sich mit den Schneidegeräten des Kochs auseinandersetzt, wie ich heute morgen am Frühstückstisch lesen durfte.

Worauf kommt es bei einem Messer an? Dass es gut in der Hand liegt und schneidet, sollte man meinen. Vielleicht nicht so gut, dass man nur mal kurz mit dem Finger daran kommt und eine Tarte a la Blutwurst erfindet. Meiner Meinung nach ist es gar nicht so wünschenswert, wenn Messer spielerisch durch Gemüse gleiten; ganz im Gegenteill, ich schätze den Einsatz von Kraft bis an die Grenze der Gewalttätigkeit, denn Kochen ist keine Häkelstickerei und kein literarisches Fest, sondern der letzte legitime Akt der Alltagsgewalt. Hier bin ich Schlächter, hier darf ich es sein, möchte ich sagen, und deshalb ist es fein, wenn das Messer schneidet, ohne dass es dabei wie das Nichtkochen einer dieser parfümersoffenen Brillitanten aussehen würde, das die Werbung in der World of Interior als Ideal präsentiert. Nun war ich am Wochenende im schönen Meran unter den Lauben, besuchte dabei auch das alteingesessene Fachgeschäft der Frasnellis und dachte mir so, als ein paar dumme Blagen eines unbesorgen Kunden das Porzellan im Schaufenster bedappten und kippelten, dass dieses schlichte Küchenmesser mit dicken Messingnieten und dem schlichten Holzgriff eine feine Sache sein könnte.

Es passte einfach. Es lag schön in der Hand, das unebene Holz fühlte sich gut und wohlgeformt an, und wenn es erst mal ein paar Mal in Gebrauch war, wird es auch eine feine Patina bekommen. Plastik dagegen sieht immer etwas schmutzig aus, und die modisch harten, schwarzen Griffe halten bei meiner Küchenarbeit mitunter nur ein paar Monate, bis das spröde Material an den Nieten bricht. Dieses Messer ist eher schlicht und könnte auch ein paar Jahrhunderte alt sein, denn auch auf den Küchenstücken der flämischen Meister und in mittelalterlichen Latrinen finden sich diese Stücke, mit der breiten Klinge und der Verdickung am Ende des Griffs; die Quintessenz aus Jahrhunderten europäischer Küchenpraxis. Natürlich gibt es elegantere Formen, aber hier geht es nicht um Designwettbewerbe, sondern um Schneiden mit der handgeschliffenen Schneide und - schnell umgedreht - um das Herunderschieben des Geschnittenen vom Brett mit dem Messerrücken. Mehr muss nicht sein, genau das geht perfekt, egal ob grob geschnittene Rauke, fein gewürfelte Mangoldstiele oder die Stücke der fertigen Tarte. Und das alles für 10 Euro unter den Lauben aus Meran.
(10. November 2008. 20 Grad, und von 9 bis 4 sitze ich draussen in der Sonne. Noch so ein einfaches Ding. An Tagen wie heute lohnt sich die Wohnung.)

Worauf kommt es bei einem Messer an? Dass es gut in der Hand liegt und schneidet, sollte man meinen. Vielleicht nicht so gut, dass man nur mal kurz mit dem Finger daran kommt und eine Tarte a la Blutwurst erfindet. Meiner Meinung nach ist es gar nicht so wünschenswert, wenn Messer spielerisch durch Gemüse gleiten; ganz im Gegenteill, ich schätze den Einsatz von Kraft bis an die Grenze der Gewalttätigkeit, denn Kochen ist keine Häkelstickerei und kein literarisches Fest, sondern der letzte legitime Akt der Alltagsgewalt. Hier bin ich Schlächter, hier darf ich es sein, möchte ich sagen, und deshalb ist es fein, wenn das Messer schneidet, ohne dass es dabei wie das Nichtkochen einer dieser parfümersoffenen Brillitanten aussehen würde, das die Werbung in der World of Interior als Ideal präsentiert. Nun war ich am Wochenende im schönen Meran unter den Lauben, besuchte dabei auch das alteingesessene Fachgeschäft der Frasnellis und dachte mir so, als ein paar dumme Blagen eines unbesorgen Kunden das Porzellan im Schaufenster bedappten und kippelten, dass dieses schlichte Küchenmesser mit dicken Messingnieten und dem schlichten Holzgriff eine feine Sache sein könnte.

Es passte einfach. Es lag schön in der Hand, das unebene Holz fühlte sich gut und wohlgeformt an, und wenn es erst mal ein paar Mal in Gebrauch war, wird es auch eine feine Patina bekommen. Plastik dagegen sieht immer etwas schmutzig aus, und die modisch harten, schwarzen Griffe halten bei meiner Küchenarbeit mitunter nur ein paar Monate, bis das spröde Material an den Nieten bricht. Dieses Messer ist eher schlicht und könnte auch ein paar Jahrhunderte alt sein, denn auch auf den Küchenstücken der flämischen Meister und in mittelalterlichen Latrinen finden sich diese Stücke, mit der breiten Klinge und der Verdickung am Ende des Griffs; die Quintessenz aus Jahrhunderten europäischer Küchenpraxis. Natürlich gibt es elegantere Formen, aber hier geht es nicht um Designwettbewerbe, sondern um Schneiden mit der handgeschliffenen Schneide und - schnell umgedreht - um das Herunderschieben des Geschnittenen vom Brett mit dem Messerrücken. Mehr muss nicht sein, genau das geht perfekt, egal ob grob geschnittene Rauke, fein gewürfelte Mangoldstiele oder die Stücke der fertigen Tarte. Und das alles für 10 Euro unter den Lauben aus Meran.
(10. November 2008. 20 Grad, und von 9 bis 4 sitze ich draussen in der Sonne. Noch so ein einfaches Ding. An Tagen wie heute lohnt sich die Wohnung.)
donalphons, 21:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 7. November 2008
Harte Tage für harte Männer
Vieles in meiner alten Wohngegend hat sich zum Schlechteren verändert. Das La Boheme: Weg. Der türkische Imbiss mit dem selbstgebackenen Brot: Weg. Das nette Antiquariat in der Schellingstrasse: Weg. Der Türkendolch: Weg. Statt dessen ein Lokal, das Soda heisst. Sehr viele Kleiderläden für anämische Globalclone. Studenten wohnen hier kaum noch, und die Kochschule ist immer rappelvoll. All die Probleme, die mit der 1a-Lage in einer zu teuren Stadt vermutlich unvermeidlich sind. Insofern ist es angenehm, dass in der Nordendstrasse/ Ecke Bauerstrasse mit Heckmüller ein Fachgeschäft für Kindermoden und Herrenwäsche existiert, das bruchlos aus den 60er Jahren stammen könnte. Dort kam ich gestern vorbei und sah die Pullis mit der Aufschrift Monza, neben den heute wieder todschicken, in meinen Augen aber eher BWL-spiessigen Rautensweatshirts.

Ich dachte an heute, an die Schneeberge auf den Pässen und den eisigen Wind in den Höhen, betrat alsdann den Laden und sprach: "Ich werde morgen auf einer Passhöhe in den Alpen in meinem offenen Wagen vermutlich erfrieren, und würde das gerne in einem dieser weissen Monza-Pullover tun; haben Sie ihn in Grösse L vorrätig?" Sie hatten, ich probierte und kaufte in der festen Überzeugung, mit der Monza-Aufschrift längst über das Alter hinaus zu sein, in dem man noch sowas wie Midlifecrisis haben kann und Torheiten wie Pässe im Schnee grundlos macht - vielmehr habe ich durchaus rationale Gründe, warum ich heute in Regionen anzutreffen sind, die andere längst auf Skiern betreten und in Rettungshubschraubern verlassen. Um nur mal den geringsten Grund anzuführen:

Ich muss meine einerseits neuen und ungetragenen, andererseits schon ziemlich vintage anmutenden und unverschämt günstigen Autohandschuhe einfahren. Die gerieten heute in einem Antikmarkt in meine Hände, waren noch zusammengenäht und aus dickem Hirschleder gefertig, das über die Jahre hart und unflexibel wurde. Kenner dieses Blogs werden vielleicht anmerken, dass es von mir Bilder mit mindestens vier Paar anderer, weicher und anschmiegsamer Handschuhe für offenes Fahren gibt, und sie haben recht: Aber die neuen Handschuhe sind nicht nur für das Fahren geeignet. Sie sind die einzigen, mit denen man auch den Wagenheber bedienen, Zentralverschlüsse aufschlagen oder ohne grosse Sorgen den heissen Motor anfassen könnte.
Abgesehen davon passen sie perfekt zum Pullover. Oder andersrum. Und das kann man so nicht am See tragen, also muss ich in die Berge. Weitere rationale Gründe kann ich mir ja heute zwischen Innbruck und Vorarlberg einfallen lassen. Sage solange bitter keiner, dass sich Herrenwäsche und Mode für grössere Kinder nicht ausschliessen würden.

Ich dachte an heute, an die Schneeberge auf den Pässen und den eisigen Wind in den Höhen, betrat alsdann den Laden und sprach: "Ich werde morgen auf einer Passhöhe in den Alpen in meinem offenen Wagen vermutlich erfrieren, und würde das gerne in einem dieser weissen Monza-Pullover tun; haben Sie ihn in Grösse L vorrätig?" Sie hatten, ich probierte und kaufte in der festen Überzeugung, mit der Monza-Aufschrift längst über das Alter hinaus zu sein, in dem man noch sowas wie Midlifecrisis haben kann und Torheiten wie Pässe im Schnee grundlos macht - vielmehr habe ich durchaus rationale Gründe, warum ich heute in Regionen anzutreffen sind, die andere längst auf Skiern betreten und in Rettungshubschraubern verlassen. Um nur mal den geringsten Grund anzuführen:

Ich muss meine einerseits neuen und ungetragenen, andererseits schon ziemlich vintage anmutenden und unverschämt günstigen Autohandschuhe einfahren. Die gerieten heute in einem Antikmarkt in meine Hände, waren noch zusammengenäht und aus dickem Hirschleder gefertig, das über die Jahre hart und unflexibel wurde. Kenner dieses Blogs werden vielleicht anmerken, dass es von mir Bilder mit mindestens vier Paar anderer, weicher und anschmiegsamer Handschuhe für offenes Fahren gibt, und sie haben recht: Aber die neuen Handschuhe sind nicht nur für das Fahren geeignet. Sie sind die einzigen, mit denen man auch den Wagenheber bedienen, Zentralverschlüsse aufschlagen oder ohne grosse Sorgen den heissen Motor anfassen könnte.
Abgesehen davon passen sie perfekt zum Pullover. Oder andersrum. Und das kann man so nicht am See tragen, also muss ich in die Berge. Weitere rationale Gründe kann ich mir ja heute zwischen Innbruck und Vorarlberg einfallen lassen. Sage solange bitter keiner, dass sich Herrenwäsche und Mode für grössere Kinder nicht ausschliessen würden.
donalphons, 04:25h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Mittwoch, 29. Oktober 2008
Grün unter Blau.
Weil der Tag, an dem ich an einem Biedermeierstuhl mit Mahagonifurnier aus der Zeit um 1820 für 25 Euro vorbei komme und ihn nicht kaufe, der Tag sein wird, da man mich im Leichenwagen daran vorbeifährt.

Auch bei 35 Euro und einer Entstehungszeit um 1830 kann ich offensichtlich nicht nein sagen, und es macht mir auch nichts aus, wenn es diesmal kein Mahagoni, sondern Nussholz ist. Sogar den scheusslichen Stoff kann man verschmerzen. Als ich in Schwabing wohnte, spazierte ich zu oft an Antiquitätengeschäften vorbei und wünschte mir genau solche Stühle mit geschwungenen Zargen und Lehnen, die nur zur Zier gestaltet wurden.

Man kann auf solchen Stühlen nicht lümmeln; es gilt, Haltung zu bewahren, und die berühmte Handbreit muss zwischen der viel zu schmalen Lehne und Rücken bleiben. Neben der Büchervitrine ist jedenfalls noch genug Platz für einen gleich gemaserten Stuhl, ab und an liest man nur kurz in ein Buch hinein und möchte sich auf eine Seite setzen. Allerdings weniger auf den wirklich scheusslichen blausilbernen dekostoff des Sitzkissens, den jemand in völliger Verkennung der Biedermeieroriginale aufgetackert hat.

Glücklicherweise waren frühere Generationen verständiger, und haben einen feinen, dezenten Gobelinbezug mit Streublumen gewält, den abzureissen die Freunde der Tackers zu faul waren. Es war offensichtlich eine Frage des fehlenden Geschmacks und nicht die Abnutzung, die das schreinede Silberblau das fein gemaserte Holz beleidigen liess. Schneller wurde wohl nie ein Stuhl in seinen früheren Glanz versetzt.

Es ist Zufall, dass es passt. Es ist Glück. Eine Trouvaille. Immer nur her damit, ich habe noch viel Platz, und irgendwann in diesem Winter werde ich auch einen grösseren Kulturempfang machen müssen, dann kann ich ihn tatsächlich auch brauchen.

Hält praktisch unbegrenzt. Sieht hübsch aus. Und war spottbillig. So wird man den Winter der Rezession aussitzen können.

Auch bei 35 Euro und einer Entstehungszeit um 1830 kann ich offensichtlich nicht nein sagen, und es macht mir auch nichts aus, wenn es diesmal kein Mahagoni, sondern Nussholz ist. Sogar den scheusslichen Stoff kann man verschmerzen. Als ich in Schwabing wohnte, spazierte ich zu oft an Antiquitätengeschäften vorbei und wünschte mir genau solche Stühle mit geschwungenen Zargen und Lehnen, die nur zur Zier gestaltet wurden.

Man kann auf solchen Stühlen nicht lümmeln; es gilt, Haltung zu bewahren, und die berühmte Handbreit muss zwischen der viel zu schmalen Lehne und Rücken bleiben. Neben der Büchervitrine ist jedenfalls noch genug Platz für einen gleich gemaserten Stuhl, ab und an liest man nur kurz in ein Buch hinein und möchte sich auf eine Seite setzen. Allerdings weniger auf den wirklich scheusslichen blausilbernen dekostoff des Sitzkissens, den jemand in völliger Verkennung der Biedermeieroriginale aufgetackert hat.

Glücklicherweise waren frühere Generationen verständiger, und haben einen feinen, dezenten Gobelinbezug mit Streublumen gewält, den abzureissen die Freunde der Tackers zu faul waren. Es war offensichtlich eine Frage des fehlenden Geschmacks und nicht die Abnutzung, die das schreinede Silberblau das fein gemaserte Holz beleidigen liess. Schneller wurde wohl nie ein Stuhl in seinen früheren Glanz versetzt.

Es ist Zufall, dass es passt. Es ist Glück. Eine Trouvaille. Immer nur her damit, ich habe noch viel Platz, und irgendwann in diesem Winter werde ich auch einen grösseren Kulturempfang machen müssen, dann kann ich ihn tatsächlich auch brauchen.

Hält praktisch unbegrenzt. Sieht hübsch aus. Und war spottbillig. So wird man den Winter der Rezession aussitzen können.
donalphons, 00:21h
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Sonntag, 26. Oktober 2008
Vorschau
Der Antikmarkt in Pfaffenhofen war heute sicher nicht weniger mit Luxusgütern, mit Geschirr, Schmuck, Bildern und Möbeln gefüllt als sonst auch immer. Ich weiss das, weil ich das ein oder andere erworben habe, das sich daheim auch gut macht. Aber nachdem ich durch den Nebel dorthin gefahren war, kam mir alles so furchtbar erbärmlich, so kurznach45 vor.

Es gibt Tage, da sieht man nur das Schöne, an anderen Tagen auch das Obskure, das Burleske oder das Verruchte. Diesmal war es nur die Armut, die mir ins Auge fiel, die vielen Relikte von Lebensstilen, die keinem gefallen können und die dennoch nicht so weit weg sind, wie man glauben möchte. Es ist eine gute Übung für den Schwarzmarkt, und man hat heute noch Auswahl. In was soll man auch geklaute Kartoffeln transportieren? In Guccitaschen oder TheBridge-Koffern?

Und über all dem das Grau des Himmels, der Luft, der Farben. Ein Tag, den man mit Beiträgen wie diesem imGuardian Telegraph beschliessen möchte, der klipp und klar von Kapitalflucht aus Österreich spricht. Ein Tag, der gegen Nachmittag aufhellt und gleich wieder im Bodennebel ersäuft. Und dabei ist es nicht überall so, ab München scheint die Sonne, und deshalb geht es danach nur heim, um die Verwandschaft zu holen und

mit dieser Aussicht gut zu speisen. Auf dem Behindertenparkplatz steht der Gallardo Spider eines schwer verletzten Profifussballers, Blagen ohne Manieren werden von Eltern ohne Haltung nicht zur Ordnung gerufen, die Welt ist aus den Fugen, aber das Essen ist vorzüglich, und danach, nach der Dämmerung, zieht sich das helle Band der Milchstrasse über das vollkommen klare, endlose Firmament, durch das Sternschnuppen rasen.

Es gibt Tage, da sieht man nur das Schöne, an anderen Tagen auch das Obskure, das Burleske oder das Verruchte. Diesmal war es nur die Armut, die mir ins Auge fiel, die vielen Relikte von Lebensstilen, die keinem gefallen können und die dennoch nicht so weit weg sind, wie man glauben möchte. Es ist eine gute Übung für den Schwarzmarkt, und man hat heute noch Auswahl. In was soll man auch geklaute Kartoffeln transportieren? In Guccitaschen oder TheBridge-Koffern?

Und über all dem das Grau des Himmels, der Luft, der Farben. Ein Tag, den man mit Beiträgen wie diesem im

mit dieser Aussicht gut zu speisen. Auf dem Behindertenparkplatz steht der Gallardo Spider eines schwer verletzten Profifussballers, Blagen ohne Manieren werden von Eltern ohne Haltung nicht zur Ordnung gerufen, die Welt ist aus den Fugen, aber das Essen ist vorzüglich, und danach, nach der Dämmerung, zieht sich das helle Band der Milchstrasse über das vollkommen klare, endlose Firmament, durch das Sternschnuppen rasen.
donalphons, 21:53h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 20. Oktober 2008
Eine Freundin für den Skalp eines Feindes
"too many movie stars"
Elizabeth II über Grace Kelly
Ich hätte gern einen Sunbeam Talbot 90 MKIII. So einen wie den, in dem Grace Kelly Cary Grant in "Über den Dächern von Nizza" durch die Riviera chauffiert. Es muss nicht das hellblaue Cabrio sein, ein geschlossener Viertürer wie der, mit dem 1955 die Rally Monte Carlo gewonnen wurde, täte es auch. Ich hätte ihn gern zweifarbig, in perlmuttweiss und cremefarben, wie eine Linzer Schnitte, und ich hätte ihn, bestens restauriert, gerne aus einem Architektenhaushalt, in dem der Ehemann sich dachte, damit seiner Frau einen Gefallen zu tun, aber kurz darauf starb er, und dann stand der Wagen 20 Jahre lang in der Garage, denn die Frau hatte keine Lust auf die Plackerei. Der Sunbeam sammelte etwas Flugrost und Staub, und wartete auf bessere Tage. Irgendwann ruft die Architektenwitwe dann einen Gebrauchtwagenhändler und gibt ihm den Wagen einfach so mit, damit er weg und in der Garage mehr Platz für die Oleander ist, und ich treffe diesen Händler wiederum zufällig, weil ich gerade des Weges komme und er ihn an seinem Stand auslädt. 300 Euro habe ich dabei, die nimmt er, und ich fahre damit zufrieden nach Hause, und stelle mir schon vor, wie es nach ein wenig Putzen und Schrauben mit den Originalwerkzeugen am Tegernsee im kommenden Sommer sein wird, damit eine angenehme Bekannte zum Baden zu bringen.

Ich habe seit heute eine Ahnung, wie sich das anfühlt, denn tatsächlich wollte ich eigentlich daheim bleiben und Weintrauben ernten, aber dann musste ich doch kurz zu meinen Eltern, um eine Freundin abzuholen und an den Flughafen zu bringen, und auf dem Rückweg kam ich an einem Flohmarkt vorbei, der nichts bot, ausser einem british racinggrünen Dokumentenmäppchen aus feinem Leder für ein Handschuhfach, das nicht das meinige ist. Ganz hinten links jedoch, am wirklich letzten Stand, lehnte ein sehr klassisches Damenrennrad von Villiger aus einer Zeit, als es noch keine City Bikes aus Alu mit Zilliarden Gängen gab, in perlmuttweiss und cremefarben. Und einer Geschichte, die der oben dargestellten entspricht. 20 oder mehr Jahre in einer Garage im südlichen Münchner Speckgürtel, verstaubt, mit Flugrost, aber ansonten wie aus dem Geschäft. In diesem Fall: Dem gehobenen Fahrradfachhandel.

Denn es war eine Zeit, als man Rahmen noch von Hand aus Stahl europäischer Rohrzieher, Muffen und Silberlot einrichtete und baute, und nicht in Taiwan schweissen liess, eine Epoche, als der Übergang von Ausfallende zur Chromgabel wichtiger war, als ein Federweg. Es war eine Zeit, da noch nicht alle Komponenten aus Fernost kamen, und manche Firmen wie Villiger lieber technisch schlechtere Weinmann-Bremsen aus der Schweiz verbauten, als auf japanische Stopper zurückzugreifen. Bei DT-Speichen und Pletscher/ESGE-Gepäckträger sind die Schweizer dagegen heute noch die Marktührer, und warum das so ist, kann man auch an diesem Rad noch erfahren. Der Gummi für das Gepäck ist immer noch straff, die Räder mit - natürlich Schweizer - Maloyareifen - laufen makellos rund. Mavic-Felgen, Ofmega-Kurbeln, Lenker und Vorbau von der untergegangenen Firma Friko, wie auch Villiger selbst als Schweizer Produkt untergegangen ist, und als Billiglinie aus Deutschland nur noch den Namen mit den Schweizer Qualitätsrädern gemein hat.

Man könnte hier noch viel klagen über den Wandel der Zeiten, über die schreiend bunte Uniformität der jährlichen Produktionszyklen, das Verkommen des Rades zum Modeartikel, dessen Reparatur nicht lohnt, wenn es für bleischwer und voll gefedert für fette Deppen aus den Baumärkten rollt. Das Villiger hier dagegen wiegt nur 13 Kilo, und kostete weniger, als ich gemeinhin auf dem Wochenmarkt ausgebe. Ein wenig Putzen und Einstellen mit dem Werkzeug im Täschchen, in dem auch noch die Betriebsanleitung ist, ein wenig Fett in die Lager, vielleicht noch ein hübscher neuer Sattel, vielleicht nach alter Sitte die gefrästen Nuten in Kurbel und Sattelstütze cremefarben lackieren, und dann gibt es eine passende Schweizer Gefährtin für das französische Motobecane am See, das dann auch keinen Gepäckträger mehr braucht, denn dafür gibt es dann ja die angenehmen Bekannten auf dem Villiger, mit denen ich zum Baden radeln werde. Was im nächsten Sommer der grossen Depression schon eine Menge sein dürfte, aber wer weiss, wie billig dann das Benzin ist, und wer sich in England schleunigst von seinem Sunbeam Talbot 90 Mk III wird trennen müssen.
Elizabeth II über Grace Kelly
Ich hätte gern einen Sunbeam Talbot 90 MKIII. So einen wie den, in dem Grace Kelly Cary Grant in "Über den Dächern von Nizza" durch die Riviera chauffiert. Es muss nicht das hellblaue Cabrio sein, ein geschlossener Viertürer wie der, mit dem 1955 die Rally Monte Carlo gewonnen wurde, täte es auch. Ich hätte ihn gern zweifarbig, in perlmuttweiss und cremefarben, wie eine Linzer Schnitte, und ich hätte ihn, bestens restauriert, gerne aus einem Architektenhaushalt, in dem der Ehemann sich dachte, damit seiner Frau einen Gefallen zu tun, aber kurz darauf starb er, und dann stand der Wagen 20 Jahre lang in der Garage, denn die Frau hatte keine Lust auf die Plackerei. Der Sunbeam sammelte etwas Flugrost und Staub, und wartete auf bessere Tage. Irgendwann ruft die Architektenwitwe dann einen Gebrauchtwagenhändler und gibt ihm den Wagen einfach so mit, damit er weg und in der Garage mehr Platz für die Oleander ist, und ich treffe diesen Händler wiederum zufällig, weil ich gerade des Weges komme und er ihn an seinem Stand auslädt. 300 Euro habe ich dabei, die nimmt er, und ich fahre damit zufrieden nach Hause, und stelle mir schon vor, wie es nach ein wenig Putzen und Schrauben mit den Originalwerkzeugen am Tegernsee im kommenden Sommer sein wird, damit eine angenehme Bekannte zum Baden zu bringen.

Ich habe seit heute eine Ahnung, wie sich das anfühlt, denn tatsächlich wollte ich eigentlich daheim bleiben und Weintrauben ernten, aber dann musste ich doch kurz zu meinen Eltern, um eine Freundin abzuholen und an den Flughafen zu bringen, und auf dem Rückweg kam ich an einem Flohmarkt vorbei, der nichts bot, ausser einem british racinggrünen Dokumentenmäppchen aus feinem Leder für ein Handschuhfach, das nicht das meinige ist. Ganz hinten links jedoch, am wirklich letzten Stand, lehnte ein sehr klassisches Damenrennrad von Villiger aus einer Zeit, als es noch keine City Bikes aus Alu mit Zilliarden Gängen gab, in perlmuttweiss und cremefarben. Und einer Geschichte, die der oben dargestellten entspricht. 20 oder mehr Jahre in einer Garage im südlichen Münchner Speckgürtel, verstaubt, mit Flugrost, aber ansonten wie aus dem Geschäft. In diesem Fall: Dem gehobenen Fahrradfachhandel.

Denn es war eine Zeit, als man Rahmen noch von Hand aus Stahl europäischer Rohrzieher, Muffen und Silberlot einrichtete und baute, und nicht in Taiwan schweissen liess, eine Epoche, als der Übergang von Ausfallende zur Chromgabel wichtiger war, als ein Federweg. Es war eine Zeit, da noch nicht alle Komponenten aus Fernost kamen, und manche Firmen wie Villiger lieber technisch schlechtere Weinmann-Bremsen aus der Schweiz verbauten, als auf japanische Stopper zurückzugreifen. Bei DT-Speichen und Pletscher/ESGE-Gepäckträger sind die Schweizer dagegen heute noch die Marktührer, und warum das so ist, kann man auch an diesem Rad noch erfahren. Der Gummi für das Gepäck ist immer noch straff, die Räder mit - natürlich Schweizer - Maloyareifen - laufen makellos rund. Mavic-Felgen, Ofmega-Kurbeln, Lenker und Vorbau von der untergegangenen Firma Friko, wie auch Villiger selbst als Schweizer Produkt untergegangen ist, und als Billiglinie aus Deutschland nur noch den Namen mit den Schweizer Qualitätsrädern gemein hat.

Man könnte hier noch viel klagen über den Wandel der Zeiten, über die schreiend bunte Uniformität der jährlichen Produktionszyklen, das Verkommen des Rades zum Modeartikel, dessen Reparatur nicht lohnt, wenn es für bleischwer und voll gefedert für fette Deppen aus den Baumärkten rollt. Das Villiger hier dagegen wiegt nur 13 Kilo, und kostete weniger, als ich gemeinhin auf dem Wochenmarkt ausgebe. Ein wenig Putzen und Einstellen mit dem Werkzeug im Täschchen, in dem auch noch die Betriebsanleitung ist, ein wenig Fett in die Lager, vielleicht noch ein hübscher neuer Sattel, vielleicht nach alter Sitte die gefrästen Nuten in Kurbel und Sattelstütze cremefarben lackieren, und dann gibt es eine passende Schweizer Gefährtin für das französische Motobecane am See, das dann auch keinen Gepäckträger mehr braucht, denn dafür gibt es dann ja die angenehmen Bekannten auf dem Villiger, mit denen ich zum Baden radeln werde. Was im nächsten Sommer der grossen Depression schon eine Menge sein dürfte, aber wer weiss, wie billig dann das Benzin ist, und wer sich in England schleunigst von seinem Sunbeam Talbot 90 Mk III wird trennen müssen.
donalphons, 01:56h
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Donnerstag, 9. Oktober 2008
Wie ich zum Kotzen kam
Im Film "Nur die Sonne war Zeuge" schreitet Alain Delon als Mr. Ripley nach einem - oder gar schon zwei? - Morden zur eigentlichen Haupttat, geht in eine italienische Bank und lässt sich die damals, 1960, gigantische Summe von 10 Millionen Lire auszahlen, die seinem, ihm ähnlich sehenden Mordopfer Greenleaf gehören. Delon benutzt für dieses Verbrechen lediglich einen Stift und eine Ledermappe, in der er das üppige Geld verstaut. Als ich den Film vor vielen Jahren sah, dachte ich, dass so eine Ledermappe sicher toll wäre, wenn ich mal mit Geld, Aktien, Schmuck, Silber und anderen Wertgegenständen flüchten müsste. Im Italienurlaub dieses Jahres sah ich einen Nachbau dieses Behältnisses, aber leider zu Preisen, die den Eindruck erweckten, als hätte man Lire in Euro umgerechnet.
Monate gingen ins Land, Lehman ging pleite, die Eltern vieler Bekannten verloren viel, sehr viel Geld, die Schifffonds wurden mit Verlusten abgestossen und Bankberater als unfähig beschimpft, und in Ermangelung grösserer Reserven war es mir vergönnt, unbelastet durch diesen Sommer auf meinem Rabeneick zu radeln, so blau wie der Himmel über Alain Delon im Film. Es dauerte etwas, bis meine Vorhersagen Wirklichkeit wurden, und dieser Gedanke aufkam, dass man auch im Jahre 2008 noch das Bedürfnis haben könnte, die Grenze mit einer Aktenmappe voller Zeug zu überqueren. Sinnierend wandelte ich über einen Flohmarkt, als mein Blick auf eine hochwertige Ledertasche fiel.

Im vorderen Fach der Ledertasche war eine dazu gefertigte Aktentasche, und die wiederum, wie ich zuhause an einem aus sentimentalen Gründen behaltenen Anteilsschein von Mercedes-Benz ausprobieren konnte (die handunterschriebene 100-DM-Aktie war früher Omas Liebesbrief für Besserverdiendene), passt perfekt für jede Form von Papiertransport über Grenzen und Währungsunionen. Fünf weiche Euro wollte der Besitzer haben, und froh, mich nun jederzeit stilgerecht auf Reisen in sichere Häfen begeben zu können - Liechtenstein? Kuwait? Luxemburg? Der Mond? Was kosten dort momentan mittlere Meteoritenkrater? - sagte gleich zu. Und stellte die dazu Frage, mit der ich zum Kotzen kam: Wo haben Sie die Tasche denn her?
Nun, sagte der Händler mit ansteigend verächtlichem Ton, der Grossvater seiner Frau sei vor ein paar Wochen verstorben, man müsse das Haus räumen, Aktenberge beseitigen, und das sei seine Notartasche gewesen, mit der er andere um ihr Geld brachte. Schnell und unerwartet sei er verstorben. Und nun müsse er eben das Zeug loswerden. Ärgerlich sei das, da wären Gewehre, denn Grossvater ging gern Tiere abknallen, ein benzinschluckender, rostiger Geländewagen von Benz und seine Jagdkleider, wie das Ansitzcape da, in dem Opa gerne auf dem Hochstand hätte sitzen wollen, um darin Viecher abzuknallen. Man habe ihn zu seinem Geburtstag noch in München beschafft, aber kurz davor, aus, Ende,Herzkaschperl.
Das ist kein Ansitzcape, sagte ich, Familienwissen rekapitulierend, das ist ein Kotzen, den trägt man über Rucksack und Gewehr, deshalb ist er auch so weit. Man kann in einem Kotzen nicht schiessen, dazu ist er zu hinderlich, wenn man die Arme hebt. Sehen Sie, ich nahm das Cape an den Riemen warf es über die Schultern und hob die Armje in Schiesshaltung, das spannt. Und der Rückstoss würde den Filzstoff zerstören.

Das steht Ihnen aber, meint die türkische Mutti einen Stand weiter.
Oh je, dachte ich. Oh je. Mein Grossvater und seine Jägerkumpane sitzen jetzt im Jenseits zusammen und lachen sich scheckig über mich. Was muss ich auch mein Maul aufreissen. Warum kann ich das ganze Jägergetue nicht einfach vergessen. Ich bin Vegetarier. Ich evakuiere Spinnen aus dem Waschbecken. Ich mag keine Tracht. Die Tradition endete vor 41 Jahren. Ich werde nie ein Jäger sein. Ich will auch keinen Schiessprügel, selbst wenn ich die von meinem Opa irgendwann erben muss. Ich will keine Tracht. Ich will nicht mal Bayern.
Wirklich, wie für Sie gemacht, sagte die Türkin und schob mich vor ihren Spiegel, den sie eigentlich für Käuferinnen ihrer Gebauchtkleider bereit hielt. Vorne klapperte noch das Siegel des Herstellers aus Innsbruck, 1814 gegründet, ein roter Adler auf schwarzem Grund, teuer, exklusiv, zum Angeben für andere alte Halsabschneider, bei denen es nur noch zum Morden von Rehen und Hasen reichte. Da stand ich dann, den wallenden Boandlkramakotzen lodengrün an mir herabfallend, das praktische Gewand der Wilddiebe und Wegelagerer, das ein Mantel sein kann, eine Decke oder eine praktische Deckung beim Stoss mit dem Hirschfänger, und ich gab mir viel Mühe, jetzt nicht an Filme mit Errol Flynn zu denken, an Degen und Mant-
20 Euro, sagte der Verkäufer. Weil er für sie gemacht ist.
Und so kam ich zum Kotzen. (Erschiesst mich bitte, wenn ich einen Jagdschein mache)
Monate gingen ins Land, Lehman ging pleite, die Eltern vieler Bekannten verloren viel, sehr viel Geld, die Schifffonds wurden mit Verlusten abgestossen und Bankberater als unfähig beschimpft, und in Ermangelung grösserer Reserven war es mir vergönnt, unbelastet durch diesen Sommer auf meinem Rabeneick zu radeln, so blau wie der Himmel über Alain Delon im Film. Es dauerte etwas, bis meine Vorhersagen Wirklichkeit wurden, und dieser Gedanke aufkam, dass man auch im Jahre 2008 noch das Bedürfnis haben könnte, die Grenze mit einer Aktenmappe voller Zeug zu überqueren. Sinnierend wandelte ich über einen Flohmarkt, als mein Blick auf eine hochwertige Ledertasche fiel.

Im vorderen Fach der Ledertasche war eine dazu gefertigte Aktentasche, und die wiederum, wie ich zuhause an einem aus sentimentalen Gründen behaltenen Anteilsschein von Mercedes-Benz ausprobieren konnte (die handunterschriebene 100-DM-Aktie war früher Omas Liebesbrief für Besserverdiendene), passt perfekt für jede Form von Papiertransport über Grenzen und Währungsunionen. Fünf weiche Euro wollte der Besitzer haben, und froh, mich nun jederzeit stilgerecht auf Reisen in sichere Häfen begeben zu können - Liechtenstein? Kuwait? Luxemburg? Der Mond? Was kosten dort momentan mittlere Meteoritenkrater? - sagte gleich zu. Und stellte die dazu Frage, mit der ich zum Kotzen kam: Wo haben Sie die Tasche denn her?
Nun, sagte der Händler mit ansteigend verächtlichem Ton, der Grossvater seiner Frau sei vor ein paar Wochen verstorben, man müsse das Haus räumen, Aktenberge beseitigen, und das sei seine Notartasche gewesen, mit der er andere um ihr Geld brachte. Schnell und unerwartet sei er verstorben. Und nun müsse er eben das Zeug loswerden. Ärgerlich sei das, da wären Gewehre, denn Grossvater ging gern Tiere abknallen, ein benzinschluckender, rostiger Geländewagen von Benz und seine Jagdkleider, wie das Ansitzcape da, in dem Opa gerne auf dem Hochstand hätte sitzen wollen, um darin Viecher abzuknallen. Man habe ihn zu seinem Geburtstag noch in München beschafft, aber kurz davor, aus, Ende,Herzkaschperl.
Das ist kein Ansitzcape, sagte ich, Familienwissen rekapitulierend, das ist ein Kotzen, den trägt man über Rucksack und Gewehr, deshalb ist er auch so weit. Man kann in einem Kotzen nicht schiessen, dazu ist er zu hinderlich, wenn man die Arme hebt. Sehen Sie, ich nahm das Cape an den Riemen warf es über die Schultern und hob die Armje in Schiesshaltung, das spannt. Und der Rückstoss würde den Filzstoff zerstören.

Das steht Ihnen aber, meint die türkische Mutti einen Stand weiter.
Oh je, dachte ich. Oh je. Mein Grossvater und seine Jägerkumpane sitzen jetzt im Jenseits zusammen und lachen sich scheckig über mich. Was muss ich auch mein Maul aufreissen. Warum kann ich das ganze Jägergetue nicht einfach vergessen. Ich bin Vegetarier. Ich evakuiere Spinnen aus dem Waschbecken. Ich mag keine Tracht. Die Tradition endete vor 41 Jahren. Ich werde nie ein Jäger sein. Ich will auch keinen Schiessprügel, selbst wenn ich die von meinem Opa irgendwann erben muss. Ich will keine Tracht. Ich will nicht mal Bayern.
Wirklich, wie für Sie gemacht, sagte die Türkin und schob mich vor ihren Spiegel, den sie eigentlich für Käuferinnen ihrer Gebauchtkleider bereit hielt. Vorne klapperte noch das Siegel des Herstellers aus Innsbruck, 1814 gegründet, ein roter Adler auf schwarzem Grund, teuer, exklusiv, zum Angeben für andere alte Halsabschneider, bei denen es nur noch zum Morden von Rehen und Hasen reichte. Da stand ich dann, den wallenden Boandlkramakotzen lodengrün an mir herabfallend, das praktische Gewand der Wilddiebe und Wegelagerer, das ein Mantel sein kann, eine Decke oder eine praktische Deckung beim Stoss mit dem Hirschfänger, und ich gab mir viel Mühe, jetzt nicht an Filme mit Errol Flynn zu denken, an Degen und Mant-
20 Euro, sagte der Verkäufer. Weil er für sie gemacht ist.
Und so kam ich zum Kotzen. (Erschiesst mich bitte, wenn ich einen Jagdschein mache)
donalphons, 16:50h
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