Sonntag, 24. Februar 2008
Das perfekte Utensil
Eine einfache Sache, eigentlich: Man hat einen schön gedeckten Tisch, Porzellan und eine natürlich heisse Kanne Tee oder Kaffee in der Hand. Noch nicht auf dem Tisch, denn die Kanne ist ja heiss, das ist nicht gut für das Holz, ausserdem könnte sie tropfen, und deshalb -
passiert in dieser Situation an deutschen Tischen immer das gleiche Unheil: Man kehrt um, geht in die Küche, und holt einen Untersetzer. Ganz schlimme Exemplare sind aus Kork, der aufweicht, wenn er beim Verschütten mit Flüssigkeiten in Berührung kommt. Ähnlich fatal und hässlich ist Holz, Porzellan ist nicht mehr ganz so schlimm, aber auch nicht perfekt, findet auf deutschen Tischen Asyl wie der Altnazi in Argentinien. Alles, was Hitze nicht leitet, ist eher scheusslich und optisch störend. Weil die Deutschen zu geradlinig denken: Kanne heiss, Tisch kalt, Isoliermaterial dazwischen. Praktisch, logisch, hässlich. Oder vielleicht sogar oranges Plastik zum Rosenthal?
Briten dagegen haben noch grössere Probleme, denn die dort üblichen Silberkannen leiten Wärme noch besser an die Umgebung ab. Und dennoch kann ich meine glühend heisse Kanne problemlos auf mein heute erworbenes Silbertablett stellen, es schadet dem Tisch nicht im geringsten:

Der Trick ist auch für deutsche Hirne zu verstehen, wenn man ihn erklärt. Das Tablett funktioniert nämlich in zwei Stufen. Zuerst einmal ist es vergleichsweise gross. Dort, wo die Kanne steht, wird es natürlich sehr heiss, aber an den Rändern bleibt es aufgrund der üppg dimensionierten Fläche und des gerippten Randes kühler. So gesehen funktioniert es ähnlich wie Kühlrippen an einem Verbrennungsmotor oder einem Prozessor. Und in dieser kälteren Zone nun werden an der Unterseite drei kleine, runde Noppen angebracht, die das Tablett kaum sichtbar ein paar Millimeter anheben:

Die Noppen bleiben vollkommen kühl, der Tisch kommt mit der Hitze nicht in Berührung, und sollte doch ein unachtsamer Mensch darüber ein wenig verschütten, schützt das Tablett auch hier den Tisch vor Überschwemmungen. Tropfen wird die Kanne allerdings nicht, denn Briten bauen nicht nur perfekte Tabletts, sondern auch perfekte, tropffreie Kannen.
Ich verschenke gern Silberwaren aus Sheffield, und nach den Teekannen sind solche Untersetzer das begehrteste Objekt der Begierden. Dieses Exemplar behalte ich jedoch selbst, denn ich habe eine neue, leere Wohnung, und ausserdem trägt es zufällig eine Gravur mit familiären Initialen. Das ist natürlich sehr fein. Was jedoch die Briten machen, die es nicht mehr haben und folglich die Kannen nicht mehr stilgerecht abstellen können, ist mir unbekannt. Vielleicht Bier aus Dosen trinken. Viel Bier. Was aktuell keine dumme Idee ist.
passiert in dieser Situation an deutschen Tischen immer das gleiche Unheil: Man kehrt um, geht in die Küche, und holt einen Untersetzer. Ganz schlimme Exemplare sind aus Kork, der aufweicht, wenn er beim Verschütten mit Flüssigkeiten in Berührung kommt. Ähnlich fatal und hässlich ist Holz, Porzellan ist nicht mehr ganz so schlimm, aber auch nicht perfekt, findet auf deutschen Tischen Asyl wie der Altnazi in Argentinien. Alles, was Hitze nicht leitet, ist eher scheusslich und optisch störend. Weil die Deutschen zu geradlinig denken: Kanne heiss, Tisch kalt, Isoliermaterial dazwischen. Praktisch, logisch, hässlich. Oder vielleicht sogar oranges Plastik zum Rosenthal?
Briten dagegen haben noch grössere Probleme, denn die dort üblichen Silberkannen leiten Wärme noch besser an die Umgebung ab. Und dennoch kann ich meine glühend heisse Kanne problemlos auf mein heute erworbenes Silbertablett stellen, es schadet dem Tisch nicht im geringsten:

Der Trick ist auch für deutsche Hirne zu verstehen, wenn man ihn erklärt. Das Tablett funktioniert nämlich in zwei Stufen. Zuerst einmal ist es vergleichsweise gross. Dort, wo die Kanne steht, wird es natürlich sehr heiss, aber an den Rändern bleibt es aufgrund der üppg dimensionierten Fläche und des gerippten Randes kühler. So gesehen funktioniert es ähnlich wie Kühlrippen an einem Verbrennungsmotor oder einem Prozessor. Und in dieser kälteren Zone nun werden an der Unterseite drei kleine, runde Noppen angebracht, die das Tablett kaum sichtbar ein paar Millimeter anheben:

Die Noppen bleiben vollkommen kühl, der Tisch kommt mit der Hitze nicht in Berührung, und sollte doch ein unachtsamer Mensch darüber ein wenig verschütten, schützt das Tablett auch hier den Tisch vor Überschwemmungen. Tropfen wird die Kanne allerdings nicht, denn Briten bauen nicht nur perfekte Tabletts, sondern auch perfekte, tropffreie Kannen.
Ich verschenke gern Silberwaren aus Sheffield, und nach den Teekannen sind solche Untersetzer das begehrteste Objekt der Begierden. Dieses Exemplar behalte ich jedoch selbst, denn ich habe eine neue, leere Wohnung, und ausserdem trägt es zufällig eine Gravur mit familiären Initialen. Das ist natürlich sehr fein. Was jedoch die Briten machen, die es nicht mehr haben und folglich die Kannen nicht mehr stilgerecht abstellen können, ist mir unbekannt. Vielleicht Bier aus Dosen trinken. Viel Bier. Was aktuell keine dumme Idee ist.
donalphons, 23:14h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Donnerstag, 7. Februar 2008
Meisterhaft
Die Geste.
Das Lächeln.
Die Haltung.
Die böse List im Gesicht des Amor
Dazu das Wissen um denjenigen, der es gemalt hat.

Es hätte das Geschäft meines Lebens werden können. Sowas sieht man nicht einfach in einer Werkstatt, und sagt, ach ne - vor allem nicht, wenn man es kennt.
Dummerweise hängt Schedonis Amor in St. Petersburg, und das hier ist meisterhaft - aber leider nicht echt.
Ich habe tagein tagaus mit Betrügern zu tun, mit Leuten, die meines Erachtens kriminell sind, aber eben legal kriminell, und nachdem sie andere Betrüger betrügen, denen es um Betrug am Staate geht, begegne ich der Sache inzwischen weitgehend leidenschaftslos. Es gibt da keine Guten, ich tue, was ich tun muss, am Ende sieht keiner von denen gut aus, und der Oberschurke in diesem Spiel geht körperlich dabei vor die Hunde. Seinem Rivalen geht es auch nicht viel besser. Ich liefere nur die Zutaten zum Gift, das sie jeden Tag schlürfen, ich fahre sie auf die juristischen Schlachtfelder, und es ist mir egal, auch wenn es dabei um Irrsinnssummen geht.
Hier - nun, es wäre zu verschmerzen gewesen. Es wäre nicht mal teuer, als eine meisterhafte Kopie, die das Bild de facto ist. So etwas anzubieten, ist legitim, eben so legitim ist es, über die Sache nachzudenken, nachzuschlagen und dann abzusagen. Bartolomeo Schedoni, der ein Krimineller, ein Hochstapler, Betrüger und Spielsüchtiger war, der sich am Ende wegen seiner Taten das Leben nahm, hätte über diese heutige Burleske schallend gelacht, besonders über meine Gier, die von seiner Komposition zielgenau angesprochen wurde, wider mein besseres, über Jahre trainiertes Wissen . Ihm hätte die Folge seines Werkes gefallen, und ich hatte trotz allem eine wunderbare Reise in den Süden. Ja, am Ende bin ich sogar in München gelandet, und fand in einem Antiquariat eine wirklich nette Radierung mit drei Putten aus der Asamschule. Echt natürlich.
Aber der Kunstgeschichtler in mir brennt vor Wut, und alle Leidenschaft, die von der kalten Apathie des Giftzuträgers so lang verdrängt wurde, ficht einen erbitterten Kampf gegen meine Habgier, die mit all dem besseren Wissen dennoch nicht vom Gedanken lassen möchte, dass es vielleicht doch sein könnte. Werkstatt. Nachfolger. Irgendwas.
Was es höchstwahrscheinlich nicht ist.
Das Lächeln.
Die Haltung.
Die böse List im Gesicht des Amor
Dazu das Wissen um denjenigen, der es gemalt hat.

Es hätte das Geschäft meines Lebens werden können. Sowas sieht man nicht einfach in einer Werkstatt, und sagt, ach ne - vor allem nicht, wenn man es kennt.
Dummerweise hängt Schedonis Amor in St. Petersburg, und das hier ist meisterhaft - aber leider nicht echt.
Ich habe tagein tagaus mit Betrügern zu tun, mit Leuten, die meines Erachtens kriminell sind, aber eben legal kriminell, und nachdem sie andere Betrüger betrügen, denen es um Betrug am Staate geht, begegne ich der Sache inzwischen weitgehend leidenschaftslos. Es gibt da keine Guten, ich tue, was ich tun muss, am Ende sieht keiner von denen gut aus, und der Oberschurke in diesem Spiel geht körperlich dabei vor die Hunde. Seinem Rivalen geht es auch nicht viel besser. Ich liefere nur die Zutaten zum Gift, das sie jeden Tag schlürfen, ich fahre sie auf die juristischen Schlachtfelder, und es ist mir egal, auch wenn es dabei um Irrsinnssummen geht.
Hier - nun, es wäre zu verschmerzen gewesen. Es wäre nicht mal teuer, als eine meisterhafte Kopie, die das Bild de facto ist. So etwas anzubieten, ist legitim, eben so legitim ist es, über die Sache nachzudenken, nachzuschlagen und dann abzusagen. Bartolomeo Schedoni, der ein Krimineller, ein Hochstapler, Betrüger und Spielsüchtiger war, der sich am Ende wegen seiner Taten das Leben nahm, hätte über diese heutige Burleske schallend gelacht, besonders über meine Gier, die von seiner Komposition zielgenau angesprochen wurde, wider mein besseres, über Jahre trainiertes Wissen . Ihm hätte die Folge seines Werkes gefallen, und ich hatte trotz allem eine wunderbare Reise in den Süden. Ja, am Ende bin ich sogar in München gelandet, und fand in einem Antiquariat eine wirklich nette Radierung mit drei Putten aus der Asamschule. Echt natürlich.
Aber der Kunstgeschichtler in mir brennt vor Wut, und alle Leidenschaft, die von der kalten Apathie des Giftzuträgers so lang verdrängt wurde, ficht einen erbitterten Kampf gegen meine Habgier, die mit all dem besseren Wissen dennoch nicht vom Gedanken lassen möchte, dass es vielleicht doch sein könnte. Werkstatt. Nachfolger. Irgendwas.
Was es höchstwahrscheinlich nicht ist.
donalphons, 23:32h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 27. Januar 2008
Eine kleine Geschichte der Missverständnisse
Um 1880 wandelt vielleicht ein amerikanisches Paar durch Paris, vom Louvre hinunter zum Place de la Bourse, und biegt hinter dem berühmten Palais de la Bourse nach rechts ab, in die feine Geschäftsstrasse der Rue de Feydeau, statt geradeaus weiter zum neu geschaffenen, aber noch nicht allzu attraktiven Boulevard Haussmann weiterzugehen, wo das Printemps und andere Warenhäuser Alles für Alle bieten. In der Rue de Feydeau sind die besseren Geschäfte, hier hat sich der Ramsch der überdrehten Industrialisierung noch nicht allzu breit gemacht, und so spazieren sie entlang der feinen Auslagen, bis sie stehenbleibt und ein "Oh" haucht. Dieses Oh gilt einem kleinen, französischen Tee- und Kaffee-Service im Schaufenster, wie es die Franzosen bevorzugen: Hohe, ovale Kannen, und die Théière hat nur einen kleinen Ausguss, ganz im Gegensatz zu den bauchigen Kannen, die man im victorianischen England bevorzugt. Und weil sie das Oh so fein hingehaucht hat, denkt er, dass es eine gute Gelegenheit ist, seine Zuneigung zu beweisen, und so betreten sie das Geschäft von Horace J. Linton, leichten Sinnes und ohne Gedanken an die Vergangenheit des Ortes zu machen, dem Théâtre Feydeau, in dem die französische Revolution ihr Zentrum hatte, und kaufen das Service.
Und retten mir damit 130 Jahre später meinen gewaschenen Hals.

Hätten sie einfach das gekauft, was Amerikaner immer kaufen - englisches Silber, um sich eine auf die Mayflower zurückgehende Tradition zu erfinden - hätten ihre Erben nach Ablauf besagter 130 Jahre eben klassisch englische Formen auf eine Auktion an der amerikanischen Ostküste gegeben. Die hätten sicher einen Käufer gefunden, aber dort wollte keiner diese nichtenglischen Stücke haben, und so gingen sie im Nachverkauf mit vielen anderen ungeliebten Silbersachen an einen Händler, der sie nach Deutschland verschiffte und sie in Pfaffenhofen anbot, wo ich mich sofort in die Form, die Edelholzgriffe, die eingeprägte Adresse in Paris und den Umstand, dass sie sehr französisch sind, verliebte und nach längerem Feilschen erwarb, und nur ein paar Stände weiter auf Iris traf.
Ach, auch hier?
Ja.
Und was ist da in der Tüte?
Nun...
Sag bloss nicht, dass du das englische Silberservice da vorne gekauft hast.
Äh...
Aber du hast schon so viele andere, das brauchst du wirklich nicht mehr, du hast schon so viel englische Teekannen. Wenn das deine Mama erfährt...
Nun, wenn Iris etwas erfährt, das sie nicht weiter negativ betrifft, erfährt es meine Mutter immer. Rettung tat Not, und so entnahm ich die Teekanne der Tüte, drehte sie um und sprach mit Verweis auf die Inschrift: Aber nein! Schau! Das ist kein englisches Silber! Paris! Französisch! Eindeutig.
Iris las, was dort stand, und man konnte erkennen, wie der Groschen sich löste, stürzte, um dann aufzuschlagen. Sie war an einem französischen Service aus Paris, aus einem der feinsten Geschäfte der Belle Epoque" vorbeigerannt, und so entschlüpfte ihrem Mund ein entzücktes Geräusch, das das Service vielleicht schon bestens kannte: Oh!
Gefolgt von einem äusserst ungalanten, nachgerade habgierigen Benehmen meinerseits, aber mein Mitgefühl ist etwas derangiert, seitdem ich in den letzten Wochen sage und schreibe drei Kannen an weitere Bekannte verloren habe. Ausserdem: Besser eine Freundin verlieren, als den Anlass für einen guten Blogeintrag. Und ich habe bislang wirklich kein einziges Pariser Teeservice. Das, um im Übrigen der Wahrheit die Ehre zu geben, letztlich doch in England für den französischen Geschmack produziert wurde, wie es eine kleine Prägung verrät.
Und retten mir damit 130 Jahre später meinen gewaschenen Hals.

Hätten sie einfach das gekauft, was Amerikaner immer kaufen - englisches Silber, um sich eine auf die Mayflower zurückgehende Tradition zu erfinden - hätten ihre Erben nach Ablauf besagter 130 Jahre eben klassisch englische Formen auf eine Auktion an der amerikanischen Ostküste gegeben. Die hätten sicher einen Käufer gefunden, aber dort wollte keiner diese nichtenglischen Stücke haben, und so gingen sie im Nachverkauf mit vielen anderen ungeliebten Silbersachen an einen Händler, der sie nach Deutschland verschiffte und sie in Pfaffenhofen anbot, wo ich mich sofort in die Form, die Edelholzgriffe, die eingeprägte Adresse in Paris und den Umstand, dass sie sehr französisch sind, verliebte und nach längerem Feilschen erwarb, und nur ein paar Stände weiter auf Iris traf.
Ach, auch hier?
Ja.
Und was ist da in der Tüte?
Nun...
Sag bloss nicht, dass du das englische Silberservice da vorne gekauft hast.
Äh...
Aber du hast schon so viele andere, das brauchst du wirklich nicht mehr, du hast schon so viel englische Teekannen. Wenn das deine Mama erfährt...
Nun, wenn Iris etwas erfährt, das sie nicht weiter negativ betrifft, erfährt es meine Mutter immer. Rettung tat Not, und so entnahm ich die Teekanne der Tüte, drehte sie um und sprach mit Verweis auf die Inschrift: Aber nein! Schau! Das ist kein englisches Silber! Paris! Französisch! Eindeutig.
Iris las, was dort stand, und man konnte erkennen, wie der Groschen sich löste, stürzte, um dann aufzuschlagen. Sie war an einem französischen Service aus Paris, aus einem der feinsten Geschäfte der Belle Epoque" vorbeigerannt, und so entschlüpfte ihrem Mund ein entzücktes Geräusch, das das Service vielleicht schon bestens kannte: Oh!
Gefolgt von einem äusserst ungalanten, nachgerade habgierigen Benehmen meinerseits, aber mein Mitgefühl ist etwas derangiert, seitdem ich in den letzten Wochen sage und schreibe drei Kannen an weitere Bekannte verloren habe. Ausserdem: Besser eine Freundin verlieren, als den Anlass für einen guten Blogeintrag. Und ich habe bislang wirklich kein einziges Pariser Teeservice. Das, um im Übrigen der Wahrheit die Ehre zu geben, letztlich doch in England für den französischen Geschmack produziert wurde, wie es eine kleine Prägung verrät.
donalphons, 21:49h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 21. Januar 2008
Der chinesische Müll des Don
Blumen giessen mit Don Alphonso. Blumen giessen ist ein Lied von Georg Kreisler, das mir gerade in den Sinn kommt. Es ist ja nicht so, dass ich es nicht wusste, und diesmal haben auch die Medien frühzeitig auf die Kreditkrise hingewiesen. Ich habe die Schotten dicht gemacht, und es müsste schon einen 1929er Krach geben, dass ich es schmerzhaft spüren würde. Aber ich weiss, dass es nächste Woche ein paar Bekannte erwischen wird, die gar nicht schlecht sind. Ich bin Pessimist, aber schon in der New Economy kam es schlimmer, als ich 1999 gedacht habe, und seit heute Abend weiss ich, dass es diesmal wieder so sein wird. Und nichts wird es ändern. Also: Blumen giessen
Ich mag Kapitalismus; vielleicht weniger als Prinzip, aber als Unterhaltungsprogramm. Kapitalismus ist sowas wie der Asmodeus, der Teufel für lächerliche Liebesheiraten, innerhalb der Kulturgeschichte, eine loose Cannon, ein unkontrollierbares Steuer und ein starker Motor zugleich, der das Schiff der Geschichte irgendwo an Stränden und Klippen ankommen lässt, wo die menschlichen Begierden dann den Rest besorgen. Das ist nicht immer schön und manchmal furchtbar, aber keiner kann sich dieser Polonaise auf der HMS Narretania entziehen, egal, wie er behauptet, sich dagegen zu verwehren. Nehmen wir nur mal wertlosen Müll aus China, gegen den anzuschreiben ich mich anheischig mache.
Tatsächlich bevorzuge ich höchst esoterisch anmutende Klangelektronik englischer und deutscher Kleinstfirmen, schaue bei Kleidung aufs Bapperl und gebe mir reichlich Mühe, nicht Regimes und ekelkapitalistische Systeme zu unterstützen, die zutiefst verachtenswert sind. Und dennoch bin ich heute auf wertlosen chinesischen Müll hereingefallen, oder noch schlimmer, ich habe ihn sogar wissentlich erworben, und das ging so:

Das hier ist eine chinesische Lackdose, die vorletztes Jahrhundert nach Europa kam. Sie stammt vom Antikmarkt, sie hat eine herausgekitzelte Geschichte, die zu gut ist, um erfunden zu sein, und eine Erbin, die sie eigentlich am Ende doch nicht hergeben gewollt hätte, wäre nicht schon der Keller voll mit anderen Dingen. Ich habe sie gekauft, weil ich, offen gesagt, an einer fernasiatischen Krankheit leide, ich bin da unglücklicherweise kaum weniger gierig als August von Sachsen, der seinerzeit das Leben zweier seiner Landeskinder für eine Vase eintauschte. Um dem ganzen aber einen rationalen Anstrich zu geben, hier einige Erläuterungen, denn diese Dose enthält Müll, puren, wertlosen chinesischen Müll.
Denn was dem Europäer dieser Zeit seine Glasperlen für die Indianer waren, war den Chinesen die Keramik für die Langnasen. Trotz der Erfindung europäischen Porzellans war das chinesische Original so irrwitzig begehrt, dass es schlichtweg nichts gab, was nicht nach Europa hätte verkauft werden können. Seladonkeramik war in China industriell geprägte Massenware, in Europa dagegen teurer als Gold. Und wer glaubt, dass der Erwerb Manhattens ein guter Deal war, hat sich noch nicht mit dem irrsinnigen Aussenhandelsdefizit Europas für ein paar masslos überteuerte Kaolingefässe auseinandergesetzt, die einfach nur bunter und schöner waren, und folglich kaum benutzt wurden.
Während Europa seinen in den amerikanischen Silberminen erstohlenen Reuchtum also gen China verfrachtete, hatte man dort ebenfalls mit den Auswirkungen des Booms zu kämpfen: Korruption, soziale Verwerfungen, Raubbau an der Natur und Müll, sagenhafte Mengen an Müll, der durch den Ausschuss der Keramikproduktion entstand. Manche Stücke zerbrachen beim Brand, oder verformten sich im Ofen, und je komplexer die Herstellung, desto höher der Müllberg, der heute Archäologen erfreut, damals jedoch störte.
Bis jemand auf eine blendende Idee kam: Die Kombination einer anderen begehrten Handelsware mit dem Industrieabfall. Denn wenn es irgendetwas gab, nach dem Europa neben dem Porzellan verrückt war, dann waren es die chinesischen, tiefschwarzen Lackarbeiten, die in Schlössern und Bürgerhäusern des 18. Jahrhunderts unbedingt zum besseren Leben dazu gehörten. Der Trick war ganz einfach: Man breche den Keramikmüll in quadratische Scherben, wie hier etwa die berühmte Famille Verte Ware, setze ihn auf Lackdosen, forme die Oberfläche um, und schon hat man ein neues, exotisch aussehendes, erheblich teureres Exportprodukt für die Abnehmer zwischen Lissabon und Istanbul, das allen Prunk des Orients, so sagt man zumindest den Deppen, kombiniert. Und diese Müllnutzung funktionierte grandios.
Wie man sieht, bis heute. Und nachdem Europa seit dem 18. Jahrhundert nicht klüger geworden ist, sondern eher blöder und noch asienverrückter, hat sich in den besseren Kreisen inzwischen ein Fimmel entwickelt, der ähnliche Ausmasse annimmt wie die Gier nach Tee während der Aufklärung, oder der Drang zu immer noch mehr Elektrodreck des digitalen Subproletariats: Sushi. Sushi kommt aus Japan hat weder etwas mit China, noch mit einem hier verwendeten Scherben zu tun. Aber sehr viel mit Bentō Boxes, den Schächtelchen, in denen man japanisches, nach Spülwasser schmeckendes Fastfood mitnimmt. Kunsthistorisch geben Bentō nichts her, sie waren aus Papier, Spänen oder später Aluminium, die heute bekannten, edlen und teuren Bentō aus Lack sind eine moderne Erfindung. Was aber vor ein paar Wochen ein Auktionshaus in München nicht davon abgehalten hat, eine ähnliche chinesische Dose mit Porzellanmüll im Deckel als Bentō Box (angeblich Japan, Edo-Zeit) zu einem horrenden Preis anzubieten. Und zu verkaufen.
Soviel dann auch zum Thema "Fortschritt". Da muss man sich über keine Bankenkrise mehr wundern.
Ich mag Kapitalismus; vielleicht weniger als Prinzip, aber als Unterhaltungsprogramm. Kapitalismus ist sowas wie der Asmodeus, der Teufel für lächerliche Liebesheiraten, innerhalb der Kulturgeschichte, eine loose Cannon, ein unkontrollierbares Steuer und ein starker Motor zugleich, der das Schiff der Geschichte irgendwo an Stränden und Klippen ankommen lässt, wo die menschlichen Begierden dann den Rest besorgen. Das ist nicht immer schön und manchmal furchtbar, aber keiner kann sich dieser Polonaise auf der HMS Narretania entziehen, egal, wie er behauptet, sich dagegen zu verwehren. Nehmen wir nur mal wertlosen Müll aus China, gegen den anzuschreiben ich mich anheischig mache.
Tatsächlich bevorzuge ich höchst esoterisch anmutende Klangelektronik englischer und deutscher Kleinstfirmen, schaue bei Kleidung aufs Bapperl und gebe mir reichlich Mühe, nicht Regimes und ekelkapitalistische Systeme zu unterstützen, die zutiefst verachtenswert sind. Und dennoch bin ich heute auf wertlosen chinesischen Müll hereingefallen, oder noch schlimmer, ich habe ihn sogar wissentlich erworben, und das ging so:

Das hier ist eine chinesische Lackdose, die vorletztes Jahrhundert nach Europa kam. Sie stammt vom Antikmarkt, sie hat eine herausgekitzelte Geschichte, die zu gut ist, um erfunden zu sein, und eine Erbin, die sie eigentlich am Ende doch nicht hergeben gewollt hätte, wäre nicht schon der Keller voll mit anderen Dingen. Ich habe sie gekauft, weil ich, offen gesagt, an einer fernasiatischen Krankheit leide, ich bin da unglücklicherweise kaum weniger gierig als August von Sachsen, der seinerzeit das Leben zweier seiner Landeskinder für eine Vase eintauschte. Um dem ganzen aber einen rationalen Anstrich zu geben, hier einige Erläuterungen, denn diese Dose enthält Müll, puren, wertlosen chinesischen Müll.
Denn was dem Europäer dieser Zeit seine Glasperlen für die Indianer waren, war den Chinesen die Keramik für die Langnasen. Trotz der Erfindung europäischen Porzellans war das chinesische Original so irrwitzig begehrt, dass es schlichtweg nichts gab, was nicht nach Europa hätte verkauft werden können. Seladonkeramik war in China industriell geprägte Massenware, in Europa dagegen teurer als Gold. Und wer glaubt, dass der Erwerb Manhattens ein guter Deal war, hat sich noch nicht mit dem irrsinnigen Aussenhandelsdefizit Europas für ein paar masslos überteuerte Kaolingefässe auseinandergesetzt, die einfach nur bunter und schöner waren, und folglich kaum benutzt wurden.
Während Europa seinen in den amerikanischen Silberminen erstohlenen Reuchtum also gen China verfrachtete, hatte man dort ebenfalls mit den Auswirkungen des Booms zu kämpfen: Korruption, soziale Verwerfungen, Raubbau an der Natur und Müll, sagenhafte Mengen an Müll, der durch den Ausschuss der Keramikproduktion entstand. Manche Stücke zerbrachen beim Brand, oder verformten sich im Ofen, und je komplexer die Herstellung, desto höher der Müllberg, der heute Archäologen erfreut, damals jedoch störte.
Bis jemand auf eine blendende Idee kam: Die Kombination einer anderen begehrten Handelsware mit dem Industrieabfall. Denn wenn es irgendetwas gab, nach dem Europa neben dem Porzellan verrückt war, dann waren es die chinesischen, tiefschwarzen Lackarbeiten, die in Schlössern und Bürgerhäusern des 18. Jahrhunderts unbedingt zum besseren Leben dazu gehörten. Der Trick war ganz einfach: Man breche den Keramikmüll in quadratische Scherben, wie hier etwa die berühmte Famille Verte Ware, setze ihn auf Lackdosen, forme die Oberfläche um, und schon hat man ein neues, exotisch aussehendes, erheblich teureres Exportprodukt für die Abnehmer zwischen Lissabon und Istanbul, das allen Prunk des Orients, so sagt man zumindest den Deppen, kombiniert. Und diese Müllnutzung funktionierte grandios.
Wie man sieht, bis heute. Und nachdem Europa seit dem 18. Jahrhundert nicht klüger geworden ist, sondern eher blöder und noch asienverrückter, hat sich in den besseren Kreisen inzwischen ein Fimmel entwickelt, der ähnliche Ausmasse annimmt wie die Gier nach Tee während der Aufklärung, oder der Drang zu immer noch mehr Elektrodreck des digitalen Subproletariats: Sushi. Sushi kommt aus Japan hat weder etwas mit China, noch mit einem hier verwendeten Scherben zu tun. Aber sehr viel mit Bentō Boxes, den Schächtelchen, in denen man japanisches, nach Spülwasser schmeckendes Fastfood mitnimmt. Kunsthistorisch geben Bentō nichts her, sie waren aus Papier, Spänen oder später Aluminium, die heute bekannten, edlen und teuren Bentō aus Lack sind eine moderne Erfindung. Was aber vor ein paar Wochen ein Auktionshaus in München nicht davon abgehalten hat, eine ähnliche chinesische Dose mit Porzellanmüll im Deckel als Bentō Box (angeblich Japan, Edo-Zeit) zu einem horrenden Preis anzubieten. Und zu verkaufen.
Soviel dann auch zum Thema "Fortschritt". Da muss man sich über keine Bankenkrise mehr wundern.
donalphons, 00:47h
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Donnerstag, 17. Januar 2008
Deutsche Wertarbeit
Oh, keine Frage. Für Bochum ist der Wegzug von Nokia schlimm. Und das Verhalten der Firma ist ohne jeden Zweifel von der ganz üblen Sorte. Wer jetzt kein Nokia-Handy kauft, hat völlig recht. So geht das, mit der Globalisierung. So, wie die chinesischen Schmierer mit ihren kombinierten Standortvorteilen den japanischen Industriedieben das Geschäft mit eigentlich koreanischem Imariporzellan kaputt gemacht haben, so rauben uns jetzt die Rumänen die Fertigung von Elektronik, die wir von den Finnen haben.
Aber. Die Herstellung von Mobiltelefonen ist eine Industrie mit viel Vergangenheit in der Geschichte der Kommunikation, aber wenig bis gar keiner Zukunft. Der Markt ist gesättigt, praktisch alle Funktionen sind jetzt schon drin, und demnächst wird Nokia erstaunt feststellen, dass man eine Sim-Card auch in ein Sub-Notebook der Grösse des guten, alten Psion Revo stecken kann. Und dann bricht es den Markt auf, in Billigkram für Seltentelefonierer und eine Allesjetztsofortmaschine, bei der das Telefon nur noch ein Headset ist. Was in Bochum jetzt schliesst, ist das Kohlerevier von 2009. Es macht keinen Sinn, Produkte herzustellen, die keinen Wert haben. Dass sie tatsächlich keinen Wert haben, merkt jeder, der mal bei Ebay nach dem Wert seines ein Jahr alten Telefons schaut. Meines, eine Meisterleistung eines koreanischen Herstellers, kostete vor drei Jahren 500 Euro. Heute ist es nur geringfügig teuerer als der versicherte Versand.
Obendrein ist alles, was mit Mobilfunk zu tun hat, extrem krisenanfällig. Mobilfunk ist Luxus, SMS und Gequassel teurer, sinnloser Kommunikationsmüll, der schnell verzichtbar ist, wenn es durch Bankenkrise und Rezession abwärts geht. Ein Sparpotential, mehr nicht. Überflüssig und zwingend zu reduzieren, wenn es denen an die Existenz geht, die den grössten Umsatz erzeugen: Jugendliche mit wenig, dann noch weniger Geld. Schlechte Zeiten sind gute Aufräumer mit Zivilisationsmüll. Tschüss Nokia, viel Spass beim Verrecken in Siebenbürgen, dem Balkan-Bochum.
Man merkt vielleicht, dass ich kein Freund der elektronischen und anderweitigen Wertvernichtungsmaschinen bin, die Werbung und Marketing uns einzureden versuchen. Die sind in einer Industriegesellschaft zwar möglicherweise tatsächlich nötig, um die Produktionsmaschine und die gesteigerte Produktivität am Laufen zu halten, aber mein Herz schlägt für Dinge und Anbieter, die sich dem ganzen System entkoppeln. Wie etwa mein Freund Machmud. Machmud war früher auf dem Antikmarkt in Schöneberg, und ist nun im Winter meist an der Strasse des 17. Juli. Machmud hat kein Marketing, er beschäftigt keine Anja-Tanja, fährt aber einen Kombi aus meiner Heimatstadt, und hat Sinn und Gefühl für Werthaltigkeit. Werthaltigkeit ist, genau genommen, der Kern seines Geschäftsmodells. Und ergänzt sich ganz famos mit meinem Geschäftsmodell, das darin besteht, Werthaltigkeit nicht nur zu fühlen und anzunehmen, sondern zu kennen. Besser als Machmud. Machmud weiss auch ohne Stempel, wenn er Silber in der Hand hat - aber den Unterschied zwischen Art-Deco und Rokoko macht er am höheren Gewicht der neueren Stücke fest, ich hingegen am Alter.

Diese Messer und Gabeln sind, den Rocaillen zufolge, mindestens 200, wahrscheinlich aber eher 230 Jahre alt, haben keinerlei Branding, noch nicht mal eine entzifferbare Meistermarke, wurden aber gut behandelt und sind heute - im Gegensatz zu einem anderen, leicht beschädigten Satz in meinem Besitz - noch benutzbar. 230 Jahre bedeutet, dass sie vermutlich zehn oder mehr Besitzer gesehen haben, und jeder Besitzer ging so pfleglich damit um, dass sie auch in 230 Jahren immer noch benutzt werden könnten - sollte man dann noch so etwas wie Tischsitten kennen, was, nach Sichtung essender gemeiner Berliner und Münchner Immobilienmanager zugegeben, nicht allzu wahrscheinlich ist.
Dennoch ist zu fragen, wie lange so ein Nokia-Handy aus dem deutschen Siebenbürgen funktioniert, das gerade jetzt in etwa den Neuwert des aktuellen Schätzpreises des Bestecks hat, laut der einschlägigen Auktionshäuser jenseits von Ebay. Fünf Jahre? Höchstens. Man würde mich für verrückt halten, würde ich das Besteck 2013 auf den Müll werfen - aber genau das tun Handykäufer. 2018 dann wieder, 2023 erneut, immer weiter.
Ich denke, es gibt für eine Gesellschaft sinnvollere Tätigkeiten als Wertvernichtung. Und es wäre schön, wenn die Politik solche Tätigkeiten fördern würde, statt den Verschwendern noch Geld hinterher zu werfen.
Aber. Die Herstellung von Mobiltelefonen ist eine Industrie mit viel Vergangenheit in der Geschichte der Kommunikation, aber wenig bis gar keiner Zukunft. Der Markt ist gesättigt, praktisch alle Funktionen sind jetzt schon drin, und demnächst wird Nokia erstaunt feststellen, dass man eine Sim-Card auch in ein Sub-Notebook der Grösse des guten, alten Psion Revo stecken kann. Und dann bricht es den Markt auf, in Billigkram für Seltentelefonierer und eine Allesjetztsofortmaschine, bei der das Telefon nur noch ein Headset ist. Was in Bochum jetzt schliesst, ist das Kohlerevier von 2009. Es macht keinen Sinn, Produkte herzustellen, die keinen Wert haben. Dass sie tatsächlich keinen Wert haben, merkt jeder, der mal bei Ebay nach dem Wert seines ein Jahr alten Telefons schaut. Meines, eine Meisterleistung eines koreanischen Herstellers, kostete vor drei Jahren 500 Euro. Heute ist es nur geringfügig teuerer als der versicherte Versand.
Obendrein ist alles, was mit Mobilfunk zu tun hat, extrem krisenanfällig. Mobilfunk ist Luxus, SMS und Gequassel teurer, sinnloser Kommunikationsmüll, der schnell verzichtbar ist, wenn es durch Bankenkrise und Rezession abwärts geht. Ein Sparpotential, mehr nicht. Überflüssig und zwingend zu reduzieren, wenn es denen an die Existenz geht, die den grössten Umsatz erzeugen: Jugendliche mit wenig, dann noch weniger Geld. Schlechte Zeiten sind gute Aufräumer mit Zivilisationsmüll. Tschüss Nokia, viel Spass beim Verrecken in Siebenbürgen, dem Balkan-Bochum.
Man merkt vielleicht, dass ich kein Freund der elektronischen und anderweitigen Wertvernichtungsmaschinen bin, die Werbung und Marketing uns einzureden versuchen. Die sind in einer Industriegesellschaft zwar möglicherweise tatsächlich nötig, um die Produktionsmaschine und die gesteigerte Produktivität am Laufen zu halten, aber mein Herz schlägt für Dinge und Anbieter, die sich dem ganzen System entkoppeln. Wie etwa mein Freund Machmud. Machmud war früher auf dem Antikmarkt in Schöneberg, und ist nun im Winter meist an der Strasse des 17. Juli. Machmud hat kein Marketing, er beschäftigt keine Anja-Tanja, fährt aber einen Kombi aus meiner Heimatstadt, und hat Sinn und Gefühl für Werthaltigkeit. Werthaltigkeit ist, genau genommen, der Kern seines Geschäftsmodells. Und ergänzt sich ganz famos mit meinem Geschäftsmodell, das darin besteht, Werthaltigkeit nicht nur zu fühlen und anzunehmen, sondern zu kennen. Besser als Machmud. Machmud weiss auch ohne Stempel, wenn er Silber in der Hand hat - aber den Unterschied zwischen Art-Deco und Rokoko macht er am höheren Gewicht der neueren Stücke fest, ich hingegen am Alter.

Diese Messer und Gabeln sind, den Rocaillen zufolge, mindestens 200, wahrscheinlich aber eher 230 Jahre alt, haben keinerlei Branding, noch nicht mal eine entzifferbare Meistermarke, wurden aber gut behandelt und sind heute - im Gegensatz zu einem anderen, leicht beschädigten Satz in meinem Besitz - noch benutzbar. 230 Jahre bedeutet, dass sie vermutlich zehn oder mehr Besitzer gesehen haben, und jeder Besitzer ging so pfleglich damit um, dass sie auch in 230 Jahren immer noch benutzt werden könnten - sollte man dann noch so etwas wie Tischsitten kennen, was, nach Sichtung essender gemeiner Berliner und Münchner Immobilienmanager zugegeben, nicht allzu wahrscheinlich ist.
Dennoch ist zu fragen, wie lange so ein Nokia-Handy aus dem deutschen Siebenbürgen funktioniert, das gerade jetzt in etwa den Neuwert des aktuellen Schätzpreises des Bestecks hat, laut der einschlägigen Auktionshäuser jenseits von Ebay. Fünf Jahre? Höchstens. Man würde mich für verrückt halten, würde ich das Besteck 2013 auf den Müll werfen - aber genau das tun Handykäufer. 2018 dann wieder, 2023 erneut, immer weiter.
Ich denke, es gibt für eine Gesellschaft sinnvollere Tätigkeiten als Wertvernichtung. Und es wäre schön, wenn die Politik solche Tätigkeiten fördern würde, statt den Verschwendern noch Geld hinterher zu werfen.
donalphons, 22:07h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 23. Dezember 2007
Gute Antworten auf dumme Fragen
Ws gibt schon manchmal komische Anfragen. Zum Beispiel, ob ich über irgendwelche neuen Produkte und Dienstleistungen schreiben will, am besten positiv. Die Antwort ist Nein, ich will nicht so bescheuert dastehen wie Flickr-Yahoo-Werber oder Apple-Fans. Das ist die Antwort an guten Tagen. An schlechten Tagen drohe ich mit einer Abmahnung wegen Spam, an noch schlechteren nagle ich das Pack mit vollem Namen an den Tresen der Blogbar.
Fragen kommen auch zu den alten Dingen, über die ich schreibe. Etwa, wozu ich mehrere Service für 12 Personen habe. Gegenfrage: Wozu sollte man sie nicht haben? Eben. Oder: Warum hast du Spielunkundiger eine Laute? Ist doch kar: Weil ich bislang nur eine gefunden habe.
Bis heute morgen. Heute morgen war es irrwitzig kalt, extfrem unangenehm und nicht wirklich weise, sich allzu lange im Freien aufzuhalten. es sei denn, man ist mein Silberhändler und kann am Ende des Vormittags angeben, dass man 2000 Euro verdient hat. Für andere ist es eine Härteprüfung, heute kamen nur die Extremisten, die echten Jäger, die Süchtigen. Und obwohl sie meinen Silberhändler reich gemacht haben, war er nicht glücklich. Denn als er mir das Geld für die Silberschale abnahm, wollte er auch wissen, was ich für die Laute bezahlt hatte. 30 Euro bei einem Schwaben (sic!), sagte ich.

Äh, grunzte mein Silberhändler, und sagte, dass er sie vorher schon gesehen hatte, aber er hatte befürchtet, sie sein wegen der Schnitzereien und Perlmutteinlagen recht teuer, also habe er nicht gefragt. Was für ihn schlecht ist, denn er verkauft derartige Dinge in den USA für ein Christengeld und besorgt damit das Silber, das er hier für ein Heidengeld an Leute wie mich verkauft.
Manchmal ist es wie verhext. Meine erste Laute fand ich zufällig auf der Suche nach einem Spiegel, und wollte sie sofort haben. Das ist schon ein paar Jahre her, und seitdem sah ich genug Geigen, um ein Schock Musiklehrer in den Selbstmord zu treiben, und ausreichend Gitarren, um alle Sinticombos Berlins beim Ausführen der einzigen ehrlichen Arbeit Berlins auszurüsten. Mit den Trompeten und Hörnern der letzten Jahre hätte man das Wild im Wald über Klippen jagen können. Alles ist da, man muss nicht gross suchen, es ist oft nicht in besonderer Qualität, aber in Mengen vorhanden. Die kleine Cousinen der Mandolinen sind häufig, aber Lauten? Seitdem kreuzte kein intaktes, bezahlbares Exemplar mehr meinen Weg. Bis zu jenem Schwaben, der sein Exemplar nicht mehr einpacken wollte, und es für 30 Euro an mich abtrat. Wegen eines kleinen Stückes, das am Schallloch fehlte - und sich später im Korpus wiederfand.

In Zukunft wird man mich also fragen müssen, warum ich zwei Lauten brauche, wenn ich nicht spielen kann. Und die Antwort wird sein:
Weil ich kann.
So einfach. Und so schön. Warum frägt eigentlich keiner all die A-Blogger, die jedes Jahr öffentlich ihr Mobiltelephonspielzeug austauschen und das Alte wegschmeissen, warum sie das mit ein paar hundert Euro teuren Plastikklumpen tun?
Fragen kommen auch zu den alten Dingen, über die ich schreibe. Etwa, wozu ich mehrere Service für 12 Personen habe. Gegenfrage: Wozu sollte man sie nicht haben? Eben. Oder: Warum hast du Spielunkundiger eine Laute? Ist doch kar: Weil ich bislang nur eine gefunden habe.
Bis heute morgen. Heute morgen war es irrwitzig kalt, extfrem unangenehm und nicht wirklich weise, sich allzu lange im Freien aufzuhalten. es sei denn, man ist mein Silberhändler und kann am Ende des Vormittags angeben, dass man 2000 Euro verdient hat. Für andere ist es eine Härteprüfung, heute kamen nur die Extremisten, die echten Jäger, die Süchtigen. Und obwohl sie meinen Silberhändler reich gemacht haben, war er nicht glücklich. Denn als er mir das Geld für die Silberschale abnahm, wollte er auch wissen, was ich für die Laute bezahlt hatte. 30 Euro bei einem Schwaben (sic!), sagte ich.

Äh, grunzte mein Silberhändler, und sagte, dass er sie vorher schon gesehen hatte, aber er hatte befürchtet, sie sein wegen der Schnitzereien und Perlmutteinlagen recht teuer, also habe er nicht gefragt. Was für ihn schlecht ist, denn er verkauft derartige Dinge in den USA für ein Christengeld und besorgt damit das Silber, das er hier für ein Heidengeld an Leute wie mich verkauft.
Manchmal ist es wie verhext. Meine erste Laute fand ich zufällig auf der Suche nach einem Spiegel, und wollte sie sofort haben. Das ist schon ein paar Jahre her, und seitdem sah ich genug Geigen, um ein Schock Musiklehrer in den Selbstmord zu treiben, und ausreichend Gitarren, um alle Sinticombos Berlins beim Ausführen der einzigen ehrlichen Arbeit Berlins auszurüsten. Mit den Trompeten und Hörnern der letzten Jahre hätte man das Wild im Wald über Klippen jagen können. Alles ist da, man muss nicht gross suchen, es ist oft nicht in besonderer Qualität, aber in Mengen vorhanden. Die kleine Cousinen der Mandolinen sind häufig, aber Lauten? Seitdem kreuzte kein intaktes, bezahlbares Exemplar mehr meinen Weg. Bis zu jenem Schwaben, der sein Exemplar nicht mehr einpacken wollte, und es für 30 Euro an mich abtrat. Wegen eines kleinen Stückes, das am Schallloch fehlte - und sich später im Korpus wiederfand.

In Zukunft wird man mich also fragen müssen, warum ich zwei Lauten brauche, wenn ich nicht spielen kann. Und die Antwort wird sein:
Weil ich kann.
So einfach. Und so schön. Warum frägt eigentlich keiner all die A-Blogger, die jedes Jahr öffentlich ihr Mobiltelephonspielzeug austauschen und das Alte wegschmeissen, warum sie das mit ein paar hundert Euro teuren Plastikklumpen tun?
donalphons, 23:07h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Freitag, 14. Dezember 2007
Eine bessere Violine für einen schlechteren Sohn
Die von mir präferierte Umschreibung meiner Person als schlechterem Sohne aus besserem Hause ist durchaus begründbar, denn obwohl ich weder Alkohol trinke, noch Fleisch esse und auch Glücksspiele, Bordelle und Drogen meide, im Kern also extrem tugendsam lebe, gibt es doch ein paar Abweichungen zu den Idealen, die diese meine Gesellschaft vorzugeben beliebt: Ich habe nie geheiretet, ich habe im Gegenteil Abtreibungen und Kirchenaustritte finanziert, ich führe in Gesellschaft lästerliche Reden über Eheglück und Staatspartei, ich habe lange woanders gelebt, habe Bücher geschrieben und, vielleicht die grösstmögliche Abweichung vom Ideal:
Ich spiele kein Instrument.
Das nun gehört hier absolut dazu. Oh, nicht, dass man es nicht versucht hätte. Flöte ab dem sechsten Lebensjahr, ab 9 Klavier, und als meine Eltern dann endlich die angemessene Villa im angemessenen Viertel besassen, gab es sogar ein eigenes Klavierzimmer. Und ich habe es gehasst. Ganz im Gegensatz zu meinem ansonsten sehr musikalischen Clan, in dem der Umgang mit Gitarre, Flöte, Mandoline, Gesang und Klavier sehr üblich war. Die einzige Ausnahme vor mir war mein Grossvater mütterlicherseits, dessen Geräuschinstrumente allein das Jagdhorn und eine grössere Kollektion Schusswaffen zum Niederstrecken von Hirsch und Wildsau waren. Ich jedenfalls war eine komplette Vollpleite, alles vergebens, ich habe zwar Pianistenhände, aber ansonsten keinerlei musische Begabung. Ich mag Musik, ich liebe historische Aufführungspraxis, und wenn ich im Konzert über Monteverdi spreche, ist das nicht unfundiert. Aber spielen? Niemals!
Wie man nun aber auf manchen Bildern sieht, habe ich durchaus Instrumente. Eine Laute etwa. Ich vergöttere die Corpi der Lauten, dieses harmonisch gefüllte, wie eine perfekte Frauenbrust, dazu all die Geschichten um Liebeslieder und durchlöcherte Verwandte im Anschluss, und als ich weiland eine auf dem Flohmarkt fand, konnte ich nicht wiederstehen. Und jetzt -

war ich letztes Wochenende in Holland, genauer gesagt, in Enschede. Zusammen mit einer prallen Börse für den Marktbesuch und eine phänomenalen Grippe. Um es kurz zu machen: Der Markt hatte mit Antiquitäten nichts zu tun, und die Erkrankung machte jeden Gedanken an eine Weiterreise nach Tongeren, zum nächsten Antikmarkt, zunichte. Ich war schon wieder auf dem Weg zurückin die scheusslichste Abraumhalde der We ins Ruhrgebiet, als an der Ausfallstrasse eine "Antieck"-Schild lockte. Sagen wir mal so: Ich habe in Tschechien, Berlin und Wien noch schlechter sortierte Läden gesehen. Ich bin nicht leicht zu enttäuschen, es gibt einfach ab und an Fehlschläge. Ich war fast schon wieder am gehen, als ich einen Waschkorb mit Emailzeug sah, und oben, zwischen blauen Töpfen und weissen Sieben mit Beulen und Rost, ragte das heraus:

Nun hat es mit Geigen so seine Bewandtnis: Viele Freunde von mir vergeudeten ihre Jugend mit diesem Kratzinstrument, das bei mehr Übung und Talent immer noch schlimmer als mein Klavier klang, und das will wirklich etwas heissen. Unvergessen der Tag, als V. hassentbrannt seinen Schuh durch die Decke des immens teuren Geräts trat, das sein Vater von einer Reise nach Japan mitgebracht hatte; danach war bei seiner Familie das Weihnachtsfest gelaufen, und das alles nur wegen einem gescheiterten "Oh Tannenbaum". Und weil die Menschheit immer noch dazu tendiert, für jeden Spitzengeiger die Qual zehntausender unschuldiger Kinder in Kauf zu nehmen, wird auch hier gegenüber nach Schulschluss immer noch Darm und Holz gequält. Aber -

und das muss ich eingestehen: Die Violine an sich ist höchste Kunst. Ich kann Tischlern stundenlang zuschauen und zuhören, wenn sie erklären, was sie warum aus welchem Stück Holz machen. Instrumentenbau ist die Vollendung der Kunst, so einen Geige wiegt knapp über 300 Gramm, ist nur ein paar Späne Ahorn und Fichte, aber so viel Wissen und Erkenntnis, Jahrhunderte der Tradition und über allem eine stabile, dauerhafte Konstruktion, die theoretisch jeden süssen Klang in sich trägt, so dass ich dem Objekt meine Verehrung nicht entsagen kann. Und schon gar nicht dieser Violine aus Holland, die keinen "Stradivari"-Zettel enthält, sondern trotz ihres traurigen Zustandes voll Schmutz, Staub und Kratzern immer noch all die Meisterschaft ihres Erbauers zeigte: In der Decke hat ihm an einer Stelle das Holz nicht gefallen, und so sind rechts und links vom Griffbrett zwei Fichteneinsätze mit etwas breiteren Jahresringe eingesetzt, drei Millimeter breit und 35 Millimeter lang. Und zwar so, dass man es fast nicht sieht. Das Einsetzen eines simplen Holzes, mit solcher Könnerschaft, mit perfekten Anschlussen zur Decke, zeigt eine Kunst, die -
wieviel? 20? OK.
Und so kommt auch ein schlechterer Sohn aus besserem Hause zu einer Violine. Natürlich hat es etwas Arbeit gekostet, sie wieder in diesen Zustand zu versetzen, ein Stimmstock müsste noch eingesetzt werden, und Saiten fehlen auch noch. Macht nichts, ich spiele ja nicht. Es ist ein Tribut für einen Menschen, der vor 120 Jahren wusste, was Leidenschaft ist. Man setzt kein Holz mit solcher Perfektion ein, wenn man keine Leidenschaft hat. Und ich kann es nicht liegenlassen, wenn es von Ramsch zerdrückt wird. Aber spielen? Moi? Niemals! Da geht nichts. Nie. Wobei.
Doch. Es gäbe ein Ausnahme, aber das sind nicht diese wunderschönen Formen von Violine, Bratsche oder Gamba d´Amore (allein schon der Name), sondern das hier:

Eine barocke Theorbe. Da würde ich schwach werden. Ich mein, diese Pracht, die Form, und dann - die Haltung! Das, ihr blöden Pornospielzeugkäufer, das ist ein Gerät. Glücklicherweise jedoch findet man keine barocken Theorben kurz vor der deutschen Grenze zwischen Emailgeschirr.
Ich spiele kein Instrument.
Das nun gehört hier absolut dazu. Oh, nicht, dass man es nicht versucht hätte. Flöte ab dem sechsten Lebensjahr, ab 9 Klavier, und als meine Eltern dann endlich die angemessene Villa im angemessenen Viertel besassen, gab es sogar ein eigenes Klavierzimmer. Und ich habe es gehasst. Ganz im Gegensatz zu meinem ansonsten sehr musikalischen Clan, in dem der Umgang mit Gitarre, Flöte, Mandoline, Gesang und Klavier sehr üblich war. Die einzige Ausnahme vor mir war mein Grossvater mütterlicherseits, dessen Geräuschinstrumente allein das Jagdhorn und eine grössere Kollektion Schusswaffen zum Niederstrecken von Hirsch und Wildsau waren. Ich jedenfalls war eine komplette Vollpleite, alles vergebens, ich habe zwar Pianistenhände, aber ansonsten keinerlei musische Begabung. Ich mag Musik, ich liebe historische Aufführungspraxis, und wenn ich im Konzert über Monteverdi spreche, ist das nicht unfundiert. Aber spielen? Niemals!
Wie man nun aber auf manchen Bildern sieht, habe ich durchaus Instrumente. Eine Laute etwa. Ich vergöttere die Corpi der Lauten, dieses harmonisch gefüllte, wie eine perfekte Frauenbrust, dazu all die Geschichten um Liebeslieder und durchlöcherte Verwandte im Anschluss, und als ich weiland eine auf dem Flohmarkt fand, konnte ich nicht wiederstehen. Und jetzt -

war ich letztes Wochenende in Holland, genauer gesagt, in Enschede. Zusammen mit einer prallen Börse für den Marktbesuch und eine phänomenalen Grippe. Um es kurz zu machen: Der Markt hatte mit Antiquitäten nichts zu tun, und die Erkrankung machte jeden Gedanken an eine Weiterreise nach Tongeren, zum nächsten Antikmarkt, zunichte. Ich war schon wieder auf dem Weg zurück

Nun hat es mit Geigen so seine Bewandtnis: Viele Freunde von mir vergeudeten ihre Jugend mit diesem Kratzinstrument, das bei mehr Übung und Talent immer noch schlimmer als mein Klavier klang, und das will wirklich etwas heissen. Unvergessen der Tag, als V. hassentbrannt seinen Schuh durch die Decke des immens teuren Geräts trat, das sein Vater von einer Reise nach Japan mitgebracht hatte; danach war bei seiner Familie das Weihnachtsfest gelaufen, und das alles nur wegen einem gescheiterten "Oh Tannenbaum". Und weil die Menschheit immer noch dazu tendiert, für jeden Spitzengeiger die Qual zehntausender unschuldiger Kinder in Kauf zu nehmen, wird auch hier gegenüber nach Schulschluss immer noch Darm und Holz gequält. Aber -

und das muss ich eingestehen: Die Violine an sich ist höchste Kunst. Ich kann Tischlern stundenlang zuschauen und zuhören, wenn sie erklären, was sie warum aus welchem Stück Holz machen. Instrumentenbau ist die Vollendung der Kunst, so einen Geige wiegt knapp über 300 Gramm, ist nur ein paar Späne Ahorn und Fichte, aber so viel Wissen und Erkenntnis, Jahrhunderte der Tradition und über allem eine stabile, dauerhafte Konstruktion, die theoretisch jeden süssen Klang in sich trägt, so dass ich dem Objekt meine Verehrung nicht entsagen kann. Und schon gar nicht dieser Violine aus Holland, die keinen "Stradivari"-Zettel enthält, sondern trotz ihres traurigen Zustandes voll Schmutz, Staub und Kratzern immer noch all die Meisterschaft ihres Erbauers zeigte: In der Decke hat ihm an einer Stelle das Holz nicht gefallen, und so sind rechts und links vom Griffbrett zwei Fichteneinsätze mit etwas breiteren Jahresringe eingesetzt, drei Millimeter breit und 35 Millimeter lang. Und zwar so, dass man es fast nicht sieht. Das Einsetzen eines simplen Holzes, mit solcher Könnerschaft, mit perfekten Anschlussen zur Decke, zeigt eine Kunst, die -
wieviel? 20? OK.
Und so kommt auch ein schlechterer Sohn aus besserem Hause zu einer Violine. Natürlich hat es etwas Arbeit gekostet, sie wieder in diesen Zustand zu versetzen, ein Stimmstock müsste noch eingesetzt werden, und Saiten fehlen auch noch. Macht nichts, ich spiele ja nicht. Es ist ein Tribut für einen Menschen, der vor 120 Jahren wusste, was Leidenschaft ist. Man setzt kein Holz mit solcher Perfektion ein, wenn man keine Leidenschaft hat. Und ich kann es nicht liegenlassen, wenn es von Ramsch zerdrückt wird. Aber spielen? Moi? Niemals! Da geht nichts. Nie. Wobei.
Doch. Es gäbe ein Ausnahme, aber das sind nicht diese wunderschönen Formen von Violine, Bratsche oder Gamba d´Amore (allein schon der Name), sondern das hier:

Eine barocke Theorbe. Da würde ich schwach werden. Ich mein, diese Pracht, die Form, und dann - die Haltung! Das, ihr blöden Pornospielzeugkäufer, das ist ein Gerät. Glücklicherweise jedoch findet man keine barocken Theorben kurz vor der deutschen Grenze zwischen Emailgeschirr.
donalphons, 16:19h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 2. Dezember 2007
Küchenhardcore Porno
Ihr kennt das: Ihr hättet alle Möglichkeiten der Welt, ihr könntet euren geselligen 14-Stunden-Arbeitstag geniessen oder noch ein Meeting zwitschern, vielleicht 2er Klasse eine Businessreise mit dem Flieger nach Mönchengladbach oder Düsseldorf machen, oder einen netten Abend mit dem dritten Marketingassistenten des grossen Kunden an der Hotelbar, Privatvergnügen für ihn eingeschlossen, abfeiern. Alle sind dabei gut drauf, allen geht es prima, alle twittern und xingen ihre Freude in die Welt - aber eucht habt euch breitschlagen lassen, mit dem Don nach Italien zu fahren: Laute Leute, schlechte Strassen, zu viel Essen und der dauernde Luftzug in einem Auto ohne Dacht, dazu stundenlange Erklärungen zu Geschichten, die euch nicht interessieren, und als ihr versucht habt, ihn mit einer Grosstour durch die Schuhläden endlich zu ermüden, hat er fröhlich weitergequasselt und euch Schuhe aufgequatscht, die ihr nicht braucht und ohnehin nicht mehr tragen könnt, weil euer erfressenes Körpergewicht jeden Absatz zum Knicken bringt. Ihr seid in Italien, ihr hasst es, und das Schlimmste: Das Schlimmste liegt noch vor euch. Denn da vorne, am Rand der Strasse voller Kopfsteinpflaster, über das ihr mit euren Schuhen schwankt, ist ein Schaufenster, in etwa so:

Und das nimmt der Don nun zum Anlass, euch zuzuquatschen für den Rest dessen, was andere als Urlaub bezeichnen würden und für euch zur Qual wurde. Wie unsagbar gemein es doch sei, dass sich dergleichen Küchengerät nur in Italien finde. Dass es solche Geschäfte, mit diesen Mengen zumal, in Deutschland nicht gäbe. Wie dringend er sowas bräuchte, aber im Auto sei wegen eurer Shopperei nun kein Platz mehr. Wie sehr er diese alten Formen liebe, vom Stromliniendesign bis zur altertümlichen Holzkurbel, und dass nur Italiener so etwas erschaffen könnte. Er holt aus zu einer Suada über den Niedergang der Küchen- und Kochkultur in Deutschland, und ihr verschliesst Euer Bewusstsein, denkt an diese wunderbare Sushibar in Hamburg und den Abend mit Mathias, den Shootingstar des Sales Departments eines Global Broadband Services, global von Kiel bis Kielerhafen, und seine Karriere als deutscher Rapstar auf Platz 285 1/2 der deutschen Charts, oder euer Date mit Sascha in Berlin, seinen schicken alten Mercedes von Opa und seinem tollen Marketingdeal mit Stefan, der inzwischen sogar Hilfsschreiber für ein superschickes Lohas-Portal wurde. Das sind Karrieren, und ihr steht da mit dem Don inmitten des Veroneser Kopfsteinpflasters und hört euch das Genörgel an, nur weil es in Deutschland diese italienischen Küchendinger nicht gibt, die ihr nie bräuchtet, weil das Essen ohnehin aus der Microwelle kommt - und ihr schwört euch, dass ihr das nächste mal doch zu Johnny und seinen schicken, kritischen Web2.0werbekongress geht. Statt euch von jetzt bis an den Fuss des Jaufenpass diese Scheisse anzuhören, bis der Schneesturm, bei dem dieser Depp offen drüberfahren will, ihm endlich das Maul verschliesst. Doch - ihr habt Glück, zumindest dieser Teil bleibt euch nächstes Jahr erspart, wenn ihr schon wieder auf seine Lobeshymnen auf Italien reingefallen seid, denn:

Wie der Don heute feststellen durfte, gibt es diese italienischen Küchenmaschinen auch in Deutschland. Und zwar von deutschen Herstellern. Sprich, sie sehen nicht nur schick aus, sie funktionieren auch noch nach 50 Jahren reibungslos. Diese Monsterkäsereibe etwa ist nicht nur aus Druckguss und hat ein scharfes, unverrostetes Schnittblatt, sie hat auch einen sich verjüngenden Trichter, in den der Käse praktisch von der Reibe hineingesaugt, gequetscht und damit gegen die raspelnden Löcher gedrückt wird. Die Marke nannte sich "Solar", hinten ist ein Eichenkranz und die Inschrift "seit über 50 Jahren". Weisser Korpus, silberne Schneiden, schwarze Kurbel und schwarzer Holzgriff: Das ist der deutsche SSKL-Beitrag zur Küchen-Milliemiglia, hier raucht der Scamorza weg, und vom Parmeggiano bleibt nur ein Haufen Trümmer. Das, was es in Italien noch gibt - das gab es auch hier. Und der Don findet es auf dem Flohmarkt, für einen bescheidenen Euro. Und kurz darauf noch diesen stromlinienförmigen Rennwagen des Gemüseniederhobelns:

Gut 50 Jahre hat dieser Silberpfeil aus dem längst verloschenen Hause Mimma auf dem Buckel, und dennoch, er könnte frisch aus einem italienischen Designbüro stammen. Man betrachte nur mal den Saugfuss und seinen Hebel, und das kreisende Blatt: Der Protonendiversator und das Thiortemgetriebe des Raumschiffs Orion sind Lowtek gegen diese Form. Damit könnte man die Frogs aus der Galaxie pusten, und schneller eine Gemüsetarte machen, als man in den schlechten Bars bei Alpha Zentauri einen 1982er Ghuapetrl Cru runterschüttet, oder bei adical die nächste Erfolgslüge an Spiegel Online vertickt. Der Druck eines interstellaren Triebwerks ist nichts gegen die gewaltige Kraft, die hier Kürbis und Kartoffel in die rasend rotierenden Zacken presst.
Wenn ihr also nächstes Jahr all das Generve vergessen habt und doch wieder mit dem Don in Italien gelandet seid, statt mit den Spitzen der Blogbewegung an den Fleischtöpfen von Sony, Yahoo und Trigami, könnt ihr euch sicher sein, dass das Wehklagen über fehlende Küchenspielzeuge für Hardcore Foodporn einem lässigen "Hab ich auch, aber in alt, original und deutsch" weichen wird. Gefolgt von einer nervigen Aufzählung all derer, die ihm angeblich wegen seiner Kocherei verfallen sind.

Und das nimmt der Don nun zum Anlass, euch zuzuquatschen für den Rest dessen, was andere als Urlaub bezeichnen würden und für euch zur Qual wurde. Wie unsagbar gemein es doch sei, dass sich dergleichen Küchengerät nur in Italien finde. Dass es solche Geschäfte, mit diesen Mengen zumal, in Deutschland nicht gäbe. Wie dringend er sowas bräuchte, aber im Auto sei wegen eurer Shopperei nun kein Platz mehr. Wie sehr er diese alten Formen liebe, vom Stromliniendesign bis zur altertümlichen Holzkurbel, und dass nur Italiener so etwas erschaffen könnte. Er holt aus zu einer Suada über den Niedergang der Küchen- und Kochkultur in Deutschland, und ihr verschliesst Euer Bewusstsein, denkt an diese wunderbare Sushibar in Hamburg und den Abend mit Mathias, den Shootingstar des Sales Departments eines Global Broadband Services, global von Kiel bis Kielerhafen, und seine Karriere als deutscher Rapstar auf Platz 285 1/2 der deutschen Charts, oder euer Date mit Sascha in Berlin, seinen schicken alten Mercedes von Opa und seinem tollen Marketingdeal mit Stefan, der inzwischen sogar Hilfsschreiber für ein superschickes Lohas-Portal wurde. Das sind Karrieren, und ihr steht da mit dem Don inmitten des Veroneser Kopfsteinpflasters und hört euch das Genörgel an, nur weil es in Deutschland diese italienischen Küchendinger nicht gibt, die ihr nie bräuchtet, weil das Essen ohnehin aus der Microwelle kommt - und ihr schwört euch, dass ihr das nächste mal doch zu Johnny und seinen schicken, kritischen Web2.0werbekongress geht. Statt euch von jetzt bis an den Fuss des Jaufenpass diese Scheisse anzuhören, bis der Schneesturm, bei dem dieser Depp offen drüberfahren will, ihm endlich das Maul verschliesst. Doch - ihr habt Glück, zumindest dieser Teil bleibt euch nächstes Jahr erspart, wenn ihr schon wieder auf seine Lobeshymnen auf Italien reingefallen seid, denn:

Wie der Don heute feststellen durfte, gibt es diese italienischen Küchenmaschinen auch in Deutschland. Und zwar von deutschen Herstellern. Sprich, sie sehen nicht nur schick aus, sie funktionieren auch noch nach 50 Jahren reibungslos. Diese Monsterkäsereibe etwa ist nicht nur aus Druckguss und hat ein scharfes, unverrostetes Schnittblatt, sie hat auch einen sich verjüngenden Trichter, in den der Käse praktisch von der Reibe hineingesaugt, gequetscht und damit gegen die raspelnden Löcher gedrückt wird. Die Marke nannte sich "Solar", hinten ist ein Eichenkranz und die Inschrift "seit über 50 Jahren". Weisser Korpus, silberne Schneiden, schwarze Kurbel und schwarzer Holzgriff: Das ist der deutsche SSKL-Beitrag zur Küchen-Milliemiglia, hier raucht der Scamorza weg, und vom Parmeggiano bleibt nur ein Haufen Trümmer. Das, was es in Italien noch gibt - das gab es auch hier. Und der Don findet es auf dem Flohmarkt, für einen bescheidenen Euro. Und kurz darauf noch diesen stromlinienförmigen Rennwagen des Gemüseniederhobelns:

Gut 50 Jahre hat dieser Silberpfeil aus dem längst verloschenen Hause Mimma auf dem Buckel, und dennoch, er könnte frisch aus einem italienischen Designbüro stammen. Man betrachte nur mal den Saugfuss und seinen Hebel, und das kreisende Blatt: Der Protonendiversator und das Thiortemgetriebe des Raumschiffs Orion sind Lowtek gegen diese Form. Damit könnte man die Frogs aus der Galaxie pusten, und schneller eine Gemüsetarte machen, als man in den schlechten Bars bei Alpha Zentauri einen 1982er Ghuapetrl Cru runterschüttet, oder bei adical die nächste Erfolgslüge an Spiegel Online vertickt. Der Druck eines interstellaren Triebwerks ist nichts gegen die gewaltige Kraft, die hier Kürbis und Kartoffel in die rasend rotierenden Zacken presst.
Wenn ihr also nächstes Jahr all das Generve vergessen habt und doch wieder mit dem Don in Italien gelandet seid, statt mit den Spitzen der Blogbewegung an den Fleischtöpfen von Sony, Yahoo und Trigami, könnt ihr euch sicher sein, dass das Wehklagen über fehlende Küchenspielzeuge für Hardcore Foodporn einem lässigen "Hab ich auch, aber in alt, original und deutsch" weichen wird. Gefolgt von einer nervigen Aufzählung all derer, die ihm angeblich wegen seiner Kocherei verfallen sind.
donalphons, 19:23h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 25. November 2007
Hilfe für dreckige Menschenschinder in China und anderswo
In runtergekommenen Industriezonen Chinas, in Vertriebsbüros der Metropole am Pazifik, wo man die Mörder des chinesischen Regimes schmiert, und in Konzernzentralen irgendwo auf dem globalisierten Erdenrund sitzen gerade irgendwelche Drecksäcke und überlegen, wie sie das jetzt nochmal hinbiegen, diese Sache mit der giftigen Farbe, die Kinder ungeschützt in ihren 14-Stunden-Schichten auf billiges Spielzeug gepinselt haben, und das sie jetzt eigentlich zurückrufen müssten, um es als Wertstoff zurück in die Dritte Welt zu karren, weil es in der ersten Welt nicht gut ankommt, wenn man Kinder in der Nachbarschaft vergiftet - woanders ist das ja kein Problem. Unseren Dreckschweinen hilft das nichts, denn es wird ihnen vor Weihnachten die Gewinne in reichen Ländern wie Deutschland versauen. Wie schön wäre es da, einen Partner vor Ort zu haben, der einem ein gutes Image vermittelt, aber was weiss so ein krimineller Globalisierungsgewinner schon von den hungrigen Bloggermietmäulern, die mit Adical, Yahoo, Trigami und Gamegoods bereits gezeigt haben, dass sie sowohl auf Papier und als auch in der Realität moralisch fast so gefestigt wie ein chinesische Betriebprüfer sind. Nichts. Eben. Und so nimmt das vermeidbare Unheil seinen Lauf.
Es müsste nicht sein. Sie könnten ja mich anheuern. Denn ich weiss, dass man aus der ekligsten Figur noch einen Kulturermöglicher machen kann, und aus Gift einen Beitrag zu Schönheit, Moral und Zivilisation. Im Fall des obigen Abschaums geht das nämlich so:
Sonore Männerstimme, Kamera schwenkt über bizarr giltzernde Mineralien und Metalle vor schwarzem Hintergrund: Nur hochwertigste Materialen aus der Wunderkammer Asiens, Zink, Eisen, wetvolle Sulfide, das Schimmern des Siliziums, der elegante Glanz des Bleis, und das Blau des Himmels, eigefangen in edelstem Kobalt. Seit Jahrtausenden entstehen in den chinesischen Manufakturen mit Liebe und Hingabe einzigartige Kunstwerke aus diesen Materialien, und seit Jahrhunderten erfreut die orientalische Lust an Farbe und Form den Okzident.
Gong, aus dem Dunkel taucht meine heute erstandene Qing-Schale auf:

Sonore Stimme: Auf den Stillleben der Holländer*, in Fürstenhaushalten**, beim reichen Bürgertum*** waren es die einzigartigen Farben Chinas, die Reichtum, Glück und Wohlstand ausdrückten. Heute gibt es die virtuose Kunst auf Puppen und Spielzeugautos auch für Ihre kleinen Prinzen und Prinzessinnen. Unsere vieltausendjährige Erfahrung in der Kunst, Dinge mit Farbe zum Leben zu erwecken, wird zum kommenden Fest auf das Gesicht Ihres Lieblings ein einzigartiges Leuchten zaubern****.
Schnitt: Kinderbilder, Spielzeug poppenbunt, alles supi, Glückliche Eltern.
Sonore Stimme: Chinesische Farben. Manche nennen es Schwermetalle. Wir nennen es - Kultur.
So würde ich das machen. Wenn ich den Charakter derer hätte, die sich zum Büttel der chinesischen Mörder machen. Glücklicherweise kann ich mir mein Porzellan aber noch selber leisten. Ohne Geschwafel von "Es gibt kein Richtiges im Falschen".
*die dafür schon damals sklaverei in kauf nahmen
**wie august dem starken, der für eine vase vier soldatenleben verkaufte
*** das die niederschlagung des boxeraufstandes und die opiumkriege prima fand
****das sie erst wieder erleben, wenn die drecksblage auf speed heimkommt
Es müsste nicht sein. Sie könnten ja mich anheuern. Denn ich weiss, dass man aus der ekligsten Figur noch einen Kulturermöglicher machen kann, und aus Gift einen Beitrag zu Schönheit, Moral und Zivilisation. Im Fall des obigen Abschaums geht das nämlich so:
Sonore Männerstimme, Kamera schwenkt über bizarr giltzernde Mineralien und Metalle vor schwarzem Hintergrund: Nur hochwertigste Materialen aus der Wunderkammer Asiens, Zink, Eisen, wetvolle Sulfide, das Schimmern des Siliziums, der elegante Glanz des Bleis, und das Blau des Himmels, eigefangen in edelstem Kobalt. Seit Jahrtausenden entstehen in den chinesischen Manufakturen mit Liebe und Hingabe einzigartige Kunstwerke aus diesen Materialien, und seit Jahrhunderten erfreut die orientalische Lust an Farbe und Form den Okzident.
Gong, aus dem Dunkel taucht meine heute erstandene Qing-Schale auf:

Sonore Stimme: Auf den Stillleben der Holländer*, in Fürstenhaushalten**, beim reichen Bürgertum*** waren es die einzigartigen Farben Chinas, die Reichtum, Glück und Wohlstand ausdrückten. Heute gibt es die virtuose Kunst auf Puppen und Spielzeugautos auch für Ihre kleinen Prinzen und Prinzessinnen. Unsere vieltausendjährige Erfahrung in der Kunst, Dinge mit Farbe zum Leben zu erwecken, wird zum kommenden Fest auf das Gesicht Ihres Lieblings ein einzigartiges Leuchten zaubern****.
Schnitt: Kinderbilder, Spielzeug poppenbunt, alles supi, Glückliche Eltern.
Sonore Stimme: Chinesische Farben. Manche nennen es Schwermetalle. Wir nennen es - Kultur.
So würde ich das machen. Wenn ich den Charakter derer hätte, die sich zum Büttel der chinesischen Mörder machen. Glücklicherweise kann ich mir mein Porzellan aber noch selber leisten. Ohne Geschwafel von "Es gibt kein Richtiges im Falschen".
*die dafür schon damals sklaverei in kauf nahmen
**wie august dem starken, der für eine vase vier soldatenleben verkaufte
*** das die niederschlagung des boxeraufstandes und die opiumkriege prima fand
****das sie erst wieder erleben, wenn die drecksblage auf speed heimkommt
donalphons, 22:19h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 24. November 2007
Ach, werden manche sagen,
morgen ist es hässlich: Schnee bis ins Flachland, kalt, matschig, ne, da bleibe ich daheim, und das 82-teilige Besteck für die grossen, siebengängigen Menus, das finde ich demnächst sicher mal im Münchner Norden, da lasse ich den Flohmarkt in Pfaffenhofen ausfallen. Nun, für diese Leute habe ich drei schlechte Nachrichten:
1. Das Wetter wird morgen noch miserabler, als wir uns vorstellen können.
2. Trotzdem werden wir alle dort frieren, und zwar, weil
3. ich auch im Orkan noch hinfahren würde, und die anderen, weil sie sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass das 82-teilige Besteck für die grossen, siebengängigen Menus, das sie demnächst sicher mal im Münchner Norden zu finden gedachten, schon gefunden und für lachhafte ** Euro von mir gekauft wurde, und sie deshalb beispielsweise in Pfaffenhofen, morgen, im Schnee, werden suchen müssen:

Nein, es gibt angenemehre Orte, den Sonntag Vormittag zu verbringen, im Bett etwa oder im Bademantel, da gebe ich den Münchnern recht. Allein, von nichts kommt nichts, und wenn man dann alles zusammengerafft hat, kann man es sich mit den Neuerwerbungen daheim gemütlich machen, und den Tisch chez Alphonse ganz weit ausklappen:

Bei anderthalb Meter Distanz, wo all der Foodporn mitunter nahtlos in realen Porn übergeht, haben es nämlich die in der Kälte ergatterten Grippebazillen nicht so leicht.
1. Das Wetter wird morgen noch miserabler, als wir uns vorstellen können.
2. Trotzdem werden wir alle dort frieren, und zwar, weil
3. ich auch im Orkan noch hinfahren würde, und die anderen, weil sie sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass das 82-teilige Besteck für die grossen, siebengängigen Menus, das sie demnächst sicher mal im Münchner Norden zu finden gedachten, schon gefunden und für lachhafte ** Euro von mir gekauft wurde, und sie deshalb beispielsweise in Pfaffenhofen, morgen, im Schnee, werden suchen müssen:

Nein, es gibt angenemehre Orte, den Sonntag Vormittag zu verbringen, im Bett etwa oder im Bademantel, da gebe ich den Münchnern recht. Allein, von nichts kommt nichts, und wenn man dann alles zusammengerafft hat, kann man es sich mit den Neuerwerbungen daheim gemütlich machen, und den Tisch chez Alphonse ganz weit ausklappen:

Bei anderthalb Meter Distanz, wo all der Foodporn mitunter nahtlos in realen Porn übergeht, haben es nämlich die in der Kälte ergatterten Grippebazillen nicht so leicht.
donalphons, 16:57h
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