Freitag, 23. November 2007
Gewissenskonflikt
High End Bloggen: Ich habe heute in der Mittagspause in ein Antiquariat reingeschaut., und der Besitzer meinte, er habe da vielleicht was, das mich interessieren könnte -
und jetzt liegt hier vor mir das Tagebuch einer der vermögensten deutsch-amerikanisch-französischen Frauen der vorletzten Jahrhundertwende, Baronin von *, die zwischen München und Paris ein mondänes Leben führte und sporadisch über 37 Jahre mehrsprachig , Zitate, Briefe und Gedanken eintrug, ihr gewidmete Briefe von Autoren und Künstlern und Zeitungsausschnitte über ihre Auftritte einklebte. Dass wir uns richtig verstehen: Keine Publikation über das Tagebuch dieser Dame, sondern das von ihr selbst geschriebene Tagebuch. Und es ist etwas, das danach schreit, Seite für Seite gebloggt zu werden, damit es anders erlebt wird als vom Trottel von einem Erben, der es für ein paar Euro mit einem Haufen anderer Bücher an den Antiquar verkaufte.
Allein: Die fraglichen Familien existieren noch - unter anderem der Depp, der es verschleuderte, ich bin bei sowas immer fassungslos. Das Tagebuch ist bewusst mit einem Schloss versehen, und ich weiss nicht, ob man das veröffentlichen kann, auch über 70 Jahre nach dem Tod der Verfasserin, obwohl es mir nach dem Lesen der ersten Seiten so scheinen mag, als wäre sie, die schon vor hundert Jahren mit dem Auto nach Paris knatterte, und deren Neffe zeitweilig den Geschwindigkeitsweltrekord für Elektrofahrzeuge hielt, mir sicher nicht böse, der ich wegen ihr heute sicher nicht mehr den Ausführungen der vorne powerpointenden Haifische werde folgen können.
und jetzt liegt hier vor mir das Tagebuch einer der vermögensten deutsch-amerikanisch-französischen Frauen der vorletzten Jahrhundertwende, Baronin von *, die zwischen München und Paris ein mondänes Leben führte und sporadisch über 37 Jahre mehrsprachig , Zitate, Briefe und Gedanken eintrug, ihr gewidmete Briefe von Autoren und Künstlern und Zeitungsausschnitte über ihre Auftritte einklebte. Dass wir uns richtig verstehen: Keine Publikation über das Tagebuch dieser Dame, sondern das von ihr selbst geschriebene Tagebuch. Und es ist etwas, das danach schreit, Seite für Seite gebloggt zu werden, damit es anders erlebt wird als vom Trottel von einem Erben, der es für ein paar Euro mit einem Haufen anderer Bücher an den Antiquar verkaufte.
Allein: Die fraglichen Familien existieren noch - unter anderem der Depp, der es verschleuderte, ich bin bei sowas immer fassungslos. Das Tagebuch ist bewusst mit einem Schloss versehen, und ich weiss nicht, ob man das veröffentlichen kann, auch über 70 Jahre nach dem Tod der Verfasserin, obwohl es mir nach dem Lesen der ersten Seiten so scheinen mag, als wäre sie, die schon vor hundert Jahren mit dem Auto nach Paris knatterte, und deren Neffe zeitweilig den Geschwindigkeitsweltrekord für Elektrofahrzeuge hielt, mir sicher nicht böse, der ich wegen ihr heute sicher nicht mehr den Ausführungen der vorne powerpointenden Haifische werde folgen können.
donalphons, 14:11h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 19. November 2007
Die wahrhaft wichtigen Dinge des Lebens
Ein geschmierter Schreiberling wird nicht weiterbeschäftigt? Politknallchargen üben sich im öffentlichen Diskrepieren, statt die Sache ohne Dis-sen zum Staatswohl über die Bühne zu bringen? Und anything goes so weit, dass sich alle meine homosexuellen Bekannten inzwischen fragen, ob Hetentum wirklich so übel ist, wenn man damit den diversen Willwelles in der eigenen Peergroup aus dem Weg gehen kann? Kann sein, aber das alles ist mir egal. Denn ich habe meine Seelenruhe wiedergefunden, die ich am Samstag verlor. Und das kam so.
Nach diesem Glücksgriff war die Geschichte noch nicht vorbei, denn ein paar Tische weiter stand ein komplettes Speiseservice aus einer thüringischen Manufaktur. Und die belegte hier auch über 10 Jahre nach ihrer Insolvenz noch einmal, dass Industriespionage und Produktklau keine Erfindung des 20. Jahrhunderts und kein Monopol Fernasiens sind: Von aussen sah es aus, wie das originale, blaue Zwiebelmuster aus Meissen. Man musste schon genau hinschauen, um an der Oberfläche die Unterschiede zu erkennen, und die Porzellanmarke hinten gab sich die Mühe, Buchstaben als gekreuzte Schwerter erscheinen zu lassen. Billig war es ausserdem, 38 Euro für 20 Teile, mit Terrine und Fleischplatte, aber:
Blaues Zwiebelmuster. Das ist zwar ein Klassiker, und gründet sich formal auf den feinsten Produkten holländischer Fayenceproduktion - mit der sich zeigt, dass man auch in Meissen schon das stahl, was die Holländer wiederum den Chinesen abgeschaut hatten. Die Kette der Begehrlichkeiten jedoch reisst vor meiner Person, denn ich finde trotz meiner fast schon krankhaften Sucht nach asiatisch inspirierten Relikten des Rokoko genau dieses eine Muster wirklich nicht schön. Das heisst, bei 38 Euro fange ich langsam an, doch darüber nachzudenken, und als ich dann 30 Kilometer hinter Würzburg war, verfluchte ich mich für den Gedankengang, dass ich sicher noch was Besseres finden würde, und beim mir der Platz langsam eng wird. Bei nüchterner Betrachtung ist tatsächlich in rund 4 Tafelservicen für 12 Personen definitiv Schluss, und da hätte ich eben doch lieber Roter Drache, Streublumen, Weinlaub, Hutschenreuther Empire und - was? Schon voll? Grausame Welt! Aber doch, wie lange dauert es, bis ich das Gewünschte finde, und in Veitshöchheim stand es als Zwiebelmuster da, für mich, günstig und praktisch neu, und wer weiss: Vielleicht würde es mir gefallen, wenn ich es besässe. Ganz sicher sogar, und die Farbe würde vielleicht schon - mit passender Tischdecke - ins Esszimmer passen, und so fuhr ich mit leicht gekränktem Glück über das erstandene Silber nach Hause. Am nächsten Morgen fluchte ich meiner Sparsamkeit, stieg in den Wagen, fuhr zum nächsten Flohmarkt, und was soll ich sagen:

Hutschenreuther Maria Theresia Weinlaub, es ist eine echte Schande, dass sie es nicht mehr machen, denn es ist das Herbstdekor schlechthin. Davon jedoch stand ein komplettes Service mit Terrine, Salatschale, Sauciere - eine doppelhenklige Sauciere mit zwei Schnäbeln, manieristischer geht es kaum! - diversen Platten und kleinen Tellern für 6 Personen auf schwarzem, höchste Preise befürchten lassendem Samt, weshalb ich wahrscheinlich der erste war, der zu fragen wagte. Der Preis? Nun, kein Zehntel dessen, was man neu zahlen würde, und ein weiteres gefülltes Fach imPrunkRundschrank. Wo es in Weiss und Grün perfekt zu den Farben des Raumes passt.

Das ist wirklich wichtig, das war die Neuigkeit des Tages. Und im Gegensatz zu den Vorbesitzern, die in den vergangenen 70, 80 Jahren nicht das kleinste Kratzerchen auf den spiegelnden Innenflächen hinterlassen haben, wird es hier auch benutzt.
Nach diesem Glücksgriff war die Geschichte noch nicht vorbei, denn ein paar Tische weiter stand ein komplettes Speiseservice aus einer thüringischen Manufaktur. Und die belegte hier auch über 10 Jahre nach ihrer Insolvenz noch einmal, dass Industriespionage und Produktklau keine Erfindung des 20. Jahrhunderts und kein Monopol Fernasiens sind: Von aussen sah es aus, wie das originale, blaue Zwiebelmuster aus Meissen. Man musste schon genau hinschauen, um an der Oberfläche die Unterschiede zu erkennen, und die Porzellanmarke hinten gab sich die Mühe, Buchstaben als gekreuzte Schwerter erscheinen zu lassen. Billig war es ausserdem, 38 Euro für 20 Teile, mit Terrine und Fleischplatte, aber:
Blaues Zwiebelmuster. Das ist zwar ein Klassiker, und gründet sich formal auf den feinsten Produkten holländischer Fayenceproduktion - mit der sich zeigt, dass man auch in Meissen schon das stahl, was die Holländer wiederum den Chinesen abgeschaut hatten. Die Kette der Begehrlichkeiten jedoch reisst vor meiner Person, denn ich finde trotz meiner fast schon krankhaften Sucht nach asiatisch inspirierten Relikten des Rokoko genau dieses eine Muster wirklich nicht schön. Das heisst, bei 38 Euro fange ich langsam an, doch darüber nachzudenken, und als ich dann 30 Kilometer hinter Würzburg war, verfluchte ich mich für den Gedankengang, dass ich sicher noch was Besseres finden würde, und beim mir der Platz langsam eng wird. Bei nüchterner Betrachtung ist tatsächlich in rund 4 Tafelservicen für 12 Personen definitiv Schluss, und da hätte ich eben doch lieber Roter Drache, Streublumen, Weinlaub, Hutschenreuther Empire und - was? Schon voll? Grausame Welt! Aber doch, wie lange dauert es, bis ich das Gewünschte finde, und in Veitshöchheim stand es als Zwiebelmuster da, für mich, günstig und praktisch neu, und wer weiss: Vielleicht würde es mir gefallen, wenn ich es besässe. Ganz sicher sogar, und die Farbe würde vielleicht schon - mit passender Tischdecke - ins Esszimmer passen, und so fuhr ich mit leicht gekränktem Glück über das erstandene Silber nach Hause. Am nächsten Morgen fluchte ich meiner Sparsamkeit, stieg in den Wagen, fuhr zum nächsten Flohmarkt, und was soll ich sagen:

Hutschenreuther Maria Theresia Weinlaub, es ist eine echte Schande, dass sie es nicht mehr machen, denn es ist das Herbstdekor schlechthin. Davon jedoch stand ein komplettes Service mit Terrine, Salatschale, Sauciere - eine doppelhenklige Sauciere mit zwei Schnäbeln, manieristischer geht es kaum! - diversen Platten und kleinen Tellern für 6 Personen auf schwarzem, höchste Preise befürchten lassendem Samt, weshalb ich wahrscheinlich der erste war, der zu fragen wagte. Der Preis? Nun, kein Zehntel dessen, was man neu zahlen würde, und ein weiteres gefülltes Fach im

Das ist wirklich wichtig, das war die Neuigkeit des Tages. Und im Gegensatz zu den Vorbesitzern, die in den vergangenen 70, 80 Jahren nicht das kleinste Kratzerchen auf den spiegelnden Innenflächen hinterlassen haben, wird es hier auch benutzt.
donalphons, 17:22h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Samstag, 17. November 2007
Investieren in Edelmetalle mit Don Alphonso
Siebenmal im Feur geklärt
ward dies Silber: so bewährt
ist ein Sinn, den nichts betört.
Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig, II 9
Momentan ist mein ganzer Münchner Bekanntenkreis, der sich teilweise aus Vertretern der Niedergangsgewinner der Immobilienbranche rekrutiert, edelmetallverrückt. Es ist alles so gekommen, wie sie es erwartet haben, aber damit sind nicht nur einige Kunden pleite, man muss sich auch überlegen, wo das erraffte Geld jetzt noch sicher ist. Deshalb kaufen sie Goldbarren und legen sie ins Schliessfach. Sie sind Idioten, das kann ich hier so offen sagen. Denn die Zeit meiner ersten Haifischtransporte in Berlin war auch der Moment der Entdeckung schier unerschöpflichen Silbervorkommen des Schöneberger Flohmarkts und des Antikmarkts an der Strasse des 17. Juni. Damals knallte ich meine Honorare für das Fahren und Informieren weitgehend komplett für Silber raus, mittelfristig mit garstigem Verhandeln nach dem Motto: Maximal das Doppelte vom Materialwert bezahlen. Damals stand das Silber als reines Material zwischen 14 und 17 Euro für 100 Gramm. Sprich, wenn ich sechs 830er Feinsilberkuchengabeln mit einem Gesamtgewicht von 120 Gramm für 25 Euro erwarb, erhielt ich praktisch für 15 Euro Silber und für weitere 1o Euro schöne Kuchengabeln, die ich täglich nutze, sowie viel höhnisches Gelächter der Haifische und einiger bloggender Cretins, wenn ich darüber schrieb. Heute stehen 100 Gramm Silber bei ca. 32 Euro, den Rest kann man sich ausrechnen, und der verbleibende Rest sind Idioten, die ihr Geld in, nun, was auch immer investiert haben. Und nun weder Gabeln noch Lust auf Torte haben, in diesen Zeiten.
Having said this, reden wir über den heutigen Tag, der seinen Ausgang in Frankfurt am Main nahm, und zwar wirklich am Mainufer, auf dem dortigen Flohmarkt. Als ich zum ersten Mal dort war, fand ich nichts, beim zweiten Mal im Sommer so viel, dass mir das Geld nicht reichte, und bis man in Frankfurt einen Geldautomaten findet, ist alles schon geschlossen und weggepackt. Diesmal war ich früh und mit Geld dort, fand absolut nichts und sah das als Fingerzeig des Schiscksals, mein Geld lieber in Bücher aus dem Staedel anzulegen: Baldung Grien, Loirearchitektur, Caravaggio und Giovanni Giuliani plünderten mich aus, als wären sie Bewohner der hässlichen Türme von gegenüber, und dergestalt erleichtert lenkte ich meine Schritte und Reifen gen kostenlosen, grandiosen Kunstgeschichtler Porno:

Das hier ist, man mag es auch hier im Grossbild kaum glauben, nicht nur frivol und sittenlos, nein, es ist auch erzkatholisch, im Garten des Sommerschlosses Veitshöchheim, wo die Würzburger Bischöfe des XVIII. Jahrhunderts zeigten, dass sie auch noch ganz anders als nur Ketzerverdammen und Deppenabzocken konnten - und wenn man das mit dem Dreck vergleicht, der aus dem Geld der heute verarschten Deppen der modernen Wirtschaft entsteht, muss man den Bischöfen bei aller Ablehnung ihres Glaubens doch mehr Geschmack und Lust als den amoralischen Päpsten der Geldreligion zugestehen. Nun, angetan hatte es mir neben den Früchten der Natur auch dieses kunstvoll geflochtene Körbchen, das ich schon länger suche. Gut durchgefroren von zwei Stunden im eiskalten Park mit steinkalten Statuen, dachte ich mir, dass man ja mal- auch zur Aufwärmung - einen Blick auf den in der dortigen Mehrzweckhalle stattfindenden "Antikmarkt" werfen könnte. Franken ist ja nicht unbedingt die reichste aller Regionen, aber einen Früchtekorb werden sie schon haben. Und was soll ich sagen? Sie hatten einen geflochtenen Korb (rechts, 2 Euro) und noch etwas anderes:

Fettes XXL-Porno Bild mit feuchten Früchtchen hier gratis anschauen!
Nun, ich habe mit meiner Regel für Silberbewertung etwas gebrochen und musste zum Geldautomaten, der glücklicherweise in Veitshöchheim leichter zu finden ist, als in Frankfurt. Es war teurer, und damit ich es um den Materialpreis gekauft habe, muss schon noch einiges in der Immobilienkrise passieren. Aber - für eine Biedermeierschale kann man es tun, denn dafür war sie nachgerade nachgeschmissen. Ich habe in den letzten Jahren gerade mal drei vergleichbare Stücke (siehe links) kaufen können, denn normalerweise ist sowas nicht auf dem Flohmarkt. Diese Stücke sind sehr leicht und extrem dünn, ihre Herstellung war eine echte Kunst, denn an diesen Schalen ist nichts in Massenfertigung gegossen. Alle feinsten Verzierungen sind aus Blech getrieben und graviert, und dann hinten mit einem weiteren Blch verlötet und sauber verschliffen. Heute und schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts wäre es weitaus billiger gewesen, so etwas massiv zu giessen, aber damals, gegen 1840, waren die paar gesparten Gramm wertvoller als die hochqualifizierte Tagesarbeit, die sich der Juwelier allein mit dem Materialsparen machen musste.

Man kann Kunst und Lust nicht in Gewicht und Materialpreis ausdrücken. Kunst und Vergnügen lassen sich nicht beziffern, und genau deshalb würde ich als Silberspezialist raten: Ja, es ist klug, Silber zu kaufen. Aber nur in Formen, an denen man sich erfreuen kann. Geld ist nichts. Freude ist alles.
Alles, was Deppen nicht begreifen.
ward dies Silber: so bewährt
ist ein Sinn, den nichts betört.
Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig, II 9
Momentan ist mein ganzer Münchner Bekanntenkreis, der sich teilweise aus Vertretern der Niedergangsgewinner der Immobilienbranche rekrutiert, edelmetallverrückt. Es ist alles so gekommen, wie sie es erwartet haben, aber damit sind nicht nur einige Kunden pleite, man muss sich auch überlegen, wo das erraffte Geld jetzt noch sicher ist. Deshalb kaufen sie Goldbarren und legen sie ins Schliessfach. Sie sind Idioten, das kann ich hier so offen sagen. Denn die Zeit meiner ersten Haifischtransporte in Berlin war auch der Moment der Entdeckung schier unerschöpflichen Silbervorkommen des Schöneberger Flohmarkts und des Antikmarkts an der Strasse des 17. Juni. Damals knallte ich meine Honorare für das Fahren und Informieren weitgehend komplett für Silber raus, mittelfristig mit garstigem Verhandeln nach dem Motto: Maximal das Doppelte vom Materialwert bezahlen. Damals stand das Silber als reines Material zwischen 14 und 17 Euro für 100 Gramm. Sprich, wenn ich sechs 830er Feinsilberkuchengabeln mit einem Gesamtgewicht von 120 Gramm für 25 Euro erwarb, erhielt ich praktisch für 15 Euro Silber und für weitere 1o Euro schöne Kuchengabeln, die ich täglich nutze, sowie viel höhnisches Gelächter der Haifische und einiger bloggender Cretins, wenn ich darüber schrieb. Heute stehen 100 Gramm Silber bei ca. 32 Euro, den Rest kann man sich ausrechnen, und der verbleibende Rest sind Idioten, die ihr Geld in, nun, was auch immer investiert haben. Und nun weder Gabeln noch Lust auf Torte haben, in diesen Zeiten.
Having said this, reden wir über den heutigen Tag, der seinen Ausgang in Frankfurt am Main nahm, und zwar wirklich am Mainufer, auf dem dortigen Flohmarkt. Als ich zum ersten Mal dort war, fand ich nichts, beim zweiten Mal im Sommer so viel, dass mir das Geld nicht reichte, und bis man in Frankfurt einen Geldautomaten findet, ist alles schon geschlossen und weggepackt. Diesmal war ich früh und mit Geld dort, fand absolut nichts und sah das als Fingerzeig des Schiscksals, mein Geld lieber in Bücher aus dem Staedel anzulegen: Baldung Grien, Loirearchitektur, Caravaggio und Giovanni Giuliani plünderten mich aus, als wären sie Bewohner der hässlichen Türme von gegenüber, und dergestalt erleichtert lenkte ich meine Schritte und Reifen gen kostenlosen, grandiosen Kunstgeschichtler Porno:

Das hier ist, man mag es auch hier im Grossbild kaum glauben, nicht nur frivol und sittenlos, nein, es ist auch erzkatholisch, im Garten des Sommerschlosses Veitshöchheim, wo die Würzburger Bischöfe des XVIII. Jahrhunderts zeigten, dass sie auch noch ganz anders als nur Ketzerverdammen und Deppenabzocken konnten - und wenn man das mit dem Dreck vergleicht, der aus dem Geld der heute verarschten Deppen der modernen Wirtschaft entsteht, muss man den Bischöfen bei aller Ablehnung ihres Glaubens doch mehr Geschmack und Lust als den amoralischen Päpsten der Geldreligion zugestehen. Nun, angetan hatte es mir neben den Früchten der Natur auch dieses kunstvoll geflochtene Körbchen, das ich schon länger suche. Gut durchgefroren von zwei Stunden im eiskalten Park mit steinkalten Statuen, dachte ich mir, dass man ja mal- auch zur Aufwärmung - einen Blick auf den in der dortigen Mehrzweckhalle stattfindenden "Antikmarkt" werfen könnte. Franken ist ja nicht unbedingt die reichste aller Regionen, aber einen Früchtekorb werden sie schon haben. Und was soll ich sagen? Sie hatten einen geflochtenen Korb (rechts, 2 Euro) und noch etwas anderes:

Fettes XXL-Porno Bild mit feuchten Früchtchen hier gratis anschauen!
Nun, ich habe mit meiner Regel für Silberbewertung etwas gebrochen und musste zum Geldautomaten, der glücklicherweise in Veitshöchheim leichter zu finden ist, als in Frankfurt. Es war teurer, und damit ich es um den Materialpreis gekauft habe, muss schon noch einiges in der Immobilienkrise passieren. Aber - für eine Biedermeierschale kann man es tun, denn dafür war sie nachgerade nachgeschmissen. Ich habe in den letzten Jahren gerade mal drei vergleichbare Stücke (siehe links) kaufen können, denn normalerweise ist sowas nicht auf dem Flohmarkt. Diese Stücke sind sehr leicht und extrem dünn, ihre Herstellung war eine echte Kunst, denn an diesen Schalen ist nichts in Massenfertigung gegossen. Alle feinsten Verzierungen sind aus Blech getrieben und graviert, und dann hinten mit einem weiteren Blch verlötet und sauber verschliffen. Heute und schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts wäre es weitaus billiger gewesen, so etwas massiv zu giessen, aber damals, gegen 1840, waren die paar gesparten Gramm wertvoller als die hochqualifizierte Tagesarbeit, die sich der Juwelier allein mit dem Materialsparen machen musste.

Man kann Kunst und Lust nicht in Gewicht und Materialpreis ausdrücken. Kunst und Vergnügen lassen sich nicht beziffern, und genau deshalb würde ich als Silberspezialist raten: Ja, es ist klug, Silber zu kaufen. Aber nur in Formen, an denen man sich erfreuen kann. Geld ist nichts. Freude ist alles.
Alles, was Deppen nicht begreifen.
donalphons, 23:03h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 12. November 2007
Am Sonntag wollen sie den Süssen verramschen gehn
Mitte der 80er Jahre hat ein Antiquariat in Schwabing eine Sammlung von historischen, handkolorierten Pflanzen- und Kräuterbüchern vom XVI. bis XVIII. Jahrhundert erworben und zerlegt. Das ist einerseits ein Verbrechen am Buch, andererseits aber gab der Markt dem Antiquariat recht: Die Kräuterholzschnitte und Kupeferdrucke erhielten sehr feine Rahmen mit bräunlichen Farbtönen und Blattgoldauflage, ein Bapperl des Antiquariats und atemberaubende Preisschilder. Dennoch entwickelten sich diese Bilder zum Verkaufsschlager und beliebten Geschenk dessen, was man schon damals kaum mehr als bessere Gesellschaft bezeichnen konnte; eine Weile konnte man kaum in eine Grünwalder Küche gehen, ohne nicht ein paar dieser Bilder zu sehen, die perfekt zu den damals noch modernen, rustikalen Küchen passten.
Doch der Geschmack ändert sich, und die, die sich dergleichen vor 20 Jahren leisteten, ziehen um in die Seniorenresidenz, oder gleich auf den Friedhof. Seit ungefähr drei Jahren finde ich diese Stiche mit den charakteristischen Rahmen und Bapperl auf den Flohmärkten der Region München, und zu mitunter so günstigen Preisen, dass ich mir im letzten Jahr 10 Stück für meine Küche gekauft habe. Gestern nun fand ich das elfte Exemplar, eine Glockenblume auf dem Bild unten rechts, die den Besitzer nicht mehr gegen Halsleiden schützen konnte, denn sie stammt aus einem Nachlass.

Es war kalt, regnerisch, und ich war in Eile, und als der Verkäufer meinte, er hätte da auch noch ein paar Rahmen aus der gleichen Quelle, die ich für einen Euro das Stück haben könnte, griff ich zu, ohne genau hinzuschauen. Gold, verziert mit Messingbeschlägen an der Ecke, intakte Gläser, kann man immer brauchen, zumal sie identisch sind. Man muss nur die alten Photos herausnehmen und kann sie für Drucke verwenden. Dachte ich, bis ich mir die Bilder genauer anschaute. Und das lässt mich fassungslos zurück. Denn ich kann irgendwo nachvollziehen, dass Druckgraphik des XVIII. Jahrhunderts nicht jedermanns Sache ist. Ich kann verstehen, dass manche den Wert dieser Stücke nicht kennen und es einfach so weggeben, weil sie damit nichts verbinden. Aber wenn ich so verdammt coole Bilder meiner Verwandtschaft vom Segeln auf dem Starnberger See in den 20er Jahren hätte, dann würde ich sie unter allen Umständen und für den Preis eines Erbschaftskriegs ergeiern wollen:

Ich mein: Wie cool ist das. Ein schnuckliges Holzsegelboot wie aus dem Gassenhauer, mit dem Namen "Fledermaus", siehe die leichte Operette. Ein idealer, enorm stilsicherer Erbonkel ganz in Weiss, mit Kapitänsmütze. Man sieht den Glanz des Bootslacks, man erahnt das gleissende Weiss der Segel an einem schönen Tag zwischen Starnberg und Percha, und im Süden müssen sich die Alpen majestätisch erhoben haben. Wer weiss, ob das Photo nicht die Süsse gemacht hat, die nach dem Knipsen mitgefahren ist, ihre Zehen in das warme Wasser streckte, und Schlager der Zeit vor sich hinpfiff; es muss jedenfalls ein toller Tag gewesen sein, sonst hätte man es nicht abgelichtet, gerahmt und 80 Jahre bewahrt, bis eben jetzt. Es ist eine Familiengeschichte, auf die man nur neidisch sein kann, wenn der eigene Clan zu dieser Zeit allenfalls Faltboot fuhr und die meiste Zeit mit stinkenden Automobilen und Motorrädern in die Wälder knatterte, um mögllichst grosse Hirsche abzuknallen, oder mal wieder den Steyr XII mit seiner anfälligen Lenkung (never trust an Ösi!) in den Strassengraben zu pilotieren. Auch da gibt es Bilder, die Geweihe haben sich erhalten, aber ich würde das nie aufhängen, zu fern ist mir diese Art Vergnügen. Diesen meinen adoptieren Erbonkel und seinen Tollen Tag - den hänge ich selbstverständlich auf.
Und fluche derer, die ihn nicht zu schätzen wussten. Denn so geht man mit Erbonkeln einfach nicht um.
Doch der Geschmack ändert sich, und die, die sich dergleichen vor 20 Jahren leisteten, ziehen um in die Seniorenresidenz, oder gleich auf den Friedhof. Seit ungefähr drei Jahren finde ich diese Stiche mit den charakteristischen Rahmen und Bapperl auf den Flohmärkten der Region München, und zu mitunter so günstigen Preisen, dass ich mir im letzten Jahr 10 Stück für meine Küche gekauft habe. Gestern nun fand ich das elfte Exemplar, eine Glockenblume auf dem Bild unten rechts, die den Besitzer nicht mehr gegen Halsleiden schützen konnte, denn sie stammt aus einem Nachlass.

Es war kalt, regnerisch, und ich war in Eile, und als der Verkäufer meinte, er hätte da auch noch ein paar Rahmen aus der gleichen Quelle, die ich für einen Euro das Stück haben könnte, griff ich zu, ohne genau hinzuschauen. Gold, verziert mit Messingbeschlägen an der Ecke, intakte Gläser, kann man immer brauchen, zumal sie identisch sind. Man muss nur die alten Photos herausnehmen und kann sie für Drucke verwenden. Dachte ich, bis ich mir die Bilder genauer anschaute. Und das lässt mich fassungslos zurück. Denn ich kann irgendwo nachvollziehen, dass Druckgraphik des XVIII. Jahrhunderts nicht jedermanns Sache ist. Ich kann verstehen, dass manche den Wert dieser Stücke nicht kennen und es einfach so weggeben, weil sie damit nichts verbinden. Aber wenn ich so verdammt coole Bilder meiner Verwandtschaft vom Segeln auf dem Starnberger See in den 20er Jahren hätte, dann würde ich sie unter allen Umständen und für den Preis eines Erbschaftskriegs ergeiern wollen:

Ich mein: Wie cool ist das. Ein schnuckliges Holzsegelboot wie aus dem Gassenhauer, mit dem Namen "Fledermaus", siehe die leichte Operette. Ein idealer, enorm stilsicherer Erbonkel ganz in Weiss, mit Kapitänsmütze. Man sieht den Glanz des Bootslacks, man erahnt das gleissende Weiss der Segel an einem schönen Tag zwischen Starnberg und Percha, und im Süden müssen sich die Alpen majestätisch erhoben haben. Wer weiss, ob das Photo nicht die Süsse gemacht hat, die nach dem Knipsen mitgefahren ist, ihre Zehen in das warme Wasser streckte, und Schlager der Zeit vor sich hinpfiff; es muss jedenfalls ein toller Tag gewesen sein, sonst hätte man es nicht abgelichtet, gerahmt und 80 Jahre bewahrt, bis eben jetzt. Es ist eine Familiengeschichte, auf die man nur neidisch sein kann, wenn der eigene Clan zu dieser Zeit allenfalls Faltboot fuhr und die meiste Zeit mit stinkenden Automobilen und Motorrädern in die Wälder knatterte, um mögllichst grosse Hirsche abzuknallen, oder mal wieder den Steyr XII mit seiner anfälligen Lenkung (never trust an Ösi!) in den Strassengraben zu pilotieren. Auch da gibt es Bilder, die Geweihe haben sich erhalten, aber ich würde das nie aufhängen, zu fern ist mir diese Art Vergnügen. Diesen meinen adoptieren Erbonkel und seinen Tollen Tag - den hänge ich selbstverständlich auf.
Und fluche derer, die ihn nicht zu schätzen wussten. Denn so geht man mit Erbonkeln einfach nicht um.
donalphons, 13:56h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Montag, 5. November 2007
Adäquates Foodsexspielzeug
Meine Bekannte Iris ist, wie ihre Freundin Susi auch, eine miserable Haushälterin. Es ist nicht so, dass sie es nicht könnten, doch die Vorsehung hat sie mit Clans ausgerüstet, die mit Geld und Muttern Hände dafür sorgen, dass die Töchter nicht müssen, wenn sie nicht wollen - und sie wollen so gar nicht. Die Befreiung der Frau aus der Küchenknechtschaft hat Convenience Dreckfood hervorgebracht, die Mikrowelle und den ledigen Freund, bei dem man einfach so zum Essen vorbei kommen kann. Was der Abbe des XVIII. Jahrhunderts noch mit Aufklärung an Anziehungskräften zu entwickeln wusste, ist zum Tischgespräch herabgesunken, über dem eigentlichen Anlass, der eher Gargantuas Wünschen nach Tarte, Wein und Süssem entspricht. Der geneigte Leser ahnt es vielleicht: In der Rolle des Kochs findet sich oft, zu oft der Verfasser dieser Zeilen wieder.
Vorbei auch die Tage, da man den Koch alleine werkeln liess; heute flattern Gäste durch die Küche, saufen den Wein schon vorher weg, hetzen, weil ihnen schon ein wenig schummrig ist, fressen Zutaten vor dem Kochen und streiten darüber, ob man nun Ingwer hinzufügen darf (Susi) oder nicht (Iris, die Ingwer hasst, aber noch nie herausgeschmeckt hat, wenn ich ihn verwendet habe). Kurz, sie stören, wie sie nur können, doch nur an einem Punkt stören sie so, dass der Koch überlegt, nach dem Rattengift zu greifen: Wenn es nämlich um das Sieb geht.
Und um das Sieb geht es oft, denn ich habe keines. Was ich allerdings habe, ist ein enormes Geschick, Flüssigkeiten ohne Sieb abzugiessen. Ein Messer und eine Gabel reichen mir allein immer, um Pasta abzuseihen, gekochte Pilze trockenzulegen und Salat zu reinigen, ohne dass etwas unschön in die Spüle danebenklatscht. Mit zunehmenden Mengen wird das schwieriger, und mit Iris und Susi gleichzeitig kann ich nicht verhehlen, dass es hin und wieder von Versagen kündenden Platschgeräuschen kommt. Und als wäre es nicht schon demütigend genug, die Trüffeltriangoli aus der Spüle zu fischen, wird auf den billigen Plätzen darüber diskutiert, mir das nächste Mal aus der jeweils eigenen, ungenutzten Küche ein Sieb mitzubringen. Alles erklären, dass ich die sportliche Herausforderung schätze und ihr Plastik- und Edelstahlmüll in meiner Küche keinen Platz findet, hilft bei derlei Abmachungen nicht weiter, sie insistieren stets auf die Anschaffung eines - am besten babyblau- oder rosa gefärbten - Utensils für kukinöse 2-Minuten-Weicheier. Dann serviere ich, und wir reden darüber, wessen Frau nächstes Jahr was mit dem Golflehrer haben wird. Aber nun hat all die Drohung mit 1,99-Euro-Plasikkrempel von Tchibos Shanghai-Connection jeden Schrecken verloren, denn: Ich habe selbst ein Sieb gekauft!

Weil Porno kostenlos sich grosser Beliebtheit erfreut, hier nochmal in hoher Auflösung.
Und zwar eines, das in meine Küche passt, vom Trödel, ein Kupfersieb mit Holzgriff wie aus einem Küchenbild von Joachim Wtewael, und es enthält sicher nicht mehr krebserregende und gesundheitsgefährdende Stoffe, als das in Fernost gepresste Zeug, das man in den Starterpaketen, Resterampen, Supermärkten und anderen Konsumhöllen findet, mit dem Aufdruck "German Technology" oder "Deutsches Qualitätsdesign". Wenn wir schon über Qualität reden: So müssen Siebe aussehen, handgedrillt müssen die Löcher sein, und mit dem sagenhaft langen Stil, einem wahren Witwentröster, kann man den Inhalt durch die Luft werfen, dass es beim Auftreffen feucht klatscht wie
nun, das überlasse man der Phantasie des Lesers, dem zu wünschen ist, dass er dieses Jahr auch genug Pfifferlinge in Ingwer-Butterschaum und Saint Ceols bekommen hat, denn das ist mit dem heutigen Tag vorbei, diese Trüffeltriangoli sind die letzten, die damit verfeinert werden, und ich esse sie allein - schlecht für Iris und Susi, aber mein Mitleid wäre grösser, hätten sie mich in der Vergangenheit nicht mit Sieben aus Kunststoff bedroht.
Vorbei auch die Tage, da man den Koch alleine werkeln liess; heute flattern Gäste durch die Küche, saufen den Wein schon vorher weg, hetzen, weil ihnen schon ein wenig schummrig ist, fressen Zutaten vor dem Kochen und streiten darüber, ob man nun Ingwer hinzufügen darf (Susi) oder nicht (Iris, die Ingwer hasst, aber noch nie herausgeschmeckt hat, wenn ich ihn verwendet habe). Kurz, sie stören, wie sie nur können, doch nur an einem Punkt stören sie so, dass der Koch überlegt, nach dem Rattengift zu greifen: Wenn es nämlich um das Sieb geht.
Und um das Sieb geht es oft, denn ich habe keines. Was ich allerdings habe, ist ein enormes Geschick, Flüssigkeiten ohne Sieb abzugiessen. Ein Messer und eine Gabel reichen mir allein immer, um Pasta abzuseihen, gekochte Pilze trockenzulegen und Salat zu reinigen, ohne dass etwas unschön in die Spüle danebenklatscht. Mit zunehmenden Mengen wird das schwieriger, und mit Iris und Susi gleichzeitig kann ich nicht verhehlen, dass es hin und wieder von Versagen kündenden Platschgeräuschen kommt. Und als wäre es nicht schon demütigend genug, die Trüffeltriangoli aus der Spüle zu fischen, wird auf den billigen Plätzen darüber diskutiert, mir das nächste Mal aus der jeweils eigenen, ungenutzten Küche ein Sieb mitzubringen. Alles erklären, dass ich die sportliche Herausforderung schätze und ihr Plastik- und Edelstahlmüll in meiner Küche keinen Platz findet, hilft bei derlei Abmachungen nicht weiter, sie insistieren stets auf die Anschaffung eines - am besten babyblau- oder rosa gefärbten - Utensils für kukinöse 2-Minuten-Weicheier. Dann serviere ich, und wir reden darüber, wessen Frau nächstes Jahr was mit dem Golflehrer haben wird. Aber nun hat all die Drohung mit 1,99-Euro-Plasikkrempel von Tchibos Shanghai-Connection jeden Schrecken verloren, denn: Ich habe selbst ein Sieb gekauft!

Weil Porno kostenlos sich grosser Beliebtheit erfreut, hier nochmal in hoher Auflösung.
Und zwar eines, das in meine Küche passt, vom Trödel, ein Kupfersieb mit Holzgriff wie aus einem Küchenbild von Joachim Wtewael, und es enthält sicher nicht mehr krebserregende und gesundheitsgefährdende Stoffe, als das in Fernost gepresste Zeug, das man in den Starterpaketen, Resterampen, Supermärkten und anderen Konsumhöllen findet, mit dem Aufdruck "German Technology" oder "Deutsches Qualitätsdesign". Wenn wir schon über Qualität reden: So müssen Siebe aussehen, handgedrillt müssen die Löcher sein, und mit dem sagenhaft langen Stil, einem wahren Witwentröster, kann man den Inhalt durch die Luft werfen, dass es beim Auftreffen feucht klatscht wie
nun, das überlasse man der Phantasie des Lesers, dem zu wünschen ist, dass er dieses Jahr auch genug Pfifferlinge in Ingwer-Butterschaum und Saint Ceols bekommen hat, denn das ist mit dem heutigen Tag vorbei, diese Trüffeltriangoli sind die letzten, die damit verfeinert werden, und ich esse sie allein - schlecht für Iris und Susi, aber mein Mitleid wäre grösser, hätten sie mich in der Vergangenheit nicht mit Sieben aus Kunststoff bedroht.
donalphons, 00:09h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Dienstag, 30. Oktober 2007
Wozu Muscheln,
fragte der Begleiter, und bekam einen grösseren Exkurs über südpazifische Muscheln als Luxusgegenstand des XVII. Jahrhunderts sowie ihres Erwerbs und der damit verbundenen potentiellen Aufstiegschancen einerseits und den üblichen Hype mit folgendem Crash andererseits zu hören, den zu ersparen ich meinen Lesern eigentlich nicht vorhatte; jedoch ruft mich die Pflicht gen München, und deshalb, um es kurz zu machen: Wozu Muscheln?

Für Foodporn-Arrangements im Stile der Prunkstilleben natürlich! Muscheln dürfen wie Imariporzellan und Silber keinesfalls fehlen, und im Vergleich zu den Holländern, die sich zu Willem Kalfs Zeiten für die an sich wertlosen Meeresformen ruinierten, erfreut uns heute die alte Preziose für ein paar Euro. Globalisierung, wie ich sie mag.

Für Foodporn-Arrangements im Stile der Prunkstilleben natürlich! Muscheln dürfen wie Imariporzellan und Silber keinesfalls fehlen, und im Vergleich zu den Holländern, die sich zu Willem Kalfs Zeiten für die an sich wertlosen Meeresformen ruinierten, erfreut uns heute die alte Preziose für ein paar Euro. Globalisierung, wie ich sie mag.
donalphons, 13:33h
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: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :
Sonntag, 28. Oktober 2007
Von drauß' vom Trödel komm ich her;
Ich muß euch sagen, es w*ihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tapetentischen
Sah ich goldene Lichtlein kitschen;
Und droben unterm Himmelstor
krochen eisig kalte Nebelschwaden hervor,
Und wie ich so strolcht durch Kugel und Lametta,
Da riss mich ein Ruf aus dem Denken an Vendetta.

»Don Alphonso«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Vorstadtweiber fangen das gieren an,
der Unterleib wird Schenkenden aufgetan,
Alt' und ganz alt wollen nun
um Hals und Arme deine Perlenketten tun;
Denn es soll wieder W*ihnachten werden!«

Ich sprach: »Willste was in deine Fresse,
ich pfeif auf geödete Mama und auf Elitesse;
Was soll ich schenken, kaufen und trennen in der Stadt,
Wo's blitzschnell uneheliche Kinder hat.«
- »Ey Alder, was isn los mit dir?«
Ich sprach: »Schau doch in der Spiesser Hirne hier;
Bildung, Geist und Charakter sind weltenfern,
die haben nur Bigottes und Verlognes gern.«

- »Hast denn auch für die Blogger bei dir?«
Ich sprach: »Der Cat Content, der ist hier;
Doch auch ein Knüppel für Canaillen, die schlechten,
Mit Koofmichs und Adicals werd ich weiter fechten.«
Der Freak da oben sprach: »So ist es recht;
mach sie jetzt platt, mein treuer Knecht!«
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es w*ihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find!
Sind hier Kretins, die ich heute schind?
Allüberall auf den Tapetentischen
Sah ich goldene Lichtlein kitschen;
Und droben unterm Himmelstor
krochen eisig kalte Nebelschwaden hervor,
Und wie ich so strolcht durch Kugel und Lametta,
Da riss mich ein Ruf aus dem Denken an Vendetta.

»Don Alphonso«, rief es, »alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Vorstadtweiber fangen das gieren an,
der Unterleib wird Schenkenden aufgetan,
Alt' und ganz alt wollen nun
um Hals und Arme deine Perlenketten tun;
Denn es soll wieder W*ihnachten werden!«

Ich sprach: »Willste was in deine Fresse,
ich pfeif auf geödete Mama und auf Elitesse;
Was soll ich schenken, kaufen und trennen in der Stadt,
Wo's blitzschnell uneheliche Kinder hat.«
- »Ey Alder, was isn los mit dir?«
Ich sprach: »Schau doch in der Spiesser Hirne hier;
Bildung, Geist und Charakter sind weltenfern,
die haben nur Bigottes und Verlognes gern.«

- »Hast denn auch für die Blogger bei dir?«
Ich sprach: »Der Cat Content, der ist hier;
Doch auch ein Knüppel für Canaillen, die schlechten,
Mit Koofmichs und Adicals werd ich weiter fechten.«
Der Freak da oben sprach: »So ist es recht;
mach sie jetzt platt, mein treuer Knecht!«
Von drauß' vom Walde komm ich her;
Ich muß euch sagen, es w*ihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find!
Sind hier Kretins, die ich heute schind?
donalphons, 23:00h
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Donnerstag, 25. Oktober 2007
Die Apliken, die Sitzung und die Freiheit der Gedanken
Neben so praktischen, aber eigentlich von mir nicht besonders geschätzten Aspekten wie "Gelderwerb", zu denen ich trotz nicht ganz kleiner elterlicher Immobilien gezwungen bin (wie angenehm muss es damals im Jordantal unter all den Trauben allein mit Milch, Honig und Amalekiterin gewesen sein), haben längere Meetings mit wichtigtuenden LLPs den Vorteil, dass sie in zwei Teile zerfallen: Die Lügen, die man sich nicht mehr anhören muss, weil man sie schon kennt, und die wenigen Minuten, in denen es ans Eingemachte geht. Dann fliegen die Fetzen, es wird laut und unangenehm, Türen werden geknallt, und am Ende geht man mit einem Hausverbot und ein paar neuen Mandanten raus. Die andere Zeit jedoch kann man überlegen, die Gedanken schweifen lassen -
zum Beispiel zu den Fehlkäufen der letzten Wochen. Ich kaufe in der Regel nach Gelegenheit und plötzlicher Gier; wenn ich es sehe, weiss ich, das ich es noch nicht mal kannte, aber eigentlich schon immer haben wollte, und nehme es natürlich. A Platzerl findt se imma, sagte meine Grossmutter, und sie hatte natürlich - wie immer - recht. Nur bei den Apliken nicht, die ich aus einer Kiste eines ländlichen Trödelmarktes zug. Feuervergoldete Bronzeapliken, einflammig, wirklich schön - aber seit drei Wochen suche ich vergebens einen Platz dafür. Die Erleuchtung kam während des Vortrags des Geschäftsberichts zum Punkt "Anlegereinlullendes, um sie nachher mit Nachzahlung abzuzocken":

Rechts und links von den Fenstern natürlich, damit die anderen Apliken neben dem Spiegel nicht so einen einsamen Lichtklops in der Mitte bilden. So, wie das eben in derartigen Gebäuden üblich war. Drei Wochen boin ich verblödet daran vorbeigelaufen, und erst, als es um einen Scheinmietvertrag ging, kam die Lösung.
Eine Aplik habe ich noch. Und einen unerwarteten Auftrag, der moch schon wieder nach München zwingt. Vielleicht klappt es auch diesmal, wer weiss.
zum Beispiel zu den Fehlkäufen der letzten Wochen. Ich kaufe in der Regel nach Gelegenheit und plötzlicher Gier; wenn ich es sehe, weiss ich, das ich es noch nicht mal kannte, aber eigentlich schon immer haben wollte, und nehme es natürlich. A Platzerl findt se imma, sagte meine Grossmutter, und sie hatte natürlich - wie immer - recht. Nur bei den Apliken nicht, die ich aus einer Kiste eines ländlichen Trödelmarktes zug. Feuervergoldete Bronzeapliken, einflammig, wirklich schön - aber seit drei Wochen suche ich vergebens einen Platz dafür. Die Erleuchtung kam während des Vortrags des Geschäftsberichts zum Punkt "Anlegereinlullendes, um sie nachher mit Nachzahlung abzuzocken":

Rechts und links von den Fenstern natürlich, damit die anderen Apliken neben dem Spiegel nicht so einen einsamen Lichtklops in der Mitte bilden. So, wie das eben in derartigen Gebäuden üblich war. Drei Wochen boin ich verblödet daran vorbeigelaufen, und erst, als es um einen Scheinmietvertrag ging, kam die Lösung.
Eine Aplik habe ich noch. Und einen unerwarteten Auftrag, der moch schon wieder nach München zwingt. Vielleicht klappt es auch diesmal, wer weiss.
donalphons, 13:12h
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Freitag, 19. Oktober 2007
Das neue Hardtop
Ich war gestern auf einem Gesellschaftertreffen, nach dem die meisten Anwesenden auf sowas verzichten würden, wenn sie jetzt gegen einen Baum fahren würden. Es ist immer das gleiche: Sie kommen, weil sie glauben, alles sei prima, wundern sich etwas über die Anwesenheit von Leuten der Banken, nehmen erstaunt den gereizten Ton zur Kenntnis, wenn sich manche Anwälte zu Wort melden, und fahren mit dem Gefühl nach Hause, dass sie Monate und Jahre umsonst gearbeitet haben - in einem grossen Wagen, den sie im Fall von unvermeidlichen Nachzahlungen vielleicht gegen was Kleineres eintauschen sollten, Dacia, sagt man, baut hübsch sparsame Autos, und Radeln ist gut für den Kreislauf. Das Haifischtransportgewerbe dagegen floriert prächtig, man gewöhnt sich daran, dass man von der Einfahrt sofort wieder runter zu fahren hat, solange die Geschäftsführung hier noch was zu sagen hat, was aber nicht mehr lang dauern muss. Und irgendwann, das ist sicher, wird auch der Tag kommen, da man sich nicht für alles blöd anreden lassen muss, wo das Umfeld noch aus was anderes besteht als Asozialen und ihrem miserablen Benehmen - Anwälten beim Fingerfood zuschauen etwa ist sehr oft noch unangenehmer, als Franzl, den jüngst ersoffenen Oberaffen des Müncher Tierparks gebraten serviert zu bekommen - und dieser Tag wird in einem offenen Wagen auf einen Alpenpass führen, und dafür gibt es jetzt das hier:

Einen alten Rennfahrerhelm. Ich habe ja durchaus ein Hardtop für das Auto, nur ist es eben gross und macht es definitiv zu, man kann sich darin weder blaue Lippen noch Nebenhöhlenentzündung holen, und so ein personal Hardtop ist genau die richtige Mischung aus Schutz und Schutzlosigkeit; die Wangen werden von der Kälte modisch schlank ausgezehrt, die Ohren bleiben unter dem Leder warm, und ausserdem: Ist es nach vielen vergeblichen Versuchen der erste alte Helm, der auf meinen grossen Kopf passt. Und der von nun an das Wissen schützt, nie, nie, nie in Fonds zu investieren, die angeblich von führenden bayerischen Banken gestützt und gesichert werden. Dellen und Schleifspuren weisen übrigens darauf hin, dass der Helm seinem früheren Besitzer mal das Leben gerettet hat. So eine Art geistige Helmpflicht für Investoren wäre gar nicht mal so doof. Was dem Rennfahrer die zu enge Kurve, ist dem Investor die Gier, und man weiss nie, was hinter der Kurve ist. Lieber mal vom Gas gehen, dann ist die Sicherheit ein hübsches Accessoire, mehr muss es nicht sein.

Einen alten Rennfahrerhelm. Ich habe ja durchaus ein Hardtop für das Auto, nur ist es eben gross und macht es definitiv zu, man kann sich darin weder blaue Lippen noch Nebenhöhlenentzündung holen, und so ein personal Hardtop ist genau die richtige Mischung aus Schutz und Schutzlosigkeit; die Wangen werden von der Kälte modisch schlank ausgezehrt, die Ohren bleiben unter dem Leder warm, und ausserdem: Ist es nach vielen vergeblichen Versuchen der erste alte Helm, der auf meinen grossen Kopf passt. Und der von nun an das Wissen schützt, nie, nie, nie in Fonds zu investieren, die angeblich von führenden bayerischen Banken gestützt und gesichert werden. Dellen und Schleifspuren weisen übrigens darauf hin, dass der Helm seinem früheren Besitzer mal das Leben gerettet hat. So eine Art geistige Helmpflicht für Investoren wäre gar nicht mal so doof. Was dem Rennfahrer die zu enge Kurve, ist dem Investor die Gier, und man weiss nie, was hinter der Kurve ist. Lieber mal vom Gas gehen, dann ist die Sicherheit ein hübsches Accessoire, mehr muss es nicht sein.
donalphons, 00:03h
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Montag, 8. Oktober 2007
Die Zeit der Wilden
Aus der Serie "Dinge die man affig findet, bevor man sie selbst besitzt", gibt es hier ja so einiges. Ich gestehe frank und frei, dass ich meinen aktuellen Wagen als sinnlose PS-Schleuder erachtete, bevor ich ihn als maroden Trümmerhaufen übernahm und wieder zum - massvollen - Laufen brachte. Das erste Blog, das ich bewusst sah, riss mich nicht vom Hocker, zumal ich es fand, weil der Autor einen Beitrag von mir übernommen hatte. Und in einer Epoche vor Nebenhöhlenentzümdung und verschwollenen Augen dachte ich auch, dass die Cabriofahrer mit ihren Roadsterbrillen nur erbärmlich posen. Schals und Kopfbedeckungen waren mir früher ein Graus, heute rede ich mir ein, dass es nicht nur warm, sondern auch schick ist.
Ich werde alt - möglicherweise. Was ich aber immer noch affig finde bei meinen Müncher Kollegen, sind ihre Uh - ihre Zeitdarsteller am Arm. Man kennt das; geleastes Porschloch, aber kein Geld für ordentliche Handschuhe, und an den solariengebräunten Handgelenken eine nachgemachter Quartz-Klumpen aus dem Hause "Fossil", oder eine aus Thailand mitgebrachte Kopie einer 60er-Jahre Grandprix-Uhr. Diese kissenförmigen Dinger mit viel Chrom und sinnlosen Streifen auf dem Zifferblatt, das nur die Stunden nach 12 benennt, man ist ja 68 gewesen und Abends auch mal unterwegs, während man den Morgen verpennt. Manchen ist einfach nichts zu peinlich, dachte ich, als ich auf dem Trödelmarkt ein paar Stände nach den feinsten, weissen Damenautohandschuhen so ein Ding in einer Kiste sah. Bäh, dachte ich, jetzt bauen sie sogar noch die alten, extremen Omax-Uhren von Andre le Marquand nach, die damals schon so indezent waren, dass sie ausser Kunstlederjackenbesitzer mit Ford Escort keiner tragen wollte.

Und sie fälschen sogar das Swiss Made und schreiben 17 Jewels drauf und machen den Stahlrücken nach und verkratzen auch noch das Glas, damit sie original ausschaut... De hod meim Vodda ghead, owa de gfoid eam nimma, de gehd no, ziangses af, gost 10 Eiro, sagte der Herr hinter dem Stand, und zu meiner eigenen Überraschung reichte ihm eine Hand, die dem Ärmel zufolge die meinige sein musste, den verlangten Geldschein. Was soll ich sagen: Sie läuft, sie ist echt, und man kann sich an die Form gewöhnen, auch wenn das Pockenpack der Leopold sowas ähnliches als Quartzaussatz ebenfalls am Handgelenk trägt.
Bleibt also nur noch, die paar als affig empfundenen, winzigen Reste gut zu pflegen. Quartzuhren. Fastfood. Darjeeling. Ikeakäufer. Deutsche Filme. Moderne deutsche Literatur. Neuburg an der Donau. Österreich. Restdeutschland, besonders den Osten. Alle Medien mit Ausnahme der World of Interiors. Serienpleitiers. Kaufblogger ohne und mit Werbung. Alle Branchen ausser vielleicht Stahlbau, ökologische Nahrungsmittel und Restaurierung. Und alle, die jeden Sonntag in die Kirche rennen. Alle Kinderkrieger, Rentenvorsorger, Prekaristen und Opelfahrer. Man sieht: Es ist gar nicht mehr so viel, und wenn ich 10.452 Jahre alt bin, werde ich vielleicht sogar mal milde sein.
In einer schwachen Stunde, ihr Quartzbrockencretins.
Ich werde alt - möglicherweise. Was ich aber immer noch affig finde bei meinen Müncher Kollegen, sind ihre Uh - ihre Zeitdarsteller am Arm. Man kennt das; geleastes Porschloch, aber kein Geld für ordentliche Handschuhe, und an den solariengebräunten Handgelenken eine nachgemachter Quartz-Klumpen aus dem Hause "Fossil", oder eine aus Thailand mitgebrachte Kopie einer 60er-Jahre Grandprix-Uhr. Diese kissenförmigen Dinger mit viel Chrom und sinnlosen Streifen auf dem Zifferblatt, das nur die Stunden nach 12 benennt, man ist ja 68 gewesen und Abends auch mal unterwegs, während man den Morgen verpennt. Manchen ist einfach nichts zu peinlich, dachte ich, als ich auf dem Trödelmarkt ein paar Stände nach den feinsten, weissen Damenautohandschuhen so ein Ding in einer Kiste sah. Bäh, dachte ich, jetzt bauen sie sogar noch die alten, extremen Omax-Uhren von Andre le Marquand nach, die damals schon so indezent waren, dass sie ausser Kunstlederjackenbesitzer mit Ford Escort keiner tragen wollte.

Und sie fälschen sogar das Swiss Made und schreiben 17 Jewels drauf und machen den Stahlrücken nach und verkratzen auch noch das Glas, damit sie original ausschaut... De hod meim Vodda ghead, owa de gfoid eam nimma, de gehd no, ziangses af, gost 10 Eiro, sagte der Herr hinter dem Stand, und zu meiner eigenen Überraschung reichte ihm eine Hand, die dem Ärmel zufolge die meinige sein musste, den verlangten Geldschein. Was soll ich sagen: Sie läuft, sie ist echt, und man kann sich an die Form gewöhnen, auch wenn das Pockenpack der Leopold sowas ähnliches als Quartzaussatz ebenfalls am Handgelenk trägt.
Bleibt also nur noch, die paar als affig empfundenen, winzigen Reste gut zu pflegen. Quartzuhren. Fastfood. Darjeeling. Ikeakäufer. Deutsche Filme. Moderne deutsche Literatur. Neuburg an der Donau. Österreich. Restdeutschland, besonders den Osten. Alle Medien mit Ausnahme der World of Interiors. Serienpleitiers. Kaufblogger ohne und mit Werbung. Alle Branchen ausser vielleicht Stahlbau, ökologische Nahrungsmittel und Restaurierung. Und alle, die jeden Sonntag in die Kirche rennen. Alle Kinderkrieger, Rentenvorsorger, Prekaristen und Opelfahrer. Man sieht: Es ist gar nicht mehr so viel, und wenn ich 10.452 Jahre alt bin, werde ich vielleicht sogar mal milde sein.
In einer schwachen Stunde, ihr Quartzbrockencretins.
donalphons, 23:15h
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