Das neue Hardtop

Ich war gestern auf einem Gesellschaftertreffen, nach dem die meisten Anwesenden auf sowas verzichten würden, wenn sie jetzt gegen einen Baum fahren würden. Es ist immer das gleiche: Sie kommen, weil sie glauben, alles sei prima, wundern sich etwas über die Anwesenheit von Leuten der Banken, nehmen erstaunt den gereizten Ton zur Kenntnis, wenn sich manche Anwälte zu Wort melden, und fahren mit dem Gefühl nach Hause, dass sie Monate und Jahre umsonst gearbeitet haben - in einem grossen Wagen, den sie im Fall von unvermeidlichen Nachzahlungen vielleicht gegen was Kleineres eintauschen sollten, Dacia, sagt man, baut hübsch sparsame Autos, und Radeln ist gut für den Kreislauf. Das Haifischtransportgewerbe dagegen floriert prächtig, man gewöhnt sich daran, dass man von der Einfahrt sofort wieder runter zu fahren hat, solange die Geschäftsführung hier noch was zu sagen hat, was aber nicht mehr lang dauern muss. Und irgendwann, das ist sicher, wird auch der Tag kommen, da man sich nicht für alles blöd anreden lassen muss, wo das Umfeld noch aus was anderes besteht als Asozialen und ihrem miserablen Benehmen - Anwälten beim Fingerfood zuschauen etwa ist sehr oft noch unangenehmer, als Franzl, den jüngst ersoffenen Oberaffen des Müncher Tierparks gebraten serviert zu bekommen - und dieser Tag wird in einem offenen Wagen auf einen Alpenpass führen, und dafür gibt es jetzt das hier:



Einen alten Rennfahrerhelm. Ich habe ja durchaus ein Hardtop für das Auto, nur ist es eben gross und macht es definitiv zu, man kann sich darin weder blaue Lippen noch Nebenhöhlenentzündung holen, und so ein personal Hardtop ist genau die richtige Mischung aus Schutz und Schutzlosigkeit; die Wangen werden von der Kälte modisch schlank ausgezehrt, die Ohren bleiben unter dem Leder warm, und ausserdem: Ist es nach vielen vergeblichen Versuchen der erste alte Helm, der auf meinen grossen Kopf passt. Und der von nun an das Wissen schützt, nie, nie, nie in Fonds zu investieren, die angeblich von führenden bayerischen Banken gestützt und gesichert werden. Dellen und Schleifspuren weisen übrigens darauf hin, dass der Helm seinem früheren Besitzer mal das Leben gerettet hat. So eine Art geistige Helmpflicht für Investoren wäre gar nicht mal so doof. Was dem Rennfahrer die zu enge Kurve, ist dem Investor die Gier, und man weiss nie, was hinter der Kurve ist. Lieber mal vom Gas gehen, dann ist die Sicherheit ein hübsches Accessoire, mehr muss es nicht sein.

Freitag, 19. Oktober 2007, 00:03, von donalphons | |comment

 
Erwischt! Der Text war dafür, um dezent auf die Kopfgröße hinzuweisen.

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Na, wenn das Auto schon keinen Union Jack hat, dann wenigstens der Helm.

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Imperialist(in) ! :(

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Nein, Anglistin.

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Das gehört sich so, aus Familientradition.

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