: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 28. November 2011

Wertschätzung ist relativ.

Ich war nie ein besonderer Freund Bayerns. Überhaupt gibt es viele Bayern, die ihrem Land gegenüber kritisch eingestellt sind, und nur, weil das eine gängige Haltung aller anderen Bewonder des kleindeutschen Reiches ist, fällt das nicht so auf. Sicher, da ist die Landschaft, und die ist wirklich mitunter so, dass man sich nicht vorstellen kann, woanders zu leben. Aber. Und dann kommt eine lange Latte, beinhaltend die Partei, die Kirche, gewisse Mentalitäten, und generell der Eindruck, in einer sehr intoleranten Demokratur zu leben, selbst wenn es einem prima geht. Das war bei mir schon so, seit ich politisch denken kann, und seitdem hat sich diese Haltung auch im Land breit durcghgesetzt. Die CSU von 2011 ist, verglichen mit der CSU von 1999, eine linkskommunistische Veranstaltung. Und trotzdem ist es den Leuten immer noch nicht weitgehend genug.



Der Moment, da ich mir dachte, dass es auch schlimmer sein könnte, war die Landtagswahl in Hessen 1999, die ich als ersten offen rechtsradikalen Putsch in einem Bundesland bezeichnen würde: Was da gelaufen ist, ist in der jüngeren Geschichte der Republik ohne Beispiel, und man sollte an der Stelle ruhig auch mal die aktuellen Neonaziterroristen und ihre Herzensbildung im politischen Umfeld jener Monate betrachten, da jedes Mittel recht war, Nichtinhaber deutscher Pässe auszugrenzen und zu verhetzen. Von einer angenblich demokratisch legitimierten Partei, die exakt gegen jene Integration agitierte, deren Ausbleiben seitdem bejammert wird. Ich komme ja nicht nur aus Bayern, sondern hatte bis zu diesem Zeitraum in zwei Städten mit extrem hohen Anteilen an Zuwanderern gelebt: Bei uns in Bayern geht das eigentlich recht gut. Und was da in Hessen geschah, war so, dass ich mir sagte: CSU ist schlimm, Bayern ist borniert, aber so sind wir dann auch nicht.

Die weitere, eigentlich unfassbare Geschichte des Roland Koch in einem Land, das von seiner Struktur her eigentlich kein schwarzbrauner Sumpf ist, hat dieses "das wäre bei uns nicht möglich"-Gefühl nur weiter verstärkt. "Geholfen" hat da auch die nicht weiter aufgearbeitete schwarzbraune Koaliton in Hamburg: Auch da musste man hier sagen, das hätte es bei uns nicht gegeben. Sicher, Bayern ist schlimm, aber die Erkenntnis war, dass einem das scheinbar überall passieren kann. Von der "SPD" in NRW will ich hier erst gar nicht reden. Warum Bayern für etwas verachten, was andernorts auch nicht besser ist? In Bayern gibt es wenigstens seit 20 Jahren eine Veränderung zum Besseren.



Und seit heute Abend muss ich auch sagen: Sogar unter Rot-Grün wie in Baden-Württemberg und dem Stuttgart21-Irrsinn, der da läuft, würde ich nicht leben wollen. Man hätte den Dafürstimmern sagen müssen, dass sie allein jeden Euro Mehrkosten tragen müssen, der noch kommen wird, dann wäre das Ergebnis vermutlich anders ausgegangen. Aber wie sich hier eine Mehrheit dafür einsetzt, einer Minderheit ihren Park plattzumachen...

ich sag mal: Wenn die CSU hier noch eine Startbahn in München versucht, wird das Land die Betroffenen nicht allein lassen. Man muss die Heimatduseligkeit nicht mögen. Man muss Bayern nicht mögen.

Aber das wäre bei uns so nichtmehr möglich.

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Selber machen

Es ist natürlich Zweckentfremdung, und auch gar nicht mein Ding: Aber mit victorianischen Präsentierplatten kann man feine winterliche Gestecke machen, wenn sie nur schön durchbrochen sind. In die Löcher stekt man die Zweige von Tannen und Efeu, verdreht die im Kreis, ein paar Kugeln und eine Kerze in die Mitte, und schon muss sich kein besuch mehr über die fehlende Stimmung für diese jahreszeit beschweren. Kostet nichts, sieht aber hübsch aus. Kitschig auch, aber das hier ist in den Bergen. Dort rüben liegt Österreich und es hat hier Almen, die Menschen tragen Tracht und der Münchner staut sich: Ein wenig zu viel darf hier schon sein. Wenn es denn sein muss.



Man assimiliert sich leichter an den Kitsch als an das Harte und Brutale, man nimmt das Nette leichter an als das Unfreundliche, und es ist immer noch dezent im Vergleich zu dem, was sonst so in Banken, Kanzleien und Cafes an Wettläufen stattfindet. Ich vermute aber, dass auch hier bald die Grenze zum Gehtnichtmehr erreicht ist; Flohmärkte und Läden warten mit einem Überfluss an Formen auf, der sicher nächstes Jahr umschlagen wird, in Richtung Südtiroler Bergbauernmädchentraum mit Strohsternen. Das könnte ich übrigens auch, aber ich denke, so wie es ist, ist es ein guter Kompromiss, der alle zufrieden stellt. Gäste, ihre Tradition und mich, denn danach stelle ich es wieder weg.

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Ich bin ja auch so ein Imletztenmomentsteigerer

Das ist ganz schrecklich und kommt durch Versteigerungen im Saal, da lernt man das, wobei, lernen ist zu viel gesagt: Da versaut man, und zwar übel. Da sagt man sich dann: Die 50 Euro gehst Du jetzt noch mit. Stell Dich nicht so an. Jetzt oder nie. Willst Du diesem Gipskopf dieses Portrait überlassen? Man will nicht nur das Bild. Man will siegen. Und nicht als armer Schlucker dastehen.

So denkt man, und ich kann sagen: Die Entmenschlichung über das Telefonbieten oder gar im Internet sind nachgerade Befreiungen von sinnlosem Verhalten und schlechten Angewohnheiten in dummdreisten Wettstreiten. Dennoch, realistisch betrachtet, ist auch das Verbleibende an fragwürdigem Verhalten nicht rational, wie ich es mir in der FAZ gerade erklären lassen muss.

Da trifft es sich gut, dass ich jetzt gleich wieder in die Berge fahre, weit weg von allen Versuchungen.

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