Empfehlung heute - Das Reden und das Schweigen

Kitty Koma vergleicht das 2008er Gefühl der grossen Kreditkrise mit dem 2000er Gefühl der scheiternden New Econmy. Ich habe die New Economy gehasst, ich habe die Erfahrungen verabscheut, aber was uns umbringt macht und leichenstarrenhart, und so gesehen nimmt man Erfahrungen mit, die einem in Krisen helfen. Neben Wirtschaftskriminalität sind fundamentale Krisen vermutlich das einzige Ereignis in diesem Sektor, das man nur erfahren, aber nicht erlernen kann.

Würde ich das alles niederschreiben, was mir gerade zu dem Thema einfällt, wäre ich heute nicht fertig geworden. Ich denke, man muss sich grob drei Dinge vor Augen halten, die so deutlich niemand - oder kaum einer - wird sagen wollen:

1. Was immer heute an Bankenrettung global initiiert wird, so gross die Summen auch klingen mögen, mit denen man den Geldkreislauf anheizen möchte: Es sind rückwärtsgewandte Massnahmen, die versuchen, vergangene Verwerfungen mit sehr viel Geld einzuplanieren. Ich glaube nicht, dass es funktioniert. Es gibt noch ein paar sehr eklige Blasen vor uns: Kreditkarten etwa, deren Ausfälle in den USA gerade ansteigen. 1.000 Milliarden Dollar in den USA. Die amerikanische Altersvorsorge, die gerade nicht in der Lage ist, ihr Geld aus Aktiengeschäften zu beziehen. Noch ein paar sehr kurzfristige hundert Milliarden an Nebenwirkungen. Dann der zusammenbrechende Blasenmarkt in Osteuropa, finanziert durch europäische Banken. Multimilliardenrisiken in wenigen Wochen. Als Kirsche auf dem Debakel die Probleme rund um die bankrotte US-Autoindustrie und Morgan Stanley. Das alles ist bislang kaum eingepreist, und ich vermute stark, die Märkte wissen um die Probleme. Wenn es kommt, stehen wir vor der nächsten Vertrauenskrise der Banken - untereinander und gegenüber der Gesellschaft, die nicht nochmal bluten will und muss.

2. Sie muss es vorerst nicht, weil die Billionen, um die es hier geht, nicht von den Chinesen oder Russen kommen, sondern aus der Geldpresse. Es geht nicht ohne Inflation und fallende Kurse gegen ein paar Rettungswährungen. Das Problem wird uns alle langsam mit voller Wucht treffen, wir sind sowas wie der Hummer im Topf, unter dem das Feuer langsam aufgedreht wird. Mit einer Fetzeninflation entwertet man die Kredite, und am Ende wird man die Anteile an den gekauften Banken zu Preisen verkaufen, die relativ gesehen gar nicht so niedrig sind, wie sie nach Einbeziehung der Inflation wären.

3. Perverserweise würde die Antwort auf die Lösung dieser Kreditkrise bedeuten: Weiter Schulden machen. Die Zinsen sind extrem niedrig, es kommt viel Geld auf den Markt, das irgendwohin muss, das Geld und damit die Schulden verlieren extrem an Wert, und wenn man sichere und steigende Einnahmen hat, zahlt man das locker ab. Die Sparer sind die Gearschten bei diesem Spiel. Und das wird sich bitter rächen, wenn die anderen Blasen hochgehen, und man irgendjemand bräuchte, der dann noch die Wirtschaft am laufen erhält.

Das Komische ist: Wenn Politiker halbwegs sauber verkaufbare Ideen haben, werden sie sofort rausposaunt. Die Sprechblasen der letzten Tage, die niemandem weh tun und keine Bedeutung haben, sind ein extrem schlechtes Zeichen.

Sonntag, 12. Oktober 2008, 23:04, von donalphons | |comment

 
"sichere und steigende Einnahmen"

... wen meinst du damit?

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Sicherer Job mit Beteiligung an den Inflationsgewinnen. Bauern, Apotheker, Rechtsanwälte beispielswesie.

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Vielleicht auch Safeknacker ;-)

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Ah geh Don, jetzt bringst genau die Berufsgruppen, zu denen ich nicht unbedingt gehören wollen würde. Apother ächtzen jetzt schon, Bauern werden mit sinkenden Zuschüssen aus Brüssel konfrontiert werden und bei Rechtsanwälten, da kommt es wirklich auf den Kundenstamm an.

Momentan wäre ich gerne Notar in Rosenheim :)

EDIT_ Ich heirat jetzt einfach reich ein, kein Problem. Schlößchen mit 200ha Wald.

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Apotheker sind ein besonderes Kapitel. Denen könnte es ja 2009 mit der Freigabe des Marktes den Todesstoss versetzen. Aber grundsätzlich sind ist Gesundheitswesen relativ krisensicher. Stabile Nachfrage und keiner der Unternehmen und Leistungserbringer wird sich das Inflationsrisiko aufs Auge drücken lassen.

Ach ja: Und ein vergleichsweise hohes Qualifikationsniveau bzw. berufsständische Hürden schützen vor Billigkonkurrenz.

Nochmal zur NE: Die Erfahrung hilft nur bedingt. Freiberufliche Texter, Journalisten, Webdesigner, Internetberater und andere typischen Post-NE-Jobs - da wäre ich in dieser Lage nur ungern.

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"Wer nix daheirat und nix dairbt,
bleibt oam ois wia er schtiabt.

Sagt man bei uns in Bayern.

Ich erwähnte die drei Gruppen, weil es genau deren Vertreter sind, die heute mit dieser Idee vorstellig geworden sind. Geld zusammenlegen, fetten Hebel borgen, dicke Immobilien kaufen, den Mieter abbezahlen lassen und hoffen, dass die Inflation nicht recht viel grösser ist als die Mietsteigerung, mit der man die Tilgung finanziert. Und alle drei berufe haben sehr häufig gute Reserven. Natürlich nicht alle. Aber doch viele.

Dass ich die Idee für wenig klug halte, steht auf einem anderen Blatt.

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Da wäre die Idee, was größeres zu kaufen und selber richtig in Schuss zu bringen, schon klüger.

Auf Mieter würde ich mich eher nicht verlassen

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Da fehlt denen aber allen die nötige Kompetenz.

Abgesehen davon gibt es nichts, was einem Preisstabilität in 1a-Lagen garantiert, denn diese Krise trifft zuerst mal die Besserverdienenden. Lass in München mal die HRE eindampfen, die Unicredit sparen und Burda Schnitte machen - schon in der NE bekamen daraufhin die Toplagen Verwertungsdellen.

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Was auch kommen wird, ist die Unsicherheit, die dazu führt, dass selbst die Besserverdienenden nicht umziehen und sich immobilienmässig verändern. Das konnte man im "Mittelstand" schon länger beobachten.

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München ist (im deutschen Vergleich, nicht international) auch überteuert, was Immobilien betrifft.

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Wie man es nimmt: Ich würde einiges drum geben, in diesen Zeiten in München sein zu können, statt in Budapest, Moskau oder anderen schwer getroffenen Regionen. Insofern, wenn man die Sicherheit miteinrechnet, passt es wieder.

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Das ist doch irgendwie ein Blankoscheck. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei den Milliardensegen eine transparente Dokumentation und Berichterstattung gibt. Hat auch keine Partei vor der Bundestagswahl ein Interesse dran.

Für mich klingt das alles ziemlich hilflos.

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Garantien erstmal
was die dann wert sind, wird man sehen

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Niedrigere Finanzflüsterei. Man braucht Idioten, die in den Fahrstuhl nach unten einsteigen.

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Schweizer Franken fällt schon
Das Valium wirkt... aber nicht lange

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Nanu? Gegenüber dem Euro gewinnt der Franken gerade 1,5%.

Dollar steigt. Bis zu den Verbraucherzahlen. Rezession lässt grüssen.

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100 Euro kosten gerade 2 Franken mehr als am Freitag abend... 1.5324

Euro auch leicht im plus gegenüber Dollar

(oder beziehst du dich noch auf Freitag, da ist der Franken heftig gestiegen)

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Ah, ok, ich hatte noch die alten Daten.

Morgen dann der Dead Cat Bounce.

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Ja, wird erst mal raufgehen... bei hoher Volatilität kann man mit guten Nerven richtig gut verdienen.

Außerbörslich gehts schon radikal rauf, gerade Bankentitel...

Ich prophezeie mal +8% beim DAX, aber nicht, dass das am Abend noch gilt

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Angesichts einer gewissen Erwerbung ist für mich ohnehin eher der Kurs Chfr vs. GBP spannend.

Ein insolventer Staat mit vier insolventen Banken. Die Insel hat es wirklich schwer.

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Unter der Voraussetzung, dass sich nicht alles komplett auf den Kopf stellen wird, halte ich folgende Überlegung für richtig: Wenn wir uns den Verlauf des DAX anschauen, dann fällt auf, dass es seit Mitte der 80er Steigerungen gegeben hat, die in Bezug auf real vorhandene Entwicklungen nicht zu rechtfertigen sind. (Beachte: Die Skala auf dem Bild ist halb-logarithmish! Doppelt so viel Abstynd auf der Höhenachse bedeutet 10-mal soviel Wert!)
Eine sinnvolle Korrektur würde also bedeuten, dass wir auf einem Wert landen, der irgendwo dort ist, wo wir um 1985...1990 waren. Zusammen mit der Überlegung, dass unser Leben gegen Ende der 80er nicht schlecht war, glaube ich nicht an die Apokalypse.

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Ich würde den DAX nicht als Indikator nehmen. Realwirtschaft wie Hart IV bildet er nicht ab, aber wir müssen uns damit auseinandersetzen. Wenn es wieder wie in den 80ern werden sollte, würde ich auch nicht jammern, aber das Problem sind die gesellschaftlichen Verwerfungen, vor denen wir stehen. Mit etwas Pech wird das hier zum grossen Raubzug gegen den Staat.

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Geht doch schon los. Die Linke fordert, dass neben dem Milliardenzusagen für die Banken auch Hartz IV und Rentner was von abkommen. Und ein "Konjunkturprogramm" soll es auch geben. Wenn da so locker mit den Milliardengrössen jongliert wird, schwindet jegliches reales Verhältnis zu den Summen. "und auf 10 Milliarden kommts auch nicht mehr drauf an...". Ausgeglichener Haushalt, Generationenvertrag, Zukunftsinvestitionen, Bürokratieabbau - alles Themen aus einer anderen Zeit.

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Wird Don ?

Ist es doch schon längst. Schaue man sich doch nur mal alleine den sg. Subventionsdschungel an. Ohne diese aus Steuermittel finanzierten Geldern würden locker aus der hohlen Hand geschätzt etlichen DAX Konzernen mal 20 bis 30 % Umsatz nebst anderem fehlen.

Jetzt werden halt die letzten Reserven rausgepresst weil zu einer radikalen offenen und ehrlichen Wende der Mut fehlt,

Und wenn dann endgültig nix mehr da ist wird der Knall um so grösser da wir, schätze ich mal, auf dem weg dahin erst mal alles plätten was "schwächer" ist als wir...

Ich weis auch nicht wie das weitergehen soll aber schön wird es nicht...

Have fun
Otaku

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Pawlov rulez
In der Krise macht die bis dahin inexistente unsichtbare Hand doch sich bemerkbar: Sie dreht Steine um, unter denen Unschönes zum Vorschein kommt, etwa die Unterscheidung von arisch-schaffendem und jüdisch-raffendem Kapital.

Doch nicht nur Rassenrassisten, auch Wohlstandsrassisten fühlen sich krisenbedingt entlastet vom Schweigedruck. Die unsichtbare Hand läutet das Glöckchen: "Mit etwas Pech wird das hier zum grossen Raubzug gegen den Staat", und das Hündchen speichelt: "Geht doch schon los. Die Linke fordert, dass neben dem Milliardenzusagen für die Banken auch Hartz IV und Rentner was von abkommen."

Typisch links, mal wieder nicht zu sehen, dass die Armen den Gürtel enger schnallen sollen, weil die ja darin Übung haben. Schon vor der Krise war für so etwas "kein Geld" da, und jetzt, wo Geld für anderes da ist, ist es logischerweise erst recht nicht da, weil ja gerade verausgabt für anderes.

Der Hartz 4-Empfänger ist es, der in der Billionen-Krise kritisiert werden muß, da ihm, wenn er statt 351 Euro nun 400 Euro fordert, ins Stammbuch zu schreiben ist, dass ihm "jegliches reales Verhältnis zu den Summen schwindet" – sagt strappato, der zwar kein Hartz 4-Kritiker, aber doch immerhin ein Hartz 4-Empfänger-Kritiker ist.

Ich kann schon garnicht mehr sagen, was mir da schwindet.

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Mag sein, dass die Hartz IV-Sätze erhöht werden müssen. Bei einer Wirtschaftskrise werden in Deutschland eher mehr als weniger davon leben müssen. Ich kritisiere die Masslosigkeit. In der Form von "Messen". Das Risiko ist, dass sich ein "ist der Ruf erst runiert, lebt's sich unbeschwert" durchsetzt. Milliarde hier Milliarde dort. Es wird schwer z.B. den Bremer Bürgern zu erklären, dass sie wegen 15 Milliarden Landesschulden auf Leistungen der Kommune verzichten sollen, weil der Bund das Land nicht entschulden will, aber Bürgschaften und Mittel in mehrfacher Höhe den Banken zur Verfügung gestellt werden.

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Die Gelder, die jetzt den Banken zur Verfügung gestellt werden, reichen aus, alle Verschuldungsprobleme der Entwicklungsgelder auf einen Schlag zu lösen. Dafür wären sie nie aufgewandt worden, und werden nie aufgewandt werden, aber für eine Krise der Banken, die durch Zockereien verursacht wurde.

Die Bevölkerung Nordamerikas, Europas, Russlands, Japans ist die neue Herrenrasse, Afrika darf verrecken, die überflüssigen Esser müssen sterben, aber die HartzIVer lernen, den Gürtel enger zu schnallen.


Es ist noch nicht sicher, dass nicht in einer gar nicht so fernen Zukunft die Bedürftigen sich das, was sie brauchen, einfach holen werden.

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@ noergler und alle anderen, die es interessiert: Heute Abend, 19.30 Uhr, sendet das Deutschlandradio in der Reihe "Zeitfragen" das Feature "Was man zum Leben braucht" Wie Armut in Deutschland wahrgenommen wird von Andreas Ulrich und Joachim Schulte.

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Danke für den Typ, liebe Arboretum!

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"3. Reich": Wir waren alle Widerstandskämpfer.

Finanzdesaster: Wir waren alle schon immer für Regulierung.

Riot in the streets: Wir waren alle schon immer engagiert gegen Armut. Wenn Sie daher bitte den Nachbarn da drüben an die Laterne hängen möchten, diese Reichensau, der war doch immer für die Umverteilung nach oben, und schauen Sie, im Grunde genommen bin ich doch selber arm ...

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Nöggi, wäre das hier nicht eine Diskussion für Dich?

http://www.bissige-liberale.com/2008/10/12/witzige-beobachtung/#comment-36478

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@strappato:
Wessen Maßlosigkeit? Mit der Tatsache, dass so ein Milliardenhilfspaket für den ach so notleidenden Bankensektor auch bei anderen Bedürftigen Begehrlichkeiten weckt, wird man wohl leben müssen.

Und ob man in Düsseldorf, das sich ständig wegen seines ausgeglichenen Stadthaushalts feiert, so viel großzügiger ist mit sozialen Zuwendungen als in Bremen, das würde mich ehrlich gesagt ziemlich wundern. Gerade von "reichen" Kommunen kann man das Sparen lernen, wie Du in unserer millionärsträchtigen Verbundgemeinde auch immer wieder schön sehen kannst.

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Ich finde es ganz erstaunlich, dass es keine Proteste gegen diese Pakete gibt. Zumal die Eigenkapitalspritzen für Banken eigentlich einen Wipe Out für die Aktionäre zur Folge haben müssten.

Man kann aber nur hoffen, dass es nicht so weit kommt. Ich fürchte, mit Banken wie die der Briten und deren versteckte Giftpakete kann man auch ganz schnell mal einen Staat ruinieren. Der Staat müsste dringend dafür sorgen, dass er die Forderungen nicht 1:1 übernimmt, sonst hilft er, Phantasiezahlen aus dem Hype mit Realgeld zu finanzieren. Der Umstand, dass die deutschen Wackelkandidaten heute so nach oben schossen, gefällt mir gar nicht. Da rechnet offensichtlich keiner mit dem Entwerten der Aktien. Ich finde auch in den Medien nichts zu dieser Fragestellung. Nur die stinkenden Kackbratzen, die von einem "goldenen Montag" sprechen. Und ab Mittwoch, wenn die Daten zu den US-Konsumenten draussen sind, dann wieder über die Vernichtung von hunderten von Milliarden winseln, weil die Kurse wieder den Fundamentaldaten angepasst werden.

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Am ganzen Wochenende
keine einzige Aussage z. B. zu credit default swaps? In Bezug darauf sind alle beschlossenen Maßnahmen doch nur Kosmetik. In meinen Augen sind diese Vehikel DAS Damokles-Schwert, das bei der nächsten nennenswerten Schieflage im Bankensektor runterkommen kann. Darüber ist (wahrscheinlich auf Anweisung) in der Presse so gut wie nichts zu lesen.

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doch, doch ... Startseite FTD.de zum Beispiel:

Finanzbranche droht neuer Milliardenschock
-> http://snipr.com/4b9ii [www_ftd_de]

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Wenn die Banken nicht platzen, platzen auch die CDS nicht, oder nur begrenzt. Das ist wohl die Hoffnung, die da mitschwingt. Morgan Stanley würde alles wieder an den Abgrund bringen.

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deohersteller
werdet deohersteller.
deo wird gebraucht und verbraucht.
verbrauchsgüter sind gut.
werdet also deohersteller. es stinkt!

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